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The Leaving Song Part II

Am nächsten Morgen wachte ich spät auf, denn die Sonne, die durch den Spalt in den Vorhängen fiel, war zu stark, als dass es früher als zehn Uhr gewesen sein konnte. Ich streckte mich genüsslich und spürte, wie sich die Wärme der Zufriedenheit von meiner Brust bis zu meinen Ohrenspitzen und den Zehenspitzen ausbreitete. Ich zog die Bettdecke fester um mich herum und genoss das Gefühl der Geborgenheit, das mir das Aufwachen in meinem Kinderbett vermittelte.

Ich dachte daran, mich umzudrehen und wieder einzuschlafen, aber dann hörte ich unten ein lautes Lachen und änderte meine Meinung. Ich konnte jeden Samstagmorgen in der Wohnung im Bett liegen bleiben, aber es wurde immer seltener, dass ich Zeit mit meinen Eltern verbringen konnte, also wusste ich, dass ich meinen Besuch zu Hause ausnutzen sollte.

Ich rollte mich aus meinem warmen Kokon, ließ meine Füße den Boden berühren und schnappte mir ein Haargummi von meiner alten Kommode und band mein Haar zu einem Pferdeschwanz zusammen, während ich aus meinem Schlafzimmer trat und die Treppe hinunterging.

Ich hörte die Stimmen von Jack und meiner Mutter aus der Küche und draußen das Rumpeln des Traktors, was bedeutete, dass Dad und Matt auf der Koppel Bauern spielten. Ist es nicht seltsam, wenn man eine Weile von etwas weg war, und bei der Rückkehr feststellte, dass sich nichts verändert hat? Dieser Morgen hätte genauso gut ein beliebiger Samstagmorgen sein können, seit ich etwa 10 Jahre alt war.

Der Geruch von Toast und Spiegelei umschmeichelte meine Nase und riss mich aus meiner Träumerei. Ich legte die letzten paar Stufen zurück und wollte gerade die Küche betreten, und freute mich bereits auf einen schönen großen Teller Frühstück und darauf, mich in dem Gefühl wieder zu Hause zu sein, zu sonnen.

Es gibt ein paar Dinge, die man erwartet, wenn man die Familienküche betritt. Der Geruch eines guten Frühstücks, die Liebe und Akzeptanz der Familie, ihr wisst schon, diese Art von schönen Dingen. Was habe ich an diesem Samstagmorgen bekommen?

Ein nasses Geschirrtuch, direkt ins Gesicht.

Ich prustete überrascht und griff danach, aber bevor ich es mir ganz aus dem Gesicht ziehen konnte, packten mich zwei Hände an den Schultern und drängten mich rückwärts aus dem Küchenbogen.

Als ich es endlich schaffte, mir den nassen Stoff vom Gesicht zu reißen, sah ich, dass Jack mich in die kleine Mulde zwischen der Treppe und der Flurwand gestoßen hatte.

"Dir auch einen guten Morgen.", keuchte ich mit hochgezogenen Augenbrauen. "Gibt es einen Grund für diese besonders ... ähm ... originelle Begrüßung?"

"Hast du heute Morgen schon in den Spiegel geschaut?", fragte Jack und sah aus, als ob er versuchte, ein Lächeln zu verbergen, was ihm nicht gelang.

"Was?", fragte ich völlig verwirrt: "Ich bin gerade erst aufgestanden, Jack, natürlich habe ich noch nicht in..."

"Vielleicht solltest du das." , unterbrach er mich. "Und vielleicht, ich weiß nicht, etwas Make-up auftragen oder so."

"Du blöder Arsch!", schnappte ich. "Du siehst heute Morgen auch nicht gerade wie Orlando Blooms Double aus."

Das stimmte, aber das war nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, dass er nur ein paar Stunden Schlaf gehabt haben konnte. Trotzdem hatte ich es nicht gleich kommentiert, oder beim ersten Anblick von ihm, ein schmutziges Geschirrtuch nach ihm geworfen.

Weit davon entfernt beleidigt zu sein, verdrehte Jack einfach nur genervt die Augen, und nachdem er sich vergewissert hatte, dass niemand in der Nähe war, zog er mich über den Korridor in das Badezimmer im Erdgeschoss, wo er mich vor den Spiegel stellte.

„Oh." Ich beugte mich näher an den Spiegel und betrachtete mein gerötetes Gesicht aus der Nähe.

Hautausschlag in seiner schlimmsten Form.

"Ja, oh.", bestätigte Jack. "Und in Anbetracht dessen, dass es in diesem Haus nur eine begrenzte Anzahl an Kandidaten gibt, deren Bartstoppeln dein Gesicht so zerkratzt haben könnten, dachte ich, du würdest gerne gewarnt werden, bevor du jemandem über den Weg läufst."

Ich wandte mich von der Reflexion meines knallroten Kinns und meiner Wangen ab und begann, im Schrank nach der Aloe-Vera-Creme und dem Abdeckstift meiner Mutter zu kramen (wir hatten Gott sei Dank ungefähr den gleichen Farbton) Nach dem auffinden besagter Dinge, wandte ich mich wieder den Spiegel zu und verteilte großzügig die Creme auf meinem Gesicht, was mich so aussehen ließ, als würde ich gleich anfangen mich zu rasieren.

"Also ... äh ...", murmelte Jack hinter mir und ich warf ihn durch den Spiegel einen fragenden Blick zu. "Tut es weh?", fragteer missmutig, und ich rollte mit den Augen.

"Ich habe es nicht einmal bemerkt, bis du mich darauf hingewiesen hast, oder?!" Ich massierte die Creme ein und schmierte etwas von dem Abdeckstift auf meine Hand. "Ausschlag ist eher lästig und unschön als schmerzhaft." Ich verteilte den Concealerordentlich in meinem Gesicht und drehte mich dann zu ihm um und grinste ihn an. "Aber vielleicht könnte die nächste Lektion direkt nach dem Rasieren stattfinden."

"Ahja, die Lektionen." Jacks schiefes Lächeln kam zum Vorschein. "Ich wollte erwähnen, dass die Lektion von gestern Abend Lokation, Lokation, Lokation war, also nehme ich an, Lektion Nummer 7 ist, dass es am besten ist, vorbereitet zu sein und das bedeutet für mich, sich zu rasieren."

"Awww", ich schlenderte auf ihn zu und legte meine Arme um seinen Nacken. "Du änderst deine Rasur-Routine für mich?"

Er umfasste meine Taille und zog mich näher zu sich. "Baby, ich würde die Welt für dich verändern, wenn du mich darum bittest."Das war nur ein Scherz, wie sein abgedroschener Gebrauch von 'Baby 'bewies, aber ich konnte mir ein breites Grinsen bei seinen Worten dennoch nicht verkneifen.

"Jack, Talia, das Frühstück wird kalt!", durchbrach die Stimme meiner Mum aus der Küche den Moment und ließ uns schuldbewusst auseinander springen.

Mein Gewissen begann mich sofort rundheraus wegen meiner Dummheit zu beschimpfen. Meine Mutter, der größte Naseweis, den es gab, war nur ein kleines Stück den Flur hinunter und ich hatte ungeniert mit Jack geflirtet, der Person, an der sie am meisten interessiert ist? Ich war verrückt. Jack muss wohl dasselbe gedacht haben wie ich, denn er sah aus, als hätte er gerade eine Ohrfeige bekommen.

Unfähig zu widerstehen, griff ich nach oben und glättete mit meinen Fingern die Furche in seiner Stirn. "Zieh nicht so ein Gesicht, eines Tages wird der Wind sich drehen und dein Gesicht bleibt so stehen.", scherzte ich und er entspannte sich etwas. "Und jetzt lass uns frühstücken, ich bin am Verhungern."

Wir betraten gemeinsam die Küche, und Mum, die gerade damit beschäftigt war, den Tisch zu decken, blickte lächelnd auf. "Da seid ihr ja!", rief sie. "Ich dachte, ich hätte dich die Treppe runterkommen hören, Talia, aber du bist nicht aufgetaucht, und dann drehe ich mich für eine Sekunde weg und Jack ist auch verschwunden, sehr seltsam."

Ich zuckte verhalten mit den Schultern, denn es war nie gut, meine Mutter offen anzulügen, indem man versucht, eine Ausrede zu erfinden. Es war auch nicht klug, zu versuchen, völlig unschuldig zu wirken, denn das glaubte sie eh nie.

Ich entschied mich stattdessen für ein: "Guten Morgen, Mum."

"Guten Morgen, Liebes, ist es nicht ein wenig zu früh für Make-up?" Sie grinste mich an, drehte sich um und öffnete das Fenster über dem Waschbecken. "Jungs, das Essen ist fertig.", trällerte sie, während ich innerlich darüber stöhnte, dass sie selbst den kleinsten Unterschied in meinem Aussehen bemerken konnte.

Sie drehte sich erneut zu uns um, diesmal mit beladenen Tellern in den Händen, und hielt mir einen hin, aber anstatt ihn zu nehmen, warf ich Jack einen panischen Blick zu.

"Du hast die Eier gekocht, richtig?", fragte ich und er nickte. "Und den Toast?", stellte ich klar und er grinste und nickte erneut. "Gut." Ich seufzte erleichtert und nahm dann endlich denTeller, den meine Mutter mir anbot.

Während meine Mutter so tat, als ob sie beleidigt wäre, kamen Matt und Dad herein und sahen ganz frisch und glücklich aus.

Trotz der Tatsache, dass wir eine der wenigen Familien in der Stadt waren, deren Haupteinkommen nicht vom Land kam, hatten wir etwa 10 Hektar, obwohl das meiste davon eher Buschland als Weideland war. Mit einer kleinen Schafherde und einer blühenden Obstplantage war mein Vater in der Landwirtschaft tätig, jedoch war er hauptberuflich Direktor der Bezirksschule. Meine Mutter konnte man als Pseudokünstlerin bezeichnen, sie malte die schönsten Landschaften, obwohl ihr "richtiger" Job der, der Kunstlehrerin an der Schule ist.

Matt und Dad setzten sich und Matt zog einen Teller vollbeladen mit Toast und Eiern vor sich. Er nahm eine Gabel in die Hand und wollte gerade hineinstechen, als er plötzlich erstarrte und Jack alarmiert ansah.

"Du hast das gemacht, stimmts?", fragte er, und als Jack das bestätigte, entspannte er sich und begann, sich das Essen in den Mund zu schaufeln, wobei er Mums empörtes Gebrüll ausblendete.

Wir alle aßen einige Minuten lang genüsslich, dann stopfte sich mein Vater das letzte Stück Toast in den Mund, stand auf und bürstete sich die Krümel von seiner Hose.

"Jungs, lasst uns mit dem Traktor fertig werden, denn ich will die Schafe noch auf die südliche Koppel treiben."

Jack und Matt nickten beide, leerten ihre Teller und standen auf, um ihm zu folgen. Matt schien sich jedoch an etwas zu erinnern, blieb in der Küchentür stehen und schaute zu mir zurück.

"Hey Talia, du solltest vielleicht Simone anrufen und, ähm, nachsehen, ob es ihr gut geht oder so, in Ordnung?"

Ich schaute überrascht auf und schluckte den letzten Bissen hinunter, bevor ich fragte:

"Warum, was ist los mit ihr?"

Matt zuckte unbehaglich mit den Schultern. "Ich weiß nicht, aber gestern Abend auf der Fahrt hierher hat sie ein paar Anrufe auf ihrem Handy bekommen und ist ganz komisch geworden."

Ich legte meine Gabel ab und nickte langsam. "Okay, Matt, du musst dich jetzt konzentrieren. Ich weiß, dass du dieses mädchenhafte, emotionale Zeug hasst, aber du musst mir schon mehr geben als 'wurde total komisch'."

Er schob seine Hände in die Taschen und blickte mich unter seinem struppigen Haar hervor an. "Sei nicht so herablassend, ich habe gemerkt, dass etwas nicht stimmt, oder? Jemand hat angerufen, und es war so, als ob sie vor mir und Tommo nicht mit ihnen reden wollte, also hat sie gesagt, dass sie jetzt nicht reden könnte und aufgelegt, aber dann hat sie einen weiteren Anruf bekommen, und die Person am anderen Ende hat ewig lange geredet, und dann hat sie gesagt: 'In Ordnung, danke, dass Sie mir Bescheid gesagt haben.' und aufgelegt. Dann", er ließ den Kopf noch weiter hängen und blies sich seinen Pony aus den Augen, "dann hat sie versucht, nicht zu weinen."

Zu diesem Zeitpunkt war ich schon ziemlich beunruhigt und fluchte verhalten vor mich hin, immerhin befanden sich meine Eltern ja noch mit im Raum. Ich schob meinen Stuhl vom Tisch weg und stürmte an den Jungs vorbei durch die Tür, joggte die Treppe hinauf und rief über meine Schulter:

"Hast du sie wenigstens gefragt, was los ist?"

"Natürlich habe ich das.", rief Matt empört, als ich das obere Ende der Treppe erreichte und mein Schlafzimmer betrat. "Sie sagte, es ginge ihr gut und ich wollte nicht neugierig sein."

"Urgh.", stöhnte ich, zog meinen Schlafanzug aus und kramte Unterwäsche, eine Jeans, ein Oberteil und die dünne kleine Jacke, die ich am Abend zuvor benutzt hatte, aus meiner Reisetasche. "Okay, du wolltest also nicht neugierig sein", rief ich, damit er mich von unten hören konnte, "aber warum hast du mir das nicht gestern Abend erzählt?"

"Weil ich dachte, ich gebe ihr eine Nacht, um die Dinge selbst zu klären, bevor ich dich da reinschicke.", erwiderte er und begann langsam frustriert zu klingen. "Und außerdem, hat sie gesagt, als ich sie absetzt habe, dass sie Hunde müde sei und direkt ins Bett gehen wollte."

"Und das hast du ihr geglaubt?" Nun wieder vollständig angezogen, polterte ich die Treppe hinunter und warf meinem Bruder einen ungläubigen Blick zu. Doch als ich merkte, dass er richtig sauer auf mich wurde, senkte ich meine Stimme zu einem vernünftigeren Ton. "Tut mir leid, du hast recht, danke, dass du es mir gesagt hast. Ich mache mir nur Sorgen um Simone."

Ich schlüpfte in meine Schuhe und lächelte kurz meiner Familie zu, die alle im Flur versammelt waren und besorgt aussahen.

"Danke für das Frühstück, Jack, wir sehen uns später.", sagte ich, verließ das Haus durch die Vordertür und hörte gerade noch, wie meine Mutter mir nachrief:

"Grüß Simone von uns."

Ich eilte die Auffahrt hinunter und bog rechts in die Straße ein, um auf dem vertrauten Asphalt zu Simones Haus zu gelangen. Da es 15 Minuten Fußweg von meinem zu ihrem Haus waren, hatte ich viel Zeit zum Nachdenken und stellte fest, dass ich mich unter meiner Sorge für Simone, schuldig zu fühlen begann.

Offensichtlich war etwas bei Simone nicht in Ordnung, und ich, die angeblich ihre beste Freundin war, hatte es nicht bemerkt. In letzter Zeit war ich so sehr in die aufkeimende ... Sache... zwischen Jack und mir vertieft, dass ich alles andere verdrängt hatte. Gott, das machte mich zu einer beschissenen Freundin.

Ich hoffte, dass Matt die Situation übertrieben hatte und es sich um nichts handeln würde, aber das konnte ich nicht wirklich glauben. Zum einen wäre Matt normalerweise derjenige, der versucht, eine emotionale Situation zu minimieren, anstatt sie zu verstärken. Außerdem ist Simone eine so nette, fröhliche Person, dass die Nachricht, dass sie einfach aufgehängt hatte und den Tränen nahe war, mich besonders beunruhigte.

Schließlich bog ich die Auffahrt zum Haus der Coogans hinauf, und als ich es erreichte, klopfte ich kurz an die Haustür, bevor ich eintrat. Als ich Geräusche aus dem Wohnzimmer hörte, steckte ich meinen Kopf um die Ecke und sah die 10-jährige Lucy, die jüngste von Simones drei Geschwistern, auf dem Boden sitzen und halbherzig ein Stück Schnur über den Teppich ziehen, damit ihre Katze Leo sie jagen konnte.

"Na du, wie gehts?", fragte ich lächelnd. Schließlich bin ich selbst eine jüngere Schwester und weiß, dass die jüngere Schwester die Quelle allen Wissens ist, wenn man wissen wollte, was in einem Haushalt los war.

"Hallo Talia. Nicht so gut.", seufzte Lucy. "Alle sind heute so schlecht gelaunt."

"Wirklich, warum das?", fragte ich. Lucy seufzte erneut, während sie die Schnur gerade aus der Reichweite von Leo zog und zuckte mit den Schultern.

"Sowie immer, Alex hat wieder etwas Schlimmes gemacht."

"Ah." Ich nickte wissend. Alex, Simones 15-jähriger Bruder, ist in unserer Kleinstadt dafür bekannt, Ärger zu machen. Er wurde von einer spießigen Privatschule ausgeschlossen und war auf dem besten Weg, von einer zweiten verbannt zu werden. Ihr wisst schon, dass manche Kinder im schlechten Umgang geraten? Nun, Alex war dieser schlechte Umgang.

Es half auch nicht, dass Mr. und Mrs. Coogan darauf bestanden, die Ausbildung ihrer Kinder davon abhängig zu machen, wie viel sie dafür ausgeben mussten, und nicht davon, wie gut die Schule tatsächlich war. Alex war die Art von Kind, die es als seine Pflicht ansah, es der Gruppe von Spießern, die die stickigen, muffigen Hallen der Privatschulen bevölkerten, heimzuzahlen, und je eher seine Eltern das erkannten und ihn an einem Ort unterbringen würden, an dem er nur ein kleiner Fisch in einem großen Teich war und nicht der Hai, der er jetzt war, desto besser würde die ganze Familie schlafen.

Dennoch waren Simones Eltern nicht oft genug zu Hause, um zu verstehen, was mit ihren Kindern vor sich ging. Während Jacks Vater emotional distanziert war, waren Mr. und Mrs. Coogan geografisch entfernt und verbrachten ungefähr so viel Zeit wie wir Studenten in der Stadt. Das bedeutet unweigerlich, dass Alex sich um die jüngeren beiden Geschwister kümmern musste, obwohl es normalerweise der 12-jährige Sean war, der sich um sich selbst und Lucy kümmerte, da Alex in der Regel unterwegs war, um Scheiße zu bauen.

"Ist Simone in ihrem Zimmer?", fragte ich Lucy, denn ich wollte Simone unbedingt sehen und mich vergewissern, dass es ihr gut ging. Lucy nickte und ich machte mich auf den Weg durch den offenen Wohnbereich zur Treppe. Ich war etwa auf halbem Weg nach oben, als ich Sean traf, der auf dem Weg nach unten war.

"Hi Talia, wie geht es dir?", fragte er und lächelte schüchtern.

"Gut, und wie geht es dir?", erwiderte ich und er zog schnell den Kopf ein, aber nicht bevor ich den besorgten Ausdruck auf seinem Gesicht sah.

"Oh hey.", sagte ich sanft und legte ihm tröstend die Hand auf die Schulter, "Ich bin sicher, was auch immer los ist, es wird sich alles wieder klären."

Er errötete heftig, und mir fiel leider zu spät ein, dass 12-jährige Jungs mit der Berührung eines Mädchens nicht besonders gut umgehen können. Schnell nahm ich meine Hand weg und lächelte ihn stattdessen mitfühlend an.

Er zuckte mit den Schultern in einer Bewegung, die an die von Lucy kurz zuvor erinnerte. "Ja", stimmte er düster zu, "Ich wünschte nur, Mum und Dad wären hier."

"Das sind sie nicht?!", rief ich völlig verblüfft aus. Die sonst so muntere Lucy war ernsthaft mürrisch, der sonst so gesprächige Sean war praktisch monoton und Simone, nun ja, ich hatte noch nicht herausgefunden, wie es ihr ging, aber ich glaubte nicht, dass es gut sein würde, und ihre Eltern hatten sich nicht die Mühe gemacht, ein paar Treffen abzusagen und nach Hause zu kommen? "Na ja", fügte ich hinzu, da ich nicht schlecht über Seans Eltern reden wollte, "Ich bin sicher, sie sind auf dem Weg."

"Bist du das?", fragte Sean finster, "Ich bin mir nicht so sicher."

Er stapfte die Treppe hinunter, und ich stürmte die restliche Strecke zu Simones Tür hinauf. Wie schon unten klopfte ich an ihre Tür und ließ mich dann selbst hinein, und stand dann Alex von Angesicht zu Angesicht gegenüber.

Dieser Junge war so weit von Simones goldroten Locken und ihrem lächelnden, offenen Gesicht entfernt, wie es nur möglich war. Er hatte sein eigenes rötliches Haar nachtschwarz gefärbt und kurz geschnitten, so dass es in kurzen Stacheln in allen Richtungen abstand, und seine Augen, die technisch gesehen das gleiche Blau-Grau wie die von Simone hatten, waren ständig mit einem wütenden Ausdruck verengt. Er war zu einem furchteinflößenden Jungen herangewachsen.

"Hey Alex.", sagte ich und versuchte zu verbergen, dass sein plötzliches Auftauchen vor mir mein Herz vor Überraschung wild klopfen ließ. Er war wie ein Tiger, man durfte ihm keine Angst zeigen.

