Kapitel 11
Der Regen trommelte so laut auf die hölzerne Pyramide, dass Marius glaubte, es würde unmöglich sein, sich zu unterhalten. Sergio hatte sich zwischen den beiden Jungen auf dem Boden zusammengerollt und beobachtete das Wasser, das an den Seiten heruntertropfte, während die Teenager nicht recht etwas mit sich anzufangen wussten.
Das Anlehnen war aufgrund der Schräge nicht möglich, was das Sitzen sehr unbequem machte und Marius glaubte, Gänsehaut auf Daniels Unterarmen zu sehen.
»Frierst du?«, fragte der Jugendliche deswegen und musste es tatsächlich ein zweites, lauteres Mal fragen, da der Andere ihn beim ersten Mal nicht verstanden hatte. Daniel nickte nur als Antwort und rieb sich die Arme. Marius seufzte.
Auch er spürte, dass der kalte Wind ihm unangenehm wurde. Für einen kurzen Moment flammte ein Gedanke in seinem Kopf auf, wie man gegen das Frieren würde angehen können. Wenn sie beide sich näher zusammensetzen würden, könnten sie einander wärmen. Der dunkelblonde Junge spürte Hitze in seinen Wangen und er wagte nicht, sein Gegenüber anzusehen.
»Sag mal, wie geht's dir?« Daniel versuchte, das Schweigen zu durchbrechen.
»Was meinst du?«
»Na ja ... ich dachte, du wärst irgendwie ... vielleicht ein bisschen durch den Wind, weil Franziska dich belästigt hat ...«
Marius zuckte mit den Schultern. »Ich wurd' ja nich' missbraucht. Aber ich hätte nie zuvor geglaubt, dass man sich so hilflos fühlen kann. Wenn's ein Kerl gewesen wäre, hätte der ein paar aufs Maul bekommen. Aber wie wehrt man sich gegen ein verrückt gewordenes Weib, das die Finger nich' bei sich behalten kann? Sie hört ja nicht auf das, was ich sage.«
Daniel nickte. »Deine Freunde haben sie zur Rede gestellt. Und sie meinte selbst da noch, du würdest dich nur zieren.«
»Verrückte Alte«, knurrte der dunkelblonde Jugendliche. »Die könnte man mir nackt auf den Bauch binden und da würde nichts laufen.«
»Und weil sie nicht hinnehmen will, dass du sie nicht willst, behauptet sie jetzt vor allen, du würdest auf Kerle stehen?« Daniel schmunzelte über die Ränkespiele in Marius' Freundeskreis.
»Tja, da wäre sie nicht die erste. Das machen viele Frauen, weil sie nicht wahrhaben wollen, dass nicht jeder Mann hinter jeder x-beliebigen Muschi her ist.«
»Eigentlich geht das ja auch niemanden was an ... also was du magst und so«, murmelte der Dunkelhaarige und zupfte an Sergios Fell. Marius sah ihm dabei zu und nickte unbewusst. Er stellte fest, dass ihm dessen Hände gefielen.
»Siehst du auch so?« Während Marius Daniels Finger bei der Fellzupferei beobachtet hatte, hatte dieser ihm ins Gesicht gesehen und so auch sein leichtes Nicken bemerkt. Ob vielleicht etwas dran war an Franziskas Behauptung?
Sie hatte vorhin am See auf ihn reagiert wie jemand, der durch und durch von Eifersucht zerfressen war. Und sie hatte Marius vorgeworfen, sie nur deswegen abzuweisen, weil er in Wahrheit ihn, also Daniel, wollte. Der dunkelhaarige Jugendliche empfand etwas Merkwürdiges beim Gedanken daran.
Was wäre, wenn das die Wahrheit war? Dass Marius tatsächlich ‚andersherum' war und nun ausgerechnet mit ihm zusammen sein wollte? Sollte das nicht etwas sein, das ihn abstieß? Sollte er nicht angewidert sein nur vom Gedanken daran? Den Förster-Jungen verurteilen, weil er nicht normal war? Das sollten doch die Empfindungen sein, die Daniel deswegen haben sollte, nicht wahr?
Die Gefühle, die ihm Zeit seines Lebens anerzogen worden waren. Doch er empfand nichts in der Art. Im Gegenteil.
