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,,Krieg' ich keine Umarmung von dir?", lachte er und kam zwei Schritte auf mich zu, breitete die Arme aus, in die ich mich breitwillig hineinfallen lies.
,,Was machst du hier? W-wie? Hast du nicht so viel zu tun, nachdem das neue Album raus gekommen ist?"
,,Ich hab mir gedacht, ich besuche meine Familie", nuschelte Jimin in meine Haare und ich seufzte leise, atmete tief ein. Auch mit seinen blond gefärbten Haaren, seinen vielen Ringen an den Fingern und dem Bisschen Make-Up, war es sofort wie früher.
,,Wie lange bleibst du?", fragte ich neugierig und löste mich etwas von ihm, schaute zu ihm auf.
,,Das Management hat uns allen drei Wochen Urlaub zugesichert, nach dem engen Zeitplan mit den vielen Photoshoots und den Konzerten. In zwei Wochen müssen Hobi und ich wieder zurück nach Seoul, wir haben die erste Woche der freien Zeit bei seiner Familie verbracht."
Ich nickte und stutzte zeitgleich, schüttelte den Kopf. Es gab hunderte Menschen mit dem Namen Hobi - oder?
,,Wo ist Jihyun eigentlich?", fragte Jimin mich dann, riss mich aus meinen Gedanken.
,,Er lebt seinen Traum; er ist in Japan. Zu Weihnachten sollte er wieder zurück nach Korea kommen."
,,Also werde ich ihn wohl nicht mehr sehen", seufzte Jimin trübselig und ich bekam ein schlechtes Gewissen, ihm die Schuld für den mickrigen Kontakt gegeben zu haben. Es ist sein Job, da leidet die Familie nunmal ein wenig.
,,Übermorgen wollten wir skypen, dann setzt du dich einfach zu mir. Ist zwar nicht wirklich treffen, aber-"
,,Nein. Das ist mehr als ich erwartet hätte. Dankeschön", grinste er und küsste meine Stirn, wandte sich dann an unsere Mutter.
,,Wann gibt es essen?", zusammen verschwanden die zwei in der Küche und ich schlang wohlig die Arme um meinen Oberkörper. Ich hatte meinen großen Bruder verdammt lieb. Egal was kam, das würde immer so sein.
,,Hey Jae"; begrüßte mich mein Vater, der die Treppen herunter kam und mich mit einem Kuss auf die Wange begrüßte, seine Ärmel hochkrempelte.
,,Wurdest du eigentlich befördert?", fragte ich und zog schmunzelnd eine Augenbraue nach oben, als er lieb lächelte und den Kopf schüttelte.
,,Deine Mutter musste zu einer kleinen Notlüge greifen, damit sie dir nicht die Überraschung verderben konnte, Jimin bestand darauf."
,,Verstehe", lachte ich leise und lies mich auf die weiche Couch fallen.
,,Ich helfe denen in der Küche, wenn du ein Auge auf Jimins Freund werfen könntest? Er ist in meinem Arbeitszimmer", meinte dann mein Vater und verdrückte sich ebenfalls in die gut riechende Stube, in der wahre Wunder verbracht wurden.
Ich genoss noch ein paar Sekunden auf dem Himmel für meine Arschbacken, ehe ich mich erhob und den hell gestalteten Flur entlangschlurfte, an der angelehnten Tür des Büros von meinem Vater halt machte. Als wir noch klein waren, durften wir nicht hier rein, aus Angst wir machen was kaputt oder bringen wichtige Dokumente durcheinander. Doch uns interessierte nur eine einzige Sache; der steinalte Flügel der im hinteren Bereich des Zimmer stand und mit der Zeit unter dicken Staubschichten verschwand.
Leise drückte ich die Tür auf, Jimins Freund war ein relativ großer Junge mit dunklem Haar. Er stand mit dem Rücken zu mir und lies seine Finger ganz vorsichtig über die Regale gleiten, die mit Märchenbüchern, Arbeitsordnern und eingerahmten Bildern von Jimin, Jihyun und mir voll gestellt waren.
Gerade als ich mich bemerkbar machen wollte, fiel der Blick des jungen Mannes auf den abgedeckten Flügel. Ich musterte ihn aufmerksam, wie er die Sitzbank etwas hervor zog und sich darauf nieder lies, die Hülle zurück schob und den Kasten der Tasten öffnete. Es schien eine Ewigkeit zu vergehen, in der er seine Finger über den Tasten schweben lies, unfähig auch nur einen Ton zu spielen.
,,Kannst du Klavier spielen?"
Meine plötzliche Frage schien ihn erschreckt zu haben, denn erschrie auf und schlug mit seinen Händen gegen die aufgeklappte Abdeckung, die ihm auf die Finger fiel und ihn erneut aufzischen lies.
,,Tut mir leid, ich wollte dich nicht erschrecken", lachte ich und hob die Abdeckung wieder an, sah dem Jungen ins Gesicht und hob eine Augenbraue.
,,Ach was, ich bin einfach ziemlich leicht zu-", seine dunklen Augen weiteten sich: ,,Jae?"
Vor mir saß der Hobi vom gestrigen Abend. Seine Haare hingen ihm fluffig in die Stirn, er rieb sich seine Finger und sah noch immer genauso perfekt aus wie vor wenigen Stunden, wenn auch ein wenig müder.
,,H-hobi? Du bist?-", ich legte meinen Kopf schräg: ,,Du bist auch ein Mitglied von BTS? Wie Jimin?"
Er nickte und lachte dann: ,,Und du bist Jae - Jimins Schwester Jaehee."
,,Jepp. Du kannst mich trotzdem weiterhin Jae nennen."
,,Mein eigentlicher Name ist Jung Hoseok, Hobi nennen mich meine Freunde."
,,Ich hätte nicht gedacht, dass es so schnell zu einem Wiedersehen kommen würde. Aber irgendwie freut es mich", lachte ich ehrlich und setzte mich neben ihn auf die kleine Bank. Da er wieder so offen und lieb grinste, hoben sich meine Mundwinkel ebenfalls ganz von selbst.
,,Ich auch nicht, aber es hätte nicht allzu lange auf sich warten lassen. Denn das hier-", er zog seinen Ärmel hoch und entblößte die Telefonnummer mit dem kleinen Genital am Ende: ,,Wird mich auch die nächsten Tage daran erinnern, wen ich um eine Revanche zu bitten habe."
,,Ach, du hoffst noch immer auf einen Sieg?"
,,Ich male mir schon aus, welche Krone ich ab jenem Abend tragen sollte."
,,Du planst schon so weit?", lachte ich amüsiert: ,,Die Sache hat einen Haken; meine überaus starke Alkoholverträglichkeit."
,,Die überwinde ich schon noch", grinste Hobi und stieß mich mit seiner Schulter an.
,,Schlussendlich kann mein männliches Ego doch nicht gegen eine Frau verlieren."
,,Ach mach dir keinen Kopf, mit ein wenig Alkohol werden wir den essenziellen Part wieder zusammenkratzen und aufbauen können."
,,Wenn das so ist hört sich auch das Verlieren gar nicht so verkehrt an", lächelte mich Hobi lieb an und ich erwiderte dieses. Er war eine von den Personen, in dessen Gegenwart man sich einfach wohl fühlte. Ich könnte mich auf dem Boden wälzen, in alphabetischer Reihenfolge mein Schimpfwortarsenal vorführen und würde mich rundum wohl fühlen, kein Bisschen beschämt.
,,Scheinbar habt ihr zwei euch bereits miteinander vertraut gemacht", lachte plötzlich Jimin und ich schaute zur Tür, sah meinen Bruder im Türrahmen lehnen.
,,Kann man so sagen", grinste Hobi und ich schmunzelte, warf ihm einen argwöhnischen Seitenblick zu.
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