Er schaute mich desinteressiert an, dann schob er sich aggressiv an mir vorbei und grunzte:

"Lass mich in Ruhe."

Ich beobachtete, wie er die Treppe hinunterstürmte und die Haustür mit einem Knall hinter sich zu schlug, bevor ich mich umdrehte und Simone an sah, die mit abwesendem Blick am Fenster stand. Ihre Augen folgten Alex, als er die Auffahrt hinuntermarschierte und die Straße hinunter verschwand.

"Meine Güte.", sagte ich mit hochgezogenen Augenbrauen, "Wenn der Junge hart genug arbeitet, könnte er eines Tages so charmant sein wie Micky."

Ich wollte damit eigentlich die Stimmung auflockern, aber bei meinen Worten verzog sich Simones Gesicht, und als ich sah, dass sie kurz davor war, durchzudrehen, durchquerte ich den Raum mit ein paar großen Schritten und schlang meine Arme um sie. Als ich spürte, wie ihre Schultern unter meinen Händen zitterten und meine eigene Schulter von ihren Tränen nass wurde, suchte ich verzweifelt nach einem Weg, um sie aufzumuntern.

"Ach Süße, das war nur ein Scherz, er ist nicht annähernd wie Micky, versprochen.", krächzte ich, aber das schien sie nur noch mehr zum Schluchzen zu bringen, also beschloss ich, auf zusammenhängende Sätze zu verzichten und stattdessen Unsinn zu murmeln mit der vagen Melodie von "Es wird alles gut".

Wir verharrten so für gefühlte Stunden, aber wahrscheinlich waren es nur 10 Minuten, bis Simone sich von mir löste und nach der Schachtel mit den Taschentüchern auf ihrem Schreibtisch griff. Sie ließ sich auf das Bett fallen und wischte sich das Gesicht ab, und ich setzte mich vorsichtig neben sie und wartete darauf, dass sie mir erklärte, was los war.

"Es tut mir leid.", keuchte sie schließlich und warf die zusammengeknüllten Taschentücher in ihren Mülleimer. "Ich hätte dich nicht so erschrecken dürfen, so schlimm ist es gar nicht."

"Aha.", erwiderte ich skeptisch.

"Nein, ganz ehrlich. Ich mache aus einer Mücke einen Elefanten.", behauptete sie, ihr blasses, abgespanntes Gesicht und ihr strähniges Haar standen in völligem Widerspruch zu den Worten, die aus ihrem Mund kamen.

Ich zog ungläubig eine Augenbraue in die Höhe, und sie seufzte und lehnte dann ihren Kopf an meine Schulter. "Alex steckt wieder in Schwierigkeiten."

"Ja, ich weiß.", sagte ich, legte einen Arm um ihre Schulter und legte meinen Kopf auf ihren. "Lucy hat es mir erzählt, was hat er diesmal angestellt?"

Simone schniefte und sagte dann mit leiser Stimme: "Das ist es ja, wir wissen nicht, ob er etwas getan hat. Gestern Abend gab es einen Schulball, und Alex und ein paar seiner Kumpels sind hingegangen, haben draußen herumgestanden und geraucht, und waren generell zu cool, um wirklich hineinzugehen und zu tanzen. Ungefähr nach der Hälfte des Abends wurde ein Junge die Feuerleitertreppe hinuntergeworfen und landete mit ein paar gebrochenen Rippen und schweren Prellungen im Krankenhaus."

Ich setzte mich aufrecht hin und sah Simone alarmiert an. "Oh Gott! Alex hat das nicht getan, oder?" Ich kannte Alex schon immer als eines dieser wütenden, 'Ich werde so missverstanden' Kinder, aber ich hätte nie gedacht, dass er gewalttätig war.

"Nun, das ist es ja gerade.", antwortete Simone frustriert. "Ichglaube nicht, dass er es getan hat, aber er stand über dem Kerl, als die Lehrer sie fanden, und Alex weigert sich zu sagen, dass er es nicht getan hat."

"Du meinst, er sagt, er war es?", fragte ich, verwirrt von ihrer Formulierung.

"Nein, ich meine, er will nicht sagen, dass er es nicht getan hat, aber eben auch nicht, dass er es getan hat. Nicht mir, nicht den Lehrern, nicht Sean, nicht Mum und Dad, als er mit ihnen auf der Polizeiwache telefoniert hat."

"Polizeistation.", meine Augen weiteten sich vor Überraschung und Entsetzen. "Er wurde verhaftet?"

"Nein, sie haben ihn nur verhört." Simone seufzte und sah aus, als ob sie für diese kleine Gnaden dankbar wäre. "Sie können ihn noch nicht verhaften, weil der Junge, der die Treppe hinuntergestoßen wurde, auch nichts dazu sagen will und es keine anderen Zeugen gab. "Sie stöhnte und vergrub ihr Gesicht für einen Moment in den Händen.

"Es ist so ein Schlamassel, Alex wiederholt nur immer wieder, dass es uns nichts angeht, und wir uns darauß halten sollen, und der Junge im Krankenhaus sagt genau dasselbe. Ich weiß, dass die Polizei denkt, dass Alex ihn eingeschüchtert hat, damit er nichts sagt, aber ich glaube das nicht."

Da ich Alex kenne, seit er fünf Jahre alt ist, musste ich ihr zustimmen. Alex mochte sich für einen harten Kerl halten, aber in Wirklichkeit war er immer noch ein unreifer Junge, und er gehörte nicht zu der Sorte, der jemanden die Treppe hinunterstößt und ihn dann einschüchtert, damit er ihn nicht verpfeift. Offensichtlich ging da etwas vor sich, von dem wir nichts wussten.

