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17. Spannung in der Luft

Als ich den ersten Fuß nach draußen setze, erschaudere ich durch die Eiseskälte, die mir entgegen geweht wird. Heute Morgen war es schon kalt, aber jetzt? Es würde mich nicht sonderlich wundern, wenn gleich ein Mammut an mir vorbei stampfen und das den Neubeginn einer Eiszeit verkünden würde. Vielleicht hätte ich doch besser noch eine Mütze angezogen, statt nur meinen Schal und die dicke Jacke. Was für eine leichtsinnige Entscheidung ich da mal wieder getroffen habe. Trotz allem genieße ich den Klang des knackenden Schnees unter meinen Füßen. Ich verschränke die Arme vor meiner Brust, in der Hoffnung, dass mir dadurch ein klein wenig wärmer wird. Plötzlich entdecke ich aus der Dunkelheit jemanden auf mich zukommen und im nächsten Moment schließt sich die Tür hinter mir. Da ist er! "Nath", spreche ich glücklich aus und strahle ihn bis über beide Ohren an. Er gibt mir den selben Gesichtsausdruck zurück, greift nach meinem Gesicht und zieht es näher an seines, um mir letztendlich einen wärmenden Kuss auf meine Lippen zu drücken. Ach, wer braucht schon Mützen? Seine Hände tun es auch! Wir lösen uns wieder und er schlingt seine Arme um mich, die in seiner Skijacke gut verpackt sind. Ich seufze erleichtert auf: "Endlich sind wir wieder alleine."
"Aber nicht nur heute", schmunzelt er, "morgen Nachmittag auch!"
"Ja!" Ich stimme heiter in sein Lachen mit ein. Er lässt den Griff um mir wieder locker, bis er seine Arme wieder an seinen Körper legt. "Und, wohin geht's, Reiseführer?"
"Du magst es mir diverse Titel zu geben, hm?", fragt er mit einem Grinsen, ohne tatsächlich eine Antwort darauf abzuwarten. "Komm!" Er greift nach meiner rechten Hand und schreitet so mit mir weiter fort. "Ich bin extra früher hierher gekommen, um noch einmal den Ort abzuchecken. Nicht, dass ich dich völlig umsonst dahin schleppe."
"Das ist wirklich lieb von dir aber ich denke nicht, dass du mich mit dieser Entführung enttäuschen wirst."
"Ich hoffe es auf jeden Fall!"
Wir gehen schnurstracks auf den Wald zu, der durch die Dunkelheit mehr als einen beängstigenden Eindruck auf mich macht. Ich sehe den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr, wobei ich die Strukturen der Bäume nichtmal deutlich erkennen kann. Unwillkürlich drücke ich Nathaniels Hand ein wenig. Er blickt zu mir und seine honiggelben Augen haben keine Chance mehr ihr Strahlen zu entfachen. Sie sehen jetzt eher braun bis dunkelbraun aus. Meine müssen dann schwarz sein und gruselig wirken. "Keine Sorge, ich kenne den Weg", versucht er mich zu beruhigen, doch dann habe ich keine Zweifel. Ich schüttle hastig mit dem Kopf. "Das glaube ich dir aber ich sehe kaum noch, wo ich hintrete."
"Hm, stimmt. Ich habe eine Idee."
"Welche?"
Meine Frage lässt er offen im Raum ... äh, Wald stehen. Er gibt meine Hand wieder frei, was mir überhaupt nicht passt, und ich will gerade anfangen zu protestieren, als er sich vor mich hinkniet. Nicht mit dem Gesicht zu mir, wie als würde er mir einen Heiratsantrag machen wollen, sondern mit dem Rücken. Seinem wohlgeformten Rücken. "Steig auf!"
Ich gebe seiner Forderung nach und klammere mich mit den Armen um seinen Hals fest, während sich meine Beine um seine Taille schwingen. Langsam richtet er sich auf, hüpft einmal leicht, um mich in die richtige Position zu bringen und dann marschiert er weiter. Er unterstützt den Halt meiner Beine, wofür ich ihm dankbar bin. Durch die Verletzung meines linken Handgelenks könnte ich mich im Fall, dass ich ins Rutschen gerate, nur schwer wieder raufziehen. Ich drücke meinem Liebsten einen warmen Kuss in den Nacken und er lacht leise in sich hinein. "Dass ich da nicht gleich drauf gekommen bin", sagt er mit schüttelndem Kopf. "Geht es, mit deiner Hand?"
"Ja, es ist alles bestens." Ein Kuss auf seine Wange folgt auf meine Antwort. "Ich hätte nichts dagegen mich jeden Abend von dir Huckepack tragen zu lassen", kichere ich.
Er lacht: "Ich würde aber meine Abende mit dir lieber anders gestalten."
Auch wenn er nichts explizites genannt hat, kann ich nicht aufhalten, dass mir das Blut in die Wangen schießt und ich ein klein wenig Lächeln muss. Ich schmiege meinen Kopf zwischen seine Schulterblätter. "Manchmal wünschte ich", beginnt er langsam seinen Satz, "wir wären bereits zwanzig Jahre alt. Oder älter."
"Wieso?" Verwundert ziehe ich meinen Kopf wieder zurück.
"Dann wäre uns vieles erspart geblieben. Nicht nur die Heimlichtuerei, die wir jetzt durchleben, sondern zum Beispiel auch der eine Abend bei meinen Eltern zuhause ..." Eine schreckliche Gänsehaut überzieht meinen Körper. Ich habe das Abendessen bei seinen Eltern selbstverständlich nicht vergessen - ich werde es nie vergessen können - aber ich habe es in eine Schublade meines Gedächtnisses gesteckt, die ich selten bis gar nicht öffne. "Verstehst du, was ich meine?"
"Natürlich ..."
"Naja", lacht er nun. "Andererseits wäre ich dir am liebsten schon zu Kindertagen über den Weg gelaufen. Jemanden wie dich kann man nicht früh genug in seinem Leben haben." Er greift nach meiner rechten Hand und drückt einen zaghaften Kuss auf ihren Rücken. Ich lächle und die Gänsehaut verschwindet wieder. "Aber vielleicht hätten wir uns als Kinder ja gar nicht verstanden?", wende ich ein.
"Warum? Weil ich so ein wilder Bub' war?" Er lacht. Wahrscheinlich findet er seine Wortwahl selbst lustig.
"Ja. Ich war ein ruhiges und braves Mädchen."
"Das bist du immer noch", antwortet er mit einem Lächeln und sieht über seine Schulter zu mir.
"Aber nicht mehr so sehr wie heute! Ich stecke nicht mehr nur ein. Ab und zu kann ich auch aus der Haut fahren!"
"Daran ist auch nichts verkehrt", bestätigt er nickend. "Wobei ich eher sagen würde, dass du auch mal sauer werden kannst. Aus der Haut fahren klingt so ... böse." Er prustet los. "Vielleicht hätte ich aber meine wilde Seite bei dir nicht raushängen lassen? Wirklich gemein war ich ja eigentlich immer nur zu Amber. Einfach aus Prinzip, schätze ich."
"Also wärst du zu mir gegenüber genauso entzückend gewesen, wie du es heute bist?"
"Entzückend also ...", wiederholt er und ich kann mir vorstellen, dass er gerade errötet. Er schweigt für einige Sekunden, ehe er vorfährt: "I-Ich würde mich anders beschreiben aber ja ... Genau davon gehe ich aus."
Ich nicke, obwohl er es nicht sehen kann. "Eigentlich gefällt mir der Gedanke, dich als Sandkastenfreund zu haben."
Er zuckt mit den Schultern. "Aber leider ist es dafür schon zu spät."
"Ja", seufze ich theatralisch. Allerdings wären Nathaniel und Kentin sicher damals schon nicht gut miteinander ausgekommen, wodurch das Entstehen eines Trios nahezu unmöglich gewesen wäre. Kentin ist und bleibt eben mein einziger Freund, den ich seit meiner Kindheit habe.
"Aber weißt du, wofür es noch nicht zu spät ist?"
Plötzlich steuern wir auf eine Lichtung zu und ich glaube ich erkenne einen kleinen See. Zumindest funkelt und strahlt mir etwas entgegen. Es muss ein See sein!
"Nein, wofür?", frage ich neugierig.
Er setzt seinen Gang fort, antwortet aber nicht. Das, was mir wie ein See erscheint, kommt immer näher und bei jedem weiteren von Nathaniels Schritten bestätigt sich meine Vermutung, bis ich handfeste Beweise vor Augen habe. Er bleibt stehen. Ein paar Meter vor diesem Gewässer, in dem sich der Mond strahlend schön spiegelt und nicht nur er, sondern auch seine kleinen Gefährten, die Sterne. "Wow", kommt es automatisch aus mir hervor und der Blondschopf geht leicht in die Hocke, um mich abzusetzen. Ich springe runter, auf den sicheren Boden, und versinke auf der Stelle ein paar Zentimeter im Schnee. Dass meine Schuhe nicht sonderlich wasserfest sind interessiert mich wenig. Ich bin zu geblendet von der Schönheit, die sich vor meinen Augen abspielt. Da können selbst ein paar nasse Zehen nichts gegen anrichten. Meine Kinnlade klappt wie von Zauberhand runter und ich gehe noch näher auf den See zu. Er schlägt leichte, sanfte Wellen. Als ich von ihm aufsehe, erkenne ich, wie sich die in Schnee eingedeckten Tannenspitzen im selben Rhythmus bewegen. Dieser Ort ist so idyllisch, dass ich alles weitere ausblende. Zum Glück vergesse ich nicht zu atmen, sonst wäre das hier das Letzte, was ich in meinem jungen Leben zu sehen bekomme. Dabei ist, wenn ich genauer darüber nachdenke, diese Vorstellung gar nicht mal so furchteinflößend. Auf einmal spüre ich zwei Hände auf meinen Schultern, deren Daumen in kreisenden Bewegungen drüber streichen. "Mich als deinen letzten Freund zu haben", flüstert Nathaniel mir in mein rechtes Ohr. Anschließend spüre ich seinen warmen Atem auf meiner Haut, die langsam meinen Hals hinunter gleitet.
"Was?", gebe ich in gleicher Stimmlage zurück. Ich weiß nicht mehr, wo mir der Kopf steht.
"Dafür ist es noch nicht zu spät."
Es klingelt in mir. Ich war so überwältigt von diesem Augenschmaus vor mir, dass ich ganz vergessen habe, wie Nathaniel mir meine letzte Frage nicht beantwortet hat. Ich wende mich ihm zu. Beim Anblick seiner schönen Augen fällt mir sofort auf, dass sie nun wieder in ihrer vollsten Pracht strahlen können. Ich lege meine rechte Hand in seinen Nacken und lächle ihn zaghaft an. "Stimmt", gebe ich ihm recht. "Dafür ist es noch nicht zu spät." Mein letztes Wort hauche ich nur noch raus, bevor ich meine Lippen auf seine treffen lasse. Er öffnet seinen Mund, um den Kuss inniger werden zu lassen und ich komme ihm entgegen. Vielleicht gibt es wirklich so etwas wie Schicksal. Wer weiß das schon? Jedoch hoffe ich inständig, dass die Worte meines Liebsten in Erfüllung gehen. Selbst die Tatsache, dass er sie ausgesprochen hat und ernst meint, lässt mich innerlich Freudensprünge machen und bestätigt seine Bekundnisse, dass er mit mir zusammen sein möchte. Um jeden Preis.

Wir haben uns auf einem dicken Baumstamm niedergelassen, nachdem Nathaniel den Schnee darauf beseitigt hat und seinen Schal ausgebreitet, damit wir keine nassen Hintern bekommen. Vernünftig, wie er eben ist. "Wie hast du diesen schönen Ort überhaupt gefunden?", hake ich nach. Sein Arm liegt um mir und ich schmiege meinen Kopf an seine Brust, während meine rechte Hand auf seinem linken Oberschenkel verweilt.
"Naja, wenn ich meine bisherige Freizeit nicht gerade mit Melody verbringen wollte, bin ich eben spazieren gegangen und bin dabei auf diesen See gestoßen."
"Mhm", gebe ich nickend zurück. Melody. Ugh. "Sie würde am liebsten den ganzen Tag mit dir verbringen, hab ich recht?" Meine Stimme ist gedämpft.
"Ich weiß nicht so recht." Er dreht seinen Kopf zu mir, doch ich blicke nicht zu ihm auf. "Wäre aber gut möglich."
"Mhm."
"Du brauchst aber nicht eifersüchtig zu sein, das weißt du, oder?"
"Ja", gebe ich sicher zurück. "Aber du weißt das auch, was Castiel angeht, und trotzdem passiert es einfach ..."
"Das stimmt." Er gibt mir einen Kuss auf den Haaransatz. "Ich unterstützte derartige Gefühle überhaupt nicht aber ich weiß eben selbst, dass sie hin und wieder unaufhaltsam in einem aufkochen."
Ich seufze leicht. "Naja. Lass uns über was schöneres reden. Etwas, das diesem Anblick würdig ist." Ich schwenke meine demulierte Hand von rechts nach links, um den See und seinen Glanz noch einmal zu präsentieren. Nathaniel schmunzelt, ehe er einwilligt. "Zum Beispiel, dass wir morgen wieder Zeit miteinander verbringen? Sogar dazu aufgefordert wurden?"
Ich nicke und mir entwischt ein Kichern. Ich richte meine Augen auf seine aus. "Ja! Dein neuester Auftrag."
"Dabei weiß ich noch gar nicht so recht, was ich mit dir anstellen soll."
Vielsagend wackle ich mit den Augenbrauen. "Anstellen?", wiederhole ich gedehnt. Nathaniels Wangen erröten sich und er sieht verlegen zur Seite. Ich verfalle wieder in schallendes Gelächter. "Ich nehme dich nur auf den Arm!"
"Daran werde ich mich wohl nie gewöhnen." Er schaut mich wieder an und seine Lippen formen sich zu einem breiten Lächeln.
"Ich hoffe wir müssen nicht in der Nähe unserer Klasse bleiben, sondern dürfen uns frei bewegen."
"Das wäre perfekt! Für den Fall der Fälle überlege ich mir eine Beschäftigung für uns Zwei. Ob wir nun unter der Aufsicht unserer Lehrer bleiben müssen oder nicht. Was hältst du davon?"
"Klingt wie Musik in meinen Ohren!"
Er streicht mir übers Haar, wobei er den Blickkontakt aufrecht erhält. "Wie kommst du eigentlich mit meiner Schwester zurecht?"
Oh, ein Themawechsel! Rein intuitiv zucke ich mit den Schultern. Gute Frage, Nathaniel. Nächste Frage! "Ich will nichts falsches sagen", offenbare ich.
"Du kannst nichts falsches sagen." Er lässt seine Fingerspitzen weiterhin durch mein dunkelbraunes Haar gleiten. Womöglich ist das gar nicht seine Beabsichtigung aber es beruhigt mich.
"Wir haben uns noch nicht die Augen ausgekratzt und uns sogar menschlich unterhalten können. Ich schätze wir kommen nicht schlecht miteinander aus."
"Das freut mich zu hören", haucht er. "Ich würde selbstverständlich niemals von dir verlangen meine Schwester zu mögen. Aufgrund dessen ist es erleichternd zu wissen, dass ihr euch auf natürliche Art und Weise versteht."
"Aber", betone ich, "wir wollen den Morgen nicht vor dem Abend loben! Es kann schließlich sein, dass das in der Schule schon wieder ganz anders aussieht."
Er nickt wissend. "Amber ist unberechenbar."
Wir sitzen noch eine Weile da, bis die Temperaturen so stark runterfahren, dass es nicht mehr möglich ist, länger draußen zu sein.

Der Morgen des vierten Tages beginnt mit einem ordentlichen Strecken. Mit den Beinen und Armen bis zum Ultimatum ausgedehnt, gähne ich laut. Dabei höre ich Ambers leises Seufzen. Ich lockere mich wieder auf und drehe meinen Kopf in ihre Richtung. Sie öffnet langsam die Augen und ihre mir sonst so oft giftgrün erscheinenden Augen blinzeln mich unschuldig an. Ihre Nase kräuselt sich und sie reibt sich ihr rechtes Auge. "Guten Morgen", begrüße ich sie vorsichtig. Sie reibt sich noch das andere Auge, bevor sie sich in die Sitzposition aufrichtet und stur geradeaus schaut. Sie streift sich mit beiden Händen durch ihre wilde blonde Mähne. Seltsamerweise wirkt sie elegant dabei und nicht wie ich, wenn ich das mache. Ich schaue dabei eher aus wie ein Bauerntrampel, im Gegensatz zu ihr. Als ich gerade beginne mich ignoriert zu fühlen, wendet sie sich halb zu mir. Ihre Wimpern klimpern über ihre Schulter zu mir rüber. "Morgen." Ich versuche hart dagegen anzukämpfen, doch es klappt nicht. Ich muss lächeln. Verflucht noch einst!
Nachdem ich geduscht und mich angezogen habe, gehe ich mit noch leicht nassen Haaren in Richtung Frühstück. Dabei schalte ich mein Handy ein und kehre in Gedanken zurück zum gestrigen Abend. Nathaniel hat mir mal wieder das Gefühl gegeben, jemand ganz besonderes zu sein und dass er aus tiefstem Herzen Gefühle für mich hegt. Am liebsten hätte ich ein Zelt aufgeschlagen und wäre mit ihm zu den leisen Klängen des Sees eingeschlafen. Mein Handy vibriert und ich werde aufgefordert meinen Pin einzugeben. Ich folge dem Befehl und erhalte kurz darauf eine Nachricht.
Nathaniel 💘: Ich hoffe der gestrige Abend hat dir genauso gut gefallen, wie mir. Lass dir das Frühstück schmecken! Bis später. ❤️
Wieder muss ich breit lächeln. Verdammt! Was richten diese Zwillinge nur heute Morgen mit mir an?!
Ich: Er war einfach wunderschön! Du dir auch. ❤️
Ich versetze mein Handy in den Sperrbildschirm und verstaue es in einer meiner Hosentaschen. Sorgenfrei schlendere ich weiter. Bis ich plötzlich angehalten werde. Von niemand anderes als Alexy. Meinem besten Freund. "Himmel! Lisa!", schreit er mich nahezu an. Ich verziehe das Gesicht und drücke ihn ein wenig weg. "Geht es noch lauter? Hilfe ..."
"Weißt du mit wem ich gestern Abend Zeit verbracht habe? Nein, weißt du natürlich nicht! Deswegen werde ich es dir hier und jetzt verraten! K-E-N-T-I-N! KENTIN!"
"Der Name sagt mir was", gebe ich sarkastisch zurück, ehe ich anfange zu grinsen. "Ich will die Details hören, nun rede schon weiter!"
Der Weg zum Frühstück gerät zum Glück nicht in Vergessenheit, obwohl wir immer wieder anhalten müssen, weil ich kurz davor bin auszuflippen. Alexys Schilderung von meinem Kindheitsfreund, der mittlerweile so an Reife gewonnen hat, dass er sich wie ein richtiger Mann aufrichtig und reuevoll bei meinem besten Freund für sein ignorantes und dämliches Verhalten entschuldigt hat, ist vermutlich das Befriedigendste, was er mir erzählen kann. "Einen Moment lang sah es sogar so aus, als würde er überlegen mich zu küssen!" Seine Augen glänzen, strahlen und platzen beinahe vor Freude. Ich glaube ich habe ihn noch nie so glücklich erlebt. "Klar, ich war enttäuscht, dass er es nicht getan hat aber freue mich jetzt umso mehr auf den Augenblick, in dem er es wirklich tut! Gott, Lisa, ich kann ohne seine Küsse nicht leben!"
"Und du nennst mich eine Dramaqueen", kichere ich.
Er reagiert mit einer dicken Umarmung, völlig aus dem nichts und überrumpelt mich komplett damit. "A-Ahhh!"
"Ich hab dich so lieb, meine Kleine! Danke! Ich habe zwar keine Ahnung was du gemacht hast und wie du es angestellt hast aber du hast dazu beigetragen, dass das mit Kentin und mir gestern stattgefunden hat und das ist das Einzige was zählt!"
"Herrje, wie soll ich mit so viel Liebe nur zurecht kommen?!"
"Gott segne und beschütze dich, du Engel!"
"Alexy", lache ich lauthals und wir betreten den Speiseraum.
Am Tisch, mit Essen vor der Nase oder im Mund, finden die Unterhaltungen wieder auf regulärer Ebene statt. Diesmal sitzen Nathaniel und Melody auch nicht an einem separaten Tisch, sondern am selben wie Rosalia, Alexy, Kentin, Armin, Iris und ich. Nathaniel und ich sitzen uns genau gegenüber. Verstohlen blicke ich immer wieder zu ihm und ich könnte schwören, dass er genau das Selbe macht.
"Und dann kam diese riesige Zombiearmee auf mich zu und ich musste schnell weg, als es plötzlich anfing Frösche zu regnen und Leute - Zombies lieben Froschfleisch!", erzählt Armin so schnell, dass ich Sorgen bekomme, ob er noch daran denkt Luft zu holen.
Rosalia sieht angewidert aus und fragt: "Was für einen verrückten Mist träumst du?!"
"Sein Gehirn ist abartig, oder?" Alexy streckt die Zunge raus und Kentin lacht in sich hinein.
"Es war so abgedreht, ihr hättet dabei sein müssen", jubelt Armin mit vollem Mund.
"Nein, danke", antworten Nathaniel und ich.
Gleichzeitig.
Wir ziehen damit die Blicke der anderen Beteiligten auf uns, bis wir uns gegenseitig anschauen und anfangen müssen zu lachen. Völlig außen vor, was die anderen gerade denken mögen. Es ist ein herzhaftes Lachen, das unseren Kehlen entweicht.
"Nathaniel, wollen wir aufstehen?", unterbricht Melody diesen schönen Augenblick.
Alles klar. Jetzt spreche ich! "Er ist doch noch gar nicht fertig." Meine Aussage unterstützend zeige ich direkt auf die Reste von seinem Käsebrötchen, das mit einer zur Hälfte weggegessenen Gurke verziert ist. Der Junge weiß was gut ist.
"Aber gleich."
"Hast du es eilig?"
"Nein. Aber selbst wenn, würde es dich stören?"
Okay. Ruhig bleiben. Diese Frage war mit solch einem provokanten Unterton gestellt ... Gleichmäßig weiter Ein- und Ausatmen, Lisa. Jetzt nur nicht schnippisch werden! Sie zieht ihre Augenbrauen leicht zusammen. Um uns herum ist es still am Tisch.
"Ich wollte damit nur sagen, dass du nicht hetzen brauchst", erwidere ich gelassen.
"Nathaniel kann für sich selbst sprechen. Er braucht dich nicht dafür."
"Das weiß ich selber."
Nathaniel räuspert sich und schluckt sein Essen, auf dem er bislang rumgekaut hat, runter. "Ich möchte noch eine Weile sitzen bleiben, nachdem ich aufgegessen habe", äußert er schließlich. Ich neige den Kopf schief in die Seite und sehe in Melodys blaue Augen. Pech, soll mein schokoladenbraunes Paar vermitteln. Sie legt die Stirn in Falten. "Okay", antwortet sie unter zusammengebissenen Zähnen. Das scheint ihr ja gar nicht zu passen. Ich möchte mich nicht als Heilige darstellen aber dieses Mädchen sollte einen Gang zurückschalten. Am besten aber wären zwei.

Kim stellt sich auf ihr Snowboard und fährt los. Bewundernd sehe ich ihr dabei zu, wie sie im Slalom die Piste hinunter fährt. Man, sie hat es wirklich drauf. Eine richtige Powerfrau!
"Wie geht es deinem Handgelenk, Lisa?"
Ich sehe Mr. Faraize an, der mich freundlich anlächelt. Ich zeige ihm das besagte Körperteil. "Es ist noch dran."
"Sind deine Schmerzen besser geworden?"
"Ja. Zwar konnte ich diese Nacht nicht auf der linken Seite schlafen aber es tut nicht mehr konstant weh."
"Sehr schön. Freut mich zu hören!" Er setzt einen zufriedenen Gesichtsausdruck auf. "Als nächstes fährt Nathaniel, danach wird er sich um dich kümmern."
"Kümmern muss er sich nicht unbedingt um mich, er soll mich bloß ein wenig unterhalten", schmunzle ich, ehe ich Armin als Nächstes auf seinen Skiern die Piste runterbrettern sehe. Er hat ein ordentliches Tempo drauf. Irgendwie passen Sport und Armin für mich noch immer nicht in den selben Topf aber er ist wirklich gut! Als hätte sich das jahrelange üben auf dem Wii-Balanceboard ausgezahlt.
"Genau", stimmt mein Lehrer mir zu.
Jetzt ist Nathaniel endlich an der Reihe. Er setzt seine Brille auf, festigt seinen Stand auf dem Snowboard und fährt los. Er fährt mit solch eine Leichtigkeit, dass Snowboarden gar nicht mehr so schwierig aussieht, wie es eigentlich ist. Sein blondes Haar, das aus seiner Mütze hervorschaut, weht im Fahrtwind und er wirbelt einiges an Schnee auf, als er einen scharfen Slalom fährt. Irgendwann hält er an und klemmt sich das Snowboard unter den rechten Arm. Ich schaue ihm gebannt zu, bis mir auf den Rücken geklopft wird und ich Castiels Gesicht vor Augen habe. "Hey, Krüppel", lacht er.
"Hallo. Vollidiot." Er zieht mir die Mütze über die Augen, sodass ich einen Moment nichts sehen kann. Schnell schiebe ich sie wieder nach oben und sehe ihn finster an. "Was soll das?!"
"Ich habe dich heute noch gar nicht gesehen, also auch noch nicht auf dir rumgehackt."
"Sehr schmeichelhaft. Wo warst du beim Frühstück?"
"Hab verschlafen, also musste ein Snickers ausreichen." Er zuckt mit den Schultern.
Ich kichere. "Ein Snickers?"
"Ja. Mehr war eben nicht drin", sagt er grinsend. "Und was machst du hier? Dumm rumstehen?"
Scheinbar ist es ihm egal, dass Mr. Faraize keine fünf Meter von uns entfernt steht. "Momentan ja aber gleich nicht mehr."
Castiel sieht mich fragend an. "Achso, was denn stattdessen?"
"Freizeit haben."
Mit Betonung auf frei, denn Mr. Faraize und Mrs. Delaney haben mir erlaubt, mich mit Nathaniel frei zu bewegen. Sie halten ihn für zuverlässig genug, dass dabei nichts passieren wird und sie den Rest der Klasse bedenkenlos weiter beaufsichtigen können.
"Alleine?", fragt der Rotschopf nun skeptisch.
Ich schüttle mit dem Kopf.
"Mit wem dann?"
"Mit mir", antwortet Nathaniel, der plötzlich neben ihm auftaucht.
"Echt jetzt?!" Es wirkt als wäre Castiel das nur rausgerutscht. Er sieht den Jungen neben sich geradezu verachtend an.
"Echt jetzt", unterstreicht dieser.
Castiel verschränkt die Arme vor der Brust und richtet seinen Blick auf mich. "Hast du dir das ausgesucht?"
"Nein", sage ich ehrlich. "Unsere Lehrer haben das entschieden."
"Und wieso der?" Missbildung macht sich in seiner Stimmlage breit.
"Weil ich der Zuverlässigere von uns beiden bin", spricht Nathaniel und lächelt ihn herausfordernd an.
"Was willst du damit sagen?!" Und Castiel springt drauf an.
"Nur das offensichtliche."
"Gibt es hier ein Problem?" Mr. Faraize mischt sich nun doch noch ein. Er sieht zwischen den beiden Streithähnen hin und her, ehe er mich ansieht. "Jetzt wo Nathaniel hier ist, könnt ihr beiden gehen."
Ich nicke dankend. "Das machen wir!"
Nathaniel tritt auf mich zu und legt seine Hand auf meinem unteren Rücken ab. "Bis später", verabschiedet er sich und drückt mich leicht in Richtung Eingangstür, zur Lobby. Ich sehe halb zurück und erkenne dabei Castiels fiese Mimik. Anschließend hebe ich das Kinn an, um Nathaniel ins Gesicht schauen zu können. "Die Luft war gerade ganz schön geladen", kommentiere ich.
Er lächelt mich unschuldig an. "Beim Frühstückstisch auch."
Wie als Startsignal aufgefasst fangen wir beide an zu lachen.

Wir sind auf unsere Zimmer gegangen, um uns aus den dicken Winterklamotten zu befreien. Als ich die Tür hinter mir zu ziehe, sehe ich Nathaniel bereits auf mich warten. Ich schließe ab, verstaue den Schlüssel und gehe auf ihn zu, um mich folglich auf Zehenspitzen zu stellen, meine Arme um seinen Hals zu schlingen und ihn ein bisschen zu mir runterzuziehen, damit ich ihn endlich wieder küssen kann. Er beginnt unter dem Kuss zu lächeln und als wir uns wieder voneinander lösen, ist das Lächeln immer noch da. "Tut mir übrigens leid, dass du wegen mir nicht weiter Snowboard fahren kannst", sage ich nicht ganz so entschuldigend.
