Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

Kapitel 28

,,Ich kann es kaum erwarten, dass es am Montag endlich losgeht'', quiekte Alice freudestrahlend vor sich her.

,,Ich freue mich auch schon riesig, besonders auf das Meer'', träumte ich.

Wir waren gerade auf dem Weg in die Mall, da wir für die Studienfahrt noch einige Besorgungen machen wollten. In zwei Tagen würden wir um diese Zeit bereits im Flugzeug Richtung Portland sitzen. Ein mulmiges Gefühl breitete sich in mir aus, wenn ich an die sechs Stunden Flugzeit dachte. Ich hatte es noch nie gemocht zu fliegen. Ich konnte absolut nicht nachvollziehen, wie manche Menschen es mögen konnten, in 10.000 Metern Höhe über der Erde zu sein. Mir war es lieber, festen Boden unter meinen Füßen zu haben. Alice dagegen gehörte zu der Kategorie Adrenalinjunkie. Sie würde sich auch mit einem Fallschirm aus dem Flugzeug stürzen, weshalb sie sich wahrscheinlich gar keine Gedanken um den Flug machte.

,,Aza, ich brauche unbedingt einen neuen Bikini und einen Sonnenhut. Meine Mom sagt zwar immer, dass ich meine Haut schützen sollte, aber was solls.''

Ich runzelte die Stirn. War das gerade ihr Ernst?

,,Ehm Alice, du weißt schon, welchen Monat wir gerade haben, oder?'', fragte ich ungläubig.

,,November, warum?''

,,Statt einem Bikini solltest du dich wohl eher nach einem Neoprenanzug umsehen, falls du wirklich vor hast ins Wasser zu gehen'', erwiderte ich schmunzelnd.

Ruckartig blieb sie stehen und starrte mich aus großen Augen an. Mit ihrer Hand klatschte sie sich gegen die Stirn und stöhnte: ,, Mist! Ich hatte nicht daran gedacht, dass es in Oregon im November auch kalt sein würde.''

Tröstend legte ich ihr eine Hand auf die Schulter. Das Grinsen, das war sich auf meinem Gesicht ausbreitete, entgegnete Alice mit einem angriffslustigen Blick.

,,Wenn ich es mir recht überlege, sollte die Kälte kein Hindernis für uns darstellen. Immerhin baden die Menschen in Finnland jedes Jahr bei null Grad Celsius. Das wollte ich sowieso schon immer mal ausprobieren'', erwiderte sie mit einem teuflischen Grinsen.

Ich hob abwehrend die Hände und schüttelte energisch mit dem Kopf. ,,Nur über meine Leiche.''

Alice lächelte als Antwort und wir gingen weiter. Als wir bei der Mall ankamen, verdüsterte sich schlagartig der Blick meiner Freundin. Wenn sie eine Katze wäre, hätten sich jetzt ihre Nackenhaare aufgestellt. Ich folgte ihrem Blick und erkannte den Grund für ihren Stimmungswechsel. Vor dem Eingang warteten Carter und Raven. Carter schien uns gerade entdeckt zu haben, denn er winkte uns zu.

,,Erklärst du mir nochmal, warum diese beiden Vollidioten uns unbedingt begleiten mussten?'', wandte sie sich missmutig an mich. Als Antwort zuckte ich mit den Schultern.

,,Guten Morgen ihr beiden'', strahlte uns Carter an, als wir bei ihnen ankamen. Sein Blick blieb einige Augenblicke zu lange an Alice hängen, die ihn jedoch geflissentlich ignorierte. Ein wenig tat er mir leid.

,,Ein guter Morgen wäre es, wenn ich euch zwei heute nicht hätte sehen müssen'', murrte sie. Das Lächeln von Carter verrutschte bei ihren Worten ein wenig. Sein Blick trübte sich.

Ich knuffte ihr mit meinem Ellenbogen in die Seite und lächelte den Jungs entschuldigend zu.

Raven beobachtete die Szene mit einem belustigten Grinsen, bis seine moosgrünen Augen meine fanden. Mir stockte der Atem und mir wurde augenblicklich warm. Sein elektrisierender Blick hielt mich gefangen, während sich seine Lippen zu einem wissenden Lächeln verzogen. Seine gesamte Präsenz hüllte mich ein und vernebelte meine Sinne. In seiner Nähe konnte ich nicht mehr klar denken. Seine Augen verfolgten aufmerksam jede meiner Bewegungen, während ich ihn wie ein scheues Reh noch immer anstarrte. Die dunkle Kleidung, die er trug, die Tattoos am Hals und seine definierten, kantigen Gesichtszüge ließen ihn auf der einen Seite bedrohlich aussehen. Doch hinter seiner Fassade steckte so viel mehr als das.

