Kapitel 1
And if your sky is falling
Just take my hand and hold it
You don't have to be alone
Tag 138
Lieber Harry,
ich sitze hier jeden Tag. Ich warte dass du aufwachst. Doch es passiert nichts. Du liegst einfach da, siehst aus als würdest du einen langen, erholsamen Schlaf halten. Doch noch immer, seit 138 Tagen liegst du im Koma. Das ist eine lange Zeit, Harry. Ich bin bei dir.
Ich werde dich nicht alleine lassen. Ich verspreche es dir.
Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht bei dir bin.
Du fehlst mir so sehr. Bitte, bitte wach auf. Eines Tages wirst du das hier vielleicht lesen. Ich hoffe wirklich, dass du es lesen wirst. Es ist wichtig.
Ich liebe dich, Harold.
Louis
Schweigend lege ich das kleine braune Buch weg und sehe ihn wieder an. Er sieht so zerbrechlich aus. In mir zieht sich alles zusammen. Es wirkt auf mich irreal.
Als die Tür aufgeht blicke ich auf. Niall, mein bester Freund, steht an der Tür und schaut unsicher herein. „Hey." sagt er sanft.Ich nicke ihm zu und stehe auf, leise gehe ich hinaus auf den Gang.„Was gibt es?" frage ich ihn. Am liebsten würde ich wieder zu Harry zurück. Mich zu ihm legen, seine Nähe spüren.
„Du kannst hier nicht den ganzen Tag sein, Louis! Was ist mit deinem Studium?" Er hält mir den gleichen Vortrag wie vor zwei Wochen. Eigentlich hält er ihn mir ständig. Es ist mir völlig egal. Der Blondschopf schaut mich eindringlich an, doch ich antworte ihm nicht.
Seit dem Unfall bin ich wie leer gefegt. In mir nur noch ein Gedanke: Harry.
„Louis! Es ist schon eine lange Zeit so! Du musst weitermachen!" Niall wird langsam etwas wütend und ich kann ihn sogar verstehen.
Ich vernachlässige einfach alles und das ist nicht gut. Seit 138 Tagen war ich nicht mehr im College. Nicht, weil ich keine Lust darauf habe, sondern weil ich einfach nicht kann. Ich kann und will ihn nicht allein lassen.„Er liegt wegen mir hier. Ich darf ihn nicht allein lassen." flüstere ich und senke den Blick.
Niall schnaubt wütend. „Das stimmt doch gar nicht! Ja, du bist gefahren! Aber für den LKW kannst du nichts!" ruft er.
Dafür vielleicht nicht. Dass uns der LKW mitgerissen hat, einfach so. Dafür kann ich vielleicht nichts. Ich hatte Vorfahrt.
Doch ich bin unverletzt geblieben, während er ...
Leise schluchze ich auf. Wieder kommen mir Tränen. Das passiert mir ständig. Wäre ich an seiner Stelle gewesen, das wäre besser gewesen.Leise will ich wieder zu Harry, doch Niall hält mich fest. „Du kommst jetzt mit!" sagt er bestimmend und zieht mich mit.
Wütend versuche ich mich zu befreien, weine und schreie ihn an. Er hält mich einfach fest, mit einer unerschütterlichen Leichtigkeit.„Niall, ich darf ihn nicht alleine lassen!" brülle ich, doch er ignoriert es, zieht mit mit sich und setzt mich in sein Auto.Noch bevor ich irgendetwas tun kann, sitzt er am Steuer und fährt los.
Ergeben lehne ich mich zurück und weine einfach.
Ich muss zu ihm. Ich muss ihm zeigen, dass ich da bin.
Was, wenn er aufwacht? Jetzt gerade? Und ich bin nicht da. Er wird mich vermissen, ich weiß es. Er wird sich fragen, wo ich bin. Und dann wird er enttäuscht sein.
Die Ärzte sagen mir, dass er eventuell bleibende Schäden davon tragen wird. Sie sagen, er wird vielleicht Amnesie haben. Die Ängste, die dadurch entstehen, ignoriere ich geflissentlich. Nichts davon wird passieren. Er wird aufwachen, gesund werden und alles wird gut.
Zitternd starre ich aus dem Fenster, weine stumm. Niall ignoriere ich. Er versucht mit mir zu reden, aber ich blocke alles ab.Als er an einer Ampel hält, legt er mir seine Hand auf mein Knie. Erschrocken fahre ich zusammen und starre ihn an. „Fass mich nicht an!" zische ich ihn an und schüttle mein Bein, um der Berührung zu entgehen. Niall blickt mich verletzt an.
„Ich will dir nur helfen, Louis. Das was du hier tust, macht dich kaputt!" sagt er und ich schüttle den Kopf. „Nein!" antworte ich schlicht und sehe wieder aus dem Fenster.
Ich habe keine Ahnung, wo er mich hinbringt.
Als wir nach ca. zehn Minuten halten erkenne ich es und starre ihn fast schon beleidigt an. Der Ire hat mich zu meiner Mutter gefahren. Er steigt aus, öffnet meine Tür und zieht mich mit sich.
„Niall!" rufe ich empört. Natürlich ignoriert er es und als meine Mutter die Tür öffnet, bleibt er stehen.
„Louis!" sagt sie leise und sieht mich überrascht an. Weinend stehe ich da und würde am liebsten wieder ins Krankenhaus gehen. Wenn nötig, auch zu Fuß es ist mir egal.
Zu meiner eigenen Verwunderung bleibe ich wie angewurzelt stehen, als meine Mutter auf mich zukommt.Sie schließt ihre Arme um mich und ich erwidere die Umarmung. Das letzte Mal gesehen habe ich sie vor 3 Monaten. Seitdem habe ich niemanden in meine Nähe gelassen. Nur Harry's Familie natürlich, aber sonst niemanden.
Egoistisch, nicht wahr?
Schluchzend weine ich an der Schulter meiner Mutter und sie zieht mich fest an sich. Gemeinsam gehen wir nach innen und ich setze mich an den Küchentisch.Einen kurzen Moment darauf steht vor mir ein Kakao, doch ich ignoriere ihn.
„Louis, bitte rede mit mir." sagt Mom flehend.
„Was soll ich sagen?"
„Ich will dir helfen!"
„Dann weck Harry auf, Mommy." sage ich weinerlich und sehe sie an.
Sie sieht traurig aus, verletzt.
„Liebling, bitte...wach endlich auf und leb dein Leben!" sagt sie.
Verwirrt starre ich sie an.
„Wie meinst du das, ich soll aufwachen?" frage ich sie.
Sie seufzt und fährt sich durch ihre braunen Haare. „Niemand weiß, ob er überhaupt wieder aufwacht, Louis. Bitte leb dein Leben, für den Fall, dass..." ihre Stimme bricht. Sie hat die Worte sanft und leise ausgesprochen, doch sie schneiden ein wie Messerstiche. In mir kocht Hass hoch. Wie kann sie so etwas sagen?
Schnell stehe ich auf und sehe ihr in die Augen. So wie sie schaut, muss ich furchteinflößend auf sie wirken. Ihre Augen sind weit aufgerissen.
„Wenn du ihn aufgibst, ist das deine Sache. Ich werde das nicht tun. Niemals." höre ich mich selbst sprechen und gehe hinaus. Mein Weg führt mich direkt ins Krankenhaus. Es dauert eine Weile, aber ich laufe schnell, die letzten Meter renne ich.
Ich sprinte förmlich in sein Zimmer.
Als ich ihn da liegen sehe, unverändert wie vorhin, lasse ich mich an seinem Bett auf die Knie sinken und greife vorsichtig nach seiner Hand.Weinend drücke ich sie und lege meinen Kopf auf das Bett.
„Harry, bitte, wach endlich auf. Bitte wach auf!" schluchze ich und schließe die Augen. Die Bilder kommen mir wieder in den Sinn.
Es war so ein schöner Tag gewesen.
Flashback
Wir fahren los und ich lache nur noch vor Freude. Harry neben mir singt die Lieder aus dem Radio mit, mit solcher Inbrunst und Freude, dass ich Bauchkribbeln bekomme.
Gerade kommen wir von einem romantischen Abendessen, es ist unser dritter Jahrestag und wir haben ihn bisher in vollen Zügen genossen.
Es regnet in Strömen, doch uns interessiert das nicht.
„Loueeh, sing mit!" ruft er und trällert laut zu James Morrison's „I won't let you go" mit.
Ich lache leicht auf, tue ihm den Gefallen. Voller Inbrunst singen wir. Gemeinsam den Song.
Als die Ampel rot wird stoppe ich und lege meine Hand auf sein Knie. Lächelnd sieht er mich an.
„Ich liebe dich, Harry!" sage ich und er grinst glücklich.
„Ich dich auch, Lou!" antwortet er und drückt mir einen Kuss auf die Lippen.
Ich erwidere ihn und bin unendlich glücklich diesen Mann mein Eigen nennen zu dürfen.
Als Grün wird fahre ich los.
Plötzlich sehe ich den LKW von rechts, doch es ist zu spät. Es knallt, der Aufprall schleudert das Auto herum und plötzlich ist alles schwarz.
Flashback Ende
Weinend und zitternd hocke ich an seinem Bett. Es war furchtbar und ich gebe mir so sehr die Schuld für das, was damals passiert ist.Es ist erst 4,5 Monate her knapp, aber es kommt mir vor als läge er jetzt hier schon seit einer Ewigkeit.Als ich aufblicke, sehe ich in sein Gesicht. Etwas kommt mir seltsam vor. Sein Kopf ist leicht nach rechts geneigt.Das war er vorhin doch noch nicht!
Langsam stehe ich auf und sehe ihn mir genauer an. Definitiv liegt sein Kopf anders. War er wach?
Sein Herzschlag ist normal, auch sein Blutdruck.
Ich setze mich auf meinen Stuhl und beobachte den Jungen, den ich liebe.
Wie sehr wünsche ich mir, ihm das noch einmal sagen zu können.
Ihn zu küssen, festzuhalten.
Mein Harry. Mein Leben.
Draußen regnet es in Strömen. Nichts könnte mich weniger interessieren. Die Worte meiner Mutter kommen mir in den Sinn und lassen mir erschaudern. Sollte er wirklich nicht mehr aufwachen, dann werde ich eingehen. Ohne ihn könnte ich nicht leben und will es auch nicht. Ich brauche ihn. Ich stehe auf und sehe mich im Zimmer um. Ich brauche dringend etwas zu trinken. Leider ist nichts mehr hier, sodass ich gezwungen bin, hinaus zum Schwesternzimmer zu gehen. Als ich zur Tür laufe und sie öffne drehe ich mich noch einmal zu ihm um.
Es wäre wirklich besser heim zu gehen. Morgen sollte ich einen Kurs besuchen im College. Vielleicht tut es mir gut.Ich sehe zu Boden und beschließe heim zu gehen. Leise schließe ich die Tür hinter mir und atme tief durch.
Bis morgen Harry.
Hallo :) Ich freue mich, dass du zu meiner Geschichte gekommen bist. Solltest du bereits hier angelangt sein und das lesen, freut es mich noch mehr! :)
Ich hoffe dir hat das erste Kapitel gefallen. :)
Bis zum nächsten Kapitel ! <3
Wenn es dir gefallen hat würde ich mich über ein Vote freuen!;)
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