Kapitel 16
Ganz sachte, als würde mein Arm gleich in zehntausend Stücke zerspringen, wickelte Gina den Verband um meine Arme, die über und über mit blauen Flecken übersät waren, welche aber ganz andere Farben hatten als blau. Ich beobachtete jede einzelne Bewegung von Gina und wie mein mit blauen Flecken übersehter Arm immer weißer wurde. Als alle Flecken bedeckt waren, verknotete Gina die Enden und betrachtete ihr Weg. Hier und da zupfte sie am Verband um ihn zu richten bis ich ihre Hand wegschlug, da es mir zu lästig wurde.
Nachdem sie ihre Hände wieder zu sich gezogen hatte, stand sie auf indem sie als erstes auf ihr Schoß klopfte und dann vom Sessel aufsprang. Sie sammelte den ganzen Müll und das ganze übriggebliebene Zeug ein und lief mit den Sachen untern Arm zur Tür. Dort blieb sie stehen und blickte über ihre Schulter zu mir.
»Wann wollte eigentlich Gabrielle nochmal kommen? «, fragte sie mich und bekam ein Schulterzucken von mir zurück. Mit einem knappen Nicken ging sie dann aus dem Wohnzimmer und ließ mich alleine auf der roten Couch zurück. Das ist eine sehr gute Frage. Eigentlich wollte sie jetzt schon da sein. Ob ihr was zugestoßen ist? Hoffentlich nicht., grübelte ich und zupfte an meinen Verband. Mit jedem neuen Gedanken wurde mein Blick immer glasiger bis ich ganz in meiner Gedankenwelt versunken war. Immer wieder fragte ich mich, ob Mom was zugestoßen war, aber schmiss den Gedanken wieder über den Haufen bis mir Jeffs eisblaue Augen einfielen. Die die mich sofort in ihren Bann zogen und ein wundervolles Gefühl in mir auslösten. Ob es wirklich Liebe war? Liebe ich ihn wirklich oder doch nur einen Gedanken? Ob er mich auch lieben könnte? So wie in den Fanfiction die ich gelesen hatte? Schön wäre es schon, aber ob das gut ginge? Ich meine, er ist ein Massenmörder. Ein psychisch Gestörter noch dazu! Die ganze Polizei ist hinter ihm her und ich grübel darüber nach ob er mich lieben könnte und ob es gut ginge mit ihm? Was ist nur bloß los mit mir? Ist das noch normal? Ich glaube eher nicht oder doch? Verdammt Evelyn! Wach doch auf! Als ob er dich lieben würde!, fing ich an mit mir zu streiten. Je mehr ich stritt desto mehr fühlte ich mich wie ein dummes nichtnutziges Ding. Warum ich? Warum immer ich?
Ich stützte mein Kopf in meinen Handflächen ab und starrte gefühlskalt ins Nichts. Ich blendete alles um mich herum aus, selbst meine Gedanken und versuchte für eine Weile einen klaren Kopf zu behalten, was nicht lange andauerte, da wieder Jeff in meinen Kopf schlich. Am liebsten wäre ich aufgestanden und würde meinen Kopf an die Wand schlagen. Ich wollte dieses Gefühl und diesen Gedanken aus meinen Kopf verbannen oder eher ganz aus meinen Körper.
Zwei sanfte weiche Hände legten sich auf meine Wangen und ließ mich aus meiner Starre erwachen. Ich starrte direkt in zwei grünleuchtenden Augen, die mich durch dringlich anschauten. Als ich realisierte zu wem die Augen gehörten meldete sich auch schon sein Besitzer zu Wort.
»Seine Nachricht war, dass heute nach das Spiel beginnt. Die erste Aufgabe würde heute nach beginnen. «, meinte Lily mit einer ernsten Stimme die perfekt zu ihrem ernsten Gesichtsausdruck passte. Verwundert richtete ich auf und schüttelte so ihre weichen Hände von meinen Wangen.
»Wie bitte? «, brachte ich mit einem verwunderten Unterton heraus. Doch ehe Lily antworten konnte kamen zwei weitere Personen in das Wohnzimmer. Eine der zwei Personen war Gina und die andere Person war Mom. Sie hatte ihre roten Haare zu einem hohen Pferdeschwanz zusammen gebunden und schaute mich aus strahlenden braunen Augen an. Über ihren rechten Arm hatte sie ihren braunen Wintermantel gelegt und kam auf Lily und mich zu. Sie trug wie immer einen schwarzen Rock mit einer weißen Bluse drüber. Darin sah sie wie eine Businessfrau aus, welche um die fünfzig war.
»Na mein Engel. «, begrüßte mich Mom und gab mir einen Kuss auf meine Stirn nachdem ich aufgesprungen war und meine Arme hinter dem Rücken versteckt hatte. Ich wusste, wenn sie die sehen würde, würde sie uns niemals gehen lassen, aber ich musste zu der Psychiatrie.
»Hi, Mom. «, begrüßtet ich sie ebenfalls und schaute sie mit einem gefakten Lächeln an. Mom achtete nicht darauf, sondern wandte sich sofort zu Lily und begrüßte sie ebenfalls welche erfreut in ihre Arme sprang. Kurz blickte ich zu Gina, welche mir mit ihren Blicken sagte, dass wir los sollten, bevor ich mich langsam in bewegung setzte.
Bei der Tür angekommen drehte ich mich noch mal zu Mom und Lily um, welche sich auf der Couch bequem gemacht hatten und sich unterhielten, bevor ich durch die Tür trat und meine Jacke und Schuhe anzog. Gina stand schon mit dem Autoschlüssel bereit in der Tür. Langsam und mit einem leicht aufgeregt, pochenden Herzen lief ich ebenfalls zur Tür und folgte Gina nach draußen.
Leise und ohne sich zu verabschieden schloss ich die ganzen Türen hinter mir, durch die wir gingen, bis der sanfte kalte Wind uns begrüßte. Mein Blick schweifte über die fast leere und dunkle Straße hoch zu dem sternenklaren Nachthimmel. Mir war gar nicht aufgefallen, dass es schon Nacht war während wir auf Mom gewartet hatten, und der Gedanke nachts in die Psychiatrie zu gehen ließ mich wortwörtlich fröstelnd. Fast schon dachte ich, dass es an den kalten Windzug liegen könnte, aber warf den Gedanken weit nach hinten in meinem Kopf, da ich wusste, dass es mit dem Vorhaben zu tun hatte.
Mit einem leisen Seufzer folgte ich Gina über die Straße zu einem silbernen Volvo. Ganz gemütlich setzte sich Gina an das Steuer, während ich einmal halb um das Auto lief bevor ich an der Beifahrertür ankam. Als ich sie öffnete blickte ich zurück zu der Haustür als ich eine allzu bekannte Gestallt dort stehen sehen konnte. Jane., schoss es mir durch den Kopf, als ich die schwarzen langen Haaren in dem Licht von der Straßenlaterne wehen sehen konnte und wie sie lässig in ihrem kurzen schwarzen Kleid dort stand und zu uns herüber schaute. Dass es ihr nicht kalt ist oder dass sie sich noch keine Erkältung zugezogen hatte wundert mich echt. Mit diesem Gedanken setzte ich mich in das Auto, welches kurz darauf startete und die Straße runter fuhr.
Schnell schnallte ich mich an bevor ich gedankenverloren aus dem Fenster starrte, während Gina fröhlich mit der Musik mitsang. Wie kann man jetzt noch so fröhlich sein, wenn man davor richtig angepisst war und gleich zu einer verlassenen Psychiatrie fahren? Manchmal verstehe ich sie echt nicht. Frauen., dachte ich nur als mir auf viel, dass ich selber eine war. Kopfschüttelnd wandte ich mich zu Gina und drehte die Musik etwas leiser.
»Weißt du, wo die Psychiatrie liegt? «, fragte ich Gina etwas zu hoffnungsvoll. Verwundert drehte sie sich zu mir um als wir bei einer roten Ampel hielten.
»Nein, ich dachte du wüsstest es. «, meinte sie. Verdammt! »Aber schau mal im Handschuhfach, vielleicht habe ich da noch eine Karte. « Auf ihren freundlichen Befehl hin suchte ich im Handschuhfach nach einer Karte und fand sie auch schlussendlich. Schnell faltete ich sie auseinander als Gina schon aufs Gas drückte und weiter gerade aus fuhr.
Nach der Straße suchend, auf der wir uns gerade befanden, strich ich mit meinen Finger über das Papier. Immer wieder erkundigte sich Gina, ob ich die Straße gefunden hätte bis ich schließlich ja sagte und mit einem Finger auf die Straße zeigte während ich schon nach der Psychiatrie Ausschau hielt. Bitte lass sie auf der Karte eingezeichnet sein, denn soweit ich weiß ist sie auf den neuen Karte nicht mehr eingezeichnet. Da! Ganz weit außen, fast schon im Wald, konnte ich ein Gebäude abgebildet sehen über dem Lexington Psychiatrie.
»Wie alt ist die Karte? «, fragte ich Gina verwundert und warf ihr einen Seitenblick zu. So konnte ich erkennen wie ihr angestrengter Gesichtsausdruck zu einem verwirrten umwandelte.
»Wie meinst du das? «, fragte sie und schaute immer noch auf die Straße.
»Na in den neuen Karten ist die Psychiatrie nicht mehr eingezeichnet, aber in deiner schon. «, erklärte ich Gina und bekam nur ein verwundertes Schulterzucken. »Naja, ist jetzt auch egal. Du musst jetzt rechts abbiegen und bis zum Ende der Straße fahren, dann nach links. « Und so lotste ich sie bis zur Psychiatrie.