Eine ungekannte Neugier, eine wilde Aufregung wühlte stattdessen in seinem Magen. Er wollte bereits als kleiner Junge unbedingt mit Marius befreundet sein. Vielleicht war das bereits ein Indiz darauf, dass er selbst auch anders gepolt war, als er es sein sollte. Daniel seufzte.
»Als würde ich mich auf so was einlassen - mein Vater würde mich umbringen. Allein wenn Franziska blöde Gerüchte verbreitet.« Marius lehnte sich unbequem an die hölzerne Schräge und blickte in den Regen.
»Zeig mir einen, bei dem es anders wäre. Meine Eltern würden mich enterben, keine Ahnung.«
»Bei mir gibt es nichts zu erben.«
»Dafür bekommst du Prügel«, Daniel murmelte so leise, dass der Andere ihn kaum verstehen konnte.
»Schockiert dich das?«
»Dich nicht? So etwas sollten Eltern nicht tun.«
»Deine schlagen dich vielleicht nicht. Aber das Verhalten deines Vaters zieht auch nich' gerade ein gutes Image auf dich. Jede Überheblichkeit von ihm fällt auf dich zurück. Irgendwie haben alle seine komischen Charaktereigenschaften auch auf dich übertragen und meinen, du kannst ja nur genauso sein ...«
Daniel rieb sich den Nacken und sah bedröppelt aus. »Das hatten wir schon - deswegen wurde von euch immer auf mir herum gehackt. Bis heute.«
»Ja ... das tut mir leid.«
»Ich glaube es dir.« Der dunkelhaarige Jugendliche lächelte Marius an und dieser bemerkte einmal mehr die außergewöhnlichen grünen Augen mit dem leichten goldenen Schimmer darin.
Erleichtert realisierten beide nach einer Weile, dass der Platzregen nachließ und auch der Himmel wieder heller wurde. Der Wind flaute ab und die Gänsehaut, die sich die ganze Zeit auf Daniels Armen gehalten hatte, verschwand.
»Meine Mutter wird ausrasten, wenn Sergio nachher voller Matsch ist«, meinte dieser und zog dem gemächlich hechelnden Tier sanft an den Ohren.
»Dafür ist es doch ein Hund. Er darf doch eh nicht ins Haus, oder?«
»Nimmernicht! Am Ende würde er vielleicht noch auf dem Sofa sitzen oder so. Undenkbar. Er darf maximal in mein Zimmer. Und selbst das ist eigentlich nicht okay.«
»Mann, Mann. Ein Tier ist halt kein Spielzeug.«
»Nope.«
Marius streckte den Kopf unter der Pyramide hervor und blickte um sich. Der Regen war zu einem feuchten Nieseln geworden, doch es hatten sich große Pfützen gebildet, die zu umgehen einem Hindernislauf gleichkam.
»Na toll, mein Rucksack ist nass geworden«, knurrte er und kletterte steif aus dem Holzgebilde. Er streckte den Rücken durch, dass es knackte und Daniel stellte fest, dass sein T-Shirt dabei hochrutschte und seine Bauchmuskeln preisgab.
Der dunkelhaarige Junge schob den Hund ins Freie, um Marius nicht die ganze Zeit ungeniert anzuglotzen. Es war Daniel schon am See schwer gefallen, den trainierten Körper des Anderen nicht schamlos zu betrachten. Er selbst wurde von seinen Eltern genötigt, Tennis zu spielen, ging dreimal die Woche zum Training, aber er hatte nicht so eine Muskulatur.
»Warum hast du ihn nicht mitgenommen? Ist etwas wichtiges drin?«
»Der Platzregen war schneller? Und mein Handy ist drin ... Aber so schlimm wird es schon nicht sein.«
»Schussel.« Daniel grinste, doch machte sofort ein unschuldiges Gesicht, als Marius sich spöttisch guckend zu ihm umgedrehte und die Braue hochzog.
»Wie bitte?«
»Nix, nix ...«
»Mach dich nicht lustig über mich, du«, lachte der dunkelblonde Junge und hielt mit spitzen Fingern seine Tasche hoch. »Na ja ... geht.« Er wühlte in dem nassen Rucksack nach seinem Handy, das nur leicht angefeuchtet war, wischte es an seinem Shirt trocken und klickte darauf herum.
