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|4| Starless Night

Habe ich mich wirklich so sehr verrannt? Hat Hanna etwa wirklich recht?

Ich mag es doch hier. Ich mag mein Zuhause. Unser Zuhause. Richards. Meins.

Ich lege den Kopf in den Nacken und starre zum Himmel. Es ist stockfinster. Hier in der Stadt sieht man keinen einzigen Stern. Oftmals habe ich mir eingeredet, dass es nur an den Wolken liegen würde. Doch in Wahrheit ist die Stadt das Problem. Sie ist zu hell. Ihre Strahler viel zu grell. Das Leuchten der Sterne kann uns hier unten gar nicht erreichen.

Und wieder vermisse ich es. Das Meer. Die Küste. Meine Heimat. Meine Heimat, zu der auch Joris zählt. Joris, den ich all die Jahre verdrängt und geleugnet habe. Dabei ist er es doch gewesen, der mein Herz zum ersten Mal hat höher schlagen lassen. Natürlich weiß er davon nichts. Das ist ein Geheimnis, das ich nie jemanden anvertraut habe.

Und irgendwann war es sowieso egal! Der Umzug. Ohne Wiederkehr. Auch, wenn ich alles anders geplant hatte.

Doch dann ist da Richard gewesen. Und endlich habe ich mich angenommen gefühlt. Vielleicht nicht unbedingt verstanden, aber in der Liebe muss man nicht alles verstehen ... man muss sie nur fühlen.

Ein Schmerz züngelt durch meine Brust und kriecht langsam meine Kehle hinauf. Er verlässt meine Lippen schluchzend. Tränen rinnen mir in einem heißen Strom übers Gesicht. Die Szene unseres ersten Treffens spielt sich in meinem Kopf ab. Quälend langsam als hätte jemand die Slow-Motion-Taste gedrückt und würde jedes Mal, wenn sie ein Ende findet, zurückspulen und sie von Neuem beginnen lassen.

Und auf einmal verwischt Richards Gesicht. Verformt sich. Als würde das Fleisch schmelzen und ihm von den Knochen rutschen.

Ich zittere am ganzen Leib, wende den Blick vom sternenlosen Himmel ab, der mir nur noch diese hässlich verzerrte Fratze zeigt, und schließe die Augen. Auf einmal fühle ich mich so klein und schwach und unfähig.

«Svenja?», reißt mich eine fragende Stimme aus dem tränendurchtränkten Zitterkrampf.

Ich wische mir übers Gesicht. «Hm?»

«Svenni, was machst du hier draußen?»

Ich zucke mit den Schultern und schniefe. Dass ich geweint habe, lässt sich nicht verbergen. «Die Frage kann ich dir auch stellen.»

Auf Joris Lippen schleicht sich ein müdes Lächeln. Dann wedelt er mit den Armen in der Luft herum. «Die Nacht genießen.»

«Die Nacht genießen?»

«In der Dachgeschosswohnung ist es viel zu warm. Hier draußen ist die Luft um einiges angenehmer.» Wie zur Demonstration atmet er tief durch.

«Aha.» Ich drehe mich von ihm weg. Ich weiß, er hat mein verheultes Gesicht längst bemerkt, und dennoch will ich nicht, dass er mich genauer mustert. Es ist mir unangenehm. Er soll mich so nicht sehen.

«Ist etwas passiert?», fragt er, als er plötzlich ganz dicht hinter mir steht. Ich zucke zusammen. Ich habe gar nicht mitbekommen, wie er die restlichen Meter zu mir überbrückt hat.

«Nichts.»

«Du hast nicht angerufen», bemerkt er.

Ich lecke mir über die Lippen und nicke. «Ja, ich habe mein altes Handy nicht mehr zum Laufen bekommen.» Die Lüge entwischt mir leicht. Viel zu leicht. Mein altes Handy, das erste Smartphone, das ich jemals besessen habe, liegt gut behütet in einer Schreibtischschublade und wird alle zwei Tage an den Strom angeschlossen. Ich habe noch all die alten Kontakte dort eingespeichert, noch all die alten Bilder dort in Ordner sortiert. Ich habe nichts gelöscht. Es ist mein Schatz. Mein kleiner ganz persönlicher Schatz, der mein altes Leben gut verwahrt hält. Ich habe es nie übers Herz gebracht, mich davon zu trennen.

