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T R Z Y D Z I E Ś C I P I Ę Ć

Ich habe recht behalten. Ein Wunder, was nicht oft vorkommt. Die restlichen Stunden haben mir tatsächlich Freude bereitet. Ich habe sogar nicht an Vincent denken müssen. Jim hat mich davon abgehalten. Wir haben uns voll und ganz der Arbeit hingegeben. Haben nicht einmal Langeweile verspürt. Es ist ein angenehmer Tag gewesen. Ein Tag, der wahrscheinlich für eine ganze Weile in meinem Kopf sein wird.

Die Fahrt hat sich dem Ende zugeneigt. Dieses Mal haben wir den Tag bis sieben Uhr abends gestreckt. Gestört hat es mich nicht. Ich bin ehrlich; ich bedauere es, dass er so schnell verrannt ist. Morgen wird ein neuer Tag sein. Ein neuer mit Freude, Gelassenheit. Wohlempfinden.

„Was hast du für heute noch geplant?", will Jim erfahren, während ich die wenigen Sachen von mir zusammensuche und in die Tasche stopfe. Ich werfe einen Blick hinein, ehe ich sie mir umlege und den Sechsunddreißigjährigen ansehe. „Ich frage nur aus Interesse." Er untermalt die Worte mit einem Lächeln.

Tatsächlich habe ich für heute etwas geplant. Ich trete zu dem Schreibtisch, überfliege ihn flüchtig. Die vielen Blätter liegen unordentlich neben der Tastatur, drei Kugelschreiber befinden sich verstreut auf dem gesamten Tisch, und dicke Ordner ruhen in der Nähe der linken Tischkante. Ich seufze kurz. Das Aufräumen und Sortieren werde ich morgen in Angriff nehmen. Für heute habe ich den Schlussstrich längst gezogen.

„Meine Schwester wird mich nachher zur Kirmes mitnehmen", antworte ich und wende mich von dem Schreibtisch ab. „Das steht schon seit einigen Tagen fest." Ich nehme eine lose Haarsträhne aus meinem Gesicht. „Unten am South Pointe Pier. Da gibt's ja wieder diese ganzen Fahrgeschäfte." Für den Bruchteil einer Sekunde schleicht sich ein kleines Lächeln auf die Lippen. „Vielleicht noch Zuckerwatte, Mandeln ... Jetzt kann ich es kaum erwarten." Ich habe gar nicht realisiert, wie ich über die angesprochenen Dinge geschwärmt habe.

„Das hört man deutlich", behauptet Jim etwas belustigt und deutet zu der Tür. „Wie wär's, wollen wir? Ich sehe dir an, dass du hier nicht länger bleiben willst. Außerdem wartet deine Schwester auf dich. Wir wollen sie ungern warten lassen."

Ich hole mich eilig zurück in die Realität und geselle mich zu ihm. Er öffnet die Tür, und ich husche an ihm vorbei. Murmele einen flüchtigen Dank, bevor ich im Flur innehalte, um auf meinen Kollegen zu warten. Ich schlinge die Finger der linken Hand um den Träger der Tasche, behalte sie somit bei mir.

„Ach, und selbst wenn; Zoë ist es gewohnt. Sie kennt es nicht anders. Sie würde sich eher wundern, wenn ich ein Mal in meinem Leben pünktlich erscheinen würde." Ich schmunzele dank meiner eigenen Worte. „Wir können uns getrost Zeit lassen." Der Blick gleitet an Jim vorbei, direkt zum anderen Ende des Flurs. Zwei Frauen befinden sich dort. Ich schaue genauer hin. Eine dritte Person steht ebenfalls bei ihnen. Aber deutlich identifizieren kann ich sie nicht. Die Mühe will ich mir nicht machen.

