T R Z Y
Ich habe die Hälfte des Inhalts der Flasche in mich gekippt. Den Rest habe ich nicht mehr angerührt. Irgendwie bin ich an die innere Grenze gestoßen. Ich habe die Flasche zu dem Barkeeper geschoben, welche er ohne ein weiteres Wort an sich genommen hat, das Bier in den Ausguss geschüttet und die Flasche in einen Kasten gestellt hat. Ich habe ihn dabei beobachtet. Allerdings ist mir schnell langweilig geworden, deswegen habe ich den Entschluss ergriffen, irgendein Gespräch mit Vincent zu beginnen. Halb wende ich mich zu ihm und lehne mich dabei an die Theke.
Mein Kollege hat soeben die Flasche geleert und dreht sie in der rechten Hand herum. Ein leises Schnauben entfährt ihm, während er Atemzüge betätigt. Er bemerkt erst meinen Blick, als ich mich räuspere. Die blauen Augen strahlen förmlich. Ich blicke in sie hinein.
„Na? Willst du dir noch eins bestellen?", stelle ich ihm die Frage und behalte den Blickkontakt bei. „Ehe du etwas sagst; du kannst es ruhig tun. Ich werde mir nämlich keins mehr bestellen. Einer von uns muss schließlich noch fahren." Würde in meinem Blut zu viel Alkohol schwimmen, wäre ich nicht viel besser als diejenigen, die sich mit trüben Sinnen hinter das Steuer setzen und fahren. Ich muss meine Sinne scharf und klar halten.
Der Blonde scheint sichtlich zu überlegen. Sein Blick huscht zwischen der Flasche und mir umher. Sekunden verstreichen, niemand von uns bringt irgendwelche Worte hervor. Ich löse den Blick von meinem Kollegen und schaue mich um. Der flackernde Bildschirm von dem alten Fernseher wird von einem vergangenen Footballspiel gefüllt. Der Moderator besitzt eine abgehackte Stimme. Vereinzelt dringt ein statisches Rauschen hervor. Ich verfolge das Spiel nicht länger, sondern schaue zu dem Ausgang hin. Plötzlich überrascht mich eine Starre, welche sich nur wenige Sekunden später um mich legt und mich eisern im Griff hält. Ich kneife die Augen ein wenig zusammen und stelle mir die Frage, warum ich um alles in der Welt diese Reaktion angenommen habe.
Den Grund erfahre ich nun.
Eine junge Frau steht dort. Aber nicht das hat mich förmlich umgeworfen, sondern ihr Anblick. Eine zierliche, aber anmutige Frau, welche in spärlichen Klamotten bei der rustikalen Tür steht und in der Handtasche herum wühlt. Mein Blick rutscht zu ihren Beinen hin. Sie stecken in einer Netzstrumpfhose mit kleinen Löchern. Ein sehr leises Schlucken erklingt meinerseits. Ein schwaches Verlangen meldet sich in mir zu Wort, jedoch bringe ich es schnell zum Verstummen.
„Nein, eins reicht." Vincents tiefe Stimme holt mich zurück in die Realität. Darauf bin ich nicht vorbereitet gewesen. Ein sanfter Schrecken durchfährt mich, und hastig entferne ich den Blick von der Blondine. Ich registriere nicht, wie der Puls leicht in die Höhe geschossen ist. „Ich muss es nicht übertreiben. Ach, wahrscheinlich werde ich eh noch meine Meinung ändern. Also ist eine eindeutige Antwort nicht möglich." Er linst prüfend zu mir. Er muss wohl bemerkt haben, dass ich die junge Frau beobachtet habe. „Aha, wer ist denn da so interessant, hm?" Ich klappe den Mund auf, bin bereit, einen Konter abzulegen. Vincent vollführt eine wegwischende Handbewegung und sieht zu der Blondine. „Mhm. Hübsche Dame, sieht sogar heiß aus."
