Kapitel 9
Nachdem ich alle Blätter wieder eingesammelt hatte lief ich zu meinem Platz und ließ mich mit einem erschöpften Seufzer auf den Schreibtischstuhl plumpsen. Mein Blick fixierte einen Punkt an der gegenüberliegenden Wand und mein Kopf viel leicht nach rechts, während ich meine Hände auf den Papierstapel bettete.
So blieb ich für eine Weile mit einem starren Blick an die Wand gerichtet und dachte darüber nach, was ich mir gerade eben geschworen hatte. Ich bin schon doof. Wie komme ich darauf, dass ich ihn jemals besiegen kann? Er ist ein Psychopath und auch ein Massenmörder! Auch wenn er jetzt noch nicht so viele Menschen in dieser Stadt getötet hatte, jedenfalls weiß ich bis jetzt nur von drei Leichen. Also wie kann ich nur glauben, dass ich ihn besiegen kann? Geschweige denn finden. Ich habe überhaupt keine Anhaltspunkte wo er sein könnte und den Kommissar kann ich ja schlecht fragen, weil er mich sonst ausfragen würde und wenn ich ihm dann alles sagen würde, dann würde er meinen, dass ich mich aus den Ermittlungen heraushalten sollte und die Leichen zerschneiden sollte. So ist es jedenfalls in den Filmen und Serien so, also warum sollte es dann nicht auch in Reallife sein?
Wieder drang ein Seufzer über meine Lippen und ich wendete den Blick endlich von der Wand ab und starrte dafür nun die Blätter an, auf denen ich meine Hände gelegt hatte. Ja, ich bin eindeutig doof. Er wird mich finden und töten, bevor ich überhaupt einen Hinweis auf seinen Aufenthaltsort gefunden habe.
Verzweifelt hob ich meine Hände und vergrub mein Gesicht in ihnen. Aber ich werde es trotzdem schaffen. Irgendwie. Ich kann es ja mal versuchen auch wenn es dann total chaotisch und gefährlich wird, ich werde nach ihm suchen. Es würde ja nicht schaden und ich würde weitere Menschenleben retten. Also... Also werde ich nach Hinweisen zu seinem Aufenthaltsort suchen und finden! Ich schaffe das. Ja, ich schaffe das!
Ich nahm meine Hände vom Gesicht und schnappte mir das erste ausgedruckte Blatt. Es war eine Creepypasageschichte zu The Rake. Ich betrachtete das dazugehörige Bild und kam zum Entschluss, dass ich ihn niemals treffen möchte. Diese Augen, die einen bedrohlich und hungrig anschauten. Dieser Mund, der leicht geöffnet war, so als würde er einen gleich verschlingen wollen. Diese Haltung, auf allen vieren auf dem Waldboden, angriffsbereit und nicht menschlich. Ich möchte ihn eindeutig nicht treffen, selbst wenn ich es müsste.
Schwermütig fing ich an die Geschichte zu lesen und blendete somit meine Umgebung aus. Nur ich und die Geschichte vor mir. Und je mehr ich von der Geschichte las, desto mehr wusste ich, dass ich ihn auf keinem Fall treffen möchte.
Die Minuten verstrichen und ich hatte schon fast alle Creepypastageschichten durchgelesen und zu jeden ein paar Stichpunkte aufgeschrieben. Mike kam auch ein paar Stunden, nachdem Jeff und Jane verschwunden waren, ganz kurz vorbei und schaute nach mir, ob alles okay war. Dann ging er jedoch wieder und ließ sich bis jetzt nicht blicken. Ich saß seit dem alleine im Büro und keiner kam um nach mir zu schauen. War mir auch recht, denn so konnte ich ungestört nach Informationen suchen.
Als ich die letzte ausgedruckte Creepypastageschichte durch hatte brummte mein Schädel und mein Handgelenkt tat wegen dem vielen schreiben weh, aber die ganzen Geschichten haben mir nicht viel gebracht, außer dass ich jetzt etwas mehr über die jeweiligen Creepypastafiguren wusste.
Da mir das alles nicht weiter half, suchte ich weiter im Internet nach Creepypastageschichten oder andere Anhaltspunkte, dabei stieß ich sehr oft auf Fanfiction in denen sich die Creepypastafiguren in ein normalsterbliches Mädchen verliebten, aber deren Liebe meistens verboten war. In den meisten Fanfiction ging es auch um eine sogenannte Slendermission oder so ähnlich. Jedenfalls war es meistens eine alte Villa in denen alle bekannten Creepypastas lebten.
Während ich so darüber nachdachte musste ich zum einen meinen Kopf gegen die Wand schlagen, da fast alle Fanfictionautorinnen von den Creepypasta, die Creepypastafiguren so darstellten als wären sie harmlose Teddybären mit denen man kuscheln und sich in denen man verlieben konnte und natürlich war es fast immer ein Happy End. Ich weiß, jedes Fangirl wünscht sich, dass es wirklich so sein würde, aber wenn ich mir so die Creepypastageschichten anschaue, dann wäre die Wahrscheinlichkeit, dass sich ein Creepypastafigur in ein Menschen verlieben würde von hundert Prozent null. Vielleicht verlieben sich die Menschen in die Creepypasta, aber Creepypasta in Menschen? Ähm... Eher nicht so.
Was aber auch noch schlimm ist, dass die Jeff the Killer Fanfiction, die ich gelesen hatte, fast alle gleich waren. Jeff will das Mädchen umbringen, dann findet er sie mutig oder hübsch oder sonst noch was und nimmt sie somit zu dieser Slendermission, oder wie auch immer sie heißt, und alle sind einverstanden, dass sie bei ihnen wohnt und dann bekommt das Mädchen ein Kind von Jeff und sie leben glücklich bis an Ende ihres Lebens. Bla, bla, bla., dachte ich als ich mir noch mal die ganzen Geschichten ins Gedächtnis rief. Ist ja nicht schlimm, dass sie an so was glauben und festhalten, sonst wären sie ja schließlich keine Fangirls oder Boys, aber ob es das wirklich so zutreffen könnte? Und dann noch bei Jeff? Mmh... Wenn ich so darüber nachdenke, dann könnte ich es ja mal ausprobieren. Wäre interessant zu wissen, ob man diese ganzen Wünsche in den Fanfiction wirklich war machen kann. Also die Liebe, das Kind oder die Kinder und was weiß ich, was noch alles in den Fanfiction vorkommt, aber das Problem ist... Wie um Henkerwillen will ich bitte Jeff finden?! Jetzt stehe ich wieder am Anfang. Nur das ein Punkt auf meiner To do-Liste dazu kam. Also erst Jeff finden, dann ausprobieren ob er sich in mich verlieben kann und dann besiegen, wenn er mir nicht zuvor kommt, da er ja mit mir spielen will, wie er es ausgedrückt hatte. Ich spiele mit dir und du mit mir. Das wird witzig! Aber zurück zum Problem.
Ich setzte mich wieder gerade hin, da ich mich mit dem Kinn auf den Tisch abgestützt hatte, als ich nachgedacht hatte, und blickte wieder zur Wand mir gegenüber. Wie finde ich ihn bloß? Mmh... In den Fanfiction stand ja, dass es angeblich eine Slendermissionsdingsdabumsda gibt, aber ob es wirklich eine gibt? Es sind ja schließlich Fanfiction, was will man mehr? Aber wenn die ganzen Fanfictionautorinnen recht haben und es wirklich so eine Mission da gibt, dann... Dann könnte es auch hier eine geben. Mmh...
»Natürlich! «, rief ich laut aus und zuckte zusammen als mir eine Stimme antwortete.
»Was natürlich? «, fragte mich eine bekannte Stimme und erschrocken fuhr ich herum. Ich stockte kurz den Atem und meine Nackenhaare stellten sich auf als ich bemerkte, dass die Stimme direkt neben meinem Ohr war. Als ich jedoch erkannte wer es war, atmete ich erleichtert aus.
»Mein Gott! Erschreck mich nicht so! Aber... Was machst du hier? «, fragte ich ihn sichtlich verwirrt und bekam ein Schmunzeln zur Antwort bevor er seine sanfte Stimme erhob.
»Ich wollte dich nicht erschrecken. Tut mir leid, Evelyn, aber ich wollte dich abholen wegen dem Cafetrinken. Wir hatten doch ausgemacht, dass wir heute Mittag Cafe trinken gehen. «, meinte er entschuldigend. »Aber. Was ist das? « Dabei zeigte er auf die ganzen Blätter und erschrocken riss ich meine Augen weit auf. Daraufhin wedelte ich mit meinen Händen in der Luft herum um irgendwie die ganzen Blätter noch zu verstecken.
»Nichts. Äh, gar nichts. «, meinte ich und bekam einen ungläubigen Blick von ihm.
»Gar nichts? «, hackte er nach und hielt die Creepypastageschichte von Jeff hoch. Verdammt., dachte ich und schaute ihn weiter mit großen Augen an. Jetzt hat er mich. Was mach ich jetzt nur? Schließlich kann er ja auch einer dieser Creepypastafiguren sein und mich töten, da ich zu viel weiß oder eine Bedrohung oder so was darstelle. Aber wenn ich mich täusche passt er sogar auf eine Figur perfekt. Gleicher Name, gleiches Aussehen, aber gleiche Vergangenheit? Das werde ich wahrscheinlich noch herausfinden.
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