Kapitel 12 - Laute Stimmen
Noch am selben Abend entschied ich, dass meine größte Macht in dieser Sache meine Stimme war und dass Schweigen nur Urquhart etwas nützen würde. Also gab ich allen die Anweisung, mit möglichst vielen anderen darüber zu reden. Die Nicht-Hausmannschaft war bunt aus fast allen Jahrgängen zusammengewürfelt und durch sie erreichte die Nachricht in null Komma Nichts das gesamte Haus Slytherin. Bereits am Dienstag beim Frühstück kamen etliche Schüler zu mir um mir Fragen zu stellen und um mir zu sagen, dass sie Angst hatten.
„Dumbledore hat gesagt, er verhindert, dass Urquhart jemandem was tun kann", beschwichtigte ich eine Gruppe Mädchen, die zwei oder drei Jahre jünger waren als ich. Ich glaubte nicht an das, was ich sagte aber ich war einfach nicht gut mit Kindern.
„Wie denn?", fragte ein Mädchen und schaute zu Dumbledores leerem Stuhl am Lehrertisch hinauf.
„Sie sagen er ist der beste Zauberer der Welt", erwiderte ich mit falscher Zuversicht. „Er hat ihn bestimmt verhext."
Urquhart benahm sich allerdings nicht sonderlich anders als sonst auch. Er ignorierte mich und alle in meiner Nähe, was angenehm, aber zu erwarten gewesen war. Möglicherweise hielt er sich fern von mir, soweit unsere Lebensverhältnisse das zuließen, aber auch da verließ ich mich nicht darauf, dass es Dumbledores Verdienst war.
Leslie war gestern noch ziemlich explodiert, als ich von meinem Gespräch mit dem Schulleiter zurückgekommen war, weil er Urquhart nicht mal den Titel als Mannschaftskapitän entzogen hatte. Es überraschte mich nicht mal mehr.
Den ganzen Tag über kamen immer mehr Leute zu mir um mit mir über den Vorfall zu reden. Nachmittags war ich kurz allein in der Toilette in der Nähe der Bibliothek und als ich aus der Kabine kam, wartete schon jemand auf mich.
„Hallo", sagte Vivienne Waters und allein dieses Wort klang aus ihrem Mund bereits niederträchtig.
„Bist du mir aufs Klo gefolgt?", fragte ich höhnisch und drängte mich an ihr vorbei zum Waschbecken.
„Ich bin hier, um dich zu warnen", sagte sie und versperrte die Tür.
Ich schob die Hand in meinen Umhang und griff nach meinem Zauberstab.
„Ich bin Ethans Freundin", fuhr sie fort. „Dir liegt nicht so viel an ihm wie mir. Und ich bitte dich hiermit, ihn endlich in Ruhe zu lassen."
Sie sah tatsächlich verzweifelt aus, aber auch entschlossen. Eine explosive Mischung, nicht nur bei Slytherins.
„Nein", sagte ich trotzdem. „Lass mich durch."
„Du bist nicht gut für ihn!", rief sie.
„Vivienne, das ist nicht mein Problem."
Ihr Gesichtsausdruck verhärtete sich. „Deine letzte Chance. Ich würde darüber nachdenken."
Mir war in letzter Zeit etwas zu häufig gedroht worden und mein Geduldsfaden war ohnehin dünn. Ich schoss einen Schockzauber knapp neben ihren Kopf und sie duckte sich reflexhaft, weg von der Tür. „Danke!", sagte ich zuckersüß und kehrte in die Bibliothek zurück, um Snapes Aufsatz fertig zu schreiben. Wir behandelten tatsächlich Vampire und Werwölfe und sollten darüber schreiben wie man sie erkannte und ihnen aus dem Weg ging. Und wie man gegen sie in einem Duell gewann.
„Glaubt ihr, Du-weißt-schon-wer hat Vampire auf seiner Seite?", fragte Adalyn beklommen über eine Ausgabe von Geschöpfe der Nacht hinweg.
