Kapitel 15
„Aww, wie süß", quietsche ich aufgeregt.
„Halt die Klappe. Hier wollen Menschen schlafen", warnt mich Maddie.
„Sorry", flüster ich nun. „Aber das ist echt süß", kommentiere ich ihren Chatverlauf mit Kilian grinsend.
„Das ist ein ganz normaler Chatverlauf. Daran ist nicht süß", sagt Maddie augenverdrehend. Trotzdem kann sie ihr Grinsen nicht zurückhalten.
„Und ob das süß ist." Ich räuspere mich übertrieben. „Übertreibe es nicht. Nicht, dass dir was passiert", lese ich eine Nachricht vor. „Komm schon, er macht sich Sorgen um dich, wenn das nicht süß ist, dann weiß ich auch nicht".
„Ist ja schon gut. Und jetzt gib mir mein Handy wieder zurück", sagt Maddie und ich komme ihrer Bitte nach.
„Du wirst mir noch dankbar sein", grinse ich vor mich hin.
„Schon gut. Und jetzt lass uns schlafen. Morgen ist auch noch ein Tag." Mit diesen Worten dreht Maddie sich um und versucht zu schlafen, was ich ihr gleichmache.
Am nächsten Tag werde ich durch ein Summen aus meinem Schlaf gerissen. Nachdem ich meine Augen langsam aufbekommen habe, richte ich meinen Blick auf Maddie, die aufrecht in ihrem Bett sitzt und in ihr Handy starrt. Ein Lächeln huscht über ihr Gesicht, bevor sie etwas eintippt.
„Na, schreibt ihr immer noch?", frage ich belustigt, woraufhin Maddie zusammenzuckt. Anscheinend hat sie nicht bemerkt, dass ich wach bin.
„Klappe", faucht sie, was mich die Augen verdrehen lässt. Gähnend strecke ich mich und mache mich dann langsam auf den Weg zum Kühlschrank, damit ich mir Frühstück machen kann.
Ausgerüstet mit Essen und meinem Handy setze ich mich am Balkon und schaue, was es für Neuigkeiten gibt. Als ich auf Whats App gehe, sehe ich, dass Cora eine Gruppe, anscheinend eine Griechenlandgruppe erstellt hat, um das Kommunizieren einfacher zu machen. Mein Herz schlägt etwas höher, als ich erkenne, dass auch Jason in dieser Gruppe ist. Logisch. Wieso sollte er auch nicht darin sein?
Ich gehe auf sein Profil, um sein Bild anschauen zu können. Darauf ist er gemeinsam mit seinem Hund abgebildet. Zugegeben, er schaut wirklich gut aus.
Seufzend sperre ich mein Handy wieder und widme mich endlich den wichtigen Dingen im Leben. Essen.
„Gehen wir?", fragt Maddie, nachdem wir uns fertig gemacht haben. Ich nicke zustimmend und so verlassen wir unser Zimmer.
Am Strand angekommen gesellen wir uns zu den anderen. Als mir auffällt, dass Jason nicht hier ist, wandert mein Blick automatisch durch die Gegend, doch ich kann ihn nirgends entdecken.
„Er hat heute etwas anderes vor, aber keine Sorge, am Abend kannst du seine Anwesenheit wieder genießen", sagt Luke zu mir, der mich anscheinend durchschaut hat.
„Halt die Klappe", antworte ich bloß, doch meine Gedanken sind bei den Worten von Luke. Was er wohl vor hat? Kurz spüre ich die Enttäuschung in mir aufkeimen, doch im nächsten Moment ärgere ich mich darüber. Ich sollte mich lieber freuen, also Schluss mit diesen Gedanken.
„Wer zuletzt im Wasser ist, zahlt heute die erste Runde", schreit Luke plötzlich und wie auf Kommando stürmen alle los. Bloß Maddie bleibt zurück, da sie gerade eben noch in ihrem Handy vertieft war. „Das könnt ihr sowas von vergessen", brüllt sie uns hinterher.
Der Nachmittag ist recht angenehm, denn ich muss einmal nicht diese Spannung zwischen Jason und mir ertragen, wobei sich ein dummer, kleiner Teil in meinem Kopf fragt, was er wohl gerade wichtiges vorhat, um nicht hier sein zu können, doch ich versuche diese Gedanken so gut es geht zu verdrängen.
„Hey Leute, morgen findet die Morgenwanderung statt. Sind wir dabei?", fragt Emma in die Runde und sofort hebt sich meine Laune gewaltig. Ich liebe diese Morgenwanderungen über alles, auch wenn man schon um 4 Uhr in der Früh aufstehen muss und als Leiche rauf wandert, doch das ist es eindeutig wert. Es gibt nichts schöneres, als auf diesem Berg zu beobachten, wie die Sonne über dem Meer aufgeht.
„Natürlich sind wir dabei und wenn irgendwer sich weigert, wird er von mir höchstpersönlich aus dem Bett gezerrt", antworte ich streng, woraufhin Luke genervt aufstöhnt.
„Das nimmt uns wohl unsere Entscheidung ab", lacht Adrian und nach kurzen Protestversuchen von Luke machen wir uns auf dem Weg zum Büro, um uns für die Wanderung einzutragen. Schließlich muss man vorher eine kleine Weile mit dem Auto fahren und dies wird organisiert.
Als dies geschafft ist und es schließlich langsam dunkel wird, beschließen wir, heimzugehen und uns später mal zur Abwechslung nicht im Pavillon zu treffen, sondern eine Disco im Dorf aufzusuchen, um einmal ausgelassen tanzen zu können, auch wenn uns das bei der Wanderung umbringen wird. Luke hat mich extra noch einmal darauf aufmerksam gemacht, dass Jason heute Abend dabei sein wird und ich mich deswegen „hübsch" anziehen soll. Wie soll ich das bitte anstellen? Ich hab doch kein Kleid extra für diesen Anlass mitgenommen. Und was wäre überhaupt ein passendes Kleid für solch einen „Anlass"?
Ich nehme schließlich zwei Kleider aus meinem Schrank, um sie anzuprobieren, doch als ich mich Maddie präsentiere, die einen fast gequälten Blick aufsetzt, ist klar, dass ich etwas anderes benötige.
„Verdammt, Maddie. Hilf mir doch", jammere ich sie an.
„Weißt du, Ronnie, ich unterstütze diesen Plan zwar nicht, doch da du ihn ohnehin durchziehen willst und du es anscheinend ohne meine Hilfe nicht schaffst..." Während sie redet, durchwühlt sie meinen Kasten, bis sie anscheinend fündig geworden ist.
„Das!", ruft sie zufrieden. „Jungs steh'n auf Rot. Die Farbe ist wie ein Magnet."
„Weißt du, eigentlich ist es egal. Ich brauche für die restlichen zwei Wochen noch etwas zum Anziehen und ich kann nicht jeden Abend mit demselben roten Kleid fortgehen."
„Darum machen wir uns jetzt einmal keine Sorgen. Und jetzt los, zieh dich um", kommandiert sie mich herum. Als ich das Kleid anhabe, betrachte ich mich im Spiegel. Es ist eins meiner „gewagteren" Kleider, sprich um eine Spur kürzer, als die anderen, der Ausschnitt um eine Spur tiefer und etwas figurbetonter, jedoch noch nicht so schlimm, wie Claras Klamotten, die etwas falsch rüberkommen könnten.
Bevor ich etwas dazu sagen kann, nickt Maddie zufrieden und schon werkt sie mit ihrer Schminke in meinem Gesicht herum.
„Soll das jetzt jeden Abend so gehen?", frage ich etwas genervt. Ich bin nicht so der Fan, von übertrieben aufgetragenem Make-Up, doch als Maddie fertig ist und ich mich ein weiteres Mal betrachte, bemerke ich, dass es keineswegs übertrieben ist, sondern eigentlich ganz gut aussieht.
„Kann man so lassen", kommentiere ich Maddies Arbeit, die neben mir nur grinst.
Als auch sie fertig ist und wir den anderen Bescheid gegeben haben, dass wir schon aufbrechen, spazieren wir los ins Dorf hinein. Clara setzt heute zum Glück eine Runde aus, da sie ihren "Schöhnheitsschlaf brauche". Ich denke, sie hat einfach Angst, morgen den Berg nicht hinaufzukommen.
Die Stimmung im Dorf ist sehr ausgelassen. Die Einheimischen unterhalten sich gut auf ihren Terrassen, jedenfalls sieht es für Außenstehende so aus, in vielen Restaurants genießen die Urlauber zufrieden ihre Speisen und auch in den Supermärkten wird um diese Zeit noch eingekauft und glücklich mit den Ladeninhabern geplaudert.
Heute müssen wir keinen Stopp beim Supermarkt machen, da wir noch genügend Getränke von den letzten Tagen übrig haben. Vor der sogenannten Logos Bar warten schon Cora, Adrian und Emma. Luke und Jason fehlen noch. Die Flaschen versteckt betreten wir gemeinsam die Bar, die zum Glück kein stickiger Keller ist, sondern eine Bar im Freien. Nachdem wir einen Platz gefunden haben und Maddie dazu gezwungen wurde, die erste Runde zu bestellen, die dies nur sehr widerwillig hinnahm, tauchen plötzlich Luke und Jason auf. Mein Herz beginnt unwillkürlich schneller zu schlagen und ein unangenehmes Gefühl breitet sich in meinem Bauch aus. Ich hasse es, dass er solch eine Wirkung auf meinem Körper hat. Kann man das wo abstellen?
Doch bevor sich unsere Blicke treffen, wende ich mich demonstrativ von ihm ab und widme mich wieder dem Gespräch. Doch Luke, dieser Vollidiot schnappt sich den Platz gegenüber von mir, sodass sich Jason wieder einmal zu mir auf die Bank dazu quetschen muss. Wenn Blicke töten könnten, wäre Luke nun in der Hölle. Dieser zwinkert mir jedoch nur belustigt zu, wodurch ich ihn noch mehr hasse, als ich es gerade ohnehin schon tue.
Mein Mordgelüste wird jedoch unterbrochen, als Luke aufsteht und eine Ansprache hält: „Auf Maddie, die herzallerliebste Person, die ich kenne, denn sie hat sich voller Freude dazu bereit erklärt, uns armen Menschen ein kaltes Getränk zu spendieren. Maddie, du hast wirklich ein großes Herz. Danke, mein Schatz."
Als Kommentar von Maddie kommt nur ein Mittelfinger. Ich spüre Jasons Schulter an meiner und am liebsten hätte ich mich Maddies Geste angeschlossen.
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