Kapitel 49
Raven
Wie oft stand ich in den letzten vier Wochen vor dieser maroden bernsteinfarbenen Tür und starrte auf die von einem Blechrahmen umhüllte Klingel, ohne sie zu betätigen? Ich hatte aufgehört zu zählen. Unfähig mich zu bewegen, stand ich mit zitternden Knien und klopfendem Herzen hier und fragte mich, warum ich so ein verdammter Feigling war.
Ich legte eine Hand auf mein pochendes Herz, um mich zu beruhigen. Noch einmal nahm ich einen tiefen Atemzug, ehe ich meine Hand vorsichtig auf die Türklingel zubewegte. Heute würde der Abend sein, an dem ich endlich mutig war.
Mein Finger berührte das kalte Plastik. Ich verharrte in meiner Bewegung und ließ die Hand schnell wieder sinken. Frustriert fuhr ich mir durch die kurzgeschorenen Haare und fluchte innerlich. Was machte ich ihr überhaupt? Aza würde mich nicht sehen wollen. Nicht nachdem, was ich zu ihr gesagt hatte.
Ich schüttelte den Kopf in der Hoffnung, dass diese Gedanken mich nicht wieder einnahmen. Heute durfte ich nicht auf sie hören, auch wenn ich wusste, dass meine innere Stimme mit allem Recht hatte. Ich war mit dem Ziel hergekommen, für Aza in dieser schwierigen Zeit da zu sein. Unabhängig davon, was zwischen uns vorgefallen war. Das war nur eine Ausrede, sie wiederzusehen, Idiot.
Ich hatte es verbockt. Mal wieder. Ich war mir sicher, dass sie mir nicht verzeihen würde. Die Worte, die ich zu ihr gesagt hatte, waren unverzeihlich gewesen. Doch ich konnte sie nicht zurücknehmen. Auch wenn ich alles dafür geben würde, um es anders enden zu lassen. Aber das konnte ich nicht. Weil du ein mieses Stück Scheiße bist, deshalb. Du hättest ihr nie zu nahekommen sollen, fluchte ich in Gedanken.
Ich seufzte, da meine innere Stimme mal wieder ins Schwarze getroffen hatte. Wie immer. Doch das bedeutete nicht, dass es weniger weh tat. Sie fehlte mir seit dem Moment, als sie durch unsere Haustür in der Dunkelheit verschwunden war. Ich konnte sie nicht halten. Wie auch? Ich hatte ihr ins Gesicht geschrien, dass ich sie nicht brauchte. In der Sekunde, als diese Worte meinen Mund verließen, hatte ich sie bereut. Jede Nacht, wenn ich meine Augen schloss, sah ich ihre tränenerfüllten Augen vor mir, die mich schockiert anstarrten. Mein Albtraum war Realität geworden. Ich hatte von Anfang an Angst davor gehabt, dass ich sie irgendwann einmal mit meinen Worten verletzten könnte. Und genau das hatte ich auch getan. Ich hatte sie von mir gestoßen, obwohl ich nichts anderes wollte, als mich an ihrer Schulter anzulehnen. Ich hatte sie behandelt, als wäre sie mir nichts wert und als wäre sie nicht das Licht, das meine Nacht erhellte.
Sie würde mir nie wieder vertrauen können. Angst hatte sich in ihren Augen widergespiegelt, obwohl ich gehofft hatte, dass sie mich nie so ansehen würde und erkannte, was ich eigentlich war. Die Dunkelheit.
Ich presste meine Lippen fest aufeinander und ballte die Hände zu Fäusten. Bis heute konnte ich mir nicht erklären, warum ich solche harten Worte gewählt hatte. Als sie mir erzählt hatte, dass sie mit meinem Dad gesprochen hatte, waren bei mir alle Sicherungen durchgebrannt. Für einen kurzen Moment hatte ich mich von ihr hintergangen gefühlt, doch dieses Gefühl war augenblicklich verpufft, als ich ihre wässrigen blauen Augen gesehen hatte. Doch ich konnte die Worte, die ich zu ihr sagte, nicht zurücknehmen. Als Aza zur Tür hinausstürmte, wusste ich, dass ich sie verloren hatte. Dieses Mal endgültig.
Umso länger ich in den letzten Wochen darüber nachdachte, warum sie mit meinem Dad gesprochen hatte, umso mehr verstand ich sie. Ich kannte Aza, sie wollte mir nur helfen. Wahrscheinlich hatte ihre verdrehte Denkweise dazu geführt, dass sie der Überzeugung war, sie müsste mir etwas zurückgeben. Aber das hätte sie nicht tun müssen, denn allein ihre Nähe hatte mir immer ausgereicht. Sie musste mich nur mit ihren großen dunkelblauen Augen ansehen und mir ihr sonnenähnliches Lächeln schenken und schon fühlte ich mich besser.
