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𝑆𝑒𝑐ℎ𝑠𝑢𝑛𝑑𝑧𝑤𝑎𝑛𝑧𝑖𝑔




„Wie meinst du das? Ade kommt?"

Marie sah noch erschrockener aus als ich. Ihre Wangen glühten, was ja eigentlich ein Zeichen von Pein ist. Doch bei Marie war es ein Zeichen von Angst. Während allen anderen das Blut zu Eis gefror, wurde ihres kochend heiß. Abgelenkt von dieser lustigen Tatsache muss ich schmunzeln.

„Das ist nicht lustig Pia!", protestierte Luna.

„Ich lache doch nicht deswegen", antwortete ich beschämt.

„Was machen wir jetzt?" Marie und Luna waren beide am Türrahmen nach unten auf den Boden gesunken, und sahen mich jetzt von unten erwartungsvoll an. Vermutlich dachten sie, ich hätte einen Plan, da ich mich ja auch schon über die Nachricht lustig gemacht hatte.

„Ähm... nichts?", war vielleicht nicht die beste Antwort, aber auf jeden Fall die ehrlichste. „Können wir nicht einfach abwarten?"

„Das sagst gerade du." Luna verdrehte die Augen. „Du bist doch ausgerastet, weil du nicht hier bleiben wolltest."
Das stimmte. Und ich wollte noch immer nicht gerne hier sein. Aber wir hatten keine andere Wahl.

„Einen Tag werden wir es noch aushalten. Danach ist doch alles entschieden. Entweder dreht sich alles zum Positiven oder zum Negativen. Wir können sowieso nicht mitreden", sagte ich und atmete aus.

„Und das war's dann? Wenn Ade uns zum Tode verurteilt, geben wir auf?"

Warum verstanden sie nicht, dass ich wenigstens einmal kurz meine Ruhe haben wollte. Natürlich mussten wir etwas tun, aber hatte das nicht noch ein paar Stunden Zeit? Ich wollte erst schlafen, und dann planen. Und warum musste unbedingt ich die Antworten geben? Ich kannte mich doch noch viel schlechter in der Politik und den Angelegenheiten der Reiche aus als sie.

„Na gut Pia. Wir geben dir zwei Stunden. Dann kommen wir wieder und unterhalten uns."

Luna stand auf, nickte Marie zu und verschwand nach unten.

Toll! Sie hatte sicher schon wieder meine Gedanken gelesen. Langsam musste ich echt mal etwas dagegen tun. Wahrscheinlich hatten es auch schon ganz andere Leute getan, die mich nicht im Nachhinein darauf angesprochen hatten. Und diese Menschen wussten jetzt Dinge über mich, die ich nie preisgegeben hätte...

Marie sah mich mit einem Blick an, den ich nicht deuten konnte. War es Mitgefühl? Oder Missachtung?

„Was ist los?", fragte ich sie deshalb und ließ mich auch auf den Boden plumpsen.

„Ich fühle mich so sehr", gab sie zu. „Ich hatte genau einen Tag mit meiner Energie, dann hat Ade sie mir wieder weggenommen."

Schnell nahm ich Maries Hand. Es war das erste Mal, dass sie mit jemandem über ihre fehlende Energie sprach, und ich freute mich sehr, dass ich diejenige war.

„Ich war so glücklich, dass ich endlich hinter das Geheimnis gekommen bin. Luna hatte mir alles erzählt und ich war wild entschlossen gewesen, die Reiche zu retten. Mit der Energie hatte ich mich endlich vollständig gefühlt. Und dann war sie auch schon wieder weg." Sie stoß einen Seufzer aus.

„Das tut mir so leid für dich. Ich würde dir was von meiner Energie abgeben, wenn ich könnte."

Marie wischte sich eine kleine Träne aus dem rechten Auge. „Das weiß ich doch, aber selbst wenn du es könntest, würde ich das Geschenk nicht annehmen."

„Wie fühlst du dich ohne die Energie? Anders als früher?"

