
50. All was well
Voldemorts Leiche wurde weggebracht in einen kleinen Raum, abseits der anderen Leichen. Die Tische wurde wieder aufgestellt, das Schloss einigermaßen hergerichtet und all das Chaos beseitigt, welches der Krieg hinterlassen hatte. Zu dritt halfen Draco, Blaise und ich mit wieder Ordnung zu schaffen. Die Sonne brachte den neuen Tag und damit neues Leben. Es herrschte überall Freude, aber auch Trauer.
Draco, Lucius, Narzissa und ich saßen an einem der Tisch, nicht ganz sicher ob wir hier überhaupt hingehörten. Aber während ich mich mit anderen unterhielt, saßen die drei Malfoys einfach nur schweigend neben mir.
Plötzlich spürte ich eine Hand auf meiner Schulter und drehte mich um. Vor mir stand Blaise, der mich fragend anguckte und dann in eine Richtung nickte. Ich nahm Dracos Hand und wir liefen beide Blaise hinterher. Er führte uns vorbei an dem Schlachtfeld zum See, wo wir drei uns niedersetzten und auf die Landschaft guckten.
„Was wird jetzt aus uns werden?" fing Draco irgendwann an und zupfte einige Grashalme ab, nur um sie dann wieder in eine andere Richtung wegzuwerfen.
„Ich weiß es nicht" gab ich ehrlich zu und zuckte mit den Schultern.
„Wir sollten sie irgendwo beerdigen, wo sie gerne gewesen war" wechselte Blaise plötzlich das Thema, „Vielleicht in einem Wald, in dem wir beide immer waren, als sie bei mir war oder woanders... ich weiß es ehrlich gesagt nicht"
„Ich denke der Wald ist eine gute Idee" nickte ich und auch Draco stimmte mir zu. Blaise schien über unsere Reaktion erfreut und fing von Daphne an zu reden, als würde sie noch leben und käme jeden Augenblick um die Ecke. Es war eine schöne Zeit, in der wir einfach nur an dem See saßen und Blaise zu hörten.
„Sie hat mich geändert und dafür werde ich sie immer lieben" Blaise schaute uns mit glasigen Augen an und lächelte etwas. Es war das erste Lächeln nach einer gefühlten Ewigkeit.
„Blaise?" fragte eine Frauenstimme und wir alle drehten uns um. Dort, einige Meter hinter uns, stand eine dunkelhäutige, wunderschöne Frau mit langen braunen Haaren. Ihre Gesichtszüge waren weich und als sie Blaise erblickte leuchteten ihre Augen auf.
„Mum? Was machst du hier?" fragte er erschrocken.
„Ich bin hier um meinen Sohn nach Hause zu bringen" antwortete sie führsorglich. Eine Träne rollte über Blaise Wange, als er aufstand und sie in die Arme schloss. Ich hatte schon einiges über Blaise Mutter gehört, aber so richtig konnte ich sie mir nie vorstellen. Bis jetzt. Blaise sah ihr wirklich ähnlich und jetzt wusste ich auch, woher er sein Aussehen hat.
„Kathie? Draco?" er wendete sich wieder uns zu. Wir standen beide auf und umarmten Blaise lange.
„Werden wir uns wieder sehen?" fragte ich schüchtern, nachdem wir uns wieder gelöst hatten.
„Aber natürlich" Blaise nickte bestätigend, bevor er die Hand seiner Mutter ergriff und beide sich umdrehten. Doch auf den Weg blieb Blaise stehen, drehte sich nochmals um und sah Draco und mich sehnsüchtig an.
„Ich werde euch schreiben!" rief er aus einigen Metern Entfernung, bevor er und seine Mutter ganz verschwanden.
„Wir sollten vielleicht auch gehen" sagte Draco, nahm meine Hand und wir gingen Richtung Große Halle. Auf den Weg kamen uns viele Mitschüler, Eltern und Lehrer entgegen. Einige betrachteten uns missgünstig, während andere zufrieden lächelten. Ich denke, sie merkten, dass wir uns gebessert hatten. Wir hatten die Seite gewechselt. Leider erst als es schon zu spät war, um bestimmte Dinge zu verhindern.
„Katherine?" Ein schwarzhaariger Junge blieb vor uns stehen und sah mich mitleidig an.
„Harry Potter" stellte ich fest und brachte ein kleines Lächeln auf meine Lippen. Ihm hatten wir es zu verdanken, dass Voldemort jetzt tot war. „Was möchtest du?"
Er holte einmal tief Luft, sah Draco und dann mich wieder an, bevor er begann zu reden.
„Heute Nacht, als du vor Voldemort geflohen bist, hat er dich da gerettet?" fragte Harry vorsichtig nach, während in mir drin schon ein sehr schlechtes Gefühl anstieg.
„Wenn du Severus meinst, dann ja"
„Ja, ich meine ihn. Er hat dich gerettet und – es tut mir wirklich leid- er ist tot. Voldemort hat ihn getötet, aber ich war schnell genug um noch einige Minuten mit ihm zu sprechen... Ich soll dir von ihm ausrichten, dass er dich – seine einzige Tochter – liebt und stolz auf dich ist" beendete Harry seine kleine Rede und in mir drin brach ein weiterer Teil zusammen. Daphne und Severus. Zwei Menschen, die mir viel bedeutet haben und es immer noch tun. Der Tod dieser Beiden war die Rache des Schicksals daran, dass ich sechs Menschen getötet hatte.
Stumm nickte ich, bevor ich mich bei Harry bedankte, dass er mir das gesagt hat und mit Draco weiter ging. Wir gingen einfach in die Große Halle, suchten nach seinen Eltern und disapparierten dann außerhalb des Geländes von Hogwarts. Lucius müsste sich erstmal von dem Schock erholen, dass sein geliebter Herr nun tot war und Narzissa wollte ihn dabei unterstützen. Das war der Grund, warum Dracos Eltern nach Malfoy Manor und wir zu dem anderen Haus der Malfoys disapparierten. Jeder bräuchte jetzt erst einmal Zeit für sich und die bekamen Draco und ich nur in dem kleinen Haus, in dem wir schon so viel erlebt hatten.
Als ich das große Wohnzimmer betrat und auf die Couch sah, kamen mir alte Erinnerungen hoch. Hier hatten Daphne, Blaise, Draco und ich noch vor einigen Monaten gesessen und Weihnachten gefeiert. Es würde nie wieder so sein, wie es damals war. Wir würden ohne Daphne feiern.
„Alles ok?" fragte Draco mich, als wir schließlich abends draußen auf der kleinen Veranda auf einer Couch saßen. Wir hatten uns in Decken eingewickelt und betrachteten den Sternenhimmel.
„Ja" antwortete ich schlicht, doch korrigierte mich gleich wieder. „Nein, eigentlich nicht, aber es wird alles wieder. Irgendwann wird alles wieder gut werden. So war es doch schon immer"
„Die Sache vorhin von Potter, die war... die war" stotterte Draco und ich wusste, dass er Severus Tod meinte. Ich hatte, als wir vorhin nach Hause gekommen sind, noch lange geweint. Nicht nur um Daphne, sondern auch um Severus. Es tat gut den ganzen Schmerz einfach weg zu weinen und dabei zu wissen, dass einer da war, der mit mir weinte und mich tröstete.
„Die war nett" beendete ich schließlich seinen Satz und er nickte, bevor wir beide wieder ins Schweigen verfielen und einfach unseren Gedanken nachgingen.
Doch plötzlich stand Draco auf, verschwand kurz und tauchte mit meiner Kette in der Hand wieder auf. Er setzte sich schweigend neben mich und überreichte mir die Kette.
