Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

Kapitel 38

Erschöpft rieb ich mir die Augen. Ich hatte die ganze Nacht kein Auge zugetan. Zu sehr war ich damit beschäftigt gewesen, über den vergangenen Abend nachzudenken. Ich musste erst einmal verarbeiten, was in so kurzer Zeit alles geschehen war. Immer wieder blitzten Ravens warme Augen in meinem Geist auf und jedes Mal setzte mein Herz einen Schlag aus, wenn ich an ihn dachte. Ich konnte noch immer nicht richtig glauben, dass er Gefühle für mich entwickelt hatte. An mir gab es nichts Besonderes oder Aufregendes. Ich war eher ein ruhiger, zurückhaltender Mensch, der Risiken normalerweise aus dem Weg ging. Denn wenn man nichts riskierte, hatte man auch nichts zu verlieren.

Doch gerade eben tat ich genau das Gegenteil. Ich warf all meine Grundsätze über Bord und lief geradewegs in eine Zukunft, die ich nicht steuern konnte. Alles, was außerhalb meiner Komfortzone lag, bereitete mir enorme Angst. Nichts fürchtete ich mehr, als nicht zu wissen, was kommen würde. Denn wenn ich die Kontrolle verlor, hatte ich nichts, an das ich mich klammern könnte, wenn ich fiel.

Und Raven war wie ein großes schwarzes Loch, das mich immer mehr zu sich zog, bis es mich irgendwann ganz verschluckte. Schon jetzt war ich von seinem Schatten umhüllt, der mir die Illusion gab, er könnte mich vor all dem Schmerz beschützen. Doch irgendwann würde mich auch sein Schatten verlassen, sodass ich wieder schutzlos auf mich allein gestellt war. Denn das hatten Menschen so an sich. Sie verlassen dich. Das würde auch Raven irgendwann. Nur wusste ich nicht, wie ich es schaffen sollte, diesen Gedanken zu ertragen. Trotzdem musste ich mich schon jetzt darauf vorbereiten, ihn zu verlieren.

Denn eins hatte mich die Vergangenheit gelehrt: Nichts blieb ewig bei dir. Die Ewigkeit war ein Trugbild, dass wir Menschen erschufen, um die Realität erträglicher zu machen und die Hoffnung zu bewahren, dass wir mehr waren als nur ein Moment. Doch waren Raven und ich mehr als das? Könnte er mein Neuanfang sein? Könnte ich durch ihn wieder ganz werden?

Obwohl wir so unterschiedlich waren? Könnte das mit uns beiden tatsächlich funktionieren? War ich für ihn mehr als ein Moment?

Denn das war er für mich. Das erste Mal, als ich ihn wiedergesehen hatte, hatte ich so etwas wie Hoffnung gespürt. Ich konnte diese Flut aus widersprüchlichen Gefühlen, die ich für ihn die ganze Zeit hatte, bis jetzt nicht richtig einordnen. Sein Verhalten irritierte mich und ließ mich zweifeln, ob ich mir all das zwischen uns nur eingebildet hatte. Trotzdem zog mich immer etwas zu ihm, auch wenn ich mich gezwungen hatte, diesem Gefühl nicht nachzugehen.

Ich glaube, ich war schon hoffnungslos am Ertrinken gewesen, als ich ihm das erste Mal in die Augen gesehen hatte. Egal, wie sehr ich mich versuchte von ihm fernzuhalten, die Distanz zwischen uns wurde immer kleiner.

Vielleicht sollte es genauso sein.

Vielleicht waren wir dazu bestimmt, uns zu finden.

Vielleicht konnten wir uns gegenseitig heilen.

Vielleicht waren wir wirklich mehr als nur ein Moment.

Vielleicht würde ich am Ende nicht verletzt werden.

Vielleicht musste ich dieses Risiko eingehen.

Vielleicht war das der einzige Weg, um diesen Schmerz zu überwinden und endlich mich selbst wiederzufinden.

Oder es passierte genau das, wovor ich am meisten Angst hatte. Er würde gehen, ohne sich noch einmal nach mir umzudrehen. Denn ironischerweise schien genau das mein Schicksal zu sein.

Ein Schnipsen vor meinen Augen katapultierte mich in die Realität zurück.

Alice stand grinsend mit einem Arm in die Hüfte gesteckt vor mir und schaute mich wissend an.

,,Naaaaaa? Denkst du gerade an deinen Loverboy?'' Unterstützend zu ihrer Aussage wackelte sie anzüglich mit den Augenbrauen. Wenn sie nur wüsste, seufzte ich.

Ich erwiderte ihre Geste mit einem schüchternen Lächeln.

,,Kann schon sein'', gab ich atemlos zu. Die Schmetterlinge in meinem Bauch flatterten wild umher und verursachten, dass mir die Röte ins Gesicht stieg.