„Nein, ich fühle mich genau wie früher. Einen Tag lang, gab es ein neues Gefühl in mir drinnen. Ich habe die Energie pulsieren gefühlt und habe sie durch meinen Körper lenken können. Jetzt ist dieses Gefühl wieder weg, und ich vermisse es so sehr." Marie weinte leise. Sie hatte die Gabe, weinen zu können, ohne zu schluchzen. Etwas, worauf ich sehr neidisch war. Wenn ich weinte, würde das auch die letzte Person in einem Umkreis von 50 Metern mitbekommen. Bei Marie merkte man es nicht mal, wenn man direkt neben ihr stand.

„Hast du gesehen, wie Ade dir die Energie abgenommen hat?"

„Nein ich ... Die Reforten haben mich betäubt, so dass ich nichts sehen, und meinen Körper nicht spüren konnte. Aber die Energie, die habe ich gespürt. Sie hat mich beruhigt, als ich vor Panik fast durchgedreht bin und ich habe mich an ihrem pulsierenden Rhythmus orientiert, wie viel Zeit vergangen ist. Ungefähr zehn Minuten hat es gedauert, bis etwas passiert ist. Etwas hat die Energie bewegt, und wollte sie aus mir herausziehen. Ich habe an ihr festgehalten und gezogen, aber die andere Seite war stärker. Irgendwann hat meine Kraft nachgelassen, und meine Energie ist mir entgleitet. Es war schrecklich. Plötzlich war ich ganz alleine in der Dunkelheit. Niemand war da, um mich zu beruhigen."

Das alles jetzt zu hören, tat sogar mir weh. Ich verstand ihre Worte nur zu gut. Wenn ich nur daran dachte, meine Energie wieder abgeben zu müssen, drehte sich mir der Magen um. Sie war jetzt ein Teil von mir, und ich könnte niemals wieder auf sie verzichten.
„Wie gesagt, es tut mir leid Marie. Es hätte mich treffen sollen", sagte ich geknickt.

„Sag so was nicht! Ich wünsche wirklich niemandem seine Energie zu verlieren. Es ist gut, dass es mich getroffen hat." Darauf erwiderte ich nichts mehr. Marie und ich waren keine Kinder mehr. Jetzt das „Nein mich, nein mich-Spiel" anzufangen, hätte auch nichts gebracht. Marie hatte ihre Energie verloren, ich nicht. Das konnte man jetzt nicht mehr ändern.

„Darf ich mir dein Inneres ansehen?", fragte ich nach einer kurzen Gesprächspause. „Ich will nur sehen, ob es Anzeichen dafür gibt, wo die Energie mal gewesen war."

Erst überlegte Marie kurz, doch dann nickte sie. „Klar."

Ich schloss die Augen und konzentrierte mich auf die Energie in meinen Knien. Ich nahm sie mit mir aus meinem Körper hinaus und steuerte auf die Wand vor uns zu. Diese Wand musste Maries Körper sein. Schon jetzt war ich mächtig stolz auf mich. Es war das erste Mal, dass ich ohne Anweisung etwas mit meiner Energie machte. Obwohl ich selber nicht wusste, was ich vorhatte, fühlte ich mich sicher im Umgang mit der Energie.

Ich wollte nun durch Maries Wand hindurchgehen, doch sie ließ mich abprallen. Wenn Marie keine Energie hatte, warum konnte sie sich dann einen Schutzwall bauen?

Eigentlich war das ja etwas Gutes, denn so konnten keine Eindringlinge ihre Gedanken belauschen, so wie Luna es immer bei mir tat, aber andererseits musste auch ich meine Expedition jetzt abbrechen. Maries Körper war für alle verschlossen. Keiner würde ihr helfen können, denn niemand konnte nachsehen, was sie hatte.

Wiederwillig öffnete ich meine Augen. Zuerst blickte ich zu Boden, doch dann sah ich auf. Marie sah mich mit großen Augen an.
„Und?", fragte sie atemlos.

