8 | Stunden die alles ändern
Kapitel 8 | Stunden die alles ändern
»So close no matter how far. Couldn't be much far from the heart. Forever trusting in who we are. And nothing else matters. Never open my self this way. Life is ours we live it our way. Whole these words i don't just say. And nothing else matters.«
L I A M
Eiskalt.
Das Wasser ist Eiskalt. Ich habe es so kalt gestellt, wie es nur geht. Der Strahl prasselt auf mich runter. Ich sitze klein gemacht in der Dusche und schaue nur gerade aus. Ich kann mich nicht mehr bewegen. Zu groß sind all die Schmerzen.
Die letzten Minuten habe ich damit verbracht unter der Dusche zu sitzen und mir den ganzen Körper ab zu schrubben. Ich will dieses Gefühl nicht mehr spüren.
Das Gefühl von mehreren Händen angefasst zu werden. Gedemütigt. Von eigenem Vater.
An nichts anderes kann ich denken.
Ich schaue auf meine Oberarme. Auf meine Beine. Auf meinen Bauch. Auf meine Hände. Die Stellen sind bedeckt mit Wunden. Alte und neue. Wunden, die auf dem Körper zu sehen sind.
Aber die größten Wunden, sind nicht auf meinem Körper passiert. Die größten Wunden werden niemals ganz verschwinden können.
Alles brennt. Mein Körper zittert mittlerweile durch die Kälte und mein Körper ist schon verschrumpelt. Und trotzdem bleibe ich sitzen.
Ich kann nicht mehr aufstehen. Und ob ich es jemals wieder kann, steht in den Sternen geschrieben.
Bei jedem noch so kleinen Geräusch von draußen zucke ich zusammen vor Angst. Vorhin musste ich mit langsamen Schritten aufstehen, damit es nicht zu sehr weh tut. Dann habe ich leise und vorsichtig überall nach geschaut, ob noch jemand in der Wohnung ist. Mit Angst habe ich ihm Schlafzimmer nachgeschaut, nicht wissend, was mich erwartet. Ich hatte Angst, dass jedem Moment einer raus kommt und es weiter geht. Das sie mir weitere Schmerzen zufügen.
Doch nichts dergleichen ist passiert.
Irgendwann hebe ich in Zeitlupe meinen Arm um den Wasserstrahl auszumachen. Vorsichtig steige ich aus der Dusche, auf die schlimmsten Wunden achtend. Immer noch in Trance fange ich an die wichtigsten Verbands Sachen raus zu kramen. Das ist nichts neues für mich. Jeden Tag muss ich Wunden verbinden.
Dieses mal nur auf eine andere Art und Weise. Auf eine viel grausamere.
Nachdem ich alles mühsam eingecremt und verbunden habe, gehe ich mit langsamen Schritten in mein Zimmer. Die Klamotten die ich anhatte, lasse ich im Badezimmer liegen. Die werde ich wohl nie wieder tragen können, ohne an diese schreckliche Nacht erinnert zu werden.
Angst kriecht in mir auf, was alles mich an diese Nacht erinnern wird.
In meinem Zimmer krame ich neue Klamotten raus und ziehe diese vorsichtig an. Dabei muss ich mir jedes mal ein zischen unterdrücken. Die Schmerzen sind so groß, wie noch nie. In meinen Augenwinkeln sammeln sich erneut Tränen, die raus wollen. Wütend wische ich sie weg. Ich kann jetzt gerade keine Schwäche gebrauchen.
Ich möchte gerade nur noch eins.
Die nächsten Minuten passieren ohne das ich alles richtig zu Ordnen kann. Mein Körper handelt und macht, mein Herz würde sich am liebsten auf den Boden legen und weinen.
Ich schnappe mir eine große Sporttasche und fange an dort alles relevante rein zu schmeißen. Einige Klamotten, mein Ladekabel, mein Handy, mein Waschzeug. Dann noch kleine einzelne Dinge die wichtig sind.
Den Rest werde ich irgendwann in naher Zukunft abholen. Nur wann, das weiß ich nicht. Ich habe keine Ahnung, was nun alles auf mich zu kommen wird. Und ob mein Plan in Erfüllung gehen wird oder wie mein Körper heute zerbrechen wird.
Auf all diese Fragen, habe ich keine Antworten.
Ein letztes mal blicke ich durch mein Zimmer. Die restlichen Sachen werde ich vorerst nicht gebrauchen können. Wenn ich zurück komme um sie zu holen, könnten sie allerdings kaputt sein. Wer weiß, wie mein Vater reagieren wird, wenn er es bemerkt.
Meine Augen fallen auf das Bett. So schnell ich kann gehe ich zurück und knie mich hin. Langsam ziehe ich die Holzbox hervor. Lächelnd puste ich den angesammelten Staub weg. Entschlossen stecke ich Box ebenfalls in meine Tasche. Nur über meine Leiche, lasse ich diese Box bei meinem Monster von Vater.
Bei einem Monster, was nicht davor zurück schreckt seinen eigenen Sohn zu Vergewaltigen.
Im Flur gehe ich langsam auf die Tür zu. Schaue mich ein letztes mal um. Doch nur kurz. Sofort fangen die Erinnerungen an die schmerzvolle demütigung an aufzutauchen.
Neben der Tür liegt der Fußball. Traurig schaue ich ihn an. Vor wenigen Stunden habe ich noch fröhlich mit Tim auf dem dunklen Platz gespielt. Habe seit langem mal wieder Spaß beim spielen gehabt. Seit langen mal wieder etwas mit Tim alleine gemacht.
