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Skye
Als Jade mich noch einmal kurz gekrault und sich dann von uns verabschiedet hat, machen auch Luna und ich uns auf den Heimweg. Auch von Luigi bekomme ich zum Abschied eine ausgiebige Streicheleinheit, nachdem er meine Sardine abgeräumt hat.
»Trägst du mich?«, frage ich Luna und bedenke sie mit meinem süßesten, niedlichsten, unwiderstehlichsten Katzenblick.
Aber sie kennt mich inzwischen gut genug, um bei dieser Bitte den Blick von mir abzuwenden.
»Du kannst selbst laufen«, sagt sie streng. Dabei ist nicht sie diejenige, die barfuß über den nassen Asphalt laufen muss. Meine armen, zarten Pfötchen.
Gemeinsam spazieren wir durch die Straßen der Stadt, Luna ist tief in Gedanken versunken und scheint es nicht eilig zu haben.
»Was hältst du von dieser ganzen Sache?«, fragt sie mich schließlich.
»Dylans Freundin?«, hake ich nach. »Schwer zu sagen, ich kenne sie ja überhaupt nicht. Aber ich glaube nicht, dass so viel Drama angebracht ist. Du und Jade solltet euch nicht einmischen. Wahre Liebe findet sich stets von selbst und Punkt.«
»Hmm«, macht Luna wenig überzeugt, »glaubst du denn an die wahre Liebe?«
Keine Ahnung, was die Frage soll, immerhin ist sie doch diejenige, die unter meinem ganzen Fangirling und dem Shippen von Pärchen in Büchern und Serien am meisten leiden muss.
»Du denn etwa nicht?«, frage ich also verwundert, woraufhin meine Schwester mit den Schultern zuckt.
»Ich bin mir nicht sicher.«
»Luna, du bist eine Elfe«, stelle ich fest. »Als Fee hast du vielleicht einen Sonderstatus, trotzdem gehörst du immer noch dieser Art an. Das allerwichtigste Kriterium dabei ist die wahre Liebe! Du wirst eines Tages deinen Erwählten finden. Wenn du nicht an die wahre Liebe glaubst, weiß ich auch nicht, wer es sonst tun sollte.«
Sie schweigt einen Moment, bevor sie unvermittelt fragt: »Denkst du eigentlich noch manchmal an Declan?«
Ich bin ziemlich stolz auf mich, dass sich mein Herz bei dieser Frage nicht völlig durchgekaut anfühlt, sondern nur, als würde eine Kralle hindurchfahren. Noch immer erinnere ich mich ungern an den Kater, der wie ich als Elf starb und dessen Seele in die Welt zurückgeholt wurde. Als wir uns kennenlernten, dachte ich, er wäre die Antwort auf meine Gebete: Ich würde nicht zu einem Leben in Einsamkeit verurteilt, sondern der wahren Liebe doch noch in Gestalt eines schwarzen Katers näher kommen.
Tja, ist nicht besonders gut ausgegangen.
»Manchmal«, antworte ich Luna wahrheitsgemäß, »aber im Großen und Ganzen habe ich damit abgeschlossen.«
So gut man eben damit abschließt, die einzige Chance auf Liebe dahingehen zu sehen.
Aber Luna scheint erleichtert.
»Schön. Er war nicht gut für dich.«
Doch er hätte es sein können ...
Langsam reicht mir dieses trübsinnige Gerede über meinen Quasi-Ex. Zeit, selbst zum Angriff überzugehen.
»Und, denkst du viel an Soleil?«
Lunas Schritte stocken für einen Moment, bevor sie anfängt zu lachen. »Soleil?«
»Er ist immer noch verrückt nach dir.«
Sie winkt kopfschüttelnd ab.
»Ich habe dir doch gesagt, dass das nie etwas wird«, meint sie. »Er wird darüber hinwegkommen. Er hat hunderte Sommerelfen, die ihm gerne an meiner Stelle das Bett wärmen, und ein gigantisches Ego, das ihn darüber hinwegtrösten wird.«
»Bei unserem letzten Gespräch hast du dich irgendwie überzeugter angehört«, ziehe ich sie auf und sie blickt mich geschockt an.
»Als ob«, behauptet sie. »Ich meine, klar, seit ich ihn etwas besser kenne, habe ich gemerkt, dass er ganz in Ordnung sein kann. Aber Soleil ist absolut nichts für mich, das weiß er sicher selbst. Wir sind wie von zwei unterschiedlichen Planeten.«
»Venus und Mars haben sich auch ineinander verliebt«, widerspreche ich.
Luna grinst. »Du hast da etwas falsch verstanden. Venus und Mars, die Götter, waren verliebt und hatten eine Affäre, aber verheiratet war Venus mit Hephaistos. Außerdem reden wir hier von den Beziehungen der Götter, nicht von Planeten.«
Mist.
»Aber ... in Avatar kommen Jake Sully und Neytiri auch zusammen«, merke ich an.
Luna schüttelt nur, weiterhin grinsend, den Kopf.
»Du bist süß«, sagt sie, »aber wieso willst du mich plötzlich mit dem Sommerkönig verkuppeln? Ich dachte, du wärst auf meiner Seite!«
»Ich werde immer auf deiner Seite sein«, beschwichtige ich sie, »aber du musst zugeben, dass Soleil ziemlich gut aussehend ist. Und im wahrsten Sinne des Wortes heiß – also seine Körpertemperatur, meine ich.«
Luna schnaubt.
»Aber ...«, setzt sie an. In diesem Moment vibriert ihr Handy.
»Lass mich raten: Neue Katastrophenmeldung – Dylans Freundin trägt Gucci, nicht Prada«, murmle ich, während Luna ihr Handy herauszieht. Ihre Stirn runzelt sich verwirrt, als sie die Nachricht liest.
»Es ist der Sommerkönig«, erzählt sie. »Er will wissen, ob ich zum Herbstball gehe. Und ob ich seine Begleitung sein möchte ...«
Hach, ich persönlich finde Soleil ja schon ziemlich süß. Ich verstehe irgendwo Lunas Ablehnung – Soleil ist schon etwas sehr von sich selbst überzeugt, aber immerhin ist er der Sommerkönig. Da kann man wohl kaum normal sein, oder?
»Und, willst du?«, hake ich nach, als Luna anfängt zu tippen.
»Ich weiß nicht«, meint sie. »Es wäre unhöflich abzulehnen, da ich ja auf jeden Fall hingehen möchte, aber ich will nicht, dass Soleil etwas in eine Zusage hineininterpretiert.«
Was würde eine weise Katze in dieser Situation sagen?
»Sag ihm einfach, dass ihr als Freunde hingehen könnt«, schlage ich vor und frage mich, wie der Sommerkönig das aufnehmen wird.
Aber Luna nickt nur und tippt ihre Antwort.
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