„Ich ... ich komme nicht rein. Du hast deinen Körper mit einer riesigen Mauer umschlossen."

„Das kann nicht sein. Ich habe doch keine Energie, wie hätte ich einen Schutzwall bauen können?"

Auch wenn das, was sie sagte, Sinn ergab, verstand ich es nicht. Sie musste vorher irgendwie die Energie dazu benutzt haben, eine Wand zu bauen. Und diese konnte die jetzt nicht mehr auflösen, da ihr die restliche Energie fehlte. Ergab das Sinn? Oder hatte ich keine Ahnung von Schutzschilden?

Apropos Schutzschild! Ich musste mir vor dem einschlafen auf jeden Fall noch ein Schutzschild bauen, dann würde Luna nicht in meine Gedanken kommen können!
„Es tut mir leid Marie, ich kann nichts für dich tun."

„Schon ok." Marie drückte meine Hand etwas fester. „Aber das heißt auch, dass bei Untersuchungen nichts für mich getan werden kann", zählte sie eins und eins zusammen und sah mich erschrocken an.
„Ich fürchte ja."

Traurig erhob sie sich, und machte sich wieder auf den Weg in ihr Zimmer.
„Verstehe. Das bedeutet, ich werde nie wissen, wie ich meine Energie zurückbekommen kann."

„Doch natürlich. Wir reden nachher mit Sverre. Und er redet morgen mit Ade. Sie muss dir deine Energie einfach zurückgeben." Hilflos sah ich meiner besten Freundin hinterher.
„Nein Pia, dass muss sie nicht!", brüllte Marie plötzlich. Erschrocken fuhr ich zusammen. Ich hatte Marie noch nie so wütend erlebt. Eben noch konnte sie vor Trauer um ihre Energie kaum Laufen, doch jetzt ballten sich ihre Hände zu Fäusten.

„Diese Frau hat mich einfach so gefangen genommen, mich betäubt und mir meine Energie geraubt. Ohne mich zu kennen. Ohne zu wissen, wer ich bin und für was ich versucht habe zu kämpfen. Nur, weil ich eine Auserwählte bin. Sie wird mir die Energie niemals zurückgeben. Eher würde sie sterben. Du kannst froh sein, wenn das morgen keine Falle ist, und sie dich in Ruhe lässt."

„Du meinst, sie kommt morgen vielleicht nur ins Tagreich um mich zu holen?"

Jetzt lachte Marie böse. Wieder ein neuer Ausdruck auf ihrem Gesicht, der mir nicht gefiel. Marie hatte schon immer total schlimme Stimmungsschwankungen gehabt. Nach jeden Ferien wollte sie unbedingt neue Freunde finden und erzählte mir stundenlang davon, wie sie es anstellen wollte. Nach dem ersten Schultag freute sie sich dann aber wieder darüber, alleine zu sein. Dann hatte jemand sich mit ihr treffen wollen und sie strahlte vor Freude. Wenig später sagte sie ab, weil sie ja niemanden brauchte.

Doch diesen Ausdruck, diese Stimmung hatte Marie noch nie. Über den Scherz, dass sie in ihrem pinken Zimmer vielleicht verrückt wurde, konnte ich plötzlich gar nicht mehr lachen.

Mit ihrem jetzigen Gesichtsausdruck konnte Marie bereits als verrückt abgestempelt werden. Ihre Augen flackerten bedrohlich und das Lächeln wirkte düsterer als das der Grinsekatze aus Alice im Wunderland.

„Ja Pia, vielleicht bekommst du morgen auch deine Energie entzogen. Und weißt du was? Dann hat Ade bereits die Macht von zwei Auserwählten geklaut. Laut dieser Prophezeiung bleiben also nur noch sechs." Ich wollte sie nicht unterbrechen, aber um ehrlich zu sein, hatte ich keine Ahnung, von was für einer Prophezeiung sie da redete. Davon hatten mir die anderen noch nichts erzählt.

