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-38- ➳ Letzter Abend

Die Tage vergingen wie im Flug, sodass ich kurz darauf bei Tag eins, Freitag, angekommen war.
Es war beängstigend, wie schnell die Zeit einem durch die Finger rinnen konnte, wenn man am liebsten die Zeit anhalten wollte.
Gestern, am Tag zwei, hatte Margarete mich zusammen mit ein paar anderen Angestellten zu Avaria geschickt, um dort vier volle und qualvolle Stunden lang die Regeln und Umgangsformen für die kommende Abendveranstaltung zu wiederholen.
Ein paar Sachen wusste ich, doch es war erschreckend, wie schnell die Arme der schon festangestellten Mädchen und Jungen in die Lüfte schnellten, bevor ich überhaupt die Fragestellung verstanden hatte.
Avaria schien wohl aber einen guten Tag gehabt zu haben, denn ich verließ den Unterrichtsraum nur mit vier Abzugspunkten und einem brummenden Kopf.
Leo konnte es immer noch nicht glauben, dass ich dazu auserwählt worden bin, den ganzen Abend der Abendveranstaltung beizuwohnen, doch mehrmals betonte sie, dass sie sich für mich freute, da ich so extrem meine Chancen auf eine Festanstellung nächsten Monat, nach der ersten schriftlichen Prüfung, steigern würde.
Ich hingegen hielt dies für weniger wahrscheinlicher. Aber ich konnte ihr auch schlecht von Nialls Plan erzählen...
Das einzige, was meine Nerven etwas beruhigte, war die Tatsache, dass Leo zusammen mit Justice für das Vorbereiten des Sektes am Abend beauftragt wurde. Zwar würde sie kurz nach dem Empfang wieder nach Hause gehen können, aber allein sie in der Nähe zu Wissen, würde mein Herz etwas besänftigen, auch wenn ich wusste, dass sie mir kein bisschen helfen könnte, wenn wirklich etwas passieren würde...

Der heutige Arbeitstag ging trotz der schweren und stressigen Vorbereitungen viel zu schnell um. Zusammen mit Bellamy putze ich fast die gesamten Räume und hielt gleichzeitig nach der Müllrutschte in den privaten Räumen Ausschau. Als ich sie nicht sofort fand, bat ich Bellamy um Rat, wo ich den Müll hintun könnte. Kurz darauf zeigte sie mir einen kleinen Putzraum, in dessen Wand eine Klappe eingebaut war, die man mit wenigen Knopfdrücken steuern konnte und somit eine Müllrutsche offenbarte. Ich bedankte mich bei ihr, doch insgeheim schlug mir mein Herz bis zum Hals. Der kleine Raum bot gerade mal für drei Personen Platz und auch der angrenzende Flur bot keine gute Möglichkeit zum Verstecken. Das einzige, was mir half, mein Herz wieder zu beruhigen, war, dass ich mir einredete, dass alle in dem Parkettsaal der Veranstaltung beiwohnen würden und keiner auf eine kleine Auszubildende achten würde, die durch die leeren Gänge streichen würde.
Auch an diesem Tag bekam ich Liam zu Gesicht und ich bedankte mich mehrmals beim Gott dafür, sodass ich all dem Stress zumindest etwas Gutes abgewinnen konnte.
Leo nahm mir kurz darauf im Fahrstuhl das Versprechen ab, dass sie am nächsten Tag für meine Haare verantwortlich sein dürfte und dankbar fiel ich ihr dafür um den Hals.
Denn Avaria hatte in ihrer stundenlangen Predigt am vorherigen Tag nicht nur einmal erwähnt, wie wichtig ein stilvolles, aber trotzdem dezentes Auftreten war. Und ich wusste ganz genau, dass das bei mir im Desaster enden würde. Weder war ich geschickt in Frisuren, noch in Makeup. Auch wusste ich aus Erfahrung, dass ein einfacher Dutt nicht lange bei mir zu retten war.
Umso mehr fing ich an, Leo zu lieben. Ein weiterer Punkt, warum sie morgen unbewusst mein Fels in der Brandung sein würde.