Beschämt wandte ich mich von Alice ab und lief mit großen Schritten und hochroten Kopf an ihr vorbei in Richtung des Frühstücksraums. Diese verdammten Schmetterlinge würden noch mein Untergang sein. Ich musste mich zusammenreißen.

Alice holte mich schnell wieder ein und schaute mich mit wachsamen Augen von der Seite an. Vorsichtig stupste sie mir in die Seite.

,,Ich habe es nicht so gemeint. Ich freue mich einfach so, dich endlich mal glücklich zu sehen. Auch wenn ich mit Raven ab und zu ein paar Meinungsverschiedenheiten habe, denke ich, dass er dich gut behandeln wird. Wenn nicht, dann wird er sich wünschen, es getan zu haben'', erwiderte sie zähneknirschend und ballte die Hand zu Fäusten.

Ich schmunzelte, obwohl ich wusste, dass Alice jedes ihrer Worte ernst meinte. Auf eine seltsame Art und Weise fühlte es sich gut an, jemanden wie Alice an meiner Seite zu haben. Durch sie wurde ich mutiger und selbstsicherer. Ich wusste, dass ich mich auf sie verlassen konnte. Sie war meine Rückendeckung und mein Verteidiger, wenn ich drohte, einzubrechen.

Ich konnte nicht in Worte fassen, wie viel sie mir bedeutete. Alles, was sie für mich getan hatte, konnte ich niemals wieder gut machen.

,,Ich zähle auf dich, falls er mir das Herz bricht.''

Euphorisch streckte sie mir ihre Hand entgegen und ich klatschte instinktiv ein.

,,Darauf kannst du Gift nehmen. Wir sind schließlich das A-Team. Ich werde nicht zulassen, dass er dich verletzt.''

Das Lächeln auf meinem Mund verrutschte bei ihren Worten. Sofort packte mich die rohe Angst, die ich noch vor wenigen Minuten gespürt hatte. Er könnte mich verletzten, auch heute schon. Vielleicht war das zwischen uns doch nur ein Augenblick gewesen. Nichts Dauerhaftes. Wahrscheinlich hatte er es bereut, mir nahegekommen zu sein. Denn was konnte ich ihm schon bieten außer meiner leeren Hülle?

Ich krallte meine Hände in meinen dicken Wollpullover und biss mir auf die Lippen.

Was machte ich, wenn er mich heute nicht mehr wollte? Wenn er mich ignorierte?

Alles wird gut werden, beruhigte mich meine andere innere Stimme. Doch die Angst war stärker als mein Mut.

Zu spät bemerkte ich, wie Alice mich am Arm gepackt hatte und ich zu ihr herumgewirbelt wurde. Dafür, dass sie so klein war, war sie ganz schön stark.

Ihre warmen karamellfarbenen Augen blickten mir aufmerksam entgegen. Ich musste mir wieder einmal eingestehen, dass ihr wohl nichts entging. Vielleicht lag es auch daran, dass ich für einige meiner Mitmenschen ein offenes Buch war.

Noch immer hielt sie mein Handgelenk festumklammert, als hätte sie Angst, ich würde verschwinden.

,,Stimmt etwas nicht, Aza?''

Ich setzte ein Lächeln auf, da ich hoffte, sie so täuschen zu können. Doch meine Augen blieben glasig. Die Angst kroch durch meine Venen und drückte mir die Luft ab. Sie erstickte mich förmlich.

,,Es ist nichts'', versuchte ich abzulenken. Doch in Wahrheit tobte in mir gerade ein Sturm.

,,Das glaube ich dir nicht.''

Ich hob meine freie Hand und deutete ihr einen Zweifingerschwur an.

,,Alice, ich schwöre...'' Doch weiter kam ich nicht, denn sie hielt mir meinen Mund zu.

,,Weißt du, was ich am meisten hasse? Wenn Menschen mich anlügen. Also sag lieber nichts, aber bitte lüg mich nicht an.''

Stolz und Verletzbarkeit spiegelten sich in ihren Augen wider. Was stimmte mit mir nur nicht? Warum sagte ich ihr nicht einfach, was mich bedrückte? Wieso war ich nur immer auf der Flucht? Wie konnte mich diese Angst so lähmen, dass ich es nicht mal meiner besten Freundin anvertrauen konnte?

Ich kannte die Antwort darauf, doch es fiel mir schwer, sie mir einzugestehen. Das war meine Art des Selbstschutzes. Ich selbst hatte diese Mauern errichtet. Die Angst war mein Schutz und meine Festung, die ich nicht überwinden konnte.

Ich warf ihr einen entschuldigenden Blick zu. Doch sie seufzte nur und wandte sich mit einem traurigen Blick von mir ab.

