
Kapitel 37: Abwesenheit
Namjoons Sicht:
Vorsichtig lege ich den schlafenden Jeongguk auf seinem Bett ab und löse seine Arme um meinen Hals, um sie anschließend auf seinen Bauch zu legen. Mir ist kotzübel. Dieser Anblick, wie dieser Bastard halb auf ihm lag und seinen Schritt gegen ihn presste, während dieser hilflos entkommen wollte, war zu viel für meinen Magen. Diese ganzen Knutschflecke und Bisse auf seinem Körper sahen so böse aus. Ich musste ihm sein T-Shirt wieder anziehen, weil ich mir das nicht mehr anschauen konnte. Ich mag Jeongguk zwar nicht, aber der Typ ist gefühlt noch ein Kind in meinen Augen. Ein Kind mit zu vielen Problemen und das zu früh erwachsen werden musste. Wie konnte dieser Bastard überhaupt hier reinkommen? Ist das schon wieder so ein ekelhafter Plan vom Professor gewesen? Nein, sonst hätte er Jeongguk in den schwarzen Raum gesteckt. Ich setze mich zum Kleinen aufs Bett und lege meine Hand auf seine Brust, um seine flache Atmung und seinen langsamen Herzschlag zu kontrollieren. Es war so komisch, dass er meine Berührungen einfach so zu gelassen hat, ohne dass sein ganzer Körper sich versteift und er das Gesicht verzieht.
Ich seufze zum hundertsten Mal in den wenigen Minuten und spüre unter meiner Hand, wie seine Brust sich langsam hebt und senkt. Er wird ausflippen, wenn das Heroin nicht mehr wirkt. Dieser Bastard. Er wollte Jeongguk damit gefügig machen. Vielleicht sollte ich auch mal nach dem Arschloch schauen. Langsam stehe ich vom Bett auf und laufe dann zügig zurück in den Waschraum, in dem der Bastard auf dem Boden liegt. Ich nähere mich ihm und muss feststellen, dass sich eine große Blutlache um seinen Kopf gebildet hat. Habe ich ihn etwa umgebracht? Mein Herz schlägt direkt schneller und in meinen Hals bildet sich ein fetter Kloß, den ich herunterschlucke und mich auf die Knie begebe, um meine Finger an seinen Hals zu legen und seinen Puls zu checken.
Einige Sekunde verharre ich in dieser Position und starre dem Mann ins Gesicht. Seine schwarzen Haare kleben an seiner Stirn und seine Haut ist etwas blasser geworden, jedoch spüre ich einen schwachen Puls und nehme meine Hand weg. Ein Stein fällt mir vom Herzen und ich atme tief ein und aus. Mir würde es noch fehlen, dass ich irgendjemanden umbringe. Ich sollte diesen Penner dem Professor zurückbringen, bevor er wieder aufwacht und Jeongguk ein weiteres Mal bespringt.
Ich stehe auf und stelle mich vor seine Füße, um seine Knöchel zu greifen und zur Tür zum Wohnraum zu schleifen. Dabei ziehe ich eine blutige Linie hinter uns her, da sein ganzer Hinterkopf voller Blut beschmiert ist. Er hätte sich zweimal überlegen sollen, ob er Jeongguk in unserer Anwesenheit missbrauchen wollte. Wenn ich ihn nicht verprügelt hätte, hätte es einer von der anderen getan. Vielleicht nicht so brutal, aber sie hätten es getan. Als ihn durch den Türrahmen schleife, knallt die Tür gegen seinen Kopf und ich beiße mir auf die Unterlippe, weil das nicht mit Absicht war. Noch eine Wunde am Kopf schadet ihm nicht...
„Nummer 4, was schleifen Sie mit sich... WAS ZUR HÖLLE IST PASSIERT?", meldet sich der Professor plötzlich und schaltet das Licht im Wohnraum an, jedoch beginnt er zu schreien, als er die Blutlache und den bewusstlosen Typen sieht.
Ruckartig lasse ich die Knöchel von dem Kerl los und wische mir die Hände an der Hose ab, während ich doch etwas Schiss bekomme. Die anderen werden durch das Geschrei vom Professor wach und setzen sich verwirrt auf. Aber lassen ebenfalls einen schockierten Schrei los, als sie den Bewusstlosen vor meinen Füßen sehen.
„Bevor ich hier als Mörder abgestempelt werde, der Typ atmet noch zu seinem Glück! Jedenfalls habe ich ihn dabei erwischt, dass er sich an Nummer 7 vergangen und ihm Heroin gespritzt hat. Nummer 7 hat etliche Bisswunden und Knutschflecke auf seinem Oberkörper. Also Professor, erklär mir, wie dieser verfickte Wichser einfach hier reinkommen konnte. Der Kleine ist nämlich völlig neben der Spur und wird die schlimmsten Schmerzen haben, wenn er wieder Herr seiner Sinne ist", kläre ich wütend auf und zeige auf den schlafenden Jeongguk.