„Wirklich?" Der Sechsunddreißigjährige setzt die Schritte Richtung Treppenhaus. Ich hänge mich an seine Fersen. „Ihr seid mir welche. Wenn ich 'mal unpünktlich bei meinem Bruder erscheine, ist sonst was los. Der sieht das nämlich nicht gerne, wenn ich mir zu viel Zeit lasse." Er schenkt mir einen kurzen Blick. „Eine Schwester hast du also, ja? Das ist gut zu wissen."

Ich gebe einen belustigten Laut von mir, stehle mich an Jim vorbei und drücke die Tür auf. Husche durch die Lücke, er folgt mir.

„Das Gleiche kann ich indirekt zurückgeben", erwidere ich und gehe mit ihm die Treppe herunter. „Dass du einen Bruder hast, überrascht mich etwas. Ich habe angenommen, dass du keine Geschwister hast. Du wirkst ruhig, ausgeglichen und nicht wie jemand, der einen Bruder oder eine Schwester hat."

Viele der Bekanntschaften, die mir vertraut sind, sind mit einem Bruder oder einer Schwester großgeworden. Ich habe diesbezüglich nicht lange rätseln müssen; man hat ihnen auf Anhieb angesehen, dass sie von ihrem Familienmitglied mächtig auf Trapp gehalten werden. Die Nerven sind von ihnen leichter zum Zerreißen gewesen, deren Geduld ist schnell geschrumpft, und sie sind sehr leicht reizbar gewesen. Faktoren, die ich selbst aufweise. Immerhin hat meine Schwester mich in den früheren Jahren mächtig auf Kurs gehalten. Zur vollständigen Ruhe bin ich kaum gekommen.

Jim nickt kurz.

„Ich weiß. Du bist sogar nicht die Einzige, die das sagt. Zumindest nicht direkt. Aber ja, ich habe einen Bruder." Er zieht die Stirn kraus. Gerade besitzt er diesen Ausdruck, als wenn er in eine saure Zitronenscheibe gebissen hat. „Wenn ich über ihn rede, kommen die Erinnerungen hoch. Was bin ich froh, dass er endlich erwachsen ist. Früher habe ich es kaum mit ihm ausgehalten. Eine so dermaßen anstrengende Person erlebt man sehr selten."

„Definiere anstrengend", fordere ich ihn auf und unterstütze die Worte mit einem Grinsen. Die Schritte sind abgeklungen. Jim und ich haben den Fuß der Treppe erreicht und stehen unmittelbar vor der Glastür. Ich lege die Hand um den Griff, ziehe sie auf und trete in den Flur. „Kommst du jetzt mit ein paar Diskussionen an oder mit Ärgern während der schulischen Anforderungen, lache ich dich aus. Das sind schließlich die harmlosesten aller Dinge."

„Von denen rede ich auch nicht, wenngleich ich sie oft genug miterlebt habe." Jim hält sich dicht an meiner Seite. Ich halte den Blick nach vorne gerichtet. Diejenigen, die die Nachtschicht angetreten haben, haben sich zum Großteil im Versammlungsraum zusammengetan. Ich habe kurz hineingesehen. Sie sind soeben dabei, die Einteilung für die Fahrten vorzunehmen. Ich kann den bitteren Geruch von Kaffee wahrnehmen. Er umspielt meine Nase und veranlasst mich dazu, an das Getränk zu denken. Im Augenblick könnte ich wirklich einen kleinen Becher vertragen. Irgendwie muss ich die ankommende Müdigkeit loswerden. „Nein, du. Ich rede von den ganzen Streichen, die mich an den Rand des Wahnsinns getrieben haben."

Das Ende des Flurs gelangt in Sicht. Ich registriere ein mickriges Stück Hoffnung. Wie zaghaft hebe ich den Kopf und lasse den Blick durch die Gegend schweifen. Aber die Erkenntnis dringt schneller zu mir durch, als es mir lieb ist. Warum sollte er hier sein? Vincent hat längst Feierabend. Ohne einen Grund würde er sich hier nicht länger aufhalten. Ein sehr leiser Seufzer löst sich aus mir. Ich sollte dafür sorgen, dass die zum Glück kleinen Wunden verheilen. Sie immer weiter aufreißen, würde nicht weiterhelfen. Im Gegenteil. Es würde mich nach und nach zum Stoppen zwingen.

