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Dein Leben in Bestform

„SNOW Inc.? Nie gehört." Skeptisch hob ich die Augenbrauen und scrollte durch die Website die Mary aufgerufen hatte. Es war Freitagmittag. Meine Nerven lagen blank.

„Es ist ein neues Start-Up. Hier", erläuterte sie und rief am Laptop-Bildschirm die „Wer wir sind"-Seite mit dem Unternehmensprofil auf. Ich überflog sie, bis mein Blick an dem Portrait der CEO hängenblieb. Hulda Befana sah aus, als wäre sie dem Cover der Vogue entsprungen. Perfekt gestyltes platinblondes Haar umrahmte in Marilyn Monroe-Locken das elfenbeinfarbene Gesicht mit den hohen Wangenknochen. Eisblaue Augen blickten herausfordernd in die Kamera und ein kirschrot geschminkter Mund schenkte dem Betrachter ein rätselhaftes Mona Lisa-Lächeln. Der schwarze Nadelstreifenanzug zeigte noch ein Stück vom breiten Revers, bevor das Bild abgeschnitten wurde. Ich sah vor meinem inneren Auge jedoch die teure Seidenbluse und die lange Anzughose mit akkurater Bügelfalte über sündhaft teuren Pumps mit Pfennigabsatz.

„Die sieht aus, als könnte sie dir mit bloßen Händen das Herz aus der Brust reißen und es als Carpaccio aufgeschnitten verspeisen", hauchte ich mit tiefster Bewunderung. Mary lachte ihr glockenhellstes Lachen.

„Danke, das Bild werde ich nicht mehr los, wenn ich heute zum Bewerbungsgespräch gehe." Sie grinste breit.

„Was genau macht denn SNOW Inc.?", ich hatte irgendwas mit KI und Optimierung gelesen, aber so richtig verstanden hatte ich es nicht.

„Die sind gerade dabei eine App zu entwickeln. Crisp ist ein ganz neuer Personal Assistant", erklärte sie begeistert. Wenn Mary mit diesem Spirit in das Gespräch ging, hätte sie die Traineeposition auf jeden Fall sicher. „Die künstliche Intelligenz hilft dir deinen Alltag zu organisieren, verwaltet deine Termine und so weiter-"

„Also ein Kalender?", fiel ich ihr ins Wort. Bei „organisieren" war ich mental schon ausgestiegen. Dieses Kind war bei mir schon lange in den Brunnen gefallen.

„Nein, Crisp ist mehr. Kalender, Journal, Habit Tracker, es ist alles vereint. Und durch die KI super unkompliziert. Du setzt dir Ziele und Crisp bereitet dir den Weg vor, um sie zu erreichen." Marys Augen leuchteten. Sie war Feuer und Flamme.

„Crisp – Dein Leben in Bestform", las ich den Werbeslogan der weiß und eisblau gehaltenen KI-Wasauchimmer-App vor. Hauptsache Mary würde eine Trainee-Position in dieser fancy Start-Up-Klitsche bekommen und nicht von meiner Mutter vor die Tür gesetzt werden. Wenn sie dabei dann auch noch glücklich war, war ich es auch und alles perfekt. Ich drückte meine Stiefschwester fest an mich und genoss für ein paar Augenblicke die tröstende Wärme.

Dann half ich ihr beim Styling. Denn Mary konnte vieles. Aber das nicht.

Plain Jane wie im Bilderbuch. Mauerblümchen-Alarm! Ihre goldenen Löckchen fielen ihr immer kraftlos über die Schulter, Schminke lehnte sie ab und Kleidung war gut, wenn sie praktisch war. Und bloß nicht zu auffällig. Ich seufzte und wühlte mich mit ihr durch unsere beiden Kleiderschränke, bis wir etwas zusammengestellt hatten, was als tauglich für ein Bewerbungsgespräch in einem modernen Tech-Unternehmen durchgehen konnte: Dunkelblaue Skinnyjeans aus ihrem Schrank, schwarze Chiffonbluse aus meinem, ein bisschen oversize stand meiner schlanken Schwester ausgezeichnet, schwarze Chelsea-Boots. Ich kramte noch eine Weile, bis ich hinter meinem Bett den schwarzen Ledergürtel fand und ihn ihr – nach Hinzufügen eines weitere Loches – um die Hüfte schwang. Mit Schaumfestiger und Seasalt-Spray verlieh ich ihrem Goldschopf Schwung und zauberte ihr schließlich noch ein dezentes Make-Up mit schwarzem Lidstrich und hellrosa Lipgloss.

„Ist das nicht ein bisschen viel für eine IT-Firma?", fragte sie mich und zuppelte an der Bluse herum. Ich klapste ihr auf die Finger und schüttelte den Kopf.

„Erstens: Nicht als Frau. Zweitens: Ist man beim Bewerbungsgespräch besser ein bisschen overdressed als underdressed und drittens: Hast du dir diese Hulda Befana angeschaut? Meryl Streep hat angerufen und will ihre ,Der Teufel trägt Prada'-Vibes zurück!" Mit einem breiten Grinsen zog mich Mary in eine weitere Umarmung, griff sich ihre – na gut, meine - schwarze Handtasche, schob ihr Tablet hinein und atmete noch einmal tief durch, bevor sie sich verabschiedete und das Haus verließ.

*

„Auf die Fortsetzung unserer Mitbewohnerschaft!", prostete ich Mary mit meiner Bierflasche zu, als wir im „Wishing Well" auf ihr erfolgreiches Bewerbungsgespräch anstießen. Wir waren schon häufig zusammen in dem Pub gewesen – ich war noch häufiger alleine hier gewesen – aber heute war Mary so ausgelassen wie noch nie zuvor. Als wäre ihr ein bisher unbemerkter Stein vom Herzen gefallen.

„Mein Leben in Bestform!", erwiderte sie zu meinem Prost und ich schmunzelte. „Ich freu mich auch schon so auf die Summit-Woche. Die Leute in dieser Firma sind so nett und interessant. Eine ganze Woche in so einem inspirierenden Umfeld -Das wird der Hammer!" Dass Mary direkt morgen mit auf das große Meeting-Ereignis genommen wurde, war ein glücklicher Zufall. Ich gönnte ihr die Auszeit von Zuhause. Weg vom Alltagstrubel in Crystal Falls eine Woche in einem Ski-Gebiet im Wellness-Hotel arbeiten. Und nach der Arbeit Aprés-Ski. So ließ es sich doch aushalten.

„Und das alles auf Firmenkosten!", lachte ich also und sie stimmte mit ein. Sie hatte mir das Hotel gezeigt, das die Firma für alle Mitarbeiter gebucht hatte. Es war traumhaft. Direkt am Bergsee mit kristallklarem Wasser, verschneite Gipfel drumherum, Saunalandschaft, Ayurveda – der ganze Mist, alles da! Direkt morgen früh würde sie abreisen und nächsten Samstag wiederkommen. So lange waren wir seit der Hochzeit meiner Mutter und ihres Vaters vor 14 Jahren nicht mehr voneinander getrennt gewesen. Ich war zugegebenermaßen ein wenig neidisch. Aber da ich die Schuld daran trug, dass sie vom College geflogen war, gönnte ich es ihr absolut.

„Lass uns tanzen gehen", rief ich ihr schließlich zu und exte den letzten Schluck aus meiner Bierflasche.

Der Rest des Abends verging in einem Rausch aus Alkohol und Freude gepaart mit einer großen Portion Übermut. Wir tranken und lachten und tanzten zu zweit, später stießen noch Freunde aus dem College zu uns und bejubelten Marys skispringerhaften Aufstieg.

„Ich muss überhaupt erstmal dort anfangen!", lachte sie.

„Papperlapapp!", rief Sam und klopfte ihr auf die Schulter. „Wenn du in einer Woche zurückkommst, gehört dir der Laden bestimmt. VP mindestens!" Wir prosteten einander wieder zu und rockten die Tanzfläche.

An irgendeinem Punkt hatte ich heftig mit einem Typen an der Bar geknutscht. Wie es dazu kam und warum es nur beim Knutschen geblieben war, wusste ich später nicht mehr, aber wen interessierten solche Kleinigkeiten schon?

Es war ein gelungener Abend und eine gebührende Feier und ich hatte meine Schuldgefühle erfolgreich verdrängt.

1029 Wörter 

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