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II.

Seitdem mir dieser unheimliche Typ die Akte dieser Frau in die Hand gedrückt hat, sind keine siebzehn Stunden vergangen. Das mitteldicke Bündel habe ich noch am selben Abend durchgelesen und musste erkennen, dass was diese Frau getan hat, abscheulicher nicht hätte sein können. Sie hat einen Mann auf brutalste Art und Weise erstochen. 

Zuvor hat sie ihm die Testikel abgeschnitten und ihm in den Mund gestopft. Die Stichwunden an Hals, Brust und Bauch kommen auf eine Anzahl von insgesamt achtundfünfzig Stück und sind unterschiedlich tief. Den Fotos vom Tatort nach zu urteilen, war sie danach so voller Blut, das sie genauso gut hätte darin baden können. 

Der Mann war innert kürzester Zeit verblutet, was kein Wunder ist, bei diesem Massaker. Was für mich aber keinen Sinn ergibt, ist die Tatsache, dass eine solche Tat eine enorme Kraft benötigt. Eine Ausdauer, das dieses zierliche Geschöpf nicht besitzen kann. 

Ich stehe hier schon fast zwanzig Minuten und beobachte diese junge Frau – durch die Aussparung in der Wand - und kann mir keinen Reim darauf machen, wie sie die Tat verüben konnte. 

Bilder, wie sie auf dem Opfer, einem achtundfünfzig jährigen Mann saß und auf ihn einstach – immer und immer wieder – brennen sich in meinen Verstand ein. Bilder, die mir eine Gänsehaut bereiten und die mir das Blut in den Adern gefrieren lässt.

„Wollen Sie nun mit der Gefangenen sprechen, Sir?", reißt mich die raue Stimme einer Wärterin aus meinen Gedanken. Sie steht mit in die Hüften gestemmten Armen vor mir und sieht mich an, als würde ich ihre kostbare Zeit stehlen. 

Was leicht möglich ist, aber meine Zeit ist ebenfalls sehr kostbar. Vor allem da ich meine gesamten Termine an diesem Vormittag verschieben musste, um hier her zu kommen. Was meine Partner in der Kanzlei, die zu den größten im ganzen Staat Texas gehören, nicht gut heißen würden, aber sie werden es nie erfahren.

„Wenn es Ihnen nichts ausmacht", sage ich mit einem charmanten Lächeln auf den Lippen. Doch nicht jeder scheint meinem Charme erliegen zu wollen, denn die kleine Frau mittleren Alters verdreht offenkundig ihre Augen, was mich nur breiter Grinsen lässt. 

Als das Sirren des Entriegelungssystems erklingt, öffne ich die Tür und betrete den Raum, in den ich vorher die ganze Zeit heimlich geblickt habe. Grace Darcy ist nicht nur eine zierliche Frau, sondern eine wahre Augenweide. 

Sie hat kupferrotes Haar und waldgrüne Augen, die mich nun auf eine faszinierende Art und Weise fixieren. Sie heftet sich an mich, verfolgt jeder meiner Bewegungen, als hätte sie Angst, dass ich ihr etwas antue. 

Doch das werde ich nicht und bis ich sie davon überzeugt habe, werde ich mich daran gewöhnen müssen. Mit einer geschmeidigen Bewegung öffne ich den Knopf meines maßgeschneiderten Anzuges und setze mich ihr gegenüber.

„Scheint so, als ob Sie nicht oft Besuch bekommen würden", sage ich und betrachte ihr ebenmäßiges Gesicht. Ihre Augen wirken unnatürlich groß, doch sie strahlen etwas Hypnotisierendes aus. 

Etwas, was ich unbedingt näher ergründen möchte, doch zu aller erst muss ich eine Verbindung zu ihr herstellen. Denn außer ihrem stechenden Blick erhalte ich keine Antwort oder sonst eine Reaktion. Die darauf schließen lässt, dass sie begreift was ich hier überhaupt mache.

„Kein Wunder, ich würde hier auch niemanden empfangen wollen. Ist mir zu grau hier", sage ich und lehne mich zurück, schlage ein Bein über das andere und versuche schlau aus ihrer Mimik zu werden. 

Es sieht fast so aus, als hätte sie sich mental zurückgezogen, an einen Ort den nur sie kennt, der für sie Sicherheit bedeutet. Die Akte beinhaltete auch einen kurzen Abschnitt, der von einem Ausschnitt eines Verhörs protokolliert wurde, in dem nur sehr vage formulierte Details standen, aus denen ich entnehmen konnte, dass sie Opfer von häuslicher Gewalt war. Was ihr Verhalten erklären würde, denn jeder ist für Grace eine Bedrohung.

„Mein Name ist Archie Drake. Ich bin Anwalt und arbeite für Mason Bonham Drake und durch einen ungewöhnlichen Zufall bekam ich Ihre Akte in die Hand", setze ich an und richte mich auf, beuge mich etwas über den Tisch und registriere, dass ihre Atmung schneller geht. Sie fühlt sich tatsächlich von mir bedroht, weshalb ich mich wieder zurückziehe.

„Darin konnte ich entnehmen, dass ihre Pflichtverteidigerin einige Verfahrensfehler gemacht hat, weshalb Sie ein Recht auf Wiederaufnahme des Prozesses haben, das Sie geltend machen sollten. Und da komme ich ins Spiel", ende ich und erhoffe mir wenigstens eine Reaktion und sei es nur ein kleines Anheben der Brauen oder eine Pupillenerweiterung. Doch da ist nichts.

