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18. Dünnes Eis

"Ich bewundere deine Gelassenheit wirklich."
Nathaniel hält wieder meine Hand, während wir zum Keller gehen, als wäre vorhin nichts geschehen. Mit einer hochgezogenen Augenbraue sehe ich ihn an, während er ein paar Schritte schneller geht als ich. Reagiere ich bloß außergewöhnlich oder ist meine Verständnislosigkeit nachvollziehbar?
"Lisa, beruhige dich. Es ist alles halb so wild", sagt er mit seinem stets bezaubernden Lächeln im Gesicht. Anscheinend ersteres. "Amber wird sich durch ihr Fieber an nichts erinnern können, ich bin mir da zu neunundneunzig Prozent sicher."
"Die restlichen ein Prozent lassen mich aber nicht ganz entspannen. Schließlich bist du derjenige, der dann in Schwierigkeiten gerät. Kannst du meine Sorge nachvollziehen?" Ich schürze die Lippen und runzle die Stirn ein wenig. Er hält an, lässt meine Hand aber nicht los. Stattdessen greift er auch noch nach der anderen und so stehen wir uns gegenüber. Mit eindringlichem und ernsten Blick sieht er mir direkt in die Augen. "Natürlich verstehe ich dich", antwortet er ruhig, "aber du solltest jetzt nicht anfangen dich in den Wahnsinn zu treiben, wegen einer", er hält kurz seinen rechten Zeigefinger in die Höhe, "brenzlichen Situation. Bis jetzt haben wir dieses nervige Spielchen gut gemeistert und ich bin mir sicher, dass wir es auch weiterhin werden. Es ist nicht mehr lange ... Das Ende rückt immer näher."
Langsam nicke ich. Trotzdem lässt sich der Februar ganz schön viel Zeit, wenn er mich fragt. "Okay", gebe ich kaum vernehmbar zurück. Er hingegen lächelt wieder, wie zuvor. Folglich entwirrt er seine Finger aus meinen, um anschließend seine beiden Zeigefinger an meine Mundwinkel zu legen und mithilfe dieser sie hochzuschieben, sodass meine Lippen sich verformen und ich schließlich und endlich sein Lächeln erwidere. Als er mein Gesicht nicht länger berührt muss er noch breiter strahlen. Jetzt lächle ich nämlich ohne seine Hilfe weiter.
"Und jetzt lass uns weitergehen", beschließt er und greift erneut nach meiner unverletzten Hand.

Im Keller angekommen ist die erste Frage, die mir in den Sinn kommt: Was gibt es hier denn sehenswertes, geschweige denn für Unterhaltung? Einen Moment sehe ich mich ratlos um, als wir, mittlerweile ohne Händchen zu halten, einen düsteren Gang entlang gehen. Bitte, lieber Gott, steh mir bei und halte mir jegliche Maus und Ratte fern! Mit diesen kleinen Tierchen kann ich leider gar nichts anfangen. Und sie nichts mit mir. Wir halten vor einer auf mich kugelsicher wirkenden Tür an, deren Klinke Nathaniel mit einem Ruck runterdrückt und ein lautes Quietschen ertönt, als er sie weiter aufmacht. Ich spinkse zunächst nur in den Raum und stelle fest, dass es hier stockfinster ist. "Warte", spricht die dunkle Silhouette meines Freundes aus, bis es Klick macht, ein helles Flackern entsteht und er wieder eine erkennbare Gestalt annimmt. Eine dicke Glühbirne, die in der Mitte des Raumes von der Decke hängt, füllt alles um sich herum mit strahlend hellem Licht. Jetzt, wo ich alles genauer erkennen kann, sieht es schon gar nicht mehr so schlecht aus hier. Beinahe gemütlich. Ein paar mitgenommene Sofas stehen an den Wänden, kleine Tische vor ihnen, eine Jukebox in der linken hinteren Ecke, bei der ich mich frage, ob die nur Dekoration ist oder noch funktioniert, und zu meiner Linken befindet sich eine Tischtennisplatte und zu meiner Rechten ein riesiger Billiardtisch. Ich ahne das Vorhaben meines Freundes und spüre auf einmal seinen starren Blick auf mir, als ich meine Umgebung zu Ende sowie erfolgreich gemustert habe. Langsam blicke ich zu ihm auf und warte darauf, dass er mir endlich seinen Plan verkündet. Offenbar steht mir das im Gesicht geschrieben, denn er legt schon mit einer einfachen Annahme los: "Du hast doch bestimmt schonmal Tischtennis gespielt."