Er hatte zwei SMS bekommen, ignorierte sie aber. Die würde er auch später lesen können. Immerhin wollte er sich gerade lieber mit Daniel beschäftigen. Die Tatsache, dass sie gleich erneut getrennte Wege gehen würden, betrübte Marius nämlich bereits jetzt wieder. Er hätte gern den ganzen Rest des Tages mit ihm verbracht, um einfach nur zu reden. Sie hatten viele Jahre aufzuholen. Doch wie sollte er diesen Wunsch vermitteln, ohne wie ein Freak dazustehen. Oder den Eindruck zu machen, tatsächlich ein Schwuler zu sein?
Marius hob sein Rad an und klemmte den Rucksack auf den Gepäckträger. »Ob Ralf meine Decke mitgenommen hat?«, grübelte er laut und drehte sich zu Daniel um.
»Keine Ahnung. Ich war am anderen Ufer. Aber bestimmt, oder? Irgendwer wird das schon gemacht haben ... Sergio, komm.«
Die dunkelbraune Dogge stürmte kläffend an den beiden Jungen vorbei und rannte den Feldweg hoch, während die Teenager ihre Räder schoben.
Sie hätten natürlich fahren können, denn der Boden war nicht so matschig, dass das nicht gegangen wäre. Dennoch hatten sie sich für das Laufen entschieden. Marius blickte verstohlen zu dem anderen Jungen rüber. Ob auch er das Bedürfnis spürte, mehr Zeit mit ihm zu haben?
Wie gern würde er ihn einfach danach fragen. Wenn sie Freunde wären, bereits immer gewesen wären, hätte er es getan. Doch wie könnte er es jetzt? Wo sie gerade begannen, einander kennenzulernen.
»Weißt du, was merkwürdig ist?«, brach Daniel in seine trüben Gedanken.
»Erzähl.«
»Ich hab seit gestern mehr mit dir gesprochen als so manches Mal mit meinen Freunden ... also wirklich gesprochen. Nicht nur über dämliches Geplänkel oder irgendwelchen Tratsch.«
»Findest du? Worüber sprechen wir denn?«
»Keine Ahnung, irgendwas halt. Ist nur so ein Gefühl.«
Marius lachte leise. »Vor allem sollten wir aufhören, uns so zu treffen, sonst fangen die Leute noch an, zu reden.«
»O-okay ...«
»Heinemännchen?«
»Was«, knurrte Daniel als Reaktion auf den ungeliebten Spitznamen.
»Das war ein Scherz. Ich kann zwar auf Franziskas dummes Gelaber verzichten, aber ich lass' mir nicht sagen, mit wem ich meine Zeit zu verbringen habe. Mit wem ich abhänge ...«
»Also ist das hier Abhängen?«
Marius schmunzelte. »Wir sind nass bis auf die Haut, durchgefroren und trotten einem Hund hinterher. Das ist nicht gerade meine Vorstellung davon. In Gesellschaft lässt es sich aber leichter ertragen.«
»Gut zu wissen, dass ich dich nicht total langweile.«
»Komisch, ich dachte gerade genau das Gleiche.« Sie blickten einander an und fingen zu lachen an.
»Du kannst ja richtig lustig sein, Heinemännchen«, prustete Marius, der allmählich spürte, wie ihm das Regenwasser in die Schuhe sickerte. Er fühlte sich klebrig, schmutzig und unwohl, weil der feine Duft nach Duschgel, den Daniel ausströmte, noch immer in seiner Nase lag, während er selbst müffeln musste wie ein Tier.
Der Dunkelhaarige räusperte sich und warf seinem Gegenüber einen vielsagenden Blick zu, was Marius erneut spitzbübisch grinsen ließ. »Sorry. Wir hatten uns ja auf was geeinigt. Aber eine zehnjährige Gewohnheit legt man nicht so leicht ab.«
»Ich merk's. Wie kommt man nur auf so was ...«, murmelte Daniel und spitzte auf eine nachdenkliche Art die Lippen. Der dunkelblonde Teenager, der ihn angesehen hatte, wandte den Blick ab und biss sich auf die Zunge. Dieser Kerl sah wirklich verdammt gut aus.
Marius fragte sich, wo Daniel das wohl her hatte, denn Friedrich, sein alter Herr, sah mehr aus wie ein Karpfen. Ob seine Frau ihm da wohl einen Bastard untergeschoben hatte? Wenn der Jugendliche es genau betrachtete, hatte sein Gegenüber nämlich wirklich null Ähnlichkeit mit seinen Eltern, während er selbst, zu seinem eigenen Abscheu, seinem Vater recht ähnlich sah.
»Ist was?«, durchbrach die Stimme des Heinemann-Jungen die Gedanken des Teenagers, der vor sich hin gestarrt hatte, ohne wirklich zu sehen, wohin er ging.
»Huh? Ach, nein. Ich war nur in Gedanken ...« Marius sah wieder zu Daniel, der ihn neugierig ansah.
»Ich fange wohl doch an, langweilig zu werden, hm?«, schmunzelte der dunkelhaarige Junge und hielt nach der kleinen Dogge Ausschau, die sich gerade mit Genuss in einer Schlammpfütze wälzte. Daniel seufzte und schüttelte den Kopf. »Ich krieg' so einen Anschiss ... dummer Hund.«
»Wir könnten ihn vorn im Graben baden, wenn dir das helfen würde? Ich meine, ich bin eh schon dreckig und stinke selbst wie ein Hund, da kann ich das auch noch machen. Fällt ja nicht weiter auf«, Marius lächelte und hoffte, der Andere würde dieses Angebot, noch etwas mehr Zeit mit ihm zu verbringen, annehmen. Er hatte so gar keine Lust, nach Hause zu gehen und sich wieder mit den Launen seines Alten herumzuschlagen. So gern Marius in die Badewanne gehen wollte, er wollte nur noch eine weitere Minute mit Daniel. Der Dunkelblonde seufzte innerlich.
Hatte es wirklich Sinn, sich selbst irgendetwas vorzumachen? Was seine Gefühle betraf?
Der dunkelhaarige Junge spitzte wieder die Lippen und fing dann seinerseits zu lächeln an. »Vielleicht ist das gar keine so schlechte Idee. So eingesaut wie der ist, muss ich ihn zuhause eh unter den Schlauch stellen ... Also ... ähm ... von mir aus, ja. Und so schlimm riechst du gar nicht.« Daniel machte ein unschuldiges Gesicht, bevor er zu lachen begann. »Entschuldige. Doch, du müffelst ein bisschen. Seewasser und so.«
»Ah, und Schweiß und Dreck und Frust und Ärger«, Marius grinste und erzählte dem Anderen, dass er den Hundeparcour mehrfach bewältigt hatte, weil er so wütend gewesen war.
»Das verstehe ich. Wenn man niemanden schlagen darf, bestraft man sich selbst.«
»Du klingst, als wüsstest du, wovon du redest?«
»Meinst du? Auf wen sollte ich sauer sein? Mein Leben ist doch so perfekt.« Die Stimme des dunkelhaarigen Jugendlichen klang spröde und Marius überkam einmal mehr ein Schwall von schlechtem Gewissen. Er setzte zu einer Antwort an, als Daniel fortfuhr:
»Und nein, ich meine nicht dich und deine Freunde. Es gibt noch ... andere Faktoren. Es ist nicht immer alles so, wie es scheint.«
»Gut zu wissen, dass es nicht nur in meiner kaputten Familie nicht rund läuft.«
»Meine ist nicht kaputt. Aber ich denke manchmal ...« Der Jugendliche brach ab und sah eine Weile schweigend dem Hund beim Schnüffeln zu. Marius, den es drängte, dass er weitersprach, sagte nichts. Er wollte den Anderen nicht nötigen, ihm etwas anzuvertrauen. Denn wer war Marius denn?
»Sorry. Ich wollte nicht mit irgendwas anfangen, was dich gar nicht interessiert.« Daniel lächelte entschuldigend und sie legten den Rest des Feldweges bis zum Eingang des Dorfes und der gepflasterten Straße schweigend zurück.
»Also ...«, setzte Marius an, »was ist mit dem Hund? Sergio, richtig?«
»Ja. Du meinst das Waschen?« Daniel blickte die kleine Böschung hinunter, an deren Grund sich der etwa einen Meter breite Graben schlängelte, der gerade einmal so tief war, dass das Wasser bis zu den Waden reichte. Der Junge sah zu Marius zurück, der noch immer seine Badehose trug, die über den Knien endete.
»Du willst das echt machen? Hast du schon mal versucht, einen Hund zu baden?«
»Nö, aber ist das wirklich so schwer? Du hältst fest und ich wasche. Oder andersherum, wie auch immer. Ich kann ins Wasser gehen, ohne meine Klamotten einzusauen. Aber wenn du ihn so verdreckt mit nach Hause nehmen möchtest ...« Marius zwinkerte, was Daniel lächeln ließ.
Während die beiden noch darüber sprachen, hatte Sergio, die kleine braune Dogge, die Regie eigenmächtig übernommen, war die Böschung hinunter gedackelt und ließ sich das leise gurgelnde Wasser des Bächleins schmecken.
»Jetzt oder nie«, Marius ließ sein Fahrrad achtlos ins Gras fallen und folgte dem Tier ans plattgetretene Ufer. Die Kinder aus Lengwede versammelten sich meist an diesem Ort und spielten dann dort. Der örtliche Förster hatte, aus Sicherheitsgründen, vor langer Zeit ein Metallgitter über das kleine Gewässer gelegt, damit man es überqueren konnte, ohne nasse Füße zu bekommen. Mit den Jahren war dieses Brückengebilde allerdings so eingesunken, dass der Zweck nicht mehr erfüllt wurde. Die Kinder hopsten darauf herum und freuten sich über den Dreck, den sie damit machten.
Daniel, der über Marius' Tatendrang grinsen musste, legte sein Rad neben das des Anderen und ging hinter ihm her. Es interessierte den Dunkelhaarigen, wie der Förster-Junge versuchen wollte, den kleinen, aber störrischen Rüden zum Einlenken zu bringen. Denn Sergio liebte es, sich dreckig zu machen. Baden mochte er aber nicht.
»Also, Kumpel«, Marius hatte sich neben den seelenruhig saufenden Hund gehockt und redete auf ihn ein, »wenn du mithilfst, ist das ganz schnell vorbei und keiner bekommt Ärger.« Der Teenager umfasste den massigen Körper des kleinen Tieres und hob es hoch, was Sergio sich solange gefallen ließ, bis er über die Wasseroberfläche gehalten wurde. Dann fing er an, wie um sein Leben zu kämpfen, wand sich, schnappte nach hinten und versuchte, die Hände, die ihn hielten, mit seinen kleinen Zähnen wegzubeißen.
Er jaulte, Marius schimpfte und Daniel, der das Ganze aus fünf Schritten Entfernung beobachtete, fing so sehr zu lachen an, dass er beinahe das Gleichgewicht verlor und auf dem matschigen Ufer abrutschte.
»Lach' nicht, hilf' mir, Mann«, knurrte der dunkelblonde Jugendliche und versuchte, trotz des zappelnden Hundes die Balance zu halten.
»Ich denke, das ist nicht schwer?«, prustete Daniel, zwang sich aber zur Ruhe und deutete Marius an, ihm Sergio zu übergeben. »Schau, so nicht. Du machst ihm Angst. Er denkt, du lässt ihn in den Graben fallen. Du musst auf seine Höhe runtergehen«, der Dunkelhaarige setzte das Tier auf dem Boden ab und hielt es am Halsband fest. Mit leiser Stimme auf ihn einredend, hockte sich der Junge neben ihn, während Marius, dessen Schuhe ohnehin schon nass waren, auf der ausgelatschten Metallgitterbrücke stand und zusah. Daniel schöpfte etwas Wasser auf und hielt es dem Hund vor die Nase, bevor er begann, es auf sein Fell zu träufeln, solange bis dieses nass war und der Schlamm sich löste.
»Siehst du?«
»Hundeflüsterer.«
»Quatsch. Logisches Denken.«
»Also nix mit ‚unter den Bauch fassen und eintauchen'?«
»Doch. Aber nicht so, wie du das gemacht hast. Er muss erst begreifen, dass das Wasser keine Gefahr ist. Eigentlich liebt er das. Aber noch mehr, wenn Herrchen mit drin ist. Kann ich aber nicht, hab keine kurzen Hosen an.«
Marius beobachtete Daniel, wie er den kleinen Hund wusch. Er selbst war nutzlos, also konnte er sein Hilfsangebot nicht einmal einlösen. Doch das war egal. Sie waren hier und je länger es dauerte, den Schmutz aus dem Fell des Tieres zu waschen, desto länger würden sie beieinander sein.
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