Taehyung fällt aus dem Bett und kniet sich neben Jeongguk auf den Boden, um sein Oberteil hochzuziehen. Keine Sekunde später würgt er und presst sich eine Hand auf den Mund, als er die Bisswunden sieht. Jimin rennt ebenfalls zu Jeongguk und schmeißt sich vor sein Bett. Er legt ihm eine Hand auf die Stirn und sagt, dass der Jüngste überhitzt sei. Jin springt sofort auf und geht ebenfalls zu ihm hin. Yoongi meidet es Jeongguk anzusehen und kämpft dagegen an, sich zu übergeben. Hoseok kommt auf mich zu uns und weitet die Augen, als er den Typen sieht.
„Das ist der Typ, der dich hier reingebracht hat. Er hat Jeongguk schon da belästigt", stellt er fest und verliert Farbe im Gesicht.
„Es tut mir leid. Aber ich kann Ihnen nicht erklären, wie er unbemerkt zu Ihnen reinkommen konnte. Ich war in der letzten halben Stunde abwesend. Jedoch darf sowas NICHT passieren. In wenigen Minuten wird jemand kommen und ihn mitnehmen. Wie haben Sie die Beiden aufgefunden, Nummer 4?", erwidert der Professor aufgebracht und fassungslos.
„Der Bastard lag halb auf ihm und hat seinen Schritt an ihm gerieben, während Nummer 7 versucht hat, wegzurutschen. Er hat dem Kleinen mehrmals ins Gesicht geschlagen, weil er weg von ihm wollte. Ich hatte keine andere Wahl, als ihn von Nummer 7 loszureißen! Wenn ich nicht rechtzeitig gekommen wäre, hätte er ihn missbraucht", erzähle ich ihm und spüre, wie die Wut wieder in mir hochkocht.
„Dieser beschissene Wichser! Ich mache ihm die Hölle heiß! Was fällt ihm ein, sich mir zu widersetzen? BRINGT IHN MIR SOFORT HIER HER, VERSTANDEN? ICH BRING IHN UM", schreit der Professor rum und hat wohl vergessen das Mikrofon auszuschalten.
Hoseok und ich tauschen Blicke aus und entfernen uns gleichzeitig von dem Bewusstlosen, um zu Jeongguk zu eilen, der tief und fest schläft. Taehyung und Jimin haben angefangen zu weinen und halten seine Hände fest. Jin kommt mit nassen Handtüchern aus dem Waschraum und legt es vorsichtig auf seine Stirn.
„Er wird so weinen, wenn er aufwacht. Wieso musste er es ausgerechnet auf ihn abgesehen haben? Der Arme erträgt allein Berührungen schon nicht und wenn er dann die ganzen Wunden und Knutschflecken auf seinem Körper sieht... Ich will mir das gar nicht vorstellen", sagt Taehyung besorgt und bringt Yoongi mit seinen Worten zum Weinen, der sich auf Taehyungs Bett gesetzt hat und sich nun eine Hand vor das Gesicht hält.
„Zum Glück war Namjoon rechtzeitig da und konnte noch schlimmeres verhindern. Du hast ihn gerettet", meint Jin und lächelt mich minimal an.
„Wir wissen, dass du ihn nicht wirklich magst. Also danke, dass du ihm trotzdem geholfen hast, obwohl ihr Beide Stress miteinander habt", sagt Jimin schniefend und streichelt über Jeongguks Handrücken.
„Ich mag ihn nicht, aber ich konnte dieses Kind nicht einfach seinem Schicksal überlassen. Er... Er sah halt so hilflos und verzweifelt aus", erwidere ich und merke, wie mir Tränen in die Augen schießen, als ich seinen Gesichtsausdruck vor mir sehe.
Ich presse die Lippen zusammen und wende mich von ihnen ab, um die Tränen wegzublinzeln, weil es mich schon trifft, wie friedlich er in meinen Arm lag und sich an mich gekuschelt hat, als wäre ich nicht der Kotzbrocken gewesen, der ihn die letzten Tage beleidigt und erniedrigt hat. Dieser Bastard hätte ihn eiskalt in diesem Zustand missbraucht und ihm noch ein Trauma verpasst. Hoseok klopft auf meine Schulter und sagt, dass ich das gut gemacht habe.
Die Luke öffnet sich hinter uns und drei Männer in Schwarz gekleidet betreten den Raum. Einer von ihnen stellt einen Eimer und einen Wischmopp an die Wand, während die anderen auf das Arschloch zu gehen und ihn an den Armen hochziehen. Missbillig starre ich sie an und hoffe, dass der Professor ihm eine gerechte Strafe gibt. Er hat sich jedenfalls richtig wütend angehört.
„Scheiß Hurensöhne", knurrt Taehyung unter Tränen.
Die zwei Kerle bringen ihren Kollegen schweigend raus, während der Dritte ihnen erst folgt, aber dann vor der Luke stehen bleibt und sich nochmal zu uns dreht. Da er eine Sonnenbrille, einen Mundschutz und eine Mütze trägt, sehen wir seinen Gesichtsausdruck nicht. Dementsprechend starren wir ihn alle feindselig an und wollen einfach nur, dass er geht. Meine Augen wandern über seinen Körper und ich merke, dass seine Hände zittern. Ich kann mir kaum vorstellen, was bei ihnen gerade abgeht. Der Professor ist bestimmt völlig am Ausrasten.
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Soll ich das nächste Kapitel auch gleich hochladen? Überraschenderweise bin ich damit fertig, muss nur drüberlesen :D
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