4 | Beste Freunde
Kapitel 4 | Beste Freunde
»Vom Gamma zum Alpha, vom Welpen zum Leitwolf. Ist einer der besten, einer der letzten dieser Art. Teilt sein Fressen auch mit dem schwächsten Glied der Kette, wenn es ihn fragt. Lebt nach ungeschriebenen Regeln, durch seine Adern fließt noch Ehre.«
L I A M
Am nächsten Morgen wache ich mit leichten Kopfschmerzen, Oberkörper frei im Badezimmer neben der Toilette auf. Gähnend reibe ich mir die Augen, während ich mich daran erinnern zu versuche, was gestern passiert ist und warum ich hier gelandet bin.
Soweit ich mich noch Erinnern kann, war der Abend noch ziemlich lustig, für zwei Stunden kam die cousine von Vivi auch kurz vorbei. Dann haben wir angefangen Wahrheit oder Trinken zu spielen.
So langsam kommen die Erinnerungen wieder. Während ich also vorsichtig aufstehe und mich erstmal strecken muss, denke ich weiter über die Nacht nach.
Mitten in der Nacht bin ich aufgewacht, da sich Vivi über der Toilette übergeben hat. So besorgt wie ich war, habe ich ihr geholfen, die Haare hoch zu halten. Sie hat sich dreimal übergeben, also alles andere als schön. Die kleine tut mir jetzt schon leid, wenn sie nachher aufwachen wird.
Schmunzelnd fahre ich mir mit einer Hand durch meine zerwühlten Haare. Ich sollte hier gleich dringend duschen gehen. Ich stinke so krass nach Alkohol, das ist nicht schön.
Erst in diesem Moment, realisiere ich, dass meine Prinzessin hier nicht mehr liegt. Wo ist sie hin?
Müde und mit einem schmerzendem Rücken schaue ich in den Spiegel. Keine schöner Anblick. Man sieht immer noch die Blessuren, die mein Vater mir zu gefügt hat. Schnell spritze ich mir Wasser ins Gesicht, ehe ich dann das Bad verlasse. Den Blick auf mein Gesicht hinter mir lassend.
In der Küche höre ich bereits geklapper, also begebe ich mit langsamen Schritten dorthin.
Am Herd steht J bereits fröhlich, pfeift vor sich hin und schaut auf eine Pfanne. Noch im halbschlaf setze ich mich an den Tisch und stütze mein Gesicht auf meinen Hände an. Während ich J beobachte, versuche ich meine Augen nicht zu fallen zu lassen.
Grinsend dreht er sich zu mir um, zieht eine Augenbraue nach oben und meint munter: »Morgen. Gut geschlafen, in Gesellschaft einer Toilette?«
»Ach sei doch leise.«
Lachend dreht er sich wieder seiner Pfanne zu und buxiert das Rührei auf einen Teller.
»Weißt du wo Vivi ist? Sie ist eigentlich neben mir dort eingeschlafen?»
»Ja. Ich hab euch beiden heute morgen gefunden, als ich aufgewacht bin. Da geht man ins Badezimmer um seine Blase zu entleeren und sieht seine Freunde neben der Toilette schlafen. Komische Sachen gibts. Auf jeden fall habe ich Vivi dann lieber in mein Bett getragen, damit sie dort noch etwas bequemer schlafen kann. Sie wird sowieso einen heftigen Kater haben.«
Nickend nehme ich die Antwort zu Kenntniss. Der schwarzhaarige vor mir beginnt den Tisch zu denken, dabei schaue ich ihm zu. Ich bin einfach zu faul und zu müde, um zu helfen. Zu mal er mich nicht lassen würde, weil ich ja ein Gast bin.
Mein Blick fällt auf seine tätowierten Arme. Alles dort ist voll, mit Zeichnungen für die Ewigkeit festgehalten. Wenn ich mir so anschaue, wünsche ich mir, auch schon achtzehn zu sein. Dann könnte ich mir auch mein erstes Tattoo stechen lassen.
»Was war mit mir? Mich hast du dort liegen lassen?« Gespielt eingeschnappt verziehe ich mein Gesicht. Kurz muss J schmunzeln, bevor er sich ernst mir zu wendet.
