16 | Telefonat
Kapitel 16 | Telefonat
»Man wie, wie kann es sein. Pedos geh'n frei, aber Räuber acht rein. Sag wie, wie kann man für den Faustkampf nicht Mann genug sein. Aber Stechen geht leicht?«
L I A M
Still fahren wir die wenigen Minuten bis zum Studio. Am Anfang hat Raf noch das Radio angemacht und leise mit gesummt, bei manchen Liedern. Aber die letzten Minuten hat er es ausgeschaltet, da nur noch Nachrichten kamen und Werbung.
Beim einsteigen wollte er eine Unterhaltung anfangen, doch er hat mir wohl angesehen, dass ich nicht in der Laune dafür bin.
Somit fahren wir schweigend durch Berlin und in Gedanken versunken betrachte ich meine Umgebung.
Ich habe beschlossen, mir meine Gefühlslage nicht anmerken zu lassen, wenn wir gleich im Studio sind. Das soll keiner mitbekommen.
Innerlich hoffe ich, dass die beiden Jungs nicht über den nächtlichen Vorfall erzählt haben. Das ist mir immer noch ziemlich unangenehm.
Je näher wir dem Studio kommen, desto verwirrter stelle ich fest, dass ich mich freue Max gleich wieder zu sehen. Und es scheint nicht daran zu liegen, dass ich seine Musik feier.
Nein, der Grund scheint ein anderer zu sein. Doch noch weiß ich nicht, was dieses Gefühl in mir bedeutet.
Erschrocken blicke auch auf, als sich die Autotür neben mir öffnet. Grinsend schaut Raf zu mir hinab: »Kleiner, wo bist du mit deinen Gedanken? Wir sind da.«
Hecktisch schnalle ich mich ab und steige aus dem Wagen. An Raf vorbei gehend murmel ich ein Sorry, dieses wird von ihm mit einem kurzen Lachen beantwortet. Hinter mir höre ich eine Tür knallen und merke, dass Raf neben mich joggt.
Er voraus, betreten wir das Studio. Schnell gehen wir die Treppen hoch und bleiben vor der Tür stehen, die ich noch zu gut von gestern kenne.
Ohne zu klopfen betritt der Rapper vor mir den Raum, ich folge ihm zögerlich. Schnell schaue ich im Raum umher, konzentriere mich auf jedes Detail, welches bei einer Flucht helfen würde. Lediglich John sitzt schon auf dem abgenutzten Sofa und schaut von seinem Handy auf, als wir den Raum betreten.
Grinsend erhebt er sich und schlägt mit Raf ein, mir nickt er breit grinsend zu. Er scheint sich durchaus bewusst zu sein, dass ich dankbar für die Distanz bin.
»Wie war die Nacht? Haste es genossen, wieder ein richtiges Bett zu haben?« John lässt sich wieder auf das Sofa fallen und Raf setzt sich neben ihn.
Kurz schaue ich fragend, bis Raf mir zu nickt. Ich setze mich auf den Platz von gestern.
John wartet immer noch auf eine Antwort, also schaue ich zu ihm. Aufmerksam beobachtet er mich. Mein Blick schweift rüber zu Raf und stellt eine unausgesprochene Frage. Er antwortet mit einem kurzen Kopfschütteln.
»Ähm... ganz ok. Ja, war echt angenehm auf keiner Parkbank pennen zu müssen.«
»Nur ganz gut? Mensch, ich hätte was anderes erwartet.« Lachend zündet sich John eine Kippe an.
Kurz muss ich schlucken und schaue runter auf meine Hände in meinem Schoss. Zu gerne, würde ich eine bessere Antwort geben können.
Ehe ich antworten kann wird die Tür erneut aufgestoßen und Max betritt den Raum grinsend. Er begrüßt die beiden Männer und kommt dann auf mich zu. Ehe ich reagieren kann, setzt er sich neben mich und lächelt mir zu: »Hey. Geht's dir gut?«
Unsicher nicke ich und schaue auf den Boden. Diese Nähe macht mir Angst und gleichzeitig beruhigt sie mich auf eine komische Art und Weise.
»Was hat Jenny gesagt?«
Max Blick schnellt zu Raf rüber, ebenso wie meiner. »Hab ihr alles erklärt und sie kann es verstehen. Aber genauer kann ich es auch noch wann anders erzählen. Also Liam, wie war das mit deinem Kumpel?«
Ich brauche ein paar Sekunden, bis ich richtig antworten kann.
»J wartet wahrscheinlich schon ungeduldig auf ein Lebenszeichen.« Als wäre das ein Zauberwort gewesen, holt Max sein Handy hervor und hält es mir hin.
»Hier, ruf ihn an. Frag ihn, ob er heute vorbei kommen kann. Dann können wir zusammen genaueres besprechen.«
Kurz suche ich in seinen Augen nach einem Anzeichen von Vorwurf, Witz oder Genervtheit. Doch ich sehe nur aufrichtige Besorgnis.
