chapter 3 ↠ willkommen
England. Ein Land, was ich nach nur 20 Minuten Aufenthalt so sehr hasse, wie fast nichts auf dieser Welt. Engländer. Menschen, von welchen ich behaupten kann, das sie scheiße sind. Alle. Vielleicht gibt es ja einige, die in Ordnung sind, doch für mich sind gerade alle Engländer nichts anderes wie scheiße! Idioten! Einfach scheiße! Ich hasse sie! Von Eleanor bis hin zu meinem Vater oder dem Beschissenem Stewardess, der neben mir steht und auf seinen Koffer wartet. Er und die etwa 20 weiteren neben mir die allesamt warteten. Wenigstens ist Eleanor nicht hier.
Wütend fuhr ich mir durch die Haare und zog kurz an diesen. Mein Puls ist so schnell, das ich fast denke das ich gleich einen Herzinfarkt erleiden werde. Als ich mit meiner Hand aus meinen Haaren wandere, berührt diese kurz meinen Hals. Ich erstarre in der Bewegung. Zoe.
Ich muss mich dringend beruhigen. Sofort! Als mein Blick hektisch durch den Flughafen wandern, bleibe ich an einem Schild hängen. Wenige Sekunden des anstarren später laufe ich zielsicher in die Richtung des Pfeiles los.
Doch als ich mein Ziel erreicht hatte, befindet sich eine etwas längere Schlange vor dem Eingang. Ich glaube, mein Kiefer bricht gleich vor lauter angestaute Wut in mir und da ich jetzt wirklich für wenige Sekunden für mich alleine sein muss, beschließe ich einfach auf die Herrentoilette zu gehen.
Schwungvoll öffnet sich diese und ich trat ein. Die verwirrten Blicke der, in der Schlange stehenden, Frauen ignoriere ich. Als die Türe lautlos hinter mir ins schloss fällt hebe ich meinen Blick, sehe im ersten Moment nirgends einen Mann stehen und atme erleichtert aus, doch als mein Blick auf die Kabinen fällt, sehe, das bei einer ein rotes Schild aufleuchtet, verdrehe ich genervt die Augen.
Schnell stelle ich mich vor einen Spiegel, lehne meine Hände an das Waschbecken davor und stütze mich an diesem ab. Meine Augen schließen sich und ich atmete einige male tief ein und wieder aus. Als ich meine Augen wieder öffne, ist die Kabine noch immer geschlossen, jedoch drang kein Laut aus dieser. Vielleicht ist das Schild auch einfach kaputt und in Wirklichkeit ist gar niemand in dieser.
Ich öffnete den Wasserhahn, lehnte mich leicht nach unten und spritzte eiskaltes Wasser an meine Wangen. Letztendlich stütze ich meine Unterarme auf dem Rand des Waschbeckens ab und ließ das Wasser in dieses rieseln. Gespannt lag mein Blick auf das sich in kreisförmig drehende Wasser das in den Abfluss vor mir fließt.
Ich sollte Eleanor einfach vergessen. Sie ist es nicht wehrt das ich mich so aufrege, das ist nur unnötige Verschwendung. Ich habe Zoe, meine einzig wahre Freundin, ich brauche keine andere, denn in spätestens zwei Monaten bin ich wieder bei ihr. Ich brauche niemanden anderen, versuchte ich mir einzureden. Ich brauche niemanden!
Zögernd drücke ich meinen Rücken durch und richte mich somit wieder auf meine volle große auf. Als ich in den Spiegel direkt vor mir sah, blieb mein Herz kurz stehen und ein erschrockener laut drang aus meiner Kehle. Blitzschnell fuhr ich herum und dachte in ersten Moment die zweite Frau hatte sich auf die Männertoilette verirrt, doch bei genauerem betrachten erkannte ich, das es ein Mann mit etwas längeren Haaren war.
Einer seiner Augenbrauen schossen in die Höhe als er langsam an das Waschbecken neben mich trat, anfing sich die Hände zu waschen. Ich beobachtete ihn genau, sagte jedoch kein Wort. Ehrlich gesagt wusste ich selbst nicht einmal warum ich das tat, vielleicht waren es einfach die langen Haare welche mich irritierten.
„Dir ist hoffentlich klar das das die Männertoilette ist, oder?", eine wunderschöne raue männliche Stimme durchbrach die Stille und für wenige Millisekunden war ich von seiner Stimme wie gebannt.