»Du bist zu fett. Hab versucht, dich hoch zu heben, aber keine Chance. Und selbst ein Kissen unter deinen Kopf zu legen ging nicht. Ne Decke wäre zu warm gewesen, du hast geschwitzt wie ein Schwein.«
Ich schnappe mir ein Handtuch, welches neben mir liegt und werfe ihn verärgert damit ab. Lachend fängt er es auf und zwinkert mir zu.
»Kein Grund zur Sorge, Prinzessin. Ich nehm gerne mit dir zusammen ab, damit du motiviert bist. Dein Winter Speck muss runter.«
Augen verdrehend vergrabe ich meinen Kopf in meinen Händen. Womit habe ich diesen Jungen in meinem Leben nur verdient?
»Ey Bro, kann ich gleich bei dir Duschen gehen?« Fragend schaue ich ihn an.
»Klar. Aber erstmal kannst du jetzt unsere beiden Säufer wecken. Es gibt Frühstück.«
»Ok, ok, Gebieter.« Also mache ich mich auf dem Weg zu J's Zimmer. Dort finde ich meine beiden Freunde eng umschlungen in Jonas Bett liegen. Tim schnarcht laut vor sich hin. Der soll mal lieber weg von ihr bleiben. Niveau überträgt sich auch im Schlaf. Wir wollen ja nicht, auf dem von Tim landen.
· · ·
Frisch geduscht verlasse ich das Badezimmer. Meine Klamotten habe ich in den Wäschekorb geschmissen. Das kennt die Familie Lennarts schon, also ist das nichts neues. Von J habe ich auch eine neue Jogginghose und ein neues Tshirt zum anziehen bekommen. Auf beste Freunde ist also immer verlass.
Mit nur einem Handtuch um meine Hüfte geschlungen betrete ich also das Zimmer von J, in dem sich alle anderen verteilt haben. J liegt im Bett, hat die Arme hinter dem Kopf verschränkt und döst vor sich hin. Tim ist halb am Handy, halb am zocken. Und meine Prinzessin sitzt vor dem Spiegel und ist sich am schminken.
Ihr Blick fällt auf mich, weswegen sie leicht rote Wangen bekommt und schnell wieder weg schaut. Lachend zwinkere ich ihr durch den Spiegel zu. Süß, wie sie rot wird.
Schnell schnappe ich mir meine Ersatz Klamotten, als Tim sich mir zu wendet. Er schaut mich gespielt geschockt an und verdeckt seine Augen. In einer hohen Mädchenstimme kreischt er: »Ihh. Verschon mich, mit diesem Anblick. Ich bin zu jung, um wegen eines hässlichen Anblickes zu sterben.«
Lachend zeige ich ihm meinen Mittelfinger. »Bei meinem Anblick fangen die Mädchen an zu sabbern. Halt du mal dein Maul, mit deinen Locken.« Ich kriege lediglich einen Mittelfinger zurück.
Jonas hat sich auf dem Bett aufgerichtet und betrachtet mich besorgt. Mir ist auch klar, wieso. Auf meinem Körper findet man lauter leichte Verletzungen. Und von gestern sind die blauen Flecke noch frisch. Meine Hände sind auch noch verletzt, mittlerweile sind die ganzen Pflaster dort ab.
Kurz blicke ich meinem besten Freund in die Augen, dann wende ich mich beschämt ab. Schnell husche ich ins Badezimmer. Dort bin ich befreit von allen Blicken. Ich hasse es, dass ich meinen Freunden so viele Sorgen bereite. Das bin ich nicht Wert. Das sollte ihnen egal sein.
Nachdem ich schnell in neue Klamotten geschlüpft bin, brauche ich noch etwas länger um meine Haare gut zu stylen. Seit einigen Jahren liegt hier auch immer ein extra Haargel für mich, da J ein anderes benutzt. So oft wie ich hier bin, kauft die Familie immer ein neues für mich mit. So ist das bei Kindergarten Freunden.