„Dann wird Ade nach den sechs verbliebenen Auserwählten suchen. Und nach und nach wird sie alle finden. Mit dieser Macht kann sie das Nachtreich noch vergrößern. Sie kann endlich sowohl das Tagreich, als auch die Erde für immer verlassen und diese ihrem Schicksal ausliefern. Während Sverre der Erde helfen möchte, will Ade nur das Beste für sich."

Mit dieser Theorie drehte sie sich um, und schlug die Tür zu, die unsere Zimmer voneinander trennte. Ich hörte, wie sich der Schlüssel umdrehte. Ich vernahm noch ein leises: „Gute Nacht!", dann wurde es mucksmäuschenstill.

Gedankenversunken schloss ich auch die Eingangstür meines Zimmers und legte mich auf das Bett.

Was, wenn Marie recht hatte? Ich wusste so wenig über diese Ade. Ich hatte sie noch nie gesehen, aber aus den Erzählungen der anderen passte dieses Bild zu ihr.

Aber Sverre würde doch nie zulassen, dass Ade mich mit sich schleppte, oder? Er hatte gesagt, dass er Marie und mich untersuchen würde, um etwas über die Auserwählten herauszufinden. Was hatte es für einen Sinn, mich dann doch einfach wegzuschicken?

Kurz vor dem Einschlafen fiel mir zum Glück noch auf, das ich einen Schutzwall errichten - oder es zumindest probieren - wollte.

Also suchte ich wieder die Energie in meinen Knien, zog sie an den Rand meines Körpers und baute sie dort zu einer Wand auf. Doch diese brach immer wieder in sich zusammen. Wie machten die Natesim das bloß?


„Was tust du da Pia?"

„Luna!", schrie ich in Gedanken. Warum legte sie es immer darauf an, mich zu erschrecken?
Sie lachte nur. „Also, was machst du?"

„Ich errichte einen Schutzwall", antwortete ich stolz.

„Mit deiner Energie?", fragte sie belustigt. Als ich das merkte, hielt ich Inne.
„Ja, mit was sonst?"

„Nur mit deinen Gedanken. Die Energie musst du ja auch benutzten können, solange du die Wand aufgebaut hast."
Jetzt ergab es wenigstens einen Sinn, warum Marie diese Wand hatte, obwohl die Energie weg war. Wie sie den Schutz aufgebaut hatte, blieb mir trotzdem ein Rätsel.

„Du hast versucht, in Marie einzudringen?"
„Ja."

„Maries Wand ist undurchdringbar. Selbst Sverre hat es nicht geschafft, sie zu durchbrechen."
„Moment? Ihr habt sie bereits getestet?" Warum hatte Marie das denn nicht gesagt?

„Sie weiß nichts davon."

„Das heißt, ihr habt es ohne ihr Einverständnis versucht?"

„Naja, Marie hat den Tests zugestimmt."

„Aber doch nicht so!" Ich war sofort am Überlegen aufzustehen und Marie zu wecken.
„Nein, tu das nicht! Wir haben es doch längst schon aufgegeben."

„Na und? Man spielt nicht einfach so mit einem Menschen!"

„Bitte Pia! Dann sag ich dir auch, wie du deine Wand errichten kannst. Marie und du, ihr könnt beide in Ruhe gelassen werden, wenn du ihr nichts davon erzählst."

Ich schluckte. Eigentlich war das ja Erpressung, aber ich wusste, das in Maries Zustand so ein Geständnis sowieso nicht hilfreich wäre. Außerdem könnte ich endlich wissen, wie ich Luna, diesen nervigen Kakadu, endlich los werden konnte.

„Warum denn ein Kakadu?" Sie lachte. „Seit wann können Kakadus deine Gedanken lesen?"

„Ist mir gerade so eingefallen. Spielt auch keine Rolle, was für ein Tier du bist. Die Tatsache ist: Du nervst! Was ist jetzt mit meinem Schutzwall?"

„Denk einfach an eine Mauer. An den kalten Stein und den staubigen Geruch. Dann hast du's. Wir sehen uns in anderthalb Stunden. Bis dann!"