"Oh Talia", stöhnte Simone ein wenig gequält. "Es läuft alles so schief. Ich meine, diese Sache mit Alex jetzt noch obendrauf, ist einfach zu viel."

"Es wird alles wieder gut, Simmy, wirklich.", sagte ich mitfühlend und strich ihr über den Rücken. Plötzlich wurde mir klar, was sie gesagt hatte, und meine Hand erstarrte für einen Moment. "Obendrrauf?", wiederholte ich. "Was gibt es denn noch?"

Simone sah einen Moment lang panisch aus und schüttelte dann den Kopf. "Tut mir leid, aber das will ich dir nicht erzählen.", sagte sie mit leiser Stimme und ein kalter Schauer überlief mich. Simone und ich erzählten uns alles, wenn sie etwas vor mir verbergen wollte, musste es wirklich schlimm sein.

"Bitte sag es mir.", flehte ich, "Ich werde nicht verurteilen oder so, das weißt du doch."

Weit davon entfernt, zuzustimmen, wie ich dachte, stieß Simone ein kleines, ungläubiges Lachen aus, und ich löste mich überrascht von ihr.

"Was sollte das denn heißen?", fragte ich, ein wenig verletzt von ihrer Reaktion.

Simone schnappte sich ein weiteres Taschentuch und schnäuzte sich die Nase, bevor sie antwortete: "Es tut mir leid, Talia, du weißt, dass ich dich über alles liebe, aber du bist einer der voreingenommensten Menschen, die ich kenne."

"Bin ich das?" Das war neu für mich.

"Es ist nicht wirklich offensichtlich oder so.", beeilte sie sich zu sagen, um mich zu besänftigen. "Es ist nur so, dass du ziemlich hohe Ansprüche an die Leute stellst. Jeder Typ, den du triffst, muss so witzig, charmant, nett, klug und attraktiv sein wie Matt und Jack, und jedes Mädchen muss so selbstbewusst, stark, geistreich und selbstsicher sein wie du. Die meisten Menschen können dem nicht gerecht werden, vor allem ich nicht."

Mir schwirrte der Kopf, ich wollte das, was sie sagte, sofort abtun, aber ich wusste, dass etwas Wahres daran war. Mein Mund öffnete und schloss sich wie der eines Fisches, während ich versuchte zu überlegen, was ich sagen sollte.

"Aber", stotterte ich schließlich. "Ich denke nicht, dass du nicht so gut bist wie ich. Du bist besser, du bist süßer und netter und freundlicher..."

"Und im Grunde hältst du mich für einen großen Spielverderber.", unterbrach mich Simone sanft. "Ich wünschte, ich wäre so selbstbewusst wie du, aber das bin ich nicht." Sie zupfte an einigen losen Fäden auf ihrer Bettdecke herum und murmelte: "Ich sage das nicht, um gemein zu sein, aber im Moment möchte ich das, was mit mir los ist, für mich behalten."

"Aber..." Ich suchte nach etwas, das ich sagen konnte, um sie zu überzeugen, und entschied mich für: "Aber wir sind doch beste Freunde."

"Natürlich sind wir das, aber das bedeutet nicht, dass ich kein Recht auf ein wenig Privatsphäre habe."

Und sie hielt sich nicht für selbstbewusst?! Dann war sie sicherlich eine gute Schauspielerin. Ich gestand mir die Niederlage ein, weil ich sie nicht verlieren wollte, und nickte, wie ich hoffte, auf eine verständnisvoll Weise und sagte dann leise:

"Okay, gut, ich verstehe, was du sagst, und ich stimme zu, dass du deine Privatsphäre haben solltest. Aber könntest du es mir nur sagen? Dir geht es doch gut, oder? Ich meine, du bist nicht krank, oder so?"

Ihr Gesicht entspannte sich und ein Lächeln breitete sich darauf auf. "Mir gehts gut."

"Und allen anderen? Ich meine, keiner von unseren Freunden hat Krebs oder so, oder?"

Sie schüttelte den Kopf. "Nein, soweit ich weiß, sind alle kerngesund."

"Gut." Ich seufzte erleichtert, denn heißt es nicht, wenn man gesund ist, hat man alles? Ziemlich simpel, aber dennoch ein schöner Grundsatz.

Einen Moment lang herrschte Stille, die plötzlich durch das schrille Klingeln von Simones Handy unterbrochen wurde. Da es direkt neben mir auf dem Nachttisch lag, hob ich es auf und wollte es Simone geben, nicht ahnend, dass sie sich beim ersten Piepsen wie wild darauf stürzen würde. Als ich sah, wie sie es mir entreißen wollte, schaute ich verwirrt auf das Display und sah "Sams Haus" auf der Anruferliste blinken. Bevor ich Zeit hatte, Simone zu fragen, was los war, hatte sie mir das Handy aus den Händen gerissen, den Aus-Knopf gedrückt, um das schrille Klingeln zu stoppen, und das Handy in ihre Tasche geworfen.

"Warum hast du nicht...", begann ich, aber sie warf mir einen niedergeschlagenen Blick zu, und ich brach abrupt ab. "Richtig, du willst nicht, dass ich es weiß, tut mir leid, ich habe es einen Moment lang vergessen."

Tja, wie Alice schon sagte, 'Verquerer und verquerer'. Sammsa hatte offensichtlich etwas damit zu tun, was zum Teufel war mit den beiden los?