„Wie? Was? Streiche?" Die Augenbrauen rutschen in die Höhe. „Das verstehe ich nicht. Erkläre mir das genauer." Ich schenke Charly einen flüchtigen Gruß, welchen er knapp erwidert. Danach widmet er sich seiner Arbeit. Wieder akribisch, wieder mit höchster Konzentration.

„Das habe ich vorgehabt." Nun befinden wir uns draußen. Ich linse Richtung Sonne. Lächele ein wenig. Der Himmelskörper steckt hinter der Skyline der Stadt. Nur wenige Strahlen schaffen es, sich durch die vielen Häuser zu zwängen. Goldenes Licht überflutet uns und prallt auf den unzähligen Straßen ab. Die Temperaturen haben nachgelassen, obwohl wir uns mitten in der Blütezeit des Sommers befinden. Ich schätze, dass es Anfang zwanzig Grad Celsius sind, nicht mehr. Keinesfalls mehr als fünfundzwanzig. Ich merke nicht, wie sich Schweißperlen auf der Stirn gebildet haben. Schließlich sind keine da.

„Ich bin ganz Ohr." Ich befreie den Blick von dem Schauspiel und nehme den Weg zum Parkplatz ein. Jim geht entspannt neben mir her.

„Es hat erst harmlos angefangen. Am Anfang hat mein Bruder anstelle Zucker Salz in meine Getränke getan. Ein ziemlich widerlicher Moment, aber diese Aktion hat noch zur harmlosen Sorte gehört. Dann weiß ich nicht, was in ihn gefahren ist. Hat irgendein Haarfärbemittel in mein Shampoo getan, sodass ich am nächsten Tag mit auffällig blauen Haaren durch die Gegend gelaufen bin. Fünf Wochen habe ich diese Farbe ertragen müssen." Er lässt einen scharfen Laut fallen. Diese Vorstellung spielt sich gerade in meinem Kopf ab – ich muss mich besinnen, nicht im Gelächter auszubrechen. „Das Beste, um es so zu sagen, kommt er noch. Mein erstes Vorstellungsgespräch; dort hat er seinen dümmsten aller Streiche abgezogen. Ohne, das ich es mitbekommen habe, hat er den Klingelton von meinem Handy verstellt und es anschließend auf laut gestellt. Ich habe, so schlau wie ich auch gewesen bin, keinen einzigen Blick aufs Handy geworfen, habe somit alles beim Alten gelassen."

„Ich ahne nichts Schönes", unterbreche ich ihn, der Ton in der Stimme nimmt eine belustigte Richtung ein. Ich schaue zu der Straße, beobachte für wenige Augenblicke den Verkehr, der wie eine Welle über den Asphalt rollt.

„Schön ist es gewiss nicht gewesen." Jim murrt laut. Die Erinnerungen beeinflussen seine gute Laune. „Während ich mit meinem ehemaligen Vorgesetzten gesprochen habe, hat dieser hirnrissige Idiot mich angerufen. Ich habe einen so dermaßen großen Schreck bekommen, das glaubst du nicht. Da ist mir nichts, dir nichts dieser bescheuerte Klingelton angesprungen, und das während des Vorstellungsgesprächs! Ich habe am liebsten im Boden versinken wollen, mir ist das verdammt peinlich und unangenehm gewesen."

Ich kann mich nicht mehr halten. Lache herzhaft los. Die Vorstellung, wie er dort gesessen hat, vollkommen geschockt, unfähig, etwas zu sagen und mit wahrscheinlich hochrotem Kopf, ist ohne Weiteres ein Lacher wert.

Jim sieht mich amüsiert an.