Ob ich es mir eingestehen wollte oder nicht. Aza hatte recht gehabt. Das Gespräch mit meinem Dad war längst überfällig. Auch wenn ich mich vor seiner Version der Geschichte fürchtete. Denn was würde passieren, wenn ich mich in ihm getäuscht hätte? Was machte ich mit all meiner angestauten Wut und dem Hass der letzten Jahre, wenn mein Dad vielleicht keine Schuld traf? Wen sollte ich für all unser Leid verantwortlich machen, wenn nicht ihn?
Ich hatte Angst vor der Leere, die in mir zurückbleiben würde, wenn ich keine Wut mehr in mir spürte. Wut und Hass wirkten für mich wie Katalysatoren. Sie waren nützlich. Ein gutes Mittel zum Zweck. Was würde von mir übrigbleiben, wenn diese beiden Emotionen verschwinden würden? Auch wenn ich mich ungern über sie definierte, waren sie doch ein Teil von mir. Wer war ich ohne sie? Und wer würde ich ohne Aza sein?
Wenn du das nicht herausfinden willst, dann drücke diese verdammte Klingel, schrie mich eine Stimme in meinem Kopf an.
Ich fühlte mich wie betäubt, als ich fast in Zeitluppe meinen Arm hob und meinen Finger zum zweiten Mal an diesem Abend an die Klingel legte. Jetzt mach schon.
Gerade in dem Moment, als ich die Klingel betätigen wollte, wurde plötzlich die Tür mit einem kräftigen Schwung aufgerissen und eine vor Freude strahlende Mrs. Davis blickte mir entgegen.
Nervös vergrub ich meine Hände in den Jackentaschen und traute mich nicht, ihr in die Augen zu sehen. Ich schämte mich zu sehr.
,,Mrs. Davis, ich...''
,,Raven, mein Lieber. Es ist so schön, dich zu sehen. Lass doch bitte die höflichen Floskeln, hm? Wir waren doch schon längst bei Magnolia'', unterbrach mich die ältere Frau und bedachte mich dabei mit einem warmen Blick.
Ich nickte zögerlich und begann unruhig mit dem Fuß zu scharren. Eine kurze Pause entstand, die sich für mich unendlich lang anfühlte. Je mehr Zeit verstrich, umso bewusster wurde mir, dass mein Erscheinen eine beschissene Idee gewesen war. Sie würde mich sowieso nicht sehen wollen. War sie gerade im Wohnzimmer? Oder in ihrem Zimmer? Würde sie sich kurz mit mir unterhalten, wenn Magnolia sie bat? Wohl kaum, Idiot.
Eine sanfte Berührung an meinem linken Oberarm ließ mich zusammenzucken. Ich hob den Blick und schaute in Magnolias sturmgraue Augen, die mich voller Mitgefühl bedachten.
,,Sie ist nicht da, Raven.''
Meine Schultern sackten nach vorn, als ich die Bedeutung ihrer Worte realisierte. Mein Herz schlug unregelmäßig in meiner Brust und ich hatte das Gefühl, als würde mir jemand die Kehle zuschnüren. Ich ballte die Hände in meinen Taschen zu Fäusten und presste die Lippen fest aufeinander. Ich wollte Magnolia gegenüber nicht zeigen, wie enttäuscht ich war und wie viel Überwindung es mich gekostet hatte, hierher zu kommen. Umsonst hatte ich mir unnötige Sorgen gemacht und hatte mir Horrorszenarien im Kopf ausgemalt, wie sie reagieren würde. Ich hätte mit allem umgehen können, aber gerade jetzt war ich mir nicht sicher, ob ich in Zukunft noch einmal den Mut aufbringen würde.
,,Willst du reinkommen? Du siehst aus, als würdest du frieren.'' Meine blanke Überraschung schien mir ins Gesicht geschrieben zu sein, obwohl ich immer bemüht war, meine Gefühle nicht sichtbar zu machen. Mit ihrem Angebot hatte ich nicht gerechnet. Sollte ich ihre Gastfreundlichkeit annehmen? Wie würde Aza reagieren, wenn sie nach Hause käme? Nein. Das war keine gute Idee.
,,Na komm. Ich habe gerade Kaffee angesetzt.'' Entschlossen nahm sie meinen Unterarm und führte mich ins Innere. Wenn ich es nicht besser wüsste, dann würde ich denken, dass sie all das geplant hatte. Ihr bestimmtes Handeln erinnerte mich ein wenig an meine Mom. Wenn sie etwas wollte, bekam sie das auch.
Ein wenig verloren stand ich im Flur und schaute mich unsicher um. Obwohl ich schon mehrmals hier gewesen war, fühlte es sich dieses Mal anders an. Als gehörte ich nicht hierhin. Vielleicht rührte dieses Gefühl auch nur von meiner inneren Stimme, die mir immer wieder zuflüsterte, dass ich nicht willkommen war.