«Verstehe», sagt Joris und tritt einen Kieselstein vor seinen Füßen zur Seite. «Nicht schlimm.» Lässig schiebt er die Hände in die Hosentaschen und legt den Kopf schief.

«Wann fährst du los?», will ich wissen und betrachte seine Augen, deren Farbe sich im Halbdunkeln nicht mehr erkennen lässt. Dennoch sind seine langen, dichten Wimpern, unter denen sie liegen, allgegenwärtig. Das sind sie schon immer gewesen. Ich habe noch keinen anderen Mann, mit so schönen Wimpern gesehen. Das ist sein Alleinstellungsmerkmal.

«Morgen», sagt er und richtet seinen Blick zum sternenlosen Himmel.

«Morgen schon.» Die Worte klingen wehleidiger als sie sollen. Selbst in meinen Ohren. «Oh.»

«Hier sieht man die Sterne gar nicht», meint Joris und sieht mich wieder an.

«Nein, tut man nicht.»

«Das ist schade.»

«Ja, das ist es.»

«Erinnerst du dich noch, als wir uns einmal heimlich nachts an den Strand geschlichen haben? Ich habe Bier aus den Vorräten meines Vaters geklaut und du hast geflucht, weil es so kalt und windig war. Ich musste dir meine Jacke geben.»

Ich erinnere mich noch ganz genau an diese Nacht. Der Himmel stand voll mit unzähligen funkelnden Knöpfen. Und ich habe mit meinem Schmierentheater etwas übertrieben. Ich wusste, dass wenn ich auf die Tränendrüse drücke, würde mir Joris seine Jacke anbieten. Er hat sie nie zurückbekommen. Er hatte auch nie wieder danach gefragt.

«Das ist lange her.»

Joris nickt. «Stimmt, wir waren vierzehn oder fünfzehn.»

Genau genommen, ist er gerade fünfzehn geworden, während ich noch zwei Monate lang vierzehn gewesen bin.

«Wollen wir ein Stück gehen?», fragt er und reicht mir die Hand. Ich beäuge sie misstrauisch. Warum soll ich mit ihm Händchenhalten? Wir sind doch keine Kinder mehr. Meine Finger zucken. Ich will es. Doch ich balle sie zu Fäusten. «So wie früher», fügt Joris hinzu, als ich seine Hand nicht wie erhofft ergreife.

«Wie früher?»

«Hast du alles vergessen, Svenni?» Er sieht traurig aus. Sicherlich schwant ihm gerade, dass ich ihn die letzten zwölf Jahre vollkommen aus meinem Leben radiert habe.

Dabei weiß ich noch alles. Tief in mir. Auch, wenn ich es nicht wahrhaben will.

Ich weiß, dass wir immer Händchen gehalten haben. Ich weiß, dass man uns für ein Paar gehalten hat. Ich weiß, dass er geweint hat, als ich ihm von meinem Umzug erzählt habe. Ich weiß, dass ich Joris im Grunde nie vergessen habe.

Also greife ich nach seiner Hand, umschließe sie mit meinen Fingern. Seine Haut ist warm und weich. So wie früher. So wie immer.

«Warum schon morgen?», frage ich. Eine dumme Frage. Als würde es irgendetwas ändern, wenn er mehr Zeit hier verbringen würde. Es ist vollkommen egal, ob er morgen fährt oder erst in einer Woche, einem Monat ...

Joris zuckt mit den Schultern. «Mir kribbelt es eben in den Fingern.» Ein breites Grinsen setzt sich in sein Gesicht. Sein viel zu schönes Gesicht. «Ich weiß, ich hab gesagt, ich fahre erst später, aber ... Mann, Svenni, das Wohnmobil steht startbereit und ich will einfach los. Das verstehst du doch oder?»

Natürlich verstehe ich das. Der Glanz in seinen Augen verrät seine Aufregung. Dieselbe Aufregung, die ich auch einmal verspürt habe, als wir diesen Plan gemeinsam geschmiedet haben.

Doch jetzt ist es seine Aufregung. Seine allein. Es ist sein Traum. Nicht meiner.

«Bist du traurig?», fragt Joris.

«Warum sollte ich traurig sein?»

Er sieht mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. Seine Hand hält noch immer meine fest umschlossen. Selbst wenn ich nicht geweint hätte, könnte ich ihm nichts vormachen. Doch er sagt nichts dazu. Er steht einfach nur da und sieht mich an.

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