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16. Entschärfung

Ich glaube so schnell habe ich mich noch nie von einem Menschen entfernt, wie in diesem Augenblick.
Nathaniel schreckt deutlich auf, indem er von der Hockposition in eine aufrechte Körperhaltung wechselt. Nur knapp fällt er nicht hin, durch diese ruckartige Bewegung. Ein Schatten erscheint über mir und ich blicke direkt in ... Nein. Das glaube ich jetzt nicht! Fassungslos und mit offen stehender Luke starre ich in Alexys lilafarbenes Augenpaar, in dem sich das Feuer des Kamins wild widerspiegelt. Mein Mund beginnt sich in seiner O-Form zu verkrampfen, während der Blauhaarige anfängt sich kringelig zu lachen. Ich glaube mein Schwein pfeift! "SPINNST DU?!", platzt es plötzlich aus mir hervor und ich lege mich auf den Bauch, um nicht länger den Kopf in den Nacken zu legen. Gleichzeitig vernehme ich das erleichterte Aufatmen von Nathaniel. "Tut mir leid", schmunzelt Alexy weiter und wischt sich eine aufkommende Träne aus seinem rechten Auge, "ich musste das machen!"
"Ich könnte dich gerade wirklich umbringen dafür", knurre ich. "Ich stand kurz davor an einem Herzstillstand zu sterben!"
"Dramaqueen! Dir geht's ja offenbar wieder gut! Schicker Verband." Er sieht zu Nathaniel und schwingt lobend einen Daumen in die Höhe, wie ich es normalerweise nur von Kentin kenne. "Gut gemacht!"
Ich drehe meinen Kopf zu Nathaniel. Dieser grinst ein wenig schief. Offenbar hat er sich auch noch nicht von dem Schock erholt. Erneut richte ich meinen Blick auf meinen verfluchten besten Freund aus. "Ich bezweifle außerdem, dass es dir leid tut", wende ich trotzig ein.
"Jetzt sei nicht so böse, Lisalein, du weißt doch wie ich bin!"
Tatsächlich weiß ich das aber das versüßt mir gerade nicht meinen Tee. Verzweifelt schüttle ich den Kopf und streiche mir mit der gesunden Hand über die Stirn. "Was machst du überhaupt hier?"
"Mrs. Delaney hat mich geschickt, um nach dir zu schauen und ihr dann Bericht zu erstatten. Was soll ich ihr denn jetzt erzählen? Mal sehen ... Nathaniel und Lisa wollten gerade übereinander herfallen, also geht es ihr gut, wäre eine Option." Er tut so, als würde er weiter schwer grübeln. Währenddessen lehne ich mich etwas über die Sofalehne, um ihm in die Seite zu pitschen. "AUA", schreit er. Nathaniel kichert im Hintergrund. Ich ziehe an Alexys Oberteil, um ihn zu mir herunterzuziehen, dem er letztlich auch nachgibt. Mit strenger Mimik sehe ich ihn eindringlich an. "Mein lieber Freund", beginne ich, "ich habe noch eine reibungslos funktionierende Hand und zögere nicht sie einzusetzen, wenn du so weitermachst!"
Er grinst. "Ich hab dich auch lieb!"
"Gut, dann spiel jetzt weiter den Boten und überbring Mrs. Delaney eine anständige Nachricht!"
"Wobei die unanständigere vieeel spannender wäre!"
"Alexyyy", erwidere ich dehnend. "Letzte Warnung!"
Er tätschelt mir den Kopf. "Selbst jetzt finde ich dich süß!"
"Jetzt geh schon!" Widerwillig muss ich lächeln. Er nickt verständnisvoll und macht sich auf den Weg, zurück in die Kälte. Ich sehe ihm solange hinterher, bis die Tür hinter ihm zu fällt. Ein lauter Seufzer entwischt mir. Was einen geschmacklosen Witz Alexy sich da erlaubt hat. Das zahle ich ihm noch irgendwann heim! Auf einmal spüre ich warme Lippen auf meiner Wange. Überrascht zucke ich zusammen, ehe ich meinen Kopf leicht zu meinem Freund drehe. Er lächelt mich an. "Ich habe mich lange nicht mehr so erschrocken, wie gerade", offenbart er.
"Glaub mir, ich auch nicht!"
"Also", grinst er, "wo waren wir stehen geblieben?"
Ich muss ebenfalls anfangen zu strahlen und brauche gar keine Antwort mehr zu liefern, da er mich im nächsten Moment wieder zärtlich küsst. Ich lasse mich von ihm mitreißen und erwidere. Vorsicht legt er seine Hände auf meinen Schultern ab und dreht mich somit wieder auf den Rücken. Folglich wandert er mit seinen Fingern meinen Hals herauf, bis er sie in meinem Nacken ruhen lässt. Ich bekomme davon eine Gänsehaut, die sich gewaschen hat. Gedankenlos lasse ich mich fallen und genieße einfach unsere neugewonnene Zweisamkeit.
Irgendwann trudelt der Rest unserer Klasse ein. Nathaniel streicht mir noch einmal durchs Haar, ehe er sich erhebt und alle mit einem Nicken begrüßt. Unsere Lehrer kommen auf uns zugeeilt, was ich an den schnellen Schritten, die auf dem Holzboden ertönen, erkenne. Doch als sie mein Lächeln sehen, welches über meinem ganzen Gesicht ausgebreitet ist, schauen sie erleichtert aus.
Gut, Mrs. Delaney lässt das nicht so raushängen, wie Mr. Faraize. "Wie geht es dir?", fragt sie nüchtern.
"Gut", antworte ich. "Dank Nathaniel." Ich lächle ihm zu. Dabei sind seine Verbandskünste nicht so ausschlaggebend für mein Wohlbefinden gewesen, wie seine Küsse aber das muss ja niemand außer uns wissen. Seine Wangen werden ein wenig rot.
"Wir können uns glücklich schätzen, dass es noch solch verantwortungsbewusste Schüler gibt", bestätigt unsere Lehrerin. "Vielen Dank für deinen Einsatz, Nathaniel."
"Das ist doch selbstverständlich", gibt er lächelnd zurück.
Mr. Faraize richtet dem Schülersprecher ebenfalls seinen Dank aus, ehe er sich wieder mir zuwendet. "Und was machen wir mit dir jetzt?"
"Mich nicht notschlachten, hoffe ich", kichere ich. Nathaniel grinst.
"Ich denke du solltest morgen besser nicht mit uns fahren."
"Das halte ich auch für klüger", stimmt Mrs. Delaney zu.
Ich sehe die beiden entsetzt an. "Und was soll ich dann machen?"
"Nun", fängt sie zögernd an und setzt ein nachdenkliches Gesicht auf. "Ihr beide kommt doch gut miteinander zurecht, oder?" Nathaniel und ich sehen uns an, dann wieder sie. "Nathaniel könnte eine Runde mitfahren, während du zuschaust, und dann leistet er dir ein wenig Gesellschaft."
"Meinen Sie das ernst?", frage ich verwundert.
"Natürlich. Oder liege ich in meiner Annahme falsch und das wäre nur unangenehm für dich?"
"N-Nein!"
"Also, Nathaniel, kannst du dir vorstellen das zu machen?"
"Natürlich!" Die Antwort kam wie aus der Pistole geschossen aus seinem Mund.
"Gut. Sonst hättest du auch den falschen Posten übernommen."
"Wenn Mrs. Delaney das so festlegt, werde ich da nichts gegen einwenden", sagt Mr. Faraize ein wenig zerknirscht. Vermutlich fühlt er sich in dieser Entscheidung übergangen aber hält sich dennoch zurück. Beide gehen zu den anderen Schülern zurück. Ich werfe Nathaniel einen verstohlenen Blick zu. "Nathaniel", spreche ich ihn an, "auf eine gute Zusammenarbeit!" Ich strecke ihm meine rechte Hand entgegen. Er lacht leise, kommt ihr mit seiner entgegen und schüttelt sie. "Ich freue mich darauf", sagt er in einem Ton, der seinen Worten alle Ehre macht.
Plötzlich erscheint Kentin neben mir. "Lisa, wie sieht's aus?"
Ich zeige ihm meine verbundene Hand. "So."
"Mhm", gibt er von sich, als er sie mustert. "Es könnte schlimmer sein!"
"Stimmt", ist auch Nathaniel der Meinung.
Kentin sieht einen Moment zwischen Nathaniel und mir hin und her. "Störe ich?", fragt er nach einer Weile.
"Nein." Ich schüttle mit dem Kopf.
"Ganz und gar nicht", stützt Nathaniel. "Ich werde dann jetzt verschwinden. Bis morgen, Lisa." Er grinst mich komplizenhaft an. Von wegen bis morgen, du alter Schwindler! Ich winke und er entfernt sich von uns.
"Bis morgen?"
Als ich mich wieder Kentin zuwende, sieht er mich an, als wäre er im falschen Film gelandet. Fragend ziehe ich eine Augenbraue hoch. "Ja?"
"Ihr lauft euch doch heute bestimmt nochmal über den Weg." Er verschränkt die Arme vor der Brust. "Ich finde diese Verabschiedung passt nicht."
"Klar", gebe ich ihm recht, "wir werden uns heute sicher noch ein paar Mal sehen aber nicht mehr miteinander sprechen."
"Verstehe ich gar nicht."
"Wieso nicht?"
"Ihr kommt doch gut miteinander klar. Stimmt es oder habe ich recht?"
"Ähm ..."
Munter redet er weiter: "Zumindest sieht es schwer danach aus."
"Wir hassen uns nicht, so viel steht fest." Der Brünette mustert mich. "Außerdem werden wir morgen wieder genug miteinander zutun haben."
"Inwiefern?"
Was soll das hier werden? Ich lehne mich zu ihm vor, um leise zu antworten. "Ich darf morgen nicht mit Skifahren, geschweige denn mich auf ein Snowboard stellen. Nathaniel wurde nun damit beauftragt mir morgen ein wenig Gesellschaft zu leisten. Posaun das aber bitte nicht rum, es ist schließlich keine große Sache."
Sein Gesichtsausdruck spricht Bände. Mit solch einer Tatsache hat er eindeutig nicht gerechnet. Mir verschlägt seine Reaktion allerdings ebenfalls die Sprache. Ein breites Grinsen formt sein Mund, bis er schließlich anfängt zu lachen und mir auf die linke Schulter zu klopfen. Ich verstehe die Welt nicht mehr. Das grenzt ja nahezu an einem Lob, wie er mit mir umgeht. Dabei gibt es nichts lobenswertes? "Interessant", sagt er dazu. Merkwürdig. "Gehen wir ein Stück? Ich würde gerne auf mein Zimmer. Mich umziehen." Er zeigt auf seine dicke Skijacke, deren Reißverschluss er bis jetzt nur geöffnet hat.
"Natürlich, warum nicht."
Er geht vor, zum Treppenhaus. "Wie sieht es denn unter deinem Verband aus?"
"Hässlich", schmunzle ich. "Und bunt!"
"Kein Wunder, bei dem Sturz den du hingelegt hast. Dabei kannst du wirklich froh sein, dass nur deine Hand Schaden davon getragen hat.
"Ich bin weiterhin mehr als dankbar dafür, dass ich mir noch nie etwas gebrochen habe!"
Er kichert. "Du kleiner Glückspilz." Ich höre ein leises Rascheln und schaue an ihm herunter. Er versteckt seine Hände in den Taschen seiner dunkelgrünen Skihose. "Weißt du, Lisa", fängt er an, "es ist irgendwie ..." Er verstummt und seine Stirn setzt sich in Falten, was ich aber nur schwer erkennen kann, da seine Haare im Weg sind. "Ja?", hake ich neugierig nach.
"Das klingt blöd", lacht er schief. "Aber es ist irgendwie komisch nicht mehr in dich verliebt zu sein."
Ich lächle. "Das klingt nicht blöd!"
"Und ob, hast du sowas schonmal jemanden sagen hören?"
"Nein", gebe ich zu.
"Eben deshalb!" Er widmet mir ein kleines Grinsen. "Ich meine, ich liebe dich immer noch. Nur plötzlich auf eine andere Art und Weise. Wie man halt jemanden liebt, der einen fast sein ganzes Leben begleitet hat."
"Ich begleite dich auch weiterhin", beteuere ich meine Loyalität ihm gegenüber.
"Das ist süß, dass du das sagst."
"Ich verstehe jedenfalls was du meinst, Kentin."
"Du hast dein Versprechen gehalten, oder?"
"Selbstverständlich!" Ich tue so, als würde ich meinen Mund durch einen Reißverschluss verschließen. "Ich bin schweigsam, wie ein Grab."
"Mir ist es im Nachhinein wirklich unangenehm, was da gestern passiert ist."
"Keine Sorge." Ich streiche ihm sanft über den Oberarm. Normalerweise weiß er auch, dass er sich in diesem Punkt auf mich verlassen kann aber ich kann seine Skepsis trotzdem ein wenig nachvollziehen. "Möchtest du darüber sprechen?"
"Hm. Ich weiß nicht so recht. Was gibt es da schon zu sagen?"
Vieles. "Fangen wir mal hiermit an: Wie stehst du zu Alexy?"
Er zieht seine Augenbrauen zusammen. Fraglich ob er gerade angestrengt nach einer Antwort sucht oder mich für diese Frage verflucht. Nach ein paar Sekunden des Schweigens erwidert er: "Ich mag ihn."
"Nur mögen ... ?"
"... Lisa."
"Entschuldigung", spreche ich leise aus, "ich sollte die Antworten nicht so aus dir herausquetschen."
"Nein, das ist es nicht. Ich habe nur keine parat."
"Verstehe. Vielleicht musst du es dann einfach herausfinden."
"Einfach", wiederholt er lachend. "Du bist gut."
"Verbringt doch ein wenig Freizeit hier zusammen?"
"Ich habe kaum noch mit ihm gesprochen in letzter Zeit, wieso sollte er sich jetzt darauf einlassen?"
"Es ist Alexy. Er ist nicht so nachtragend, wie ich manchmal."
"Hm."
Wir nähern uns seiner Zimmernummer. Es ist weit und breit niemand zu sehen, offenbar sind alle noch immer in der Lobby. "Schreib ihm. Ist zumindest einfacher als ihn persönlich darum zu bitten." Kentin wendet sein Gesicht von mir ab, was er oft macht. Wahrscheinlich ist er drauf und dran zu erröten. "Umso eher gewinnst du an Klarheit." Ich lächle ihn aufmunternd an, selbst wenn er mich keines Blickes würdigt. Schlussendlich nickt er und holt seinen Zimmerschlüssel hervor, der ein lautes Klimpern ertönen lässt und damit die Stille der Flure füllt. "Na schön", seufzt er. "Danke, dass du mit mir gekommen bist."
"Kein Problem", winke ich ab. Wir halten vor seiner Zimmertür an und er steckt den Schlüssel rein. "Dann bis später, oder so."
"Ja", verabschiede ich mich und gebe ihm noch eine schnelle aber feste Umarmung.

Kurz bevor das Abendessen eröffnet wird verlasse ich mein Zimmer. Diesmal laufe ich nicht in die nächstbeste Person hinein, wofür ich auch ziemlich dankbar bin. Meine Hand macht nicht großartig weiter Ärger, seit Nathaniel sie sorgfältig eingecremt hat. Ich begutachte sie. Wie es wohl mittlerweile unter dem Verband aussehen mag? Zu gerne würde ich einmal spicken aber mein Freund würde vermutlich den Kopf darüber schütteln, dass ich es nicht einfach ruhen lassen konnte. Auf einmal sehe ich jemanden auf mich zukommen. Es ist Castiel. Verdammt!
"Hallo", begrüße ich ihn mit kaum hörbarer Stimme.
"Hey." Er mustert mich und seine Augen verfestigen sich auf das Aussehen meiner Hand. "Neues Accessoire?" In seiner Stimme liegt kein Sarkasmus, obwohl diese Frage nicht anders gemeint sein kann, und er grinst auch nicht.
"Nein. Passt auch überhaupt nicht zu meinem Stil." Ich versuche zu lächeln, doch er bleibt seiner ausdruckslosen Miene treu und ich höre wieder auf damit. "Aber ich bin nicht drum rum gekommen."
"Sehe ich. Schmerzen?"
Ich lege den Kopf schief in die Seite. "Kaum."
"Dann hat der Spinner ja volle Arbeit geleistet." Ich gebe nichts darauf zurück. Es reicht, dass er gesehen hat, wie ich gestern Abend hinter dem Spinner hergelaufen bin. Wenn auch nur kurz. "Naja, für irgendwas muss der Typ ja gut sein."
"Wegen gestern", lasse ich die Bombe nun einfach platzen, bevor ich es mir anders überlege. "Tut mir leid, dass ich einfach gegangen bin ..."
"Was soll's. Ich habe nicht wirklich mit etwas anderem gerechnet." Er sieht schnurstracks geradeaus, obwohl ich meinen Blick nicht von ihm lösen kann. Irgendwie lässt mich diese Antwort nicht kalt. Vermutlich schenkt er meiner Entschuldigung nicht mal Glauben. Dabei tut es mir wirklich leid. Ich möchte ihn nicht behandeln, als sei er nicht wichtig. Aber ich glaube genau dieses Gefühl habe ich ihm mit dieser Aktion vermittelt, auch wenn er es selbst nie zugeben würde. "Betrunken war ich übrigens nicht, falls du das gedacht hast. Ein paar Schlücke Bier hauen mich nicht um." Ich schüttle den Kopf, auch wenn er es eh nicht sieht. "Aber es stimmt doch, was ich gesagt habe", verteidigt er sich weiter - meines Erachtens ohne Grund. Seine Stimme beginnt zu beben.
"Du meinst, dass er-"
"Ja. Er hat dich verlassen, also soll er sich nicht einmischen. Sag ihm das, wenn du ihm das nächste Mal nachrennst. War bestimmt nicht das letzte Mal."
Wie gerne ich gerade abstreiten würde, dass ich das getan habe und ihm weis machen, dass es das erste und letzte Mal war aber gedruckter lügen ginge nicht. Ich greife nach seinem Arm, kralle meine Finger in das Leder seiner Jacke fest und bringe ihn somit zum stehen. Jetzt schaut er mich endlich an. Entschlossen erwidere ich seinen Blickkontakt. Ich darf jetzt nicht die Fassung verlieren. Zögernd frage ich: "Wollen wir das nicht vergessen und einfach so tun, als wäre das nie geschehen? Ich mag diese angespannte Stimmung nicht."
Er zieht seine Augenbrauen zusammen, was mich fühlen lässt, als hätte ich nicht mehr alle Tassen im Schrank und dass ich zu viel von ihm verlange. Ich will es aber auch immer ganz leicht haben. Unkompliziert. Themen ignorieren, die in irgendeiner Weise unangenehm sind. Verschreckt lasse ich ihn wieder los und er wendet sich von mir ab. Ich werte das als eine Ablehnung meines Vorschlags, bis er sich mir mit seinem gesamten Körper zuwendet und sich ein wenig zu mir runter beugt. "Ich weiß, dass dir das nicht gefällt."
"Also, ja?" Gleich nachdem ich diese Frage ausgesprochen habe, bereue ich sie auch schon wieder. Er zeigt keine Spur einer Rückmeldung, bis er unerwartet seinen rechten Arm um mich schlingt und mich an seinen Körper heranzieht. Ich spüre wie er sein Gesicht in meinen Haaren vergräbt und obwohl sich ein Gefühl von Frohsinn in mir anbahnt, weiß ich mir nicht anders zu helfen, als bloß in dieser starren Haltung zu verweilen und meine Arme dämlich herumhängen zu lassen, statt sie zum Einsatz zu bringen. Viel mehr Gedanken lässt er nicht zu, da er mich bereits wieder freigibt. Ich erhasche noch einen flüchtigen Blick auf sein Gesicht. Kein Lächeln, kein Grinsen, kein gar nichts. Er wendet sich wieder von mir ab und geht weiter den Flur rauf.
Beim Abendessen sitzen wir wieder nebeneinander. Er unterhält sich ganz normal mit mir, stichelt ganz normal, lacht ganz normal. Alles ist wieder normal.
"Morgen dürfen wir auf die Pisten unserer Wahl", verkündet Iris voll Vorfreude.
Ich ziehe einen leichten Schmollmund, ehe ich mir den Löffel Tomatensuppe hineinschiebe. "Sag mir, dass das ein Scherz ist."
"Nein ..." Als hätte ich ihre ganze gute Stimmung mit Füßen getreten, schaut sie mich nun erschrocken an. Das war nicht mein Ziel aber ich kann kaum glauben, was ich da höre. Ich schüttle lachend mit dem Kopf, doch dann zucke ich mit den Schultern und gewähre mir noch einen Löffel, der mein Gemüt besänftigen soll.
"Was ist los, Kleine?" Castiel sieht mich verwirrt an und hält dabei seinen Löffel in der rechten Hand, von dem ein Tropfen fällt.
"Ich finde es nur irgendwie bescheuert, dass ich Mr. Faraize noch gefragt hatte, ob ich auf die Anfänger-Piste darf und er mir das einfach nicht erlaubt hat. Jetzt, wo mein Handgelenk doppelt so dick ist wie vorher, und ich morgen auch nicht mitmachen darf, ist es kein Problem mehr."
"Oh, das wusste ich nicht", sagt Iris leise.
Ich lächle sie an. "Kannst du ja auch nicht, es hat mich bloß gerade ein wenig aufgeregt." Ich greife nach meinem Baguettestück, das bisher unangerührt auf dem Tellerrand lag, und reiße ein Stück davon ab.
"Darfst du denn am Freitag wieder fahren?", fragt der Rothaarige und isst, im Gegensatz zu mir, nicht weiter.
Ich zucke erneut mit den Schultern. "Keine Ahnung." Plötzlich fällt mir auf, dass die Anschneidung dieses Themas wirklich unüberlegt war. Ich hätte nicht erwähnen sollen, dass ich morgen nicht mitmachen darf. Wenn er jetzt fragt, was ich stattdessen machen werde, kann ich die neugewonnene Normalität zwischen uns wieder in die Tonne kloppen.
Zum Glück entschließt er sich weiterzuessen und wechselt daraufhin wieder das Thema, indem er sich darüber lustig macht, wie Li heute beinahe gegen eine große Tanne geknallt ist.

Ein wenig gedankenverloren schlendere ich den Flur entlang, der in eine Abzweigung in Richtung Aufzug und der Lobby übergeht. Castiel folgt mir, mehr oder weniger. Zumindest läuft er keine drei Meter hinter mir her, während ich wild auf mein Handydisplay eintippe. Ein Glück sind meine Finger nicht durch die Schwellung meines Handgelenks behindert.
Ich: Wann und wo?
Ich: Ich freue mich!
Ich lege die Tastensperre ein, nachdem ich fertig bin, und drehe mich leicht zu Castiel. "Ist alles in Ordnung?"
"Klar. Was soll sein?"
Er trägt wieder diesen komischen Unterton in seinen Worten. Ich stelle mich vor ihn hin, um ihn zum Stoppen zu bringen. "Jetzt sag schon", gebe ich unbeeindruckt von seiner lässigen Antwort von mir. Er schiebt mich jedoch zur Seite und geht weiter. "Nerv mich nicht, Kleine." Er zupft seine Lederjacke ein wenig zurecht. Ich folge ihm mit schnelleren Schritten, bis ich neben ihm weiter herlaufe. Ich mustere ihn und kann nicht vermeiden, dass ich einen aussagekräftigen Seufzer loslasse. Er zieht eine Augenbraue hoch und richtet seine Aufmerksamkeit auf mich, statt auf den langweiligen Gang vor uns. "Hör zu", fängt er an, "ich habe wirklich keine Lust das jetzt wieder anzusprechen aber ich bin eigentlich immer noch angepisst wegen gestern."
Na super. Aber wirklich überraschen tut es mich ja nicht. Ich versuche keine Anzeichen einer Reaktion von mir zu geben. "Okay", sage ich stumpf dazu.
"Okay? Vorhin sah es fast so aus, als würdest du jeden Moment auf die Knie vor mir gehen, damit alles wieder in Ordnung zwischen uns ist, und jetzt sage ich dir, dass für mich das Thema noch nicht gegessen ist und du sagst okay?" Er betonte meine Ein-Wort-Antwort so provokant, dass ich kurz davor bin darauf einzusteigen, doch ich zügle meine Emotionen. Viel sinnvoller ist ein anderer Weg. "Weswegen genau bist du überhaupt angepisst, Castiel?"
"Frag besser weswegen nicht."
Ich verdrehe leicht die Augen. "Ich weiß, dass es nicht so gelaufen ist, wie du es gerne gehabt hättest aber für mich es lief auch nicht so, wie ich es mir vorgestellt habe."
Er verschränkt die Arme vor der Brust. "Und das soll mich jetzt beruhigen?"
"Nein", antworte ich ernst, "aber ich sage dir wie es ist."
"Hm." Mehr sagt er nicht dazu. Jetzt muss ich doch wieder seufzen, als ich mich mit dem Rücken gegen die cremefarbene Wand zu meiner rechten lehne und mich anschließend an ihr heruntergleiten lasse. Ich schließe die Augen und bin kurz davor mein Gesicht in den Händen zu vergraben. Plötzlich erinnere ich mich an Nathaniels Worte von heute Mittag: Also so leicht wärst du mir nicht davon gekommen. Tja, sieht so aus als wären er und Castiel sich in dem Punkt einig. Es wäre auch zu schön gewesen, die Sache einfach unter den Tisch zu kehren. Der Rothaarige lässt sich im selben Moment, in dem mir diese Erinnerung vor Augen erscheint, neben mir nieder. "Ich weiß, dass ich nicht einfach bin aber du bist auch kein Kinderspiel", sagt er leise mit schiefem Grinsen. Ich muss diese Bemerkung belächeln. "Manchmal wünschte ich wirklich, dass ich deine Gedanken lesen kann."
"Durchdacht ist dieser Wunsch nicht", weise ich ihn hin. "Ich bezweifle, dass du wirklich jeden einzelnen meiner Gedanken wissen willst."
"Ach", winkt er ab, "mich kannst du nicht schocken."
Ich stupse ihn mit dem Ellbogen an. "Tu nicht andauernd so cool." Ich grinse. "Mir gefällt dein Kern viel mehr als deine Schale."
Er schnaubt, bevor er in seine linke Jackentasche greift und eine Zigarette hervorholt. "Ich glaube die hier ist längst überfällig." Er dreht sie zwischen Daumen und Zeigefinger ein paar Mal hin und her, sieht mich dann mit hochgezogenen Augenbrauen an. "Kommst du mit?"
Ich schüttle mit dem Kopf. "Ich werde mich für eine Weile auf mein Zimmer verziehen." Während ich diese Worte ausspreche beginnt es in meiner Hosentasche zu vibrieren. "Vielleicht hast du diese Zigarette wirklich nötig."
Er grinst spöttisch. "Du weißt ja am besten, was gut für mich ist."
"Nein", lache ich und wechsle dann wieder in eine ernstere Stimmlage, in der ich zugebe: "Ich möchte aber nicht, dass du länger sauer auf mich bist." Ich drehe meinen Oberkörper ein wenig zu ihm und sehe ihm tiefer in die Augen, als es vermutlich nötig wäre. Er erwidert meinen Blick. "Du musst mir nicht sagen, was ich längst weiß, Lisa. Ich möchte dich daran erinnern, dass du nicht irgendjemand unbedeutendes für mich bist. Du bringt mich genauso schnell zum überkochen, wie zum lachen. Nimm es nicht böse auf aber irgendwie hasse ich dich auch ein wenig dafür." Ich schlucke schwer. Das Wort Hass gefällt mir ganz und gar nicht aber ich habe selten etwas ehrlicheres gehört, als das. Ich presse meine Lippen aufeinander, in der stillen Hoffnung, dass er weiterspricht. Und das tut er. "Aber natürlich überwiegt der schöner klingende Teil, wenn ich an dich denke oder dich sehe." So aufdringlich ich ihn auch manchmal empfinde, so sehr er mich damit verwirrt und so sehr er seine Handlungen hin und wieder überstürzt, wie dieser verdammte Kuss auf meinen Hals gestern, kann ich nicht dieses kleine Flau im Magen unterdrücken, das aufkommt, wenn er sich mir gegenüber öffnet und seine Worte gewählt ausspricht. In Wirklichkeit sieht letzteres wohl ganz anders aus aber vielleicht ist es genau das, was ich so an ihm mag. "Tut mir leid, dass ich eben wieder ein wenig aus der Haut gefahren bin", spricht er mit zusammengezogenen Augenbrauen und gerunzelter Stirn aus. Er hasst es sich zu entschuldigen. Was anderes kann man aus seinen Lauten nicht heraushören. Ich lächle ihn an und seine grauen Augen lächeln zurück, auch wenn sein Mund sich kein bisschen in Bewegung setzt. "Ich will mich nicht immer wieder bei dir entschuldigen müssen", stöhnt er genervt auf. "Das ist unter meine Würde!" Jetzt grinst er wieder breit und steckt sich die Zigarette in den linken Mundwinkel, zwischen die Zähne. Er steht mit der Unterstützung seiner breiten Arme langsam auf. "Komm, Zwerg", sagt er mit ausgestreckter Hand in meine Richtung. Ich lasse mir aufhelfen. Er fügt hinzu: "Verzieh dich wieder zum blonden Teufel."
Ich antworte nicht, dass wir uns seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr in den Haaren hatten, auch wenn es noch sehr weit von diesem Zeitraum entfernt ist. Ich boxe ihm spielerisch gegen den Oberarm. "Bis später oder morgen", verabschiede ich mich.
"Bis dann."
Ich gehe in Richtung meines Zimmers und ziehe währenddessen mein Handy hervor.
Nathaniel 💘: In fünfzehn Minuten draußen, etwas weiter links von der Eingangstür. Ich freue mich auch. ❤️
Diesmal ist meinem Gespür nach zu urteilen wirklich wieder die Lage zwischen mir und Castiel geregelt. Es ist allerdings nur eine Frage der Zeit, bis diese Entspannung anknackst oder gar zerbricht aber was wäre meine Freundschaft mit ihm auch nur, wenn das nicht hin und wieder passieren würde? Solange diese mir erhalten bleibt, kann ich damit leben und ich glaube ihm geht es ähnlich. Jetzt sehe ich aber meinem gemeinsamen Abschluss des Tages mit Nathaniel entgegen, ebenso wie dem morgigen Tag. Den Rest werde ich nun ausblenden.

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