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-2- ➳ Familie

„Was ziehst du denn für ein Gesicht?" fragte mich Eleanor, als ich mich wenig später neben ihr auf die Parkbank fallen ließ.

„Deswegen." Ich wedelte mit der grünen Mappe vor ihrem Gesicht hin und her und verwirrt runzelte sie die Stirn.

„Muss ich das jetzt verstehen, Soph? Seit Tagen haben wir auf diesen Tag hingearbeitet und unser gesamtes Geld Christopher gegeben und jetzt ziehst du genau weil wir unser Ziel erreicht haben, so ein Gesicht?"

Schwach schüttelte ich nur den Kopf und drückte ihr die Mappe in die Hand.

„Schau doch selbst in die Mappe, dann weißt du warum."

Eleanor warf mir noch einen prüfenden Blick zu, bevor sie raschelnd die Mappe aufschlug und ihren Blick auf das Papier senkte.

Ich blickte mich derweilen in dem kleinen simulierten Park um. Wir befanden uns im Sektor 2c. Etage 8 war die einzige vom Sektor 2, die einen kleinen Park hatte.

Wenn man überhaupt von einem Park sprechen konnte. Denn dieser bestand lediglich aus einem schmalen Streifen Kieselsteine, drei Plastikbäume und die rostigen Bänke, die jeweils links und rechts des Weges in unterschiedlichen Abständen standen.

Die Decke war im gleichen schmutzigen grau gehalten, wie die im Sektor 2b.

Auch wenn die Bäume im Park von Sektor 3c nicht viel besser als hier aussahen, war er definitiv größer und mithilfe von Projektoren wurde das Abbild des Himmels flackernd auf die Decke geworfen.

Manchmal ging ich dort mit Clovy, Sam und Eleanor hin, wobei wir nie allzu lange bleiben durften, da dieser Park nicht in unserem Sektor lag und wir somit nicht befugt waren, lange Zeit dort zu verbringen.

„Marcus Payne?Der Marcus Payne?" stieß auf einmal Eleanor aus und riss mich somit aus meinen Gedanken.

„Ja, genau der. Verstehst du jetzt, warum ich so ein Gesicht ziehe?"

„Weil du weißt, dass ich dich umbringe, deine Identität stehlen werde, um deinen Platz einnehmen zu können, damit ich einen Blick auf Liam und Danielle erhaschen kann?" Sie klimperte einmal mit ihren Augen und stöhnend vergrub ich mein Gesicht in meine Hände.

„Ist das dein Ernst, Eleanor? Abgesehen davon, dass Danielle zurzeit im Skyscraper Süd 18 unterwegs ist und es immer noch ein Gerücht ist, ob die beiden zusammen sind, könntest du mich niemals umbringen. Und ich habe weitaus größere Probleme."

„Gibt es größere Probleme, als dem zweitheißesten Jungen von ganz Skyscraper Nord 44 und dem erfolgreisten, hübschesten, sowie talentiertesten Model der ganzen Welt gegenüber zu stehen und nicht zu wissen, ob die Schürze schon Flecke hat oder nicht?"

„Ja, zum Beispiel weil ich nicht weiß, wo du meine beste Freundin gelassen hast, die mir jetzt helfen sollte..."

Eleanors Mund verzog sich zu einem Lächeln und umarmte mich dann ungeschickt. Dabei fiel die Mappe auf den Boden und schnell sammelte ich die herausgefallenen Blätter wieder auf.

„Tut mir Leid, Soph. Ich weiß, was das bedeutet, aber was willst du jetzt machen? Du kannst jetzt nicht einfach deine weitere Ausbildung abbrechen. Du hast all deine Ersparnisse Christopher gegeben. Wie willst du das deiner Mum erklären? Es tut mir Leid, das so sagen zu müssen, aber du hast nun keine andere Möglichkeit mehr, als die weitere Ausbildung und den Job bei Payne anzunehmen. Wenn du jetzt wieder in deine alte Arbeit zurückgehst, bekommst du nie mehr das nötige Geld für eine erneute Weiterbildung zusammen. Du würdest für immer im Sektor 2b bleiben. Denk an Clovy. Du tust es doch für sie, oder etwa nicht? Sieh es nicht nur negativ, Sophia. Wenn du die paar Monate Ausbildung hinter dir hast, verdienst du so viel Geld, wie du noch nie in deinem Leben gesehen hast. Du kannst mit deiner Familie weiter nach oben ziehen, Clovy könnte endlich eine Behandlung bekommen. Du bist ihre Hoffnung, Sophia. Und so schlimm es von mir, deiner besten Freundin, auch klingen mag: Ist es dieses Risiko nicht wert?"

Sie sah mir tief in die Augen, hatte ihre Hände auf meine Arme gelegt und lächelte mich aufmunternd an.

Mein Kopf ratterte von ihrer Rede und schließlich nickte ich.

„Ja, du hast Recht. Clovy ist das Risiko wert. Clovy und Sam."

Nun fing Eleanor an zu strahlen und fiel mir wieder um den Hals.

