Kapitel 27
„Bekomme ich meine Sachen eigentlich irgendwann wieder zurück?", frage ich Jason, als wir gerade zum Strand gehen.
„Die musst du dir schön selber holen", grinst Jason.
„Gut, dann lass uns kurz in dein Zimmer gehen, damit du mein Handy nicht mehr stalken kannst", meine ich lächelnd, obwohl ich genau was, dass er das nicht kann. Es ist schließlich ziemlich schwer, sich einen 16stelligen Handycode zu merken.
„Was denkst du bloß von mir?", sagt er mit einem entsetzten Gesichtsausdruck, der mich zum Lachen bringt. „Eventuell wirst du ein paar neue sexy Fotos finden."
„Hoffentlich keine Nacktfotos", antworte ich und verziehe mein Gesicht.
Plötzlich beugt er sein Gesicht ein wenig herab. „Tu nicht so, als ob dir das nicht gefallen würde", flüstert er in mein Ohr. Ich kann die Gänsehaut nicht verhindern, die sich auf meinem Körper ausbreitet.
„Ich kann gut darauf verzichten, danke", gebe ich zurück.
Mit einem fetten Grinsen im Gesicht entfernt er sich wieder etwas von mir. „Du kannst dich selber anlügen, aber mich nicht."
„Einbildung ist auch eine Bildung."
„Hey ihr Turteltäubchen da hinten. Beeilt euch mal ein bisschen!", ruft Luke uns zu, woraufhin mein Gesicht leicht errötet. Jason hingegen hält nur den Mittelfinger in die Höhe.
„Also willst du jetzt kurz in mein Zimmer", fragt Jason mich.
Ich sehe ihn verwirrt an. Wieso sollte ich in sein Zimmer wollen? Doch da fällt mir plötzlich ein, dass ich ja meine Tasche holen will. Dieses Gespräch mit Jason hat mich echt aus dem Konzept gebracht.
„Ja bitte. Das ist ziemlich nervig, wenn man keinen Schlüssel hat."
„Geht schon mal vor, wir kommen gleich nach", ruft Jason den anderen nach vorne zu. Noch bevor sie reagieren können legt er seine Hand an meinen Rücken und führt mich zu seinem Zimmer. Ich will gar nicht wissen, was die anderen jetzt denken, was wir vorhaben. Anscheinend ist das Jason jedoch komplett egal.
„Ladys first", sagt er, nachdem er die Tür geöffnet hat und sie mir nun aufhält. Ich betrete nun zum zweiten Mal sein Zimmer und sehe mich um. Dazu hat ich letztens nämlich keine Zeit. Beziehungsweise war ich nicht imstande dazu. Verdammter Alkohol.
Das Zimmer hat nichts außergewöhnliches an sich. Die Einrichtung ist ähnlich wie bei unserem gehalten, nur fällt mir jetzt auch die Verbindungstür auf, die anscheinend zu Coras Zimmer führt. Überall liegen Klamotten herum und am Tisch stehen noch einige halbvolle Flaschen Alkohol. Scheint so, als müssten wir in nächster Zeit nichts kaufen.
„Bist du fertig mit deiner Inspektion?", fragt Jason mich belustigt.
„Jap. Wo hast du meine Sachen nun?", frage ich ihn.
„Die sind ganz gut versteckt", antwortet er grinsend.
Ich verdrehe meine Augen. „Was willst du dafür?"
„Da würden mir so einige Dinge einfallen", sagt er und kommt einen Schritt auf mich zu.
„Perversling", antworte ich, muss jedoch aus irgendeinem unbekannten Grund grinsen.
„Eigentlich meinte ich etwas anderes, aber wenn du unbedingt darauf hinauswillst."
„Natürlich meintest du etwas anderes." Erneut verdrehe ich meine Augen. Wenn das so weiter geht, wird mir davon noch schwindelig.
„Na los, gib mir mein Zeugs", fordere ich ihn auf.
„Ich soll es dir also geben?"
Okay, jetzt reicht es. Ganz langsam gehe ich immer wieder ein paar Schritte zurück, bis ich an sein Bett angekommen bin. Jason beobachtet mich nur mit zusammengezogenen Augenbrauen. Dann greife ich blitzschnell nach seinem Polster und schleudere ihn in sein Gesicht.
Jason hat ihn leider gerade noch abgefangen und sieht mich nun verblüfft an. „Das wirst du bereuen", sagt er und eher ich etwas dagegen tun kann, hat er mich aufs Bett geschubst und beginnt mich nun zu kitzeln.
„Scheiße Jason. Lass das!", schreie ich lachend. Warum bin ich auch so verdammt kitzlig? Doch er hört nicht auf. Also versuche ich mich irgendwie aus seinem Griff zu befreien, aber keine Chance. Gegen einen durchtrainierten Jason kann ich nichts anrichten.
