#10 Homo
Pov Yoongi
"Schlafen wir in einem Bett?" Fragte ich und meine Stimme war etwas zittrig. Ich war mir unsicher, normalerweise würde ich wieder hier weg wollen, doch ich fühlte mich hier, bei ihm, wirklich wohl. Seit seiner Berührung hatte ich beinahe keine Sorgen mehr und ich entspannte mich, je länger ich hier drin war. Aber das konnte nicht sein, was sollte er schon bewirkt haben?
Nach einer Weile hatte ich mich vor den Fernseher gesetzt und Jishit hatte sich noch etwas hingelegt, weswegen ich auch keine Antwort erhielt. Er war wahrscheinlich müde und mir kam es nur recht, denn so konnten nicht noch peinlichere Sachen passieren.
Ich hatte lange nicht mehr Fern gesehen. Dadurch, dass mein Vater die ganze Zeit davor saß, war das leider unmöglich.
Ich schaltete durch die vielen Kanäle und blieb an einem Nachrichtensender hängen.
"Yah, Jishit! Guck mal!" Ich saß vor dem Bett und griff nach der Bettdecke, um an ihr zu rütteln und den jüngeren zu wecken.
"Mhm?" Kam es müde von weiter oben.
Ich machte den Fernseher etwas lauter und hörte der Sprecherin zu.
"Und nun zu einem etwas heikleren Thema. In Afrika wurde nun doch die Stimme gehoben und für Homosexualität protestiert. Vorher wurde dafür häufiger die Todesstrafe verhängt. Afrikaner..."
"Mein Gott, warum das?" Fluchte ich immer noch auf den Bildschirm starrend.
"W-was? Hast du etwas gegen die Proteste oder... Schwule?" Er klang komisch nervös und zog die Decke etwas hoch, so weit ich das hörte.
"Bitte? Als ob ich gegen sowas bin." Ich rappelte mich mit einem Knochenknacksen auf und sagte den nächsten Teil eher lautlos zu mir selbst. "Bin ja selbst einer davon." Doch Jishit hatte es anscheinend gehört, so aufmerksam er war.
"W-was? Sag.. Das bitte nochmal, ich glaube, ich habe dich nicht richtig verstanden." Ich drehte mich zu ihm und seine Augen fingen wörtlich an zu funkeln.
"Nichts, halt die Klappe und schlaf wieder." Befahl ich ihm und ging ein paar Schritte im Zimmer umher. Ich hätte damit gar nicht erst anfangen sollen, nun hatte er er auch noch einen Grund mich zu hassen.
Doch der kleine war hartnäckig. "Das ist nicht fair!" Kam es kichernd von weiter hinten. Auf einmal traf mich ein Kopfkissen am Hinterkopf. Ich zuckte vor Schreck zusammen und eine Gänsehaut lief mir über den Rücken.
"Yah! Wer hat dir das erlaubt?" Fauchte ich ihn an, drehte mich in seine Richtung und hob das Kissen auf. Der Schwarzhaarige kicherte jedoch immer noch. "Bist du zu schüchtern, um es auszusprechen?"
"Um was auszusprechen? Ich und schüchtern? - Erzähl mir was glaubhaftes!"
Nach diesem Satz donnerte ich ihm das Kissen ins Gesicht. Ich handelte vollkommen gegen meine Gedanken und wandelte meine Schüchternheit in offensives Verhalten um. Ich hatte mir das beigebracht, damit Leute Abstand von mir hielten. Niemand wollte gerne etwas mit einem aggressiven Jungen zu tun haben.
Durch meine Worte jedoch schmückte ein breites Lächeln das Gesicht des jüngeren und seine Wangen glühten dabei wie kleine, süße Bälle rosa auf. Er griff sich das Kissen, vergrub sein Gesicht darin, wobei er immer noch meinen Blickkontakt hielt und rief in dieses hinein:
"Na, dass du schwul bist."
Es war eher eine Frage, bei der mir jedoch das Blut in den Adern gefrierte. Warum traute er sich auf einmal so offen mit mir zu sprechen? Und warum unternahm ich nichts dagegen?