Und nun war ich hier, zog gerade die Wohnungstür hinter mir zu und wurde von Mum begrüßt, die gerade mit zwei Kerzen in Gange war, die ich vor nicht allzu langer Zeit bei Rina und Pietro ergattert hatte.

„Schatz, ein Mädchen mit blondem Haar war eben hier und ich soll dir ausrichten, dass du kommen sollst. Wie hieß sie nochmal? Jena? Jeni? Ich glaube, es war Jenia, ist es eine Freundin von dir?"

Ich erstarrte in meiner Bewegung.
Jenia. Blondes Mädchen.
Sofort tauchte die Erinnerung vor meinem inneren Auge auf, wie ich auf dem Boden liege, mir speiübel war und Jenia angeekelt ihr Gesicht verzogen hatte und gemeint hatte, dass sie Putzdienst hätte und ich deswegen nicht kotzen sollte.
Sie war das Mädchen mit der Kette um den Hals und das, welcher Mason mein Blut aufwischen lassen wollte, weil er mir mit meinem Tod drohen wollte.
Jenia gehörte zu Nialls Gang.
Und ich wusste, was ihre Worte dass ich kommen sollte, bedeuteten.
Niall wollte mit mir reden.

Doch bevor ich wieder in meine Schuhe schlüpfen konnte, fiel mir das offensichtliche auf.
„Mum?" fragte ich leicht verwirrt. „Warum zündest du die Kerzen an?"
Sie war mir einen beruhigenden Blick zu und sprach langsam: „Ach, mach dir keine Sorgen. Vorhin ist nur der Strom ausgefallen, ein paar Techniker haben auf dem Marktplatz aber angekündigt, dass es bis morgen früh wieder alles in Ordnung ist. In den Korridoren und den öffentlichen Plätzen haben sie die Notfallgeneratoren angeschmissen, aber für alle Privathaushalte reicht es leider nicht..."

Sofort wanderten meine Gedanken zu dem Wasserkraftwerk, zu dem Dad aufgebrochen war und es wahrscheinlich nicht erreichen würde.
Es war unsere Stromquelle, doch konnte wirklich eine anscheinend so simple Beschädigung dafür sorgen, dass wir Stromausfälle bekamen?
„Willst du nicht zu deiner Freundin, Sophia?" riss mich Mum aus meinen Gedanken und zögerlich nickte ich.
„Kommst du alleine zurecht?" fragte ich sie, während ich wieder in meine Stiefel schlüpfte. Mum nickte, schenkte mir noch ein leichtes Lächeln und zeigte dann auf ein noch nicht fertig gehäkeltes Paar Socken. „Ich wollte sie Sam zum Geburtstag schenken."
Sams Geburtstag war in zwei Wochen. Ich nickte. „Sie sind toll." Dann verschwand ich und stiefelte mit aufgesetzter Kapuze zu den Fahrstühlen.
Den ganzen Weg dachte ich über die Wasserkraftwerke nach, über Dad, der vielleicht schon tot war und über das Wissen, dass Liam und aber auch Niall über all diese Geschehen zu haben schienen.
Und ich dachte an den morgigen Abend.

Diesmal schaffte ich es bis zur Wohnung alleine, bis Megs auftauchte.
„Niall wartet schon, er hat nicht viel Zeit." War ihre knappe Antwort, während sie die Matratze beiseiteschob und mir ein Handzeichen gab, dass ich vor ihr in die Dunkelheit klettern sollte.
„Ich musste arbeiten." Rechtfertigte ich mich und stieg dann auf die erste Sprosse.
Es war immer noch ein mulmiges Gefühl in den Todessektor hinabzusteigen und umso erleichterter war ich, als Megs kurz darauf den Gang mit einer Taschenlampe erleuchtete.
„Zumindest hast du Glück, dass Mason heute nicht da ist. Die anderen sind auch noch mit den letzten Vorkehrungen beschäftigt."
„Aber sie werden doch nicht alle mitkommen, oder?" hakte ich etwas zögerlich nach, als ich ihr zu der Metalltür folgte. Sofort klingelten in meinem Kopf die Alarmglocken, um mich wieder einmal daran zu erinnern, dass Mason mich genau an dieser Stelle zu Kleinholz verarbeiten wollte.
„Nein." Megs warf mir ein leichtes Grinsen zu. „Nur Niall und ich werden den dort oben einen Besuch abstatten." Mit diesen Worten drückte sie den Hebel für die schwere Tür herunter öffnete sie mit ihrem ganzen Körpergewicht.

Niall stand in der Mitte des Raumes, in dem Boxring, in dem ich Megs damals zum ersten Mal gesehen hatte, wie sie sich mit Mason geprügelt hatte.
Es kam mir alles schon so unscheinbar weit weg vor, dabei war es nur ein Monat her gewesen, dass ich zum ersten Mal hier unten gewesen war.

„Na, Hübsche? Beehrst mich auch nun endlich mal?" rief Niall uns sarkastisch zu, während er eine Kiste zur Seite schob, seine Hände abklopfte und dann auf uns zukam.
„Megs, du hast schon wieder meine Jacke an." Meinte er, ohne sie wirklich zu beachten. Je näher er uns kam, desto mehr konnte ich seine Haare erkennen, die ihm nass und verstrubbelt in die Stirn fielen. Auch sein T-Shirt klebte an seinem Oberkörper und an der Schweißschicht, die seine ganze Haut überzogen hatte, erkannte ich, dass er Sport gemacht hatte.

„Warum hast du nicht auf mich gewartet? Ich hätte mit dir geboxt." Meinte Megs, ohne auf seinen Einwand einzugehen. Immer noch mich ansehend antwortete er: „Nein, ich will dir nicht weh tun."
Daraufhin schnappte Megs empört nach Luft, riss die Arme hoch und schüttelte den Kopf. „Du willst mir also nicht wehtun? Okay, eine tolle Definition, wirklich, Niall."
Dieser verdrehte nur genervt die Augen, hatte aber immer noch keinen Blick für sie übrig.
Während er sich ein Handtuch von dem Boden schnappte und sich damit über sein Gesicht fuhr, meinte er nur: „Du musst für morgen fit sein. Geh lieber nochmal die Codes durch. Sie müssen morgen alle stimmen..."

„Jawohl, zu ihren Diensten, Sir..." knurrte Megs nur und drehte sich auf den Absatz um. Etwas entgeistert starrte ich ihr hinterher, aber als Niall wieder das Wort erhob, schnellte mein Kopf wieder zu ihm herum.

„Es dauert nicht lange, meine Hübsche. Ich wollte nur nochmal die Sachverhalte klären..."
Ich nickte nur, worauf er mit einem leichten Grinsen weiterredete: „Du weißt wie wichtig das morgen ist, okay? Wenn du also auf die Idee kommst, es absichtlich zu vergeigen, oder sonst etwas in diese Richtung... Kannst du dich an unsere Einigung erinnern? Wir sind alle für etwas geboren wurden und du um deine Geschwister zu beschützen, doch wenn es morgen schief geht..."

Er zwinkerte mir zu und sofort schossen mir Schauer über den Rücken. Ich wusste, was das hier werden würde.
Er wollte mir nochmal seine Macht, seine Kälte demonstrieren, mir zeigen, dass ich nicht auf falsche Gedanken kommen dürfte.

„Ich habe verstanden." Meinte ich nur knapp und versuchte alle Emotionen aus meiner Stimme herauszufiltern. Ich wollte ihm nicht noch mehr Angriffsfläche bieten.

