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Ich konnte nicht schlafen. Es ging einfach nicht. So sehr ich mich auch anstrengte, immer wieder wurde ich von meinen eigenen Gedanken geweckt.
Noch dazu kam das Klopfen in meinem Kopf, was sich jede Sekunde zu intensivieren schien. Es waren die Seelen der Natesim, die noch immer versuchten, sich mit mir zu verbinden, um von mir zu erfahren, wo ich war und was ich tat.
Anscheinend waren Kazumi und Sverre dazu übergegangen, Natesim speziell für diesen Job zu rekrutieren, denn ihre beiden Seelen spürte ich unter all den Anwesenden nicht.
Auch sonst kam mir keine bekannt vor. Wahrscheinlich schliefen meine Verbündeten, mit denen ich näher Kontakt hatte, um diese Uhrzeit, um morgen mit den Forschungen weiterzumachen.
Ich seufzte. Wenn es nur jemanden gäbe, mit dem ich über all das hier reden könnte. Nicht nur über die wichtigen Informationen, sondern auch über meine inneren Sorgen. Meine Ängste. Meine Gefühle.
Aber die einzige Person, mit der ich so etwas früher immer geteilt hatte, war die Tochter meiner Erzeuger. Saphira und Moritz Soon. Zwei Personen, mit denen ich am liebsten nie wieder etwas zu tun haben wollte.
Oh Mann! Ich sollte wirklich aufhören, Marie dafür verantwortlich zu machen. Sie konnte für all meine Probleme wohl am wenigstens. Denn zumindest sie versuchte, für mich ein offenes Ohr zu haben.
Marie. Sehnsucht erfasste mich, als ich an meine Schwester dachte. Sie war mein ein und alles. Mein Grund, warum ich das hier überhaupt machte. Denn wenn die Feuerbändiger die Reiche überfallen würden, würde wahrscheinlich auch Marie etwas passieren. Oder schlimmer noch: Sie würde sterben.
Ich durfte meine beste Freundin einfach nicht verlieren. Ich würde alles dafür tun, dass sie für immer in Sicherheit war.
Vielleicht wäre es eine gute Idee zu versuchen, meine Seele mit ihr zu verbinden. Auch wenn ich sie dann wahrscheinlich weckte. Immerhin war es – ich sah auf die Uhr, die Jesper mir gestern noch ins Zimmer gestellt hatte – drei Uhr in der Nacht.
„Marie?" Ich hatte meine Stimme zu einem Flüstern gesenkt, obwohl es nun sowieso zu spät war, leise zu sein. Ich hatte sie bereits mit meinem Anklopfen an ihren Geist geweckt.
Maries Stimme überschlug sich fast, als sie mir antwortete: „Pia! Oh mein Gott! Wie geht es dir?"
„Ganz gut." Ich grinste leicht, als ich an meinen Abend zurückdachte. „Ich fühle mich gut."
„Okay?" Damit hatte Marie wohl nicht gerechnet. Durch unsere Verbindung starrte sie mich an. „Hat das mit Jesper zu tun?"
Mist. Da hatte sie mich aber schnell ertappt.
„Vielleicht", antwortete ich schwammig.
Jetzt grinste meine Schwester. „Na dann. Ich hoffe, du gibst mir zu einer anderen Zeit noch eine ausführlichere Auskunft. Aber gut, kommen wir zu wichtigeren Themen: Was hast du heute herausgefunden?"
„Vieles. Mal gucken, ob ich mich an alles erinnern kann ..." Schnell berichtete ich Marie von dem flammenden Herzen, dem Treffen mit unseren Verbündeten und dem Propagandafilm. Besonders bei letzterem wurden Maries Augen ganz groß.
„Oh je", stöhnte sie und ließ sich tiefer in ihr Kissen sinken. Ich teilte ihr meine Sicht durch die Verbindung nicht, doch sie ließ mich durch ihre Augen sehen. Deshalb wusste ich auch, dass sie in ihrem Bett im Palast des Nachtreichs lag.
„Wem sagst du das. Mir wurde beim Gucken so schlecht, dass wir mittendrin abgebrochen haben. Ich weiß noch nicht, ob ich mir das morgen wieder antun will."