Schnell tippe ich also die Nummer von Jonas in das Handy ein und halte es mir ans Ohr.
»Ist es ok, wenn du Lautsprecher anmachst? Würde gerne mit hören.« Raf grinst mich ehrlich an. Und diese Ehrlichkeit überrascht mich wirklich. Doch ich tue was er sagt. Da dieses Gespräch nichts persönliches erhalten wird, was ich vor den Jungs verbergen möchte.
Nach drei mal tuten geht er an sein Handy.
»Hallo?«
»Ich bin's J.«
»Endlich. Ich hab die ganze Zeit auf einen Anruf gewartet. Wie geht's dir?«
»Gut... soweit.« Die ganze Zeit schaue ich auf den Boden. Ich traue mich nicht, den Blick zu heben. Doch deutlich spüre ich den Blick von Max auf mir.
Ich höre am seufzen von Jonas an der anderen Leitung raus das er mir nicht glaubt. Doch ich werde nicht genauer auf meine Gefühlslage eingehen. Nicht wenn die Rapper neben mir sitzen und mithören.
Ehe ich was in diese Richtung sagen kann, spricht J schon gedachtes aus: »Mir ist klar, dass du nicht weiter drauf eingehen wirst. Also, wie war die Nacht? Wo bist du jetzt?«
»Ganz ok. Ich durfte bei einem der Jungs pennen. Bin jetzt gerade mit den Jungs.«
»Mhm, ok. Darf ich Tim und Vivi eigentlich mittlerweile erzählen, was los ist. Also ich werd nicht die komplette Wahrheit sagen, keine Sorge. Aber die beiden machen sich Sorgen um dich, vor allem Vivi. Die ist kurz davor, mir den Hals umzudrehen, weil ich so schweige.«
Kurz muss ich überlegen. Doch da spricht jetzt nichts dagegen. Die beiden werden es so oder so bald erfahren. So lange keiner erfährt, warum ich abgehauen bin, geht das klar.
»Ja. Ist ok.«
Erleichtert atmet J aus, was mich kurz zum grinsen bringt. »Gut, hatte schon Angst, das ich bald sterben muss, weil Vivi mich wirklich umbringt.«
»Quatsch. Sie ist viel zu lieb dafür.«
»Denkst du. Normalerweise schon, aber wenns um dich geht, ist das anders.« Ich kann es nicht verhindern, doch diese Worte bringen mich zum lächeln.
»Wo bist du jetzt genau? Können wir uns sehen?«
Jetzt muss ich doch hoch schauen und begegne direkt den grinsenden Blicken von John und Raf. Warum grinsen die beiden so?
Kurz schaue ich fragend in die Runde. Das Max mich mit einem nachdenklichen Blick mustert, versuche ich zu ignorieren.
Er verdeutlicht mir, ihm wieder sein Handy zu geben. Ich gebe es ihm und er spricht sofort ins Handy: »Hey, hier ist der Typ von gestern. Dem den du gedroht hast, ihn umzubringen, wenn er nicht auf Liam aufpasst.« Kurz muss er selber lachen. »Wir sind gerade im Studio. Wenn du Zeit hast, kannst du kommen.«
Jonas stimmt zu und Max sagt ihm die Adresse. Die beiden machen aus, dass Jonas in einer Stunde da sein wird. Ich nehme wieder das Handy in die Hand.
»Bis gleich. Und sei nicht zu geschockt über meinen Anblick.«
»Keine Sorge, so schnell schockt mich nichts mehr. Die Nacht war sie schlimmste.« Meine Hand ballt sich automatisch zu einer Faust. Doch als ich das bemerke, löse ich sie schnell wieder. Nur zu deutlich, spüre ich die Blicke auf mir.
»Aber anderes Thema. Die Stimme vom Typen gerade kommt mir voll bekannt vor...«
Da durch, dass er immer noch auf Lautsprecher ist, hören die Jungs alles mit. Grinsend schauen sie zu mir. Da ich ihnen gestern ja schon offenbart habe, dass ich sie kenne, haben sie wohl eine Vermutung.
»Ja, kann gut sein. Das wirst du später schon kapieren.«
Lachend fahre ich mir mit einer Hand durch die Haare, mein Blick ist schon wieder konzentriert auf den Boden gerichtet.
»Ich bin froh, dich gleich wieder zu sehen, J.«
»Glaub mir, Kleiner, ich auch. War schon lange nicht mehr so froh, dass es dir gut geht.«
[ 25.05.2019 | 1302 Wörter | 22:10 Uhr ]
Wie findet ihr Sie wollten Wasser doch kriegen Benzin?
So ein geiles Album.
Bin vor allem von Benzin (es klingt einfach so geil) und Skimaske fasziniert. Die Wörter bei Skimaske sind einfach zu wahr.
Meinungen zum Kapitel?
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