„Glaube ich nicht", sagte Rin stirnrunzelnd. „Hier steht, Vampire halten sich aus der Zaubererpolitik raus, weil sie nicht gut auf die Zauberer zu sprechen sind. Wegen der Vampirjagd und allem. Aber Werwölfe hat er bestimmt."
„Wieso?", fragte ich.
„Hatte er letztes Mal auch. Es gibt da diesen einen Werwolf, Fenrir Greyback. Er hat es sich zum Ziel gemacht, möglichst viele Menschen in Werwölfe zu verwandeln. Am liebsten Kinder."
Ich legte angewidert meinen Federkiel hin. „Das ist furchtbar."
„Er hat eine Armee", meinte Rin. „Alles, was ihn und Du-weißt-schon-wen davon abhält, nach Hogwarts zu kommen, ist Dumbledore. Nicht die Auroren oder die anderen Lehrer. Nur er."
Nach allem was passiert war, war diese Nachricht beunruhigend.
***
Am nächsten Tag endete mein Leben so wie ich es kannte.
Die Posteulen sausten in die Große Halle und ich blickte überrascht auf, als ein kleiner Kauz auf meinem Tellerrand landete. Er hatte einen scharlachroten Brief am Bein. Mit fahrigen Fingern löste ich ihn und musste schlucken.
„Ist das ein Heuler?", fragte Mads.
Ich nickte und sah mich in der Halle um. Niemand wirkte verdächtig.
„Mach ihn auf, Allison", drängte Elliott. „Sonst explodiert er."
Ich erwog, in die Eingangshalle zu fliehen, aber so wie der Brief an den Ecken bereits rauchte, würde ich es nicht mehr bis dahin schaffen.
Vorsichtig öffnete ich den Brief und ließ ihn sofort fallen, als eine ohrenbetäubende Stimme aus dem Brief ertönte.
„KENNT IHR ALLISON HESKY? AUS SLYTHERIN?"
Die Halle war wie erstarrt und alle Köpfe drehten sich in meine Richtung.
„SIE HAT EUCH ALLE BELOGEN: SIE IST EIN SCHLAMMBLUT!"
Der Brief zerfiel vor meinen Augen zu Asche und die Halle war so still, man hätte eine Stecknadel fallen hören können. Das letzte Wort hallte von den steinernen Wänden wieder: Schlammblut, Schlammblut, Schlammblut.
Ich konnte nicht hierbleiben. Zitternd packte ich meine Tasche und floh mit schnellen Schritten aus der Halle, ehe noch jemand ein Wort zu mir sagen konnte. Auf der Kerkertreppe brach ich zusammen und konnte keinen Schritt mehr weitergehen. Auch als Schritte über mir ertönten, blieb ich zusammengekauert sitzen, die Zähne in den Handballen gegraben.
„Miss Hesky." Es war Snape. „Wer war das?"
Er kam nicht zu mir herunter, stand einfach da, auf der obersten Treppenstufe. Falls er wütend war, ließ er es sich nicht anmerken.
„Vivienne Waters", murmelte ich. Sie hatte den Waffenstillstand gebrochen. Sie hatte alles zerstört.
„Sind Sie sicher?"
Ich nickte nur.
„Allison", sagte er. „Erinnern Sie sich nicht mehr an das, was ich Ihnen gesagt habe?"
Natürlich erinnerte ich mich. „Es macht keinen Unterschied", flüsterte ich.
„Allerdings", sagte er langsam. „Und nun stehen Sie auf. Finden Sie heraus, wem sie trauen können. Ich erwarte Sie gleich in meinem Unterricht."
Er drehte sich um, doch bevor er außer Sicht geriet, war es kurz, als hörte ich seine Stimme in meinem Kopf. Nicht aufgeben.
