Kapitel 32
Ein Schrei. Eine Träne und das ganze Blut an ihren Händen, sowie an ihrem ganzen Körper.
Am liebsten hätte ich auf dem Absatz kehrt gemacht und wäre weggerannt. Ich wollte einfach noch weg von allem hier. Ich wollte schreien. Ich wollte weinen. Ich wollte mich rächen. Doch ich konnte nicht. Rein gar nichts. Ich war schwach, ausgelaugt und alleine. Alleine in dieser Finsternis um mich herum und suchte verzweifelt nach einem Ausweg. Jedoch fand ich keinen. Verzweifelt krallte ich mich an die Hoffnung, welche schon längst starb. Ich hatte gehofft, dass Lily leben würde. Ich hatte gehofft, dass ich sie wieder nach Hause bringen könnte. Doch nun kniete ich hier mitten in einem dunklen Raum und Lilys kleinen und kalten Körper in meinen Armen.
Tränen tropften auf die zerzausten Haare von Lily, in denen auch meine Hände vergrabt waren. Verzweifelt drückte ich sie an meine Brust und blendete alles um mich herum aus. Ich wusste, dass ich mich rächen wollte. Jedoch floh Jeff als wir kamen und die anderen beiden liefen ihm hinter her, während ich hier blieb bei Lily. Auch wenn ich ihm hinter her wollte, ich konnte nicht. Ich schaffte es einfach nicht. Als ich Lily da liegen sah, brach alles in mir zusammen. Meine letzte Hoffnung, die ich verzweifelt mit meinen Händen festhalten wollte, starb. Sie starb vor meinen Augen und in meinen Armen. Sie starb mit einem Lächeln. Einem Lächeln, was aussagte, dass sie wusste, dass ich da war. Dass ich bei ihr war und es immer sein werde.
Mein Kopf war leer. Leer außer ein Satz blieb hängen. Es war der Satz, der Liu zu mir sagte, der Satz der mir ein Pfahl ins Herzen rammte. Ich hatte gehofft, dass ich ihn wieder herausziehen konnte. Doch er wurde mir immer tiefer in mein Herzen gestoßen bis es zersprang. Zersprang in tausend kleine Bluttropfen, welche sich in alle Himmelsrichtungen verteilte. Ich wusste, dass es kein Ausweg gab. Ganz tief im in meinem Inneren wusste ich es. Doch ich versuchte es zu verdrängen, aber es war ein Fehler von mir. Ich hätte einfach der Wahrheit ins Auge blicken sollen. Wie hätte ich meine Familie vor einem Massenmörder beschützen können, wenn ich mich selbst nicht mal schützen konnte? Am liebsten wünschte ich mir, dass das alles nicht real sein konnte, aber ich wusste es war real. Es war real. War es? War es wirklich? Oder war das alles nur in meinem Kopf? Hab ich mir Jeff nur ausgedacht, oder gibt es ihn wirklich?
Weitere Tränen rollten mir über meine Wangen und landeten auf Lilys Kopf, während mein Schlurzen durch die Stille drang, aber ich war nicht alleine hier. Ich konnte hören, wie sich Menschen näherten und nach Lily suchten. Sie suchten nach ihr und nicht nach mir. Sie riefen nach einer Toten und nicht nach einem Lebenden. Sie waren gekommen um Lily mit nach Hause zu bringen und mich zu verhaften. Sie wussten alles. Doch wussten sie auch, was ich wirklich war?
Es kamen viele von ihnen und als sie mich endeckten, zogen sie ihre Waffen und richteten sie auf mich. Sie schrien mich an, aber ich hörte ihnen nicht zu. Ich konnte einfach nichts mehr außer der Stille um mich herum hören. Vorsichtig legte ich Lily auf den Boden und umfasste das blutbeschmierte Messer, was zuvor in Lilys Brust steckte. Das Messer, durch welchen alle starben. Das Messer, das nie gefunden wurde. Das Messer, was mir eins mein Vater geschenkt hatte und mir gesagt hatte, dass es mich beschützen würde. Doch konnte es mich wirklich schützen? Vor was sollte es mich schützen? Sollte es mich vor andere Menschen schützen, oder sollte es mich vor mir selber schützen?
Langsam hob ich meinen rechten Arm mit meinem Messer und richtete es auf die vielen Polizisten, welche sich sofort bereit machten. Jedoch rechneten sie nicht mit dem, was ich eigentlich vorhatte.
War ich das alles? Habe ich das alles gemacht? Bin das wirklich ich?, fragte ich mich und Bilder von den ganzen Morden kamen in mir hoch. Meine verweinten Augen weiteten sich und das Messer flog aus meiner Hand und kam mit einem dumpfen Aufschlag auf den Boden auf, dabei vermischte es sich mit den schnellen Schritten von ein paar Polizisten, die mich packten und auf den Boden drückten. War ich das Monster? Gab es wirklich Jeff? Gab es wirklich Liu? Gab es wirklich ein Spiel? Gab es wirklich Seed? Oder Jane? Meine Tränen trockneten auf meinen Wangen und ich ließ mich abführen. Was habe ich getan? Was bin ich nur? Was ist los mit mir?
Mein Blick wanderte auf ein Handy, welches neben Lilys Leiche lag und ich konnte erkennen, dass irgendwer über dieses Handy die Polizei angerufen hatte. Jane.
~
»Es gibt sie wirklich. Ich hab sie nicht getötet. Ich war das nicht. «, murmelte ich vor mich hin und schaute mit einem kalten Blick zum Richter, der mich leicht verwirrt und geschockt anschaute.
»Ich habe es Ihnen gesagt! Sie hatte meine Tochter erst erstochen und dann in dieses Auto verfrachtet und als Unfall aussehen gelassen, dabei tat sie so als wäre sie verletzt. Sie hat alle umgebracht! Haben Sie es nicht gehört! «, schrie Ginnys Vater. Hab ich sie wirklich getötet? Hab ich mir das alles ausgedacht? Weiter hin schaute ich ausdruckslos zum Richter, welcher nicht richtig wusste, was er machen sollte. Ja. Ja, ich war es. Wieder tauchten die Bilder von allen auf. Wie ich zuerst dieses reiche Mädchen umgebracht hatte, dann Ginny, Mom und alle anderen bis zu Lily.
Ich wusste schon immer, dass ich verrückt war. Verrückt und eine Psychopathin und mein Vater wusste es auch, weswegen er mir das Messer gab. Er wollte, dass ich mich selber töte. Doch anstatt das ich starb, war er derjenige der starb. Er war mein erster Mord und es hatte mir Spaß gemacht. Natürlich wusste die Polizei nicht, wer ihn getötet hatte und fand nie den Mörder, denn niemand hatte gedacht, dass ein elfjähriges Mädchen ihr Vater tötet. Nur Mom wusste es und beschützte mich, da sie es nicht wirklich glauben wollte. Doch das wurde ihr auch zum Verhängnis. Jahrelang unterdrückte ich den Drang zu töten bis mir endgültig die Sicherungen durchbrannten und ich so langsam wieder anfing zu morden. Jeden nach einander. Zur Rechtsmedizinassistentin wurde ich nur, um leichter die Spuren zu manipulieren. Doch Mike bemerkte es und musste, kurz bevor Lily starb, sterben.
Ich suchte ihn bei sich zu Hause auf und erstach ihn. Er hatte mich herein gelassen ohne um die Folgen nach zu denken, oder er wusste was passieren würde. Jedoch hätte Lily nicht sterben müssen, aber ich wusste, dass sie mit angesehen hatte wie ich Ginny tötete. Ich mochte Lily wirklich, aber ich wollte einfach nur das Beste für uns alle.
Ich versank immer weiter in meine Welt und bemerkte nicht, wie sie meine Strafe entschieden. Ich hatte eh schon ahnen können, welche es sein würde und es war sie, denn das zufriedene Raunen in den Reihen hinter mir sagten mir, was es für eine Strafe war. Doch ob sie wirklich verstanden hatten wer ich wirklich war, war fraglich, aber wenn ich mich so umblickte konnte ich erkennen, dass ein paar Leute es schon verstanden haben. Ein paar wussten wirklich wer Jane, Jeff und Liu waren. Sie wussten, dass ich nicht nur eine Psychopathin war, sondern auch eine gespaltene Persönlichkeit. Ein Lächeln zierte meine Lippen als mein vollendetes Werk betrachtete. Keine ahnt was ich wirklich gemacht habe und keiner wird es jemals herausfinden. Keiner von ihnen.
Zwei Polizisten packten mich an meinen Armen und zogen mich zum einen aus meinen Gedanken und zum anderen aus dem Gerichtssaal. Ja, jetzt werde ich alle anderen wieder sehen. Mom, Dad, Lily, Ginny und Mike. Und noch viele mehr. Ich werde sie wieder sehen, aber ich weiß, dass ich niemals in den Himmel komme, sondern in meinem persönlichen Himmel. In die Hölle.
Hast du herausgefunden was mein Werk war?
Lied: If I Die Young ~ Michael Henry and Justin Robinette
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