„Es wäre aber wichtig."
„Ich weiß", seufzte ich. „Es ist nur so unbefriedigend, nichts dagegen tun zu können. Durch den Film verstehe ich sogar, warum die Feuerbändiger etwas gegen uns haben. Wenn dir seit deiner Geburt etwas eingetrichtert wird, kommst du wohl nicht so schnell von deinen Vorurteilen los. Ich glaube in Hinsicht auf sie, dass es gar nichts bringen wird, wenn wir die Welt retten. Die Bändiger werden nur noch wütender auf uns und fangen an, uns zu bekämpfen."
„Ja, wahrscheinlich." Marie überlegte. „Aber das kann uns nicht davon abhalten, Sanna und Mano zu befreien. Wir müssen uns erst um die Erde kümmern. Sollten wir dafür von einem Krieg mit den Bändigern bestraft werden, war es die Sache trotzdem wehrt."
„Schon, aber es ist trotzdem unfair. Wir retten die Menschen und werden dafür von den Bändigern abgeschlachtet."
Marie lächelte traurig. „Wohl wahr. Nichts im Leben ist fair."
Jetzt musste ich lachen. „Du klingst wie eine schlechte Poetin."
„Ey! Willst du etwa sagen, dass ich keine Poesie kann!"
Ich zuckte mit den Schultern. „Ich habe noch nie ein Gedicht von dir gelesen. Sicher wissen kann ich es also nicht."
Empört richtete sich Marie in ihrem Bett auf. „Wenn du jetzt hier bei mir wärst, würde ich mich bei dir rächen."
„Deine mickrigen Schläge tun mir sowieso nicht weh."
„Pah!" Marie holte tief Luft. „Pass bloß auf! Sobald du in meine Sichtweite kommst, werde ich es dir sowas von heimzahlen. Apropos: Weißt du jetzt, wann das so weit sein wird?"
„Du meinst, wann ich zurück ins Nachtreich komme?"
Marie nickte.
„Kann ich dir leider noch nicht sagen. Jesper und ich gehen morgen noch ein paar wichtige Programmpunkte ab und dann werden wir sehen. Wie kommt ihr denn gerade ohne mich voran?"
„Schleppend. Uns fehlen irgendwie die Ideen. Luna ist auch nicht auf der Höhe. Sie macht sich irgendwie selbst den Druck, so gut zu sein wie die Wissenschaftler. Deshalb kommt sie bei jeder Sitzung mit einer neuen, absurden Idee um die Ecke. Und wenn diese Mal wieder nicht funktioniert, ist sie enttäuscht."
„Verstehe. Vielleicht solltest du dich da an Lance wenden. Wenn er mit ihr redet, hört sie bestimmt auf ihn."
„Ich kann es ja mal versuchen. Aber Luna ist leider sehr stur. Ich glaube nicht, dass ihr Freund ihr all ihre Flausen aus dem Kopf zaubern kann."
Ich gähnte. Das war wohl mein Zeichen. Endlich hatte die Müdigkeit eingesetzt und hoffentlich würde ich die letzten Stunden der Nacht zum Durchschlafen nutzten können.
„Marie, ich glaube, ich lege mich wieder hin. War schön, mit dir zu quatschen."
„Die Ehre ist ganz meinerseits." Meine Schwester schenkte mir ein ehrliches Lächeln. „Melde dich, wann immer du willst."
„Kannst du mir noch etwas versprechen?"
„Klar."
„Könntest du versuchen, Sverre und Kazumi auszureden, die Natesim die ganze Zeit zu einer Seelenverbindung mit mir zu animieren? Ich bekomme auf die Dauer Kopfschmerzen, wenn sie so gegen mein Gehirn klopfen und ich glaube, dass ist für niemanden von Vorteilen. Denn wenn ich mit Schmerzen im Bett liege, kann ich auch nicht wieder zurück ins Nachreich kommen."
„Verstehe. Ich werde mich gleich darum kümmern." Marie stand aus dem Bett auf und schlüpfte in ihre flauschigen Pantoffeln.
„Du musst nicht sofort losgehen", protestierte ich. „Es reicht, wenn du morgen ..."
„Papperlapapp. Ich kann sowieso nicht gleich wieder einschlafen. Und wenn dich die Natesim nerven, ist es besser, sich sofort um sie zu kümmern, als dich weiterhin so leben zu lassen. Ich habe von vorne herein gesagt, dass das eine schlechte Idee ist, aber Sverre und Kazumi wollten ja nicht auf mich hören, jetzt werden sie selbst zu hören bekommen, was sie mit ihrem Plan anrichten."
Den ganzen Weg bis hin zu einem Raum, in welchem sich mehrere Natesim befanden, regte sich Marie bei mir auf. Erst noch über die Taktiken unserer Oberhäupter, doch schließlich auch über das Essen, was sie gestern zu Mittag hatte, und unsere Kampf-Lehrerin, die gestern kein gutes Wort an Marie verloren hatte.
Ich hörte mir alles kommentarlos an. Zumindest das war ich Marie schuldig. Wenn ich schon nicht bei ihr sein konnte, dann war ich immerhin so für sie da.
Nachdem sie den Natesim erklärt hatte, dass sie auf unbegrenzte Zeit Feierabend hatten, hatte Marie noch einen Zettel an die Tür gehängt, der verkündete, dass der Raum gesperrt war. So würde die neue Gruppe, die in ein paar Stunden gekommen wäre, um ihre Kollegen abzulösen, ebenfalls nicht mehr bei Pia anklopfen. Um den Rest würde sie sich morgen nach dem Aufstehen kümmern.
„Danke Marie."
„Kein Problem. Wenn es noch was gibt, wo du meine Hilfe brauchst, melde dich einfach."
„Werde ich. Bis morgen." Ich verabschiedete mich von ihrer Schwester und verließ die Seelenverbindung.
Eine angenehme Stille empfing mich, als die letzten Töne von meinem Gespräch mit Marie aus meinem Gehirn verschwanden.
Seit Tagen war es nicht mehr so friedlich gewesen.
Gemischt mit der Müdigkeit und der Tatsache, dass es gerade drei Uhr morgens war und die Welt um mich herum noch schlief, kuschelte ich mich in meine Decke ein und rollte mich zufrieden zur Seite.
Der Moment war irgendwie schön und ich hätte ihn gerne eingefangen und für immer aufbewahrt. Marie ging es gut, wir verstanden uns super und ich konnte noch immer auf sie zählen. Was gab es mehr, als eine Schwester, die auch noch deine beste Freundin war?
Ich lächelte, als ich in Gedanken an Marie einschlief. Auch wenn es sich oft so anfühlte, als sei ich ganz allein in der Welt, gab es zumindest eine Person, auf die ich mich immer verlassen konnte.
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Am nächsten Morgen hatte mich Jesper Gott sei Dank ausschlafen lassen. Obwohl ich nach meiner Unterhaltung mit Marie schnell eingeschlafen war, war es trotzdem eine kurze Nacht gewesen.
Erst hatten wir an diesem Morgen gefrühstückt, dann hatte ich wieder meine Perücke und mein Outfit angezogen. Nun waren wir seit circa zehn Minuten auf dem Weg zu Jespers Freundin Romy.
Eigentlich war der Plan ja gewesen, erst in die Bibliothek zu geben. Doch anscheinend hatte Romy Jesper gestern noch angerufen und gefragt, ob wir nicht zuerst bei ihr vorbeikommen wollten.
Jesper hatte sich dafür entschuldigt, doch für mich war das kein Problem. Es zeigte mir nur, dass Romy ebenso gespannt auf das Treffen war.
Gespannt war wahrscheinlich noch untertrieben. Ich für meinen Teil war warnsinnig aufgeregt. Jesper hatte es gestern so klingen lassen, als wären wir nicht nur hier, damit ich seine beste Freundin kennenlernen konnte. Sondern, als könnte sie mir auch helfen. Bei was auch immer.
„Wir sind jetzt gleich da", verkündete mir Jesper. „Und keine Angst. Romy ist etwas seltsam, aber nach einer Zeit wirst du sie lieben."
In dieser Sekunde klappt ein Fenster auf und eine winkende Hand erschien. „Jesper!", rief eine hohe Frauenstimme. Sie war viel zu enthusiastisch, als dass es für die Uhrzeit angemessen gewesen wäre. „Du bist da!"