Wir fuhren an vielen Häusern vorbei bis wir in ein kleines Waldstückchen fuhren. Die Bäume sahen in der Dunkelheit aus wie Dämonen, die nach uns greifen und uns essen wollten. Leicht verängstigt sank ich immer tiefer in den Sitz während Gina immer angestrengter in die Dunkelheit schaute. Verdammt! Auf was für blöde Ideen komme ich eigentlich immer? Und das alles wegen eines Jungen den ich entweder liebe oder tot sehen wollte. Ich kann mich echt nicht entscheiden. Aber ich wusste zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass er mir die Entscheidung abnahm. Ich dachte in diesem Zeitpunkt nicht mal an sowas. Meine Gedanken kreisten immer weiter um die Psychiatrie und je mehr ich daran dachte desto gruseliger wurde sie in meinen Gedanken bis schließlich auch Monster in meinem Gedankenbild auftauchten.
Leicht erschrocken richtete ich mich auf und bemerkte, dass wir stehen geblieben waren. Gina schaute mich erwartungsvoll und zugleich etwas verängstigt an während ich die Gegend durch das Fenster erkundigte. Ich war so tief in den Sitz gesunken, sodass meine Augen nur knapp über dem Ende des Fensters sich befanden. Um uns herum waren Bäume, die mit einem sicheren Abstand von uns standen. Gina hatte direkt vor dem Eingangstor gepackt was mehr einladender ausschaute als abstoßend.
Durch das Windschutzfenster betrachtete ich, immer noch in meiner zusammen gesunkenen Position, das Tor. Es war groß und aus Eisen, jedenfalls vermutete ich es. Um das Tor herum stand eine Steinmauer, welche die ganze Psychiatrie umzingelte. Es sah genauso aus wie in den ganzen Hollywoodfilmen, nur das hier kein Name an dem Tor stand.
Mit einem tiefen Atemzug machte ich die Autotür auf und stieg aus. Fast hätte ich den Gurt vergessen und blieb verwundert hängen, während ich hören konnte, dass Gina sich einen Facepalm gabe. Schnell löste ich den Gurt und stieg aus. Der Schnee unter meinen Sohlen fing an zu knirschen und die eiserne Kälte umhüllte mich wie ein Mantel. Bei jedem Ausatmen konnte ich mein Atem sehen und gab dem ganzen noch eine Note vom Horror dazu.
Kurz blickte ich zurück ins Auto innere, in dem Gina saß und gerade aus starrte, bevor ich die Tür schloss und zum Tor lief. Ich rüttelte daran musste aber feststellen, dass es sich kein Zentimeter rührte, egal wie stark ich daran rüttelte. Entschlossen trat ich ein Stück zurück und schaute mich um. Hier muss doch irgendwo noch einen Eingang geben., dachte ich während ich ein Stück die Mauer nach rechts lief und dann nach links. Im Rücken spürte ich Ginas leicht besorgten und verängstigten Blick. Doch ich ließ mich nich davon beirren und stellte mich abermals vor das Tor. Dieses Mal begutachtete ich die Eisenstangen. Ich tastete sie ab und überlegte ob ich dadurch passte. Ohne richtig darüber nachgedacht zuhaben zwängte ich mich dadurch und ehe ich mich versah landete ich in dem Schnee, welcher sich feucht und kalt in meinem Gesicht anfühlte.
Leicht hob ich meinen Kopf und spuckte das bisschen Schnee in meinem Mund wieder aus. Dann rappelte ich mich auf und klopfte den restlichen Schnee von mir runter. Als ich keinen Schnee mehr an meiner Kleidung erkennen konnte richtete ich meinen Blick auf die Umgebung und konnte, neben der großen Fläche aus Schnee, ein großes Haus erkennen, welches weder verlassen noch zerfallend aussah. Ist das überhaupt die Psychiatrie?, fragte ich mich und der Zweifel fing an mir zu nagen. Wenn das ein bewohntes Grundstück ist bin ich am Arsch und das wortwörtlich!
Mit leisen und schnellen Schritten näherte ich, leicht gekrümmt, das Gebäude bis ich vor der großen Eingangstür stand. Sanft ließ ich meine Hand darüber streifen bevor ich nach dem Knauf griff und ihn betätigte. Mit einem leisen quietschen öffnete sich die Tür und ohne mich noch mal umzudrehen ging ich in das Gebäude rein.
Mein Herz und mein Atem raste und mental machte ich mich auf das gefasst was kommen mag. Doch ob das was bringen wird?
Hey ihr Nudeln ^.^ Ich wollte mich nur noch bedanken für 1k reads. So viele Leute lesen mein Buch O.o einfach unglaublich! Also: Danke, Danke, Danke!!! <3 Ich hoffe echt, dass es euch gefällt, sowie das Kapitel hier. Schreibt mir einfach eure Meinung in die Kommentare, bin echt gespannt ^^ Bis bald <3
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