Leslie, Rin, und Adalyn rannten durch das Gedränge in der Eingangshalle auf mich zu.
„Stimmt es?", fragte Leslie sofort.
„Leslie!", zischte Adalyn und umarmte mich fest. „War das Vivienne?"
„Nein, ich will wissen, ob es wahr ist", verlangte Leslie. So wie jetzt hatte sie mich noch nie angesehen, abschätzend, als wüsste sie nicht, ob ich ihre Feindin war.
„Ja", sagte ich und war froh, dass meine Stimme nicht zitterte. „Es ist wahr."
Leslie vergrub das Gesicht in den Händen. „Ich fasse es einfach nicht", sagte sie gedämpft. „Du bist ein Schlammblut."
„Nenn sie nie wieder so!", rief Adalyn und Leslie ließ die Hände sinken. „Das ist deine Freundin!"
Leslie schüttelte den Kopf. „Sie ist nicht meine Freundin."
Und dann drehte sie sich um, warf sich ihre Tasche über die Schulter und stieg die Marmortreppe empor.
Ich blickte zu Adalyn und Rin, öffnete schon den Mund, aber Adalyn unterbrach mich ehe ich überhaupt etwas sagen konnte. „Wag es nicht, mich das zu fragen, Allison Hesky."
„Aber ich muss", sagte ich und kämpfte bereits gegen die Tränen.
Adalyn schüttelte den Kopf. „Leslie tickt nicht ganz richtig. Ich will dich nicht allein lassen, aber - ich muss mit ihr reden."
„Ist schon in Ordnung", sagte ich. „Geh."
Sie drückte noch einmal meine Hand, ehe sie Leslie die Treppe hinauf folgte. Rin blieb bei mir.
„Ich war deine Freundin als du mir gesagt hast, deine Familie ginge mich einen feuchten Trolldreck an, als wir beide elf waren. Ich werde immer deine Freundin sein."
Rin war kein großer Fan von Umarmungen, aber jetzt ging es nicht anders.
„Allison!" Ethan rannte aus der Großen Halle auf uns zu, seine Wangen waren rot, seine Augen ganz hell. „Allison, es tut mir so leid, ich hatte mich mit ihr gestritten und dabei ist mir was rausgerutscht, es tut mir leid, ich war so sauer, ich ..."
„Du warst das?", fragte Rin donnernd. „Du hast es ihr gesagt?"
„Es tut mir so leid", wiederholte er. „Bitte, verzeih mir. Es war keine Absicht."
Er brachte mich so oft in Schwierigkeiten. Aber es gab keinen anderen Weg. „Ich verzeihe dir", sagte ich und stellte mich gerader hin. „Weißt du warum? Weil ich das für dich auf mich genommen habe. Vivienne ist mir aufs Klo gefolgt um mich zu warnen und mir zu sagen ich soll dich in Ruhe lassen. Ich hab nein gesagt."
Ethan wirkte völlig entgeistert, als wäre er soeben aus allen Wolken gefallen. Er hatte sie auch unterschätzt.
„Und dich jetzt wegzuschicken hieße, sie gewinnt." Meine Stimme klang bitter, aber heute durfte sie das.
„Nein, warte", sagte er leise und besiegt. „Das soll nicht der Grund sein. Du kannst mich wegschicken, ich würde trotzdem nie wieder ihr Freund sein wollen. Nie wieder."
„Aber ich will, dass du mein Freund bist", sagte ich.