Sie ist es sogar, füge ich gedanklich hinzu und knacke leise mit den Fingern, um den Fokus nicht auf die Hitze zu richten, die sich in mir aufgestaut hat. Ihre Haltung und dazu ihre Gestalt. Schlank und heiß. Und diese Eleganz nicht zu vergessen. Wow. Ich riskiere einen neuen Blick. Ein tiefer Schreck rennt durch mich, denn die junge Frau schaut diskret zu uns hin. Die aufgestaute Hitze bricht aus und breitet sich rasend schnell aus. Sie lockt ein unangenehmes Kribbeln hervor, was mich nach und nach dominiert. Jetzt muss ich mich mächtig zusammenreißen. Scheiße. Keine Reaktion von mir und keine Reaktion von ihr. Ich setze mich dem Zwang aus, den Blickkontakt zu halten, auch wenn mir jemand zuschreit, dass ich schleunigst wegsehen soll. Das steht außer Frage. Sie sieht verdammt heiß aus.
„Weißt du was? Um dir ein bisschen zu helfen, spreche ich sie jetzt an. Ich sehe doch, dass du gerne mit ihr reden willst. Bedanke dich später bei mir." Der Dreißigjährige schiebt sich von dem Sitz. Meine Augen werden groß, und ich starre ihn an. Ich will einen panischen Widerspruch einlegen, will ihn zum Sitzenbleiben bewegen. Aber ich kann es nicht. Die Worte scheinen sich wie in Luft aufgelöst zu haben. Sprachlos schaue ich meinem Kollegen nach, welcher entspannt und mit einer Menge Selbstbewusstsein zu der jungen Frau geht.
Ich wende mich automatisch der Theke zu und starre die dunkle und polierte Oberfläche an. Meine Wangen glühen förmlich, und auf der Stirn hat sich ein sehr feiner Schweißfilm gebildet. Ich stütze den Kopf an der rechten Hand ab und versuche krampfhaft, das folgende Gespräch zwischen Vincent und der Blondine in die Hände der Ignoranz zu legen. Ein großer Widerstand hat sich dazwischen errichtet; ich kann nicht anders, als den Worten zu lauschen. Ich presse meine Lippen fest aufeinander, so fest, so dass ein leichter Schmerz zum Leben erwacht. Verdammt, verdammt! Ich könnte ihn dafür umbringen. Warum hat er das gemacht? Die Fingernägel graben sich ein wenig in die Wange. Dieser Idiot! Damit hilft er mir gewiss nicht! Das kommt nur davon, weil er ein Bier hinter sich hat. Das nächste Mal gibt es eben keines mehr. Das kann doch nicht wahr sein, dass er so einen Scheiß macht.
„Genau, das ist sie." Die Schritte werden lauter. Mein Blick bleibt nach wie vor auf der Theke kleben. Ich hebe nicht meinen Kopf, auch dann nicht, als der Dreißigjährige sich zu uns gesellt, neben sich die junge Frau. „Meine Kollegin. Ach, sie traut sich nicht, dich anzusprechen. Darum habe ich das gemacht. Ich bin nämlich nett. Zumindest versuche ich das." Er streckt den linken Arm empor und bedeutet den Barkeeper, zu ihm zu schreiten. „Ein weiteres Bier, bitte. Das gleiche von vorhin."
„Ah, interessant." Der markante und leicht melodische Ton in ihrer lieblichen Stimme lässt mich hochfahren. Ich blinzele langsam und schaue sie an. Direkt in die stechend klaren grünen Augen. Ich habe noch nie so eine intensive Farbe erblickt. Sie fesselt mich förmlich und hat mich augenblicklich in ihren Bann gezogen. „Hm, ich wette, sie hat kein Bier hinter sich. Nicht so wie du." Sie schiebt die Träger ihrer Handtasche auf die rechte Schulter. Ich stoße keine Worte aus. Sie bleiben in der Kehle stecken. „Daher wundert es mich nicht, dass sie die Initiative nicht ergriffen hat. Aber das ist nicht schlimm."
Verdammt, ist sie heiß, schießt die Erkenntnis durch meinen Kopf, als ich den Blick über sie schweifen lasse. Ihr Oberkörper wird von einem schwarzen Top umhüllt, das ihren flachen Bauch zur Schau stellt und einen tiefen Ausschnitt aufweist. Es spielt keine Rolle, wie schwach oder stark sie ihre Bewegungen ausübt; der Ausschnitt erlaubt mir einen freien und direkten Blick auf ihren prächtigen Vorbau. Wow. Die Zähne graben sich in die untere Lippe. Die junge Frau hat sich ein schwarzweißes Flanellhemd übergezogen, um nicht allzu elegant durch die Straßen zu ziehen. Selbst dieser Anblick bringt mich um den Verstand.