"B-bitte was? Ich meine-" Er hatte mich durchschaut und durch diese Tatsache musste ich stottern. Das war so peinlich. Ich lief hochrot an und drehte mich von ihm weg. Ekelte er sich jetzt vor mir? Etwas Angst kam wieder in mir hoch.
"Hör auf dich zu schämen." Seine Stimme klang anders. Sie klang auf der einen Hand verletzt, aber auf der anderen Hand wieder flehend. Vielleicht hatte er nichts gegen Homosexuelle.
"Jishit, das ändert aber nichts zwischen uns hier! Nur um das klar zustellen."
"Wird es nicht, ich bin auch schwul Yoongi."
Eine imaginäre Decke fiel mir auf den Kopf und zerbrach geräuschlos. Wie bitte? Park Jishit war schwul, was für mich potentiell hieß, dass er sich in mich verlieben könnte? Doch anstatt wegzurennen oder ihm irgendwelche fiesen Sprüche an den Kopf zuwerfen, blieb ich einfach nur dort stehen. Hielt inne. Bei ihm war alles so anders, als damals. Seine Art kettete mich an ihn fest und würde mir eines der schlechtesten Gewissen bereiten, die ich jemals hatte, wenn ich nun weggehen würde. Schon als ich im Sportunterricht die Chance bekam, ihm eine Lektion zu erteilen, ließ ich es bleiben. Ich konnte einfach nicht mit meinem Gewissen vereinbaren, ihm wehzutun. Er war jünger, was hielt mich so bei ihm?
Warum war bei ihm alles anders?
Ich stand regungslos da, wusste nicht, was ich darauf antworten sollte. Denn meine Worte in so einer Situation waren oftmals unbeholfen und kamen nicht so rüber, wie sie oft sollten. Danke, dass er das erkannte.
"Mein Gott, wir haben ja schon fünf Uhr. Wo die Zeit hinrennt. Hast du Hunger?" Auf einmal war er wieder der nette Jimin von neben an. Nein, ich lag falsch. Genau das war seine Persönlichkeit und er war nicht nebenan sondern genau vor mir. Er war nett, er half mir. Mein Verstand war gespalten in eine Hälfte, die ihn schon jetzt als Freund anerkannte und die andere Hälfte, die das alles nicht verstand.
Mein Magen beantwortete seine Frage mit einem lauten grummeln.
"Okay, warte hier. Ich gucke, wo meine Eltern gerade sind, dann bringe ich dir essen oder hol dich."
Er stand auf und verließ den Raum mit einem Lächeln.
Ich ließ mich seufzend auf das Bett fallen. Allein zu sein, war mir immer noch am rechtesten. Wer war er, dass er meinen ganzen Verstand aufwühlte, sodass ich selbst meine Handlungen nicht verstand?
"Hör auf, mich um den Verstand zu bringen."
Pov Jimin
Ich lief eilig die Treppen runter. Immer noch mit einem beschämten grinsen auf den Lippen.
Yoongi schien sich mir immer mehr zu öffnen, was mich innerlich aufatmen ließ. Wenn wir nicht in der Öffentlichkeit waren, benahm er sich sowieso ganz anders. Und da er auch vom anderen Ufer kam, stand nichts mehr zwischen uns, was man am anderen hassen könnte. Oder eher gesagt, er an mir. Denn ich würde ihn akzeptieren so wie er war.
Mit meinen nackten Füßen tapste ich vom Esszimmer in die Küche. Meine Mutter machte sich gerade daran, das Essen vorzubereiten.
"D-du musst heute nicht extra kochen! Ich habe nicht so viel Hunger." Fuhr ich sie leicht an, damit sie nicht weiter machte. "Schatz, wir essen immer zusammen. Du isst einfach das, was du essen kannst oder willst. Den Rest lässt du stehen." Sie gab mir eines ihrer warmen Lächeln. Gott, wie ich diese Frau liebte und ihr dankbar war.
"Auch wenn du nicht willst, setz dich bitte an den Tisch. Wir wollen uns doch alle ein bisschen näherkommen." Und so setzte sie ihr Tun fort.
Na super.
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[Danke für's Kommentieren und Voten]
Hällö~
Heute mal etwas kürzer :3
Die ersten Funken springen schon über, who knows wo das noch hinführt heheh
Have a great day y'all♡
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