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-5- ➳ Tierwissen


Nur langsam öffnete Niall die Tür nach draußen und machte somit den Blick auf eine tiefdunkle Nacht frei. Mit einem schnellen Blick überprüfte ich, dass es Sam neben mir gut ging. Er wirkte immer noch leicht überrumpelt, doch war bei allen Sinnen, wie ich erleichtert feststellte.

„Wir haben Taschenlampen, wenn wir dicht beisammen bleiben, könnten wir es innerhalb von vier Stunden nach draußen schaffen", mutmaßte Liam, der nun neben Niall trat und seinen Kopf nach draußen streckte.

„Haben wir keine Möglichkeit mehr, die restliche Strecke weiter zu fahren?", fragte Megs, die dabei war, ihren Rucksack wieder aufzusetzen und Jenia vom Boden aufzuhelfen. „Ich kann nochmal nach dem Generator sehen"

„Nein, die Schienen sind ab hier beschädigt und soweit ich weiß, gibt es keine weitere Bahn, die in diese Richtung verläuft. Wenn wir auf die nördliche umsteigen, müssten wir noch einige Kilometer zurücklegen, um eine zu finden, geschweige denn wissen wir nicht, ob diese dann auch noch funktionieren wird oder ob ihre Strecke frei ist...", antwortete Liam und sah ihr dabei fest in die Augen.
Ich beobachtete, wie sie mit ihren Zähnen knirschte und ihr Blick dann zu Niall, der wütend die Hände zu Fäusten ballte, schweifte.

„Na denn, rich boy hat gesprochen", Megs klatschte in die Hände und wollte gerade einen Schritt auf die Tür zu machen, als Mason mit aalglatter Stimme sprach: „Das würde ich nicht machen", jeder verharrte in seiner Bewegung und auch ich hob eine Augenbraue an.

Mason erhob sich in einer fließenden Bewegung von seinem Sitzplatz und musterte seine Fingernägel. Mit langsamen Schritten kam er auf uns zu und trat somit ins Licht.
Seine Haare standen ihm zu jeder Seite ab und erst als er mit einem leichten Lächeln den Kopf hob, erkannte ich, dass seine gesamte linke Wange aufgeschürft war.
Er musste wohl genauso wie wir bei der Flucht auf den Geröllbergen gefallen sein...

„Und warum nicht, Mason?, zischte Niall und trat einen Schritt auf ihn zu. Sofort verspannte ich mich und mit einem Blick zu den anderen, stellte ich fest, dass es bei ihnen nicht anders war. Christopher stellte sich hinter Niall und legte ihm warnend eine Hand auf die Schulter.
Masons Grinsen wurde nach seiner Äußerung noch ein Stückchen breiter und gemächlich kratzte er sich den Dreck unter den Fingernägeln weg.

„Weil ich weiß, was alles in der Dunkelheit lauert. Ihr würdet keine zwanzig Meter weit kommen, geschweige denn vier Stunden durchhalten...", antwortete er schließlich nach mehreren Sekunden. Die Luft war vor Spannung zum Zerreißen gespannt und selbst Liam schien nun aufmerksam zwischen seinem Halbbruder und Mason hin und her zu blicken.

„Und woher weißt du das?", knurrte Niall nun und ging einen weiteren Schritt auf Mason zu. Dieser zuckte nur provokant seine Schultern und bevor Niall auf ihn losgehen konnte, zog Christopher ihn ein bisschen zurück.

„Lass gut sein, Niall", redete dieser auf ihn ein. „Er redet scheiße, so wie immer. Wenn er hier bleiben will, soll er es tun...",

„Bist du neidisch, weil es scheint, als wüsste ich mal etwas wichtiges, was die ganze Truppe retten könnte?", unterbrach Mason Christopher und hob dabei wieder seinen Blick von den Nägeln. „Und welch ein Wunder: Wir unterscheiden uns wirklich, denn ich teile das Wissen und habe euch gewarnt..."

Selbst als Niall sich mit einem wütenden Schrei von Christopher losriss und auf Mason los ging, grinste dieser noch. Doch als Niall zum Schlag ausholte, war Mason bereits unter seinem Arm durchgetaucht und traf gezielt den Oberarm Niall.
Vor Schmerzen schreiend ging dieser auf Boden und bevor Mason zu einem Tritt in den Bauch ansetzen konnte, wurde er von Harry und Christopher an seinen Schultern zurückgerissen. Megs hingegen ließ sich sofort neben Niall fallen, der sich vor Schmerzen wandte. Sein Gesicht war schmerzverzerrter als es hätte sein können.
Es war ein einfacher Schlag gewesen...

Geschockt ließ ich mich sofort neben Megs auf die Knie fallen, die gerade dabei war, ihm seine Jacke auszuziehen und dann den Ärmel seines Langarmshirts herunterzuziehen.

„Verdammte Scheiße, Mason, das war Absicht, oder?", Megs Stimme bebte vor Wut, als sie Sekunden später ihren Blick von der Wunde hob. Niall hatte sich währenddessen wieder beruhigt und wollte aufstehen, doch ich legte meine Hand auf seine Brust und drückte ihn wieder hinunter.

„Vielleicht, vielleicht war mein Treffer auch nur pures Glück", Masons Grinsen verschwand immer noch nicht und Christopher stand kurz davor, ihm eine reinzuhauen. Sam schien meinen Gedanken zu teilen, denn sofort stellte er sich anstelle von ihm zu Mason und hielt die beiden somit etwas auf Abstand.

„Wir brauchen ein neues Verband", sprach ich, als mein Blick wieder auf Nialls Arm fiel. Mason hatte die Schusswunde von Niall wieder aufgerissen, sodass das dunkle Blut dickflüssig, aber stetig austrat und sein Shirt dunkel verfärbte.

„Das hätte ich jetzt nicht gedacht, Sophia", meinte Megs nur gereizt, während sie anfing in ihrem Rucksack zu wühlen. Wenig später holte sie das Verbandszeug heraus, das auch ich in meiner Tasche vorgefunden hatte. „Ich mache das nicht zum ersten Mal", setzte sie in einem etwas ruhigeren Tonfall hinterher und ich nickte.

„Niall, wenn du jetzt nicht still liegst, trete ich dir in deine Eier, damit du nie wieder einen hormongesteuerten Scheiß machen kannst, haben wir uns verstanden?"

Sofort verharrte Niall wieder, doch an seinen zusammen gepressten Lippen erkannte ich, dass er Mason am liebsten an die Kehle springen wollte.

Dann drückte sie mit ihrem Handballen auf seine Wunde, woraufhin er leise auf keuchte.

„Tut mir leid, tat das weh?", fragte sie sarkastisch, während sie mit ihren Zähnen eine Plastikverpackung aufriss und eine Kompresse herauszog.
„Ich kann dir helfen, Megs", setzte ich an, doch ein einziger Blick von ihr brachte mich zum Schweigen.
Sie wollte meine Hilfe nicht.
Sie wollte sich alleine um Niall kümmern und ich wusste nicht, warum sie meine Hilfe verweigerte. Durch Mum hatte ich einfache Griffe der Ersten Hilfe gelernt und könnte Megs zur Hand gehen...

In schnellen und präzisen Bewegungen drückte sie die Kompresse auf die Wunde und wand dann den Verband um seinen Oberarm. Niall ließ die ganze Prozedur ohne einen Laut über sich ergehen. Als sie das Ende mit Klebestreifen fixiert hatte und aufstand, meinte sie, während sie das Blut an ihrer Hose abwischte: „So, Niall. Nun schulde ich dir nichts mehr. Wir sind quitt", dann drehte sie sich um, schnappte ihren Rucksack und verschwand in das Fahrerzimmer.
Kurz bevor sich die Tür zu schob, rief sie: „Falls ihr los gehen solltet, fühlt euch gerne dazu verpflichtet, mir Bescheid zu geben!",

Perplex wanderte mein Blick von der Tür, hinter der sie verschwunden war, zu Niall, der immer noch auf dem Boden lag. Es schien, als würde ich für den Bruchteil einer Sekunde Erstaunen in seinem Gesicht erkennen, bis auch diese Regung wieder hinter seiner Maske verschwand. Er richtete sich auf, musterte einmal kurz den Verband, bevor er dann sein Shirt und die Jacke wieder richtig hin zupfte.

„Nun Mason, die Ärzte aus unserer heiß geliebten Heimat waren so gütig und hatten die Wunde ziemlich schick zusammen geflickt und nun hast du ihr Kunstwerk zerstört. Pass bloß auf, nachher bekommen sie davon Wind und wollen dich erneut ins Exil schmeißen", er zwinkerte Mason zu, der nun jedoch lässig an der Wand neben Harry lehnte.
Sam stand etwas Abseits, beobachtete die Situation aber genauso aufmerksam wie Christopher, Liam und ich.

Nur Jenia wirkte immer noch ziemlich abweisend. Mittlerweile hatte sie sich wieder in den hinteren Teil der Bahn verkrochen und die Arme um ihren Rucksack geschlungen. Mit einem Seufzer sah ich wieder weg, denn ich hatte nicht die Zeit, mich um sie zu kümmern. Megs würde schon wissen, was zu tun war. Dennoch würde nichts auf dieser Welt ihr Jordan wieder bringen und ich schluckte, als meine eigenen Gedanken zu Eleanor wanderten.
Jedoch riss mich dankbarer Weise erneut die Stimme von Mason aus meinen Gedankengängen: „Überlebe jetzt und heule später darüber, Niall."

Ich bemerkte, wie Liams Mundwinkel sich hoben und er leicht seinen Kopf wegdrehte, damit es keiner sah. Ich konnte es nicht verhindern, mit zu grinsen und so, als hätte er meinen Blick gespürt, trafen seine braunen Augen auf meine. Er zwinkerte mir zu, bevor er den Kopf leicht schief legte und dann wieder weg sah.

Niall hingegen verschränkte seine Arme und erwiderte mit erstaunlich ruhiger, aber nicht minder drohender Stimme: „Ich werde überleben, der der heulen wird, wird ein ganz anderer sein...",

„Nicht, wenn du oder irgendjemand anderes von euch dort hinausgeht", sprach Mason sofort.

„Und warum?", hackte ich mich ins Gespräch ein und sofort landeten zwei Augenpaare auf mir.

„Diese Frage würde ich gerne von Niall persönlich hören..." Das Grinsen auf Masons Gesicht wurde breiter, die Verbissenheit in Nialls Gesicht größer.
Und nun verstand ich, worauf Mason hinaus wollte.

Denn Niall würde niemals freiwillig Mason um Hilfe bitten, geschweige denn zugeben, dass dieser etwas besser wusste als er selbst.
Mason wollte ihn in seinem Stolz kränken und Niall würde dies nie zu lassen.

„Ich denke, ich werde es selbst herausfinden", sprach Niall und bestätigte somit meine Vermutung, dass er eher sein eigenes Leben riskieren würde, als Mason nachzugeben.

„Niall, meinst du, das ist eine gute Idee?", fragte Christopher stockend, als wir alle beobachteten, wie Niall mit seinem heilen Arm versuchte, den Rucksack zu schultern.

„Ja, denn ich werde mich ganz sicher nicht auf dieses beschissene Spiel von einem Bastard einlassen. Er blufft sowieso..."

„Ich spiele nicht mein Spiel, sondern nach deinen Spielregeln. Wissen ist nicht umsonst, damit sind wir in den geächteten Teil der Skyscraper groß geworden, oder etwa nicht, Niall? Also, warum fragst du mich nicht und ich sage dir, was ich dafür möchte?",

„Vielleicht möchtest du ja ein Schlag in deine Visage, damit sie vielleicht etwas gerettet wird?", unterbrach Niall ihn wütend, doch Mason hob nur die Hände.

„Ich hab's ja nur angeboten..."

„Mason, was weißt du?", sprach ich ein weiteres Mal an, da mich eine innere Unruhe überfiel. Instinktiv wusste ich, dass er auf irgendeiner Art Recht hatte. Wir sollten nicht dort raus gehen, garantiert nicht, wenn es so dunkel war.
Und Niall hatte genau das jetzt vor.

„Sophia, stimmt's?", Masons Blick blieb bei mir haften, bevor er sich wieder seinen Fingernägeln widmete. „Du hast mir definitiv besser gefallen, als ich dich gegen die Wand drücken durfte. Vielleicht solltest du mit Niall mitgehen, denn du hast nichts, was mich interessiert und somit nützt du mir tot mehr, als lebendig, nichts für ungut",

Ich erstarrte, doch mein kleiner Bruder spannte sich sofort an und griff nach meiner Hand.

„Sag das nicht noch einmal zu meiner Schwester, sonst...",

„Sonst was, Sammy?", Masons Augen blitzten schadenfroh auf. Es schien, als hätte er uns endlich genau dort, wo er uns die ganze Zeit über haben wollte. Mein Herz raste und stockte gleichermaßen, meine Erinnerungen versetzten mich zu jenem Abend zurück, an dem er mir drohte oder mich wirklich wahrhaftig umbringen wollte.
Nur weil er es konnte.

Schließlich war es Nialls Stimme, der das Knistern in der Luft besänftigte: „Was willst du wissen, Mason?",

Wenn es überhaupt möglich war, verzogen sich Masons Lippen noch weiter und ein siegessicherer Ausdruck machte sich auf seinem Gesicht breit.

„Es ist nichts großartiges, ich möchte nur in aller Einzelheit die süße Geschichte hören, die darum handelt, wie so ein misslungenes und gebrochenes Kind wie du entstehen konnte"

„Das werden wir wohl einrichten können", antwortete Niall ohne eine Regung zu zeigen, Liam hingegen wirkte überrascht, auch Christopher und Harry schienen sich nun unwohl zu fühlen.

Sam drückte ein weiteres Mal meine Hand, woraufhin ich ihn einmal an mich zog und meinen Arm um seine Schulter legte. Es hatte etwas Vertrautes an sich, was mich für diesen Moment beruhigte.

„Aber das wird bis zum Abend warten können. Nun bist du dran" meinte Niall noch und legte leicht den Kopf schief.
Für einen kurzen Moment war es still, so als müsste Mason überlegen, ob er wirklich als erstes sprechen sollte, aber dann öffnete er langsam den Mund: „Das, was wir gestern am Tag erlebt haben, war rein gar nichts. Das war eines dieser Viecher, ein recht harmloses noch dazu, doch jetzt werden es hunderte von ihnen sein. Sie sind nachtaktiv und uns mehr als überlegen",

Für ein paar Minuten wurde es still. Sogar Jenia hatte geschockt ihren Kopf gehoben. Ich jedoch realisierte nur langsam, was Mason damit meinte, doch bevor ich meine unausgesprochene Frage aussprechen konnte, übernahm dies schon Megs für mich, die plötzlich im Türrahmen zum Fahrerraum stand: „Und das weißt du so genau, weil...?",

„Natürlich weil ich nicht zum ersten Mal draußen bin", Masons Lächeln wurde noch etwas breiter, während wir ihn alle nur geschockt anstarren konnten.
Er war nicht zum ersten Mal hier.
Er war schon öfters draußen und hatte Erfahrungen mit den Tieren.
Er war draußen.

Und er war wieder ins Innere gelangt.

Esschien, als gäbe es noch mehr Geheimnisse, die noch nicht gelüftet wurden.

„Wie hast du es raus und dann wieder reingeschafft, Mason?", Harrys Stimme klang aufgeregt und ich wusste ganz genau, worauf er hinaus wollte.
Er wollte wieder nach Hause.
Genauso wie ich.
Genauso wie wir alle.

Doch trotzdem wusste ich ganz genau, dass es nicht ging, bevor wir nicht das Problem bei dem Wasserkraftwerk behoben hatten.

„Wissen ist nicht umsonst, Harry", war Masons einzige Antwort. „Aber da ihr hoffentlich schlau genug seid, mir zu glauben, würde ich jetzt vorschlagen, dass wir die Tür wieder dicht machen und die restliche Nacht noch sinnvoll nutzen",

Keiner antwortete ihm, aber Liam drehte sich nach ein paar weiteren Minuten, die verstrichen, zu der Tür um, und schloss sie mit einer schnellen Bewegung.

„Wir sollten schlafen und nachschauen, ob es hier noch Sachen gibt, die wir brauchen könnten", meldete sich Liam zu Wort, doch keiner antwortete ihm. Mason drängelte sich nur wieder zu seinem alten Platz durch, setzte sich auf den Boden und lehnte sich gegen die Wand. Kurz bevor er seinen Kopf wegdrehte, trafen sich unsere Blicke noch einmal und ich konnte nichts anderes als Kälte in ihnen erkennen.
Ein Schauer lief über meinen Rücken und schnell brach ich den Blickkontakt ab und drückte meinen kleinen Bruder etwas fester an mich.

Dann wagte ich jedoch noch ein weiteres Mal einen schnellen Blick zu ihm und fragte mich insgeheim, was er anscheinend noch über die Tiere zu wissen glaubte.
Ich schluckte, als ich daran dachte, dass dort draußen nun hunderte von ihnen vielleicht um die Bahn schlichen und nur darauf warteten, dass die Regierungen der Skyscraper Menschen ins Exil, direkt in ihre hungrige Mäuler schmissen.

Ich musste meine Augen schließen, um mich wieder zu beruhigen und meine Gedanken nicht zu Eleanor schweifen zu lassen. Sie musste einfach genauso wie wir Unterschlupft gefunden haben. Sie konnte nicht tot sein, denn sonst würde man doch etwas spüren, oder?

Man würde doch spüren, wenn die beste Freundin starb, oder etwa nicht?
Zum ersten Mal fragte ich mich dies und langsam ließ ich mich auf meinen Sitzplatz nieder.
Sam setzte sich neben mich und nahm mich in den Arm, so als würde er spüren, dass ich genau das jetzt brauchte.

Dennoch brachte es mich nicht von meinen Gedanken ab.
Denn Eleanor konnte nicht tot sein.
Immerhin war sie meine beste Freundin, so viele Erinnerungen teilten wir, so viele Brote und Cracker wurden auf der Parkbank zusammen gegessen und wenn sie gestorben wäre, hätte ich doch gespürt, dass etwas verschwunden wäre, oder etwa nicht?

Ich lehnte meinen Kopf gegen die Metallwand und unterdrückte meine Tränen.
Genauso wie ich es bisher mit den Gedanken an meine beste Freundin getan hatte.

„Ist alles okay? flüsterte Sam mir zu und ich spürte seinen Blick auf mir.
Ich nickte und sprach dann: „Ich glaube, ich gehe mal auf die Toilette."

Harry hatte diese vor wenigen Stunden in einem weiteren Abteil gefunden und glücklicherweise schien sie noch halbwegs zu funktionieren, sodass wir zumindest das Grundbedürfnis erledigen konnten.
Der einzige Nachteil war, dass das Licht in dem anderen Abteil beschädigt war, sodass ich mich nur langsam an der Wand entlang tasten konnte, bis ich die schmale Tür zum WC fand.

In der Dunkelheit fanden die Tränen schließlich auch ein Entkommen und ich ließ es zu.
Hier, in diesem dunklen Abteil war es okay, ich musste für niemanden stark sein.
Ich schloss die Tür hinter mir und suchte blind den Klodeckel.
Gerade als ich ihn fand und an dem Verschluss meiner Hose nestelte, sprach eine Stimme: „Die Dunkelheit lässt das Dunkelste und Traurigste in uns zum Vorscheinen kommen, findest du nicht auch?"

Vor Schreck verlor ich mein Gleichgewicht, landete mit meinen Hintern auf den Boden und stieß mir den Kopf an der Toilette an. „Aber gleichzeitig zeigt es uns auch, was es heißt wirklich zu fühlen. Nur hier, kann man, man selbst bleiben, Sophia"

Stöhnend rieb ich mir über meinen Kopf und mein Herz beruhigte sich etwas von dem Schock, als ich die Stimme erkannte.

„Jenia, du hast mich erschrocken", sprach ich leise und versuchte meine Stimme nicht zu belegt klingen zu lassen.

„Ich weiß, Sophia", kam schließlich die Antwort. Sie musste mir direkt gegenüber sitzen, genau neben der Tür und erst nachdem ich mehrmals blinzelte, konnte ich ihre Silhouette ausmachen.

Gerade als ich sie fragen wollte, was sie hier machte, meinte sie: „Psst, hörst du das, Sophia?", ich stockte in meiner Frage und schloss meinen Mund, um dann meinen Kopf leicht schief zu legen und angestrengt hinzuhören.
Zuerst hörte ich nichts, doch dann wurde das Geräusch immer lauter.
Es hörte sich so ähnlich an, wie das trommelnde Geräusch von Mums Fingern auf der Arbeitsfläche, wenn sie nicht wusste, wie sie weiterstricken sollte.
Oder wenn Clovy und Sam im Spiel gegen die Wände klopften.
Jemand klopfte immer und immer wieder gegen die Decke der Magnetbahn.

„Sind das die Tiere?", fragte ich leicht panisch, doch Jenia widersprach mir und es hörte sich so an, als würde sie dabei lächeln: „Nein, oh nein, Sophia. Das Sind keine Tiere. Das ist der Regen. Wir hören zum ersten Mal richtigen Regen, kaum zu glauben oder? Meine Mum hat auf der Wetterstation gearbeitet und bevor sie gestorben war, hat sie mir viele Geschichten darüber erzählt, aber niemals hätte ich mir vorstellen können, dass ich es mal selbst erlebe", sie stockte für einen kurzen Augenblick, bevor sie weitersprach: „Es hört sich wunderbar an, findest du nicht auch? So, als würde uns ein alter Freund begrüßen wollen..."

Ich nickte, gefangen von dem unglaublich magischen Geräusch. Am liebsten würde ich aus der Bahn rennen, den richtigen Regen in meinen Händen auffangen, auf meiner Haut spüren und in meinen ganzen Körper aufnehmen wollen. Ich wollte wissen, wie sich die Umgebung dadurch veränderte, wie die Luft geschwollen durch die tausend kleinen Tröpfchen roch und schmeckte und ich wollte mein Gesicht gen Himmel heben.

Der Regen klopfte bei uns wie ein alter Freund, hinterließ seine ganz eigene Melodie und forderte uns zum Tanzen auf.
Ich konnte nicht anders, als aufzustehen, mir die restlichen Tränen aus dem Gesicht zu streifen und mich lachend im Kreis zu drehen. Ich schloss meine Augen und versuchte mir einzubilden, wie es wohl wäre, wenn nicht diese Zentimeterdicke Metallschicht uns trennen würde.

Jenia gesellte sich zu mir und schließlich drehten wir uns zusammen im Kreis.
Und dabei war es uns egal, dass wir immer wieder gegen die Wand des kleinen WCs stießen und wir über Schutt stolperten. Denn wir durften an etwas teilhaben, was auf eine unglaubliche Art und Weise magisch war.
Für diese wenigen Minuten waren wir Tänzer einer längst vergessenen Welt.
Und der Regen hörte sich wie Applaus an.

~

(07.03.2016)



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