Ich öffnete meinen Mund, jedoch verließ kein Laut diesen bis ich realisierte was soeben passiert ist. „Sagte der Mann mit langen Haaren", meinte ich spöttisch und zog ebenfalls eine Augenbraue nach oben.
„Hey!", stieß er empört aus. „Sie sind kürzer wie deine! Außerdem bin ich, im Gegensatz zu dir, wirklich ein Mann!", er schien noch genervter wie davor zu sein, insofern das überhaupt möglich war. Ich hatte wohl an seinem ego gekratzt.
„Wer hat denn gesagt das ich kein Mann bin?!", fragte ich, versuchte dabei so ernst wie möglich zu bleiben, doch bei seinem geschocktem Blick und dem verlegenem stottern konnte ich mir ein Grinsen nicht verkneifen.
„Du hast mich gerade verarscht", merkte er schließlich und verdrehte die Augen.
„Jap", ich schnalzte leicht mit der Zunge, betonte das p während ich zu kichern anfing und meine Hüfte gegen das Waschbecken lehnte. „Und du bist voll drauf reingefallen", ich konnte nicht aufhören zu kichern und das war peinlicher wie die Tatsache, das ich kicherte. Gott, Tara, reiß dich zusammen!
Der Fremde wusch sich gerade mit Seife seine Hände ein, rieb sie aneinander. „Wer weiß, hätte ja sein können, das...", sein blick wanderte einmal an mir herunter. „... sich dort ein kleiner Freund verbringt", sein Blick bleib auf meiner Mitte hängen. Ist das sein beschissener ernst?! Gott, wieso sind alle Männer so gleich!
Genervt verdrehte ich meine Augen als ich näher an ihn heran trat. Mein Puls beschleunigte sich ohne das ich etwas dagegen tun konnte, doch das liegt wohl an der aufkommenden Wut. „Dein kleiner Freund wird gleich leiden wenn du noch einmal so starrst." Mit diesen Worten drehte ich mich um und wollte gerade verschwinden, als eine nasse Hand mich am Handgelenk festhielt.
Ich drehte mich nicht um, starrte geradewegs auf mein Fluchtweg. „Du solltest aufpassen was du sagst, Schätzchen!", flüsterte er von hinten an mein Ohr. Ich bewegte mich nicht als er wenige Sekunden in dieser Position verharrte. Sein Atem streifte leicht über meine Haare, ließ diese sich leicht bewegen. Genauso wie seine Lippen fast mein Ohr berührte. Leicht und weich wie ein Schmetterlingsflügel doch sogleich lag so viel Härte in seiner Stimme und seinen Worten, wie ein Flügelschlag mit diesen der die Welt zum beten bringt.
„Ach ja", sagte ich während ich mich umdrehte. Meine Augen wurden zu Schlitzen, würden den grünäugigen vor mir mit Blicken töten, wenn sie es könnten. „Sonst was?", provozierend legte ich meinen Kopf leicht schief. Der Fremde vor mir spannte seinen Kiefer an während sein Griff stärker wurde, jedoch schien er bedacht zu sein, mir nicht wehzutun. Ich riss mich gewaltsam los.
„Du solltest wirklich aufhören mich zu provozieren, ich bin wirklich nicht in der Stimmung", presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, drückte seine Augen ebenfalls zu schlitzen zusammen.
Ich antwortete: „Wenigstens eine Sache die wir gemeinsam haben."
„Wir beide", seine Hand fuchtelte hin und her. „Haben nicht die kleinste Kleinigkeit gemeinsam."
Wasser spritzte in mein Gesicht von seiner schnellen Bewegung, weshalb ich gezwungen war meine Augen zu schließen. Ich sagte doch, aller Engländer sind scheiße und dieser Lockenkopf vor mir, ist gerade auf der Liste meiner Hassmenschen ziemlich weit nach vorne gerutscht. Wütend fuhr ich mir durchs Gesicht, ließ das Wasser von meinen Wangen verschwinden und öffnete wieder meine Augen. „Auch gut", zischte ich und funkelte ihn noch ein letztes mal wütend an bevor ich mich umdrehte und diesmal wirklich verschwand. Bevor ich jedoch die Tür öffnete drehte ich mich ein letztes mal um: „Übrigens, Dankeschön, dank dir find ich alle Engländer gleich viel Sympathischer." Mit diesen Worten drückte ich meinem Rücken gegen die Türe welche sich somit öffnete und trat aus der Männertoilette.
„Willkommen in England, Schätzen!", hörte ich seine raue Stimme mir hinterher rufen.
