1. Novembergefühle
Ich stehe vor meinem Spind, um mein Chemie- und Mathebuch dort hineinzulegen. Ein leichter Seufzer entwischt mir, als ich das sich mittlerweile angehäufte Chaos begutachte. Warum muss ich so unordentlich sein, was meinen kleinen Schrank hier angeht? Ich halte mich kaum noch selbst aus ...
Genervt sammle ich einzelne Papierstücke sowie Überreste von Verpackungen, die einst mein Essen umhüllt haben, ein und versuche nichts davon zu verlieren, während ich mich zu dem Mülleimer, auf der anderen Seite des Flures, begebe. Wie oft bin ich diese kurze Strecke schon gegangen, weil ich es einfach nicht packe mich zu bessern? Viel zu häufig, so viel steht fest.
"Hallo", erschreckt mich eine mir nicht unbekannte Stimme.
Ich werfe meinen Müll noch schnell weg, ehe ich mich zu der Person umdrehe.
"Was willst du noch von mir?" Mein Ton ist alles andere als freundlich. Wut macht sich wieder in mir breit und ich stampfe an Nathaniel vorbei, ohne ihn auch nur eines Blickes zu würdigen. Vielleicht geht er jetzt wieder. Hoffentlich.
Als ich meine Tasche vom Boden aufhebe, sie mir um die Schulter lege und den Spind zuschließen will, kommt er mir mit seiner großen Hand zuvor. Ein lauter Knall lässt mich zusammenzucken und ehe ich mich versehe versperrt der blonde Junge mir mit seinen Armen, links und rechts, den Weg. Mein Rücken ist an die Metalltüren gepresst und ich kann nirgendwo anders hinsehen, als in seine honiggelben Augen, die mir immer näher kommen.
"Hör mir zu", flüstert er schon fast, "und danach darfst du mir weiterhin aus dem Weg gehen, wenn du das möchtest."
Missbilligend sehe ich an, nicke aber dann doch.
Ein kurzes, erleichtertes Lächeln kommt in seinem Gesicht auf, mit Untermalung einer deutlich vernehmbaren Ausatmung, bevor er beginnt zu sprechen: "Ich kann das nicht mehr. Ich dachte ich könnte es aber ich habe mich so sehr getäuscht, wie noch nie zuvor in meinem bisherigen Leben." Seine Stimmlage ist sanft und man hört seine Ernsthaftigkeit in seinen Worten heraus. "Dieser letzte Monat, ohne dich an meiner Seite, hat mich kaputt gemacht. Ich will das nicht länger. Bitte verzeih mir meine Dummheit. Meine Dummheit dich gehen gelassen zu haben, obwohl sich keiner von uns vom Anderen trennen wollte. Es ist mir egal, was noch auf uns zukommt. Gemeinsam können wir alles schaffen, da bin ich mir jetzt sicher! Selbst wenn nicht, haben wir immer noch uns und das ist doch das Einzige was zählt, nicht wahr? Ich weiß, dass du das von Anfang an so gesehen hast und ich dich enttäuscht habe aber jetzt bin ich schlauer geworden. Ich habe aus meinem Fehler gelernt."
Er legt eine kurze Pause ein und presst seine Lippen aufeinander. Währenddessen spüre ich, wie mein Herz kurz davor ist aus meiner Brust herauszuspringen.
"Auch ich treffe nicht immer die klügsten Entscheidungen, ob du es glaubst oder nicht", lacht er leicht. "Ich hoffe du kannst mir, dem egoistischen Vollidioten, der ich bin, verzeihen und uns noch eine Chance geben. Mir eine Chance geben."
Seine Hand erhebt sich vom Spind hinter mir, was mir nun die Möglichkeit eröffnet, einfach abzuhauen, doch das will ich nicht mehr. Zärtlich streicht er mir mit seinen Fingern über die linke Wange, wodurch er auch kleine Haarsträhnen an ihren eigentlichen Platz zurückbringt. Ich bemerke wie ich anfange rot zu werden, denn seine Körperwärme, die er mir durch seine Fingerspitzen weitergibt, lässt mich fühlen wie als würde mir jemand ein loderndes Feuerzeug an die Wange halten. Kein Sterbenswörtchen bekomme ich raus, weswegen ich erneut nur auf seine Worte hin nicke.
"Danke. Danke vielmals!", spricht er erfreut aus. "Uns beide wird nie mehr etwas trennen können, Lisa. Das schwöre ich dir bei meinem Leben."
Nachdem er sein letztes Wort gesprochen hat, nähert er sich meinem Gesicht auch noch die restlichen Zentimer, die es von seinem getrennt haben, bis er schlussendlich seine weichen Lippen auf meine legt und mir somit meinen heißersehnten Wunsch nach einem seiner Küsse erfüllt. Endlich!
Plötzlich klingelt die Schulglocke.
Sie klingt anders als sonst ...
Schriller ...
Wie ...
Wie mein ...
Wie mein Wecker?!
Ich öffne die Augen und entdecke das beige Kissen neben mir, wie ich es eng umschlungen halte. Ich löse diesen Griff, packe es und werfe es mit voller Wucht auf meinen Wecker, der daraufhin runterfällt und Ruhe gibt.
"SCHEIßE", fluche ich lauthals.
Es war nur ein Traum ...
Mit Musik in den Ohren, Händen in den dunkelgrauen Manteltaschen, Mund sowie Nasenspitze umhüllt von einem hellblauen Schal und dem Blick auf den Boden ausgerichtet, bin ich bereits auf dem Weg zur Schule. Ich höre mir nicht ohne Grund I Love You von Woodkid an. Dieser bescheuerte Traum hat mich so früh am Morgen schon wieder in melancholische Stimmung versetzt, dass ich gerade ein trauriges Lied brauche. Ich habe keine Ahnung, wie ich diesen letzten Monat überstanden habe. Am Anfang sah es wirklich aussichtslos für mich aus. Ich habe mich in meinem Zimmer verbarrikadiert, nur mühevoll zur Schule geschleppt und bestmöglichst versucht die bemitleidenden Gesichtsausdrücke meiner Mitschüler zu ignorieren. Die Arme, sie sieht so traurig aus. Ich hätte nicht gedacht, dass es so schnell wieder vorbei ist. Er hat angeblich Schluss gemacht. Diese ganzen Sätze. Es war zum davonlaufen aber ich konnte und durfte mich nicht unterkriegen lassen. Das hätte sich sicher auf meine Noten ausgewirkt. Zum Glück war ich nicht ganz so alleine, wie ich mich manchmal gefühlt habe: Rosalia und Alexy haben sich rührend um mich gekümmert, mehr als sonst schon. Ich wüsste nicht was ich ohne sie machen würde. Ich bin ihnen so dankbar, vor allem Alexy, da es ihm zwischendurch selbst nicht gut ging. Kentins Unsicherheiten gegenüber meinem besten Freund, die sich mal in Küsse und mal in Vorwürfe ausgedrückt haben, haben ihm doch sehr zugesetzt. Einmal haben wir sogar zusammen geweint, doch Rosalia ließ das nicht lange zu. Ich hoffe dass Kentin langsam einen klaren Gedanken fasst, denn so kann es nicht weitergehen. Mit mir will er auch nicht darüber reden. Er will mit niemandem reden. So stur wie er sein kann, hat er bisher alles mit sich selbst ausgemacht.
Ich trete einen Stein, der auf dem Gehweg rumliegt, weg. Mein Gesicht nimmt an Körpertemperatur ab, als eine kalte Briese entgegenkommt.
Mittlerweile ist es Mitte November.
Ich erhebe meinen Blick für einen Moment und entdecke aus der Ferne wie Amber und Nathaniel sich der Schule nähern.
Na toll. Er wird heute nicht so auf mich zukommen, wie in meinem Traum. Das wäre auch zu schön, um wahr zu sein. Meine Gefühle für ihn haben sich nicht im geringsten geändert. Fraglich ob es ihm genauso geht, denn er spricht mit mir so, als wäre das, was zwischen uns war, nie geschehen. Wenn er denn mal mit mir spricht. Höflich und freundlich aber genauso wie mit jemandem, den er gerade erst getroffen hat. Das macht mich ganz schön fertig. Ich habe nach unserem Telefonat noch einmal versucht mit ihm das Gespräch aufzusuchen, doch er hat so stotternd und Ausreden suchend abgeblockt, dass ich darin nicht weiter einen Sinn sah. Wie Amber es auch prophezeit hat, verfügt er noch immer über keine Mündigkeit. Ich hoffe es geht ihm gut ... Ich hoffe aber auch irgendwo, dass es seinem Vater gut geht. Es ist frustrierend wieder auf Null mit ihm zu sein.
Ich ziehe den Kopf leicht ein, um mein Gesicht mehr hinter dem dicken Wollschal, um meinen Hals, zu verstecken. Am liebsten würde ich wieder umkehren und nachhause gehen.
Auf einmal entdecke ich aus dem Augenwinkel Castiel ein Stück weiter hinter mir laufen. Im selben Moment falle auch ich ihm auf und er legt ein schnelleres Tempo ein, um mit mir gleich auf zu sein. "Hey."
Ich nehme die Kopfhörer aus den Ohren heraus. "Guten Morgen", begrüße ich ihn zurück und schiebe meinen Schal etwas runter, damit er mein Lächeln auf den Lippen sehen kann.
Er grinst zurück. "Ausnahmsweise mal pünktlich. Respekt."
"Komm schon, ich war in letzter Zeit immer seltener zu spät!"
"Pah. Bis du nicht mindestens zwei Monate durchgehend pünktlich bist, rechne ich das nicht hoch an, Kleine."
Ich muss lachen. "Du bist unmöglich!"
Sein Grinsen wird breiter.
"Und kein Stück besser als ich", ergänze ich mit rausgestreckter Zunge.
"Nun werde mal nicht vorlaut!"
"Was willst du tun, wenn doch?"
"Ich denke nicht, dass du dem widerstehen könntest, wenn ich dir das jetzt sage."
Er tätschelt mir den Kopf und wir betreten das Schulgebäude.
"Musst du noch was aus deinem Spind holen?", erkundigt er sich.
"Wow", gebe ich erstaunt zurück, "seit wann so fürsorglich?"
"Denk nicht immer so schlecht von mir." Seine Worte tragen einen schmollenden Unterton mit sich.
"Ja, muss ich", antworte ich lächelnd auf seine Frage.
"Okay, ich komme dann eben mit dir."
"Danke!"
Bei meinem Spind angekommen gebe ich die Kombination ein, um anschließend mein Mathebuch rauszuholen. Nachdem ich diesen wieder schließe und mich zu Castiel umdrehe entdecke ich, wie sein vorhin noch da gewesenes Grinsen verschwunden ist und er stattdessen mürrisch, mit gerunzelter Stirn, in eine bestimmte Richtung sieht. Ich folge seinem Blick und stoße auf die Ursache dafür. Nathaniel steht angelehnt im Türrahmen der Klasse, die Arme verschränkt vor der Brust. Ebenfalls alles andere als zufrieden aussehend. Ich sehe wieder zurück zu Castiel, der nun auch mich anschaut.
"Wollen wir?", fragt er drängend.
"Klar ..."
Als ich mich wieder zur Klassentür wende, um mit ihm auf diese zuzugehen, ist Nathaniel bereits verschwunden.
Im Unterricht haben Melody, Rosalia und ich uns wieder auf unsere alten Plätze begeben. Ich kann mich wieder an Nathaniels Rückenprofil ergötzen. Allerdings versuche ich es zu vermeiden, ihn mit meinen Blicken zu durchbohren. Er soll nicht denken, dass mich unsere Trennung so hart trifft, wie sie es in Wirklichkeit tut.
"Also, Leute", spricht Mr. Faraize alle an und erhebt sich aus seinem Stuhl, "bezüglich der Skifahrt nach Arlberg im Januar: An eure Eltern wurde soeben eine E-Mail versendet mit allen Informationen diesbezüglich. Die Kosten, die Jugendherberge, das Programm und so weiter. Ich bitte euch, eure Eltern da nochmal drauf hinzuweisen, sobald ihr Zuhause seid!"
Ich wende meinen Blick vom Lehrer ab und richte ihn auf das Geschehen von Draußen aus. Die Bäume sind der Jahreszeit entsprechend kahl. Ich frage mich wann der erste Schnee fällt.
Rosalia stupst mich mit ihrem Ellbogen an. "Wir gehen in ein Zimmer, oder?"
"Zimmer?"
"Hast du denn gerade gar nicht zugehört?!"
"Nein", lache ich verlegen.
"Es wird Zweierzimmer geben!"
"Oh, das ist ja perfekt!"
"Also steht das mit uns beiden?"
"Darauf kannst du Gift nehmen!"
"Nein, danke." Sie lacht darüber und drückt mich für einen Moment an sich ran.
Einerseits freue ich mich auf die Skifahrt, da es bestimmt eine tolle Erfahrung wird aber andererseits kann ich noch gar nicht Skifahren und ich bin auch nicht so scharf darauf Nathaniel knapp vierundzwanzig Stunden, sieben Tage die Woche um mich herum zu haben. Warum musste es so kommen, wie es jetzt ist und warum kann ich gottverdammt nochmal nichts dagegen tun?!
Ich lasse den Kopf auf meinem Tisch aufschlagen, eine impulsive Handlung aus purer Verzweiflung.
Mr. Faraize gibt ein erschrockenes Geräusch von sich und ruft: "LISA! ALLES IN ORDNUNG?"
Sofort drehen sich alle Köpfe zu mir um. Sogar Nathaniels Aufmerksamkeit habe ich auf mich ziehen können.
Ich richte mich wieder auf, reibe mir die Stirn und lache gespielt. "Ja, alles bestens!"
"Bist du dir sicher?"
"Ganz sicher."
Überhaupt nicht sicher.
Nach Unterrichtsschluss wartet, zu meiner Verwunderung, Armin auf mich vor der Klasse.
"Da bist du ja endlich", seufzt er.
"Wie? Du hast auf mich gewartet?"
"Wonach sieht's denn aus?" Nun grinst er.
"Damit habe ich nun nicht gerechnet, tut mir leid, sonst hätte ich nicht so getrödelt."
"Ist schon okay."
"Was gibt es denn so wichtiges, dass du nicht schon längst über alle Berge bist, wie sonst auch?"
"Ich muss mit dir reden. Alleine. Unter vier Augen. Deine Trödelei hat also auch was gutes, jetzt sind alle weg."
Verwunderung macht sich in meinen Gesichtszügen erkennbar.
"Los jetzt, wir quatschen im Gehen weiter."
"Okay."
Er fackelt nicht lange und geht los, ich gehe neben ihm her. "Dann schieß los!"
"Es geht um Alexy."
"Weiter?"
"Irgendwas stimmt nicht mit ihm aber er rückt kaum mit der Sprache raus. Ich weiß von seinen kleinen Liebeleien mit Kentin aber viel mehr auch nicht. Er ist einfach nicht ehrlich zu mir und tut andauernd so als wäre alles in Butter. Ich bin vielleicht kein super Gesprächspartner, was so Probleme angeht, aber ich bin auch kein Stein und interessiere mich für das Vorgehen in ihm!"
Große Worte für Armin ... Ich habe nie gedacht, dass ihm das Befinden seines Bruders egal ist aber auch nicht unbedingt damit gerechnet, dass es ihn beschäftigt, wenn Alexy mal kein offenes Buch ist.
"Ich weiß auch nicht viel mehr als dass Kentin ihm letztes Mal, als sie sich zufällig im Park getroffen haben, eine klare Ansage gemacht hat, dass er ihn in Ruhe lassen soll."
"Das hat er?!"
"Ja aber-"
"Na warte, den werde ich mir morgen vorknöpfen!"
Ich halte seine geballte Faust auf, die bereits dabei ist sich zu erheben. "Warte!"
"Was?"
"Ich kenne ihn. Er meint das eigentlich gar nicht so."
"Und wie dann?!"
"Er hat mir auch schonmal vor Jahren gesagt dass ich ihn in Ruhe lassen soll aber bloß weil er verletzt war, weil ich eine Beziehung mit jemand Anderes eingegangen bin."
"Aber das hat Alexy doch nicht getan! ... Oder doch?!"
"Nein! Aber er verwirrt offensichtlich Kentin maßlos. Kurz bevor das mit den beiden angefangen hat, hat er noch versucht mich zu küssen!"
"DICH?!"
"Ja", murmle ich.
"Aber ... Aber da warst du doch noch mit Nathaniel zusammen oder nicht?!"
"Ja, war ich."
"Krass ..."
"Kentin braucht einfach Zeit. Ich dachte er benötigt weniger aber offenbar ist da ein ziemliches Chaos in ihm. Ich will seine verletzenden Worte nicht schön reden, damit du mich nicht falsch verstehst!"
"Nein, schon klar."
"Gut."
Wir gehen weiter. Die Straßen sind ruhig, auf denen wir uns mittlerweile befinden. Um bestimmte Uhrzeiten ist nicht viel an Verkehr los, weswegen man sorgenfrei über den Asphalt schlendern kann.
"Apropos Nathaniel", beginnt er ein neues Thema.
Oh nein ... Das hat mir gerade noch gefehlt ...
"J-Ja?"
"Letztens habe ich in einem Gespräch deinen Namen erwähnt, weil du mich an einen Charakter aus einem Spiel erinnert hast. Seine Reaktion darauf war merkwürdig."
"Ach ... Inwiefern?"
"Keine Ahnung", lacht er.
Ich komme mir verarscht vor.
"Tut mir leid aber ich bin auch kein Analytiker was sowas angeht. Ich fand es nur komisch."
"Komisch witzig?"
"Ein wenig."
Er lacht wieder. Ich stöhne auf. Ich dachte er kann mir wertvolle Informationen übergeben aber das war mal ein gehöriger Schuss in den Ofen. Man ...
Als ich mich Abends im Bett herumwälze kann ich mal wieder nur an Nathaniel denken. Seit unserer Trennung besteht auch kein Kontakt mehr über Nachrichten. Damit habe ich aber ja bereits gerechnet, woran mich die breiten Risse auf dem Display immer wieder erinnern.
Plötzlich fällt mir wieder ein, wie er heute Morgen halb auf dem Flur stand und Castiel mit zusammen gezogenen Augenbrauen angesehen hat. Ich könnte mir jetzt einreden, dass es wegen mir war und weil Nathaniel eifersüchtig geworden ist, da Castiel in meiner Nähe stand. Aber ... Ja, wer's glaubt ...
Nach einigen weiteren Gedankengängen, die allerdings zu nichts und wieder nichts führten, gelingt es mir endlich einzuschlafen. In der Hoffnung, dass ich nicht wieder so einen Traum wie letzte Nacht habe, denn die Enttäuschung am Morgen darauf ist einfach jedes Mal viel zu groß.
Am nächsten Tag komme ich halb erfroren in den Chemieraum, trotz dicken Mantels und Schals. Die Temperaturen haben über Nacht einen gewaltigen Umsprung gemacht und es fühlt sich an als wäre die nächste Eiszeit angebrochen. Mit roter Nase und ebenfalls leicht geröteten Wangen, will ich mich auf meinen Platz setzten, doch Mrs. Delaney hält mich auf: "Lisa, könntest du bitte einmal im Lehrerzimmer vorbeischauen? Ich muss eben ein wichtiges Gespräch mit Iris führen."
"Ähm, klar aber wonach soll ich denn gucken?"
Eine Antwort bekomme ich darauf nicht, da sie sich bereits Iris geschnappt hat und mit ihr in den Hinterraum verschwunden ist. Irritiert nehme ich meinen Schal ab und schlüpfe aus dem Mantel raus, lasse meine Tasche noch auf den Boden fallen und frage mich gleichzeitig wo Rosalia steckt. Ich hoffe sie kommt nur zu spät.
Beim verlassen des Raumes komme ich an Castiel vorbei, der gerade angekommen ist. Er nickt beeindruckt und spielt damit vermutlich darauf an, dass ich mal wieder pünktlich gewesen bin.
Ich laufe die Treppen runter, da sich das Lehrerzimmer im Erdgeschoss befindet. Im Prinzip laufe ich aber gerade ins Nirgendwo, denn ich habe keine Ahnung, was meine Aufgabe ist. Ich will da nicht einfach so hineinplatzen und alle Lehrer drehen sich mit ihren Köpfen nach mir um, als wäre ich der größte Störenfried.
Vor der Tür, die zum Lehrerzimmer führt, halte ich noch einen Augenblick inne, ehe ich lausche. Kein Wirrwarr an Gesprächen ist zu hören. Offensichtlich sind gerade alle im Unterricht und niemand ist dort drin.
Ob ich trotzdem klopfen sollte?
Ich entscheide mich dagegen aber drücke ganz langsam und sanft die Klinke runter, um die Tür anschließend zu öffnen.
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