Magnolia stürmte lächelnd an mir vorbei und bog rechts in die Küche ab. Ich folgte ihr unauffällig und setzte mich an den kleinen Tisch neben der Terassentür und lehnte mich angespannt zurück. Die ganze Situation kam mir unreal vor. Während ich Azas Grandma dabei beobachtete, wie sie zwei Kaffeetassen aus dem Hängeschrank holte und den frisch gebrühten Kaffee verteilte, trommelte ich unruhig mit den Fingern auf den Tisch.
Ich sollte mich nicht fragen, warum eine siebzigjährige Frau abends um 21:00 Uhr noch Kaffee machte. Wenn man Magnolia genauer betrachtete, konnte man erahnen, wie erschöpft sie war. Sie machte immer den Anschein, als würde es ihr gut gehen. Fast immer trug sie ein herzliches Lächeln auf den Lippen. Doch gerade fragte ich mich, ob ihr Lächeln nur eine Fassade war, damit sich ihr Mann und Aza keine Sorgen um sie machten. Die Hand, in der sie die Kaffeekanne hielt, zitterte verdächtig, während ihre Venen stark durch die faltige dünne Haut hervortraten. Ob sie abgenommen hatte? Sie erschien mir noch schmaler als beim letzten Mal. Der viel zu große Pullover hing ihr lose über die Schultern und ließ sie noch kleiner wirken als sie es schon war. Unter ihren Augen zeichneten sich dunkle Augenringe ab. Ob sie genug schlief? Wahrscheinlich nicht.
Doch obwohl ihr Körper geschwächt aussah, leuchteten ihre grauen Augen noch immer voller Wärme. Mit zittrigen Händen stellte sie die Tasse vor mir ab und setzte sich zu mir. Sie bedachte mich mit einem wissenden Blick und fing an zu schmunzeln.
,,Ich dachte schon, dass du nie den Mut haben wirst, unsere Klingel zu betätigen.''
Erschrocken schaute ich sie an und krallte mich an der türkisfarbenen Tasse fest. Hatte sie mich vorher schon einmal gesehen. Hatte sie mir deshalb die Tür geöffnet?
,,Ich...'' stotterte ich, da ich mir unsicher war, was sie von mir hören wollte. Die alte Frau war ein gewiefter Fuchs.
Ihr Lächeln wurde breiter. ,,Tut mir leid, mein Junge. Aber ich konnte dieses Trauerspiel nicht mehr mitanschauen. Ich weiß, eine alte Frau wie ich, sollte sich nicht einmischen, aber vielleicht kann ich auf diese Weise einige Prozesse beschleunigen.''
Sie hatte mich eiskalt erwischt. Ich wollte mir meine Verlegenheit nicht anmerken lassen, doch ich merkte, wie mir die Wärme ins Gesicht stieg. Schnell trank ich einen Schluck des heißen Getränks und verbrannte im selben Moment meine Zunge. Innerlich fluchend ließ ich die Kaffeetasse sinken und starrte auf den holzmelierten Tisch.
,,Es ist leider nicht so einfach'', murmelte ich.
,,Das ist es nie.''
,,Wie geht es ihr?'', fragte ich mit Sorge in der Stimme. Ich konnte nicht ignorieren, dass sie in diesem Haus viel zu präsent war. Ob im Flur oder hier in der Küche. Überall verfolgten mich ihre meeresblauen Augen und schienen mich mahnend anzustarren. Dazu kam ihr einzigartiger Duft nach Pfirsich und Vanille, der sich überall im Haus verteilte. Ich wünschte, sie wäre jetzt hier. Vielleicht wäre dann all das leichter zu ertragen.
Magnolia seufzte, während sie ihre Tasse hin und her schob, als überlegte sie, was sie mir sagen konnte und was nicht.
,,Sie ist ein starkes Mädchen. Das war sie schon immer. Weißt du, sie weicht nicht von Evans Seite, seit er bei Bewusstsein ist. Ich mache mir Sorgen um sie, Raven. Aza hat die Eigenschaft sehr aufopferungsvoll zu sein. Manchmal vergisst sie, sich um sich selbst zu kümmern. Sie ist nicht gut darin, sich selbst zu beschützen, weil sie immer als letztes an sich denkt. Sie schläft nicht viel und isst kaum noch, wenn sie im Krankenhaus ist.''
Der Griff um meine Tasse verstärkte sich schlagartig. Warum hatte ich nicht eher diese beschissene Klingel betätigt? Ich hätte für sie da sein müssen in den letzten Wochen, aber was hatte ich stattdessen getan? Mich bemitleidet und mir eingeredet, dass sie ohne mich besser dran wäre. Wie dumm konnte ich sein? Sie musste sich wegen mir schrecklich gefühlt haben und dann wachte plötzlich Evan auf? Wieso war ich nur so ein mieses Arschloch, das nichts auf die Reihe bekam?
