One I've been missing
Die Musik weckte mich auf.
Sie war unverkennbar weihnachtlich, sanfte Glöckchen im Hintergrund, und ich konnte fast Zimt und Orangen riechen.
Weihnachtslieder hatte ich immer am liebsten gemocht, sie gaben mir ein Gefühl von zuhause. Ich konnte kaum fassen, dass ich so lange keine mehr gehört hatte.
Langsam erhob ich mich aus meinem Bett. Es war eng und dunkel, ich hatte viel zu lange geschlafen, es war wirklich Zeit für mich wieder Licht zu sehen.
Aus meinem Zimmer raus zu kommen, war fast noch schwieriger. Alles war dreckig und voll von alten Sachen, die ich eigentlich nicht brauchte. Und stickig. Außerdem sah ich überhaupt nichts, wahrscheinlich hatte ich schon wieder die Stromrechnung nicht bezahlt. Aber schließlich schaffte ich es nach draußen.
Als erstes fiel mir der Schnee auf. Weich und kühl fühlte er sich unter meinen Finger an. Genau richtig.
Denn, es war Weihnachten!!
Nur zu hell war es, ich musste erst mal eine Runde blinzeln, dann fiel mir etwas ein.
Es war der 24. ,ich war mir sicher. Ich musste umbedingt meinen Freund besuchen. Seit einem Jahr hatte ich ihn nicht gesehen, und ich vermisste ihn furchtbar. Ich wusste gar nicht mehr, warum ich solange weg gewesen war, sicher wegen etwas dummen.
Das passierte mir viel zu oft. Jemand sagte etwas kleines und ich machte ein Riesendrama daraus und war Ewigkeiten beleidigt. Ich würde mich sofort bei ihm entschuldigen und hey - zu Weihnachten würde er mir doch nicht böse sein.
Der Weg zu ihm war schwerer als ich gedacht hatte. Dauernd stolperte ich, hatte ich etwa getrunken? Oh Gott, warum passierte mir dauernd sowas. Wahrscheinlich hatte ich deshalb den Filmriss, ich musste dringend damit aufhören.
Der Weg kam mir so lange vor, und meine Augen hatte sich noch immer nicht ans Licht gewöhnt. Wahrscheinlich, weil der Schnee es so stark reflektierte.
Ob mein Freund schon dekoriert hatte?
Ganz sicher. Er liebte Weihnachten fast genauso sehr, wie ich und hatte einen Haufen Deko. Sein Christbaum sah bestimmt auch schon wunderschön aus. Mit wem er wohl feierte? Mit seiner Familie nicht, die verstand sich nicht mit ihm, obwohl... vielleicht hatte er sich schon mit ihnen versöhnt. Es würde mich echt für ihn freuen.
Ich stakste die Straße weiter entlang, noch 10 Minuten, dann wäre ich da.
Eine Frau mit einem kleinen Kind kam mir entgegen. Wahrscheinlich kamen sie von der Kirche.
Die Frau erstarrte als sie mich sah und packte ihre Tochter an der Hand. So zog sie sie auf die andere Straßenseite.
Oh je, sah ich so verkatert aus?
Vielleicht sollte ich doch noch mal umdrehen und mich ein wenig frisch machen. Ich wollte ja nicht wie eine Leiche bei ihm auftauchen. Außerdem war der Tag noch jung, solange ich noch vor Abend bei ihm war reichte das.
Und dann würde alles perfekt werden. Ich würde mich entschuldigen und ihm sagen wie sehr ich ihn liebte und das ich mich ändern wollte.
Das wollte ich nämlich wirklich. So ein Schädelweh wie ich hatte, hatte ich echt zu viel getrunken und damit musste ich aufhören. Ich drehte mich also um und stakste zurück in die Richtung aus der ich gekommen war.
Nur noch einen kurzen Blick warf ich über die Schulter in Richtung seines Hauses. Ich konnte es kaum noch erwarten ihn zu sehen.
-
Er hatte dieses Jahr nicht dekoriert. Er hatte es nicht übers Herz gebracht, da er Weihnachten dieses Jahr alleine feiern musste. Die letzten drei Jahre hatte er mit seiner Freundin verbracht, bevor sie-
Er seufzte und schaute nach draußen. Es begann schon zu dämmern, aber er wollte kein Licht andrehen.
Stattdessen drehte er sich in seinem Bett auf die andere Seite und schloss die Augen. Je schneller er einschlief, desto schneller wäre dieser furchtbare Tag vorüber.
Er war gerade am Eindösen, als er ein Geräusch vernahm.
Das Geräusch eines Schlüssels, der im Schloss herumgedreht wird.
Sofort war er hellwach und bei der Tür seiner Wohnung. Das Geräusch kam tatsächlich von dort.
Aber wie? Außer ihm hatte niemand einen Schlüssel.
Gebannt beobachtete er Schloss und Türklinke und wie letztere langsam heruntergedrückt wurde. Die Tür öffnete sich.
"Frohe Weihnachten", sagte die Leiche seiner Freundin.
-
Eine kleine Weihnachtsgeschichte, die hier schon seit so zwei Jahren herumliegt und die ich endlich fertig geschrieben hab :)
Sie ist nicht sonderlich weihnachtlich, aber ich hoffe sie war trotzdem ganz unterhaltsam🌟
Frohe Weihnachten!
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