Wenn er an sie dachte, dachte er zuerst an ihre aufgesprungenen, spröden Lippen.
Stellte sich vor, sie zu küssen, ihren Augen neuen Glanz zu verleihen.
Er dachte daran, wie sie ihn, seine Vorschläge und Vorträge immer wieder abgewiesen hatte, weil sie sich verboten hatte, je wieder etwas anderes zu tun als zu kiffen, zu saufen und auf ihre Weise glücklich zu sein.
Er dachte an ihre Gespräche, die nie wirklich tiefgründig gewesen waren, die aber vollkommen ausgereicht hatten, um das wichtigste zu vermitteln.
Er dachte daran, wie sie ihm seinen Namen gesagt hatte.

»Sag mal, wie heißt du eigentlich?« hatte er sie gefragt.

»Ella.« hatte sie geantwortet, ihre Stimme war dick und schwer von den Drogen gewesen, die sie genommen hatte.

Sie hatte eine Art, das »l« in die Länge zu ziehen, es durch den Mund kullern zu lassen, bis es einen runden Klang hatte wie eine Rolle, um die sich ihr Name erst einen Weg bahnen musste.

»Wie heißt du?«

»Jannik.« er hatte seinen Namen nie sonderlich schlimm oder gut gefunden, er war einfach immer da gewesen.
Aber jetzt, hier mit ihr, fand er seinen Namen gleichsam langweilig und passend.
Passend, zu ihrem.

Jannik und Ella.
Ella und Jannik.

Es klang wie aufeinander abgestimmt, wie voneinander abhängig und es tat weh, sich einzugestehen, dass sie nie von ihm abhängig sein würde, sondern nur von Drogen und Alkohol.

Es tat ihm weh, sie kiffend oder trinkend zu sehen, obwohl er wusste, dass sie ihn lieben könnte, wenn sie es nur gewollt hätte.
Es tat ihm weh, sie unglücklich zu sehen, deshalb ließ er es zu, dass sie high wurde und sich betrank.
Sie ging nie auf Partys, sie feierte nicht.
Sie trank nur für sich selbst, nur, um glücklich zu werden in ihrer eigenen, verqueren Welt.
Er bildete sich ein, sie würde auch für ihn trinken, um ihm zu beweisen, dass sie mehr konnte, als nur traurig und nüchtern sein.

Tat sie es?