„Glaub' mir, das ist mir ziemlich unangenehm gewesen", erzählt er weiter, und wir biegen um die Ecke ab. Befinden uns in der schmalen und relativ ruhigen Straße, welche zum spärlich besetzten Parkplatz führt. „Ich habe eilig das Handy ausgeschaltet, und als hätte ich es nicht gewusst, hat mein damaliger Vorgesetzter nach einer Erklärung verlangt. Also ... er hat es ebenfalls nicht lustig gefunden. Was auch nachvollziehbar ist. Ich habe zwar alles erklären können, aber mit dieser Aktion eine Zusage bekommen ... Das hat nicht festgestanden. Ich habe eine Absage mitnehmen können." Schweigen. „Dank meines Bruders bin ich nicht angenommen worden. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie wütend ich auf ihn gewesen bin."

Das Gelächter ist in der Zwischenzeit abgeebbt. Ich streiche mir eine winzige Träne aus dem Augenwinkel, die wegen des Gelächters dort entsprungen ist. Ich räuspere mich kurz.

„Nur deswegen? Das ist ziemlich mies, da gebe ich dir recht." Ich habe meinen Wagen entdeckt. Gehe ohne Weiteres auf ihn zu. „Ich kann mich glücklich schätzen, dass meine Schwester nie so gewesen ist. Das hätte mir noch gefehlt, wenn sie den gleichen Mist abgezogen hätte." Ich bleibe stehen, schaue Jim an. „Abschied naht wohl?"

Der Sechsunddreißigjährige begutachtet für den Bruchteil einer Sekunde mein Fahrzeug, ehe er mit mir Blickkontakt aufbaut. Ruhe segelt durch die matte Farbe seiner Augen.

„Scheint wohl so", gibt er von sich und stützt sich an dem Fahrzeug ab. „Na ja, wir werden uns glücklicherweise morgen wiedersehen." Ein Lächeln schleicht sich auf seine schmalen Lippen. „Bevor ich dich alleine lasse; der Tag mit dir ist fantastisch gewesen. Er hat mir viel Freude bereitet." Jim setzt einen Schritt nach hinten. Ich beobachte ihn dabei.

Freudige Glücksgefühle breiten sich langsam in mir aus. Veranlassen mich zum Lächeln. Bewahren das Konstrukt der fröhlichen Laune ohne Schwierigkeiten vor dem Fall. Ihm hat es ebenfalls Spaß gemacht. Der gesamte Arbeitstag hat sich ausgezahlt. Ich werde von einer angenehmen Woge umhüllt. Umso mehr verspüre ich Freude für die kommenden Tage.

„Das hoffe ich doch", spreche ich und öffne die Tür der Fahrerseite. „Ja, so ergeht es mir auch. Es ist ein großartiger Tag gewesen, da hast du recht." Ich bleibe kurz still. „Bis morgen und komm' gut zu Hause an." Steige schlussendlich ein und schließe die Tür. Ich spähe in den Außenspiegel und sehe so Jim nach, wie er zu seinem Wagen geht. Es bedarf nicht viel Zeit, und schon ist er zwischen den geparkten Autos verschwunden. „Kaum zu glauben, aber dieser Tag ist genauso grandios gewesen wie die Tage mit Vince. Ein komischer Zufall."

Ich erwache meinen Wagen zum Leben und beginne, aus der Parklücke zu rollen. Werfe einen Blick zu dem Beifahrersitz, um mich zu vergewissern, dass meine Tasche dort tatsächlich liegt. Ein erleichterter Laut entflieht mir – sie befindet sich auf dem Sitz.

„Ich bin manchmal auch ziemlich vergesslich", murmele ich, während ich den Parkplatz verlasse. „Da kann ich noch so oft hinsehen; ich würde es vergessen." Ich nestele an dem Knopf des Radios herum, bis willkürliche Lieder den Innenraum des Wagens erfüllen. Die Melodie übt einen speziellen Einfluss auf mich aus. Sie löst mich von den letzten verbliebenen Gedanken, versankert endgültig das Gestell der guten Laune und schickt die fröhlichen Empfindsamkeiten durch den gesamten Körper. Ich fühle mich wohl, nichts Negatives kann mich attackieren. Nicht einmal mehr die Tatsache, dass Vincent mich ausgetauscht hat.