Bestätigend nicke ich. "Schon ziemlich oft."
Er grinst und zeigt auf meinen Verband. "Da du ja Rechtshänderin bist wirst du die hier nicht brauchen."
"Stimmt." Nun lächle ich wieder und gehe auf die Tischplatte zu, um mich auf die Seite zu stellen, die näher an der Tür liegt. Nathaniel begibt sich auf die gegenüberliegende und greift nach den beiden Schlägern, die ihm wie auf dem Silbertablett serviert entgegen strahlen. Einen davon wirft er zu mir rüber und ich fange ihn gekonnt mit meiner rechten Hand. Stolz überkommt mich in der Schnelligkeit eines Tsunamis, da ich oft die Reflexe einer toten Katze besitze und diesen Schläger mit höherer Wahrscheinlichkeit gegen die Stirn geknallt bekommen hätte, als problemlos gefangen. Der Blondschopf scheint es mir anzumerken, denn seine Augenwinkel kräuseln sich bereits. Ihn amüsiert mein Anblick. Ich versuche auszublenden, dass ich durch diesen Gesichtsausdruck das Bedürfnis bekomme auf ihn zu zustürmen und zu küssen. Ab jetzt ist er mein Gegner. Mein Feind. Der, den ich eliminieren muss. Ich begebe mich in Stellung, indem ich die Beine ein wenig auseinander stelle und den Schläger fest umgreife. Nathaniel tut es mir gleich und zückt aus dem Nichts einen Tischtennisball hervor. Ich will gerade fragen, wo er den nun hergezaubert hat, da macht er schon den ersten Aufschlag und der kleine Ball kommt auf mich zugetitscht. Schnell reagiere ich und schlage ihn zurück. Allerdings zu fest, denn er kommt auf Nathaniels Seite nicht auf und somit erhält er seinen ersten Punkt. Enttäuscht von meiner Leistung lege ich den Kopf in den Nacken und stoße einen gewaltigen Seufzer aus. "Herrgott nochmal!"
Mein Freund lacht in sich hinein, ehe er zum nächsten Aufschlag ansetzt. Erneut schlage ich den Tischtennisball zurück zu ihm und diesmal titscht er auch einmal auf, bevor Nathaniel ihn wieder zu mir befördert. Mir fällt direkt auf, mit welch einer Leichtigkeit er das macht. Genauso wie er Snowboard fährt. Hmpf. Dem werde ich es zeigen! Ein paar Mal fliegt der Ball vom Einen zum Anderen, bis ich einen so hinterlistigen Rückschlag versuche, der mir auch tatsächlich gelingt. Ich schmettere die kleine Plastikkugel an den linken Rand seiner Seite, sodass er trotz seines langen Arms ihn nicht mehr auffangen kann. Entsetzt sieht er meinem dadurch ersten gewonnen Punkt hinterher, wie er langsam davon titscht. Seine Aufmerksamkeit richtet sich wieder auf mich und seine Augenbrauen sind so weit wie möglich hochgezogen. "Was war denn das?", fragt er schief lachend.
"Der Beginn deines Untergangs." Selbstbewusst stütze ich mich auf den rechten Arm ab und lege den Kopf schief. Unschuldig klimpere ich ihn mit meinen langen, getuschten Wimpern an. "Das vorhin war für den Überraschungseffekt nötig."
"Aber sicher", antwortet er sarkastisch und holt den Tischtennisball zurück, bevor er zu mir zurückeilt und mir den Ball zuwirft. Ich werfe ihn jedoch wieder zurück, worauf ein mehr als verwirrter Blick folgt. "Eigentlich schlägt immer der Verlierer auf, nicht wahr?" Ich grinse.
Seine Mimik ändert sich auch nach ein paar Sekunden nicht, bis er den Kopf schnell schüttelt, als würde er irgendeinen Gedanken vertreiben wollen, und gesteht: "Verzeihung, du hast Recht. Du hättest den letzten Aufschlag machen müssen. Den hier aber eigentlich auch, denn am Ende wird es so oder so darauf hinaus laufen, dass du verlierst."
Mein Herz pocht in solch einem Affentempo, dass meine Körpertemperatur ansteigt. Ich hätte nicht gedacht, dass ich diesen Ton von ihm anziehend finden würde. Gleichzeitig aber fordert er mich so stark heraus, dass die Willensstärke beginnt in mir aufzukochen. Er reißt mich aus meinen Gedanken, indem er die dritte Runde mit dem nächsten Aufschlag einleitet.
Wir liefern uns einen heftigen Kampf und irgendwann tropfen uns Schweißperlen von der Stirn. Es ist so verdammt heiß hier drin! Ich könnte mich auf der Stelle in den Schnee werfen. Keuchend senkt und erhebt sich meine Brust im schnellen Takt, doch ich weiche Nathaniels Blickkontakt um nichts in der Welt aus. Ich höre förmlich den Titelsong von einem von Papas Lieblingsfilmen im Hintergrund laufen. The Good, The Bad And The Ugly. Scharfe Westernatmosphäre macht sich hier breit. Er soll sehen, dass ich bereit für den Matchball bin. Es steht Neun zu Neun. Der nächste Punkt entscheidet über den Sieg. Ich schlage auf und zunächst täusche ich nur an, was ihn dazu bringt, dass er schnell zusammenzuckt und seinen Arm in die linke Richtung ausfährt. Gleich darauf sehe ich seinem Gesicht an, dass er sich wie ein Idiot vorkommt und ich pruste los. "Hab ich dich an der Nase herumgeführt", kichere ich. Dieser Klang hält nicht lange an, da ich diesmal wirklich aufschlage und eine todernste Miene aufsetze. Nathaniel schlägt den Ball zurück, als hätte er schon vor Jahren gewusst, wie er geflogen kommen würde, doch ich, als ebenbürtige Gegnerin, schenke ihm keinen Sieg. Wir lassen den Ball zwischen uns her fliegen. Auch wenn ich längst außer Atem bin, werde ich nur über meine Leiche weniger Ehrgeiz in dieses Spiel setzen. Ich habe mich so hineingesteigert, dass es sich anfühlt, als würde ich bei der Olympiade antreten. Nathaniels fest entschlossener Blick zeugt von der selben Haltung. Doch auf einmal schlägt er den Ball zurück und in der selben Sekunde sieht er erschrocken zur Tür. Panik ersetzt in Windeseile meinen Kampfgeist und ich schaue schnell aber verängstigt in die selbe Richtung. Zu meinem Entsetzen stelle ich fest, dass sie unverändert aussieht. Verschlossen. Da ist niemand. Und dann höre ich das verdächtige Aufprallen des Tischtennisballes. Auf meiner Seite der Platte.
Einmal.
Auf dem kalten Betonboden unter uns.
Zweimal.
Mir fällt der Schläger aus der Hand und ich verfolge gebannt den Weg, den der kleine, weiße Ball zurücklegt.
Scheiße.
NEIN!!!
"JAAA", jubelt Nathaniel aus vollem Herzen und stemmt die Fäuste in die Höhe, wobei zwischen einer noch immer sein mitgenommener Schläger steckt. "ZEHN ZU NEUN FÜR MICH!"
Mir klappt die Kinnlade runter und ich wende meinen Kopf stückweise weiter zu ihm. Da steht er vor mir und feiert sich selbst. Nicht zu fassen. Es. Ist. Einfach. Nicht. Zu. Fassen! "WIE UNFAIR WAR DAS DENN BITTE?!", brülle ich mit den Augen zur Decke ausgerichtet, als würde ich den Allmächtigen fragen, wobei ich in Wirklichkeit meinen Freund meine. Er weiß das auch, denn er lacht nur. Oh Freundchen, du befindest dich auf dünnem Eis. Seeehr dünnem Eis! Ich höre, wie er den Schläger auf der Tischtennisplatte ablegt und ein paar Schritte näher kommt. Nein! So einem fiesen Menschen will ich kein bisschen näher sein als nötig! Finster sehe ich ihn mit zusammengekniffenen Augen an und verschränke abweisend die Arme vor der Brust. Ich glaube es hackt!
"Lisa", spricht er mich, noch immer lachend, an und lässt sich durch meinen Blick nicht aufhalten. Er geht weiter auf mich zu.
"Bleib wo du bist!" Ich strecke meinen rechten Zeigefinger auf ihn aus. Meine Mutter hat mir zwar stets gepredigt, dass man mit nacktem Finger nicht auf angezogene Leute zeigt aber in dieser Fall sollte eine Ausnahme sein. Meine Intention liegt darin ihn anzuklagen. Ich beschuldige ihn hiermit des Betrugs und Verrats! Mein Verhalten lässt sich nicht nur mit seinem unfairen Mittel begründen, von dem er Nutzen gemacht hat, sondern auch von meiner Charaktereigenschaft, schlecht verlieren zu können. Welch Gift für mein bislang zufriedenes Befinden. Mittlerweile ist er vor mir zum stehen gekommen und umfasst meine Taille. Ich will gerade seine Hände wegdrücken, als er mich noch enger an sich zieht, sodass ich direkt gegen seinen Oberkörper und die damit verbundenen harten Muskeln stoße. Mein Todesblick verformt sich zu einem skeptischen. Er aber lächelt nur und sieht aus wie ein blonder Engel. "Sei nicht sauer", bittet er sanft.
"Hättest du nicht wenigstens ehrlich gewinnen können?" Ich schmolle wie ein Kleinkind aber das ist mir recht herzlich egal.
Er nickt lachend. "Natürlich aber so ging es eben schneller."
"Ich hätte nicht gedacht, dass du zu sowas in der Lage bist!"
"Nicht?" Er beugt sich leicht zu mir runter, kommt mit seinem Gesicht näher an meines, bis ich seinen Atem auf meiner Haut spüre. Ich schüttle verneinend mit dem Kopf. "Naja, zugegeben: Ich auch nicht. Aber so sehr mir das Spielen mit dir auch Spaß gemacht hat, wollte ich es zu einem Ende bringen." Ich bemerke sein erneut aufkommendes Lächeln.
"Und wieso?", frage ich, wobei sich meine strengen Gesichtszüge wieder auflockern.
"Weil ich jetzt noch ein wenig unsere Zweisamkeit genießen wollte." Er haucht seine Begründung so verführerisch, dass mein Herz wieder schneller schlägt. Noch immer sind wir beide verschwitzt und nicht ganz runtergekommen mit unserem Puls. Er macht es aber auch nicht besser, indem er meinen erneut in die Höhe treibt.
"Wie hast du dir das vorgestellt, du Schummler?", flüstere ich zurück. Verdammt, ich springe voll auf ihn an. War klar, dass ich seinem Charme erliege, sobald er ihn ausrollt. Er lässt seine Lippen über meine linke Wange streifen, ohne einen direkten Kuss drauf zu drücken, woraufhin er sie zu meinem Hals weiter hinunter gleiten lässt. Letztendlich küsst er mein Schlüsselbein und ich muss unwillkürlich lächeln. Er hebt seinen Kopf wieder an, um mir in die Augen zu sehen. Seine honiggelbe Farbe schimmert mir entgegen. Mit seinen Lippen kommt er auf meine zu, über welche ich mir noch schnell einmal mit der Zunge fahre, und als ich denke er küsst mich jeden Augenblick, hält er inne. Nur wenige Millimeter liegen zwischen meinem erwarteten Kuss von ihm. Ich schaue auf seine Lippen herab und er auf meine. Auch wenn wir uns schon unzählige Male geküsst und uns so nahe gewesen sind, fühlt es sich noch immer aufregend an. Ich spüre wie ich jede Sekunde anfangen werde zu zittern. Er macht ein Wrack aus mir und das auch noch völlig bewusst, da bin ich mir sicher. Er befeuchtet seine wohlig geformten Lippen auch noch einmal, bevor er mit warmer Stimmlage fragt: "Darf dieser unfaire Schummler seine schöne Freundin trotzdem küssen?"
Ich lasse seine Worte einen Moment sacken. Im nächsten aber halte ich eine Antwort auf seine Frage für irrelevant und überbewertet. Ich gehe direkt in die Offensive und presse meinen Mund auf seinen. Sofort darauf öffnet er diesen und lässt mich ihn leidenschaftlich küssen. Ich vergrabe meine Hände in seinen weichen blonden Haaren und er hebt mich an, um mich auf der Platte hinter uns abzusetzen. Darauf schlinge ich meine Beine um ihn, um ihn so nahe wie nur möglich bei mir zu haben. Okay, zugegeben, das ist ein totaler Widerspruch zu dem, was ich noch vor wenigen Minuten für ihn empfand und ich muss gestehen, dass ich irgendwo noch immer etwas trotzig wegen seinem unverdienten Sieg bin aber seine sowohl innigen als auch zärtlichen Küsse ernüchtern meinen Zorn und lassen mich stattdessen wieder hoch fliegen. Na gut. Vielleicht kann ich nochmal ein Auge zu drücken.

Pünktlich zum Ende der heutigen Skisession gehen wir zurück in die Lobby, um dort unsere Klasse wieder zu treffen. Als wir aber dort eintreffen ist noch niemand da.
"Das glaube ich jetzt nicht", murmle ich genervt und verdrehe die Augen.
Nathaniel streicht mir das Haar hinter mein linkes Ohr und hakt nach: "Was ist? Warum grummelst du vor dich hin?"
"Ich grummle nicht", kichere ich leicht. "Aber keiner ist da, was soll das?"
Er zuckt mit den Schultern. Natürlich habe ich auch nicht erwartet, dass er eine Antwort parat hat.
"Da hätten wir uns ruhig noch länger zurückziehen können." Ich schiebe meine Unterlippe vor. Mein Gott, heute ist meine kindische Art aber auf Hochtouren. Ich fange schon an mir selbst auf den Keks zu gehen. Umso mehr wundert es mich, dass mein Freund dem ganz gelassen gegenüber steht. Zumindest habe ich ihn noch nicht die Stirn darüber in Falten ziehen oder ähnlich abwertende Handlungen machen sehen. Ich sehe ihn an. Er tätschelt mir die Schulter und lässt seine Hand auf ihr verweilen. "Lächle, Lisa." Er macht es vor. Ich gebe mein Bestes und ziehe die Mundwinkel in die Höhe. Anerkennend nickt er. Scheinbar sieht das gar nicht so gespielt aus und je länger ich mich auf sein Gesicht konzentriere, desto ehrlicher wird es wieder. Genau wie vorhin, im Keller. Plötzlich brechen die Stimmen unserer Mitschüler auf uns ein und Nathaniel zieht langsam seine Hand zurück. Wir betrachten den Ansturm der sichtlich erschöpften Menge. Rosalia kommt seufzend auf uns zu. "Süße", regt sie meine Aufmerksamkeit auf sich, "gib mir dein geschwollenes Handgelenk! Ich will nie wieder da raus!"
"Warum nicht?", lache ich.
"Es ist so anstrengend und Mr. Faraize ist mir eindeutig zu übermotiviert."
"Dabei hast du doch keinerlei Probleme beim Fahren?", wendet Nathaniel vorsichtig ein.
"Jaja", winkt sie gelassen ab, "aber jetzt bin ich verschwitzt und kaputt. Ekelhaft!"
Ich verkneife mir ein weiteres Lachen und erkenne aus den Augenwinkeln wie Nathaniel sich an Selbem zu schaffen macht. Blöderweise kommt gleich darauf Melody ebenfalls in unsere Richtung bleibt vor meinem Freund stehen. Sie zieht sich die Handschuhe aus, während sie fragt: "Wo warst du? Auf einmal warst du weg!"
Er nickt in meine Richtung. "Bei Lisa."
Sofort frisst sie mich mit ihrem Blick auf und auch Rosalia entgeht das nicht, die mich folglich erschüttert sowie entnervt darüber anschaut. Ich rolle mit den Augen und verfestige meinen Blick auf ihr. "Ah", antwortet sie deutlich ernüchtert. "Na dann. Wollen wir dann jetzt spazieren gehen?"
"Hm. Ich bin nicht sonderlich in der Stimmung wieder raus zu gehen."
"Meine Rede", unterstützt Rosalia grinsend.
"Okay ... Was willst du dann machen?" Melody gibt sich natürlich nicht so leicht geschlagen.
"Mal sehen", antwortet er. "Ich gehe erstmal zu Armin. Bis dann." Er winkt uns allen lächelnd zu, als er seine Worte in die Tat umsetzt. Jetzt, wo er weg ist, habe ich auch nicht das Bedürfnis länger bei Melody zu stehen und entferne mich gemeinsam mit Rosalia von ihr. Hätte Melody mir vorhin nicht diesen giftigen Blick gewidmet, hätte ich es mir vielleicht nochmal überlegt. Aber auch nur vielleicht, ich will mich nicht selbst belügen.
"Uuund", fragt Rosalia neugierig wackelnd mit den Augenbrauen, "wie war es? Hattet ihr Spaß?"
"Ja." Ich grinse.
"Ihr Schlingel."
Sofort schüttle ich hastig mit dem Kopf und hebe die Hände auf Brusthöhe, als Zeichen der Verteidigung. "Nein! Nicht diese Art von Spaß, du Verrückte!"
"Ich? Verrückt?! Keine Ahnung, was du meinst!"
"Wir haben Tischtennis gespielt."
Sie bricht in Gelächter aus. "Was, ehrlich?"
"Ehrlich. Es war wirklich lustig!"
Ihr Lachen erstirbt noch lange nicht, doch es ist kein Auslachen. Es klingt viel mehr nach Freude darüber, dass es mich und Nathaniel als Duo gibt. Und das ist ein Gefühl, das mich beflügelt.

Einige Stunden später sitzen wir in einer gemütlichen Runde um das Kaminfeuer. Unter wir fallen Lysander, Castiel, Iris, Viola, Rosalia, Armin und ich. Wir unterhalten uns über Gott und die Welt und als ich sehe, wie Castiel sich erhebt, ziehe ich automatisch die Augenbrauen hoch. "Wo willst du hin?", frage ich neugierig nach.
"Eine rauchen. Willst du mitkommen?"
Ich zucke gleichgültig mit den Achseln. Ein wenig frische Luft kann nicht schaden. Somit folge ich ihm auf Schritt und Tritt, bis wir vor dem Eingang zur Herberge stehen bleiben. Ich verschränke meine Arme, um mir selbst etwas Wärme zu schenken. Der Rothaarige will sich gerade die Zigarette anzünden, fährt aber durch seinen angehefteten Blick auf mir nicht fort. Stattdessen lässt er den krebsfördernden Stümmel zwischen seinen Zähnen stecken und packt das Feuerzeug erstmal zurück in die Hosentasche, aus der er es gezogen hat, um dann seine Lederjacke auszuziehen. Mit mürrischem Gesichtsausdruck hält er sie mir hin. Ich beäuge das Kleidungsstück. "Nun nimm schon", fordert er. Ich schüttle lächelnd mit dem Kopf. "Nein, danke. Es geht schon."
"Lisa", seufzt er entrüstet meinen Namen.
"Ich meine es ernst."
"Ich auch. Jetzt nimm!"
Wieder schüttle ich mit dem Kopf und er seufzt diesmal noch lauter. "Keine Widerrede, verdammt nochmal." Er kommt näher auf mich zu und legt mir zaghaft seine Jacke um, ohne mich dabei direkt zu berühren. Als er sich wieder von mir entfernt werfe ich einen raschen Blick über meine Schultern, um sie genauer zu betrachten. Sie ist selbstverständlich viel zu groß aber mir ist gleich ein bisschen wärmer, trotz der Tatsache, dass Leder nicht sonderlich dickes Material ist. Jedoch hätte das wirklich nicht sein müssen und das versuche ich ihm mit meiner regungslosen Miene zu verstehen zu geben. Er aber ignoriert ihn gekonnt und zündet sich endlich seine Zigarette an, um mit dem Rauchen zu beginnen. Dabei senkt er den Blick auf den Schnee unter uns und bohrt ein wenig mit seiner rechten Schuhspitze drin rum. "Wie war es eigentlich mit deinem Ex?"
Ihm muss diese Frage förmlich auf der Zunge gebrannt haben, denn er schluckt unverkennbar, nachdem er die Worte losgeworden ist.
"Normal", entgegne ich nüchtern. Was auch stimmt. Es war wie immer schön.
"Dir schien das ja wirklich nichts auszumachen."
"Nein." Ich schürze die Lippen. "Ich meine, weshalb auch?"
"Er hat dir weh getan, Lisa."
Damit liegt er nicht ganz im Unrecht aber er weiß eben nicht den Hintergrund. "Manchmal muss man die Vergangenheit ruhen lassen. Genau wie du deine mit Debrah."
Als ich ihn auf seine Exfreundin anspreche sieht er mich entgeistert an. Damit betrete ich ein Feld, das von Miene übersät ist. Oder dünnem Eis. Genau wie Nathaniel vor ein paar Stunden noch, als er mich dreist ausgetrickst hat. Folglich verdreht Castiel die Augen. "Schon", sagt er und zieht einmal kräftig. "Aber was ist, wenn er sie nicht ruhen lassen kann? Dann würdest du ihm nur unnötig Hoffnungen machen."
"Höre ich da richtig? Machst du dir Sorgen um Nathaniels Gefühle?" Ich grinse dezent.
"So ein Blödsinn!", brüllt er schon fast zurück und mir vergeht mein belustigtes Gesicht. "Hör auf."
"Entschuldige", räuspere ich heraus.
"Schon gut." Jetzt klingt er nicht mehr so wutgeladen. "Beim nächsten Mal möchte ich aber deine Zeit totschlagen." Seine Mundwinkel erheben sich ein wenig.
"Ich hoffe es gibt kein nächstes Mal, Castiel. Nochmal will ich es mir nicht mit meinem Handgelenk verscherzen." Ich lache leise in mich hinein. "Nimm es mir nicht böse."
"Na schön." Er nimmt einen kräftigen Zug und stößt den Rauch anschließend wieder aus. Sein Gesicht zeugt von Nachdenklichkeit und irgendwann zieht er die Augenbrauen zusammen, als würde er sich konzentrieren. "Lisa?"
"Ja?" Ich sehe zum Himmel. Nicht mehr lange und es wird wieder dunkel. Ehe wir uns versehen ist ein weiterer Tag vorüber und der gängige Schulalltag ist uns näher auf den Fersen.
