Lieber Dajan,

kein Datum, keine Uhrzeit, aber einen Adressaten, der es nicht für nötig hält seinen Namen zu nennen. Dein gefülltes Blatt Papier habe ich früh genug im verknarrten Briefkasten gefunden und soll ich ehrlich sein - ich hätte ihn da drinnen lassen sollen. Warum sollte ich mir einen Brief eines Fremden durch lesen und daraufhin eine Antwort schreiben? Genau Dajan, weil ich dein Sonnenmädchen war. War? Du verdienst noch keine Antwort auf diese Frage. Genauso wenig, warum meine Augen voller Feuer spie, als ich in deine getrübten Augen sah, die hunderte Bäche voller Wasser geweint haben. Hätte ich nicht den Grund zum tagelangen Tränenfluss gehabt? Ja, ich hätte es nur du hast keine Wissen, denn laut deiner Beschreibung strahlte ich und war frei, wie die wilden Tiere, die sich nur einem Willen beugen müssen - dem Gesetz der Natur. Doch du irrst dich ich war nicht frei, sondern an dem Gesetz der menschlichen Natur gefesselt. Ich bin kein wildes Tier Dajan, was gezähmt werden kann. Ich kann nicht vergessen, was geschehen ist. Was mit uns geschehen ist. Ich will dich nicht hassen, aber mir bleibt keine andere Wahl, Fremder. Du wirst mir mein Herz wieder brechen und zusammenkleben. Nur ist irgendwann der Kleber leer, um irgendein zerbrochenes Stück an den richtigen Ort zu befestigen. Leere Dajan die Hass erzürnt, wenn man alleine gelassen wird. Und eins kann ich dir verraten, dass Hass nicht mit Liebe bekämpft werden kann. Und das eine Tragödie keinen Kampf verdient. Afrika war einmal und wir auch.
Farben passen, aber wir sind keine Farbstriche auf dem Gemälde Da Vincis. Du bist der Regen und ich war deine Sonne.

In geschwächter Liebe
Suna