#3 Bruises
PoV Jimin
Ich ließ mich auf meinen Stuhl sinken. Ich wollte unbedingt rausfinden wer dieser Schüler war. Selbst, wenn es mich nichts anging oder ich mir selbst damit Probleme machen sollte, um ehrlich zu sein, hatte ich Mitleid. Ich wollte der Person helfen. Bei dem Vater, bei der Verletzung, vielleicht sogar bei dem ganzen Leben der Person. Doch zunächst musste ich rausfinden, wer hinter der Kapuze steckte.
Ich überlegte angestrengt, diese Person war von der Statur aus definitiv männlich. Und sie wurde am Handgelenk getroffen.
In der nächsten Stunde hatten wir Sport. In der kurzen Zeit würde sich wohl noch kein Bluterguss zeigen, doch wehtun sollte es alle mal.
Super Schlussfolgerung Park Jimin, jetzt musstest du nur noch jeden Jungen aus der Schule am Handgelenk berühren!
Aber eine andere Wahl hatte ich nicht. Und meine Neugier ließ mich nicht so einfach mit diesem Thema abschließen. Schon immer konnte ich nicht damit leben, wenn ich für etwas den Grund nicht kannte oder wenn etwas nicht geklärt worden war. Es ließ mich Nachts nicht schlafen.
Und im Grunde genommen wollte ich nur helfen.
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Und schon waren wir in der Umkleide. Ich versuchte unauffällig die einzelnen Arme auf Spuren zu Untersuchen, doch es war schwer, dabei nicht wie ein perverser auszusehen. Noch dazu war das schier unmöglich, da viele sich so schnell umzogen, dass man ihre Arme oder Handgelenke gar nicht erst sah.
Ich schaute auf die andere Seite des Raumes, selbst in der Umkleidekabine hielt man sich von Yoongi fern.
Er hatte eine ganze Bank für sich und zog sich mit dem Rücken zu uns um, dennoch konnte ich ihn von der Seite sehen, da ich so ziemlich in einer der Ecken stand.
Seine Beine waren dünn, wie eigentlich auch der Rest seiner Statur. Wobei seine Hand trotzdem groß und kräftig aussah, was seine gut sichtbaren Adern darauf noch untermalten. Er war aber keinesfalls ein Bohnenstengel - seine Muskeln, besonders am Bauch, waren gut ausgeprägt und er schien gut trainiert zu sein. Ich beobachtete seinen Körper solange, bis er sich ein weißes Shirt überwarf. Er bemerkte mich und warf mir aus den Augenwinkeln einen tödlichen Blick zu, dem ich im selben Moment auswich.
Heute war das Schicksal relativ gnädig mit mir, heute war das Sportthema Ringen.
Wir würden es zuerst in kleinen Gruppen üben und am Ende in Einzelkämpfen gegeneinander.
Hierbei würde ich sehr gut sehen, wer verletzt war und wer nicht.
Über die ganzen Matches hatte sich niemand als verdächtig gezeigt und da ich selbst noch nicht dran war, fing ich gelangweilt an auf den Boden zu starren, als unser Lehrer den Punktestand verkündete.
Doch auf einmal fingen alle an zu tuscheln und ich guckte verwundert auf.
"Nun die letzten beiden: Park Jimin,"
Er guckte von seinem Brettchen auf und ich sprang voller Vorfreude auf. Ich freute mich wieder in Bewegung zu kommen, doch meine Freude verflog zugleich. Am liebsten wäre ich schnell wieder in mich zusammen gesunken, als ich realisierte wer am Ende des Halbkreises ebenfalls aufstand und mit den Armen vor der Brust verschränkt auf die Blaue Matte marschierte.
Warum? Es bildete sich ein leichter Schweißfilm auf meiner Stirn und es lief mir abwechselnd kalt und heiß über den Rücken. Wenn heute nicht mein Todestag gekommen war, dann würde er niemals kommen.
"..gegen Min Yoongi." Vollendete Herr Gwangjo und sah mich bemitleidend an. Auch er konnte nur ahnen, was gleich mit mir passieren würde.