Wortlos und genervt lief ich durch den nun leeren Flur auf direktem Weg zurück um meinem Koffer zu holen, welcher nun definitiv da sein sollte, vor allem da meiner als einer der ersten kommt, immerhin bin ich in der First Class geflogen.
Sofort entdeckte ich meinen Koffer, welchen ich direkt nahm und endlich auf den Ausgang zulief. Was für eine wunderschöne Begrüßung in England, ich hätte es mir nicht schöner vorstellen können. Erst Eleanor und dann dieser Möchtegern Lockenkopf. Er sollte dringend zum Frisör gehen! Oh, das hätte ich ihm auch noch an den Kopf knallen können!
Gott, wieso vergesse ich ihn nicht einfach. Ich werde ihn sowieso nie wieder sehen! Genauso wie Eleanor.
Als ich letztendlich alles hinter mich gebracht hatte trat ich dich die letzte Automatische Türe und lief einen etwa 10 Meter langen Flur entlang, welcher durch einer der gefühlten tausend Bänder welche es hier gibt, erzeugt wurde. Ich herblickte Menschen die Warteten. Manche hielten Schilder in der Hand, andere standen mit ihrem Handy in der Hand und wieder andere standen einfach so herum.
Plötzlich kam mir der Gedanke wer mich abholen würde. Mein Vater?! Ich hoffte für ihn das unsere erste Begegnung weit, weit hinausgezögert wird. Vor allem gerade in diesem Moment ist mir definitiv nicht danach den König meiner Hassliste zu treffen. Für heute hatte ich mehr als genug Begegnungen mit Engländern und alleine bei dem Gedanken nun tagtäglich welche zu sehen dreht sich mir einmal der Magen um.
Ich beachtete die Menschen mit Schild gar nicht, als ob mein Vater ein Schild mit meinem Namen darauf in der Hand hielt, das war doch lächerlich. Also wanderte mein Blick auf die Menschen mit Handy in der Hand, doch als ich nur für den Bruchteil einer Sekunde nach Links sag, traute ich meinen Augen kaum.
Ein Mann — Dreitagebart, eine Mischung aus braun und roten Haaren, Mitte 40, groß, nein, riesig — hielt tatsächlich ein Schild in der Hand auf welchem mein Name steht: Tara Celaya.
Ich blinzelte, doch als ich meine Augen wieder öffnete stand noch immer das selbe auf dem Schild, mit dem selbem Mann der dies hielt. Einige male wiederholte ich diesen Vorgang, bis ich dachte vollkommen den Verstand verloren zu haben. Das, soll mein Vater sein?!
Scheiße, nein! Das kann niemals sein! Er sieht definitiv zu alt aus. Mein Vater müsste nun genau 38 Jahre alt sein und nicht Mitte 40! Mein Vater hat doch nicht eine solche Haarfarbe, denn meine Mutter hatte aschblondes Haar und ich dunkelbraunes. Das... das kann nicht sein.
Doch er hielt ein fucking Schild in der Hand mit meinem Namen!
Wiederstrebend lief ich letztendlich auf den Mann zu, überlegte welchen scheiß Spruch ich ihm ins Gesicht knallen kann, wenn er mir dumm kommt. Naja, ich würde ihm, selbst wenn er mir nicht dumm kommt, einen beschissenen Spruch ins Gesicht knallen, auch wenn ich Zoe versprochen hatte nett zu sein. Vielleicht würde ich es versuchen. Für fünf Sekunden.
Als ich letztendlich vor ihm zum stehen kam, wanderte sein Stierblick — welchen er die ganze Zeit geradeaus hielt, zu mir herunter. Er sagte für Sekunden nichts, mustere mich lediglich einmal von oben bis unten und am liebsten hätte ich ihm gerade nichts lieber wie eine geknallt.
Sollte mein Vater nicht die arme ausbreiten, lächeln und sich freuen seine für immer verschwunden gedachte Tochter zu sehen?! Was bitte stimmt eigentlich nicht mit diesen Inselaffen!
„Hör auf so zu starren!", motze ich letztendlich rum. „Ich bin keine scheiß Statue, ich bin deine beschissene Tochter!"
Ein kleines schmunzeln breitete sich auf seinen Lippen aus. „Glaub mir liebes, wir beide haben rein gar nichts genetisches gemeinsam."
Unsicherheit machte sich in mir breit. Genauso wie Erleichterung das ich nicht von diesem Rotschopf stamme. Jedoch auch Verwirrung. Wenn er also nicht mein Vater ist, wieso zum Teufel hält er dann ein scheiß Schild mit meinem Namen in die Luft.
„Gehen wir?", fragte er. Er strahlte Autorität aus.
„Ich kenn dich noch nicht einmal", protestierte ich, verschränkte die Arme vor der Brust
„Taylor. Komm jetzt", ohne ein weiteres Wort nahm er meinen Koffer in die Hand und lief los.
„Äh...", ich war wie gelähmt vor Einschüchterung. Er hatte eine beachtenswerte große genauso wie breite, Taylor — wie er sich soeben vorstellte — könnte mich mit Leichtigkeit wegtragen.
Nach nur wenigen Schritten drehte er sich wieder um. „Hör zu. Ich hab wirklich keine Lust auf so ein scheiß Small Talk, spar es dir einfach für... deine Überraschung auf. Es ist schon schlimm genug das dein Vater mich schickt um dich abzuholen, also erleichtert es mir und dir einfach indem du mitkommst, wir nach Hause gehen können und ich endlich von der Nervensäge erlöst bin."
Langsam nickte ich Zog meine Augenbraun zusammen. Was meinte er mit meiner Überraschung. Taylor lief weiter, schob meinen Koffer hinter sich her und Wortlos, wie er es sagte, folgte ich ihm.
Mein Vater hatte also ihn geschickt um mich abzuholen, aber warum bewegt er nicht selber seinem Englischen Arsch zum Flughafen um seine Tochter abzuholen? Hat er etwa kein Bock auf mich? Oder ist er zu beschäftigt? Aber er weiß mittlerweile seit einem Monat wann genau ich zu ihm ziehen werde. Meine Kartons sind doch nun auch schon längst hier in London angekommen und müsste bei ihm stehen. Wieso hält man sich denn nicht das fucking Datum frei, an welchem seine Tochter zu einem zieht!? Wieso?!
Mein Puls beschleunigte sich. Ich schwöre bei Gott, ich werde diesem Mann unsere erste Begegnung so schrecklich gestalten, wie nur möglich. Es wird sein Albtraum!
Taylor lief auf den Ausgang zu. Und als er letztendlich die Glastür durchschritt ließ mich das Englische Wetter direkt Willkommen heißen. Als würde es mit mir weinen während ich vor Wut koche, traf ein Regentropfen nach dem anderen den Boden, hinterließ ein einzigen Wasserfall.
„Willkommen in England", meinte Taylor, wie zur Bestätigung meiner Gedanken. Ich verdrehte genervt die Augen als der Lockenkopf von der Toilette sich in mein Gedächtnis schlich. Er hatte genau die selben drei Worte zu mir gesagt, jedoch noch ein Wort, welches mich den Kiefer anspannen ließ, hinzugefügt.
Plötzlich wurde er langsamer, lichter eines großen, schwarzen Autos flackerten auf was mir bestätigte, dass das Auto aufgeschlossen wurde. Doch noch bevor ich oder Taylor das Auto ganz erreichten, geschweige denn eine der Türen hätten öffnen können, sprang eine Tür auf. Ich atmete erschrocken ein, denn ich hatte definitiv nicht damit gerechnet. Perplex blieb ich stehen, beobachtete ein Mädchen wie sie aus dem Auto sprang, die Türe dabei offen ließ sich und direkt auf mich zugetankt kam und sich letztendlich in meine Arme fallen ließ.
„Oh mein Gott, du bist endlich da!", kreischte sie in mein Ohr.
Ich reagiere nicht. „Herr im Himmel", hörte ich Taylor leise sagen als er den Kofferraum öffnete und meinen Koffer in diesen legte. Noch immer geschockt von der Reaktion und dem Gekreische, der Fremden um meinen Hals, blieb ich regungslos stehen.
„Sara!", hörte ich Taylor mit seiner bestimmenden Stimme plötzlich sagen.
Blitzschnell ließ der Afrokopf von mir ab.
„Oh Shit, sorry. Ich wollte dich nicht so überfallen, ich habe nur soooooo lange auf dich gewartet und jetzt bist du endlich da und ich...", ratterte sie ohne Punkt und Komma runter, bis Taylor ihren Namen erneut sagte, diesmal jedoch lauter.
„Sorry", murmelte diese, starrte auf den Boden vor ihren Füßen.
„Würde mir mal bitte einer erklären, wer zum Teufel das ist?", frage ich als ich meine Stimme wieder fand und sah dabei zu der Fremden.
„Tara, das ist Sara. Sie ist deine Halbschwester."
13.07.2016
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro