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-42- ➳ Zwischen den Fronten


Innerhalb weniger Sekunden waren wir Aufbruch Bereit.
Briana hielt uns die Tür auf und Niall hatte mal wieder ungefragt die Führung übernommen. Auf dem Flur trafen wir überaschenderweise auf Felix und Thalia und als Felix meinen Blick auf sich spürte, zwinkerte er mir zu. Thalia jedoch hatte das Gesicht verzogen, als hätte sie einen bitteren Geschmack im Mund, den sie nicht mehr losbekam. Nialls Rücken durchbohrte sie sogar mit Todesblicken.

„Wenn ihr mir bitte folgen mögt? Und bitte bleibt zusammen, Rechtlich gesehen dürft ihr nun nämlich nur in den Besprechungsraum, um euren Visumantrag aufzustellen."

„Was Bree damit im Klartext meint, ist, dass, falls ihr auf die Idee kommt, euch anderweitig herumtreiben zu wollen, ihr strafrechtliche Folgen zu erwarten habt", ergänzte Thalia mit einem scharfen Ton. Automatisch musste ich meine Augen verdrehen.
Was dachte sie denn? Dass ich mich spaßeshalber in die Küche abseilte?
Mein Blick fiel auf Niall und Mason und augenblicklich überdachte ich meinen Gedankengang, denn um ehrlich zu sein, war es gar nicht so unwahrscheinlich, dass einer von den beiden eine Kurzschlussreaktion erleiden und irgendein Himmelfahrtskommando starten würde.

Ich betete, dass dies nicht der Fall sein würde.
Denn bei unserem geplanten Visumantrag würde uns dies sicherlich nicht voranbringen.

Briana öffnete mit ihrer Chipkarte eine doppelflügelige Tür am Ende des Ganges und forderte uns mit einer Handbewegung auf, ihr weiterhin zu folgen. Während Thalia auf der Höhe von Christopher und Jenia lief und somit den mittleren Teil unserer Gruppe flankierte, bildete Felix hinter Sam, Liam und mir das Schlusslicht.

Ich versuchte ihn so gut es ging zu ignorieren und mich nur auf meine Umgebung zu konzentrieren.
Denn diese hatte sich verändert.

Der Gang, den wir nun entlang schritten, war um einiges breiter geworden, ein Wirrwarr aus Rohre verlief an den Wänden und an der Decke, von dem zudem auch mehrere Schaltkäste abgingen. Flutlicht erhellte den Gang und in weiter Ferne konnte ich das grüne Licht eines Notausganges blinken sehen. Außerdem hatte ich das Gefühl, dass irgendetwas zu wummern schien.
Unter meinen Füßen, in meinen Ohren.
Meine Arme fingen an zu kribbeln und sofort sah ich mich suchend nach der Ursache dieses unterdrückten Machtausdruckes um.

„Das Beben, das du wahrnimmst, kommt von den Turbinen und Generatoren des Wasserkraftwerkes. Wir sind nicht weit von ihnen entfernt. Etwas weiter den Gang entlang und schon würden wir zu den Mechanikräumen kommen, doch wir-"

„Felix, halt deinen Mund!", unterbrach Thalia ihn mit wütender Stimme und sofort hob dieser entschuldigend die Hände. „Woah, Thalia, das sind keine Staatsgeheimnisse, die ich hier ausplaudere, sondern nur-"

Er konnte schon wieder nicht ausreden. „Hör' einfach auf unwichtiges Zeug zu reden und konzentriere dich lieber auf das Wesentliche."

Thalia war auf jeden Fall kratzbürstig und eine Persönlichkeit, die ich von der ersten Sekunde an nicht habe leiden können. Mein Blick fiel auf Felix, der nur genervt die Stirn runzelte, jedoch nichts weiter sagte.
Als er meinen Blick auf sich spürte, zuckte er nur bedauernd die Schultern.
Ich verfluchte Thalia und ihre schlechte Laune, denn ich interessierte mich wirklich dafür, was Felix erzählen wollte.
Ich wollte mehr über die riesigen Turbinen und Generatoren erfahren, die das Wasserkraftwerk mit einer immensen Kraft in Bewegung hielten – nicht zuletzt, um vielleicht so einen Hinweis darauf zu bekommen, was wir bei dem Wasserkraftwerk von unserem Heimat-Skyscraper machen mussten.

Ein Schauer lief über meinen Rücken und augenblicklich zwang ich mich dazu meinen Kopf zu schütteln und die Sorgen zu verdrängen.
Wir waren nun soweit gekommen – diese letzten Meter würden wir nun auch noch schaffen. Es stand nichts zwischen uns außer ein Visum und die letzten Kilometer.
Und wir hatten noch anderthalb Monate Zeit.
Was zur Hölle sollte uns nun noch vollkommen aufhalten?

Ich klammerte mich weiterhin an diese Hoffnung und erlaubte es all den dunklen Befürchtungen nicht, mich zu vereinnahmen.
Denn wie ironisch wäre es, nun, auf den letzten Metern zu scheitern?

„Die Beratungsräume liegen auf der unteren Ebene", erklärte Briana laut, als sie eine weitere schwere Metalltür mit ihrer Chipkarte öffnete und den Blick auf eine enggeschwungene Wendeltreppe offenbarte.

All dieser Minimalismus, die Einfachheit und der technische Anteil zeigten darauf hin, dass dies hier mit zu den originalen Arbeitsbereichen des Wasserkraftwerkes gezählt haben müsste. Es war verwirrend, dass wir bisher noch keiner anderen Person begegnet waren und als ich nach Sam auf die erste metallische Treppenstufe trat, drehte ich meinen Kopf zu Liam um.

Auch dieser hatte nachdenklich die Stirn krausgezogen, beobachtete aber jedoch aufmerksam unsere Umgebung. Als er meinen Blick bemerkte, legte er leicht den Kopf schief und formte seinen Mund langsam zu einem einzigen Wort.

Abstand.

Ich wusste, was er damit sagen wollte: Wir wurden weiterhin auf Abstand gehalten, liefen möglicherweise einen Umweg, nur um nicht in die eigentlichen Räume der Außenweltler zu gelangen. Einerseits konnte ich diese Maßnahmen nachvollziehen, aber andererseits brachte mich diese Tatsachen nicht dazu, mein Misstrauen zu minimieren.

Die Wendeltreppe war eng und definitiv nicht dazu geeignet sie besonders schnell hinabzusteigen. Ich musste all meine Konzentration darein legen, nicht zu stolpern und suchte mit meinen Händen an dem kühlen Geländer halt.

Die Treppenstufen schienen kein Ende zu nehmen und langsam machte sich wieder ein unwohles Gefühl in meinem Bauch breit. Auch schaltete sich erst ein gedimmtes Licht ein, wenn man in den Bereich der Bewegungsmelder trat und so hatte ich große Mühe, die einzelnen Metallstufen zu erkennen.

„Ist das geradezu die Treppe in die Hölle?", hörte ich, wie Niall spottete. Seine Stimme hallte etwas nach und auch hatte ich das Gefühl, dass die Vibration, die ich bereits vorhin leicht wahrgenommen hatte, mit jedem Schritt stärker wurde. Es schien, als würde ich sie nun auch durch das Geländer spüren.

„Nein, aber mach dir keine Sorgen, die wirst du noch früh genug hinabsteigen", antwortete Thalia mit einem giftigen Unterton und im nächsten Moment ertönte schallendes Gelächter.
Megs konnte nicht mehr an sich halten und da sie nur wenig vor mir lief, konnte ich sehen, wie sie den Kopf schüttelte und die Hände vom Geländer nahm, um sich die Lachtränen aus den Augen zu wischen.
Thalia, die vor ihr lief, drehte sich nach ihr um und hob fordernd das Kinn. Sie nahm Megs Reaktion als eine Art Angriff auf und genau dies war es auch.
Denn im nächsten Moment, nachdem Megs sich wieder etwas gefasst hatte, entgegnete diese: „Thalia, meine Liebe, wenn du Niall nur etwas besser kennen würdest, wüsstest du bereits, dass die Aussicht auf die Hölle nicht gerade wenig attraktiv für ihn ist."

„Im Endeffekt schmoren wir doch sowieso schon alle in der Hölle", fügte Mason hinzu und dann verstummten die Geräusche.
Thalia antwortete nichts mehr und das letzte Echo des Lachens verschwand in der Dunkelheit der ausgehenden Bewegungsmelder über uns.
Einzig und allein unsere widerhallenden Schritte und die spürbar wachsende Vibration blieben auf unseren weiteren Weg die Wendetreppe hinunter.
Und vielleicht stimmte Nialls Vermutung.
Vielleicht war es wirklich eine Art Hölle.
Nämlich in der Gestalt eines Hindernisses, das uns erneut Steine auf unseren bereits mehr als steinigen Weg legen wollte.

Doch irgendwann hatte auch die Wendeltreppe sein Ende und auch wenn wir das Gefühl hatten, als wäre nun der Wurm drin, schlugen weder Flammen, noch Hände Satans aus dem Boden. Dies versuchte ich als gutes Zeichen zu sehen, als ich mich bemühte, mit den anderen Schritt zu halten, während mir von der Treppe noch immer etwas schwindelig war.

Hier unten sah es wieder komplett anders aus. Die Decken waren unglaublich hoch und weitere gelbe Rohre verliefen an den Wänden kreuz und quer. Die Luft war stickig und für meinen Geschmack etwas zu warm. Auch das Wummern hatte nicht abgenommen und vermischte sich mit einem Rauschen, das weit entfernt klang.
Als wir über eine metallische Brücke gingen, die den Blick weiter in die unteren Ebenen freigab, erhaschte ich einen kurzen Blick auf das Ausmaß des Wasserkraftwerkes. Und so hatte ich es nie für möglich gehalten.
Geschockt blieb ich stehen und umklammerte mit beiden Händen das Gelände, um mich etwas über die Reling beugen und das Schauspiel besser sehen zu können. Liam lief mir dabei in die Hacken, doch bevor er sich entschuldigen konnte, hatte Felix zu uns aufgeschlossen und sprach mit leiser Stimme: „Bleibt nicht stehen, ich kann nämlich nicht garantieren, dass ich euch beschützen kann, wenn Thalia euch eigenhändig dort runterschmeißen will. Und das wird sie, wenn sie sieht, dass ihr trödelt."

Mir war bewusst, dass wir uns eigentlich beeilen sollten, doch der Anblick hatte mich dermaßen gefangen, dass ich mich kaum davon lösen konnte. Denn zwar ließ der schmale Spalt zwischen Brücke und Wand nur wenig Sicht auf das, was man nur weiter vermuten könnte, aber es reichte aus. Zehn Meter unter uns befand sich der Wasserzulauf des Wasserkraftwerkes. Das Wasser bannte sich mit einer ungeheuren und zerstörerischen Kraft seinen Weg über die Wasserrutsche hinweg, schien über sich selbst herzufallen und schlug laut klatschend gegen die Betonwände, die es gefangen halten. Es rauschte und für eine Sekunde bildete ich mir ein Wasserspritzer abzubekommen.

„Oh wow", hauchte nun auch Liam, doch bevor ich noch nach mehr Details Ausschau halten konnte, hatte Felix jeweils eine Hand auf Liams und meinen Rücken gelegt und schob uns vorwärts.

Diesmal gehorchten wir und nach wenigen Sekunden hatten wir die anderen wieder eingeholt. Megs warf mir einen Blick über die Schulter zu und ohne, dass sie etwas sagen musste, wusste ich, dass sie es ebenfalls gesehen hatte. Leicht zuckte sie die Schultern und drehte sich dann wieder zu Briana um, die nun vor einer unscheinbaren Tür stehen geblieben war.

„Hier wären wir. Ich denke, wie es nun ablaufen wird, ist selbsterklärend, oder?"

„Solange wir nicht auf den Knien betteln müssen...", brummte Mason und bekam dafür einen Ellenbogen von Megs in die Seite: „Und selbst wenn du den Boden ablecken musst, damit wir dieses Visum bekommen..."

Ich hörte wie Felix sein Lachen unterdrücken musste und bemerkte aus dem Augenwinkel, wie Liam seinen Augen verdrehte und dann seine Arme vor der Brust verschränkte.

„Natürlich, vielen Dank, Briana."

Briana sah Liam an, legte leicht den Kopf schief und nickte dann langsam. „Nun denn, ihr habt nicht viel Zeit und solltet sie gut nutzen. Antragsvorbringungen werden normalerweise nicht so schnell genehmigt."

„Sollen wir uns nun geehrt fühlen?" Diesmal bekam Mason keinen Seitencheck von Megs. Denn sie sah es genauso.

„Ja, denn-", setzte Thalia an, wurde jedoch von Briana unterbrochen, die die Hand hob und dann den Kopf schüttelte. „Vielleicht nicht geehrt, aber schätzt es wert. Und  nun sollten wir keine Zeit mehr verlieren."

Mit diesen Worten öffnete sie mit ihrer Chipkarte die Tür und ihr folgend betraten wir den Raum.

Es schien, als würde man ihn eine andere Welt eintreten. Eben noch durch einen stickigen, dämmrigen Gang gelaufen, in dem man das Wasser rauschen und die Vibration spüren konnte und all die Rohre ihre Funktionalität offen zeigten, so war dies hier das komplette Gegenteil.

Der Raum war großzügig und überraschenderweise vollkommen rund. Wir befanden uns nicht im Mittelpunkt, eher wurde dieser von einer kleinen Anhebung gebildet, die am nördlichen Ende Platz für einen länglichen Tisch und drei Stühle bot, die in die Richtung einer doppelflügeligen Tür ausgerichtet waren.
Somit war endgültig bestätigt, dass wir definitiv durch einen Nebeneingang hier her gekommen waren und der eigentliche Eingang diese umso viel größere Tür bildete.

Dieser Raum sollte Eindruck schinden, so viel war klar.
Und dies schaffte er auch.
Nicht, weil er unglaublich pompös wie die oberen Sektoren in den Skyscrapern war – nein, eher im Gegenteil:

Es gab keinen Luxus. Das, was einen den Atem raubte, war viel mehr die endlos weit weg erscheinende Decke, den Raum etwas Bodenloses verlieh, die fehlenden Kanten und der Boden aus hellem Gestein, der dem Raum seine Helligkeit schenkte.

An der Wand hinter der Anhebung, die definitiv das Podium und Sitz der Führungsmitglieder darstellte, hing ein tiefrotes Banner, dessen Symbol ich nicht richtig erkennen konnte.

„Kleiner kann man sich hier glaub ich auch nicht fühlen", murmelte Liam neben mir, als wir langsam in die Mitte traten. Ich gab ihm Recht. Selbst für ihn musste dies hier unvergleichbar sein, denn selbst im Skyscraper waren solche Ausmaße für einen Beratungsraum des Hohen Rates nicht möglich.

Niall und Megs gingen an der Spitze und blieben kurz vor der Anhebung stehen, nachdem Briana die Hand hob.
Felix schloss hinter uns die Tür und dann warteten wir.

Die leeren Stühle zeigten, dass weder Camden, noch Emerson da waren. Einzig und allein zwei Männer, die uns wachsam beobachteten, flankierten eine dritte Tür. Selbst von hier konnte ich die griffbereiten Pistolen an ihren Gürteln erkennen.

Auch die anderen bemerkten sie nach und nach und wurden unruhig. Zu viele Ähnlichkeiten hatten sie mit den Wächtern aus den Skyscrapern, auch wenn die dunklen Helme fehlten.

„Bequemen sich die Herrschaften noch heute hier hin, oder sollen wir ihnen vielleicht beim Baden noch den Rücken schrubben?"

Liam und ich stöhnten gleichermaßen bei Nialls Worte auf und ich betete, dass er zumindest gleich sein Temperament in Griff haben würde.

„Das hat er definitiv von Vater geerbt, auch wenn er dabei noch aggressiver ist", murmelte Liam und überrascht blickte ich zu ihm.
Doch bevor irgendeiner von den Außenweltlern Niall zurechtweisen, oder ich auf Liams Worte, die mehr als deutlich zeigten, dass er Nialls Status als Halbbruder akzeptierte, eingehen konnte, kam eine allgemeine Unruhe auf.

Die Wächter der Außensiedler öffneten die Tür, wir rückten automatisch näher zusammen und flankiert von weiteren Personen, erschienen die Männer, die die Außenweltler anführten.

Emerson erkannte ich sofort wieder.
Sein Gesicht zeigte noch immer den gleichen verbitterten Ausdruck und wie gestern war er in einen dunklen Mantel gehüllt.
Während er geradezu die zwei Stufen auf einmal nahm und das Podium hoch zu seinem Platz stürmte, bildete die andere Person das genaue Gegenteil.

Man erkannte sofort, dass er die Führung innehatte.
Camden strahlte eine unglaubliche Autorität und Ruhe aus. Ruhig und ohne Hast stellte er sich vor den mittleren Stuhl hin und blickte in unsere Runde.

Sein Gesicht wies mehrere Falten auf, doch alt schien er noch nicht zu sein. Das braune Haar war von leichten grauen Strähnen durchzogen und zu einem kurzen Pferdeschwanz zurückgebunden. Auch trug er keinen Mantel, sondern dafür eine locker sitzendes Hemd und ein einfaches Paar weite braune Hosen.
Seine braunen Augen blitzten auf, als er leicht anfing zu Lächeln. Als der Lärm schließlich verklungen war, die Wächter hinter Camden und Emerson Aufstellung bezogen hatten und die Tür wieder geschlossen war, wendete Camden sich an uns.
Sein Blick fiel zuerst auf Niall und Megs, die die erste Front bildeten.

„Herzlich Willkommen, Niall, Megs." Sein Blick wanderte weiter. „Christopher, Jenia, Mason, Sam..." Dann fiel sein Blick auf Liam und automatisch hielt ich die Luft an. „Harry und Sophia."

Für einen kurzen Moment gönnte ich mir das Gefühl der übermannten Erleichterung, dann jedoch schüttelte ich meinen Kopf.
Jeder von uns war wie erstarrt und von Camdens Erscheinung vollkommen eingenommen. Selbst Niall ließ keinen blöden Spruch los und schien ihn nur anstarren zu können.

„Ich heiße Camden Aar und bin nun seit einigen Jahren führender General unserer kleinen Zivilisation. Wie ich bereits gehört habe, habt ihr gestern bei der Identifikation Bekanntschaft mit meinen Bruder und ersten Offizier Emerson gemacht." Leicht legte er den Kopf schief und mein Blick huschte zu Emerson.

Sie waren Brüder? Nie im Leben hätte ich zwischen diesen beiden Personen eine Verbindung gesehen. Doch dann fiel mein Blick auf den Rücken von Niall und sofort spürte ich Liams Anwesenheit neben mir umso mehr. Bei den beiden hätte ich genauso gut keine Verwandtschaft vermutet...

„Ich hoffe ihr Entschuldigt die Abwesenheit meines Zweiten Offiziers. Aus gesundheitlichen Gründen ist er nicht in der Lage an dieser Einfindung teilzunehmen. Nun gut, was wollt ihr beantragen?"

Camden verschränkte seine Hände in einander und Stille breitete sich aus.
Für einen kurzen Moment fehlte uns allen die Sprache, doch nach einigen Sekunden räusperte sich Megs und sie trat einen Schritt vor.

„Wir wollen ein Visum beantragen weiter in... eure östlichen Gebiete zu wandern."

„Und warum wollt ihr euch uns nicht anschließen? So wie ich es verstanden habe, wurdet ihr ausgestoßen, ein Leben in den Skyscrapern ist für euch nicht mehr möglich und dennoch wollt ihr euch uns, einer gut durchstrukturierten Zivilisation, nicht anschließen." Camden wollte uns auf den Zahn fühlen, mit jedem Wort, das er aussprach, wurde dies klarer.

„Weil wir uns nicht erneut irgendwo eingliedern wollen", sprach Mason und erlangte somit die Aufmerksamkeit von Camden.

„Damit sinken eure Überlebenschancen beachtlich, das ist euch allen bewusst, oder?"

Die Anspannung nahm immer mehr von mir Besitz und als einen Blick mit Liam tauschte, wusste ich, dass es ihm nicht anders ging. Er ballte bereits seine Hände zu Fäusten und zwang sich dazu, gleichmäßig ein und auszuatmen.

„Wir haben bereits bis hierhin überlebt, also werden wir auch die weiteren Ostgebiete überleben", meinte nun Niall mit erstaunlich ruhiger Stimme und langsam nickte Camden.

„Nun gut, ich zwinge niemanden, sich uns anzuschließen, doch so sind die nördlicheren Gebiete das neutrale Gebiet und weitaus ungefährlicher als der Osten."

Von einer Sekunde auf die nächste schien meine Haut auf einmal an zu jucken und zu brennen. Als ich meinen Kopf etwas drehte, bemerkte ich auch warum: Emersons Blick bohrte sich geradezu in mich und unwohl verschränkte ich meine Arme vor meinen Körper.
Er lächelte nicht. Stattdessen schien er mich zu mustern, zu analysieren. Dann schweifte sein Blick zu Liam und wie von selbst holte ich einmal tief Luft.

Dieser Typ war mir nicht geheuer.

„Wir wollen aber in den Osten, sonst würden wir nicht dieses verdammte Visum beantragen", meldete sich nun Mason erneut zu Wort und man hörte deutlich heraus, dass sein Geduldsfaden bereits bis zum Äußersten gespannt war.
Doch Camden hatte nur ein leichtes Lächeln dafür übrig. „Und warum wollt ihr unbedingt in den Osten? Warum wandert man solch einen Höllenmarsch durch die Todeszone, durch die äußeren Randviertel bis hier hin, nur um weiter gehen zu wollen?"

Von Sekunde zu Sekunde wurde mir übler und das Visum schien sich immer weiter zu entfernen.

„Was wird das hier? Ein Visumsantrag oder ein Kreuzverhör?", warf nun Niall gereizt ein. Ich konnte beobachten, wie Emerson den Blick von Liam nahm und ihn dafür zu Niall schweifen ließ, während sich seine Hände zu Fäusten ballte.

„Wir wollen zu den versunkenen Städten. Stefanie und ich wollten immer dorthin, wir haben gehört, dass es dort ein Außenlager gibt, die Schiffe zu den ehemaligen Ländern fahren."

„Das gleiche hat Steff auch erzählt, als sie damals zu uns gestoßen ist und genau das gleiche wie ihr, werden wir nun euch auch sagen: Es ist eine Legende, es gibt kein Außenlager und keine Schiffe. Meine Vorfahren kamen aus Skandinavien und alles was von diesem Land und dieser Kultur noch übrig geblieben ist, ist unser Nachname."

Blitzschnell sah ich zwischen Camden, Mason und Emerson hin und her. Camden blieb weiterhin die Ruhe in Person, während die beiden anderen so aussahen, als würden sie jederzeit explodieren. Die Erwähnung von Stefanies Namen schien bei Mason immer wieder an den Rand eines Wutausbruches zu bringen und instinktiv bewegte ich mich etwas auf ihn zu, um im Notfall eingreifen zu können. Liam tat es mir gleich.

„Davon würden wir uns gerne selbst überzeugen", presste Mason angestrengt zwischen seinen Zähnen hervor.

„Was wir damit sagen wollen ist, dass wir erstaunlicherweise bereits bis hier hin überlebt haben, wir es also auch locker mit dem Osten aufnehmen können, wenn euer einziges Argument ist, dass ihr vermutet, dass es dort weitaus gefährlicher als im Norden ist."

Ich bemerkte, dass Briana sich unruhig bewegte, sich immer wieder an ihr Ohr fasste und dabei Emerson nicht aus den Augen ließ. Selbst Felix bewegte sich nun hinter uns und zeigte mir damit, dass sich dieses Gespräch immer weiter zuspitzen würde.

So langsam fragte ich mich, ob es jemals wirklich im Raum gestanden hatte, dass wir hier ein Visum bekommen würden.

„Ich vermute es nicht, sondern weiß, dass ihr spätestens in Zone O2 den Kriechern zum Opfer fallen werdet. Einige werdet ihr bereits in Zone O3 bei den Grabern verlieren und solltet ihr in eurem Helikopter noch genügend Treibstoff haben, um diese zu überfliegen, werdet ihr es nicht ohne die nötig Erfahrung mit den Blindgängern und Schmeißern in den Zonen O4 und O5 aufnehmen können."

Mir schwirrte der Kopf und ich runzelte die Stirn.

„Camden-", setzte nun auch Emerson an, doch Camden hob nur die Hand, um ihn zum Verstummen zu bringen. Wütend kniff Emerson seine Augen zu Schlitzen zusammen.
Dann wendete sich der General wieder an uns und gerade, als ich mich auf weitere Fragen einstellte, sprach er das aus, was wir alle schon längst für Unmöglich gehalten haben: „Ich bin bereit, euch ein Visum auszustellen."

„Camden! Das kann doch nicht-", rief nun sein Bruder aus und machte einen Satz auf ihn zu, doch Camden schüttelte den Kopf und sprach mit ruhiger und bedachter Stimme weiter: „Emerson, ich bin weiterhin der General und habe Entscheidungsgewalt, vergiss das nicht. Außerdem bin ich noch gar nicht fertig. Denn die Bedingung ist, dass ihr mir verratet, wie ihr tatsächlich an die Hubschrauber und die Rucksäcke gekommen seid."

In diesem Moment verwandelte sich von einer Sekunde auf die nächste die eben erst aufgekommene Hoffnung in Panik. Sie raubte mir den Atem und den anderen schien es nicht anders zu gehen. Ich bemerkte den leichten Seitenblick von Megs zu Niall und Christopher ging einen Schritt rückwärts, so als würde er somit eine bessere Fluchtmöglichkeit besitzen.

„Camden, das kannst du dennoch nicht ernst meinen. Wir dürfen sie nicht in den Osten lassen, irgendetwas stimmt nicht, die Daten stimmen nicht, gib mir mehr Zeit." Emerson war weiter an seinen Bruder gerückt und versuchte auf ihn einzureden, doch Camdens Miene blieb weiterhin unbeeindruckt.

Die Daten stimmten nicht.
Nun machte sich die Panik endgültig in meinen Körper breit, doch bevor ich überhaupt Herr über die Lage werden und mich wieder beruhigen konnte, wurde es vor der doppelflügeligen Tür laut. Die Wächter, die sie flankierten, drehten sich verwirrt zu ihr um, doch bevor sie überhaupt reagieren konnte, flog sie bereits auf und der Lärm überrannte uns.

„Camden, Emerson!"

Ein Mann stürmte nach vorne, schien uns entweder gar nicht zu bemerken, oder jedoch geflissentlich zu ignorieren. Er wurde verfolgt von mehreren Wächtern der Außenweltler, die jedoch keinerlei Anstalten machten, ihn aufzuhalten.

Auf dem Flur vor der großen Tür erkannte ich weitere Personen, teilweise mit zerrissenen Kleidungsstücken, denen jedoch durch die Wächter der Zutritt verwehrt wurde und lautstark vor der Tür diskutierten.

„Was zur Hölle ist hier los? Timothy, solltest du nicht die im Außenkommando die Grenzen kontrollieren?"

„Genau das ist es ja!", keuchte der Mann, der nur knapp vor dem Podium zum Stehen kam. Erst jetzt bemerkte ich seinen angewinkelten Arm und den zerrissenen Ärmel seines Hemdes. Es war vollkommen in Blut getränkt und scharf atmete ich Luft ein. Ich erkannte solch eine Wunde. Mittlerweile konnte ich eine Schuss- und eine Tierwunde auseinanderhalten und dies hier war definitiv die erstere.

„Wir waren bei Zone D, als sie aus dem Hinterhalt kamen. Tyllis und Samson hats erwischt, wir mussten den Rückzug antreten. Camden, drei meiner Leute wurden schwer verletzt, zwei getötet!"

Und dann brach erst so richtig das Chaos aus. Keiner von unserer Truppe hatte eine Ahnung, was hier gerade passierte, doch ich hatte die schreckliche Vorahnung, dass unser Visumantrag nun in weite Ferne rücken würde.

Briana stürmte nach vorne, ihr Gesicht war kalkweiß. „Tyllis und Samson, meinst du wirklich die beiden, Timothy?" Ihr stand der Schock ins Gesicht geschrieben und wage erinnerte ich mich an die beiden jungen Menschen, die Brianas Gruppe begleitet hatten, als sie uns entdeckt und mitgenommen hatten. 

Leicht nickte Timothy, er hatte Kratzer im Gesicht, so als wäre er durch Dornen gerannt und schien so langsam an das Ende seiner Kräfte zu gelangen.
Doch Brianas Gesichtsausdruck fiel von einer Sekunde auf die nächste in sich zusammen. „Nein, das kann nicht wahr sein..."

Und auch Camden schien es nicht glauben zu können. Er war nach vorne getreten, verschwunden war seine ausgeglichene Ruhe.

„Timothy, sag es, wer war es? Wer hat euch angegriffen?"

„Camden, du weißt es ganz genau! Ich sag es dir bereits seit Wochen! Wir müssen etwas unternehmen!", rief nun Emerson aus und folgte seinem Bruder an den Rand des Podiums.
Dieser jedoch schüttelte ärgerlich den Kopf und ignorierte Emerson.

„Timothy!"

Langsam hob der Angesprochene seinen Kopf, ihm schien das Sprechen schwer zu fallen, dennoch schaffte er es die nächsten Worte auszusprechen: „Die Skylander, Camden."

Und dann konnte Emerson nicht mehr an sich halten.
Er warf seine Arme in die Luft, stieß einen Schrei der Wut aus und drehte sich vollkommen erhitzt zu Camden um, der nichts weiter sagte, sondern einfach nur Timothy ansah, während Felix und Thalia genauso unruhig wurden, wie jeder anderer von uns.

Die Skylander.
Ich versuchte zu schlucken, es zu verstehen.
Doch es schien, als würde mein Gehirn viel zu langsam alles verarbeiten.

„Verdammt nochmal, die verstärkten Störsignale halten sie nicht weiter ab, selbst diese Kinder konnten ohne größere Probleme weiterfliegen, Camden!", redete Emerson auf ihn ein, „Hör' endlich auf mich!"

Liam neben mir belastete abwechselnd seine beiden Füße und auch die anderen wurden unruhig. Die Skylander. Jeder von uns konnte eins und eins zusammenzählen.
Wir wussten, was dies bedeutete und die Wahrscheinlichkeit, dass sie wegen uns hier waren, war nicht gerade gering.

„Camden, hörst du mir überhaupt zu? Du weißt, dass es die einzige Lösung ist!"

Briana, die bis eben noch in ihrer Schockstarre gefangen war, schien zu realisieren und zu verstehen, was soeben gesagt wurde und blitzschnell drehte sie sich um.
Emerson redete bereits weiter: „Wir müssen mehr Tiere einsetzen, ansonsten sind unsere Grenzen nicht länger sicher und-"

Sie unterbrach ihn: „Vater, nein! Das kannst du nicht machen, die Gefahr ist zu groß, dass sie ihr Jagdgebiet weiter in die Todeszone-"

Emerson blickte zu seiner Tochter, sein Gesichtsausdruck war voller Wut, voller Missbilligung.

„Briana, hörst du wieder so schlecht, oder warum missachtest du meine Befehle? Genauso gut könnte ich dir deine Hörgeräte wieder wegnehmen, es würde keinen Unterschied machen!"

Es ging alles zu schnell.
Mein Gehirn konnte die gesamte Situation nicht mehr aufnehmen, es war nur ein riesengroßes verwirrendes Wirrwarr in meinem Kopf und ich fand weder einen Anfang, noch ein Ende.

Was passierte hier gerade?

„Camden...", setzte Emerson erneut an und trat einen weiteren Schritt auf ihn zu. Doch diesmal blieb dieser nicht still und bevor sein Bruder weiterreden konnte, rief er so laut, dass sofort jegliches aufgeregte Stimmengewirr aufhörte: „Es reicht! Timothy, geh sofort auf die Krankenstation, ich werde gleich nachkommen. Nach deiner Behandlung können wir weitersprechen und dann will ich alle Fakten wissen." – Timothy nickte leicht, wendete sich ab und lief leicht gebückt und unterstützt von einem Wächter nach draußen. Dann wendete er sich an Briana: „Du bringst unsere Gäste zusammen mit Felix sofort wieder zurück in ihr Quartier. Thalia, du gehst sofort zu Raymond und informierst die betroffenen Familien."

Leicht nickte Briana bei den Worten ihres Onkels, dann drehte sie sich zu uns um. „Kommt schon!", forderte sie uns auf, doch keiner von uns rührte sich. Wir waren alle wie erstarrt.

Camden beachtete uns nicht, sondern wendete sich nun an Emerson, der ihn abwartend und mit harter Miene beobachtete und schlussendlich erneut den Mund öffnete: „Du weißt ganz genau, dass ich Recht habe, Bruder."

Für einen Augenblick geschah gar nichts.
Dann seufzte Camden auf und langsam nickte er.

„Vielleicht stimme ich nicht deinen Lösungswegen zu, Emerson, aber ich sehe nun ein, dass unsere Defensive begrenzt ist und nicht länger allein tragbar ist."

Und in diesem Moment verstand ich es.
Vielleicht nicht das, was genau vorgefallen war, aber das, was hier raus folgen würde.

Denn wir, unsere Truppe, die hier noch immer wie zu Salzsäulen erstarrt standen, und eigentlich nicht mehr als ein Visum wollten, waren nun direkt zwischen den Fronten.

Zwischen den Fronten eines herannahenden Krieges.

~

(07.11.2017)


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