„Gott sei Dank. Denn alleine hätte ich mich etwas unwohl in der Welt der Reichen gefühlt."

Sofort bekam ich ein schlechtes Gewissen, da ich vollkommen vergessen hatte zu fragen, was für Unterlagen sie bekommen hatte.

Schnell löste ich mich aus ihren Fängen und meinte an sie gerichtet: „Aber nun erzähl du mal! Wo ist deine Mappe, Ellie?"

Sie zwinkerte mir verschwörerisch vor und zog dann aus ihrer Schürzentasche eine Mappe, die identisch zu meiner aussah. Sofort schnappte ich sie mir, klappte sie auf und überflog die erste Seite, bis mein Blick bei dem Namen Clarkson und dem Sektor 20a hängen blieb. Freudig quiekte ich auf und klatschte begeistert in die Hände.

Als Eleanor mir erneut in die Arme fiel und somit unsere beiden Mappen von der Bank schmiss, war meine Angst vor einer Enthüllung der gefälschten Bescheinigungen schon vergessen.


Ich kam erst gegen frühen Abend wieder nach Hause, da ich noch bei meiner alten Arbeitsstelle in Sektor 3a meine Bestätigung der weiteren Ausbildung abgeben musste.

Als ich meine Jacke an den Nagel hängte, spürte ich schon die Kälte und kurzerhand schlüpfte ich wieder in meine Jacke.

„Sam?" rief ich, bekam aber keine Antwort. „Clovy?" Immer noch keine Reaktion und seufzend durchquerte ich den kleinen Wohnraum mit drei Schritten.

Im Schlafzimmer waren beide nicht, auch unser kleiner Waschraum war leer. Vielleicht war Sam mit Clovy unterwegs und Mum und Dad waren noch auf der Arbeit.

Mit einem Blick auf die Uhr stellte ich fest, dass es auch noch ein paar Stunden dauern konnte, bis einer von ihnen wiederkam. Deswegen beschloss ich, die Schränke nach etwas Essbarem zu durchforsten und etwas gegen die Kälte zu machen, die unangenehm bis zu den Knochen kroch.


„Hi." Sam kam mit Clovy auf dem Arm in unsere Wohnung und mit dem Stab in der Suppe weiterrührend, begrüßte ich die beiden mit einem Lächeln.

„Was gibt's zu essen?" fragte Sam sofort und setzte Clovy auf der Bank ab.

„Pfannenkuchen?" rief diese dazwischen, bevor ich überhaupt meinen Mund aufmachen konnte.

Lachend verneinte ich und antwortete: „Suppe."

„Deine Reste-Suppe?" fragte Sam und ich nickte. Sofort verzog er sein Gesicht.

„Hör du mal auf, mein Lieber, sonst kochst du das nächste Mal." Gespielt warnend wedelte ich mit dem Kochlöffel vor seiner Nase herum und schnell brachte er sich in Sicherheit. Clovy beobachtete uns aus ihren großen Augen neugierig und wedelte mit ihren Armen herum.

„Nein, ich wusste bloß nicht, dass wir momentan wieder so knapp bei Kasse sind, dass wir wieder dieses Gesöff essen müssen..." verteidigte er sich.

„Gesöff?" fragte Clovy stirnrunzelnd und luchste vorsichtig zu dem zerbeulten Kochtopf, der auf dem Gasherd stand.

„Das ist Suppe, Nelkchen. Keine Angst. Und du, mein lieber Sam: Das ist kein Gesöff, das ist..."

„Das ist Wasser, Apfelschale, eine Prise Salz und Haferflocken, ich weiß." Unterbrach er mich augenverdrehend.

Ich antwortete nichts darauf, da ich nicht wusste, ob ich ihm sagen sollte, dass dieses Mal sogar das Salz fehlte.

Es fehlte uns einfach an allem.


Ich half Clovy beim Ausziehen ihrer Jacke, während Sam drei Teller aus dem Schrank holte und uns schon etwas von der Suppe auftat.

„Also gibt es keine Pfannenkuchen?" hackte Clovy leicht enttäuscht aus und ich schüttelte mit zusammengebissenen Zähnen meinen Kopf.

„Tut mir Leid, Nelkchen. Jetzt gibt es erstmal Suppe, aber irgendwann gibt es wieder Pfannenkuchen." Ich drückte ihr einen Kuss ins Haar und reichte ihr dann ihren Holzlöffel.

Still aßen wir unsere Suppe und zum Schluss bedankte Sam sich für das leckere Essen.

Ich wusste, dass er log.

Und er wusste es auch.

Denn die Suppe schmeckte nicht lecker. Doch momentan gab es nichts anderes und es wärmte uns von Innen und vertrieb zumindest ein bisschen das Nasskalte in unserer Wohnung.

Er bedankte sich für etwas, was eigentlich zur Normalität gehören sollte.

Er hatte so viel Besseres verdient.

Er und Clovy.

Doch das Leben war unfair.


Als ich Clovy Bettfertig machte, kam Mum nach Hause. Schnell drückte ich Clovy ein gute Nacht Kuss auf die Stirn und deckte sie zu.

„Kommst du nicht zu mir?" fragte sie verwundert, als ich mich wieder erhob.

Ich schüttelte meinen Kopf und antwortete: „Nein, kleine Maus. Ich muss jetzt noch mit Mami reden. Ich komme danach, Schlaf schon mal ein bisschen, ja? Sam ist ja da..." Schnell warf ich noch einen prüfenden Blick auf Sam, bis ich mich aus dem Zimmer schob und mich zu Mum wendete.

„Willst du etwas Suppe?" fragte ich sie. Als sie nickte, holte ich eine Schüssel aus dem Schrank und tat ihr etwas mit der verbogenen Suppenkelle auf.

„Wie war dein Tag?" Ich schob ihr die Schüssel hin und Mum umklammerte sie mit ihren blau angelaufenen Fingern. Dankend lächelte sie mir schwach zu.

„Anstrengend. Du weißt schon. Es gab drei weitere Notfälle."

„Tierangriffe?"

„Nein, drei Arbeiter sind im Sektor 1b von einer defekten Pressmaschine verletzt worden."

Ich verstummte. Ich wusste, dass Mum nicht weiter darüber sprechen wollte. Ich konnte es an ihrem gesenkten Blick erkennen und an die Art und Weise wie sie versuchte ihre zitternden Hände vor mir zu verbergen.

Wahrscheinlich hatte sie nicht alle retten können.

Wahrscheinlich waren die Arbeiter tot.

„Mum?" setzte ich langsam wieder an. Langsam hob sie ihren Blick.

„Was ist los, Sophia?"

Einst musste sie eine schöne Frau gewesen sein. Sie hatte das perfekte Gesicht für die Werbeplakate. Schön und ausdrucksvoll grinste sie mir jeden Tag von der Fotographie an der Wand neben der Tür an. Doch diese war bereits über zwanzig Jahre alt.

Und nun war sie nur noch ein Geist von dieser lächelnden jungen Frau.

Ihre einst so wohlgeformten Backen waren eingefallen, Falten zierten ihr Gesicht und ihre braunen Locken waren nur noch schlaffe Haarsträhnen, die ihr immer widerspenstig ins Gesicht fielen.

„Ich hab die weitere Ausbildung in Sektor 20c. Und Eleanor in 20a."

Ich bemerkte, dass sie sich für mich freute, ihre Augen fingen etwas an zu strahlen.

„Das ist toll. Ich wusste, dass du die erste Ausbildung geschafft hast. Ich wusste es einfach. Und die zweite wirst du auch schaffen."

Das sie wirklich glaubte, ich hätte meine erste Ausbildung geschafft, gab mir einen Stich und gequält versuchte ich mein Lächeln zu halten.

Doch es war einfacher, als Mum ihre Hand auf meine legte und mir ihr Lächeln schenkte.

Das, wo ihre Augen mitlächelten.

Das, was ich so lange nicht mehr gesehen hatte.


Ich wurde durch ein Poltern aufgeweckt. Und verwirrt starrte ich in die Dunkelheit. Etwas fiel klirrend zu Boden und die Stimme meines Vaters fing an zu fluchen.

Sofort fing mein Herz an zu rasen.

Nicht schon wieder.

Nicht heute Nacht.

Doch erneut stürzte etwas zu Boden und diesmal mischte sich die Stimme von Mum in die von Dads Gefluche.

Langsam schob ich meine Hand über Clovys Ohr, damit sie nicht aufwachte.

Nun fingen sie an zu streiten.

Die Wände waren dünn. Nicht dünn genug um einzelne Wörter zu verstehen, aber so dünn, dass man die immer lauter und aggressiver klingende Stimme von Dad hören konnte.

Ihn und den Alkohol aus seiner Stimme konnte man deutlich hören.

So wie es oft der Fall war.

Aber dann half nur abwarten.

Abwarten und hoffen, dass Clovy und Sam nicht aufwachten.

Verzweifelt kniff ich meine Augen zusammen, drückte meine Hand noch dichter an Clovys Ohren und konzentrierte mich auf ihren ruhigen Atem.

Ich wollte den Lärm und das Geschrei verdrängen.

Ich wollte eine sorgenfreie Familie haben.

Eine Familie, wo die Mutter nicht bis spät abends arbeiten musste.

Eine Familie, wo die große Schwester nicht Papiere fälschen musste.

Eine Familie, wo der Bruder nicht arbeiten musste, sondern in die Schule ging.

Eine Familie, wo der Vater nicht seine Sorgen mit Alkohol ertrank.

Eine Familie, wo die kleine Schwester nicht ohne die Funktionalität ihrer Beine zu Recht kommen musste.

Und irgendwann verstummte der Lärm. So wie immer.

Doch so wie immer konnte ich nicht mehr einschlafen.


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(11.05.2015 - Widmung geht an@LiLaLeoniiie , Danke, Leonie. Für deine Stories, für dein Schreibtalent und dafür, dass du so süß bist)

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