„Dann ist gut." Langsam nickte er und rubbelte sich dabei mit dem Handtuch durch seine Haare. „Es ist der letzte Abend, Sophia. Morgen wirst du dafür sorgen, dass wir durch die Müllrutschte in den privaten Bereichen gelangen, mehr ist es nicht. Um 19 Uhr findet der Empfang statt..." fing er an zu erzählen. „Dieser wird ab 19:30 Uhr in den Speisesaal verlegt, wo man noch weiter redet und auf das Essen warten wird, das um 20 Uhr serviert wird. Ab 21:15 Uhr findet die Abendveranstaltung im Parkettsaal statt, wo noch ein Buffet für den kleinen Hunger übrig ist. Dort wird hauptsächlich geredet, getrunken und ab und zu getanzt. Je nachdem wie spießig die Gäste sind. Ab dann wird es nicht mehr auffallen, wenn du für einen kurzen Moment verschwindest. Du musst um 21:45 Uhr an der Müllrutsche sein, den Weg freihalten und sie öffnen, denn dies ist kein verschlüsselter Code, den Megs hätte lösen können, sondern ein einfacher Schließmechanismus... Den zu entfernen könnte in den ruhigeren Bereichen aber etwas zu laut sein und wir wollen doch nichts riskieren..."

Er zwinkerte mir zu, während ich mir all die Uhrzeiten, die mir in meinem Kopf herumschwirrten, versuchte zu merken.

„Das wars?" fragte ich vorsichtig.
„Dann kannst du gerne weiter das stille Mäuschen spielen und den aufgeplusterten Säcken in hochpolierten Smokings Sekt anbieten. Ich werde ab da alleine zurecht finden."

Ich zögerte und fing an, von einem Fuß auf den anderen zu hüpfen. „Du kannst jetzt gehen." Meinte Niall, drehte sich um und lief wieder zu dem Boxring. Etwas verunsichert biss ich mir auf die Lippe. Die Nervosität hatte immer noch die Überhand über meinen Körper, doch langsam setzte ich mich in Bewegung. Denn auch wenn ich wusste, dass Niall Schwachstellen hatte, wenn auch minimale, konnte ich sie nicht nutzen. Es war zu spät.

Kurz bevor ich die Tür erreichte, rief Niall mir hinterher. „Ach und Sophia?" Abwartend drehte ich mich zu ihm um. Immer noch mit schief gelegtem Kopf und Grinsen meinte er: „Ich würde an deiner Stelle dafür sorgen, dass nichts schief geht."

Mit einem einfachen Nicken und viel zu schnell klopfenden Herzen verschwand ich in den kleinen Flur, huschte die Sprossen nach oben aus den Todessektor hoch und hatte erst in Sektor 2b wieder das Gefühl, richtig durchatmen zu können.

Am Abend erzählten Clovy, Sam und ich uns Geschichten. Der Strom ging immer noch nicht und ich versuchte jegliche Gedanken an Dad und dem Wasserkraftwerk zu verdrängen.
Kaum war Clovy eingeschlafen, seufzte ich leise erleichtert auf und strich meiner kleinen Schwester durch ihre braunen Locken. Ich war froh, dass sie in ihren jungen Jahren noch nichts von all dem richtig realisieren konnte.
„Mach dir nicht so viele Gedanken, Soph." Flüsterte Sam auf einmal von seiner Matratze aus und ich versuchte ihn aufmunternd zu lächeln. „Es ist alles gut."
„Ich weiß von morgen, Sophia. Aber es wird schon alles gut werden. Das wird es immer."
Ich erstarrte und schielte in die Dunkelheit.
„Du weiß es? Aber du..."
„Nein," unterbrach mich mein kleiner Bruder leise. „Niall sagte, ich soll morgen Abend nur zuhause sein, die ganze Zeit und er würde mich umbringen, falls ich mich nicht an sein Wort halten würde."
Erleichterung durchflutete mich bei seinen Worten. Denn in diese Angelegenheit wollte ich meinen kleinen Bruder nicht auch noch herein ziehen.
„Und dieses eine Mal bin ich komplett mit Niall einer Meinung. Du hältst dich an sein Wort oder?"
„Natürlich." Kam es sofort von ihm und innerlich erlitt ich einen kleinen Stich. Denn wenn ich ihm dies sagen würde, würde er sich nicht automatisch daran halten. Es machte nur noch mehr die Machtposition von Niall deutlich.