„Jason", versuche ich es noch einmal und kurz stoppt er. Plötzlich wird mir bewusst, wie verdammt nahe wir uns sind. „Lass mich los", bitte ich ihn, doch das tut er nicht. Stattdessen sieht er mir weiterhin in die Augen. Ob er die Hitze spüren kann, die überall von meinem Körper ausgeht?
Gerade als ich denke, dass ich diese Spannung nicht mehr ertragen kann, stemmt er sich hoch und sein Gewicht verschwindet von meinem Körper.
Dann steht er vom Bett auf und holt etwas aus dem Schrank hervor. Meine Tasche.
„Hier bitte", sagt er und legt sie vor mir auf dem Bett ab. Bilde ich mir das nur ein, oder war seine Stimme gerade verunsichert? Hat ihn diese Situation gerade wirklich so aus der Fassung gebracht?
Ich murmle ein ‚Danke' und kontrolliere, ob noch alles da ist. Handy, Schlüssel, Geld. Gut.
„Gehen wir zu den anderen?", frage ich, als ich nicht weiß, was ich sonst sagen soll.
„Ja, lass uns gehen", antwortet er und somit verlassen wir sein Zimmer wieder. Irgendwie hat sich ein seltsames Schweigen zwischen uns ausgebreitet, das mir unangenehm ist. Was ist los mit uns? In einem Moment lachen wir gemeinsam und im nächsten ist es plötzlich so komisch zwischen uns. Ich verstehe das Leben gerade nicht.
Soll ich etwas sagen? Ihn darauf ansprechen? Oder mach ich mir einfach übertrieben viele Gedanken, die völlig unnötig sind? Wahrscheinlich.
„Da seid ihr ja endlich", meint Adrian, als wir es bis zum Strand geschafft haben.
Der restliche Nachmittag vergeht recht ereignislos. Keine weiteren Momente zwischen mir und Jason. Was er wohl über mich denken mag? Manchmal wäre es wirklich hilfreich, Gedanken lesen zu können.
„Wann redest du endlich mal mit Jason?", fragt mich Luke am Abend, als wir uns fertig für unseren Spaziergang machen. Wir wollen auf einen kleinen Berg hinauf, um uns den Sonnenuntergang anschauen zu können.
„Hey, du nervst mich nicht mehr damit, schon vergessen?", erinnre ich ihn an unsere Wette.
„Ich weiß, aber ich kann das nicht mehr länger mitansehen. Ihr steht doch ganz eindeutig aufeinander, also wann bekommt ihr das endlich auf die Reihe?", sagt er gequält.
„Halt einfach die Klappe", antworte ich bloß. Schließlich geht ihn das nichts an, das sollte er endlich mal einsehen.
Dann machen wir uns gemütlich auf den Weg. Ich gehe neben Maddie, da ich gerade weder Lust habe, mich mit Luke zu unterhalten, noch mit Jason. Zum Glück fängt Maddie nicht auch damit an. Stattdessen reden wir bloß über lustiges, belangloses Zeugs. Mein Blick gleitet jedoch immer wieder zu Jason, der in ein Gespräch mit Adrian vertieft ist.
Nach einer halben Stunde sind wir endlich oben angekommen und ich schaue mich begeistert um. Wie ich diesen Ausblick liebe. Bei unserem Strand ist immer das Festland und die Nachbarinsel in Sicht, doch hier oben sieht man auf die andere Seite der Insel. Das Meer scheint unendlich weit zu sein, denn nichts ist hier im Weg.
Nur Himmel und Wasser, die aufeinander treffen.
Es ist wirklich absolut faszinierend.
„Wunderschön, oder?" Ich erschrecke. Seit wann steht Jason neben mir? Ich mustere ihn, während sein Blick weiterhin aufs Meer gerichtet ist. Er ist wunderschön.
„Ja", antworte ich.
„Wollen wir etwas weiter nach vorne gehen?", fragt er mich. Ich nicke nur.
Gemeinsam entfernen wir uns von der Gruppe und folgen der Straße noch ein wenig weiter, bis die anderen außer Sichtweite sind.
Dann setzen wir uns auf den Boden und warten darauf, dass die Sonne hinter der Insel verschwindet. Wie selbstverständlich legt Jason seinen Arm um meinen Körper und ich lehne meinen Kopf an seiner Schulter.
Genauso, wie wir es beim Sonnenaufgang gemacht haben.
Auch jetzt herrscht eine Stille zwischen uns, doch anders als vor ein paar Stunden, ist sie jetzt wirklich angenehm. Ich könnte den ganzen Tag so verbringen.
„Schau nur", flüstert Jason schon fast, als die Sonne den Horizont erreicht hat und langsam darin verschwindet.
„Wunderschön", wiederhole ich und sein Blick dreht sich in meine Richtung.
„So wie du."
Und plötzlich legt er seine Lippen auf meine und wir küssen uns.
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