Sie dachte, dass ich ihr nicht vertraute. Das tat ich mehr als ich sollte. Nur kamen diese Worte nicht über meine Lippen.

Das schlechte Gewissen überkam mich. Instinktiv griff ich nach ihrer Hand und hielt sie auf.

,,Ich habe Angst'', flüsterte ich beinahe so leise, dass ich mich nicht sicher war, ob sie es gehört hatte.

,,Wovor?'' fragte sie, noch immer den Rücken zu mir gewandt.

Vielleicht fiel es mir auf diese Weise leichter ihr von meinen Ängsten zu erzählen.

,,Dass er mich irgendwann verlässt. So wie alle anderen auch.''

Für einen Moment herrschte absolute Stille. Der Gang vor uns war menschenleer. Nur unser beider Atem war zu hören. Doch plötzlich riss sie sich von mir los und schloss mich in eine wärmende Umarmung.

Ich erstarrte.

Sanft strichen ihre Hände meinen Rücken auf und ab und ich merkte, wie sich mein Körper automatisch ein wenig entspannte.

,,Ich weiß, du fürchtest dich davor, wieder allein zu sein. Doch du bist stärker als deine Angst, die dich gefangen hält. Du musst lernen, diese Angst in dir zu überwinden, denn wir alle gehen irgendwann einmal. Doch ich glaube nicht, dass Raven freiwillig von deiner Seite weichen wird. Denn er war immer für dich da. Auch als du nicht einmal wusstest, dass er existierte. Habe Vertrauen, sei mutig und gehe das Risiko ein, verletzt zu werden. Denn nur so kannst du geliebt werden. Das ist der Preis, den man für sein Glück zahlt. Auch wenn es hart ist. Ich weiß, wie du dich fühlst.''

,,Was ist, wenn er bereut, was gestern Abend passiert ist? Vielleicht war dieser Kuss nur eine einmalige Sache und es bedeutete ihm überhaupt nichts. Was, wenn ich zu viel in die Situation hineininterpretiert habe?'', fragte ich zweifelnd an Alice gewandt.

Alice hatte schließlich auf alles eine Antwort. Ich wollte ihren Worten Glauben und Vertrauen schenken, doch die Mischung aus Angst und Zweifel drohte mich zu erdrücken. Ich brauchte Gewissheit, um sie bekämpfen zu können.

Ihre Augen leuchteten auf und sie fing an wie wild zu quieken und zu kichern. Was war denn in sie gefahren?

,,Ihr habt euch geküsst und das erfahre ich erst jetzt?'', schrie sie durch den Flur, sodass spätestens jetzt alle wach waren.

Schnell hielt ich ihr den Mund zu. ,,Psch! Das muss nicht jeder hier wissen.''

,,Ich kann es nicht fassen. Wie konntest du mir das nicht erzählen?''

,,Ich habe es in dem ganzen Trubel einfach vergessen. Trotzdem weiß ich jetzt nicht, wie ich auf Raven zu gehen soll.''

Ich fürchtete mich vor seiner Reaktion, da ich wusste, wie kalt er zu Menschen sein konnte. Auch wenn es meist nur seine Fassade war. Doch im Moment war ich mir so unsicher.

,,Ich glaube, du machst dir zu viele Gedanken. Du hast keinen Grund nervös zu sein. So, wie er dich anhimmelt, hast du nichts zu befürchten. Außerdem kann ein Blinder sehen, wie sehr er dich mag'', munterte sie mich auf und zwinkerte mir zu.

Mit ihrer freien Hand umfasste sie mein Handgelenk und zog mich hinter sich her.

,,Sei nicht so ein Angsthase. Der böse Wolf wird dir schon nicht deinen Kopf abreißen. Du bist unnötig aufgeregt.''

Ich war mehr als das. Ein Schweißfilm bildete sich auf meiner Haut und mein Herz begann wie wild zu pochen, umso näher wir dem Speisesaal kamen. Mit zittrigen Beinen bemühte ich mich, einen Schritt vor den anderen zu setzen. Mein Blick war dabei starr auf den Boden gerichtet, da ich mir vor lauter Nervosität zutraute, über meine eigenen Füße zu stolpern. Das wäre typisch für mich.

Als wir vor der großen hölzernen Tür ankamen, drehte sich Alice noch einmal zu mir herum.

,,Bereit?'', fragte sie und öffnete im nächsten Moment die Tür, ohne dass ich die Gelegenheit hatte, zu widersprechen. Ich hatte sowieso keine Wahl. Irgendwann musste ich ihn wiedersehen. Auch wenn mein Herz drohte zu explodieren und meine Atmung unnatürlich flach wurde, hob ich meinen Blick und folgte Alice, ohne auf meine Außenwelt zu achten.

Alles würde gut werden. Du schaffst das!

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro