Kapitel 23
Frisch geduscht fühle ich mich wieder etwas besser, jedoch fängt mein Magen langsam an, sich zu beschweren. So viel werde ich in Griechenland eindeutig nicht mehr trinken. Zumindest nicht, wenn Jason neben ist.
„Okay, lass uns zum Strand gehen", rufe ich aus dem Bad zu Maddie.
Wir wissen zwar nicht, was die anderen vorhaben, aber eigentlich hoffe ich sowieso auf einen ruhigen Tag mit Maddie. Ich brauche wirklich Zeit zum Nachdenken.
Am Strand angekommen kann ich nur meine und Maddies Mutter entdecken. Keine Spur von Jason oder den anderen. Glück gehabt. Wir legen uns zu ihnen dazu und bevor ich wieder einschlafen kann, schleppt mich Maddie ins Meer.
Wir genießen das Wasser für einige Zeit, bis Cora und Emma am Strand auftauchen. Wo haben sie die Jungs lassen? Unwillkürlich werde ich nervös. Wie soll ich mich Jason gegenüber verhalten, wenn ich ihn sehe?
Maddie ist meinem Blick gefolgt. „Willst du zu ihnen?" Cora und Emma scheinen uns noch nicht gefunden zu haben.
Ich seufze. Sie können nichts für gestern. Ich sollte ihnen deswegen nicht aus dem Weg gehen wollen, nur weil ich mich dumm anstelle. „Ja, gesellen wir uns zu ihnen."
Ich rufe nach den beiden, damit sie nicht an uns vorbeigehen.
„Hey Leute. Na, gut geschlafen?", sagt Cora und zwinkert mir zu.
Sofort verfärbt sich mein Kopf rot. Gut. Sie hat es also mitbekommen. Wer noch alles? Hoffentlich nicht Luke. Alleine die Vorstellung von seinem Grinsen gruselt mich.
„Wo sind die Jungs?", fragt Maddie.
„Die kommen gleich nach. Mussten noch irgendwas erledigen", antwortet Cora.
Na toll. Können sie sich nicht wenigstens den einen Tag von uns fernhalten? Ich könnte einfach so tun, als würde ich schlafen. Das ist doch eine tolle Idee. Oder ich tue nicht nur so, sondern mache es wirklich. Mein ganzer Körper sehnt sich sowieso danach und auch wenn ich Jason nicht immer aus dem Weg gehen kann, kann ich es doch für eine kleine Weile.
„Ich werde ein Nickerchen machen. Weckt mich bei einem Erdbeben oder so."
Mit diesen Worten mache ich es mir auf dem Liegestuhl bequem und versuche zu schlafen, was aber nicht so einfach ist. Ständig schwirrt mir die gestrige Nacht durch den Kopf. Wie ein Film, der sich immer wieder von vorne abspielt. Ich kann es einfach nicht abschalten.
Schon kurz vor dem Einschlafen nehme ich plötzlich Lukes Stimme wahr. Heißt das, Jason ist auch hier? Ich kann meine Nervosität nicht verhindern.
„Hallo Leute", ruft Luke fröhlich.
Die anderen erwidern irgendwas, das ich nicht verstehe. Können alle anderen Touristen rundherum nicht ein wenig leiser sein?
„Schläft sie?", höre ich Jason plötzlich fragen. Mein Herz schlägt um eine Spur schneller.
„Jap. Frage mich wirklich, weshalb sie so erledigt ist", antwortet Cora. Die Zweideutigkeit dahinter ist nicht zu überhören.
„Ja, du hast mir immer noch nicht gesagt, wohin ihr zwei verschwunden seid", beschwert sich Luke.
„Ich habe dir schon erzählt, dass sie müde war und ich sie ins Bett gebracht habe. Das war's", erzählt Jason.
„Und ich habe dir schon gesagt, dass ich dir nicht glaube, dass das die ganze Geschichte ist." Wieso kann Luke nicht die Klappe halten?
„Und wie du sie ins Bett gebracht hast. Ganz eng aneinander...", sagt Cora.
„Jetzt lasst ihn doch in Ruhe", verteidigt Adrian seinen besten Freund. Danke. „Obwohl es mich auch interessieren würde, ob da mehr gelaufen ist." Doch nicht danke.
„Es war nichts. Muss ich euch das schriftlich geben?", fragt Jason, schon etwas genervt.
Vielleicht sollte ich mich doch nicht schlafend stellen. Das ist unangenehmer, als ich gedacht hätte. Würden sie still sein, wenn ich auf mich aufmerksam mache, oder würden sie dann mich weiter mit Fragen bombardieren?
„Leute, beruhigt euch. Ronnie hat zu viel getrunken und Jason hat bloß auf sie aufgepasst. Können wir jetzt bitte ins Wasser? Heute ist ein echt heißer Tag", unterbricht Maddie, meine Retterin, das Gespräch.
Es gibt noch eine kurze Diskussion, bis sich die Stimmen schließlich entfernen. Ich warte noch einen Moment, eher ich vorsichtig die Augen öffne. Als ich sichergestellt habe, dass sie wirklich weg sind, setze ich mich auf.