„So, und jetzt geht es ab nach Hause", fange ich an zu reden, ordne mich in den Verkehr ein. Passe das Tempo mit der rollenden Welle an. Entspannt, nicht zu schnell. Ohne Eile. „Ich kann es kaum erwarten, mit Zoë zum Pier zu gehen. Dann wird es viel Zuckerwatte geben." Der freudige Ton hat sich erneut in die Stimme gemischt. Der Rücken berührt die Lehne, und ich fahre glücklich und zufrieden Richtung Vorort von Miami.

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„So, jetzt nur noch schnell die paar Sachen zusammensuchen, dann umziehen und schon geht es ab zum Pier." Ich schlage das Steuerrad halb um, um in die Einfahrt zu fahren. Langsam und kriechend kommt der Wagen voran. Ab und zu stottert der Motor. „Ich werde so langsam ungeduldig." Ich stoppe schließlich, mustere das Garagentor. „So passt es." Länger überlege ich nicht. Bringe den Motor zum Verstummen, nehme die Schlüssel an mich, stopfe sie in die Hosentasche und hole die Tasche zu mir. Steige im Anschluss aus. Nehme einen tiefen Atemzug, ehe ich mich zur Haustür begebe.

Mit leichten Schritten und einem breiten Lächeln. Ich schätze, dass ich dieses Lächeln für den Rest des Tages nicht mehr loswerde. Aber sei's drum. Ich bin fröhlich, entspannt und zufrieden. Dies kann ich der Welt zeigen. Während ich gehe, sehe ich zum Vorgarten. Wasserperlen glitzern auf dem frischen Grün. Anscheinend muss meine Schwester den Rasen bewässert und ihre geliebten Blumen gepflegt haben.

„Ach, weißt du was? Ich habe jetzt keine Lust, die Hausschlüssel aus der Tasche zu kramen. Zoë soll mal ihren Arsch bewegen. Ein bisschen Bewegung würde ihr nicht schaden." Ich schaue von dem Rasen weg und betätige die Klingel. Die Vierundzwanzigjährige ist so oder so zu Hause, die gesamte obere Etage sieht aus, als würde dort ein Fest stattfinden. „Hmm, kommt sie jetzt endlich?" Ich hebe die Augenbrauen und drücke die Klingel ein zweites Mal durch. Das schrille Geräusch zieht sich durch das gesamte Haus. Zoë kann dies schlecht überhören, geschweige denn, ignorieren.

Ich nehme den Finger von der Klingel und warte. Mustere kurz die Tür, die kaum sichtbaren Kratzer, welche sich unterhalb des Fensters befinden.

„Mensch, Zoë. Beweg' deinen Hintern nach unten oder zur Tür", brumme ich und lasse erneut das laute Klingeln ertönen. „Ich weiß genau, dass du da bist. Also komm' jetzt." Ich löse den Finger von dem Knopf und merke, wie die Geduld an ihre Grenzen gestoßen ist. „Wehe, sie kommt jetzt wieder nicht. Dann werde ich ein Sturmklingeln veranstalten."

Ich bin mir bewusst, dass ich in dieser Zeit die Schlüssel aus der Tasche hätte holen können. Wäre somit viel eher im Haus. Aber ich habe keine Lust und will gerne meine Schwester ärgern.

Sekunden ziehen an mir vorbei. Es kann möglicherweise sein, dass sie zu Minuten geworden sind. Ich seufze genervt und nehme mein Vorhaben in Angriff. Klingele und klingele. Grinse nebenbei. Zoë wird sicherlich nicht begeistert davon sein, aber das spielt für mich keine Rolle.