Vor wenigen Stunden wusste ich noch nicht, was mich zuhause erwartet.
Vor wenigen Stunden, war ich noch den Umständen entsprechend glücklich.
Und dann hat sich alles in wenigen Stunden geändert. Mein inneres Scherbenhaus wurde mit zwei Schlägen nieder getrümmert. Diese Scherben liegen jetzt verteilt in meinem Körper. Bereiten mir Schmerzen.
Schluckend muss ich den Blick vom Ball abwenden. Zu groß, wird mein Innerer Schmerz. Schnell ziehe ich mir meine Schuhe und meine Jacke an. Stopfe meinen Schlüssel noch in meine Tasche.
Entschlossen lege ich meine Hand auf die Türklinke.
Das einzige, was ich gerade vor habe, ist von hier weg zu kommen. Ein für alle mal.
Es gibt nichts, was mich hier noch hält.
In einer Wohnung, in der ich die größten Schmerzen meines Lebens erleben musste.
Schnell husche ich aus der Tür, ohne noch mal zurück zu blicken.
Mit leisen Schritten gehe ich die Treppen runter. Bei jedem noch so kleinsten Geräusch zucke ich zusammen. Ängstlich schaue ich umher. Ich habe Angst, dass meine Peiniger wieder kommen.
Sobald ich aus dem Haus raus bin und ich frische Luft in meinen Lungen spüre, bin ich erleichtert. Meine Beine fangen an automatisch in eine bestimmte Richtung zu laufen. Ich weiß ganz genau, wo ich jetzt hin gehen werde.
Der einzige Ort, an dem ich mich gerade noch sicher fühle.
Meine Schmerzen ignoriere ich, denn es bringt alles nichts. Ich muss diesen Weg jetzt hinter mich kriegen.
Jeder Schritt, der mich weiter weg von zuhause bringt, lässt mich erleichtert auf atmen. Je mehr Meter ich zwischen mir und dieser Hölle gehe, desto befreiter fühle ich mich.
Trotzdem zucke ich bei jedem kleinsten Geräusch zusammen. Die wenigen Menschen, die mir hier begegne weiche ich sofort aus, in dem ich die Straßenseite wechsel.
Irgendwann fische ich mein Handy aus der Tasche. Ich sollte vielleicht schauen, ob er wach ist. Beziehungsweise ihn wecken. Damit er und nicht seine Eltern mir die Tür öffnen.
Bei jedem Klingeln werde ich nervöser. Eins. Zwei. Drei. Was ist wenn er nicht aufwacht? Vier. Fünf. Sechs. Was ist wenn ich bis heute früh warten muss. Sieben. Acht.
»Ja?« Eine verschlafene Stimme nuschelt mir entgegen. Ich bin erstaunt, wie erleichtert ich darüber bin. Er ist der einzige, dem ich diesen ganzen Mist anvertrauen würde. Vorerst.
»J? Jonas?«
»Was ist los?«, seine Stimme klingt alamiert. Im Hintergrund höre ich es rascheln, als ob er sich aufsetzt im Bett. Er weiß sofort, dass etwas nicht stimmt. Wenn ich ihn mitten in der Nacht anrufe und Jonas nenne, geht es mir alles andere als gut.
»I-ich brauche deine Hilfe. Bist du zuhause? Kann ich zu dir?«
»Was? Wie? Ähm... klar. Immer doch. Ich warte auf dich.«
»Danke dir.«
»Nicht dafür, Bruder. Nicht dafür.« Mit diesen Worten legt er auf.
Erleichtert lege ich die letzten Meter zurück. Ich bin verdammt froh, dass ich ihn in meinem Leben habe. Ohne meinen besten Freund wäre ich heute nicht der, der ich bin. Ohne ihn, könnte ich nicht mehr.
Als ich schließlich nach einer halben Stunde vor seinem Haus stehe, schreibe ich ihm schnell eine Nachricht. Sofort wird mir die Tür geöffnet.
Und dort steht er. Mein bester Freund. Mitten in der Nacht nur mit einer Boxershort bekleidet, mit verwuschelten schwarzen Haaren und der Müdigkeit ins Gesicht geschrieben. Und trotzdem, ist er sofort an meiner Stelle.
J reißt erschrocken seine Augen auf und mustert mich. Er sieht mir nicht nur meine äußerlichen Wunden an.
Genau in diesem Moment, in dem ich gerade vor ihm stehe, sieht er mir an, wie zerbrochen ich bin.
Das ich zerbrochen wurde.
»Scheiße. Was ist mit dir passiert?«
Diese Wörter lassen meine innere in den letzten Minuten aufgebaute Mauer nieder schmettern. Die ersten Tränen laufen die Wangen hinab. Mit einer verschleierten Sicht, sehe ich wie J's Gesicht Ausdruck noch geschockter wird.
Und schon spüre ich seine Arme um meinen Körper und seinen beruhigenden Atem an meinem Nacken. Das ich sein Tshirt in Sekunden Takt voll heule interessiert ihn nicht. Seine Arme schließen sich noch fester um mich.
»E-es gibt da etwas, was ich dir erzählen muss.«
[ 24.02.2019 | 1445 Wörter | 00:48 Uhr ]
Uff, endlich. Er ist dort weg.
Das Lied, was ich oben verlinkt habe, hab ich beim schreiben die ganze Zeit gehört. Es passiert ziemlich gut zum Kapitel. Meinungen dazu?
Was haltet ihr eigentlich von 'Nur ein Grund'? Ich liebe es.
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