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Drei Monate. Drei Monate hatte ich mit Hoseok gehabt. Und diese drei Monate waren wirklich wunderschön gewesen. Ich habe das Privileg genossen, eine der interessantesten und wertvollsten Personen dieser großen weiten Welt kennen lernen zu dürfen.
Und nun sind es ganze drei Monate her, dass ich sein Lächeln hab sehen dürfen.
Seit drei Monaten lag der Engel im künstlichen Koma.
Die Operation hat ihm zwar das Leben gerettet, aber den Rest musste er selbst machen. Da seine Organe sich regenerieren mussten und sein Körper Zeit brauchte, um wieder zu sich zu kommen, versetzte man ihn in einen tiefen Schlaf. Die Frage ob er aufwacht, bleibt noch immer. Die Wahrscheinlichkeit, dass er es auch wirklich tut wurde von einem gar nicht mal so ungläubigem Szenario zu einer winzigen, letzten Hoffnung, die sich in meinem Kopf festgesetzt hatte.
Wir haben nun März. Der Vierte, um genau zu sein. Ich hab heute Geburtstag. Doch statt mich mit meinen Freunden und Familie darüber zu beschweren, wie bescheiden alles mit der Zeit wurde, hab ich mir das Auto geschnappt und bin mit Yoona und Areum an den Strand gefahren. Nachdem wir ein paar Fotos gemacht haben, habe ich um etwas Zeit für mich gebeten und die haben die Zwei mir ohne Widerwort gegeben.
Deshalb saß ich nun auf einer der vielen Dünen und schaute auf das Meer hinaus. Neben meinen Erinnerungen aus meiner Kindheit, wie wir hier durchgelaufen sind existierte nun auch eine weitere: Die Erinnerung von einem ausgelassen lachenden Engel, der über seine eigenen Füße stolperte und mit der Nase voran im Sand landete. Wenn ich die Augen schloss hallte noch sein Lachen leise wieder, gefolgt von dem dominierenden Rauschen der Wellen.
Ich atmete tief durch und leckte mir über die Lippen. Ich vermisste ihn so sehr. So unfassbar stark, dass ich alles dafür tun würde, ihn wieder in die Arme schließen zu können. In meiner Hand spielte ich mit einem kleinen grünen Chip. Ich war die letzten drei Monate übrigens clean.
Nachdem wir das Krankenhaus verlassen haben war ich ja immernoch mal wieder arbeitslos. Jmin ist mit mir und Yoona nach Hause gefahren und war die ganze Zeit bei mir, als ich es unseren Eltern erklärt und teils auch gebeichtet habe. Doch heute kann ich mit stolz sagen, ein ansehbares Leben zu führen. Ich hab mit Unterstüzung von Areum und Yoona eine eigene kleine Collection zu Stande gebracht. Areum hat gekündigt, um mit mir das eigene Unternehmen auf die Beine zu Stellen und Yoona macht die Buchhaltung für uns. Mittlerweile ist der Babybauch der jungen Frau bereits zu erkennen.
Appropos Babybauch. Ich wusste seit heute, dass ich ebenfalls ein Kind erwartete. Ein sehr.. gewöhnungsbedürftiges Geburtstagsgeschenk. Ich könnte mir die Haare ausreißen. Gerade jetzt war ein Kind doch genau das, was niemand gebrauchen konnte, oder? Dennoch war ich heute morgen überglücklich gewesen, als ich auf das Testergebniss geschaut habe, nachdem meine Periode zweimal ausgeblieben ist. Bisher habe ich es noch niemandem gesagt. Die erste Person, die Meiner Meinung davon erfahren sollte, war der Vater des Kindes.
Ich zog meine Knie näher und seufzte leise, legte mein Kinn auf diesen ab und atmte nochmal tief durch, während meine Augen wässrig wurden. Wie soll ich das alles nur ohne ihn schaffen?
BTS ist ebenfalls wieder im Rennen. Sie machen weiter, mit dem Wunsch, sobald Hoseok wieder aufwacht, ihn ebenfalls wieder dazu zu holen. Denn egal wie man es drehte, ohne Mr. Sunshine fehlte etwas essentielles. In den Songs fehlte eine siebte Stimme, um alles abzurunden, die Gruppenbilder wirkten immer etwas trauriger, obwohl die Jungs sich größte Mühen gaben, ihre Ängste nicht auch noch bei der Arbeit hinaus zu lassen.
Und die Maschinen sollen abgestellt werden. Morgen. Und ich weiß nicht, ob ich bereit bin ihn gehen zu lassen. Ich hasse mich selbst dafür, wenn ich so denke, da ich dann ja akzeptieren würde, dass der Kampf zu Ende sei, andererseits... was wäre, wenn er Schmerzen hat? Wenn er litt?
Die Jungs haben mich gebeten dabei zu sein und mit ihnen den kommenden Tag durchzustehen, da ich dem Engel ja nochmal in einer anderen Weise nahe stand. Doch ich frage mich, ob ich nicht bereits zusammenbrechen werde, wenn ich sein ausdrucksloses Gesicht sehen werde. Mir würde wieder vor Augen geführt, was unausweichlich war. Aber ich wehrte mich dagegen. Ich wollt nicht.
,,Die letzten Monate scheinen echt kacke gelaufen zu sein, hm?", meinte plötzlich eine vertraute Stimme neben mir und ich weitete die Augen und sah zur Seite.
,,Da dachte ich mir, ich komme zum Geburtstag meiner großen Schwester wieder nach Hause und gebe ihr wieder eine meiner ganz speziellen Umarmungen. Du weißt schon, zum Trost und so"; grinste mich Jihyun an und ich sprang mit einem kleinen Schrei auf meinen kleinen Bruder.
,,D-du warst doch in Japan?!"
,,Bis heute morgen noch, da hast du Recht. Aber wie gesagt. Du hast Geburtstag, da durfte ich doch nicht fehlen."
,,Oh Gott, ich bin so froh"; wimmerte ich und umarmte ihn noch viel fester, während er mir leise lachen über das Haar strich und die Wärme der Umarmung breitwillig erwiederte.
,,Wie geht es dir?", fragte er fürsorglich, nachdem wir uns voneinander gelöst hatten.
,,Den Umständen entsprchend", seufzte ich leise und zwang mich zu einem gequälten Lächeln, währen Jihyun seufzte und mich wieder in eine Umarmung zog.
,,Meine arme kleine Jaehee", murmelte er in mein Haar und ich schloss die Augen und lies mich tiefer in seine Brust sinken, atmete tief durch. Er roch gut, doch Hoseoks Duft gefiel mir noch immer am Besten. Ich würde mich nie wieder bei jemand Anderem so sicher fühlen können, wie bei diesem Engel.
,,Es wird alles wieder gut Schwesterchen. Glaub mir. Der liebe Gott weiß genau, was wer verdient hat."
Ich nickte langsam und umarmte ihn noch fester. Wenn das wahr war, dann hoffte ich wirklich inständig, der liebe Gott war der Meinung, ich habe ein Happy End verdient.
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