„Na? Oh, wow. Ich kann ihre Schritte hören." Dennoch unterbreche ich nicht das gleichmäßige Klingeln. Zoës Schritte poltern förmlich durch den Flur. Sie hält vor der Tür inne und reißt sie danach auf. Ich hätte lachen können, hätte ich mich nicht beherrscht. Erst, als sie mir einen vernichtenden Blick zuwirft, höre ich mit dem Durchdrücken auf. „Oh, sieh mal einer an, wer es geschafft hat, seinen faulen Arsch zur Tür zu bewegen."

Die Blondine presst die Lippen zusammen, und ich ernte einen unsanften Schlag auf den Arm. Ich blende sogleich das entstandene Pochen aus. Ich gehe an meiner Schwester vorbei, schlüpfe aus den Schuhen, werfe die Schlüssel für Haus und Auto auf das Regal. Lasse die Tasche auf dem kleinen Schrank stehen.

„Mensch, du hast doch einen Schlüssel", spricht Zoë verärgert und verschränkt die Arme vor der Brust. „Du hättest ihn in der Zwischenzeit nutzen können. Von wegen, ich sie die Faule von uns beiden; du toppst auch wirklich alles." Sie schüttelt den Kopf. Aus ihrem eilig zusammengebundenen Zopf lösen sich etliche Haarsträhnen. „Mein Gott, das nächste Mal lasse ich dich einfach draußen stehen. Dann kannst du deinen Scheißschlüssel benutzen."

Ich gehe zu der Treppe. Lache für einen Moment, bevor ich erwidere: „Ich weiß, dass ich einen Schlüssel mitgeführt habe, aber ich habe keine Lust gehabt, ihn zu benutzen." Schelmisch ergänze ich: „Du kannst deinen Arsch auch mal bewegen, ja? Ich habe dir einen kleinen Gefallen getan." Begleitet von einem Lachen, laufe ich die Treppe nach oben, als die Blondine einen scharfen Laut ausstößt. Sie scheint irgendetwas zu sagen, aber ich schenke ihr kein Gehör. Schlage sogleich den Weg zu meinem Schlafzimmer ein. Ehe ich es betrete, rufe ich: „Zoë, sieh zu, dass du dich fertigmachst. Denk' dran, wir wollen noch 'rüber zum Pier. Du brauchst eine gefühlte Ewigkeit, bis du fertig bist."

Ich betrete das Zimmer und gehe ohne Weiteres zum Kleiderschrank. Die Auswahl für den heutigen Abend habe ich schon längst im Kopf. Ich spähe in den geöffneten Schrank, nehme ein schwarzes Achselshirt heraus, dazu ein kariertes Flanellhemd. Eine schwarze Shorts, dazu frische Unterwäsche. Schnell und einfach. Ich werfe die Klamotten auf das Bett und spähe aus dem Fenster. Für den Abend ist Regen angesagt worden.

„Ach, und selbst wenn; ich bestehe nicht aus Zucker. Solange ich keine weißen Sachen anhabe, ist alles in bester Ordnung." Die Beine tragen mich zum Bett, und ich beginne, die Klamotten auszutauschen. Die vorherige Kleidung liegt auf dem Boden. Ein knappes Zupfen hier, ein flüchtiges Zurechtrücken da. Ich schlage den Kragen des Hemdes um und starre in den Spiegel. Schenke mir ein zufriedenes Grinsen. „Hm, wären meine Haare ein Ticken kürzer, würde ich als junger Mann durchgehen. Verrückt, wie schnell das geht."

Ich lasse mich in die Hocke sinken und sammele die Klamotten ein, nähere mich der Tür. Lösche das Licht und trete in den Flur. Steuere das Badezimmer an. Gehe hinein und werfe die Wäsche in den Korb. Meine Schwester steht vor dem Waschbecken und ist gerade dabei, sich Make-up aufzutragen. Ich trete zu ihr, beobachte sie dabei. Zoë macht sich soeben an ihre ohnehin schon langen Wimpern zu schaffen.

„Das sieht mir viel zu kompliziert aus", meine ich und greife nach der Haarbürste und führe sie durch meine etwas zerzausten Haare. Behalte den Blickkontakt mit mir selbst bei. „Ich hätte außerdem nicht die Geduld." Ich lege sie wieder weg, schnappe mir einen Haargummi und binde sie zu einem kleinen Zopf zusammen. Ein knappes Nicken folgt. „Perfekt. Ich bin fertig." Ehe ich mich umkehre, wasche ich mir die Hände.

Zoë zuckt mit den Schultern und legt das Utensil beiseite. Hebt ein wenig den Kopf an, um das Endergebnis zu betrachten. Ein Grinsen, gekennzeichnet von der Zufriedenheit, macht sich auf ihren Lippen breit.

„Ich in zehn Minuten. Ich muss nur noch die Augenbrauen nachmalen und etwas Lippenstift auftragen. Die Haare können meinetwegen so bleiben, nur ... Ich sollte sie mir vorher durchkämmen." Sie versenkt eine Hand in der geöffneten Schublade und holt die benötigten Dinge heraus.

Ich verdrehe die Augen und trete zu der Tür.

„Und wehe, es dauert noch länger. Dann kannst du selbst zusehen, wie du zum Pier kommst." Für einen Moment mustere ich die Blondine. Sie hat eine dunkelblaue, sehr kurze Hose an, dazu ein schwarzes Top, was ihre Oberweite betont. Ich finde, dass diese Klamotten ihre sportliche Figur zur Geltung bringt. „Nimm dir 'ne Bluse oder irgendetwas anderes zum Überziehen mit. Die haben nämlich Regen angekündigt."

Zoë führt den Lippenstift über ihre schmalen Lippen hinweg. Es sieht witzig aus, wie sie dort mit gespitzten Lippen steht und versucht, sie so gut wie möglich nachzumalen. Mit der freien Hand deutet sie ein Ok an, und ich gehe aus dem Bad.

Dann habe ich alles erledigt, denke ich und gehe die Treppe herunter. Umgezogen, Klamotten in die Wäsche geworfen. Mich etwas aufgefrischt. Und jetzt muss ich nur noch auf Zoë warten. Das wird zwar eine bestimmte Zeit in Anspruch nehmen, aber da ich eine nette Schwester bin, werde ich warten. Mir bleibt so oder so nichts anderes übrig.

Ich wühle in der Tasche herum, um mein Handy herauszuholen. Nachdem ich es ertastet habe, nehme ich es heraus, schalte es an. Ich habe eine Nachricht erhalten. Wer das getan hat, werde ich jetzt herausfinden. Ich tippe auf die Benachrichtigung und verinnerliche die wenigen Worte.

Und habe beinahe das Handy fallen gelassen.

Ich werde heute beim South Pointe Pier sein. Wie ich gehört habe, du auch. Vielleicht werden wir uns sehen. Ich würde mich sehr freuen. Ich vermisse dich und deine unbarmherzige Dominanz.

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Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Stumm starre ich die Worte an. Denke an nichts, male mir keinerlei Vorstellungen aus. Nichts. Gehe viel eher in einer undefinierbaren Leere verloren. Nein, sie hat mich verschlungen, ich bin nicht in sie abgetaucht.

Cessy wird dort sein. Woher sie weiß, dass ich dort ebenfalls aufkreuzen werde, bleibt mir ein Rätsel. Aber sie wird beim Pier sein. Die Zähne bohren sich sanft in die untere Lippe. Ich schalte das Handy aus und schiebe es in die Hosentasche. Wenn sie dort erscheinen wird, werde ich diese Tatsache ausnutzen.

Es wird so langsam Zeit, ein weiteres Spiel zu starten.

Ein Spiel mit neuen Regeln und unter neuen Bedingungen.

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Vielen, vielen lieben Dank für die mittlerweile über 7'000 Reads und über 600 Votes. Diese Zahlen haben mich dazu veranlasst, ein extra langes Kapitel zu schreiben. Und an dieser Stelle will ich noch hinzufügen; im nächsten Kapitel wird es wieder heiß hergehen. ^^

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