„Luna, warte!"

Und schon war sie weg. Ganz tolle Hilfe!


Trotzdem konzentriere ich mich auf die Mauer und konnte langsam fühlen, wie sie um meinen Körper herum Gestalt annahm.

Zufrieden schloss ich endlich die Augen. In einer Stunde und dreißig Minuten sollte ich schon wieder aufstehen, da musste ich so viel Schlaf in mich aufsaugen, wie ich konnte.


꧁꧂


Es klopfte. Nein!

Es klopfte wieder. Ich kämpfte mich aus meinem weichen, kuscheligen Bett und ging zur Tür. Das Klopfen wurde energischer.

Vor der Tür standen Luna und Mrs. Madera mit drei großen Säcken. Erst beim näheren Betrachten fiel mir auf, dass es Kleiderschutzhüllen waren.

„Was wollt ihr denn damit?", fragte ich gespannt.

„Du musst bei Ades Besuch angemessen gekleidet sein", klärte mich die ältere Dame auf.

„Aha. Und warum? Wir laufen die ganze Zeit in Sverres Palast herum, und niemand schert sich um unser Aussehen."

„Ja, aber bei Ade ist es etwas anderes. Sie besteht auf ordentliche Kleidung, sonst unterhält sie sich nicht mit uns."

„Klingt ja sehr sympathisch", lachte ich trocken.

Schnell stellte ich mir Ade als Katze vor, die sich putzte und Dreck mied, um ja nicht schmutzig zu werden.

Luna seufzte. „Ich weiß, was du denkst."

Mist, diese doofe Mauer hatte sich anscheinend in Luft aufgelöst.

Jetzt lachte Luna. „Keine Sorge, die Mauer ist noch da. Aber ich weiß auch so, was du denkst. Ade ist etwas speziell. Sie war schon immer reich, und versteht die Probleme armer Leute nicht. Dreck ist für sie die reinste Qual."

„Aber warum ist so jemand eure Königin? Wer hat sie ausgewählt? Das Volk sicher nicht."

„Der alte König hat sie bestimmt. So läuft es immer. Wenn ein König stirbt, steht in seinem Testament, wer der nächste König oder die nächste Königin wird. Man darf aber niemanden aus der eigenen Familie auswählen, sodass man wirklich fair beurteilen kann, wer der Aufgabe gewachsen ist, und nicht einfach das Enkelkind bestimmt, was man aus Liebe krönen würde."

„Verstehe", sagte ich und ließ Liane und Luna eintreten. „Aber woher kannte dieser König Ade?"

„Sie war eine Freundin seiner Enkelin Kazumi. Sie hatten zusammen im Schloss Unterricht. Wie schon gesagt, war Ade schon immer reich. Das lag daran, dass auch ihre Familie dem Adel angehörte."

„Wie kam der Adel denn zustande?" Plötzlich hatte ich viele Fragen.
„Alle Familie der alten Könige werden zum Adel erklärt, demnach auch alle ihre Nachkommen. Das heißt, aus Ades Familie gab es bereits einen Herrscher."

„Ist das nicht unfair?"

„Ja, eigentlich schon. Aber so ist es nun einmal. Die Reichen bekommen den besten Unterricht, also die besten Vorbereitungen darauf, einmal König oder Königin zu werden."
„Und Ade war gut in der Schule?"

„Ja, sehr sogar. Sie verstand alles sofort und brachte den Stoff Kazumi bei. Der alte König sah, wie intelligent sie war, und erklärte sie zur Thronerbin."

„War Kazumi dann nicht neidisch? Also klar, konnte sie nicht ausgewählt werden, und das wusste sie auch, aber es muss doch deprimierend sein, wenn den Posten dann deine beste Freundin bekommt."

„Das Testament wird erst nach dem Tod verkündet. Ade als auch Kazumi wussten erst dann etwas davon. Doch Kazumi ist eine gute Seele. Ihr Name bedeutet nicht umsonst Kind des Friedens. Sie wusste, wie fleißig Ade auf den Posten hingearbeitet hatte, und freute sich mit ihr. Mittlerweile sind sie ein Paar."
„Wirklich?"