Er schwieg und erwiderte meinen Blick mit großen Augen. Rin unterbrach den Moment und erinnerte uns an Snapes Unterricht, zu dem wir uns mal langsam auf den Weg machen sollten. Als wir das Klassenzimmer betraten, saßen Adalyn und Leslie so weit voneinander entfernt, wie der Raum es zuließ. Leslie blickte sich nicht um, als wir reinkamen und Adalyn nickte mit zusammengebissenen Zähnen. Sie kämpfte auch gegen die Tränen. Wir hatten keine Gelegenheit zu reden, denn Snape begann mit dem Unterricht. Einmal zog er Vivienne für eine unvollständige Antwort zehn Punkte ab. Ihr Plan war zwar was Ethan betraf nach hinten losgegangen, aber quälen taten mich die Auswirkungen trotzdem. Den ganzen Tag über wurde ich angestarrt, aber nur selten angesprochen. Mir wurden Beleidigungen auf den Gängen zugezischt und zwar ausnahmslos von Slytherins. So viel zum Thema wahre Freundschaft. Ich ging nicht zum Mittagessen, sondern verkroch mich im Gemeinschaftsraum, weil ich nach Zauberkunst sowieso frei hatte. Adalyn brachte mir später was zu Essen mit, als sie sich neben mir auf das Sofa vor einer der Feuerstellen fallen ließ. Sie schob mir einen Teller mit Hähnchen und Kartoffelbrei zu und legte ihren Kopf auf meine Schulter.
„Hat sie -", begann ich zögernd.
„Ich habe sie verlassen", erwiderte sie leise. „Ich kann nicht mit jemandem zusammen sein, der andere Leute so nennt."
Ich matschte mit der Gabel im Kartoffelbrei herum und brachte es nicht über mich etwas davon zu essen.
„Aber du liebst sie", sagte ich fast lautlos.
„Und sie liebt mich auch. Und dich. Sie wird wieder zu sich kommen."
Ich schob den Teller endgültig von mir und legte einen Arm um Adalyn. „Es tut mir so leid."
„Hör auf dich zu entschuldigen, bei Merlins Bart. Ich will keine Zeit mit Schuldzuweisungen verschwenden. Leslie ist so erzogen worden, weißt du? Es gibt reinblütige Familien wie die von Rin, die sich darauf gar nichts einbilden. Wir haben das in Muggelkunde gelernt. Leslies Eltern sind beide aus alten Häusern, die reines Blut über alle Maßen schätzen. Sie würde enterbt, sollte sie einen Muggel heiraten. Oder einen Muggelstämmigen."
„Aber Leslie ist lesbisch."
„Das ist ihren Eltern egal. Die haben noch andere Töchter, um die Linie weiterzuführen. Das einzige Problem war, dass ich ein Halbblut bin."
Wir starrten zusammen ins Feuer. „Du hast nie davon erzählt."
„Du ja auch nicht."
Vor dem Gemeinschaftsraum wurden Stimmen laut und wenig später kam Rin mit einigen Mitgliedern der Nicht-Hausmannschaft herein. Sie marschierte direkt auf uns zu, grimmiger denn je.
„Diese Verräter haben dir was zu sagen", verkündete Rin.
Ich richtete mich auf und schaute sie der Reihe nach an. Adeline, Mads, Lucia und Zaire standen da und keiner schien sich sonderlich wohl zu fühlen.
„Wir treten aus der Mannschaft aus", sagte Adeline dann und alle anderen nickten. „Wir können nicht jemanden als Kapitän haben, der ... gesellschaftlich so weit unter uns steht."
Adalyn hatte schneller ihren Zauberstab in der Hand, als ich blinzeln konnte. „Geht mir aus den Augen", sagte sie eisig. „Jetzt. Bevor ich mich vergesse."
Sie gehorchten nur zu gern. Rin setzte sich neben dem Sofa auf den Teppich und starrte ebenfalls ins Feuer. „Elf minus vier. Wir können immer noch spielen."
„Fünf", fügte Adalyn düster hinzu. „Leslie können wir getrost vergessen, bis sie ihr Gehirn wieder bemüht."
„Dann sind wir noch sechs", murmelte ich. „Einer zu wenig für eine echte Mannschaft."
„Und wir haben keinen Sucher."
„Und keinen Hüter."
Und das war erst der Anfang.