„Hm, doch. Das hat sie." Vincent schnappt sich die Flasche, welche der Barkeeper gebracht hat. Er nimmt das Geld an sich und sortiert es in die altmodische Kasse. Ein sanftes Klingeln ertönt, als er sie schließt. „Aber noch nicht so viel wie ich. Nur ein halbes." Er lässt ein Grinsen auf den Lippen spielen und setzt die Flasche an diese. Erlaubt sich den ersten Schluck.
„Vor allem abends braucht man klare und scharfe Sinne." Die Blondine blickt mich weiterhin an. Sie weiß genau, dass sie mich mit ihrem anziehenden Aussehen in den Bann gezogen hat. „Deine Kollegin hat an sich alles richtig gemacht." Sie setzt einen winzigen Schritt nach vorne. Das Schlucken, welches aus mir gekommen ist, ist hörbar. Die Blondine hat es allerdings nicht wahrgenommen. Oder sie hat es sogar, aber geht nicht darauf ein. „Du siehst interessant aus. Machst auf mich einen wachsamen Eindruck." Ihre schmalen Lippen verformen sich zu einem dünnen Grinsen. Ich kann es nicht erwidern. Der Blick ist in ihrem Ausschnitt verlorengegangen. „Ich will gerne mit dir weiterreden, aber leider bin ich ziemlich spät dran. Ich muss nämlich los zu meinem Job." Ihre schlanken Finger wandern für einen Augenblick über meinen linken Arm hinweg. Ich ziehe scharf die Luft ein. „Wenn du mich mal besuchen willst; komm' einfach ins Red Roses. Ich warte dort auf dich." Sie kehrt sich etwas von mir weg und wirft Vincent einen Blick zu. „War schön, dich kennengelernt zu haben, Vince. Ich erlebe selten Männer, die noch eine Menge Anstand zu bieten haben."
Mehr sagt sie nicht, die Blondine geht mit einer unglaublichen Eleganz zu dem Ausgang hin. Auch die Anwesenden, die noch in der Bar sitzen, sind von ihrer Präsenz überwältigt. Ihre Blicke haften sich an ihre Fersen. Auch ich kann nicht anders, als ihr nachzusehen. Ich bemerke nicht, wie ich ihren runden Hintern betrachte. Die Hitze hat sich mittlerweile komplett in mir ausgebreitet und hat mir einige Schweißperlen auf die Stirn getrieben.
Ich muss sie wiedersehen, ist das Erste, was ich denke, nachdem die Blondine ihre Hand auf die Türklinke gelegt hat, diese geöffnet hat und nach draußen in die warme Abendluft getreten ist. Doch bevor sie vollständig verschwunden ist, hat sie mir einen flüchtigen Blick zugeworfen. Ich habe mich nicht gerührt, als ich ihn wahrgenommen habe. Unbedingt. Ich muss es einfach tun. Diese anmutige und elegante Frau macht mich sonst verrückt. Okay, sie macht mich sogar jetzt schon verrückt. Das Schloss schnappt zu. Sie ist verschwunden. Das ist unglaublich. Ich habe sie für höchstens Minuten gesehen, und schon bringt sie mich um den Verstand. Sie ist etwas Besonderes. Wenn sie so etwas schafft, dann muss sie etwas besonderes sein.
„Red Roses also? Ich habe von dem Laden noch nie etwas gehört." Der Dreißigjährige lehnt sich seitlich an die Theke. Seine Finger behält er um die braune Flasche geschlossen. „Hört sich auf jeden Fall ansprechend an." Er grinst auf einmal los. Ich reagiere nicht darauf, vielmehr setze ich mich mit der Beschäftigung auseinander, ihre Gestalt in den Verstand zu brennen. „Die ist ziemlich heiß, nicht? Dir hat man deutlich angesehen, dass du Gefallen an ihr gefunden hast. Jede Wette, dass sie das auch gewusst hat."