Oh mein Gott, Aza, hör endlich auf zu starren, dachte ich. Ich wandte den Blick ab und schaute interessiert auf meine Schuhe. Ein leises dunkles Lachen ertönte, bevor Raven auf mich zukam und mich in eine sanfte Umarmung zog. Als er seine muskulösen Arme federleicht um meinen Körper legte, versteifte ich mich. Die Umarmung dauerte nur wenige Augenblicke und doch fühlte es sich wie eine Ewigkeit an. Meine Wangen glühten, als er sich zu mir herunterbeugte und mir ins Ohr flüsterte: ,,Guten Morgen, Aza.'' Durch seine kratzige Stimme bekam ich eine Gänsehaut am ganzen Körper. Mit einem verschmitzten Grinsen richtete er sich wieder auf.

In diesem Moment wurde mir klar, dass Raven genau wusste, welche Gefühle er in mir auslöste. Mit dieser Umarmung und der plötzlichen Nähe hatte er mir den Atem geraubt. Mehr als ein schwaches ,,Hi'' brachte ich nicht heraus und ich wandte mich hilfesuchend an Alice. Diese strahlte übers ganze Gesicht, während sie mit den Augenbrauen wackelte. In der Hoffnung, dass Raven Alice' Anspielung nicht gesehen hatte, schnappte ich mir ihren Arm und zog sie in das Einkaufscenter.

,,Wehe, du sagst ein Wort oder ich drehe auf der Stelle um'', warnte ich sie. Alice zuckte scheinbar desinteressiert mit den Schultern.

,,Ich habe absolut gar keine Ahnung von was du redest'', erwiderte sie unter vorgehaltenem Gekicher.

***

Hätte ich gewusst, wie viele Läden diese Mall hatte, wäre ich nicht mitgekommen. Alice schleppte uns nun schon seit zwei Stunden von einem Laden in den nächsten. Wie ein kleines Kind streunte sie freudestrahlend durch die Masse an Kleidern, Schmuck und Schuhen. Während ich schon nach dem dritten Geschäft keine Lust mehr hatte, hielt Carter eisern durch. Wenn Alice eine andere Größe benötigte, holte er diese, ohne sich zu beschweren.

Während Alice die Kleider anprobierte, saßen wir vor der Umkleide und warteten, bis sie ihre Auswahl präsentierte. Jedes Mal, wenn Alice aus der Umkleide trat, strahlten die eisblauen Augen von Carter. Er schien es zu genießen, Zeit mit ihr zu verbringen.

Raven blieb die meiste Zeit über ruhig. Manchmal berührte er mich mit den Fingerspitzen fast zufällig. Seine Hand legte sich einmal hauchzart an meinen Rücken, als er mir die Tür zum nächsten Geschäft aufhielt. Jedes Mal, wenn unsere Körper sich berührten, bekam ich eine Gänsehaut und ich hoffte, dass er es wieder tun würde.

In den letzten Wochen war er fast täglich an meiner Seite gewesen. Ich hatte mich zunehmend an seine Nähe gewöhnt. Auch wenn wir nie allein waren und er mir in dieser Zeit keinen Grund gegeben hatte, er könnte mehr in mir sehen, wuchs in mir ein Gefühl heran, von dem ich nicht wollte, dass es an die Oberfläche trat.

Gerade unterhielt er sich mit Carter, während wir auf Alice warteten, die an der Kasse bezahlte. Ich stand etwas abseits von den beiden und konnte somit nicht verstehen, worüber sie in diesem Moment lachten. Doch das machte nichts, denn alles, was ich sah, war Raven.