"Würdest du mal etwas mit mir unternehmen? Ich meine ... Äh, alleine? Nur wir zwei?" Mit einem Mal wirkt er unsicher und meidet jegliches Aufeinandertreffen seiner Augen mit meinen. Ich presse die Lippen zu einer schmalen Linie. "Du meinst sowas wie ein ... Date?"
Bitte nicht, bitte nicht, bitte nicht.
"Ja."
Mein Herz setzt aus. O Gott, was mache ich denn jetzt?! Ich kann unmöglich zustimmen! Während ich beginne in Ratlosigkeit und Verzweiflung zu versinken, ist das Öffnen der Türen hinter uns zu vernehmen. Ich spähe rüber und entdecke Kentin. Er lächelt mich an, doch bei Castiels Anblick verschwindet sein freundliches Erscheinen wieder. "Hey", grüßt er.
"Hallo", antworte ich möglichst gelassen. In Wirklichkeit herrscht immer noch wildes Chaos in mir. Warum kann ich nicht irgendeine paranormale Fähigkeit besitzen, die Castiels jegliche Erinnerungen innerhalb von Sekunden verschwinden lässt, wenn ich mit den Fingern schnippe.
"Du störst." Castiel redet nicht lange um den heißen Brei rum, sondern sagt mal wieder das, was er denkt. Erneut lässt er dem Qualm seiner Zigarette Einlass in seinen Rachen. Ich sehe Kentin wieder an, welcher seinen Blick nach geradeaus richtet. "Tja", antwortet er unbeeindruckt von Castiels Meinung. Er versteckt seine Hände in den vorderen Hosentaschen und blickt wieder zu uns. "Jetzt bin ich hier und ich bleibe."
"Meine Fresse ..."
Ich unterdrücke meinen Drang zu kichern. Wenn Castiel auf andere genervt reagiert, ist es irgendwie lustig. Er wirft die Zigarette zu Boden und muss sie gar nicht erst ausdrücken, da sie durch die Kälte des Schnees bereits aufhört zu glimmen. "Ich erwarte dann später eine Antwort von dir, Kleine. Ich gehe wieder rein."
"Warte! Deine Jacke", rufe ich, als er bereits die ersten Schritte gegangen ist. Langsam nehme ich sie von mir ab und reiche sie ihm.
"Behalt sie, bis du wieder rein gehst."
Ich seufze. Wie hartnäckig kann ein Mensch nur sein?! Er lässt mich nicht weiter zu Wort kommen, da er bereits zurück zu den Anderen gegangen ist. Ich schaue ihm noch eine Weile nach, bis ich allmählich Kentins Augen auf mich ausgerichtet spüre und ihm entgegen komme. Er starrt auf Castiels Lederjacke, zieht fragend die Augenbrauen hoch. Eigentlich will ich gar nicht drauf eingehen aber seiner letzten Antwort nach zu urteilen lässt er sich heute nicht leicht abwimmeln. "Er meint es gut mit mir", lache ich.
"Eindeutig. Und was hältst du davon?"
Ich neige den Kopf immer wieder nach links und rechts, als würde ich pro und contra gegeneinander abwägen. Schließlich lächle ich schief. "Es ist nett."
"Nett?"
"Nett", unterstreiche ich mit meiner Wiederholung.
Er schmunzelt. "Du kannst mir gegenüber ruhig ehrlich sein, das weißt du."
"Ja aber es ist doch wirklich nett von ihm, ich sage das nicht nur so."
Lachend schüttelt er den Kopf. Was ist so lustig? "Darf ich mitlachen?"
"Lisa, mit dieser Erinnerung an dich wollte ich nicht unbedingt auf Castiel anspielen."
"Achja?" Ich wende meine Augen von ihm ab und sehe nach vorne. Wenn ich mich nicht irre, sehe ich ein paar Schneeflocken herab rieseln. "Worauf dann?"
"Ich bitte dich. Das liegt doch auf der Hand. Ich spreche von Nathaniel oder besser gesagt von ihm und dir."

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