Das hat sie sogar. Ich bin fest davon überzeugt. Umsonst hätte sie nicht ihren Finger über meinen Arm geführt. Die Stellen, die sie berührt hat, senden ein fremdes Glühen aus. Ich betrachte meinen Arm. Das Glühen vermischt sich mit einem sanften Prickeln. Die Mundwinkel zucken ein wenig. Für mich steht nun eines fest. Mit dieser einen Berührung werde ich mich nicht zufriedengeben. Irgendwie verlange ich nach mehr. Viel mehr. Selbst ihr Anblick hat mich nicht vollständig ruhig gelassen. Ich habe nicht die Stellen erblicken können, nach welchen ich mich insgeheim gesehnt habe. Ich werde sie noch sehen können, denn ich muss das Verlangen ruhig stellen, was sie mit ihrer relativ kurzen Anwesenheit verursacht und hinterlassen hat.
„Sehr sogar." Meine Stimme wackelt ein wenig. Ich realisiere es, und dementsprechend unternehme ich den Versuch, dieser Sicherheit zu geben. „Hast du diesen Vorbau gesehen? Ich habe selten so etwas Prächtiges gesehen." Vincent weiß schon seit einer geraumen Zeit, dass ich auf mein Geschlecht stehe. Er macht kein Hehl aus der Sache, sondern nimmt es akzeptabel hin und reißt nicht einmal irgendwelche schlechten Witze wie viele unserer Kollegen. Anfangs ist es mir schwergefallen, sie als Witz anzuerkennen. Mittlerweile habe ich sehr an meinem Verhalten gearbeitet und stempele sie als solche ab. Ganz gleich, ob ich nun darüber lachen kann oder nicht.
„Was soll ich denn sagen? Ich konnte ihr vorhin nicht 'mal ins Gesicht schauen, so sehr war ich von ihren Brüsten abgelenkt." Er schweigt für einen Moment. „Aber das Gute war, dass es ihr nichts ausgemacht hat. Ich habe sogar das Gefühl gehabt, dass sie es genossen hat." Sein Blick sucht meinen. „Was sagst du? Fahren wir in den kommenden Tagen zu diesem Laden hin? Ich brenne darauf, sie wiederzusehen." Ich bin für ein lahmes Nicken fähig. Die Worte sind in mir verschwunden. „Sehr gut. Mal gucken, vielleicht in zwei oder drei Tagen. Jedenfalls nicht länger, und ich muss gucken, in welche Schicht ich eingeteilt werde. Wenn ich die Nachtschicht erwischt habe, dann wirst du leider ohne mich dahinfahren müssen."
Wenn ich ehrlich bin, würde es mich nicht einmal stören. Ich würde es eher willkommen heißen. Allerdings sage ich es nicht, sondern behalte es für mich. Ich zucke mit den Schultern, jedoch wirbelt ein schwacher Sturm in meinem Verstand. Zwei oder drei Tage. Erst dann kann ich die Blondine wiedersehen. Auf einmal wirkt dieser kommende Zeitraum viel zu groß für mich. So lange werde ich nicht warten können. Ihre anmutige Gestalt hat sich in meinem Kopf verankert. Macht mich schon wieder verrückt, wie ich es in diesem Augenblick erkannt habe. Allein schon der Gedanke an die namenlose Blondine lässt den Puls hochfahren.
„Sag' mir morgen einfach Bescheid", murmele ich und stoße mich von der Theke ab. Gerade will ich die Bar verlassen und nach Hause fahren. Mich hält hier nichts mehr fest. Der einzige Grund hat sie längst hinter sich gelassen. Ich werde folgen. „Aber so schnell wie möglich." Ich packe Vincents rechten Arm und ziehe ihn neben mir her. Er gibt undeutliche Worte von sich, wagt es dennoch nicht, einen Widerstand zu errichten. „Ich will nicht allzu lange auf deine Antwort warten." Ich blende die Blicke der anderen Männer aus. Die Tür erreicht, öffne ich sie und verlasse im Anschluss die Bar. Befinde mich nun in der drückenden Wärme von Miami. Die Schweißperlen vermehren sich. „Gib mir deine Autoschlüssel, ich werde fahren."
Ich gebe sein Handgelenk frei und schaue ihn erwartungsvoll an. Ich habe für den Bruchteil einer Sekunde angenommen, den süßlichen Geruch von der Blondine vernommen zu haben. Der Blick gleitet an Vincent vorbei, der in der Hosentasche nach den Schlüsseln kramt. Auf dem breiten Weg befinden sich scheinbar unzählige Menschen. Mir fällt auf, dass es hauptsächlich junge sind.
„Ich hätte dich so oder so gefragt, ob du das Steuer übernehmen könntest", meint Vincent und drückt mir die Autoschlüssel in die Hand. Er heftet sich an meine Fersen, als ich mich in Bewegung gesetzt habe und zu seinem schwarzen Audi gehe. „Ich merke gerade, wie ich langsam heiter werde. Hm, wo wir schon 'mal dabei sind; ist die Welt heute nicht wieder schön?" Ein kurzes Gelächter folgt. Ich gebe einen Seufzer von mir und halte an dem Straßenrand inne, als viele Autos über die Straße sausen. Meine Hand schnellt nach vorne, um meinen Kollegen von dem Überqueren der Straße abzuhalten. „Ah, danke sehr. Wie gut, dass ich dich an meiner Seite habe. Siehst du? Schon habe ich zwei Bier intus und schwupps, ich kann schlechter denken und Situationen einschätzen."
„Du bist eindeutig nichts gewohnt", lege ich den Widerspruch bei und gehe mit ihm über die Straße. Behalte währenddessen ein zügiges Tempo bei. „Bleib' einfach dabei, nach Feierabend gleich nach Hause zu fahren, oder direkt ins Gym. Bier tut dir nämlich nicht gut."
Sein Wagen kommt in Sicht. Vincent und ich schreiten über den halbdunklen Parkplatz. Ich drücke einen Knopf, und der Wagen wird entriegelt. Ich ziehe Vincent zu der Beifahrerseite, öffne die Tür. Der Dreißigjährige grinst mich an und steigt ein.
„Weiß ich. Dieser Abend war auch das letzte Mal. Danach wird nicht mehr nach Feierabend ein getrunken." Er sieht mir nach. Ich trete zu der anderen Seite, sitze schließlich vor dem Steuer. „Und wehe, du jagst einen Kratzer in den Lack. Die Lackierung ist verdammt teuer."
Ich schließe die Tür. Vincent tut es mir gleich. Der Schlüssel findet seinen Platz in dem Schloss. Ich drehe ihn, und der Motor gibt ein klangvolles Röhren von sich.
„Mensch, guck' bitte einfach aus dem Fenster und sag' nichts mehr", fordere ich ihn genervt auf und lehne mich zurück. Ein flüchtiger Blick in den Rückspiegel gibt mir die Gewissheit, dass sich niemand hinter dem Wagen aufhält oder allgemein auf dem Parkplatz. Ich setze den Wagen in ein langsames Tempo und verlasse stückweise die Parklücke. „Ich weiß, was ich tue."
„Das hoffe ich doch." Der Blonde nestelt an dem Knopf des Radios herum, bis eine schlechte Countrymusik den Innenraum erfüllt. „Was ist das denn für ein Scheiß? Sogar ich würde das besser machen können." Er beginnt, den Sender zu verstellen. Während Vincent das tut, lässt er vereinzelt abfällige Bemerkungen fallen. Ich schmunzele etwas und steuere den Audi zu der Straße.
„Hauptsache, du hast eine sinnvolle Beschäftigung gefunden." Ich richte den Blick zu dem Asphalt. Fahre dann los. Vincent antwortet nichts, setzt sich nach wie vor mit den verschiedenen Sendern auseinander.
Jetzt geht es endlich nach Hause, führe ich mein inneres Gespräch fort und lenke den Wagen zu der nächsten Ampel. Noch verweilt sie bei Grün. Aber ich werde dort keine Ruhe finden. Diese Blondine lässt es einfach nicht zu. Sie macht mich immer noch verrückt.
Für mich steht schon einmal eine Sache fest. Es ist irrelevant, ob Vincent den richtigen oder den falschen Zeitpunkt mit der nächsten Schicht erwischt hat; ich werde in den kommenden Tagen den Laden Red Roses aufsuchen. Ich muss sie wiedersehen. Sie muss mich wieder mit ihrer Anmut und Eleganz um den Verstand bringen.
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