Nach zehn Minuten bin ich endlich zufrieden mit meinen Haaren und wasche schnell noch meine Hände. Dann gehe ich zurück ins Zimmer. Dort zocken mittlerweile beide Jungs, während meine Prinzessin auf dem Bett liegt und auf einen Block zeichnet. Dabei hört sie leise Musik über ihr Handy, welches neben ihr liegt.
Ihr Blick höchst konzentriert, ihre Zunge schaut sogar ein Stück raus. Ich muss mich bemühen, um nicht laut »Aww« zu sagen.
Erst jetzt merke ich, was sie dort singt. Vivi ist ein großer Fan von Halsey, vor drei Jahren hat sie mich sogar gezwungen zur Badlands Tour mit nach Berlin zu kommen. Um ehrlich zu sein, würde ich sogar mit zu Justin Bieber, Shawn Mendes oder sogar Helene Fischer mitkommen. Hauptsache sie ist glücklich. Und das war sie, die ganze Zeit war sie am grinsen und singen. Ich muss automatisch grinsen, wenn ich daran denke.
»Junge, warst du kacken? Warum hast du so lange gebraucht?«
»Schau dir seine Haare an. Das ist Erklärung genug.«
Ich ignoriere die beiden Spacken vor dem Fernseher einfach und lege mich neben Vivi aufs Bett. Lächelnd kuschelt sie sich an mich und legt ihre Kunst sachen weg. Neugierig schaue ich auf das Bild. Momentan zeichnet sie eine Berg Landschaft, mit dem Bleistift schraffiert. Ich muss schon sagen, da hat Vivi echt Talent.
»Wow, das sieht echt gut aus.«
Das Lächeln von meiner Prinzessin wird breiter und sie kuschelt ihren Kopf auf meine Brust. Grinsend streichel ich ihr durch die Haare, da sie das liebt. Und ich liebe ihre leicht lockigen blonden Haare.
Das Lied wechselt und grinsend singt Vivi gedämpft an meiner Brust mit zu singen: »Sick of all these people talking, sick of all this noise. Tired of all these cameras flashing, sick of being poised.«
Ich höre ihr einfach, wie so oft, fasziniert dabei zu.
Tim dreht seinen Kopf zu uns und macht Würg Geräusche. Der Junge muss auch wirklich immer nerven. Doch J neben ihn schaut ihn nur herausfordernd an: »Neidisch?« Darauf hin ist Tim still und dreht sich wieder zu Mario Kart um. Schmunzelnd schaue ich den beiden dabei zu.
· · ·
Gegen dreizehn Uhr macht sich Tim auf den Weg nach Hause und auch Vivi ist dabei, sich fertig zu machen. Ich muss irgendwie die Zeit vertreiben, bis ich nach Hause darf. Fragend schaue ich zu Jonas: »Musst du heute Nachmittag Arbeiten?«
J arbeitet freiwillig in einem Kinderheim, seit einem Jahr. Ihm macht die Arbeit dort auch unglaublich Spaß und er geht gerade zu auf in diesem Job. Er kann halt aber auch gut mit Kindern umgehen. Die letzten male bin ich ein paar mal mit gekommen. Jonas nickt und fragt mich: »Willst du mit kommen?«
Kurz überlege ich. Das wäre die Möglichkeit erst später nach Hause kommen zu müssen. Und gleichzeitig sehe ich die kleine Mika wieder. Also nicke ich zur Antwort: »Klar.«
Wir verabschieden und von Vivi und machen uns kurz darauf selber fertig. Bis zum Heim sind es fünfzehn Minuten Fußweg. Gegen halb zwei verlassen wir auch schon das Haus, um dort hin zu laufen.
Während wir angenehm schweigend den Weg lang gehen, denk ich darüber nach, wie dankbar ich für die Freundschaft mit J bin. Er ist immer für mich da, hilft mir, akzeptiert aber auch meine Grenzen wenn ich nicht reden möchte. Alles in einem ist er ein toller bester Freund.
[ 08.02.2019 | 1667 Wörter | 17:50 Uhr ]
Neuer Stundenplan und Zeugnisse. Oh man. Mit dem ersten nicht ganz so zu frieden, mein Zeugnis hat immerhin ein Schnitt von 2,1.
Und bei euch so?
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