Das Fenster klappte wieder zu und der junge Feuerbändiger neben mir fing an zu lachen. „Wenn man vom Teufel spricht."
„Ich finde sie jetzt schon super", beruhigte ich ihn. „Sie erinnert mich an Luna."
Luna Karoot war eine super Freundin. Wenn Romy auch nur halb so liebenswert war, konnte das Treffen gar nicht schlecht werden.
Die Tür zu ihrer Wohnung flog auf und die junge Feuerbändigerin kam auf dem Haus gelaufen. Sie umarmte Jesper stürmisch. „Ich habe dich so vermisst!"
Romy hatte kurze rote Haare und ganz viele Sommersprossen im Gesicht. Sie trug eine blaue Latzhose und keine Schuhe.
„Du musst Jespers Freundin sein!", sagte sie gut gelaunt und umarmte mich ebenso ungehalten. Ich wusste nicht, ob ich ihr widersprechen, oder fragen wollte, wie ihre Aussage gemeint war. Am besten sprach ich es gar nicht an.
Mir war bewusst, dass Romy auf offener Straße nicht meinen realen Namen verwenden durfte. Eine für die Bändiger unbekannte Pia würde zu viele Fragen aufwerfen. Deshalb beließ ich es bei einem: „Ich freue mich sehr, dich kennenzulernen."
„Oh, du siehst ja so toll aus!", sagte sie, während ihre Augen meinen ganzen Körper in Augenschein nahmen.
„Danke, ich habe mal einen neuen Klamottenstyle ausprobiert." Das war wenigstens nicht ganz gelogen. Die feuerfeste Kleidung fühlte sich wie eine merkwürdige Panzerung an. Ich wusste, dass sie mich beschützen würde, doch wohl fühlte ich mich dadurch nicht. Jede Sekunde, die meine Haut an dem kalten Material lag, wurde ich nur wieder daran erinnert, dass ich in der Feuerstadt eine wandelnde Zielscheibe war.
„Lass uns lieber reingehen", schlug Jesper vor und deutete auf das Haus. „Ich habe Durst."
Das schien wohl ein Code zu sein für: Dort können wir ungestörter reden.
Romy verstand und sie zog mich an ihrem Arm mit. „Komm, komm!"
Sobald die Tür hinter uns ins Schloss gefallen war, atmete ich erleichtert aus. Auch wenn ich hier immer noch in einer Feuerbändiger-Stadt war, im Haus einer Verbündeten fühlte ich mich immerhin nicht allzeit beobachtete. Auf offener Straße hatte ich immer das Gefühl, dass gleich jemand aus dem Nichts angeschossen kam und mich verhaftete. Oder tötete.
„Willst du wirklich etwas trinken?", fragte Romy Jesper, sobald die Tür hinter uns ins Schloss gefallen war.
Dieser nickte. „Klar, immer her damit."
„Du auch?"
Ich lächelte. „Gerne."
„Hast du dich gut hier eingelebt, Pia?", fragte die junge Feuerbändigerin, während sie uns Wasser aus einer Glasflasche einschenkte.
„Ja, mehr oder weniger. Es ist nicht sonderlich identitätsfördernd, wenn man die ganze Zeit so tun muss, als sei man jemand anderes.
„Verstehe. Aber du schlägst dich gut. Auf den ersten Blick erkennt man auf jeden Fall nicht, dass du eine Auserwählte bist."
„Danke."
„Hat Jesper dir schon gesagt, warum ich dich sehen wollte?" Romy hielt mir das volle Wasserglas hin.
„Danke", sagte ich abermals. „Nein, hat er noch nicht."
Schuldbewusst grinste Jesper. „Ich wollte ihr Gesicht sehen, wenn du es ihr zeigst."
„Verstehe." Auch Romy lächelte wissend.
Jetzt wurde es mir zu doof. Wie toll konnte das Geheimnis denn sein, dass sie so über meine Unwissenheit herzogen?
„Wollt ihr mich endlich einweihen?"
„Klar." Romy schloss kurz die Augen, im nächsten Moment erschienen ein paar dunkle Flügel auf ihrem Rücken. Die Energie wirbelte über ihren Körper, bis hin zu mir.