Mit einem bettelnden Blick gen Himmel segnete ich mein zeitliches. Ich bahnte mir schon jegliche Situation in meinem Kopf aus. Würde er sich jetzt dafür rächen, dass in letzter Zeit so nervig war? Würde mir jemand zu Hilfe eilen, wenn er tatsächlich versuchte mich zu töten?
"Park Jimin!" Yoongis scharfe Stimme ließ mich abermals zusammenzucken und das Blut in meinen Adern gefrieren. "So heißt du doch, oder nicht?" Er forderte mich mit einem bedrohlichen Blick auf, aufzustehen.
Wie er meinen Namen schon aussprach, wie den, eines jahrelangen Feindes. Natürlich untergebener Feind.
Auf wackligen Beinen lief ich meine letzten Zentimeter, auf dem Weg, der mich zum Scheiterhaufen führen sollte. Ich versuchte stark auszusehen, was mir jedoch nur kläglich gelang. Wie sollte ich das schaffen, ich hatte mehr als Angst vor ihm, sodass meine Unterlippe anfing zu zittern. Männlich wie eh und je.
Auf dem blauen Untergrund nahm ich meine Startposition ein, was Yoongi mir gleichtat. Ich hätte schwören können, irgendwas in seinen Augen aufblitzen gesehen zu haben, doch seine Mimik hatte sich seit er aufgestanden war, nicht verändert.
Sie war eine perfekte Fassade, ein Pokerface, woraus man nichts lesen konnte, wobei er mich wohl lesen konnte, wie ein offenes Buch. Jedes Gefühl war mir höchstwahrscheinlich ins Gesicht geschrieben und dennoch zeigten seine Gesichtsmuskeln keine Regung. Wahrscheinlich überlegte er, mit welchen Tritt oder Schlag er mich gleich außer Gefecht setzen sollte.
"Hana, Dul, Set!" Zählte die Lehrkraft neben uns runter und ein Pfiff ertönte mehr als deutlich.
Sofort griff Yoongi mir um die Hüfte und versuchte mich durch seine kraftvolle Bewegung zu Boden zu reißen, doch ich hatte nicht vergessen, was ich mir heute Morgen versprochen hatte.
Also griff ich, unerlaubt, nach seinen Handgelenken und versuchte, unehrlicher Weise, seinen Griff zu lösen. Doch die einzige Reaktion erfolgte vom Lehrer.
"Park! Es ist nicht erlaubt den Angriff abzuwehren. Dies ist gegen die Regeln-"
Yoongi, der nicht in seiner Position verharrt war und sich aufgerichtet hatte, holte kurzerhand aus und drückte mit einer ungeheuren Kraft meinen Kopf nach unten sodass ich regelrecht auf allen vieren vor ihm stand.
Er war schlauer als ich dachte. Er hatte meinen unachtsamen Augenblick genutzt, um zuzuschlagen. Nun drückte er mich mit einem leichten Tritt von der Matte. Das alles ging so schnell, dass ich erst nach einer Weile alles realisierte.
"Das ist auch gegen die Regeln, aber trotzdem habe ich gewonnen." Sagte er genervt.
Er respektierte mich so wenig, dass er noch nichtmal seinen Kopf zu mir nach unten richtete, als er mir diese Worte an den Kopf warf.
Stapfend verließ er die Matte mit: "Verfluchter Penner." Doch, was er dann tat, ließ mich noch einmal zu Eis erstarren.
Während er sich umdrehte um zu seiner Sitzposition zurückzukehren, rieb er sich doch tatsächlich das rechte Handgelenk.
Meine Augen weiteten sich und ich musste mir ein freudiges quicken, wie ein unmännliches Schockgeräusch unterdrücken.
Hatte ich vielleicht den Grund gefunden, warum er immerzu auf andere losging?
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"Du, Hobie?"
In der langen Zeit, in der ich mit mir selber gerungen hatte, ob ihm diese Frage wirklich stellen sollte, schwiegen beide von uns.
Ich wusste, dass mein Bruder immer für mich da war. Auch wenn wir in den letzen Jahren oftmals aneinander geraten waren, hatte sich das Blatt gewendet und wir waren sowas, wie unzertrennlich.
"Hm?"
Dennoch wusste ich nicht, ob ihm diese Frage gefallen würde. Er und die Jungs hatten jede solcher Art ignoriert oder nicht beantwortet, sodass ich zögerte, doch ich wollte es einfach wissen.
"Meinst du vielleicht, dass das heute Morgen Yoongi war?"
Ich wusste selbst nicht ob ich sein darauffolgendes Seufzen genervt oder nachdenklich aufnehmen sollte.
"Jimin," setzte er an, "Warum fragst du das?"
"Na, weil es mich eben interessiert!"
"Ich weiß nicht." Er versuchte etwas schneller zugehen, doch ich hielt ihn auf und blieb vor im stehen. Er legte den Kopf in den Nacken. Zugegeben, ich konnte etwas anstrengend sein, wenn ich etwas verlangte.
"Pass auf, Vorschlag," sagte er und guckte in meine großgewordenen Augen, "ich treffe mich gleich mit den Jungs und wir wollten ein bisschen in die Stadt. Ich kann fragen, ob du mitkommen kannst. Dann kannst du ihnen deine Geschichte erzählen." Sein fragender Blick ließ mich schnell zu einer Antwort kommen.
"Wirklich? Wie cool, danke!" Meine Freude hielt sich jedoch in Grenzen, denn sie schlug schnell in Unsicherheit um.
Wir gingen nebeneinander.
Mochten mich die Jungs überhaupt? Und obwohl Jungkook und Taehyung in meiner Stufe waren, verhielten sie sich viel älter und bei ihnen fühlte ich mich so klein.
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Es klingelte. Darauf: "Jiminie!" Was hieß, dass ich mit durfte. Freudig griff ich nach meinem Handy und rannte die Treppen runter. Im Türrahmen stand Namjoon und draußen die anderen.
Ich schlüpfte in meine Sneaker und bevor ich zu ihnen stieß, fragte ich noch einmal: "Ist das wirklich in Ordnung?" Denn ich wollte ihnen kein Klotz am Bein sein oder Umstände bereiten. "Klar! Wir hatten sowieso vor dich zu fragen." Lächelte mir Namjoon entgegen. Ich gab ihm ein zufriedenes Lächeln meinerseits zurück.
Taehyung und Jungkook spielten im Hintergrund herum. Sie kitzelten sich gegenseitig und boxten gespielt gegeneinander. Sofort kam in mir ein seltenes Gefühl hoch. Mir wurde auf einmal warm ums Herz und ein sanftes, jedoch neidisches Lächeln zog sich an mir auf, da ich bemerkte, wie selten dieses Gefühl in mir hochkam.
"Wollen wir dann?" Fragte Namjoon. Nickend setzten wir uns in Bewegung. Es war nicht allzu spät, gerade mal 17:00 Uhr und wir zogen um die Häuser. Wir hielten an einem Coffeshop und holten uns etwas zu trinken, worauf wir uns auf einen Bank-Halbkreis im Park setzen.
"So," Namjoon nahm einen Schluck seines Kaffees, "Hoseok sagte, du wolltest uns noch irgendwas erzählen?" Dabei richtete er sich an mich. Ich umfasste meinen Becher fester, denn nun war jeder aufmerksam und man konnte diese Frage nicht wieder leicht überspielen.
"Nun ja.." Fing ich an oder versuchte es zumindest. "Uns ist heute morgen so eine Sache passiert." Taehyung lehnte sich vor und stützte sich auf seinen Knien ab, was mir allein schon sehr viel Respekt einheizte, da er erwartend und fordernd aussah.
"A-also, nun-" Park Jimin war wieder auf seinem Höhepunkt. Ich hätte mich selbst schlagen können, vielleicht würde es dadurch sogar besser werden. "Also wir haben heute morgen einen Jungen gesehen, der anscheinend von zuhause rausgeworfen wurde."
Ich erzählte ihnen die ganze Geschichte und auch alles, was im Sportunterricht vorgefallen war. Ich drückte die Worte nur so aus mir heraus und sank danach prustend in mir zusammen. Doch die Jungs machten keinesfalls Anstalten mich für verrückt zu erklären, sondern guckten recht nachdenklich.
"Du hast so verdammtes Glück, echt." Kam es nuschelnd von Taehyung, der den Boden anschaute.
"Wobei?" Hagte ich nach.
"Na, es wundert mich, dass du noch am Leben bist. Dieser Typ ist irre."
"Tae-" versuchte Jungkook ihn zu unterbrechen.
"Was? Du weißt es doch am Besten."
Skeptisch blickte ich zwischen den beiden hin und her. Jungkook brachte es dann zu einem Lächeln, welches unter einem knappen nicken jedoch nicht lange anhielt. Taehyung guckte auf den Boden und spielte leicht aufgewühlt mit seinen Händen.
"Es ist nicht abwegig, dass er das gewesen sein könnte." Begann nun Namjoon.
"Sag mal, warum willst du so dringend etwas mit ihm zu tun haben? Hat er dir nicht jetzt schon mehrmals gezeigt, dass du dich von ihm fern halten sollst?" Fragte Jungkook kurz darauf. Auch ich begann mit meinen Händen zu spielen. "Naja.. Er interessiert mich halt und so krass ist er mir gegenüber ja auch nich-"
"Nein, stimmt, er hat dir nur ein Tablett um die Ohren geworfen und dich in Sport fast verprügelt," Tae stand auf und schrie mich an, "Jimin, ich sage dir das nicht zum Spaß, dieser Typ ist zu weitaus mehr fähig. Gerade stehst du gefährlich nah an seiner Seite, wag es ja nicht, dich ihm in den Weg zu stellen!" Seine Stimme wirkte sichtlich panisch und ich merkte, dass das nicht nur reine Spekulationen waren. Irgendeine Vergangenheit verband die beiden miteinander. Und wenn ich mich nicht täuschte, war Jungkook auch darin involviert.
Doch anhand seiner Worte wurde mir klar, dass Min Yoongi vielleicht doch nicht nur gereizt war. Die Leute gingen ihm nicht umsonst aus dem Weg.
"Also wäret ihr nicht bereit ihm zu helfen?" Diese Worte waren ungewollt und bahnten sich ihren eigenen Weg über meine Lippen. Sie führten einen angreifenden Unterton mit sich, den ich sowieso nicht von mir erwartet hatte.
Schnell fuhr ich mit der Hand über meine Lippen, so, als würde ich sicher gehen wollen, ob mein Mund wirklich geschlossen war.
"Ja." Kam es innerhalb weniger Sekunden von Taehyung. Etwas erschrocken sah ich zu ihm auf. "Nur über meine Leiche."
"Tae!" Ergriff Namjoon das Wort. "Ich glaube es ist besser, wenn du jetzt gehst."
"Alles klar." Unverständlich nickte er und setzte zum Heimweg an.
"Warte," Jungkook stand auf und lief ihm nach, winkend verabschiedete er sich, "Ich muss sowieso los!" Anders als Taehyung lächelte er uns freundlich zu.
Taehyung war seltsam. Doch das ließ mich komischerweise nicht abschrecken. "Hasst er mich?" Dadurch, dass nur noch Namjoon und mein Bruder um mich waren, wich meine anfängliche Nervosität schnell.
Bei Namjoon fühlte ich mich sehr wohl. Keine Ahnung woher das kam.
"Nein," Er schüttelte den Kopf, "Er mag dich, sogar sehr."
Verwundert guckte ich ihn an und meine Stirn legte sich in Falten.
"Das ist seine Art Leute zu beschützen. Er sorgt sich um dich, also bitte enttäusche ihn nicht."
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Aloah~
Es tut mir schon irgendwie leid, dass ich immer so viel schreibe x3
2138 Wörter bis hier hin... Naja.
Um 16:00 hat taetae Geburtstag hehe<3
Habt 'nen schönen Tag,
Bis morgön~
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