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-19- ➳ Es geht um so viel mehr


Die Nacht war viel zu schnell vorbei und zwar brachte der anbrechende Tag Tageslicht mit sich, aber gleichzeitig auch die Sorgen.
Wir hatten kaum genug Wasser, um den Reis einweichen zu lassen und zeigte damit nur auf, wie ernst unsere Situation momentan war.
Nach dem Frühstück schlüpfte ich sofort in meine neuen Schuhe, die Sam gefunden hatte und schnürte sie so fest es ging. Sie waren mir etwas zu groß und fühlten sich steif an, doch sobald ich ein zweites Paar Socken finden würde, die ich dazu noch anziehen könnte, würde es besser werden. Zudem war es besser als nichts.
Ich griff meine ungewohnt kurzen Haare im Nacken zu einem Zopf zusammen und schlüpfte dann in das Flanellhemd. Es fühlte sich beinahe so an, als würde ich mich Zuhause im Sektor 2b fertig machen und gleich Clovy fürs Essen wecken.
Doch so war es nicht und alle Gedanken an meine kleine Schwester schluckte ich herunter.

Sam rollte die Isomatte ein und summte dabei eine Melodie vor sich hin, die ich nicht kannte. Mein Blick wanderte zu der Ecke, in der Liam vor seinem Rucksack hockte und ihn sortierte. Die Baseballcap zierte immer noch seinen Kopf und das löchrige Shirt war bis zu den Ellbogen hochgeschoben. Er hatte nichts mehr mit dem Sohn eines Regierungsmitglieds aus, der nur im Anzug sein Zimmer verließ. Zumindest vom Aussehen her.

„Hey Rich boy!", rief Megs von dem anderen Ende des Raumes. Liam und ich sahen gleichzeitig hoch. „Du wirst mit uns rauskommen", sprach sie weiter. „Jenia und Sophia werden hier die Stellung halten..."

Sofort schoss mein Blick hoch. „Was?"
Ich wollte nicht hier Wurzeln schlagen, während mein kleiner Bruder zwischen den Ruinen herumturnte.
„Ich werde mitkommen!", schob ich energisch hinterher und richtete mich zu meiner vollen Größe auf. Ich hörte ein Stöhnen aus Nialls Richtung, doch ich ignorierte dies.
Megs sah mich lange an und ich hielt den Blickkontakt. Schlussendlich zuckte sie die Schultern und nickte.
„Okay, aber dann halte dich verdammt nochmal auch an Befehle, okay? Wir dürfen uns keine Fehler erlauben."
Ich nickte erleichtert und versuchte den Fakt zu übergehen, dass Megs ohne weitere Absprache das Kommando der Außenmission an sich genommen hatte. Vielleicht war es so auch besser, denn wenn sie es nicht hätte, dann Niall oder Mason.
Und mit keinen von beiden konnte ich gut Kirschen essen.

Innerhalb weniger Minuten waren wir alle startklar. Mehrmals überprüfte ich, dass ich meinen Rucksack gut gepackt hatte und verstaute ihn dann in der leeren Ecke neben den von Sam. Auf der Erkundigungstour würden sie uns nur stören.

Als wir aus dem Haus traten, musste ich erst einmal blinzeln und sah mich um. Die anderen taten es mir gleich. Bei Tageslicht sah der Vorort – oder das, was einmal ein Vorort gewesen war - ganz anders aus, als gestern Abend.
Eine umgestürzte Straßenlaterne hatte das gegenüberliegende Haus zum Einstürzen gebracht, wurde jedoch selbst von der Natur erobert.

Eine lauwarme Prise streifte mein Gesicht und automatisch fing ich an zu lächeln. Die kleinen, schönen Dinge der Außenwelt waren unbezahlbar.

„Sophia, kommst du? Wir teilen uns auf."
Megs warf mir einen Blick über der Schulter zu und ich beeilte mich, zu ihr aufzuschließen. Ich war froh, als ich bemerkte, dass Niall im Schlepptau mit Christopher und Harry in die entgegengesetzte Richtung verschwand. Mason war auf seiner eigene Faust unterwegs und ich könnte nicht glücklicher darüber sein.

„Wo wollen wir hin?", fragte ich nach, als ich mich beeilte mit Megs Schritt zu halten. Meine Füße taten mir immer noch weh, genauso wie mein Rücken, aber es war ertragbar.

„Die Straße runter. Auf den Hinweg habe ich ein paar halb stehende Ruinen gesehen, vielleicht findet man dort etwas Nützliches. Und nun pass auf, wer weiß, was sich hier noch alles so herumtreibt."

Dann warf sie einen Blick auf die anderen zurück und fügte etwas lauter hinzu: „Sam, Sophia, sichert zu den Seiten ab, Liam, du nach hinten, okay?" Als nur ein Nicken als Antwort kam, verdrehte sie die Augen, beschwerte sich jedoch nicht weiter.

Wir kamen wieder an dem alten Spielplatz vorbei und ich musste mich dazu zwingen, nur die linke Straßenseite wachsam im Auge zu behalten, anstatt alles fasziniert zu betrachten.
Mein Blick schweifte über verrostete Autos, deren Reifen fehlten, über weggerissene Häuserfronten, über Unmengen an Schuttbergen und Erinnerungen an ein altes Leben, das nun für immer verloren war. Zu meinem Glück bemerkte ich aber keine Bewegung, denn ich wusste nicht, ob wir, nur mit Taschenmesser bewaffnet, wirklich über so ein mutiertes Tier wie die zwischen den Skyscraper siegen könnten.

Wir wanderten weitere zehn Minuten über den rissigen Asphalt, wichen umgestürzte Laternen, verlassene Autos und giftgrüne Ranken aus, bevor wir in eine Nebenstraße einbogen, in denen nicht alle Häuser einzigen Schutthaufen ähnelten.

„Wir sollten uns jetzt am besten noch nicht aufteilen; lasst uns zuerst das hier durchsuchen."
Megs schlug den Weg zu einem, damals wohl kleinen und süßen Einfamilienhaus, ein. Nun fehlten die Haustür und die Hälfte der linken Hauswand. Besonders vertrauenserweckend sah es nicht aus.

„Ist es wirklich sicher, dort hineinzugehen?", meldete sich Liam hinter mir zu Wort. Genau den gleichen Gedanken hatte ich auch schon gefasst, mich bloß nicht getraut auszusprechen.

„Ist es wirklich sicher in der Todeszone herumzulaufen? Ist es wirklich sicher, mehrere Stunden lang radioaktiver Strahlung ausgesetzt zu sein? Ist es wirklich sicher, im Sektor eins sein ganzes Leben zu verbringen, Liam?", entgegnete Megs nur trocken ohne sich umzudrehen.

Ich schluckte.
Sie hatte Recht.
Liam blieb daraufhin still.

Es gab nun weitaus gefährlichere Sachen als ein einsturzgefährdetes Haus.
Als ich über die Türschwelle trat, versuchte ich mir einzureden, dass ich mir keine Sorgen machen musste, unter Tonnen von Steinen, Beton, Stahl und Dachziegel begraben zu werden, weil dieses Haus bereits über zweihundert Jahren standgehalten hatte.
Also würde es doch wohl zumindest einen weiteren Tag halten...

Das Haus war in einem viel schlechteren Zustand als das, in dem wir Zuflucht gefunden hatten, was wohl daran lag, dass dieses hier der vor den Auswirkungen der Außenwelt kaum geschützt war. Der Flur war eine einzige Katastrophe und wir mussten über die Überreste der Wand klettern, die wohl einmal den Flur von der Küche getrennt hatte. Es roch übel, so als würde hier etwas verrotten.

Hinter mir hört ich Liam ätzen, behielt jedoch weiterhin Sam vor mir im Auge, um jederzeit eingreifen zu können, falls er Hilfe brauchen würde.
Als wir die Hindernisse ohne Beinbruch hinter uns gelassen hatten, standen wir in einem ehemaligen Wohnzimmer. Durch die fehlende Wand hatte man einen Blick auf den Garten, der vollkommen mit Ranken überwuchert war. Auch im Wohnzimmer machte sich die Natur breit, hatte die Überreste der Möbel in ihren Besitz genommen und der Teppichboden war mehr vergammelt als alles andere. Alles, was wir hier noch finden würden, könnte man nicht gebrauchen. Zweihundert Jahre Nässe hat nichts zurückgelassen.

Mit einer Kopfbewegung forderte Megs uns dazu auf ihr zu folgen, aber auch die anderen Räume im Erdgeschoss sahen nicht besser aus und die Treppe zu den oberen Räumen war nicht mehr vorhanden, sodass wir kurz darauf den Rückweg über die Schutthaufen wieder antraten, um das nächste Haus ins Visier zu nehmen.

Es war schon fast ironisch, dass wir über das verbogene Gartentor klettern mussten, weil der eiserne Gartenzaun die Jahrhunderte standgehalten hatte, die dicke Betonschicht des Hauses jedoch nicht. Wir mussten noch nicht einmal eine Haustür suchen, da wir – einfach so – in die zerfallene Küche treten konnten. Unsere Schritte wurden durch eine Moosschicht gedämpft und als Megs die Überreste des letzten einigermaßen erhaltenen Wandschrankes aufmachen wollte, fiel dieser mit einem Krachen von der Wand und vor Schreck sprangen wir alle einen Schritt zurück.

„Nun gut, ein Versuch war es wert", meinte Megs und zuckte daraufhin die Schultern. Sie warf uns einen Blick über die Schulter zu und befahl dann: „Wir bleiben in diesem Haus. Wir sind schneller, wenn wir uns aufteilen, tüddelt nicht so lange herum und bringt euch verdammt nochmal bitte nicht ausversehen selbst um, okay?" Ihr Blick blieb an mir hängen, legte dann den Kopf schief und sprach weiter: „Ich schaue mal, ob es hier so etwas wie ein Vorratszimmer gegeben hat."

Mit den Worten verschwand sie und ohne groß auf Liam zu achten, schnappte ich mir Sams Hand und zog ihn hinter mir her. Sofort befreite er sich aus meinen Griff, folgte mir aber und ich beließ es dabei. Dieses Haus hatte wie auch schon unser Zufluchtsort eine steinerne Treppe und ich beschloss, dass es sinnvoll wäre, die Schlafzimmer zu suchen. Vielleicht würde ich noch einen Pullover für Sam und eine Jacke für mich finden...

Gleich das erste Zimmer schien ein ehemaliges Schlafzimmer gewesen zu sein, denn ein instabil wirkendes Bett stand in der Mitte des Raumes. Mit einem Blick stellte ich fest, dass das Fenster noch intakt war, sodass die Sachen in diesem Raum zumindest einigermaßen vor der Nässe geschützt gewesen waren. Freude durchflutete mich und sanft strich ich mit meinen Fingern über die raue Oberfläche der wuchtigen Kommode. Staub und Asche klebte an meinen Fingerspitzen und schnell strich ich sie mir an meiner Hose sauber.

„Soph?"
„Hm?"
Ich drehte mich zu meinem Bruder um, der stirnrunzelnd vor dem eingebauten Wandschrank stand.
„Er ist leer."
Mit zwei großen Schritten war ich bei ihm und starrte in den Schrank. Er hatte Recht. Bis auf ein Haufen Staub, verloren wirkenden Bügeln und ein Stapel Papier auf dem Boden war dort nichts mehr. Ich hockte mich hin und nahm das erste Stück Papier von dem Stapel.

Es knisterte in meiner Hand und fühlte sich unglaublich fadenscheinig in meiner Hand an. So, als würde es jeden Moment verfallen. Die Enden waren angerissen und die Buchstaben teilweise gänzlich unlesbar, doch dennoch konnte ich ausmachen, dass es sich um einen Brief handeln musste. Das Datum in der Ecke zeigte auf, dass der Brief fast so alt war, wie das neue Leben in den Skyscrapern.

29. August 2151
Zwei ein halb Monate nach dem total Ausfall der damaligen Welt.

„Soph?", durchbrach Sam meine Gedanken und ich wendete meinen Kopf ihm zu. Seine braunen Haare standen ihm wirr vom Kopf ab und das Shirt hatte er achtlos in den Hosenbund gestopft. In seiner Hand drehte er ein kleines Messer hin und her und mein erster Reflex war, es ihm aus der Hand zu nehmen, damit er sich nicht verletzten würde. Doch ich stockte, bevor ich dies tun konnte.

„Du kannst ja in den anderen Schubladen nochmal nachschauen, okay? Am Ende des Flures habe ich noch einen weiteren Raum gesehen. Ich bin dort, okay'? Und wenn ich etwas finde, komme ich wieder."

Ich schenkte ihm ein leichtes Lächeln und nickte. „Okay."

Unsicher fuhr Sam sich durch die Haare, lächelte kurz zurück und schob das Messer in seine Hosentasche. Ich hoffte, dass er dies nie gebrauchen würde. „Okay, dann bis gleich."
Dann verschwand er wieder in den Flur.

Bevor ich mich zu der Kommode zuwandte, erlaubte ich es mir, noch einmal den Brief anzuschauen. Ich war einfach viel zu neugierig.
Vorsichtig fuhr ich mit meiner linken Hand über das spröde Papier, über längst vergessene Wörter und über ein Leben, das nun nicht mehr existierte.

Ich fing das an zu lesen, was man noch entziffern konnte und wusste sofort, warum dieser Brief aufbewahrt wurde.

Liebe Rose,
Es tut mir Leid.
Sophie ist tot.
Ich war nicht da, um es zu verhindern.
Ich schaff es nicht mehr.
Es fühlt sich wie das Ende an, Rose.
Doch es ist gerade einmal erst der Anfang.
Sophie wird nicht die einzige bleiben...
Es tut mir leid, ich werde es wohl nie wieder nach Hause schaffen.
Doch ich habe dich immer geliebt.
Tausend Küsse, die ich dir in diesem Leben noch schulde, tausend Entschuldigungen...
Ich hoffe, du wirst mir verzeihen und mir noch einen einzigen Wunsch gewähren:
Überlebe.
Bennet

Ich brauchte die unlesbaren Nebensätze nicht, um die Botschaft des Briefes zu verstehen. Man spürte den Schmerz, die Verzweiflung und die Liebe in jedem einzelnem Wort und ein Kloß bildete sich augenblicklich in meinem Hals.

Als ich Schritte hinter mir hörte, senkte ich schnell den Brief und meinte: „Ich bin hier noch nicht fertig, Sam. Du kannst sonst schon einmal runter gehen."

Die Schritte blieben neben mir stehen und erst als sie die Person, zu dem sie gehörten, hinhockte, wurde mir bewusst, dass es nicht mein Bruder war.

„Davon abgesehen, dass ich nicht Sam bin, möchte ich aber nicht nach unten, Sophia, Sophia Smith."

„Und was möchtest du dann hier, Liam?"
Ich faltete den Brief und schob ihn in meinen Hosenbund, dann warf ich Liam einen Seitenblick zu.

Er starrte gegen die kahle Wandschrankwand und zog dabei an den ausgeleierten Ärmeln seines Langarmshirts. Er sah mich nicht an, als er mit ruhiger Stimme antwortete: „Mich bedanken."

Verdutzt blinzelte ich mehrmals, nicht sicher, wie ich seine Worte auffassen sollte. Liam wollte sich bei mir bedanken?

„Wofür?"

Nun drehte er seinen Kopf zur Seite und sein Blick fing meinen ein.

„Für letzte Nacht."

Alle Farbe wich aus meinem Gesicht und geschockt öffnete ich bei diesen zweideutigen Worten meinen Mund. Wovon zur Hölle sprach er?

Er fing über meinen Gesichtsausdruck an zu schmunzeln und fügte hinzu: „Ich meine den Reis, den du mir letzte Nacht hingestellt hast. Ich kann mich sonst an keinerlei andere Gefallen erinnern, die du mir gemacht hast..."
Als er mir dann auch noch zu zwinkerte, schubste ich ihn an der Schulter etwas von mir weg.
„Das hast du doch extra so gesagt!", meinte ich vorwurfsvoll, konnte es aber nicht verhindern, auch anzufangen zu schmunzeln.

„Ich weiß", entgegnete Liam und wendete wieder seinen Blick ab. Ich erhielt einen Blick auf sein Profil. Dreck hatte sich auf seiner Haut abgesetzt und ein Dreitagebart zeichnete sich auf seinem Kinn ab. „Aber dennoch meine ich es ernst."

„Woher weißt du, dass ich es war, die dir den Reis hingestellt hat?"

Sofort fing er an, leise zu lachen. Aber es klang mehr verbittert, als fröhlich.
„Denkst du wirklich Niall, Mason oder ein anderer von ihnen würde mir einfach so eine Schüssel Reis hinstellen, während ich schlafe? Eher würde ich von ihnen in der Nacht ein Messer an die Kehle gesetzt bekommen..."

Ich schluckte und senkte meinen Blick auf den Boden zwischen uns. Er war voller feiner Staubpartikel.

„Glaubst du das wirklich?", fragte ich nach, wobei ich die Antwort bereits kannte. Ich spürte, wie er mich wieder ansah, dabei seinen Kopf schief legte und sich auf die Lippe biss, bevor er voller Verbitterung antwortete: „Was glaubst du denn? Dass sie mir die Füße küssen werden, nachdem ich dafür verantwortlich bin, dass alle, die sie je geliebt haben tot oder in Gefahr sind, dass sie nie wieder in ein einigermaßen normales Leben zurückkehren können und sie hier draußen ihr Leben lassen müssen, um das so vieler anderer zu retten?"

Nun war ich es, die sich auf die Lippe biss.
Er hatte Recht.
Er war für diese ganze Situation mit verantwortlich.
Er hat die Pläne gekannt, aber dennoch...

„Aber du bist hier..."

Ich wich seinen Blick aus, dennoch spürte ich ihn. Lang Zeit blieb es still und gerade als ich mich fragte, ob es wirklich eine gute Idee war, ein Gespräch mit ihm anzufangen, entgegnete er: „Aber unter anderen Umständen, Sophia, Sophia Smith."

Nun hob ich meinen Blick und er traf auf den von Liam. Ich versuchte in seinen Augen eine Erklärung zu finden und verwirrt runzelte ich meine Stirn. Er bemerkte, dass ich es nicht verstand und seufzte leise auf, bevor er sich richtig hinsetzte und die Ärmel seines Shirts bis zu den Ellbogen hochschob.

„Sieh doch: Ihr seid hier ohne die Möglichkeit auf eine Rückkehr zu haben. Es ist so gesehen ein One-Way-Ticket..."

„Du hingegen kannst sobald dies hier vorbei ist, zurückkehren", führte ich seinen Satz zu ende.

Er nickte langsam und dann wurde es wieder still zwischen uns. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach.
Er hatte Recht.
Er war der Außenseiter der Gruppe.
Er war es, der noch eine Zukunft hatte.
Er war es, der einfach wieder in sein altes Leben zurückkehren und so tun konnte, als wäre nichts geschehen.
Ich presste meine Lippen zusammen und versuchte mich nicht aufzuregen.

Die Welt war unfair.
Es gab verschiedene Klassen und ich habe vom ersten Augenblick an gewusst, dass Liam von ganz oben kam, während ich wortwörtlich am Boden war.
Er hatte Privilegien, die uns nicht zustanden.

„Aber selbst die Aussicht auf dein altes Leben kann dich nicht für die nächsten Wochen schützen." Ich konnte es nicht verhindern, dass etwas Wut in meiner Stimme mitschwang.
Auch Liam schien dies zu bemerken, denn er sprach seine nächsten Worte mit Bedacht aus: „Ich glaube, ich muss gar nicht Wochen überleben, um eine Aussicht auf mein altes Leben zu haben."

„Wie meinst du das?", fragte ich scharf nach. Mir kam der Gedanke, dass er vielleicht von seinem Vater hier her geschickt wurde, um uns auszuspionieren, wobei mir nicht ganz klar werden wollte, warum wir weiter noch von Belang sein sollten...
Aber was wenn-
Liam unterbrach meinen Gedankengang: „Mein Vater hat etwas vor und ich gehöre definitiv zu seinem Plan. Ohne mich wird er nicht sein Ziel erreichen und deswegen wird er dafür sorgen, dass ich so schnell es geht, wieder komme. Vielleicht schickt er in ein, zwei Wochen jemanden, der mich wieder in die Skyscraper bringt, vielleicht aber auch schon morgen.... Aber er wird so viel Zeit abwarten müssen, bis der Rat von ihrer Strafe absieht."

Ich presste meine Lippen zu einem Strich und verschränkte meine Arme vor meinen Oberkörper. „Willst du mir damit also sagen, dass du übermorgen wieder in der ersten Reihe von Danielles Modeschauen sitzt und das nächste arme Dienstmädchen dazu zwingst, dir Tee zu servieren?"

Wütend wollte ich aufstehen und aus diesen Raum verschwinden, als Liam nach meinen Arm griff und mich somit daran hinderte. „Nein, genau deswegen habe ich mich erst dem Rat gestellt: Ich will nicht die Schlüsselfigur im Plan meines Vaters sein."

„Und was ist der Plan deines Vaters?", fragte ich nach, mich langsam wieder hinsetzend. Liams Hand blieb auf meinen Arm, sein Griff wurde aber sanfter.
Seine braunen Augen sprangen von meinem einen Auge zum anderen, bevor er langsam den Mund öffnete und sprach: „Das weiß ich nicht genau", er stockte, verschob die Baseballcap etwas und fügte dann hinzu: „Aber es ist nicht nur ein fehlerhaftes Wasserkraftwerk oder die Eliminierung der unteren Sektoren. Es geht um so viel mehr als das, Sophia, Sophia Smith."

Ruckartig stand er auf und als seine Hand meinen Arm losließ, fühlte sich dieser seltsam kühl an. Von oben herab grinste er mir zu und hielt mir die Hand hin. Ohne lange darüber nachzudenken ergriff ich sie. 


Seine Hand lag warm in meiner und mit einem Ruck zog er mich zu sich hoch.

Nur wenige Zentimeter trennten uns, als er mit schief gelegtem Kopf meinte: „Ach und eins noch: Ich habe bisher nur ein Dienstmädchen dazu gezwungen, mir Tee zu servieren und das warst du, Sophia, Sophia Smith."

~

(25.12.2016)



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