Er war anders. Die Art wie er mich ansah, erinnerte mich nicht an die bittersüßen Blicke, die ich von anderen Jungs bekam. Seine Augen ließen mich nicht unsicher fühlen. Stattdessen lösten sie Wärme in mir aus und ich fühlte mich weniger einsam. Aber ich hatte Angst. Ich wollte ihm nichts von meinen Gefühlen erzählen, die mich wie eine Flutwelle mit sich rissen. Also versuchte ich mein Bestes, um meine Gefühle hinter meiner Fassade zu verstecken. Und so begann ich damit, dass ich ihn weniger anschaute, wenn wir zusammen waren. Ich versuchte, nicht zu sehr zu lachen, wenn er schlechte Witze erzählte. Aber während die Tage vergingen, fragte ich mich, ob er alles nur vortäuschte. Ich wollte nicht dumm sein und auf ihn hereinfallen, falls er vorgab, anders zu sein. Denn ich wollte daran glauben, dass seine Worte nicht mit Lügen befleckt waren. Ich konnte es nicht ertragen wieder jemanden zu verlieren, den ich gerade erst in mein Herz geschlossen hatte. Also hielt ich Abstand zu dem Jungen mit den hellgrünen Augen, die mich in diesem Moment fixierten.

Ich löste mich aus meiner Starre und schob die Gedanken beiseite. Alice hakte sich bei mir unter und wir verließen den Laden und suchten uns ein Café. Auf dem Weg dahin kamen wir an einem kleinen Fotografiegeschäft vorbei. Ich blieb stehen und schaute mir die alten Kameras und Filme, die im Schaufenster ausgestellt waren, näher an.

,,Willst du hineingehen?'', fragte Raven dicht an meinem Ohr.

,,Ich weiß nicht, ob sie die Filme haben, die ich für die Kamera meines Dads benötige. Sie sind ziemlich alt und selten. Ich glaube nicht, dass ich sie hier finden werde'', seufzte ich und wandte mich zum Gehen.

,,Ich hatte geplant, ein paar Fotos von der Oregon Coast zu machen. Mein Dad hat es geliebt, Bilder von der Natur zu machen. Unser ganzes Haus hing voller Fotografien, aber sein liebstes Motiv war der Himmel. Er mochte es, wie der Himmel seine Farben veränderte. Jedes seiner Bilder war einzigartig'', flüsterte ich mehr zu mir selbst. Ich wandte meinen Blick ab und ging weiter.

Seine warme Hand schloss sich um mein Handgelenk und hielt mich zurück. Er drehte mich sanft zu sich um und schenkte mir ein aufmunterndes Lächeln.

,,In Oregon wirst du viele Möglichkeiten haben, Fotos zu machen. Besonders der Sternenhimmel soll atemberaubend sein. Wenn du wieder kommst, musst du mir deine Fotografien zeigen. Ich glaube, dass es deinem Dad gefallen würde, wenn du fotografierst.''

,,Das würde mich freuen'', entgegnete ich mit einem sanften Lächeln. Noch immer schauten wir uns intensiv in die Augen. Ozeanblau traf auf moosgrüne Iriden. Je länger ich hier stand, umso mehr verlor ich mich in ihnen. Ich zwinkerte und der Augenblick war vorbei. Er löste seine Finger von meinem Handgelenk und nahm mir somit jegliche Wärme.

Mit starrem Blick ging er an mir vorbei, so als wäre nie etwas zwischen uns gewesen. Meine Brust schmerzte, als er, ohne sich nach mir umzudrehen, fortging. Dieses dumpfe Pochen, das sich in mir eingenistet hatte, verfolgte mich bis wir im Café ankamen. Es erinnerte mich daran, dass meine Seele so zerbrechlich wie Glas war und Raven Silver mich mit nur wenigen Worten brechen konnte. Ich verstand ihn manchmal nicht. In der einen Minute war er sanftmütig und in der anderen so kalt wie Eis.

Ich wurde jedoch schnell von Alice aus meinen Gedanken gerissen. Nachdem Carter verkündete, er würde die Rechnung übernehmen, fingen Alice' Augen an zu leuchten. Ein diabolisches Grinsen schlich sich auf ihre Lippen. Ich wusste, was dieses fiese Grinsen zu bedeuten hatte und strafte meine Freundin mit einem warnenden Blick.

,,Alice, reiß dich zusammen!'', zischte ich, doch sie ignorierte mich geflissentlich.

Sie würde den armen Carter maßlos ausnutzen, da war ich mir sicher. Als ein junger Kellner an unseren Tisch trat, um die Bestellungen aufzunehmen, rutschte ich immer weiter nach unten. Eine Hand bedeckte die Hälfte meines Gesichts, sodass die anderen mein Lachen nicht mitbekamen, als Alice ihre Bestellung aufgab.