„Du bist eine Natesim!", rief ich staunend. „Aber was machst du dann hier?"
„Fast richtig. Aber eigentlich bin ich nur zur Hälfte Natesim. Meine Mutter war eine ..." Abermals ging sie in sich und auf ihren Flügeln begannen kleine Flammen zu tanzen.
„Eine Feuerbändigerin", flüsterte ich atemlos.
Konnte das wirklich wahr sein? Schon bei Jacob William war es mir komisch vorgekommen, dass nie jemand die seltene Gabe erwähnt hatte, die entstand, wenn Natesim und Bändiger ein Kind bekamen. Doch dass es sogar zwei Mal vorgekommen war, ohne, dass Ade und Kazumi davon mitbekommen hatten, war unvorstellbar.
„Wissen die Natesim von dir?", fragte ich gespannt.
Romy schüttelte den Kopf. „Mein Vater hat seinen Tod vorgetäuscht, um mit meiner Mutter zusammenzukommen. Aber auch die Bändiger wissen nicht, dass ich existiere. Mein Vater verlässt nur mit gefärbten Kontaktlinsen das Haus."
„Warum hast du die schwarzen Augen der Natesim nicht vererbt bekommen?"
Da ihre Flügel eben schwarz gewesen waren, musste ihr Vater von der Seite des Mondes abstammen.
Romy grinste, während sie in ihr Auge fasste und eine Kontaktlinse hervorkam. Während ihr linkes Auge in einem freundlichen braun leuchtete, kam nun das stechende Schwarz auf der rechten Seite hervor.
„Verstehe." Ich überlegte. „Aber warum war das bei Jacob William nicht so? Seine Mutter kam doch aus dem Tagreich."
Jesper räusperte sich. „Ebenfalls Kontaktlinsen. Mein Vater hat sie quasi nie herausgenommen."
„Wenn niemand von dieser Vereinigung wissen durfte, wie hast du dich dann Jesper zu erkennen gegeben?", fragte ich Romy. „Woher wusstest du, dass er auf deiner Seite war?"
„Zum einen hat sich Jacob William vor einigen Wochen den Feuerbändigern als Hybrid präsentiert. – So sollen wir laut ihm heißen. Hybrid. Weil wir beide Gaben in uns tragen. Danach wusste ich, dass ich nicht allein war. Außerdem habe ich durch Zufall herausgefunden, dass Jesper beim Widerstand arbeitet. Er war gerade für kurze Zeit aus Warschau zurückgekehrt und wir hatten einen schönen Nachmittag zusammen verbracht. Irgendwann meinte er, dass er noch wo hinmusste, und deshalb ging er." Romy grinste. „Ich kenne Jesper mittlerweile so gut, dass ich alle seine Blicke deuten kann. Der damals stand für ich lüge nicht, aber ich würde dir gerne mehr erzählen. So wie der jetzige für das ist mir irgendwie peinlich steht."
Romy und ich fingen beide an zu lachen, als wir uns zu Jesper umdrehten und sich dieser ertappt auf die Lippe biss.
„Naja, auf jeden Fall bin ich ihm hinterhergeschlichen und konnte herausfinden, dass er zu einem Widerstandstreffen unterwegs ist. Daher wusste ich, dass ich ihm vertrauen konnte. Er hatte nichts gegen die Natesim und würde es nicht schlimm finden, dass ich einen als Vater hatte."
„Und dann hast du dich ihm anvertraut?"
„Ja. Als wir uns eines Mittags getroffen haben, ließ ich einfach die Flügel erscheinen. Natürlich war Jesper begeistert. Sein Vater verriet ihm nicht viel über seine besonderen Gaben, weshalb er auch er keine Ahnung von den Hybriden hatte. Aber mit mir wollte er Neues herausfinden."
„Und? Habt ihr schon Entdeckungen gemacht?" Jetzt war ich sehr gespannt.
„Naja, anhand einer Ratte konnten wir nachweisen, dass Jacob William Plan funktionieren wird. Jesper hatte mir erzählt, was er vorhat und gemeinsam hatten wir eigentlich vor, es zu verhindern. Doch dann ging alles zu schnell und auch nicht genau so, wie wir es vorhergesagt hatten ..."