„Die hast du vorhin nach dem duschen vergessen" er legte einen Arm um mich und achtete genau auf jede Bewegung von mir. Ich guckte die Kette genau an, als mir auffiel, dass ein Ring fehlte. Es war der Ring von Draco, der nicht mehr an meiner Kette hing. Traurig über den Verlust, hängte ich mir die Kette um und sah Draco an.
„Draco, dein Ring fehlt" gab ich schüchtern von mir.
„Ich weiß" Draco legte sein schiefes Grinsen auf, während seine Augen plötzlich anfingen zu strahlen. Ich jedoch guckte ihn nur verwirrt an und wurde noch verwirrter, als er den Ring aus seiner Tasche zog und mich anlächelte. „Ich wollte, dass du ihn woanders trägst"
„I-ich versteh nicht ganz, Draco" stotterte ich. Er nahm einfach meine linke Hand und steckte den silbernen Ring langsam auf meinen Ringfinger.
„Vielleicht sagst du irgendwann ja" Komplett perplex rollten mir einige Tränen über die Wange, bevor ich schließlich nickte. Er legte vorsichtig seine Lippen auf meine und ich konnte nicht mehr aufhören zu grinsen. Jetzt würde alles erst richtig losgehen. Wir konnten jetzt die Zukunft haben, die ich mir immer erträumt hatte.
19 Jahre später
„Kinder" sagte ich kopfschüttelnd und betrachtete den Haufen Chaos vor mir. Mit einer Bewegung meines Zauberstabes waren die Stühle und der Tisch dann aber wieder aufgestellt und ich völlig zufrieden.
„Mama!" kreischte plötzlich eine niedliche Kinderstimme hinter mir rum. Ich drehte mich zu meiner kleinen Tochter um und schaute sie besorgt an.
„Was ist los, Daphne?" fragte ich und beugte mich zu ihr runter. Draco und ich hatten unsere Tochter nach Daphne benannt, da wir beide dies für eine gute Idee fanden sie nie zu vergessen und sie gleichzeitig zu würdigen, denn sie würde niemals Kinder haben. Nie dieses Glück miterleben, dass Draco und ich in den letzten Jahren hatten. Draco hatte eine Ausbildung zum Heiler gemacht und arbeitete nun im St. Mungos Hospital, während ich im Ministerium als Auror arbeitete. Ab und zu besuchte ich noch Hogwarts und unterrichtete nebenbei Geschichte der Zauberei, aber das kam allerhöchstens alle zwei Monate mal vor.
„Scorpius ärgert mich schon wieder!" schmollte sie und sah mich mit glasigen Augen an. Scorpius war Daphnes zwei Jahre älterer Bruder. Die beiden verstanden sich eigentlich immer perfekt, doch natürlich gab es auch mal Streitereien.
„Das stimmt doch gar nicht! Du hast angefangen!" meckerte der blonde Junge, als er in die Küche kam. Scorpius hatte sehr viel von Draco geerbt. Seine Haarfarbe, seine markanten Gesichtszüge und seine manchmal doch sehr arrogante Art. Nur die Augen, die hatte er von mir.
Ich schüttelte nur den Kopf und betrachtete meine beiden Kinder. Ein größeres Glück, als die beiden zu haben, hätte ich mir nie wünschen können.
„Hört zu" Ich holte auch Scorpius zu mir und Daphne und hockte mich wieder vor beide hin. „Wer auch immer angefangen hat, es spielt keine Rolle. Ihr seid Geschwister, also vertragt euch wieder, oder wollt ihr, dass Scorpius seinen Zug verpasst?" Schnell schüttelten beide mit dem Kopf, bevor Daphne sich bei Scorpius und er sich bei ihr entschuldigte und sie hoch in ihre Zimmer liefen.
Wir vier lebten in dem kleinen Haus, aus Dracos und meiner Jugend. Wir waren damals einfach hier geblieben und hatten uns ein neues Leben aufgebaut. Lucius war nie ganz über Voldemorts Tod hinweg gekommen, doch mit Narzissa an seiner Seite machte er jeden Tag Fortschritte. Die beiden kamen uns alle zwei Wochen besuchen und sie waren wirklich tolle Großeltern.
In meinen Gedanken versunken bemerkte ich gar nicht wie eine weitere Person die Küche betrat. Erst, als Draco seine Arme von hinten um mich legte, bemerkte ich ihn. Mit einem Lächeln auf den Lippen drehte ich mich zu ihm um und sah ihn an. Ich liebte Draco immer noch genauso stark wie damals und natürlich hatte ich ihm vier Jahre später auch offiziell das Ja-Wort gegeben. Es war einfach alles perfekt geworden und ich konnte mir nicht vorstellen mit jemand anderem glücklicher zu sein, als ich es mit Draco war.
„Sind die Kinder fertig zur Abreise?" fragte er mich und ich nickte.
„Scorpius Sachen sind gepackt und beide auf ihren Zimmer, aber bei Daphne dauert es noch zwei Jahre, bevor sie nach Hogwarts geht" antwortete ich ihm grinsend.
„Gut" Ehe ich mich versah, drückte er seine Lippen auf meine und alle Gefühle waren wieder da, obwohl sie nie weg waren. Ich liebte Draco einfach und konnte mir wirklich kein schöneres Leben vorstellen.
„Iiihhh" riss uns die Stimme unseres Sohnes auseinander.
„Wollt ihr etwa, dass Scorpius seinen Zug verpasst?" äffte mich Daphne nach und stand mit gekreuzten Armen vor uns. Draco und ich lachte kurz, bevor wir unsere Jacken anzogen und mit den Kindern zum Gleis 9 ¾ disapparierten.
Das Gleis sah genauso aus wie zu unseren Schulzeiten und war genau wie damals mit unzähligen Schülern und Eltern befüllt.
„Erinnerungen" flüsterte ich Draco zu, der Scorpius an seiner Hand hatte, während wir näher an den Zug ran traten. Er sah mich mit sanftem Blick an und beugte sich zu Scorpius runter, als wir vor dem Zug zum Stehen kamen.
Er flüsterte ihm einige Worte zu, die ich aber wegen des ganzen Lärms, welcher auf dem Bahnsteig herrschte, nicht verstehen konnte. Schließlich erhob sich Draco wieder und ich verabschiedete mich von meinem Sohn. Daphne tat es mir gleich und umarmte ihren Bruder lange.
„Was ist wenn ich nicht nach Slytherin komme?" fragte Scorpius ängstlich kurz bevor er in den Zug steigen müsste. Ich kniete mich zu ihm runter und nahm seine kleinen Hände in die meinen.
„Egal in welches Haus du kommst, wir werden stolz auf dich sein" bestätigte ihm und sah zu Draco auf, der zögerlich nickte. Natürlich würde es für ihn viel schöner sein, wenn sein Sohn nach Slytherin kommen würde, aber wenn es nicht so wäre, dann wäre das auch nicht das Ende der Welt.
„Guck mal wer da ist" sagte Draco und zeigte mit seinem Kopf einige Meter entfernt von uns auf einige Personen. Dort standen Harry Potter, Hermine und Ron. Draco nickte ihnen zu, während ich allen drei ein Lächeln schenkte.
Der scharlachrote Zug pfiff und damit war das Zeichen gekommen, dass Scorpius einsteigen musste. Ich umarmte ihn noch ein letztes Mal, bevor er einstieg und wenige Minuten später der Zug den Bahnhof verließ.
Jetzt würde seine Hogwarts-Zeit beginnen. Sein ganz eigenes Abendteuer.
Glücklich schaute ich Draco an und wusste in diesem Augenblick, dass alles egal wie schlecht es in der Vergangenheit auch gewesen sein mag, das Beste war, was mir überhaupt hätte passieren können. Am Ende war doch alles gut.
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