„Verstehen Sie was ich Ihnen damit sagen möchte?", hake ich nach und werde lauter, was ich nicht will, aber vielleicht bringe ich sie so dazu sich zu äußern. Sie muss mich nicht als rechtlichen Vertreter wollen, aber wenigstens eine Äußerung dazu wäre hilfreich. 

Doch da ist nur Schweigen, was mir entgegen schlägt. Ich atme aus, versuche meinen Frust runter zu schlucken, was mir nicht gelingt. Schnaubend reibe ich mir über das Kinn und versuche herauszufinden, weshalb ich dieser Frau helfen möchte. 

Ist es nur wegen den mysteriösen Umständen, wie mir die Akte in die Hand gespielt wurde? Oder steckt da noch mehr dahinter?

"Ich bin kein Unmensch, aber auch kein Idiot. Ich habe besseres zu tun, als hier zu warten, dass eine psychisch labile Frau mit mir spricht", setze ich an, ohne zu überlegen was das bringen soll.

„Es gibt einige Ungereimtheiten in Ihrer Geschichte. Angefangen davon, dass Sie mit voller Wucht fast sechzig Mal auf diesen Mann eingestochen haben bis hin zu der Tatsache, dass die Entfernung seiner Testikel nicht zu einer solch brutalen Art passt, sondern zu der eines Racheaktes", sage ich und schaue sie die ganze Zeit dabei an. 

Ihre Augen sind das einzige, was überhaupt zu leben scheint, denn ansonsten verhält sie sich, als wäre sie bereits seit einer sehr langen Zeit tot.

„Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun", überlege ich laut und mache weiter: „Was bedeuten könnte, dass Sie nur für eine Tat in Frage kämen." Mir entgeht ihr Lächeln nicht, welches für den Bruchteil einer Sekunde über ihre sündhaften Lippen huscht, dass mich aufhorchen lässt.

„In der Akte stand ebenfalls, dass Sie den Mann gekannt haben. Was meine Theorie untermauert." Ich beuge mich etwas rüber und schaue ihr fest in die grünen Augen.

„Sie haben ihn gekannt, sehr gut sogar. Denn er muss in Ihrem Umfeld gelebt haben, vielleicht ein Freund?" Wieder eine Reaktion, ihre Pupillen weiten sich und ihre Atmung beschleunigt sich. Ich bin also auf dem richtigen Weg.

„Es war Rache. Sie wollten den Mann dafür bestrafen, was er Ihnen angetan hat. Wie er Sie nachts besucht hat, wie er sich zu Ihnen gelegt hat und Ihnen in den Nacken geatmet hat, während er sich an Ihnen verging." 

Etwas in mir dreht durch, denn während ich das alles erzähle, kocht die Wut auf die Ungerechtigkeit, die dieser Frau widerfahren ist über und wäre dieser Kerl nicht schon längst unter der Erde, hätte ich persönlich dafür gesorgt. Ich hätte dafür gesorgt, dass ...

„Stopp! Hören Sie auf!", schreit Sie mich auf einmal an. So laut, dass ich erschrecke und mir übers Gesicht reibe. 

Verdammt! 

Ich stehe auf und gehe auf und ab, versuche mich zu beruhigen. Dabei spüre ich ihren stechenden Blick auf mir und ich muss wahrscheinlich ziemlich abgefuckt sein, wenn mich das scharf macht. Aber so ist es nun mal.

„Hören Sie zu", sage ich und stütze meine Hände auf der Lehne des schwarzen Plastikstuhls ab und schaue ihr ins Gesicht.

„Sie denken vielleicht, dass ich nur mit Ihnen spiele, aber ich versichere Ihnen, dass ich das nicht mache." Grace sitzt da und sieht mich an, langsam scheint ihre Maske zu bröckeln, denn ich kann ihren Stolz nicht nur erkennen, ich kann ihn praktisch mit den Händen greifen.

„Wieso?" Ich runzle die Stirn und weiß nicht was sie damit meint.

„Wieso tun Sie das?", erklärt sie sich und verschränkt die Arme vor der Brust.

„Weil Sie mich an jemanden erinnern", gestehe ich und versuche die aufkeimenden Gefühle zu ignorieren. Doch der Schmerz, der sich in mein Herz frisst, sich mit aller Kraft durch meine Eingeweide wühlt, kann ich nicht einfach so bei Seite schieben. 

Auch nach all den Jahren nicht. Ein Sirren erklingt und die Tür öffnet sich genau in dem Moment, als Grace den Mund öffnet und sich mir anvertrauen möchte. Ich könnte diese dumme dicke Wärterin an die Wand schleudern, weil sie mich daran erinnert, dass die Zeit vorbei ist.

„Sie sind noch nicht ihr Anwalt, Mister Drake, also muss ich Sie bitten zu gehen", meint sie und lässt nicht mit sich reden. Frustriert atme ich aus und sage Grace, dass sie mich anrufen soll. Ich schiebe ihr meine Visitenkarte rüber und knöpfe das Jackett zu.

„Sie werden wiederkommen, Archie", sagt sie und lässt mich inne halten. Ich schaue Grace in ihr lächelndes Gesicht und spüre, wie mir das Blut in den Adern gefriert.

„Weil niemand mich vergisst", endet sie und die Tür fällt zu. Doch ich spüre auch noch Stunden später ihren Blick auf mir. Der Blick eines Engels oder doch der eines Teufels?

(1503 Wörter)

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Hm, was denkt ihr? Was steckt hinter Archie und Grace' Verhalten?

eure Amanda 

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