Als ich merkte, dass sich eine weitere Stille zwischen uns ausbreitete, verdrängte ich die Gedanken an Sam aus meinem Kopf, ich würde später darüber nachdenken, und wandte mich wieder dem eigentlichen Thema zu.

"Okay, also, was ist jetzt mit Alex? Was passiert jetzt?", fragte ich, und Simone, schien sehr glücklich über den Themenwechsel zu sein und setzte sich aufrechter hin.

"Er wurde von der Schule suspendiert, bis er erzählt, was passiert ist, und die Polizei sucht nach Beweisen, damit sie ihn anklagen kann, ohne dass der Junge im Krankenhaus Anzeige erstattet." Simone warf ungläubig die Hände in die Luft. "Ich kann nicht glauben, dass ich so etwas sage, es ist so unwirklich!" Sie senkte die Stimme, blickte zur Tür, als erwarte sie, dass Sean und Lucy auf der anderen Seite lauschten, und sagte: "Ich habe Mum und Dad gebeten, nach Hause zu kommen, aber sie haben gesagt, dass sie in der Stadt gebraucht werden, aber wenn noch etwas passiert, soll ich es ihnen sagen und sie werden versuchen, wegzukommen."

"Wie großmütig von ihnen.", sagte ich sarkastisch, bevor ich mich zurückhalten konnte. "Tut mir leid." Ich machte ein entschuldigendes Gesicht, aber Simone sah mich nicht mehr an. Sie neigte den Kopf zur Seite, als würde sie etwas hören, dann sprang sie auf, ging zum Fenster und sah mich verwundert an.

"Was machen Matt und Jack hier?", fragte sie.

"Hm?" Ich trat zu ihr ans Fenster und sah, dass Jacks Wagen vor dem Haus der Coogans vorfuhr. Im Fahrerhaus saßen ein sehr grimmiger Jack und Matt und zwischen ihnen ein blutverschmierter und zerzauster...

"Alex!" Simone entfernte sich vom Fenster und stürmte aus ihrem Zimmer. Ich folgte ihr eilig.

Als ich unten an der Treppe ankam, sah ich Simone durch das Wohnzimmer rennen, ohne auch nur einen Blick auf Sean und Lucy zu werfen, die auf der Couch saßen und fernsahen.

"Was ist denn los?", fragte Sean alarmiert, und ich zwang mich, stehenzubleiben und die beiden beruhigend anzulächeln.

"Ach, nichts Schlimmes.", log ich. "Bleibt einfach einen Moment hier drin, okay, ihr zwei?" Ich schaute speziell Sean an und vertraute darauf, dass sein großer Bruder Instinkt einsetzen würde und er zumindest drinnen bleiben würde, um auf Lucy aufzupassen.

Ich hatte recht, er blickte sehnsüchtig zur Haustür, die Simone in ihrer verrückten Eile, zu Alex zu gelangen und nachzusehen, ob es ihm gut ging, offen gelassen hatte, und dann wieder zu Lucy, die mit großen Augen zwischen uns hin und her schaute. "Ja, gut, dann bleiben wir hier.", grunzte er und ich lächelte ihn dankbar an, bevor ich Simone nach draußen folgte.

Ich schloss die Haustür hinter mir, damit die Kinder nicht mitbekamen, was vor sich ging, und eilte über den Kiesparkplatz zu Matt, Jack und Simone, die sich um den angeschlagenen Alex versammelt hatten.

"Es ist alles in Ordnung, Simone.", hörte ich Jack beruhigend sagen, als ich mich zu ihnen gesellte, "Ich weiß, es sieht schlimm aus, aber es ist nur eine aufgeplatzte Lippe und ein paar Prellungen, nichts ist gebrochen."

"Was ist passiert?", keuchte ich. "Alex, was ist los?"

Er murmelte etwas durch seine aufgeplatzte und blutende Lippe, das ich nicht ganz verstand, aber ich würde wetten, dass es etwas in der Art von "Lass mich in Ruhe" war. Da ich aus dieser Quelle offensichtlich keine Informationen herausbekommen würde, schaute ich stattdessen Matt und Jack an, um eine Erklärung zu erhalten.

"Wir sind in die Stadt gefahren, um Öl für den Traktor zu holen, und auf dem Rückweg haben wir Alex gesehen, der die Straße entlang lief und versuchte, zu trampen.", sagte Matt mit ernster Miene.

"Ich habe nicht versucht zu trampen.", knurrte Alex und hielt inne, um etwas Blut aus seinem Mund zu spucken, bevor er fortfuhr: "Ich bin getrampt. Ich hatte gerade eine Mitfahrgelegenheit angehalten, als ihr zwei Schwachköpfe aufgetaucht seid und den Typen verscheucht habt."

"Das ist jetzt egal, ich will wissen, wer dich verprügelt hat." Simone streckte ihre Hand zaghaft nach Alex Gesicht aus, und er zuckte zusammen, als sie sanft die Schwellung um seinen Mund herum berührte.

"Niemand, das spielt keine Rolle.", murmelte er und sah aus, als wolle er davonlaufen. Simone nahm ihm die Gelegenheit, indem sie ihn am Arm festhielt und flehend zu ihm aufblickte.

"Nun, es war eindeutig jemand und es ist wichtig. Bitte sag es mir."

Aber er blickte entschlossen von ihr weg und hielt seinen verletzten Mund fest verschlossen.

Ein Gedanke drängte sich in meinen Kopf und ich räusperte mich, bevor ich leise fragte:

"Die Familie des Jungen, der, ähm, die Feuerleiter hinuntergefallen ist, wohnt hier in der Nähe, oder?"

Ich wusste, dass ich richtig lag, als Alex mich ruckartig ansah und seine Augen vor Schreck weit aufgerissen waren. Auch Matt und Jack sahen mich überrascht an, aber ich deutete ihnen an, dass ich es später erklären würde.

"Du hast es ihr gesagt?", fragte Alex Simone wütend, aber sie zuckte nicht vor seiner Wut zurück, sondern sah ihn streng an.

"Natürlich habe ich das.", sagte sie ihm entschlossen, "Und ich nehme an, Talia hatte recht. Du bist der Familie dieses Kerls begegnet und sie haben dir das angetan?" Sie deutete auf sein geschwollenes und blutiges Gesicht.

"Es war nur ein Schlag auf den Mund.", seufzte Alex und versuchte erfolglos, lässig zu klingen. "Mach keine große Sache draus."

Simone sah aus, als wäre sie nicht weit davon entfernt, ihm selbst einen Schlag auf den Mund zu verpassen, aber sie atmete tief und beruhigend ein und ließ ihn langsam wieder aus. "Ich denke schon, dass es eine große Sache ist, also werden wir folgendes tun. Zuerst gehen wir rein und machen dich ein bisschen sauber, dann holen wir Sean und Lucy und fahren zu den Davenports."

"Warum?", verlangte Alex, "Warum können wir nicht einfach hier bleiben?"

"Ach, jetzt willst du hier bleiben, ja?", schnauzte sie. "Ich hatte den Eindruck, dass du von hier weg willst, denn sobald ich dich aus den Augen gelassen habe, hast du versucht, dir eine Mitfahrgelegenheit bei Fremden zu ergaunern. Geh einfach ins Haus, Alex." Den letzten Satz brachte sie mit solcher Autorität heraus, dass Alex mit nur minimalem Murren gehorchte.

Als sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte, sackten Simones Schultern in sich zusammen und ihre Augen füllten sich mit Tränen. "Danke, Jungs.", sagte sie zu Jack und Matt. "Gott weiß, wo er hingegangen wäre, wenn ihr ihn nicht gesehen hättet...", sie verstummte, als könne sie den Gedanken nicht zu Ende führen.

"Aber wir haben ihn gesehen, also mach dir keine Gedanken über Wenn und Aber.", sagte Jack gütig und gab ihr einen kurzen Klaps auf die Schulter. "Willst du, dass wir jetzt verschwinden, damit du ein paar Dinge nur mit deiner Familie klären kannst?"

Sie sah ihn dankbar an und blinzelte ihre Tränen zurück. "Ja, danke."

"Was hast du vor?" Ich konnte mir die Frage nicht verkneifen.

"Oh", lächelte Simone schwach. "Ich denke, das ist ziemlich offensichtlich, oder? Ich muss Alex zu Mum und Dad bringen, sie müssen verstehen, wie ernst es ist, was hier passiert. Meinst du, es wäre in Ordnung für deine Eltern, wenn ich Sean und Lucy eine Weile bei ihnen lasse?"

"Natürlich wäre es das.", erwiderte Matt, bevor ich Zeit hatte, zu antworten, "Ich schätze, sie werden sogar noch einen draufsetzen. Ich kann mir nämlich nicht vorstellen, dass Dad zulässt, dass du Alex allein hinaufbringst, also rechne damit, dass Dad dich begleitet."

"Und ich werde auch mitkommen.", sagte ich schnell. "Ich werde zwar nicht besonders nützlich sein, aber moralische Unterstützung ist immer gut."

Simone nickte. "Danke Leute, wir sehen uns gleich." Sie richtete sich wieder auf und begann, in Richtung Haus zu gehen.

"Hey Simone!", rief Jack plötzlich, und als sie sich umdrehte, warf er ihr die Autoschlüssel hinüber. "Es ist vielleicht besser, wenn du Alex in einem fahrenden Auto anschnallst, wenn du dich auf den Weg zu den Davenports machst.", erklärte er. "Wir werden zu Fuß gehen",

Wir drei drehten uns um und begannen, die Einfahrt hinunterzugehen. Sobald wir auf der Straße waren, drehten sich Jack und Matt zu mir um und wollten wissen, was los war. Mit einem Seufzer erklärte ich ihnen, in welchen Schwierigkeiten Alex steckte, und als ich fertig war, sahen sie beide gleichermaßen wütend und besorgt aus.

"Aber sie haben keine Beweise, dass er etwas getan hat.", protestierte Matt. "Gott, diese Stadt. Nur das geringste bisschen passiert und jeder beschuldigt Alex."

Jack und ich nickten zustimmend und wir gingen weiter, jeder von uns tief in Gedanken versunken. Kurz bevor wir in unsere Einfahrt einbogen, kam mir plötzlich etwas anderes in den Sinn, und ich blieb stehen und sah die beiden Jungs an.

"Hey, denkt ihr, ich bin voreingenommen?", fragte ich, und mein Herz sank, als ich sah, wie die beiden Blicke austauschten.

"Also...", begann Jack vorsichtig, aber Matt unterbrach ihn.

"Sieh es doch mal so", sagte er hastig. "Glaubst du, es ist ein Zufall, dass der Abschluss, den du machst, dazu führen kann, dass du 'Richter' wirst? Denk doch mal nach."

Und damit eilten die beiden unsere Einfahrt hoch.




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