,,Hi, also ich hätte gerne einen großen Erdbeermilchshake mit extra viel Sahne, einmal die Nachos mit Käse-Dip, einen Cheeseburger mit extra Bacon und die Twister-Pommes und eine große Cola-Light, ich will ja nicht allzu sehr über die Stränge schlagen'', sagte sie und zwinkerte dem Kellner zu. Ein Grunzen entwich mir. Alice lächelte Carter selbstzufrieden an. Sie hoffte wahrscheinlich, dass er die Fassung verlieren würde. Doch dieser nickte nur und schenkte ihr ein aufrichtiges Grinsen. Er schien sie wirklich zu mögen. Was er zu diesem Zeitpunkt nicht zu wissen schien, war, dass Alice tatsächlich alles davon essen würde.

In dem Moment wurde mir klar, was sie mit ihrer Aktion bezweckte. Sie wollte ihn testen. Die übertriebene Shoppingtour und ihr jetziges Verhalten waren alles Teil ihres Plans.

Alice lehnte sich mit breiter Brust zurück und warf mir einen schelmischen Blick zu.

Gut gespielt, Kleine, grinste ich und drückte leicht ihre Hand.

Während wir auf das Essen warteten, war die Stimmung ausgelassen. Alice schien mit der Aussicht auf ihr üppiges Mal freudig gestimmt. Wir alle tauchten in die Unterhaltung über die bevorstehende Studienfahrt ein. Gerade fragte uns Carter, an welchem sozialen Projekt wir teilnahmen, als sich plötzlich Ravens Haltung versteifte.

Seine Muskeln spannten sich unter seinem kurzen T-Shirt an. Seine Adern stachen bläulich hervor. Sein Blick verdunkelte sich und er ballte seine Hände zu Fäusten, als er in der Ferne etwas zu entdecken schien. Eine Mischung aus Wut und Schock spiegelte sich in seinen Augen. Ich folgte mit zusammengekniffenen Augenbrauen seinem Blick, doch konnte ich nichts Besonderes erkennen.

Im nächsten Moment hatte er sich bereits aufgerichtet. Seine Körpersprache wirkte bedrohlich.

,,Hey, was ist los mit dir?'', fragte Carter unruhig. Sorge spiegelte sich in seinen Augen.

,,Ich bin gleich wieder da. Niemand folgt mir, verstanden?'', drohte Raven.

Alle nickten perplex. Von seinem plötzlichen Stimmungswechsel überrumpelt, beobachteten wir, wie Raven das Café verließ und auf einen Mann zusteuerte. Ich konnte von meinem Sitzplatz keine Details von der Person erkennen, mit der sich Raven wild gestikulierend unterhielt. Die schwarzen dichten Haare und die aufrechte Körperhaltung des Mannes erinnerten mich an Raven. Der Mann musste ungefähr Mitte 50 sein, vielleicht auch jünger. Ich war nie gut im Schätzen.

Raven schien mehr als wütend über seine Anwesenheit zu sein. Ich konnte sein Gesicht aus dieser Entfernung nicht erkennen, aber er schüttelte immer wieder den Kopf.

,,Wer ist das?'', wandte ich mich an Carter. Doch dieser starrte nur mit gerunzelter Stirn nach draußen und beobachtete die Szenerie. Seine eisblauen Augen versetzten mir einen Stich und mir wurde augenblicklich kalt.

,,Das ist nicht gut. Absolut nicht'', murmelte er gedankenverloren vor sich hin. Sein Gesicht wurde kreidebleich. Ich zog die Stirn in Falten und schaute wieder nach draußen. In diesem Moment versetzte Raven dem Mann einen Stoß gegen die Schultern. Der Mann taumelte ein paar Schritte zurück, wehrte sich allerdings nicht.

Ruckartig stand ich auf und verließ mit eiligen Schritten das Café. Ich hörte aus der Ferne, wie Carter mir zuschrie, wo ich denn hinwollte, doch ich ignorierte ihn.

Als ich nach draußen trat, vernahm ich Ravens vor Wut zitternde Stimme. Ich versteckte mich hinter einer Säule, sodass er mich nicht entdecken konnte. Gerade streckte der Mann seine Hand nach Raven aus, doch dieser schlug sie erbarmungslos weg.

,,Fass mich nicht an'', fauchte er ihn an.