,,Es ist meine Schuld.'' Ich merkte, wie sich Tränen hinter meinen Augen sammelten. Schnell kniff ich die Augen zusammen, damit Magnolia nicht mitbekam, wie sehr ich gerade mit mir zu kämpfen hatte.
Eine warme Hand legte sich auf meinen Handrücken.
,,Jetzt bist du hier. Das ist alles, was zählt. Ich weiß nicht genau, was zwischen euch vorgefallen ist, aber ich sehe, wie sie leidet. Seit ihr zwei nicht mehr miteinander redet, hat sie sich zurückgezogen. Mit dir war sie immer so voller Farbe. Das letzte Mal, als ich sie so glücklich gesehen hatte, ist viel zu lange her. Gib sie nicht auf. Du tust ihr gut, Raven, auch wenn mir deine Augen sagen, dass du das nicht glaubst. Aber es stimmt.''
Wenn sie wüsste, wie ich ihre Enkelin angeschrien hatte, würde sie anders von mir denken. Doch ich wollte Magnolia nicht noch mehr Kummer bereiten. Die Schuldgefühle, die ich für wenige Augenblicke verdrängen konnte, prasselten nun wie tausend Nadelstiche auf mich ein. Ich sollte mich von ihr fernhalten. Aber mein Herz war schon immer stärker als mein Verstand und so konnte ich nicht verhindern, dass ich die nächsten Worte aussprach und damit in ein weiteres Schlamassel lief.
,,Ich passe auf sie auf. Versprochen.'' Du Idiot! Wenn du so etwas versprichst, musst du es auch einhalten. Du triffst Entscheidungen ohne daran zu denken, wie sich Aza dabei fühlt. Begeh nicht denselben Fehler wie damals. Sie hasst es, angelogen zu werden.
Magnolia schenkte mir ein warmes Lächeln, ehe sich wieder Stille um uns legte.
,,Wie geht es Evan?'', unterbrach ich unser Schweigen.
Zwar kannte ich bereits ein paar Details von Carter, der es von Alice erfahren hatte, doch diese waren schon eine Woche alt. Es konnte sich viel verändert haben.
Magnolias Augen trübten sich und ein müder Ausdruck huschte über ihr Gesicht.
,,Er ist noch sehr schwach. Er kann sich nur bruchstückhaft an das Geschehene erinnern. Zum Glück hat der Unfall seine Bewegungsfähigkeit nicht eingeschränkt. Zwar wird er noch einige Zeit im Rollstuhl sitzen müssen, aber mit der richtigen Therapie wird er im Stande sein, wieder laufen zu können. Auch das Sprechen fällt ihm noch schwer, doch es wird von Woche zu Woche besser. Aza spricht sehr viel mit ihm und liest ihm vor.''
,,Das passt zu ihr. Sie hat die ganzen Jahre gehofft, dass sie noch einmal seine Stimme hören kann. Es gleicht einem Wunder, dass Evan nach all der Zeit wieder zu sich gekommen ist.''
Ich wusste, mit welcher Fürsorge sich Aza um Evan kümmerte. In den letzten Wochen war ich oft im Krankenhaus gewesen, um nach ihr und Evan zu schauen. Meist spät am Abend, als die Besuchszeit schon längst abgelaufen war und alle schliefen, hatte ich mich immer wieder ins Zimmer geschlichen. Häufig fand ich meine kleine Sonne zusammengerollt auf dem schwarzen Stoffsofa neben dem Krankenhausbett vor oder sie saß auf dem Lederstuhl und hatte ihren Kopf auf das Bett gelegt. Meistens klemmte ein Buch unter ihrem Kopf, das ich jedes Mal durch ein Kissen ersetzte und auf den kleinen Nachttisch ablegte. Ich deckte sie zu und strich ihr übers Gesicht. Ich vermisste es, ihr süßes Gesicht in meinen Händen zu halten. Mehr als diese kurze Berührung verbot ich mir allerdings, da es schon mehr war, als mir zustand.
Seit dem Tag, als ich von Carter erfahren hatte, dass Aza vor Erschöpfung zusammengebrochen war, war ich mehrmals in der Woche hierher gekommen. Gleich am Folgetag war ich ins Krankenhaus gestürmt, ohne groß darüber nachzudenken, wie ich ihr mein Auftreten erklären sollte. Wenn es nach mir gegangen wäre, wäre ich sofort zu ihr gefahren, aber Carter hatte mich aufgehalten. Erst als ich später vor Evans Zimmertür zum Stehen kam, hatte ich mich gefragt, ob das Krankenhaus wohl der geeignete Ort war, um über das zu reden, was zwischen uns vorgefallen war. Doch das, was wenige Augenblicke danach passierte war, hatte alles schlagartig verändert.
Meine schweißnasse Hand klebte am Türgriff, während ich fieberhaft überlegte, was ich als erstes zu dem Mädchen sagen würde, dass ich all die Jahre geliebt hatte. Ein qualvoller tiefer Schrei, der aus dem Zimmerinneren kam, ließ mich zusammenfahren. Kurz darauf wurde die Tür aufgerissen und Alice stolperte hinaus.
,,Was...?'', begann ich den Satz, wurde aber von Alice unterbrochen, die entschlossen die Tür hinter sich zuschlug. Ein erneuter markerschütternder Schrei erfüllte den menschenleeren Gang. Er war so voller Schmerz, dass ich innerlich zusammenzuckte.
,,Du kannst da nicht rein.'' Tränen liefen ihr über die Wangen, während sie mich entschlossen von dem Zimmer wegschob.
Bevor Alice die Tür hinter sich geschlossen hatte, konnte ich einen kurzen Blick auf Aza erhaschen, wie sie Evan tröstend im Arm hielt. Die qualvollen Schreie und das Flehen, das noch immer die Stille erfüllte, kamen von ihm.
,,Was passiert da drinnen, Alice?'' Ich packte sie bei den Schultern und schüttelte sie. ,,Geht es Aza gut?''
Alice presste die Lippen fest aufeinander, während immer mehr Tränen ihre Wangen hinabliefen. Sie wich meinem eindringlichen Blick absichtlich aus.
,,Bitte'', flüsterte ich und ließ sie los. ,,Ich muss wissen, dass es ihr gut geht.''
Ein erneuter Schrei, der eindeutig das Wort ,Nein' beinhaltete, durchschnitt die Stille.
Meine Augen fokussierten die Tür und ich wollte geradewegs darauf zusteuern, als Alice mich am Handgelenk zurückhielt.
,,Er wusste es nicht.''
Ein ungutes Gefühl machte sich in meiner Magengegend breit und mein Herz schlug unregelmäßig gegen meine Brust. Die Luft war zum Zerreißen gespannt. Ich trat einen Schritt auf Alice zu und hob fragend die Augenbraue.
,,Was wusste Evan nicht?''
,,Er...er'', stotterte sie und wischte sich mit der flachen Hand die Tränen aus dem Gesicht. Ich bemerkte, wie ihre Hand dabei zitterte, aber ich unterbrach sie nicht, als sie tief Luft holte. ,,Er erinnert sich nicht an den Unfall. Er wusste nicht, dass seine Eltern gestorben sind. Er hat es gerade eben erfahren.''
Ein ersticktes Aufstöhnen war aus dem Inneren des Zimmers zu hören. Mir wurde übel bei dem Gedanken, was Evan gerade durchmachen musste. Meine Brust zog sich schmerzhaft zusammen, als ich an seine zusammengesunkene Gestalt dachte und wie er Halt bei seiner Schwester gesucht hatte. Wie viel Schmerz konnte ein Mensch ertragen, bis er zerbrach?
Ich ballte die Hände zu Fäusten. Mein Kiefer zuckte unkontrolliert, während ich mir schwor, ihr nicht von der Seite zu weichen, bis Evan stark genug war, auf sie aufzupassen. Irgendwann würde sie mich nicht mehr brauchen, doch bis dahin würde ich bei ihr bleiben. Auch wenn sie mich hasste.
Die warme Stimme von Magnolia holte mich in die Realität zurück.
,,Du reist morgen ab, richtig? Schließlich beginnt in zwei Tagen die Uni wieder.''
Ich nickte. Dabei erzählte ich ihr nicht, dass ich ursprünglich gehofft hatte, Aza zurückbegleiten zu können. Aber das würde nun nicht passieren. Mir graute es schon jetzt davor, ihr in der Universität über den Weg zu laufen. Ich wusste nicht, wie ich mich ihr gegenüber verhalten sollte.
,,Geh zu ihr'', flüsterte Magnolia mit einem herzlichen Lächeln auf dem Gesicht, während sie meine geballte Faust zwischen ihre Hände nahm. ,,Sie ist bei Evan. Kümmere dich gut um sie, wenn ihr wieder in Kearney seid. Versprichst du mir das, Raven?''
Wieder konnte ich nur nicken. Ich löste meine Hand aus ihrer und erhob mich. Magnolia begleitete mich nicht zur Tür. Kurz bevor ich auf den schmalen Flur abbog, drehte ich mich noch einmal zu ihr um und erlaubte mir, sie anzulächeln.
,,Danke. Für alles.''
Ohne auf ihre Antwort zu warten, stürmte ich hinaus. Ich fühlte mich befreiter als zuvor, während ich den engen Schotterweg entlanglief und das kleine Einfamilienhaus hinter mir ließ. Mit schnellen Schritten bog ich um die nächste Ecke und steuerte auf Betzy, unseren braunmelierten Toyota zu, der schon längst in die Jahre gekommen war. Obwohl Betzy schon an einigen Stellen rostete, war sie auch nach fünfzehn Jahren immer noch zuverlässig.
Ich stieg ein, steckte den Schlüssel ins Schloss und startete den Motor.
Gleich würde ich bei dir sein.
Den Weg in die Neurochirurgie kannte ich mittlerweile in und auswendig. Ich begegnete nur wenigen Krankenschwestern, die mich allesamt ignorierten. Sie hatten zu viel um die Ohren, um sich zu fragen, warum ein schwarz gekleideter Typ mitten in der Nacht durch die Flure des Krankenhauses schlich, während er seine Kapuze tief ins Gesicht gezogen hatte. Ich war froh über ihre Ignoranz, da es mir sonst unmöglich gewesen wäre, zu dieser Uhrzeit in Evans Zimmer zu gelangen. Die mir endlos vorkommenden Flure lagen menschenleer vor mir. Das stechende Neonlicht an der Decke flackerte, als ich in den Korridor für Traumapatienten abbog.
Es war in den letzten Wochen fast zur Routine geworden, das Zimmer E247 zu betreten. Man könnte meinen, ich wäre ein elender Stalker. Heute war das letzte Mal, dass ich unerlaubt in Evans und Azas Schutzraum eindrang.
Mit einem leisen Quietschen öffnete ich die Tür und hielt einen Moment inne. Im Zimmer brannte Licht, doch ansonsten war alles ruhig. Die Lampen oberhalb des Bettes brannten und ließen den Raum in trübem Licht erstrahlen. So leise wie möglich schloss ich die Tür hinter mir und trat in das Zimmer, das noch immer nach Pfirsich duftete. Überall hatte Aza Raumerfrischer aufgestellt, sodass sie das ganze Zimmer mit ihren Aromen erfüllten. Mein Blick fiel auf Azas weißblonde lange Haare, die ihr wild ins Gesicht hingen. Ihre Beine hatte sie leicht angewinkelt. Ihre Hände lagen zusammengefaltet unter ihrem Kopf. Die rosa Kuscheldecke lag zerknittert auf dem Boden. Ich hob sie auf und breitete sie über ihr aus. Als das weiche Material ihren Körper berührte, kugelte sie sich zusammen und kuschelte sich in die warme Decke.
Sie sah friedlich aus, wenn sie schlief. Wenigstens für ein paar Stunden sollte sie sich keine Sorgen machen müssen. Als sie anfing, Schmatzgeräusche von sich zu geben, konnte ich mir das Grinsen, das sich fast immer automatisch auf meinem Gesicht bildete, wenn ich sie sah, nicht aufhalten. Ich strich ihr die verirrten Strähnen hinters Ohr und fuhr ihr sanft über die rosigen Wangen. Wie gerne hätte ich sie geküsst und ihr zugeflüstert, dass alles gut werden würde. Doch ich wollte ihr keine leeren Versprechungen mehr geben, also wandte ich mich ab.
Ich nahm das leere Glas, das neben Evan auf dem kleinen Beistelltisch stand, und füllte es mit Wasser. Wie die vergangenen Abende setzte ich mich für wenige Minuten auf den Lederstuhl und begann mit Evan zu sprechen. Auch wenn es nur ein paar Worte waren, die ich an ihn richtete, half es mir, die Schuldgefühle weniger zu spüren.
,,Heute bin ich das letzte Mal da'', flüsterte ich, da ich die beiden nicht wecken wollte. Evan lag fast friedlich in seinem Bett. Sein Kopf war mir zugewandt, aber er schien tief und fest zu schlafen. Seine Brust hob und senkte sich regelmäßig. Ab und zu rümpfte er seine Nase oder er zog die Stirn in Falten.
,,Schon verrückt, wie alles letztendlich gekommen ist. Ich bin froh, dass es dir endlich besser geht. Sie hat dich wieder. Jetzt braucht sie mich nicht mehr.''
Ich lächelte, obwohl ich mich miserabel fühlte. Ich konnte nicht verhindern, dass meine Stimme bei diesen Worten zitterte. Auf dem Weg ins Krankenhaus, als ich die einsamen Landstraßen entlanggefahren war, wurde mir etwas bewusst, das ich mir die ganze Zeit nicht eingestehen wollte. Auch wenn Magnolia anderer Meinung war und ich es vielleicht irgendwann bereuen würde, kam ich zu dem Schluss, dass Aza mich nicht in ihrem Leben brauchte. Zumindest jetzt im Moment nicht. Ich war Chaos für ihre Gedanken und Gift für ihr Herz. Deswegen musste ich sie gehen lassen.
,,Danke, dass ich so viel Zeit mit ihr verbringen konnte. Es war mehr, als ich gewagt hatte zu hoffen.''
Mein Blick glitt sehnsüchtig zu dem Mädchen, welches ich so sehr liebte, dass ich sie gehen ließ, damit sie glücklich sein konnte. Denn das war immer alles, was ich für sie gewollt hatte. Auch wenn es mich innerlich zerriss, dass ich kein Bestandteil von ihrem Leben mehr sein würde. Doch es war besser so für sie.
,,Wenn...'' Meine Stimme brach. Eine einzelne Träne löste sich aus meinem rechten Augenwinkel und tropfte auf meinen Pullover, den ich Aza noch vor wenigen Monaten nach der Party in die Hand gedrückt hatte.
,,Wenn du da bist, kann ich getrost gehen. Auch wenn ich nichts lieber täte als zu bleiben.''
Stille. Es war alles gesagt, was ich sagen wollte. Mein Körper fühlte sich an, als bestände er aus Blei. Es kostete mich viel Überwindung, den Blick von Aza loszureißen und aufzustehen. In meinem Inneren tobte ein Kampf, den ich dieses Mal nicht bereit war zu verlieren. Ich hatte meinen Entschluss gefasst und ich würde mich nicht umentscheiden. Ich tat das alles für Aza. Nur so konnte sie glücklich werden. Sie brauchte nicht noch jemanden, der genauso kaputt war wie sie.
Ich drehte mich um, damit ich die beiden bei meinen letzten Worten nicht ansehen musste. Ich konnte nicht.
,,Ich wünsche euch beiden ein erfülltes und glückliches Leben.''
Ich biss die Zähne fest aufeinander und löste meine Hände von der Stuhllehne, an der ich mich krampfhaft festgehalten hatte, und ging.
,,N-nein.''
Als hätte mir jemand einen Stromschlag verpasst, blieb ich wie angewurzelt stehen. Meine Atmung beschleunigte sich und mein Herz drohte zu zerbersten. Erschrocken drehte ich mich zu der kaum hörbaren kratzigen Stimme um, die mich daran hinderte, das Zimmer zu verlassen. Aus weit aufgerissenen Augen starrte ich Evan entsetzt an.
Mir fiel es wie Schuppen von den Augen, als ich eine Sache realisierte. Er hatte alles gehört. Unnatürlich ruhig fokussierte er mich mit wachsamen Augen. Als ich nichts erwiderte, zog er die Stirn in Falten, als überlegte er fieberhaft, wer ich war. Er schien mich nicht einordnen zu können. Natürlich. Woher sollte er mich auch kennen? Ich dachte daran, was Magnolia mir erzählt hatte. Er erinnerte sich nicht an mich. Das Gefühl zu ersticken, verschwand bei dem Gedanken und ich atmete hörbar vor Erleichterung aus. Es war ihm gegenüber nicht fair, aber es war besser so, wenn er mich nicht zuordnen konnte. Auf diese Weise konnte ich dem Risiko entgehen, dass Aza von meinem Besuch erfuhr.
Ich betrachtete Evan eingehend. Für ihn musste es angsteinflößend sein, wenn ein fremder Mann mitten in der Nacht an seinem Bett saß und sich bei ihm ausheulte, während er schlief. Gott, war ich erbärmlich. Ganz große Klasse, Raven. Ein Komapatient brauchte kurz nach seinem Erwachen genauso einen Spinner wie dich. Ich verfluchte mich innerlich, dass ich nicht besser aufgepasst hatte.
,,Ich sollte gehen'', durchschnitt ich die Stille, die mit jeder Minute unangenehmer wurde und drehte mich um. Unauffällig, sodass Evan es nicht sehen konnte, wischte ich meine schweißnassen Hände am Hosenbein ab und machte einen Schritt auf die Tür zu.
,,Bleib bitte'', stotterte Evan kaum verständlich mit kratziger Stimme und hielt mich das zweite Mal an diesem Abend zurück. Verfluchter Mist. Ergeben wandte ich mich um. Ich warf einen schnellen Blick zu Aza, um zu überprüfen, ob sie immer noch schlief. Sie hatte ihre Schlafposition nicht verändert und schien noch immer in ihren Träumen gefangen zu sein.
Evan beobachtete jeden meiner Schritte. Noch immer runzelte er die Stirn, besonders als er meinen Blick auf Aza bemerkte. Ich setzte mich wieder zurück auf den Lederstuhl und lehnte mich zurück.
,,Soll ich dir etwas holen? Möchtest du ein Glas Wasser?'', fragte ich ihn, da ich das Gefühl hatte, dass er mit sich rang. Immer wieder griff er sich an den Hals und räusperte sich. Es musste ihn viel Mühe kosten, zu sprechen. Ich wollte ihn nicht aufregen, da ich wusste, dass er seine Ruhe brauchte. Es war eine beschissene Idee von mir gewesen, hierher zu kommen. Ich hatte wieder nur an mich gedacht. Verdammtes egoistisches Arschloch.
Ohne seine Antwort abzuwarten, lief ich zu dem kleinen Beistelltisch und reichte ihm das Glas Wasser. Gierig trank er den Inhalt mithilfe eines Strohhalms, den ich ihm vorsorglich gegeben hatte, komplett leer.
Während ich mich wieder auf meinen Platz setzte, hörte ich Evan kräftig Luft holen.
,,Wie heißt du?'' Seine Stimme klang gequält und völlig erschöpft. Ich wollte es mir nicht anmerken lassen, wie sehr mich seine sichtbare Anstrengung mitnahm, also knetete ich meine schwitzigen Hände, um mich abzulenken.
Noch vor wenigen Augenblicken wollte ich ihm nicht sagen, wer ich war. Doch er tat mir leid. Zudem hatte er ein Recht darauf, zu erfahren, wer ich war.
,,Raven. Du erinnerst dich bestimmt nicht an mich. Aber das ist nicht schlimm.''
Toller Versuch, ihn zu beruhigen. Ganz großes Kino, Schwachkopf. Jetzt fühlte er sich bestimmt besser.
,,Ich...'' Er machte eine Pause und ich nickte ihm aufmunternd zu. ,,kenne dich.''
Das Blut gefror mir in den Adern. Das konnte unmöglich sein. Kalter Schweiß lief meinen Rücken hinab und ließ mich frösteln.
,,Woher?''
Wieder räusperte er sich und das schlechte Gewissen machte sich wieder in mir breit.
,,Schon gut. Du musst nichts sagen. Es freut mich, dich endlich richtig kennenzulernen, Evan.'' Ich schenkte ihm ein aufrichtiges Lächeln, da ich zu mehr nicht in der Lage war. Er würde mich hassen, wenn er wüsste, was ich seiner Schwester angetan hatte.
,,Danke für Rettung'', presste er anstrengt hervor. Seine Augen wurden glasig, als sein Blick auf Aza fiel.
,,Nicht dafür. Es tut mir leid, dass ich damals zu spät kam. Wenn ich eher da gewesen wäre, hätte ich vielleicht deine Eltern retten können...''
Ich vergrub meinen Kopf in meinen Händen, da ich die Wahrheit immer mit mir herumgeschleppt hatte, ohne jemandem davon zu erzählen. Hätte ich eher den Krankenwagen gerufen, dann...
Eine Berührung am Unterarm ließ mich aufblicken. Evan hatte die Lippen fest aufeinandergepresst, während er immer wieder mit dem Kopf schüttelte. Es war nicht deine Schuld, wollte er mir damit sagen. Ich drückte seine Hand, um ihm zu signalisieren, dass ich verstanden hatte. Doch das nagende Gefühl in mir verschwand nicht.
Wir saßen noch einige Zeit schweigend da. Jeder hing seinen Gedanken nach und ich traute mich nicht, die Stille zu durchbrechen. Nichts, was mir einfiel, schien geeignet für diesen Moment zu sein. Mein Blick hing die ganze Zeit an Azas lieblichem Gesicht, das ich stundenlang anschauen konnte. Gott, wie sehr ich sie vermisste.
,,Du liebst sie'', stellt Evan nüchtern fest.
Es brachte nichts, es zu leugnen. ,,Das tue ich. Aber ich bin nicht gut für sie. Ohne mich ist sie besser dran. Sie weiß es nur noch nicht'', gestand ich ihm.
,,Sie braucht dich. Bitte, verzeih ihr. Manchmal stur'', flüsterte er stotternd und zeigte mit seinem zitterndem Finger auf Aza. In seinem Blick lag so viel Liebe und Stolz, dass ich das Gefühl hatte, sie durch seine Augen zu sehen.
,,Es gibt nichts, was ich ihr verzeihen müsste'', erwiderte ich mit fester Stimme, während ich mich langsam erhob.
,,Ich entschuldige mich, dass ich unerlaubt hier eingedrungen bin. Ich werde jetzt gehen.''
,,Vergiss nicht, was du mir versprochen hast. Bitte, ich kann nicht...''
Er musste den Satz nicht beenden. Ich wusste, von welchem Versprechen er redete. Das unverkennbare Flehen in seiner Stimme ließ mich noch einmal zu ihm umdrehen. Ich kannte Evan Davis nicht persönlich, doch bei einer Sache war ich mir sicher. Er war niemand, der einen anderen Menschen ohne Grund anflehen würde.
Raven. Reiß dich zusammen. Denk nicht einmal daran. Du wolltest sie in Ruhe lassen. Unterstehe dich.
,,Mach dir keine Sorgen. Ich habe schon immer auf sie aufgepasst.''
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