„Ja", sagte Luna ohne weiteres. Dann fing sie an, Tüllschichten aus den Kleidertüten hervorzuziehen.

„Wenn man zum König gekrönt wird, erwartet das Volk, das man so schnell wie möglich heiratet. Und keine Natesim kannte Ade so gut wie Kazumi. Außerdem wusste Ade, dass ihre Freundin ihr helfen konnte, da sie zusammen ausgebildet wurden."

„Also haben sie nicht aus Liebe geheiratet?"

„Doch schon. Das hat Kazumi aber erst erkannt, nachdem Ade ihr den Antrag gemacht hatte. Da war dann auch der letzte Funke ihrer Eifersucht verschwunden."

„Aber was, wenn sie dass dann nur gemacht hatte, um näher an der Krone zu sein?"

„Nein, das glaube ich nicht. So verliebt, wie sie immer aussehen."
„Ok. Und das Volk? Wie hat es auf diese Ehe reagiert?"

„Du meinst, weil sie beide Frauen sind?"

„Ja, auf der Erde wäre das sicher ein riesiges Problem."

„Natürlich gibt es immer Leute, die homophob eingestellt sind, aber der Großteil hat sich für sie gefreut. Auch wenn vieles im Nachtreich schief läuft, bei uns darf man lieben, wen man möchte."

„Schön."

„Mrs. Pia. Welches Kleid würden sie denn gerne tragen?", unterbrach Liane unser Gespräch.

Sie zog drei Kleider aus den Tüten. Eins für mich, eins für Marie, eins für Pia, erklärte ich mir selbst.

Das eine Kleid war grün, das andere blau, und das letzte schwarz.

Ohne ein einziges Mal zu blinzeln, entschied ich mich für das blaue. Blau war schon immer meine Lieblingsfarbe gewesen.

Außerdem war das Kleid einfach traumhaft. Der obere Teil war figurbetont und mit ganz vielen Glitzersteinen verziert, die an der Taille einen Gürtel formten. Unterhalb dessen fiel der dunkelblaue Stoff in vielen Schichten Tüll bis auf den Boden.

„Puh, Glück gehabt", sagte Luna daraufhin.
„Warum? Welches möchtest du denn?"

„Das schwarze. Aber ich lasse euch trotzdem zuerst wählen. Im Nachtreich haben wir schon so viele Feste mit wunderschönen Kleidern gefeiert, da macht es mir nichts aus, einmal kein schwarzes Kleid zu tragen. Marie hat erzählt, bei euch gibt es nicht so viele Anlässe."
„Nein, ehrlich gesagt nicht. Wir hatten einmal einen Ball an der Schule, aber das war's dann auch."

„Das tut mir leid für euch. Ballkleider sind einfach das Beste!"

Ich wusste nicht, ob ich ihr da zustimmen sollte. Bei meinem Ball in der Schule hätte ich mir das Kleid am liebsten vom Leib gerissen. Ich war ständig darüber gestolpert und außerdem war es so heiß unter den unzähligen Lagen Tüll gewesen, dass ich fast verbrannt wäre.

„Ich geh mal Marie wecken", entschuldigte ich mich, damit ich Luna nicht antworten musste.

„Gute Idee Pia", antwortete mir Mrs. Madera.

Schnell ging ich zu der Tür, die Maries Zimmer von meinem trennte, und drehte den Türknauf. Es war offen.

Lächelnd trat ich ein.
„Marie? Dich erwartet eine freudige Überraschung", sagte ich, mit einem Hauch Euphorie in der Stimme. Endlich schien mein Leben wieder bergauf zu gehen.  

Dann hielt ich inne. Die Decke auf Maries Bett war aufgeschlagen, doch es lag niemand darin. Marie war nicht da.


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Was denkt ihr? Ist Marie verschwunden, oder doch nur beim Frühstück. ;)

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