„Hallöchen", ertönt eine Stimme direkt hinter mir, die mich aufschrecken lässt. Was macht Luke noch hier? Wieso habe ich ihn nicht gesehen?
„Hi", antworte ich zögerlich.
„Erzähl mir alles." Luke starrt mich mit großen Augen an. Er macht mir gerade etwas Angst.
„Ich muss dir gar nichts erzählen", sage ich jedoch selbstsicher.
„Achja, und warum nicht?"
„Schon vergessen. Du lässt mich ab sofort damit in Ruhe. Ich habe die Wette gewonnen." Endlich kann ich ihm das unter die Nase reiben. Das ist schon ein gutes Gefühl. Leider scheint Luke nicht besonders beeindruckt davon zu sein.
„Weißt du auch, warum du gewonnen hast? Du warst gestern wirklich betrunken, ich hätte die Geschichte locker aus dir herausbekommen. Aber du bist neben Jason gesessen und warst so glücklich. Und wie ihr aneinander geklebt seid. Das war wirklich süß. Ich wollte dir nicht die Stimmung verderben, indem ich damit anfange. Vielleicht hätte ich es noch getan, aber dann wart ihr zwei weg.", erzählt er mir.
Ich bin verblüfft. Hat er die Wette wirklich freiwillig verloren, weil ich mit Jason gerade so glücklich war? War ich das denn?
„Meine Hilfe wird vorerst sowieso nicht mehr benötigt. Ihr zwei bekommt das auch so schon langsam hin", meint er grinsend. „Da du dich jetzt nicht mehr schlafend stellen kannst, kommst du mit ins Wasser? Jason schaut schon ganz eifersüchtig herüber."
Bei seinen Worten drehe ich den Kopf und erkenne tatsächlich Jason, der seinen Blick auf uns gerichtet hat. Das war's wohl mit dem Schlafen.
Seufzend rapple ich mich auf, was meinem Kopf nicht wirklich gefällt. Jetzt führt wohl kein Weg mehr daran vorbei, mit Jason zu reden. Das kann ja nur mehr als peinlich werden.
So langsam wie möglich gehe ich ins Wasser und lasse mich auf der Wasseroberfläche treiben. Das Meer ist heute ziemlich ruhig. Normalerweise bevorzuge ich große Wellen, in denen man hineinspringen kann, aber heute ist das ruhige Wasser definitiv angenehmer.
„Hey." Es war nur eine Frage der Zeit, bis Jason mich begrüßt.
Ich richte mich wieder auf und sehe ihn an. „Hey", sage ich etwas schüchtern.
„Weißt du, das ist echt unverschämt, einfach so in der Früh abzuhauen, ohne eine Nachricht zu hinterlassen." Er grinst mich an. Ist das ein gutes Zeichen?
„Ja, ich habe darauf gehofft, dass wir uns nie wieder sehen. Du weißt schon, der Klassiker eben", versuche ich locker von mir zu geben. Ob er bemerkt, dass ich alles andere als locker bin?
„Dann gehe ich davon aus, dass du dein Handy nicht mehr brauchst? Achja, deine Tasche hast du ja auch vergessen."
„Ich wollte sowieso ein neues Handy. Das ist gar kein Problem. Und ich dachte, dass meine Tasche dir besser steht, als mir."
„Wie großzügig von dir."
„Hey Jason. Danke, dass du mich gestern ertragen hast. Das Ganze ist mir echt unangenehm, weißt du."
Er sieht mich daraufhin nachdenklich an. Das bereitet mir nicht gerade ein gutes Gefühl.
„Ehrlich gesagt, dachte ich, dass du mich jetzt noch mehr hasst. Du weißt schon, weil du betrunken Dinge tust, die du nicht so meinst und ich das... ausgenutzt habe."
„Wir haben uns aber nicht geküsst, oder?" Die Frage ist raus, eher ich sie zurückhalten kann. Ich muss das einfach wissen, auch wenn es mir wirklich mehr als peinlich ist.
„Nein, haben wir nicht. Das hätte ich nie getan", antwortet Jason. Ein Stein fällt mir vom Herzen. Immerhin etwas.
„Gut, dann zerbreche dir darüber nicht mehr den Kopf. Ich bin dir nicht böse, nur weil ich mich nicht zusammenreißen konnte. Und jetzt lass uns bitte das Thema wechseln und nie wieder darüber reden", sage ich. Wenn ich auf jemanden böse bin, dann wohl auf mich selbst.
„Aber eines noch: wenn du nicht gleich abgehauen wärst, hätte ich dir Frühstück ans Bett gebracht. Da hast du wirklich was verpasst. Ich bin ein wahrer Meisterkoch", meint Jason und hat wieder ein Lächeln im Gesicht.
„Ich hätte sowieso nichts runtergebracht. Das wäre nur Verschwendung gewesen."
„Dann hoffe ich doch, dass du heute am Abend was runterbringst."
Verwirrt schaue ich ihn an. Heute Abend?
„Du weißt schon", sagt er und grinst noch breiter. „Ich lade dich heute zum Essen ein."
Meine Augen werden groß. Oh verdammt. Wie konnte ich darauf bloß so vergessen?
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