46. Sechs
Nach einer viel zur kurzen Weile lösten wir uns von einander und überlegten wie wir am besten und schnellsten in das Schloss reinkommen könnten. Wir überlegten lange, doch dann nahmen wir die ersten Versuche vor. Draco wollte apparieren, doch es klappte nicht. Wir wollten durch den Schutzzauber gehen, doch es funktionierte nicht. Immer noch standen wir verzweifelt vor dem Schloss und gingen die Möglichkeiten durch, um in das Schloss zukommen. Es wurde immer später und die Nacht immer dunkler. Die einzelnen Sterne, welche am Wolkenfreien Himmel leuchteten, tauchten die Kulisse von Hogwarts und dem Verbotenen Wald in ein wunderschönes dunkelblau.
„Ich weiß nicht, was wir jetzt noch machen können!" Draco fuhr sich verzweifelt durch die Haare und kniete sich auf den Boden. Sein Blick richtete sich gen Mond und Sterne. Er suchte vergeblich nach einer Lösung, während ich mit dem Gedanken spielte meine Lösung preiszugeben. Ich wusste nicht mal, ob es funktionieren würde oder geschweige denn ob Draco damit einverstanden sein würde. Was würde er dazu sagen, wenn ich ihm irgendwann erzählen würde von wem ich das kann. Tausend und abertausend Fragen und Gedanken schossen mir durch meinen Kopf und verursachten einen ziehenden Schmerz in meiner Stirn. Ich konnte keine dieser Fragen beantworten, also beschloss ich es einfach zu probieren. Es war mir im Augenblick egal was Draco dazu sagen würde. Wir mussten ins Schloss kommen und unsere Freunde finden und retten. Das mit Harry Potter schob ich jetzt mal an die zweite Stelle.
„Ich weiß es aber!" Draco sah mich überrascht an und stand dann plötzlich wieder vor mir. So nahe vor mir, das ich seine Körperwärme spüren und seinen unfassbar guten Duft riechen konnte. Ich wollte mir ihm wo anders hin. Ein neues Leben aufbauen, aber es wäre nie möglich. Dracos gekünsteltes Räuspern riss mich aus meinen Zukunftsplänen und ich erzählte ihm meinen Plan. Ich erzählte ihm davon, dass ich einen Zauber kannte den Voldemort nur seinen treusten Anhängern verriet und ich ihn aber trotzdem kannte. Ich berichtete ihm von der Stunde bei Severus, als ich diesen Zauber gelernt hatte. Ich erzählte ihm von dem schwarzen Monster das fliegen konnte. Ich erzählte ihm von meinem Plan, es auszuprobieren. Ich würde Draco da einfach mit rein reißen und dann versuchen ins Schloss zu kommen. Zum Glück war Draco nicht wütend oder so. Dazu war er vermutlich auch gerade nicht in der Lage. Also stimmte er zu es zu versuchen. Ich stellte mich neben ihn und nahm seine Hand. Sofort begann mein ganzer Körper zu kribbeln. Ich liebte die Gefühle, welcher er auslöste. Aber wir mussten uns jetzt auf unseren Plan konzentrieren. Noch einmal schloss ich meine Augen und atmete langsam und beruhigend ein und aus. Als ich meine Augen wieder öffnete sah ich nur noch schwarz. Sofort versicherte ich mich, ob Draco noch bei mir war und tatsächlich flog er in dem schwarzen Ungetüm direkt neben mir. Gemeinsam flogen wir auf die unsichtbare Schutzschicht des Schlosses zu und schafften es diese zu durchdringen. Am Eingang des Schlosses löste ich den Zauber wieder auf und wir kamen als normale Personen zum stehen. Draco sah etwas blass aus, aber mir ging es wahrscheinlich nicht anders. Apparieren und dieser Zauber waren nicht gerade meine Stärke, das musste ich wohl einfach einsehen.
„Wo sollen wir jetzt hin?" fragte Draco mich mit einem Ausdruck in seinem Gesicht, den ich schon zu oft sehen musste. Angst, Verzweiflung, Trauer und Hass spiegelten sich in seinen Augen wieder. Angst vor dem was noch kommen wird. Verzweiflung, weil er nicht weiter wusste. Trauer, weil wir beide wussten was heute Nacht noch kommen würde und Hass, weil er Voldemort und das was er ihm und seiner Familie angetan hatte hasste. Ich hasste ihn auch. Voldemort hatte mir meine Familie genommen. Er hatte mir mein Leben genommen und mir dieses hier gegeben. Wir hassten ihn beide und ich hoffte, dass er verlieren würde. Ich hoffte, dass er sterben würde und wusste aber gleichzeitig, dass nicht nur er sterben wird.
„Wir müssen Blaise und Daphne suchen! Wir müssen sie warnen und beschützen sofern es uns möglich ist. Ich will sie nicht verlieren!" Draco kam meiner Aufforderung nach und ergriff meine Hand. Zügig zog er mich durch die neugierig und ängstlich guckenden Schülermassen durch zum Gemeinschaftsraum im Kellergewölbe. Hier unten war es plötzlich viel kälter als sonst und die Gewölbe wirkten bedrohlich. Vor dem Portalloch machte Draco kurz halt, sah mich an und öffnete den Mund ohne etwas zu sagen. Ich sagte das Passwort und zog ihn durch den kleinen Gang. Der Gemeinschaftsraum war dunkler als üblich. Das Licht, welches durch das Wasser des Sees in den Gemeinschaftsraum strahlte war fast vollkommen verklungen und so erleuchteten einige Kerzen der Raum mit den beiden grünen Sofas, indem wir schon so viel Zeit verbracht hatten.
Da Daphne und Blaise nicht im Gemeinschaftsraum waren teilten Draco und ich uns auf. Er ging zu seinem Zimmer und suchte dort nach den beiden und ich ging in mein ehemaliges Zimmer, welches die beiden jetzt eigentlich bewohnten. Die Treppen rauf zu den Mädchenschlafsälen erschienen mir endlos lang und ich hatte schon fast die Angst gar nicht mehr oben anzukommen. Doch irgendwann erreichte ich den langen Flur und stürmte einfach los. Mein Gefühl sagte mir, dass heute Nacht noch etwas Schreckliches passieren würde. Etwas das mit mir zutun hatte, also musste ich mich beeilen. Mit voller Kraft riss ich die große Holztür zu dem Zimmer auf und entdeckte zum Glück Daphne und Blaise. Daphne saß auf ihrem Bett und Blaise auf einem der Stühle an dem aus dunklem Holz gefertigtem Schreibtisch. Ich musste wohl so verwirrt gewirkt haben, da Daphne auf mich zu stürmte und mich in den Arm nahm. Instinktiv schloss ich meine Arme um ihren zarten Körper und vergrub mein Gesicht in ihren langen blonden Haaren. Die Umarmung schien ewig zu dauern und irgendwann tauchte auch Draco bei uns auf. Er wurde ebenfalls von Blaise in eine Umarmung geschlossen und so standen wir vier da. Ich hatte keine Ahnung wie viel Zeit vergangen war, aber als aus dem Schloss die ersten Kampfgeräusche nach unten drangen riss ich mich erschrocken von Daphne los.
„Bitte Daphne du musst mir versprechen hier zu bleiben! Dir darf nichts passieren! Das würde ich mir nie verzeihen!" redete ich auf sie ein und sie versprach mir hier zu bleiben und auf sich aufzupassen. Sie würde das hier unten überleben, während wir da oben über unser überleben kämpfen würden. Draco bat Blaise auch hier zu bleiben, jedoch war dieser da anderer Meinung. Er wollte mitkämpfen. Er wollte uns da nicht alleine rausschicken. Ich war dankbar und wütend zu gleich. Irgendwie wollte ich, dass er bei Daphne bleibt. Mein Gefühl sagte mir, dass es so besser sei, aber Blaise wollte mit nach oben. Er wollte mit in den Kampf.
Zu dritt gingen wir nun die Treppen nach oben hinauf. Gezückte Zauberstäbe und immer bereit einen Fluch abzufeuern, um uns selbst zu verteidigen. In der Luft lag eine elektrisierende Spannung und die Schreie von oben verstärkten das alles nur. Ich blieb plötzlich stehen, da mir unser Auftrag wieder einfiel. Aber wenn die Todesser gerade das Schloss angriffen, war es dann schon nach Mitternacht? Ich wusste es nicht, aber ich wusste, dass wir trotzdem unseren Auftrag erfüllen müssten.
„Draco, wir müssen noch was erledigen!" Angesprochener Jemand nickte zustimmend und wir schlossen Blaise in unseren Plan mit ein. Er bot uns sogar freiwillig seine Hilfe an. Also machten wir uns auf den Weg nach oben.
Dort angekommen sahen wir die kämpfende Masse aus Schülern, Lehrern, Eltern, Ordensmitglieder und Todessern. Bunte Umhänge vermischten sich mit den schwarzen der Todesser. Das Geschrei wurde zu Gebrüll und überall zuckten verschieden farbige Lichtblitze durch die Luft.
Wir wollten gerade weiter gehen, als ich plötzlich sah wie ein roter Lichtblitz auf Draco zu flog. In letzter Sekunde schaffte ich es mich vor ihn zu stürzen und den Fluch abzuwehren. Draco stand geschockt hinter mir und sah mich dankbar an. Ohne etwas zu sagen zog ich Blaise und Draco mit mir mit. Ich hatte keine Ahnung wo wir hinsollten und somit liefen wir planlos durch die kämpfende Masse. Hier und da wehrten wir Flüche ab, schützen die anderen und feuerten selbst Flüche ab. Aber keine starken. Ich wollte niemanden mehr verletzen oder gar töten. Ich wollte das hinter mir lassen. Ich wollte ein besseres Leben, als das jetzige.
„Stupor!" schrie plötzlich ein älterer Mann mit gräulichen Haaren und schoss den Lichtblitz auf Blaise ab. Er wurde mit solcher Wucht nach hinten an die Wand geschleudert, dass ich dachte er würde danach nicht mehr die Augen aufmachen können. Draco stürmte sofort auf seinen besten Freund zu und ich verteidigte die beiden vor dem Mann, welcher noch mehr Flüche in unsere Richtung abfeuerte. Rote, grüne und weiße Blitze verließen die Spitze meines Zauberstabes, während hinter mir Draco und Blaise an der Wand hockten. Ich konnte die beiden reden hören, verstand jedoch kein Wort. In der einen Sekunde, in der ich mir einen kleinen Vorteil verschaffen konnte, drehte ich mich zu den beiden um. Draco stütze seinen besten Freund und guckte mich unsicher an. Ich wusste genau was zu tun war. Sie mussten beide hier weg.
„Lauft! Ich schaff das hier schon! Bring Blaise und dich in Sicherheit!" schrie ich und wurde von dem nächsten Fluch getroffen. Er warf mich nach hinten gegen die Wand und ich verlor meinen Zauberstab. Draco wollte gerade auf mich zu stürmen, aber ich konnte das nicht zulassen. „Verschwinde!"
Unentschlossen was zutun war, entschied sich Draco für die Variante weglaufen und ich musste mich alleine gegen den fremden Mann behaupten. Ich versuchte meine Hand nach dem Zauberstab einige Zentimeter neben mir auszustrecken, doch durch den Aufprall gegen die Wand konnte ich mich kaum bewegen. Jede einzelne Faser meines Körpers wurde von einen unglaublich starkem Stich durchzogen. Das Licht vor meinen Augen begann zu flackern und ich bekam noch kaum Luft. Der Mann kam weiter auf mich zu und hatte dabei ein ekelhaftes Lächeln aufgesetzt. Plötzlich fiel mir es wie Schuppen von den Augen. Er war einer von uns. Er war ein Todesser und versuchte mich gerade zu töten. Tja, in diesem Spiel versucht halt jeder der Beste zu sein und Voldemorts Aufmerksamkeit zu erregen. Jeder versuchte in der ersten Reihe zustehen. Jeder wollte sein Liebling sein.
Langsam konnte ich wieder meinen Körper bewegen und griff nach meinem Zauberstab. Gerade als der Todesser seinen Zauberstab hob und ihn auf mich ziehlen ließ, ergriff ich den meinen und schoss ohne zu zögern einen Fluch auf ihn ab. Ich hatte keine Ahnung, was ich gerade getan hatte, doch an dem Resultat wusste ich es genau. Als der grüne Lichtstrahl sein Herz erreichte wurde er nach hinten geschleudert und landete unsanft auf dem Rücken. Sein lebloser Körper lag einfach zwischen all den Kämpfenden, die ihn nicht ein einziges Mal beachteten.
Sechs.
Ich hatte schon wieder jemanden umgebracht, doch diesmal hatte ich kein schlechtes Gefühl bei der Sache. Ganz im Gegenteil, es gab mir irgendwie ein stärkeres Gefühl. Ich hatte mich schließlich nur verteidigt. Durch den ganzen Adrenalinschub hievte ich mich auf die Beide und lief durch das Schloss. Vorbei an Verletzten und mitten durch Kämpfe.
Ich war gerade im vierten Stock angekommen, als ich plötzlich eine vertraute Stimme hörte. Pansy duellierte sich mit jemandem, doch war in der Falle. Ihr Zauberstab lag fünf Meter von ihr entfernt und sie stand mit dem Rücken gegen die Wand des Korridors gepresst. Es gab für sie keinen Ausweg zu entkommen. Gerade als der Mann erneut einen Fluch auf sie schießen wollte, kam ich ihm zuvor. Es war ein normaler Stupor-Zauber, sodass er nach hinten flog und Pansy sich erschrocken in meine Richtung umdrehte. Ich nickte ihr nur kurz zu und sie ergriff ihren Zauberstab um sich weiter durch die Massen zu duellieren. Ich ließ sie alleine und überließ sie ihrem Schicksal, welches jetzt in ihrer Hand lag. Völlig außer Atem rannte ich weiter die Treppen und Korridore nach oben. Für mich gab es jetzt nur noch ein Ziel und das war Draco zu finden, wenn er überhaupt noch am Leben war.
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