Vor dem Abendessen verkündete auch noch Elliott, dass er austrat und auch sonst nicht mit mir gesehen werden wollte. Er stellte sicher mich währenddessen genügend zu beleidigen, um seinen Standpunkt klar zu machen. Die Nicht-Hausmannschaft zerfiel vor meinen Augen zu Staub. Adalyn, Rin und Ethan waren die einzigen Freunde, die mir geblieben waren. Nachdem Elliott weg war, versteckte ich mich ein paar Stunden im Schlafsaal, wo ich in Ruhe gelassen wurde. Als ich reinkam standen Leslies und Adalyns Betten nicht mehr zusammen. Adalyn wollte keine Entschuldigungen hören, aber es tat mir so unendlich leid, sie meinetwegen leiden zu sehen. Sie hatte Besseres verdient.
Am Ende beschloss ich, doch zum Abendessen zu gehen. Ich konnte mich nicht ewig verstecken und außerdem hatte ich Hunger. Rin und Adalyn waren schon ohne mich gegangen, also folgte ich ihnen allein, nur begleitet von Blicken und Getuschel. Als ich gerade durch die Tür zur Großen Halle gehen wollte, kamen mir ein paar Jungen aus der Hausmannschaft entgegen, alle grinsten dreckig.
„Wohin willst du denn?", fragte Bletchley, der Hüter, und ließ drohend die Muskeln spielen.
„Zum Abendessen", entgegnete ich mit aufgesetzter Gelassenheit. Er und Pucey waren ein paar Köpfe größer als ich und Crabbe und Goyle mochten dumm wie Toastbrot sein, aber sie waren stark und breit. „Also geht mir aus dem Weg."
„Der Slytherintisch ist nur für Slytherins", sagte Pucey genüsslich. „Du gehörst da nicht hin, Schlammblut."
„Ich bin eine Slytherin ob es dir passt oder nicht!"
„Lass es mich anders formulieren: Wenn ich dich noch ein einziges Mal an unserem Haustisch sehe, wird das Konsequenzen haben. Für dich und deine Blutsverräterfreunde."
Sie rempelten mich alle einmal an, als sie an mir vorbeigingen und mich stehen ließen. Drinnen saßen Urquhart und der Rest der Mannschaft, alle hatten den Austausch beobachtet. Ich blieb stehen und konnte mich nicht entschließen reinzugehen. Wenn sie Rin oder Adalyn was antaten -
„Allison?"
Mit gezücktem Zauberstab fuhr ich herum und stach fast einem Hufflepuff das Auge aus, der erschrocken einen Schritt zurückwich. Ein Abzeichen schimmerte rötlich auf seinem Umhang.
„Ganz ruhig ich bin's nur, Robert, weißt du noch? Robert Leigh, wir haben uns am ersten Tag im Zug gesehen."
Peinlich berührt steckte ich den Zauberstab ein.
„Ja, ehm ... tut mir leid. Schlechter Tag."
Er nickte betreten. Unschlüssig standen wir neben dem Eingang zur Großen Halle und sahen den anderen zu, wie sie sich an ihre Haustische setzten. Da drinnen war kein Platz mehr für mich.
„Ich hab das gerade mitbekommen. Was die zu dir gesagt haben."
„Oh. Toll."
„Willst du mit an unseren Tisch kommen?", fragte er unvermittelt.
Es schien sein Ernst zu sein. „Ich? Eine Slytherin? Mit den Hufflepuffs am Tisch?", fragte ich ungläubig und suchte nach Anzeichen, dass er sich über mich lustig machte. „Das würdest du wirklich zulassen?"
„Ich lasse es nicht zu, ich lade dich ein", sagte Robert schlicht. „Also komm mit. Du musst doch Hunger haben."
Perplex folgte ich ihm und suchte nach dem Haken. „Aber was hast du davon?"
Das verwirrte ihn anscheinend, denn er blieb stehen. „Es ist gar nicht so leicht einer Slytherin zu helfen. Seid ihr alle so misstrauisch?"