„Ich liebe dich, Sam. Schlaf gut." Flüsterte ich leise, doch ich bekam keine Antwort. Er war schon eingeschlafen.


Schlaf.
Etwas, woran ich nicht einmal denken konnte.
Zwei Stunden lang starrte ich in die Dunkelheit und konnte mich nicht einmal dazu zwingen, meine Augen zu zumachen.

Deswegen ging ich noch einmal den gesamten Plan von Niall durch. Beziehungsweise den kargen Teil vom Plan, in dem ich eingeweiht war.
Ich murmelte immer wieder die Uhrzeiten vor mir hin, ging in Gedanken den Weg zur Müllrutschte und überlegte mir mögliche Ausreden, die ich benutzen könnte, falls man mich in den Gängen erwischen würde.
Auf keinen Fall wollte ich ins Exil und meine Familie hinter mir lassen.


Als die dritte Stunde ohne Schlaf verging, hörte ich es.
Am Anfang war es nur ein leises Klicken, so als würde Wasser aus dem Wasserhahn tropfen. Aber immer in den Momenten, wo ich verstummte und in die Stille horchte, hörte ich nur Sams leises schnarchen und Clovys gleichmäßige Atemzüge.
Doch nach ein paar Minuten verwandelte sich das leise Klicken in ein energisches Schaben und unsicher setzte ich mich auf. Sofort schnellte mein Herzschlag wieder auf hundertachtzig, da mein Kopf alle möglichen Schreckensszenarien durchspielte. Waren die Tiere in den Sektor 2b gekommen? Schabten sie bereits an unsere Türen?
Würden wir gleich alle sterben?

Schnell stieg ich über Clovys schlafendem Körper hinweg und folgte voller Adrenalin und Angst den Geräusch in den Wohnraum. Mum schlief weiterhin auf der Ausklappbank. Für einen kurzen Moment blieb ich stehen, horchte erneut in die Stille und gerade als ich dachte, dass ich es mir nur eingebildet hatte, hörte ich es erneut.

Klick
Schrrrr

Aus Reflex griff ich nach der Bratpfanne und umklammerte sie ängstlich mit beiden Händen, so als würde sie mich wirklich retten können, falls dort draußen wirklich etwas lauern würde.
Ich lehnte mich leise an der Tür an, horchte erneut auf die Geräusche.
Und dort waren sie wieder.
Es schien, als würden sie direkt von der anderen Seite kommen.
Einmal atmete ich tief durch, schloss meine Augen und betete, dass ich mich irrte, und es simpel zu erklären war.
Dann riss ich im nächsten Moment die Tür auf, erhob die Pfanne bereits zum Schlag und überlegte innerhalb einer Millisekunde, ob es schlau gewesen war, die Tür zu öffnen.
Doch bevor ich die Pfanne auf das vor der Tür kniende Etwas niederschmettern konnte, traf mich etwas seitlich und keuchend schnappte ich nach Luft.
Die Pfanne fiel mir aus er Hand, erreichte aber nicht den Boden, da die Person vor unserer Tür sie schnell genug aufhob.

„Bist du wahnsinnig? Wolltest du mich etwa mit diesen alten rostigen Teil erschlagen?" zischte Megs, während sie mich ganz auf den Flur rauszog und die Tür schloss, damit Mum nicht aufwachte.

„Das sagt die, die mir meine Rippen gebrochen hat und vor unserer Wohnungstür einen auf Raubkatze macht." Keuchte ich und stützte meine Hände auf meine Knie ab. Der Schmerz schoss immer noch durch meine ganzen Rippen.