"Mach mir nichts vor", lacht er. "Außerdem war das ja nicht das letzte Mal, dass ich das machen kann."
Ich grinse ihn an. Er greift nach meiner Hand und verschränkt seine Finger mit meinen. "Ich habe im Keller eine gute Beschäftigung für uns Zwei gefunden", verkündet er stolz und geht mit mir los. "Mal sehen, ob du das kannst."
"Du liebst es in Rätseln zu sprechen, oder?"
Er lacht gerade, als unerwartet seine Zwillingsschwester um die Ecke biegt. Zielsicher in Richtung meines und ihres Zimmers. Ich erstarre und spüre nur noch wie Nathaniel schnell seine Hand aus meiner zieht. Amber sieht und völlig irritiert an, als hätte sie uns beide noch nie gesehen. "Was macht ihr denn hier? Alleine?!" Ich kann ihr Befinden aus ihrer Stimme nicht eindeutig heraushören aber es klingt nicht sonderlich begeistert.
"Ich soll Lisa Gesellschaft leisten", erklärt ihr Bruder.
"Und wieso?! Wer sagt das überhaupt?"
"Unsere Lehrer", antworte nun ich. "Ich bin doch gestern gestürzt und darf heute nicht mitfahren."
Sie sieht mich an, als sei ich nicht mehr ganz dicht. "Ernsthaft, ausgerechnet du und mein Bruder?!"
"Wo liegt das Problem, Amber?" Nathaniel schürzt die Lippen.
"I-Ich ... Ich verstehe einfach nicht. Und warum hast du dann ihre Hand gehalten?"
"Wovon redest du?"
Während Nathaniel die Ruhe bewahrt bin ich kurz davor meine zu verlieren. Gott, sie hat es noch gesehen!
"Ich bin nicht blind, verdammt nochmal. Du hast sie weggezogen als hinge dein Leben davon ab!"
"Warum bist du überhaupt hier?"
"Wechsel nicht das Thema!"
"Beantworte besser meine Frage, sonst melde ich Mrs. Delaney, dass du dich vor den Fahrten drückst."
Ich befinde mich mitten auf dem Schlachtfeld von Bruder und Schwester. Viel unangenehmer geht es nicht mehr.
"Mir geht es nicht gut! Da hast du deine Antwort!"
"Was hast du denn?"
"Hoar, nervst du mich jetzt auch noch weiter mit deinen Fragen, um meinen auszuweichen?"
Da tritt er auf seine wenige Minuten jüngere Schwester zu und hält seine Hand an ihre Stirn. "Du hast Fieber", stellt er fest. "Du glühst förmlich. Geh auf den Zimmer und leg dich hin."
"Genau das hätte ich doch auch vor! Aber erst erklärst du mir, was da zwischen euch läuft!"
"Ich weiß immer noch nicht wovon du sprichst. Offenbar leidest du mal wieder unter deinen Halluzinationen. Das hattest du doch auch schon als Kind."
"Pah!" Sie dreht sich angesäuert weg. "Ach, das wird mir hier wirklich zu blöd jetzt! Mein Schädel platzt jeden Moment, wenn ich mich weiter mit dir unterhalte. Tschüss." Sie geht davon. Langsam und geschwächt, durch ihre physische Lage. Nachdem ich ihre Schritte nicht mehr höre, sondern nur noch die Tür ins Schloss fallen, wage ich es wieder Nathaniel anzuschauen. Er lächelt mich besänftigend an. Ich schaue blöd aus der Wäsche. "Bist du denn gar nicht so aufgewirbelt, wie ich?", frage ich verwirrt.
"Nein", antwortet er kopfschüttelnd. "Es ist alles gut, vertrau mir."
"Kauft sie dir wirklich ab, dass sie sich das nur eingebildet hat, wie du meine Hand gehalten hast?"
Er zuckt mit den Schultern. "Das werden wir morgen sehen aber normalerweise erinnert sie sich oft nicht an das, was während ihres Fiebers passiert ist, also mach dir keinen Kopf."
Na hoffentlich behält er recht.

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