Kapitel 7
Marius war noch immer müde, als er und seine Freunde zwanzig Minuten später an der Bushaltestelle von Lengwede ausstiegen. Die anderen lachten und amüsierten sich und zogen noch immer über Franziska her, die die ganze Fahrt über geschmollt hatte, doch der dunkelblonde Jugendliche fühlte sich fürchterlich erschöpft.
Wie üblich blieben die Teenager nach dem Aussteigen noch eine Weile an der Haltestelle stehen, planten, wie sie den Nachmittag verbringen sollten oder was sie am Abend machen konnten. Doch Marius war nicht richtig bei der Sache.
Stattdessen blickte er Daniel hinterher, der mit seinem Buch in der Hand und dem Rucksack über einer Schulter in Richtung seines Zuhauses davon marschierte. Den Dunkelblonden störte es sonderbar, dass dieser keinen letzten Blick mehr für ihn übrig gehabt hatte.
Vielleicht hatten sie sich aber auch nur verpasst. Oder Marius hatte sich nur eingebildet, dass da irgendetwas zwischen ihnen gewesen war in dem Moment auf dem Schulhof, als sie einander angesehen und für eine Sekunde die Zeit still gestanden hatte.
Eine unbekannte Rastlosigkeit und Unzufriedenheit wühlte in dem Jugendlichen und das fröhliche Gerede seiner Freunde fiel ihm auf den Wecker.
»Marius? Hast du zugehört? Was machen wir nachher?« Ralf riss den anderen aus seinen frustrierten Gedanken und guckte erwartungsvoll.
»Was? Äh ... ich glaub, ich bleib' heut Abend zuhause. Ich hab Kopfschmerzen«, erwiderte der dunkelblonde Junge und rieb sich die Augen.
»Alter, es ist Freitag, das Wetter ist bombe ... ich dachte, wir könnten nach Lenbach fahren und schwimmen gehen oder so?« Karsten, Dennis und auch die beiden Mädchen nickten begeistert, denn es war wirklich warm geworden und sie alle hatten Lust auf Erfrischung.
Marius seufzte. Baden fahren wäre schon cool und die Bewegung sowie die Radtour bis in den sieben Kilometer entfernten Nachbarort würden seine unangenehme Unruhe bestimmt verschwinden lassen. Er musste den grünäugigen Kerl einfach aus seinem Kopf kriegen, dann würde das schon wieder aufhören.
Schließlich nickte er ergeben. »Okay. Aber ich muss erst mal heim. Sagen wir in zwei Stunden wieder hier?« Die anderen nickten und so zerstreuten sich die Jugendlichen in alle Richtungen. Der dunkelblonde Junge ging die wenigen Schritte, die die Straße, in der er wohnte, von der Haltestelle entfernt war und bog um die Ecke. Er konnte sich ein leichtes Grinsen nicht verkneifen. Sie waren wirklich eine Bande - nichts ging, ohne dass er, der Anführer, dabei war.
Dabei hätte er sich heute gern in seinem Zimmer verkrochen, um niemanden mehr zu sehen und zu hören. Vielleicht, um in Ruhe über das nachzudenken, was heute auf dem Schulhof passiert war. Marius biss sich auf die Lippe und schritt zügig aus. Allmählich meldete sich auch der Hunger und er wusste, dass seine Mutter etwas vom Mittagessen für ihn aufgehoben haben würde. Er wollte in Ruhe essen und wieder aus dem Haus sein, bevor sein Alter vom Feld zurückkam.
Zu seinem Unmut musste er dann aber feststellen, dass Heinrich heute nicht draußen war, sondern seinem Hauptberuf - Mechaniker für Landmaschinen - nachging. Das tat er meist auf dem eigenen Hof, wo er seine Werkstatt hatte. Er fuhr nur zu den Leuten raus, wenn deren Fahrzeuge oder Maschinen so kaputt waren, dass sie nicht mehr fahrtüchtig waren. Das schien dieses Mal allerdings nicht der Fall zu sein, denn ein schmutziger Traktor stand auf dem Hof und tuckerte vor sich hin, dabei in dicken, schwarzen Wolken die Abgase ausstoßend. Marius, der auf dem Land aufgewachsen war, wusste, dass das nicht normal war und ein Indiz dafür, dass irgendwo ein Fehler war.
Der Junge konnte das Klirren einiger Werkzeuge auf dem unregelmäßigen Kopfsteinpflaster hören und das unflätige Fluchen seines Vaters. Ohne ihn zu begrüßen, schloss er die Hoftür und betrat das Haus. Wenn sein Alter sich mit einem komplizierten Fahrzeug herumärgerte, würde Marius sich sicher nicht in seine Schussbahn werfen, denn das brachte nur wieder Ärger, auf den er aufgrund seiner Kopfschmerzen keinen Nerv hatte.
Es war erstaunlich, dass Heinrich in Lengwede überhaupt Abnehmer für seine Mechaniker-Dienste fand, denn er galt bei allen als cholerisch, unangenehm und laut. Aber er war halt auch gut in seinem Job und konnte Maschinen wieder zum Laufen bringen, die andere verschrottet hätten.
Da dieses Talent vielen Landwirten hohe Kosten ersparen konnte, nahmen sie seinen miesen Charakter wohl oder übel in Kauf. Doch viel Geld hatte dieses Talent den Försters nicht gebracht, da Heinrich immer unabhängig hatte arbeiten wollen, obwohl er als Angestellter in einer guten Werkstatt viel mehr hätte verdienen können.
Als Selbstständiger war man allerdings auch vom Wohlwollen der potentiellen Kunden abhängig, musste freundlich sein, pünktlich, nüchtern und ausgeglichen. Alles Charaktereigenschaften, die Heinrich nicht gut unter einen Hut bekam. So bestritt er den bescheidenen Lebensunterhalt der Familie mit den wenigen Aufträgen für Reparaturen und den Feldern, die er von seinem Vater, Marius' Großvater, geerbt hatte.
Der dunkelblonde Jugendliche war es von klein auf gewöhnt, dass er von seinem alten Herrn nichts geschenkt bekommen würde und hatte früh damit angefangen, selbst Arbeiten zu verrichten, um sich ein paar Mark und später Euro dazu zu verdienen.
So war er zum Beispiel stolz wie Bolle über das alte Auto, was in einem der Ställe stand und nur darauf wartete, dass er, Marius, in zwei Monaten achtzehn werden würde. Diesen Wagen hatte er sich zu einem Großteil selbst verdient und mit einer kleinen Finanzspritze seiner Großmutter Hannelore schließlich vor einigen Tagen kaufen können. Ebenso wie er sich den Führerschein dafür selbst erarbeitet hatte, wann immer er Zeit dazu gehabt hatte. Er war ein Dorfkind, er konnte bereits mit zwölf Jahren Auto fahren, also war es ein Kinderspiel für ihn, die Prüfungen zu bestehen. Er freute sich bereits auf seine erste ‚offizielle' Spritztour, wenn er es legal durfte.
Marius sprang die paar Stufen zur Veranda hoch und öffnete die Haustür. Drinnen konnte er das Mittagessen riechen und sein Magen knurrte.
»Mama, ich bin da!«, rief er und zog noch in dem Vorraum die Schuhe aus. Seine Mutter Angelika mochte es nicht, wenn er Staub von draußen mit hinein brachte. Mit dem Rucksack über der Schulter betrat er die Küche, wo eine Frau mittleren Alters bereits einen Topf auf den Herd stellte. Es duftete nach Eintopf.
»Na? Wie war die Schule?«
»Lang? Ich fahr nachher mit den anderen nach Lenbach zum Baden. Es ist heiß.« Der Junge zog den Stuhl zurück und seine Mutter lachte leise.
»Dass es heiß ist, habe ich noch nicht gewusst. Nett, dass du mir das sagst.«
Marius grinste, hängte den Rucksack an einen Stuhl und ging sich die Hände waschen, während seine Mutter ihm einen Teller mit Essen vorbereitete.
»Ist dein Vater noch draußen?«
»Hörst du ihn nicht? Sein Gefluche könnte selbst der liebe Gott noch hören ... dass ihn noch kein Blitz getroffen hat.«
»Marius!« Angelika hatte einen missbilligenden Ausdruck im Gesicht und rügte ihren Sohn. Sie mochte es nicht, wenn er so über ihren Gatten sprach, denn ein Junge hatte seinen Vater zu respektieren. Immerhin sorgte er für sie beide.
Der Jugendliche nahm den Löffel vom Teller, zuckte mit den Schultern und begann zu essen. Er war es gewöhnt, dass seine Mutter jede Kritik an Heinrich im Keim erstickte. Sie verschloss die Augen vor dessen Fehlern, weil sie aus unerfindlichen Gründen immer Ausreden für sein mieses Verhalten fand.
Er brüllte sie an? Aber doch nur, weil er so gestresst war. Er schlug ihr ins Gesicht? Sie hatte ihn gereizt. Er beleidigte seinen Sohn? Dieser hatte es herausgefordert.
Für Angelika waren immer alle anderen Schuld, nur niemals Heinrich selbst.
Der Jugendliche wollte seiner Mutter die Augen öffnen, dass sie sich das nicht gefallen lassen brauchte, dass sie es nicht verdient hatte, dass sein Vater sie so behandelte, dass es auch anders ginge, dass er, Heinrich, sich würde ändern müssen, nicht sie sich an seine Verkorkstheit anpassen - doch Angelika wollte kein Wort davon hören. Sie hielt ihrem Sohn vor, sich in Dinge einzumischen, die er nicht verstand und dass er eines Tages, wenn er erwachsen war und selbst verheiratet, schon lernen würde, worauf es in der Ehe wirklich ankam.
Doch wenn es dabei darum ging, seinen Partner zu unterdrücken, zu erniedrigen und zu schlagen, dann wusste Marius bereits jetzt, dass er nicht heiraten würde. Hatte er ohnehin niemals vorgehabt.
Der Junge ließ sich den Gemüseeintopf und ein frisches Brötchen schmecken, während seine Mutter das restliche Geschirr wegspülte und vor sich hin putzte. Sie summte zur Radiomusik und auch Marius wippte zu einem Popsong mit dem Fuß. Er musste schmunzeln, da er dabei irgendwie an Daniel denken musste.
Seufzend wischte er den Teller mit dem Brötchenrest sauber und lehnte sich im Stuhl zurück.
Er sollte damit aufhören. Je mehr er dem nachgab, umso schwieriger würde es werden, davon wieder loszukommen, von dieser Dummheit und dieser Verirrung. Sicherlich verrannte er sich da nur in ein Missverständnis und hatte sich alles nur eingebildet.
»Ich geh noch mal hoch und pack ein paar Sachen zusammen ...«
»Die Sonnencreme steht im Bad, vergiss die nicht, sonst hast du nachher Sonnenbrand«, erwiderte seine Mutter, die wortlos seinen Teller genommen und abgespült hatte.
Marius nickte nur und grinste vor sich hin. Er bekam nie Sonnenbrand, aber sie wollte ihm immer diese Lotion andrehen, die klebte wie die Hölle. In seinem Zimmer hatte er eigene, die besser für seine Haut war. Außerdem war er bereits so vorgebräunt, dass die Wahrscheinlichkeit, sich zu verbrennen, nicht so hoch war.
Mit dem Rucksack über der Schulter verließ er die Küche, durchquerte den Flur und die Waschküche und stieg die schmale Treppe in den ersten Stock hoch. Im Vorraum duftete es nach frischer Wäsche, denn auf dem Trockenboden hing mindestens eine Ladung Kleidung.
Ohne die offene Tür zum Schlafzimmer seiner Eltern zu beachten, öffnete er die zu seinem Raum und betrat diesen. Seufzend bemerkte er, dass seine Mutter darin gewesen sein musste, denn die Klamotten, die am Morgen noch auf dem Stuhl gelegen hatten, waren nicht mehr da und auch die verstreut liegenden Unterlagen auf seinem Schreibtisch waren nun ordentlich.
Grummelnd warf er den Rucksack auf den Sessel und setzte sich auf das ebenfalls gemachte Bett. Er hatte gefühlte eintausend Mal darum gebeten, dass sie nicht mehr in das Zimmer kam, wenn er nicht zuhause war, dass er das nicht wollen würde und dass er sein Reich allein würde sauber halten können. Aber das war wohl so ein Mutterding, denn sie sagte immer, dass sie es nicht mehr tun würde. Und am nächsten Tag hatte sie wieder gegen seinen Willen aufgeräumt und unter Umständen Sachen weggeworfen, die er vielleicht noch gebraucht hätte.
Marius beschloss, sich ein anderes Mal darüber aufzuregen und schaltete stattdessen den Fernseher ein, suchte sich einen Musiksender und begann dann, in seinem Schrank nach seiner Badehose zu suchen.
Zwanzig Minuten später hatte er sich umgezogen, war in ein paar Bermudas und ein frisches T-Shirt geschlüpft und hatte sich, um noch ein bisschen zu entspannen, auf seinem Bett lang gemacht. Er lauschte dem Programm auf VIVA und warf einen kleinen Tennisball immer wieder gegen die Wand und fing ihn auf. Er war froh, dass sein Zimmer im ersten Stock war und sein Vater das Geräusch des Balles nicht hören konnte. Der würde vermutlich nach fünf Minuten ausrasten und ihn anbrüllen. Marius machte sich zwar einen Spaß daraus, seinen alten Herrn auf die Palme zu bringen, da das die einzige Möglichkeit des Protestes gegen ihn war, doch das endete meist darin, dass Heinrich dann Angelika anbrüllte, dass ihr Sohn so verzogen war und das alles ihre Schuld sei.
Der Jugendliche wollte nicht, dass sie darunter zu leiden hatte, was ihn dazu brachte, sich öfter zusammenzureißen, als ihm lieb war.
Der Teenager zählte bereits jetzt die Tage, bis er endlich würde ausziehen können und wegkommen konnte von dieser ungemütlichen Atmosphäre. Auch wenn dies noch zwei Jahre dauern mochte, bis er das Abitur erreicht haben würde. Er hatte immerhin bis aufs Blut dafür gekämpft, weitermachen zu dürfen und nicht bei seinem Alten in die Mechanikerlehre gehen zu müssen.
Marius hatte nichts gegen den Beruf an sich, immerhin schraubte auch er gern an Maschinen herum - eine Eigenschaft, die er von seinem Vater geerbt haben musste, auch wenn er diesen Umstand nicht mochte. Es war schon schlimm genug, dass er diesem ähnlich sah, dass er seine blauen Augen und die auch die Grübchen in den Wangen von ihm hatte.
Es war nur nicht der Beruf, den er, Marius, sich für sein Leben vorstellte. Er wollte etwas Kreatives machen, etwas mit Kunst. Und er wusste, dass sein Vater es hassen würde, wenn er das erfuhr.
Der Ball wurde ihm schnell überdrüssig und auch die Musik begann, ihn zu nerven. Gelangweilt zappte er durch das Programm, blieb an einem Nachmittags-Anime hängen und atmete tief durch. Am liebsten hätte er ein Nickerchen gemacht, da ihm warm war und der Schultag ihn geschlaucht hatte. Es waren noch fünf Wochen bis zu den Sommerferien und er wusste, dass ein Teil seiner Freunde mit ihrer Familie in den Urlaub fahren würde.
Das bedeutete, dass zwei der sechs Wochen Ferien für ihn aus Langeweile bestehen würden. Es grauste ihm bereits jetzt davor, denn wenn niemand da war, mit dem er die Zeit verbringen konnte, würde er die meiste Zeit zuhause hocken. In der Rufweite seines Vaters, der pausenlos an ihm herummeckern würde, dass er in seinem Alter schon gearbeitet hätte und nicht so ein fauler Schüler gewesen war, der nichts tat und nur herumlungerte.
Das musste so ein Generationending sein, denn Marius konnte sich gut vorstellen, dass auch sein Großvater so an Heinrich herumgemosert haben mochte. Mit dem Unterschied, dass sein Opa niemals jemanden geschlagen hatte, weder seine Frau noch seinen Sohn. Heinrich hatte sich diesbezüglich nichts von seinem eigenen Vater abgeschaut und terrorisierte seine eigene Familie, wo er nur konnte, und war sogar respektlos gegenüber Hannelore, seiner eigenen Mutter und Oma von Marius.
Der Teenager musste unwillkürlich grinsen. Seine Großmutter war die tougheste Frau, die er kannte. Sie war fast siebzig und trat ihrem Sohn noch immer in regelmäßigen Abständen in den Arsch. Was Marius' eigener Mutter Angelika an Mut fehlte, besaß seine Oma doppelt und das war einfach cool.
Nachdem er die Zeit mit Fernsehen totgeschlagen hatte, machte sich der dunkelblonde Jugendliche zwanzig Minuten vor der vereinbarten Zeit auf, nahm den Rucksack, der seine Badehose enthielt und die eigene Sonnenmilch, sowie sein Handy und den kleinen Tennisball, und verließ sein Zimmer, um unten im Bad noch ein Handtuch einzupacken und eine Decke zu suchen, die er würde mitnehmen können.
Sein Vater fuhrwerkte noch immer auf dem Hof herum und schimpfte über den Traktor, der schon bessere Jahre gesehen hatte. Die Dorfbewohner brachten Heinrich ihre alten Krücken nur, weil er leider der Einzige war, der solche Sachen wieder hinbekommen konnte. Bei anderen Mechanikern hieße es meist Schrottpresse.
Das war der einzige Grund, warum Hein, wie viele ihn noch aus Jugendzeiten nannten, überhaupt so etwas wie Respekt im Dorf inne hatte. Mögen taten ihn die wenigsten und daran war er selbst Schuld. Er wurde nur geduldet, weil die Försters halt schon immer in Lengwede gelebt hatten, schon so lange man sich zurückerinnern konnte.
Einst waren sie eine der wohlhabenderen Bauernfamilien im Ort gewesen und wurden in einem Atemzug wie zum Beispiel die Heinemanns genannt. Die waren immer noch reich, während Marius' Familie ihren Glanz inzwischen verloren hatte, schon bevor sein Großvater Erich den Hof übernommen hatte. Der große Krieg hatte den Försters damals das Genick gebrochen und heute hielten sie sich mit dem bisschen Land über Wasser, was ihnen geblieben war.
»Mum, hast du eine Decke, die ich mitnehmen kann an den See?«, rief der Junge aus dem Nebenzimmer, das an das Wohnzimmer grenzte und in dem die Haushaltswäsche aufbewahrt wurde.
»Du sollst nicht dieses fürchterliche Wort verwenden. Sprich richtig!«, rügte diese ihn aus der Stube, kam zu ihm und reichte ihm eine karogemusterte Wolldecke, die nach Weichspüler duftete. Marius grinste. Seine Mutter fand es neumodisch, dass die Leute heute immer mehr englische Worte verwendeten, dabei waren die Wörter mindestens so alt wie ihre deutschen Entsprechungen.
»Hier, nimm die, da ist es nicht so schlimm, wenn Dreck und Gras dran kommt. Hast du die Sonnenmilch eingepackt?«
Nickend verließ der Jugendliche wieder den Raum. »Ich hab meine eigene. Von der anderen kriege ich Ausschlag.«
»Na, dann benutz sie auch. Und bleibt anständig, wenn ihr da seid. Keinen Unfug mit den Mädchen. Das gibt nur Ärger!«
»Meinst du, dass wir da eine Gruppensex-Party veranstalten?« Der Teenager lachte und versuchte, die Decke in seinen Rucksack zu stopfen, was aber nicht gelingen wollte.
Angelika schnatterte irritiert, wie immer, wenn jemand dieses Wort - Sex - in den Mund nahm.
Sie wollte nichts davon hören, nicht wissen, dass Menschen so etwas taten und erst Recht nicht, dass ihr Sohn auch nur darüber nachdachte. Noch wollte sie wissen, dass oder ob er bereits welchen hatte. Für sie war er ihr kleiner Junge und wenn es nach ihr ginge, würde er diese unanständige Sache niemals tun. Dass es ihn nicht geben würde, wenn sie selbst es nicht getan hätte, das verdrängte sie gern. Über so etwas Intimes sprach man nicht. Erst recht nicht mit den eigenen Kindern.
»Alles cool, Mama. Es sind eh nur Franzi und Jessica. Da geht nix, keine Sorge.«
Angelika nickte und blickte ihrem Sohn nach, wie er den Rucksack schulterte, die Decke kurzerhand unter den Arm nahm und das Haus verließ.
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