„Du machst die Tür auf, da du denkst, ich wäre ein wildes Tier und kommst mit das hier zum Angriff? Das ist doch nicht dein ernst. Der Griff würde doch schon abbrechen, wenn man versucht ein Kissen zu schlagen..."

„Was machst du hier überhaupt?" zischte ich, um von meinem etwas unüberlegten Handeln abzulenken. „Es ist mitten in der Nacht, die Wächter könnten jederzeit kommen..."
Sofort sah ich mich nach links und rechts um, doch der Korridor schien friedlich und ruhig.

„Mach dir doch nicht gleich ins Hemd, Sophia. Ich habe mir schon gedacht, dass du nicht schlafen kannst und habe mir überlegt, dass dir ein kleiner Nachtspaziergang vielleicht gut tun würde..."
In dem dämmrigen Licht sah ich, wie sie wieder die Pfanne in ihrer Hand inspizierte, dann hob sie jedoch den Blick und ihre blauen Augen bohrten sich fragend in meine: „Und, was sagst du?"

Ich brauchte nur ein paar Sekunden zu zögern, dann hatte ich meine Entscheidung gefällt. „Du hast Recht, ich kann nicht schlafen. Warte einen Moment..." Schnell griff ich nach der Pfanne, huschte wieder in unsere Wohnung, versicherte mich, dass Mum und meine Geschwister nichts von all dem mitbekommen hatten und schlüpfte dann in meine Stiefel sowie in meine Jacke.
Dann trat ich wieder zu Megs zurück, die mit den Ärmeln von Nialls Lederjacke spielte.

„Wo gehen wir hin?" fragte ich sie, doch sie zwinkerte mir nur zu und meinte: „Wissen ist nicht umsonst, Sophia. Jeder lernt es irgendwann..." Dann ging sie los und ich folgte ihr.

Schlussendlich landeten wir in ihren kleinen Geheimgang, den sie mir auch damals schon gezeigt hatte, um den Nachtpatrouillen nach der Nachtsperre aus dem Weg zu gehen. Wir saßen auf den kalten Fußboden an der Wand lehnend uns gegenüber und Megs hatte eine Tüte Bonbons herausgekramt, von denen sie meinte, sie ‚legal' gekauft zu haben. Ich glaubte ihr kein Wort, dennoch hatte ich keine Schuldgefühle sie anzunehmen, als Megs mir welche anbot.

„Nun, sag mal. Wie ist es dort oben." Fragte Megs mich auf einmal und überrascht blinzelte ich sie an. Sie bemerkte meinen Ausdruck und fing an zu schmunzeln. „Nun Sophia. Nur weil ich zu Nialls unbesiegbar wirkenden Gruppe gehöre, heißt es noch lange nicht, dass ich einfach aus Langeweile mein Leben riskiere, um eine Kostprobe vom Luxusleben zu bekommen..." Sie zwinkerte mir zu und langsam nickte ich.
„Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll, wenn ich ehrlich bin." Meinte ich und strich mir langsam durch die Haare.
„Fang da an, wo du zum ersten Mal das Gefühl hattest ohnmächtig zu werden..." antwortete Megs und zum ersten Mal schien es, als würde sie mich wirklich interessiert ansehen.

„In Ordnung, ich glaube, es wird eine lange Geschichte..." Ich lachte leise, als mir selbst all die vielen Kleinigkeiten einfielen, die so erstaunlich waren.
Und so fing ich an.
Ich erzählte ihr von dem riesigen Apartment der Paynes, von den Fenstern, von dem Garten und der Arbeit in diesem. Ich erklärte ihr die Springbrunnen, mein erster Besuch im eigentlichen Sektor 20c, den vielen Werbeplakaten, den Menschenmassen. Versuchte ihr so gut es ging die vielen Gerüche zu erklären, die Kleidung, die kleinen Transportmittel, der Rummel, die Blitzlichtgewitter und die Magie, die dem Ort inne wohnte.
Ich erzählte und erzählte und Megs hörte aufmerksam zu. Sie unterbrach mich kein einziges Mal und als ich endete schienen ihre Augen zu leuchten.

„Es ist fast genauso. So nah sind die Gemeinsamkeiten..." murmelte Megs auf einmal und verwirrt legte ich meinen Kopf schief.
„Wie meinst du das?" hakte ich nach und riss sie somit aus ihren Gedanken. Sofort machte sie eine wegwerfende Handbewegung.
„Ach nichts. Niall hatte mir nur einmal etwas erzählt. Es ist unwichtig." Sie schenkte mir ein leichtes Lächeln, doch ich wusste, was das zu bedeuten hatte.
Sie wollte etwas verheimlichen.

„Megs, du schuldest mir etwas."
„Und was?" Sie hob eine Augenbraue an, während sie ihre Arme verschränkte und ihren Kopf gegen die Wand lehnte. Ihr fielen ein paar Haarsträhnen ins Gesicht und ließen somit ihre harten Gesichtszüge etwas weicher erscheinen.

„Wissen." Meinte ich und verschränkte nun auch meine Arme. Vom langen Sitzen tat mein Hintern schon langsam weh, doch ich wollte noch nicht weg.
Dank Megs hatte ich gerade alle Gedanken an morgen vergessen können.

„Wissen ist nicht umsonst, nech?" Sie fing leise an zu lachen und schüttelte leicht den Kopf. „Vielleicht hast du das gelernt, aber das eigentliche Geschick liegt darin, seinen Preis schon vorher einzufordern, damit man sich sicher ist, dass man ihn bekommt..."

Ich biss mir auf die Lippe und wollte gerade eine Antwort von mir geben, als Megs weiter redete: „Aber ich glaube, ich bin heute etwas nachsichtiger. Du fragst und ich entscheide, ob es das Wissen wert ist."

Dies war besser als nichts und genau deswegen schoss ich sofort mit meiner Frage heraus: „Warum ist Niall so wie er ist? So.. so herzlos?"
Es war etwas, was mich schon lange interessierte. Denn wie konnte Niall mir mit meinem Bruder drohen, diesen aber gleichzeitig für morgen keine Aufgabe zu teilen?
Ich wurde daraus nicht schlau...

Eine Zeit lang starrte Megs mich nur an und ich konnte ihr ansehen, dass sie überlegte, was sie sagen sollte. Leicht biss sie sich auf die Lippe, so wie ich es auch immer machte, dann öffnete sie langsam den Mund. „Die, die heute herzlos sind, Sophia, haben sich früher einfach zu viele Sorgen gemacht..."

Ich ließ ihre Worte für ein paar Minuten im Raum stehen und versuchte daraus schlau zu werden. Niall hatte sich also früher immer zu viel Sorgen gemacht? Leicht runzelte ich bei diesen Gedanken die Stirn. Ich konnte es mir einfach nicht vorstellen, es passte einfach nicht zu dem Bild, was ich von Niall hatte.

„Inwiefern?" hakte ich nochmal nach und hoffte auf eine sinnvolle Antwort. Doch bereits an dem leichten Grinsen von Megs erkannte ich, dass ihr mein Wissen nicht genügend wert war.
„Manchmal wünscht man sich nur ein einfaches Geburtstagslied. Und manchmal ist es ausreichend. Doch es kann nie die Zeit zurückdrehen, wir müssen uns damit abfinden und uns entscheiden, wer wir sein wollen..."

In dem Moment stand Megs auf, klopfte sich den Dreck von ihrer schwarzen Jeans und stopfte die Bonbons in die Tasche der Lederjacke.

„Schlafe, morgen, oder besser gesagt heute, wird ein wichtiger Tag. Wenn du mich entschuldigst," Sie warf mir ein leichtes Lächeln und Augenzwinkern über ihre Schulter hinweg zu, als sie an mir vorbei ging, „Ich muss ein Geburtstagslied singen..."

~

(30.11.2015)


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