„Ich habe meine Gründe." Ich konnte in seinem Gesicht nichts finden außer Sommersprossen und verwirrender Offenheit. Also folgte ich ihm an den Hufflepufftisch, wahrscheinlich letztendlich weniger wegen meines Vertrauens in ihn als viel mehr wegen meines Hungers. Kaum hatte ich mich hingesetzt kam von irgendwoher Maisie Stark, Roberts Vertrauensschülerkollegin zu uns und setzte sich neben mich.
„Gut, dass du hier bist", sagte sie. „Ich wollte dich heute Mittag schon fragen, aber du warst nicht da."
Ich starrte sie an. Noch nie in meinem Leben war ich besonders nett zu Robert oder Maisie gewesen, sie hielten mich für so distanziert, dass ich ihre Namen nicht kannte und trotzdem hatten sie mich hierher eingeladen. Wie hatte ich Hufflepuffs nur jemals für Loser halten können? Sie nahmen einfach so eine Verstoßene auf, ohne Fragen zu stellen und ohne eine Gegenleistung zu verlangen.
„Danke", sagte ich leise.
„Keine Ursache." Robert sagte das nebenbei, während er uns beiden Kartoffeln auffüllte. Als wäre es nichts. „Du bist uns jederzeit willkommen."
„Weißt du, wer das mit dem Heuler war?", fragte Maisie.
„Vivienne Waters. Sie hat mich davor gewarnt."
Maisie blickte mich aus ihren großen dunklen Augen ein paar Sekunden stumm an. „Warum würde sie das machen?", fragte sie dann, mit einem Blick in Richtung des Gryffindortischs. Ich musste nicht hingucken, um zu wissen, dass Vivienne allein dort saß. Ethan war fertig mit ihr.
„Sie denkt, ich würde ihr Ethan wegnehmen. Wir sind nur Freunde, aber das kümmert sie nicht."
Robert schnaubte abfällig. „Das ist so kindisch." Ich nahm den gefüllten Teller an, den er mir hinhielt und fing an zu essen.
„Und, stimmt es?", fragte Maisie, die ihre Neugier anscheinend nicht zügeln konnte.
„Maisie!", rügte Robert sie kopfschüttelnd.
„Schon gut", sagte ich. „Ja, es stimmt. Meine Eltern sind beide Muggel." Meine Stimme klang herausfordernd - was ein Tag alles anrichten konnte.
Maisie entging das nicht. „Meine Eltern sind auch Muggel. Das ist in Hufflepuff allerdings nichts Besonderes. Aber in Slytherin - na ja."
War es anscheinend wirklich nicht. Robert stand nicht auf und blickte sie an wie Leslie mich angeblickt hatte, niemand schenkte ihren Worten Beachtung. Niemand wendete sich von ihr ab.
„Es macht keinen Unterschied", sagte ich deutlich. „Sollte es jedenfalls nicht."
Maisies Blick wurde weicher und ich musste wegschauen. Ihre Gastfreundschaft anzunehmen war leichter als ihr Mitleid. „War es so schlimm?"
Ich nickte nur.
„Ich hab dich in Zauberkunst mit Adalyn und Rin gesehen", meinte Robert. „Sie können gern mit uns hier sitzen, das ist kein Problem."
Ich überspielte meine Sprachlosigkeit, indem ich einen Schluck Kürbissaft aus meinem Becher nahm. „Das ist wirklich nett von euch", meinte ich dann etwas ausweichend. „Aber ich will die beiden nicht noch mehr belasten. Die anderen nennen sie schon Blutsverräter, ich kann nicht - ihnen darf wegen mir nichts passieren."
Maisie lächelte. „Ich hab mich gefragt warum du Vertrauensschülerin geworden bist", sagte sie. „Aber jetzt fange ich an, es zu verstehen."
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