Bootsausflug
(Mika)
Nachdem ich Carlas Modenschau über mich ergehen lassen habe, sind wir zu dem Entschluss gekommen, dass es wirklich besser ist wenn ich einfach ganz natürlich bleibe. Klingt zwar erstmal gut, allerdings würde ich damit nicht nur keine Chance bei Charles haben, sondern würde auch noch meine beste Freundin verlieren. Ich kann mich also definitiv nicht so zeigen wie ich bin. Als wäre das nicht schon schlimm genug, bekommt Carla eine Nachricht von Arthur in der geschrieben steht, dass sie sich alle – also auch mit Charles – heute Nachmittag auf seinem Boot treffen wollen. „Das wird richtig toll. So sind wir alle zusammen, du bekommst endlich mal ein bisschen Farbe ins Gesicht und du bist da wo du dich am wohlsten fühlst. Nämlich umgeben von Wasser.“, grinst sie mich an. Prinzipiell hat sie damit auch nicht Unrecht. Nur ist das Problem, dass ich seit gut drei Jahren nicht mehr schwimmen war. Aber davon darf Carla im Moment einfach nichts wissen. „Klingt super.“, ist also meine Antwort, gekoppelt mit dem Versuch ein halbwegs ehrliches Lächeln aufzusetzen.
Der Nachmittag kommt schneller als mit lieb ist. Während Carla sämtliche Bikinis durchprobiert, habe ich mein einziges Set Badesachen unter meiner Shorts und dem weiten Puma-Shirt. „Warum ziehst du denn noch eine Hose über deine Badehose? Die ist doch lang genug.“, fragt Carla mich etwas verwirrt. „Damit ich meine trockenen Wechselhose gleich dabei habe.“, ist meine einfache und mehr oder weniger ehrliche Antwort. Zu meinem Glück gibt sich Carla damit auch zufrieden und packt die restlichen Sachen die braucht, beziehungsweise die sie immer dabei hat zusammen und zieht mich schon aus dem Appartement.
Entspannt schlendern wir zur Anlegestelle, wobei ich alles andere als entspannt bin. Ein komisches Gefühl macht sich in mir breit, als würde es mir die Kehle zu schnüren. „Du musst dir keine Sorgen machen. Man wird nicht seekrank und du störst auch nicht. Wir wollen einfach einen entspannten Tag verbringen und auf dem Boot können wir sogar grillen.“, versucht Carla, die natürlich merkt das irgendwas ist, mich etwas zu beruhigen, aber ausnahmsweise sind die beiden gerade meine geringsten Sorgen. Tief durchatmend nicke ich, als wir am Treffpunkt angekommenen sind und sich eines der Boote -oder sollte man schon Yachten sagen- auf uns zubewegt. Sobald es angelegt hat kommt uns ein grinsender Arthur entgegen. „Ladies!“, grinst er breit und hilft uns beiden sicher auf unser Gefährt, „Willkommen an Bord. Wollt ihr gleich was zu trinken haben?“ „Lass uns erstmal etwas rausfahren Arthur. Weg von den ganzen Blicken.“, kommt Charles dazu und begrüßt Carla mit einer Umarmung und mich mit einem einfachen „Hi“. Ob ich das jetzt gut finden soll oder nicht, weiß ich nicht. Aber bevor ich mir darüber weiter Gedanken machen kann, zieht mich Carla hinter sich her und präsentiert mir das Deck. Charles hat sich in der Zeit wieder hinter das Steuer verzogen und lenkt das Boot aufs Meer hinaus. Ich muss zugeben, schön ist es. Das Meer ist blau-türkis, die Sonne scheint, es ist eigentlich fast perfekt, wenn da nicht die üblichen Sorgen wären. Und als würde ich mir nicht schon genug Gedanken machen, fangen Arthur und Charles jetzt schon an sich bereit zum Baden zu machen. Carla ist sofort dabei und es dauert nicht lange, da sitzt sie im Bikini auf Arthurs Schoß und Charles in seiner Badehose und seinem Bandana ihm gegenüber. Und ich? Ich sitze quasi in der Mitte, mit meiner Shorts und meinem Shirt und weiß nicht wo ich hinschauen soll. Die Frage wo ich hinschauen möchte, ist wesentlich einfacher beantwortet. Mit der Sonne noch dazu kann man an Charles gar nicht vorbeischauen. Der durchtrainierte Körper, seine Frisur in Kombination mit dem Bandana und dazu dieses Lächeln sind zum Dahinschmelzen. Ich könnte ihn stundenlang anschauen. Durch ein Räuspern von Carla werde ich aus meiner Bubble zurück in die Realität geholt. „Mika, willst du nicht auch mit ins Wasser? Du warst doch schon ganz gespannt darauf vom Boot ins Wasser zu springen.“
„Ich lasse euch erstmal den Vortritt. Es ist doch bestimmt von Vorteil wenn einer oben bleibt, falls was passiert, oder?“, versuche ich mich erstmal rauszureden, was zu meinem Erstaunen auch funktioniert. Für den Fall der Fälle zeigt mir Charles noch schnell alles wichtige, was ich sollte. Dann dreht er sich auch schon um und springt mit vollem Elan ins Wasser. Wie ein hypnotisiertes Kaninchen starre ich ihm förmlich hinterher und als er auftaucht und das Wasser aus seinen Haaren schüttelt, ist es endgültig vorbei. So fest ich kann beiße ich mir auf die Lippe und setze mich einfach wieder auf meinen Platz. Gott sei Dank folgen Carla und Arthur schnell, sodass mich in aller Ruhe anlehnen und einmal tief durchatmen kann. Ich wusste, dass ich auf Charles stehe, aber so? So heftig habe ich es mir dann doch nicht vorgestellt.
Keine Ahnung wie lange ich mit geschlossenen Augen so da sitze, aber irgendwann kommt Carla auf die Idee sich klitschnass auf mich zu werfen. „Wann kommst du denn endlich? Du warst so Feuer und Flamme aufs Wasserspringen.“ „Ehrlich gesagt fühle ich mich gerade nicht so gut. Also ich bin nicht seekrank, aber…“, versuche ich mich irgendwie zu erklären, doch Carla ist nach der Hälfte des Satzes aufgesprungen und ruft den Jungs zu, dass es mir nicht gut geht. „Sag ihr sie soll sich hinlegen. Ich bin sofort da!“, höre ich Charles rufen. Das wird ja immer besser. Jetzt wollte ich anfangen mich Carla anzuvertrauen und jetzt das. Etwas grinsend schaut sie zu mir, aber ich habe wirklich das Gefühl, dass mir doch schlecht wird. Um das ganze aber nicht noch unangenehmer werden zu lassen, mache ich das was mir gesagt wird und lege mich einfach hin, in der Hoffnung das es damit getan ist, Charles nur mal kurz schauen kommt und dann wieder geht. Aber damit soll ich wohl falsch liegen.
Mit einem Handtuch über den Schultern und verstrubbelten Haaren steht er wenige Momente später neben mir. „Was ist denn los Mika? Ist dir schlecht? Schwindlig? Hast du genug getrunken?“, löchert er mich mit den typischen Fragen und drückt mir eine Flasche Wasser hin die Hand. Seufzend setze ich mich wieder hin und trinke einen kleinen Schluck. „Es ist nichts davon. Es war einfach gerade komisch. Keine Ahnung wie ich das beschreiben soll. Es ist wahrscheinlich einfach nur sehr warm. Obwohl ich eigentlich jemand bin, der genau solche Temperaturen mag. Ich hab doch keine Ahnung.“, versuche ich irgendeine Erklärung zu finden. „Naja du sitzt ja auch immer noch in voller Montur hier. Hast du keine Badesachen mit?“ „Doch schon, aber….“ „Na dann weg mit dem Shirt und der Hose und ab ins kühle Nass.“, lächelt er mich an, „Carla hat erzählt, dass du eigentlich eine kleine Wasserratte bist.“ Unrecht hat sie damit nicht, nur fühle ich mich gerade absolut fehl am Platz, diese „Liebe“ auszuleben. Ich schüttle leicht den Kopf und nehme noch ein Schluck Wasser. Was sagen ich ihm denn jetzt? Das ich nicht in Badesachen gesehen werden möchte? Wäre die Wahrheit, aber darauf würde immer wieder ein warum folgen und ich kann es absolut nicht erklären. Erstens kann ich es selbst nicht wirklich verstehen und zweitens wäre es dann endgültig vorbei und das Kapitel Charles wäre vorbei, bevor es überhaupt geschrieben werden konnte. „Hab ich irgendwas falsches gesagt?“, fragt er nachdem ich eine Minute später immer noch nichts gesagt habe. „Nein hast du nichts. Wirklich! Ich kann es gerade selber nicht erklären, wahrscheinlich bin ich einfach ein wenig müde oder so. An dir liegt es auf keinen Fall.“, meine ich und schaue ihn unsicher an. Was ein Fehler war, denn diese Augen strahlen gerade so viel Sorge aus, dass es mir schon wieder weh tut ihn so zu sehen. Am liebsten würde ich das Thema wechseln, ich weiß aber partout nicht worauf. Kurz herrscht eine mehr als unangenehme Stille bis mir eine Frage in den Sinn kommt. „Warum bist du heute eigentlich so erschrocken weg gerannt, als wir uns gesehen haben?“ „Ich wollte euch einfach nicht bei eurem Gespräch stören und mit Max zusammen laufen wollte ich auch nicht, also bin ich schnell weiter.“, sagt Charles schnell und schaut kurz zu den anderen beiden, die immer noch im Wasser toben. Ich lass die Antwort so stehen und hake nicht weiter nach, aber eins weiß ich: Er hat mich gerade angelogen.
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