Mit weit aufgerissenen Augen zuckte der Mann zurück.

,,Es tut mir leid, das wollte ich nicht'', antwortete dieser und hob beschwichtigend die Hände. Raven fuhr sich durch die Haare und spuckte auf den Boden.

Der Mann kam wieder näher und redete leise auf Raven ein, sodass ich nicht verstehen konnte, was er sagte. Ein tiefes Schnauben folgte seinen Worten, als Raven einen Schritt nach hinten trat und somit die Entfernung zwischen ihnen vergrößerte.

,,Deine Erklärungen kannst du dir sparen. Verschwinde endlich'', schrie er ihn an. Der Mann erwiderte etwas, doch ich verstand nicht, was. Daraufhin näherte sich Raven dem älteren Mann und baute sich vor ihm auf. Obwohl die beiden in etwa gleich groß waren, wirkte Raven in diesem Moment viel größer. Er strahlte Dominanz und Angriffslust aus.

,,...und wenn du es wagen solltest, Lilia aufzusuchen, dann werde ich dich finden und du wirst dir wünschen, es nicht getan zu haben'', sprach Raven mit bedrohlicher Stimme. Seine Hände zitterten, als er sich von dem Mann abwandte und in Richtung Café lief.

Schnell verließ ich meine Position und eilte zurück. Die anderen starrten mich mit hochgezogenen Augenbrauen fragend an, als ich mich zu ihnen setzte, doch ich schüttelte kaum merklich den Kopf, bevor Raven im nächsten Moment den Raum betrat. Mein Herz klopfte wild gegen meine Brust und meine Atmung ging flacher. Hoffentlich hatte er mich nicht gesehen.

Er setzte sich zu uns und starrte auf die Tischkante. Sein Kiefer zuckte noch immer und unter seinen Augen zeichneten sich dunkle Schatten.

,,Was war los?'', durchschnitt Alice die Stille. Ich warf ihr einen warnenden Blick zu, doch sie formte nur ein lautloses ,was?' mit dem Mund.

,,Nichts, was dich etwas angeht'', erwiderte er scharf. Eine unangenehme Stille entstand. Keiner von uns traute sich etwas zu sagen und so schwiegen wir. Carter warf mir einen entschuldigenden Blick zu, doch ich schüttelte nur mit dem Kopf. Es war schließlich nicht seine Schuld.

Meine Gedanken rasten und ich überlegte fieberhaft, wer dieser Mann gewesen war. Ein Verwandter? Oder ein Freund der Familie? Was hatten die beiden für eine Beziehung, dass Raven so mit ihm sprach? Stirnrunzelnd schaute ich zu ihm, doch er starrte noch immer auf die Tischplatte.

Vorsichtig legte ich meine Hand auf seine, sodass die anderen es nicht sehen konnten. Er schluckte hart und zog sie ruckartig weg. Das dumpfe Pochen in meinem Inneren verstärkte sich und eine Welle des Schmerzes überkam mich. Mit großen Augen schaute ich ihn an und hoffte auf eine Reaktion, aber er ignorierte mich.

Er hatte mich zurückgewiesen. Natürlich brauchte er mich nicht. Was dachte ich eigentlich, wer ich war?

Meine Hände begannen unkontrolliert zu zittern und ein leichter Schwindel überkam mich. Mein Blick verschwamm, als ich die ersten Tränen hinter meinen Augen spürte. Ich musste hier raus. Ruckartig stand ich auf und zog Alice mit mir.

,,Alice, lass uns gehen'', flüsterte ich ihr zu. Sie schaute mich erst fragend an, nickte jedoch und nahm sich ihre Taschen. Das schien Raven aus seiner Starre zu lösen. Sein ausdrucksloser Blick fand meinen. Ein weiterer Stich durchzuckte meinen Körper, als er mich mit seiner kalten Miene beobachtete. Er wusste, dass er mich verletzt hatte und es war ihm egal.

Mein gesamter Körper schmerzte, als ich mit zittrigen Beinen das Café verließ. Gerade rechtzeitig bog ich um die nächste Ecke, als die erste Träne sich aus meinem Auge löste.

Ich konnte nicht mehr in seiner Nähe sein.

Vielleicht hätte ich in diesem Moment verständnisvoller sein sollen, doch meine zerbrechliche Seele hinderte mich daran, als fürchtete sie sich vor den Abgründen, die Raven in sich verbarg.

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro