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Kapitel 19 - Vergiftet


In der ersten Aprilwoche tauchten überall Flyer und Broschüren für verschiedenste Berufslaufbahnen auf. Sehr viele davon kamen aus dem Ministerium, wie ich bereits vermutet hatte. Auf die warf ich nicht mal einen Blick und übte lieber meinen Feuerzauber damit. Rin rümpfte darüber die Nase, weil sie die Dinger zumindest vorher lesen wollte. 

„Du willst doch nicht ernsthaft im Ministerium arbeiten?", fragte ich milde entsetzt. 

„Warum nicht? Die brauchen anscheinend Leute, die nicht komplett korrupt und hinüber sind", erwiderte sie unbeeindruckt und wedelte mit einem marineblauen Flyer. „Magische Strafverfolgung." 

„Du willst ein Auror werden?", fragte Adalyn zweifelnd. „Das ist ganz schön schwer." 

Rin schüttelte den Kopf. „Eigentlich will ich was bei den Prozessen machen. Leute verteidigen, vielleicht, oder mich hoch genug arbeiten, damit ich Stimmrecht habe. Verhindern, dass sie unschuldige Leute nach Askaban bringen und so." 

Das hörte sich eigentlich ganz sinnvoll an. 

„Was ist mit dir?", fragte Rin an Adalyn gerichtet und schob die Ministeriumsbroschüre in eins ihrer Bücher. 

„Hm. Ich weiß nicht genau. Die Abteilung für magische Spiele und Sportarten wäre vielleicht was für mich." 

„Was?", fragte ich ungläubig, „auch im Ministerium? Freunde, das ist ein absoluter Saftladen!" 

„Wissen wir", meinte Rin schulterzuckend. „Aber achtzig Prozent der Broschüren sind vom Ministerium. Es fühlt sich an, als gäbe es sonst nichts." 

Ich schnappte mir einen dunkelroten Flyer, der die weißen Umrisse einer Hexe zeigte, die in der einen Hand ein aufgeschlagenes Buch hielt und in der anderen einen Zauberstab, aus dem Funken sprühten, die die Farbe wechselten. „Du kannst dich der Arithmantiker Gilde anschließen. Oder du wirst Journalistin. Du kannst bei Gringotts arbeiten, Heilerin werden, Zauberstabmacherin ..." 

„Ich kann auch Sicherheitstrolle ausbilden, wenn ich Lust habe", erwiderte Adalyn, knüllte einen braunen Flyer zusammen und warf ihn mir an den Kopf. „Das Ministerium ist schrecklich, das wissen wir alle. Aber das wird sich nie ändern, wenn wir es nicht besser machen." Sie nahm mir trotzdem den Flyer für die Arithmantiker aus der Hand. „Oh. Die schreiben man kann lernen Gegenflüche zu entwickeln. Oder Heilzauber." 

Rin verdrehte die Augen, aber Adalyn legte sich den Flyer trotzdem auf ihren Stapel mit den anderen, die sie interessant fand. Dann wollte sie mich ins Kreuzverhör nehmen, allerdings intervenierte ich mit einer Frage, die mir schon seit Tagen auf der Seele brannte. 

„Was ist das eigentlich mit dir und Leslie?" 

Adalyn wurde rot. „Ich weiß nicht, was du meinst." 

Rin, die in der Beziehung genauso neugierig war wie ich, schaltete sich ein. „Es sind immer mehr Fotos wieder an deiner Wand aufgetaucht. Also was bedeutet das?" 

„Wir sind Freunde", erwiderte Adalyn abwehrend. 

Rin schüttelte den Kopf und griff nach Adalyns Hand, um ihr und mir den kanariengelben Nagellack zu präsentieren. „Seit deinem Gespräch mit ihr hat das Zeug diese Farbe. Sag mir also nicht, dass du seitdem nicht überglücklich bist." 

„Na gut!" Adalyn zog ihre Hand weg und warf einen zufriedenen Blick auf ihren Launen-Nagellack. „Vielleicht nähern wir uns langsam wieder an. Ich lasse sie nur ein bisschen zappeln. Das hat sie verdient." 

Ich wollte Adalyn gerade sagen, dass sie ein bisschen zu viel Spaß an der Sache hatte, als die magische Wand sich öffnete und Leslie reinkam, laut stöhnte und sich auf ein freies Sofa fallen ließ.

Wir drei anderen warfen uns Blicke zu und versammelten uns dann um Leslie herum, Adalyn auf der einen Armlehne, ich auf der anderen und Rin auf dem Teppich davor. Leslie lag mit dem Kopf in den Kissen da und machte unwillige Geräusche. Adalyn hob kurz die Hand, wie um ihr übers Haar zu streicheln, ließ sie aber unverrichteter Dinge wieder sinken. „Was ist denn los?", fragte sie stattdessen in dieser sanften Stimme, die sie so gut hinbekam. 

Leslie stöhnte wieder und drehte sich um wie ein gestrandeter Fisch. „Ich hab ein Problem." 

„Das dachten wir uns", sagte Rin. Adalyn warf ihr einen bösen Blick zu. 

„Sag schon was los ist. Vielleicht können wir dir helfen", bot ich an, klang dabei aber nicht ganz so geduldig wie Adalyn. 

Leslie antwortete mir trotzdem, indem sie sich aufsetzte und mich ein paar Sekunden lang einfach bloß anstarrte. „Du bist unheimlich", teilte ich ihr mit, setzte mich aber neben sie. 

„Es ist folgendes: Nach der Sache mit dem Heuler, also als ich gecheckt hatte, dass ich Mist gebaut hab, habe ich angefangen meinen Eltern zu schreiben. Ich hab sie gebeten, mir zu erklären was das mit den Muggelstämmigen soll, warum sie schlechter sind als wir und so weiter. Wo diese Ansichten herkommen. Und es war alles sehr einleuchtend, in der Hinsicht, dass ich erkannt habe: Meine Eltern sind komplette Idioten." 

„War uns allen schon vorher klar", kommentierte Rin ungerührt. 

„Das ist noch nicht alles", fuhr Leslie fort. „Ich hab sie gefragt, was sie von Du-weißt-schon-wem und seinen Todessern halten." 

„Oh nein", sagte Adalyn und schlug sich eine Hand vor den Mund. 

„Doch. Sie finden's gut. Sie ... ich weiß nicht, ob sie selber ... aber sie sind auf deren Seite und denken, die werden die magische Welt wieder gut und rein machen oder so was in der Art." 

Eine ganze Weile lang sagte keiner ein Wort. Es war Leslie, die letztendlich weitersprach und sie hörte sich verzweifelt an. „Ich kann da nicht wieder hin. Ich kann unmöglich im Sommer nach Hause." 

Adalyn nickte, war aber wohl zu entgeistert, um etwas zu sagen. Schon bevor die beiden damals offiziell zusammengekommen waren, war Adalyn immer mal wieder zu Besuch bei Leslie gewesen. Hatte ihre Familie erweitert, und die von Leslie mit aufgenommen. Und jetzt zu erfahren, dass Leslies Eltern womöglich Todesser waren, musste sich wie ein Tritt in den Magen anfühlen. 

„Ich versuche noch rauszukriegen, was Anne und April darüber denken. Dann kann ich vielleicht im Sommer zu einer von ihnen und –" 

„Du brauchst nicht zu deinen Schwestern", sagte Adalyn unerwartet und hoch entschlossen. Dabei sah sie Leslie allerdings mit so viel Wärme an wie sie es vor dem Streit immer getan hatte. „Du kannst zu mir. Du bist ... du bist immer willkommen, Les." 

Leslie erwiderte den Blick mit großen Augen. Dann, ohne ein weiteres Wort zu sagen, fielen die beiden sich in die Arme und Adalyn rutschte von der Armlehne auf die Sitzfläche des Sofas und landete halb auf Leslie drauf. 

Rin und ich warfen uns vielsagende Blicke zu und verzogen uns zurück an den Tisch mit unseren Büchern und den Broschüren. Schon merkwürdig, wie manchmal die Welt gleichzeitig aus den Fugen und wieder ins Lot geraten kann. 

***

In der zweiten Aprilwoche fand die Berufsberatung statt. Jeder Schüler im fünften Jahr musste bei seinem Hauslehrer vorbeischauen und wurde von ihm oder ihr beraten, was man so mit seinen Noten und Fächern anstellen konnte. Mein Termin bei Snape war mitten in der Verwandlungsstunde von Professor McGonagall, was einerseits gut war, weil ich Verwandlung hasste, andererseits schlecht, weil ich in Verwandlung mies war und nur noch so wenig Zeit vor den Prüfungen blieb. 

Ich machte mich also auf den Weg in den Kerker zu Snapes Büro. Dieses Jahr war ich öfter hier gewesen, als mir lieb war. Es war ein eigenartiges Büro, und obwohl Snape inzwischen nicht mehr Zaubertränke unterrichtete, waren alle Regale voll mit Flaschen und kleinen Phiolen und Einmachgläsern mit bunten Flüssigkeiten und schleimigen eingelegten Pflanzen oder Tieren. Snape saß hinter seinem Schreibtisch, vor ihm waren einige Pergamente ausgebreitet, die er studierte. Beinahe abwesend deutete er wortlos auf den Stuhl vor dem Schreibtisch und ich setzte mich und wartete. 

„Nun", begann er und schaute auf. „Allison. Was haben Sie sich vorgestellt?" 

Ich holte eine abgegriffene grüne Broschüre aus meinem Umhang und reichte sie ihm. 

„Das Britische Drachen-Habitat-Programm", las er vor und hob eine Augenbraue. 

„Ja, diese Leute haben Lebensräume für heimische Drachen geschaffen. Es geht vor allem darum, sich um sie zu kümmern und Schutzzauber gegen Muggel und Wilderer aufrecht zu erhalten", erklärte ich. Ich könnte jeden Tag draußen sein, Drachen beobachten, ihre Nester beschützen, und wäre weit weg vom Rest dieser Welt. All das Übel da draußen könnte mich dort nicht finden. Ich wäre frei. 

Snape drehte die Broschüre um und überflog die Anforderungen, immer noch mit gehobener Augenbraue. „Sie scheinen mir dafür etwas überqualifiziert zu sein", meinte er geringschätzig. „Die einzige Voraussetzung ist ein Annehmbar in Pflege Magischer Geschöpfe." 

„Und ich erwarte mindestens ein Erwartungen Übertroffen zu bekommen, also hätte ich wohl gute Chancen." 

Snape reichte mir die Broschüre mit gerümpfter Nase zurück. „Und das ist alles, was Sie in Ihrem Leben tun möchten?" 

Beleidigt zuckte ich mit den Schultern. „Warum auch nicht?" 

Snape beugte sich vor. „Sie sind Vertrauensschülerin aus einem Grund." 

„Ich habe nicht darum gebeten", entgegnete ich trotzig. 

„Sie sind ehrgeizig. Sie sind eine natürliche Anführerin. Und Sie haben Talent." Er deutete mit seinem Zauberstab auf ein Pergament mit meinen Noten. „Die Welt braucht Hexen wie Sie. Und sie braucht sie nicht in irgendeinem Drachenhabitat." 

Seine schwarzen Augen waren auf meine gerichtet und ich musste wegsehen. „Es geht wieder um diesen Krieg, oder?", fragte ich eher an die Schreibtischkante gerichtet. „Hören Sie, ich habe nichts dazu beigetragen und es ist unfair, dass von mir deswegen erwartet wird, nicht das zu tun, was ich immer tun wollte." 

Er schnaubte. „Das Leben ist unfair, Miss Hesky. Ich hätte gedacht, gerade Sie wüssten das." 

„Natürlich weiß ich das!", fauchte ich und funkelte ihn an. „Was erwarten Sie von mir? Soll ich Auror werden und dem Ministerium dabei helfen unschuldige Hexen und Zauberer zu verhaften? Soll ich zum Tagespropheten gehen und denen helfen, die Wahrheit zu verschleiern und den Aufstieg des Faschismus zu verleugnen? Wohin soll ich gehen? Die ganze Welt ist vergiftet und man kann nichts mehr dagegen tun!" 

Snape ließ mich ausreden und schwieg eine Weile. Dann zog er einen weißen Flyer unter einem der Pergamente hervor und reichte ihn mir wortlos. Es war eine Broschüre des magischen Krankenhauses St. Mungo, ich brauchte nur auf das Wappen zu schauen: Ein Zauberstab gekreuzt mit einem Knochen. 

„Ich will keine Heilerin werden", sagte ich nur und wollte Snape den Flyer zurückgeben, aber er schüttelte den Kopf und sagte: „Lesen Sie." 

Widerwillig klappte ich die erste Seite auf und noch widerwilliger las ich die Überschrift. Ausbildung zum Meister der Zaubertränke, Schwerpunkt Heiltränke und Gegengifte.
Überrascht blickte ich auf. 

„Interesse?", fragte Snape mit einem Anflug von Triumph in der Stimme. 

„Ja", gab ich zähneknirschend zu. Das hier war einer der Berufe – zusammen mit Auror und Fluchbrecher – die den besten Absolventen vorbehalten waren. Deswegen hatte ich mir diese Sachen bisher auch nicht angeschaut. „Aber – haben Sie die Anforderungen gesehen?" 

„Was ist damit?" 

„Ich brauche ein Ohnegleichen in Zaubertränke, in Kräuterkunde und in Pflege magischer Geschöpfe, in den UTZs. Und ein Erwartungen Übertroffen in Zauberkunst. Und ich brauche mindestens zwei Empfehlungen von Lehrern und muss vorher den Einführungstest bestehen." 

„Und?"

Und?", wiederholte ich verblüfft. „Sir. Glauben Sie, ich schaffe das? Ernsthaft?" 

Snape schob mir ein weiteres Pergament zu. Ich drehte es um und konnte nicht verhindern, dass mein Herz höher schlug. Es war ein Empfehlungsschreiben von Snape. Er erklärte, er habe mich vier Jahre lang in Zaubertränke unterrichtet und ich sei mit Abstand seine beste Schülerin gewesen. Er wies darauf hin, er habe noch nie zuvor eine Empfehlung ausgesprochen und das solle ins Gewicht fallen. Ich war ziemlich sprachlos, aber eine Frage bahnte sich ihren Weg aus meinem Mund. „Wieso schreiben Sie mir das schon jetzt? Ich bräuchte es erst nach den UTZs im siebten Jahr." 

„Nehmen Sie es mit", sagte er nur. 

„Was ist mit der zweiten Empfehlung?", fragte ich. 

„Ich habe bereits mit Professor Slughorn gesprochen. Er ist Ihnen sehr zugetan und wird Ihnen mit Sicherheit ebenfalls eine Empfehlung schreiben." 

Dann hätte ich Empfehlungen von zwei Lehrern, beide Meister der Zaubertränke. Ich hätte Chancen. Falls es das war, was ich wollte. 

„Allison, die Welt wird immer vergiftet sein", sagte Snape leise. „Man sollte annehmen, Ihnen wäre bewusst, dass nur ein Gegengift dagegen helfen kann. Verstecken Sie sich nicht. Lernen Sie, wie Sie die Welt besser machen können." 

Ich nahm die Broschüre und die Empfehlung mit, als ich etwas wackelig das Büro verließ. 

Es dauerte ein paar Minuten, bis ich meine Gefühle sortiert hatte. Irgendwie war da Aufregung mit dabei, Unwillen, Wut und am aller schlimmsten so etwas wie Ehrgeiz. Snape sollte mich beraten und mir nicht einfach sagen, dass ihm meine Zukunftspläne nicht gefielen und er andere Ideen hatte. Egal, ob das gute Ideen waren. Am meisten störte mich einfach, dass er Recht hatte. Meisterin der Zaubertränke im St. Mungo zu sein wäre fantastisch. 

Ich setzte mich auf eine Treppenstufe und überflog erneut die Anforderungen. Bestnoten in Zaubertränke, Pflege magischer Geschöpfe und Kräuterkunde. Ich war gut in Kräuterkunde, hatte mich aber nie richtig dafür angestrengt. Mit Sicherheit könnte ich besser werden. In Pflege magischer Geschöpfe müsste ich mehr Merkmalslisten auswendig lernen – auch das war machbar. Und in Zaubertränke war ich wohl irgendwie begabt, also ... vielleicht könnte ich es wirklich schaffen. Als die Schülerin mit dem einzigen Empfehlungsschreiben, das Snape je ausgestellt hatte, würden sie mich sicher aus bloßer Neugier zu dem Einführungstest einladen. 

Weiter oben im Schloss läuteten die Glocken zum Ende der Stunde. Zumindest hatte ich den Großteil von Verwandlung verpasst. Ich lief die Treppen hinauf zum Klassenzimmer für Zauberkunst und traf da wieder auf die anderen. 

„Was hast du da?", fragte Adalyn und versuchte mir den Flyer wegzunehmen, als ich an ihr vorbei zu meinem Pult ging. „Das ist nicht die olle Drachen Broschüre." 

„Erstens: Die Drachen Broschüre ist nicht oll", sagte ich und setzte mich hin. „Zweitens: Hier, lies es dir durch." 

Adalyn fing den Flyer auf und begann ihn vorzulesen, damit Rin und Leslie mithören konnten. 

„Also St. Mungo, hm?", fragte Rin mit einem wissenden Grinsen. „Wieso hast du uns nichts gesagt?" 

„Hätte ich ja", grummelte ich, „aber es war Snapes Idee. Er fand das mit den Drachen nicht gut." 

„Keiner findet das mit den Drachen gut", meinte Leslie, „und das hat dich bisher auch nicht interessiert." 

„Es ist was anderes, wenn Snape es sagt", erklärte Adalyn. „Allison respektiert ihn." 

„Mehr als uns?" 

„Viel mehr als uns." 

„Ihr seid nicht mehr ganz dicht", murmelte ich und versteckte schnell das Empfehlungsschreiben in meinem Kalender. Das würde sie nur noch mehr bestätigen. „Das heißt nicht, dass ich das wirklich mache", fügte ich mit einem Nicken zur St. Mungo Broschüre hinzu. 

„Klar." Adalyn gab sie mir zurück und ich steckte sie zu dem Empfehlungsschreiben. „Auch wenn du es bestimmt schaffen würdest. Die Anforderungen sind nicht ohne, aber du hast ja eigentlich ganz gute Noten." 

„Danke", sagte ich ironisch. 

Professor Flitwick begann mit dem Unterricht und Leslie verabschiedete sich zehn Minuten später für ihren Termin mit Snape. Wir hatten wegen der Sache mit ihren Eltern noch gar nicht darüber geredet, für welche Laufbahnen sie sich interessierte. Ob Snape ihr ihre Ideen auch einfach ausreden würde? Nicht, dass er das bei mir getan hatte, nein. Aber vielleicht hatte er ein paar Zweifel gesät.

***

Am Abend saßen wir alle mit dem Rest derNicht-Hausmannschaft zusammen und mussten natürlich allen von derKarriereberatung erzählen. Es war nicht überraschend zu erfahren, dass ich dieeinzige war, der Snape reingeredet hatte. Mit den Plänen meiner drei bestenFreundinnen, im Zaubereiministerium zu arbeiten, war er vollends einverstandengewesen. Oder zumindest gleichgültig. Ich dagegen fand das ziemlich blöd. Wiekann man jeden Tag mit ansehen, wie das Ministerium seinen Job nicht macht, wieMuggel getötet und Unschuldige verhaftet werden, wie Todesser auf freiem Fußsind und trotzdem für die arbeiten wollen, die nichts dagegen tun? 

„Weil man etwas dagegen tun will", erwiderte Rin schlicht. 

„Besser, als sich in irgendeinem Wald zu verstecken und alles zu ignorieren",stimmte Leslie ihr zu. 

„Was willst du eigentlich im Ministerium machen?", fragte ich bissig. 

„Ich will ins internationale Büro für magisches Recht", erklärte sie. 

„Dann ändert Leslie die Gesetze, die Rin geändert haben will", meinte Adelinegrinsend. „Kein schlechter Plan, denke ich." 

„Wie auch immer." Adalyn streckte sich und beugte sich über Leslie hinweg zumir herüber. „Bist du schon aufgeregt?" 

„Warum sollte ich?" 

„Ach komm schon, Allison. Morgen ist dein Geburtstag." 

Das wusste ich natürlich. Aber ich machte eigentlich nie viel Aufhebens darumund Adalyn auch nicht. Sie besorgte immer ein richtig passendes Geschenk undsorgte für Kuchen, aber sie tat das als wäre es überhaupt keine Erwähnung wert.Also starrte ich sie abwartend an und sie lächelte breit und fragte dann: „Wasglaubst du, was Ethan dir schenken wird?" 

Es kam mir vor, als machten plötzlich alle um uns herum große Ohren. „Ich denkenicht, dass er weiß, wann mein Geburtstag ist", war die enttäuschende Antwort.Immerhin kannte ich seinen Geburtstag auch nicht. 

Adalyns Grinsen jedoch wurde nur noch breiter. „Ich denke, er weiß es." 

„Du ... du hast es ihm erzählt?" Ich hatte keine Ahnung, dass die beidenüberhaupt mal redeten. Was ging hier vor? 

„Na ja, er hat mich gefragt", meinte Adalyn und hob die Schultern. „Er hatnicht gesagt, ob er dir was schenken will, aber ich wette er tut es." 

„Es ist sicher was total Romantisches", giggelte Leslie und stupste mich in dieSeite. 

„Wie um alles in der Welt kommst du darauf?" 

Rin, Adalyn und Leslie warfen sich vielsagende Blicke zu. 

Ihnen jetzt noch von dem nächtlichen Gespräch im Krankenflügel zu erzählen, kamnicht in Frage, also blieb ich dabei und stellte mich dumm. 

„Also, tick jetzt nicht aus, Allison", begann Leslie ungewohnt behutsam, abermit einem gewissen Funkeln in den Augen, „aber es ist ziemlich offensichtlich,dass er dich mag." 

„Natürlich mag er mich, wir sind Freunde", entgegnete ich. 

„Was Leslie sagen will-" 

„Er steht auf dich." Leslie sagte selber, was sie sagen wollte. 

„Woher willst du das bitte wissen?", fragte ich. „Du warst zwei Monate langnicht mal dabei." 

Leslie plusterte sich auf. „Wie gesagt, es ist offensichtlich. Sein ganzesVerhalten, wie er sich an dich gehängt hat." 

„Seine Eifersuchtsattacke, wegen dem erfundenen Freund", ergänzte Rin. 

„Ich bin mir ziemlich sicher, dass er nur wegen dir überhaupt mit Quidditchangefangen hat", meinte Adalyn. 

Das ging mir jetzt doch zu weit. Wieso machten die sich solche Gedankendarüber? Und seit wann? 

„Ist ja gut", versuchte ich einzulenken, aber es nützte nichts. 

„Und wie er dich ansieht", sagte Leslie trotzdem. 

„Wie sieht er mich denn an?" Ich musste einfach fragen. Es klang angriffslustigund als wäre ich bereit, die Antwort sofort ins Lächerliche zu ziehen, aberinnerlich zitterte ich. 

„Als wärst du ... ich weiß auch nicht. Als wärst du wunderschön." 

„Hey! Allison ist wunderschön!", protestierte Adalyn. 

Leslie stöhnte. „Gut, meinetwegen. Er sieht dich an, als würde er dich gernansehen. Als wärst du Grund genug, überhaupt irgendetwas anzusehen." 

„Was glaubst du, warum Vivienne so eifersüchtig auf dich ist?", fragte Rin, dienicht mitbekommen hatte, dass ich die Situation nicht mehr witzig fand. „Duwarst zu blind um es zu sehen aber sie wusste es von Anfang an." 

„Das reicht", murmelte ich und stand auf. Ich wusste, ich würde das spätererklären müssen, aber für den Moment musste ich erst einmal flüchten. Ehe michjemand aufhalten konnte, war ich schon im Korridor zu den Schlafsälenverschwunden und hatte mich unter meiner Decke verkrochen. Normalerweisedauerte es in solchen Situationen nicht lange, bis entweder Leslie oder Adalyn auftauchten,aber diesmal wurde ich zum Glück in Ruhe gelassen. 

Ich konnte nicht mal erklären, was gerade in meinem Kopf vorging. Ich wusstenur, Ethan war in mich verliebt und ich war die letzte Person, die dasmitbekommen hatte. Und ich fühlte eine ganze Menge Dinge – aber ob ich auch inihn verliebt war konnte ich nicht sagen und ich hatte keine Ahnung, wie ich esherausfinden sollte. 

So ganz auf sich beruhen lassen konnten meine Freundinnen es allerdings dochnicht. Rin kam etwa eine Stunde nach meinem Abgang und ich war dankbar dafür,dass sie es war. Sie romantisierte selten Dinge, war realistischer als Adalyn,und weniger rechthaberisch als Leslie, die meistens sehr verbissen war wenn esum ihre eigene Meinung ging. 

„Hey", sagte Rin und setzte sich auf ihr Bett. Sie nahm ein Buch von ihremNachttisch und schlug es auf, als wollte sie mich nicht durch Blickkontaktverschrecken. 

„Hey, Rin." Ich setzte mich in meinem Bett auf und beobachtete sie. „Tut mirleid, dass ich abgehauen bin, vorhin." 

„Das ist schon okay", erwiderte sie schulterzuckend. „Du wirktest ein bisschen... aufgewühlt. Aber nicht, weil wir dir gesagt haben, dass Ethan auf dich steht.Das wusstest du schon." 

Es war keine Frage. 

„Es war eher ... ich weiß auch nicht." Ich spielte mit einer Ecke meinesKissenbezugs und drehte sie zwischen den Fingern. „Dass ihr es alle wusstet.Ich dachte, es wäre mein Geheimnis, und ... zu hören wie sehr er mich anscheinendmag?" 

Ich schüttelte den Kopf. Ich wusste ja selber nicht, was mit mir los war. 

Rin blickte endlich auf. „Aber ihr seid immerhin Freunde. Das ist cool, ichmeine, ich dachte immer unerwiderte Liebe wäre so was Schmerzhaftes, worüberman schlechte Gedichte schreiben muss." 

„Keine Ahnung. Er meinte, Freunde zu sein ist gut und es macht ihn glücklichmit mir rumzuhängen." 

Rin nickte, als wäre das etwas, das für sie Sinn ergab. Wir schwiegen eineWeile und ich drehte die Worte in meinem Mund herum, wusste nicht, wie ichsagen sollte, was ich sagen wollte. 

„Ich weiß nur nicht, ob ich ihn auch so mag, weißt du? Aber ich fühle mich, alssollte ich das." 

Sie legte den Kopf schief. „Wieso das?" 

„Na ja, weil ... finde mal jemanden, der dich mag und trotzdem zufrieden damitist einfach nur ein Freund für dich zu sein. Ich finde nie wieder jemanden, derso ... so ist." 

Ein Ausdruck trat in Rins Gesicht, den ich nicht so recht deuten konnte. „Wennes das ist, was du denkst, wirst du schon dahinterkommen, Allison. Es kommtschon alles in Ordnung." 

Sie klappte ihr Buch zu und fuhr mit der Fingerspitze den Umriss des Kesselsauf dem Einband nach. Und so langsam wurde mit klar, warum sie hier war. Wirhatten beide Redebedarf. 

„Und ist mit dir auch alles in Ordnung?", fragte ich zaghaft. 

Sie zuckte die Schultern und verzog den Mund. Rin war generell unzufrieden,wenn sie irgendeine Art von Problem hatte, weil es sie von den wichtigen Sachenablenkte. 

„Ich würde meine Gefühle abstellen, wenn ich könnte", sagte sie, was sie insolchen Situationen oft sagte. 

„Kannst du aber nicht", erinnerte ich sie. „Also, wo drückt der Schuh?" 

„Es ist dumm." 

„Ist es nicht." 

„Alle um mich herum verlieben sich in irgendjemanden oder sind schon ewigverliebt und dieses Zeug ist mir noch nie passiert und ich verstehe nichtsdavon und ich befürchte einfach, dass ... ich nie so für jemanden empfinden werdeobwohl ich es will und – es ist frustrierend, weißt du?" 

Es gab viele Dinge, die ich hätte sagen können. Aber ich entschied mich für:„Rin, wir sind im fünften Schuljahr. Du bist sechzehn. Und fast alle Typen inSlytherin sind Idioten. Du hast noch hundert Jahre Zeit." 

Sie stöhnte. „Ich weiß, ich weiß. Aber ich würde gerne – na ja – ein Teenagersein." 

Die Berufsberatung klingelte mir in den Ohren, die Gründe dafür, warum Snapemich nicht in einem Drachenhabitat sehen wollte. Katie Bell, die seit Monatenim Krankenhaus war, Ron Weasley, der vergiftet worden war, möglicherweiseAnschläge auf Dumbledore. Mindestens einmal die Woche berichtete derTagesprophet von Angriffen auf Menschen, verübt von Dementoren und das war nurdas, was sie uns erzählten. Wir wussten nicht einmal, was wirklich vorging. 

„Ich auch", seufzte ich. „Ich auch."

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