„Was genau meinst du?"
Er hat sein Feuer in eine Natesim eingepflanzt, die gerade ihr Erdjahr vollbracht hat, um unbemerkt in die Reiche zu kommen."
„Ihr meint Claire? Lunas Freundin?" Mit Schrecken dachte ich an den Versuch sie zu retten zurück, den Marie und ich unternommen hatten. Es war bereits zu spät gewesen. Das Feuer hatte sich komplett in Claire ausgebreitet und sie war gestorben.
„Ich weiß nicht, wie sie hieß", antwortete Romy. „Aber ich nehme mal an, dass wir die gleiche Person meinen."
Jesper erzählte weiter: „Auf jeden Fall haben wir es an einer Ratte ausprobiert. Romy hat ihr Feuer genommen und es in ihrem Herzen platziert. Leider hat das Feuer sofort das kleine Rattenherz angegriffen und sie von innen heraus verbrannt."
Ich verstand den Punkt nicht. „Aber ist das nicht genau das, was auch bei uns passiert ist? William hat Claire durch seine Mischung aus Energie und Feuer getötet."
Romy schüttelte den Kopf. „Bei euch hat die Energie-Feuer-Kombi erst als eine Art Gehirnwäsche funktioniert. Ihr seid dem Hybrid unterstellt, der euch das Feuer eingepflanzt hat. Erst später breitet es sich im ganzen Körper aus."
„Wir nehmen an, dass das mit der Energie zu tun hat. Während bei meinem Vater und Romy auf natürliche Weise eine Verbindung zwischen den unterschiedlichen Kräften entstanden ist, löschen sie sich innerhalb eines Natesim gegenseitig aus."
„Ok, dann ist dieses Experiment wohl wenig erkenntnisreich gewesen. Was habt ihr noch versucht?"
Jesper überlegte. „Romy kann mit dem Hybrid aus Feuer und Energie ganz leicht meine Schutzschilder durchbrechen. Normalerweise bauen wir Bändiger in einem Kampf gegen einen Natesim eine Feuerwand auf, durch welche die Energie nicht hindurchfliegen kann. Neben den Außerwählten scheinen auch die Hybride ohne Probleme hindurchzukommen."
„Ich schneide mit meinem Feuer ein kleines Loch in seine Wand und habe so einen Durchgang für meine Energie erschaffen", erklärte Romy.
„Faszinierend", sagte ich beeindruckt. Das zu nutzen, würde uns einen großen Vorteil einbringen. „Hast du denn die Seelenverbindung schon mal ausprobiert?"
„Leider nicht. Ich konnte mich ja nicht einfach mit einer Natesim verbinden. Dann hätte ich erklären müssen, dass ich ein Hybrid bin."
„Okay. Dann versuchen wir es jetzt einmal." Ich erhob mich von meinem Stuhl, um mich besser konzentrieren zu können. Das sekündliche Anklopfen der Natesim in den letzten Tagen hatte meine Kräfte geschwächt. Ich hatte mich so auf das Schutzschild konzentrieren müssen, dass es nun sehr schwach war. Zum Glück hatte Marie gestern Nacht noch dafür gesorgt, dass das ständige Anklopfen aufgehört hatte, sonst wären meine Kräfte jetzt womöglich zu erschöpft, um eine Seelenverbindung zu halten.
„Bring deine Energie einfach mal in meine Richtung, dann verbinde ich uns", erklärte ich Romy. So würde sie selbst ein wenig bei der Verbindung helfen können, ich aber den großen Teil der Arbeit erledigen. Eine Seelenverbindung ganz allein zu erzeugen, traute ich ihr noch nicht zu. Das hatte ich am Anfang auch nicht hinbekommen.
Außerdem meinte ich mich zu erinnern, dass Luna erzählt hatte, dass es bei normalen Natesim Jahre dauerte, bis man eine stabile Verbindung allein erzeugen konnte.
„Alles klar." Die junge Hybrid ging in sich und nach ein paar Versuchen ließ sie die schwarze Energie erscheinen. In langen Fäden breitete sie sich in meine Richtung aus und als ich sie berührte, verbanden sich unsere Seelen.
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