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C Z T E R D Z I E Ś C I S I E D E M

„So. Zoë, ich bin zu Hause!", rufe ich durch den Flur, nachdem ich die Tür aufgesperrt und das Haus betreten habe. Ich setze einige Schritte zu dem Regal, stoße die Tür mit der rechten Hand zu und schlüpfe aus den Schuhen. „Hast du noch 'was vom Abendessen übrig? Ich bin halb am Verhungern." Ich stelle die Tasche weg, wühle das Handy heraus und umschließe es mit der linken Hand. Der Magen signalisiert mir Hunger. Ich spüre, wie meine Kräfte sich immer mehr dem Ende zu neigen. Langsam schlurfe ich Richtung Wohnzimmer. Genieße augenblicklich die kühle Luft, die das gesamte Haus durchzieht und einen angenehmen Schauder auf meiner Haut hinterlässt. Mein aufgeheizter Körper schraubt die Temperatur herunter. Auf der Stirn kleben getrocknete Schweißperlen. Ich schiebe das Handy in die Hosentasche und berühre mit den Fingerspitzen meine Stirn. Ich sollte vorher schnell unter die Dusche huschen, denke ich und halte im Türrahmen des Wohnzimmers inne. Aus der Küche strömen schwache Gerüche des Abendessens. Fisch, schießt es mir sogleich in den Kopf, als ich den Geruch identifiziert habe. Jetzt habe ich erst recht Hunger.

„Ach, das ist ja prima." Meine Schwester steckt ihren Kopf aus der Küche und schaut zu mir. Auf ihr schmales Gesicht hat sich ein leichtes Lächeln ausgebereitet. „Ich dachte schon, du kämest gar nicht mehr. Ist wohl ein bisschen spät geworden, was?" Sie verschwindet wieder in die Küche. „Geh' erst 'mal duschen. Ich stell' dein Abendessen in die Mikrowelle. Kalt schmeckt es nämlich nicht."

„Weswegen sollte ich bitte schön später kommen?", frage ich verständnislos und begebe mich zu der Treppe. Meine Beine fühlen sich ein wenig schwer an, so als würden Bleiklumpen in ihnen stecken. „Ich bin froh, hier zu sein. Länger hätte ich den Tag nicht durchstehen können." Ich überlege nicht länger und steuere das Badezimmer an. Ich behalte den Mund geschlossen, trete ein und schließe hinter mir die Tür. Knipse das Licht an und lasse die Jalousie herunter, die mit einem dumpfen Aufprall das Fensterbrett erreicht. „So. Dann wär's das."

Ich zücke das Handy aus der Hosentasche hervor, lege es neben das Waschbecken und schäle mich aus den Sachen. Erst fliegt das Oberteil in den halbvollen Wäschekorb, danach folgt die Hose. Zum Schluss die Unterwäsche. Ich fahre mit beiden Hand durch mein Gesicht und blinzele schnell, als ich realisiere, wie die Augenlider schwerer werden. Ein leises Gähnen flieht aus mir, und ich wende mich der Dusche zu. Ich will gar nicht wissen, wie ich aussehe. Wahrscheinlich wie eh und je. Zerpflückte Haare, matte, dumpfe, braune Augen und ein von Erschöpfung überschattetes Gesicht.

Ich steige in die Dusche und drehe das Wasser auf. Ich fahre ein wenig in mich zusammen, als erst kaltes Wasser aus dem Duschkopf geströmt ist. Ich drehe die Temperatur höher, sodass warmes Wasser auf mich niederprasselt. Meine Lippen verziehen sich zu einem wohlwollenden Grinsen, und ich schließe die Augen.

Das Wasser wäscht die Anspannung von mir ab, überschwemmt die Müdigkeit, sodass sie zum Teil untergeht. Ich fühle mich etwas wacher. Die Bleiklumpen sind abgefallen. Ich beginne, die Haare einzuschäumen. Spüre, wie der Schaum überall an meinem blanken Körper herunterläuft. Während ich mich reinige, habe ich eine Sache festgestellt. Ich weiß nicht, ob ich es als positiv erachten soll oder nicht. Die Gedanken sind verstummt. Keine Bilder hängen vor meinem geistigen Auge. Nirgends formatieren sich Vorstellungen. Mein Kopf ist wie leergefegt. Wahrscheinlich liegt es daran, dass ich erschöpft bin, rede ich stumm und verteile Duschgel auf der Haut. Ich habe schließlich einen perfekten Abend hinter mir. Selbst der Gedanke an der Nummer mit Cessy zieht spurlos an mir vorbei. Daher überrascht es mich nicht. Mein Körper hat den Ruhemodus angenommen. Mich plagt nichts. Weder Gedanken, noch irgendwelche Vorstellungen. Die Spannung ist von mir abgefallen.

Ich denke weiterhin an nichts. Schweigend spüle ich den Schaum von meinem Körper und lausche dem Prasseln des Wassers, was meine Ohren ausfüllt. Das Geräusch übt etwas Entspanntes auf mich aus.

Nachdem ich jegliche Körperstellen von dem Schaum befreit habe, stelle ich das Wasser ab und streiche mir feuchte Haarsträhnen aus dem Gesicht, welche teilweise auf der Stirn kleben. Ich greife nach einem Handtuch, trockne den Körper ab und hülle ihn schließlich mit dem Stück Stoff ein. Steige aus der Dusche und nähere mich dem Spiegel. Ich kneife kurz die Augen zusammen, ehe ich einen Blick riskiere. Ziehe ein wenig die Augenbrauen empor, während ich den Blick über mich wandern lasse. Ich mache nun einen lockeren Eindruck als vorher. Die braune Farbe hat einen schwachen Glanz gewonnen, und die Gesichtszüge haben sich sichtbar gelockert. Ich drehe leicht den Kopf und betrachte mich zum zweiten Mal.

Die Haut glänzt wegen der Feuchtigkeit, und ich kann kleine, aber unscheinbare Pickel ausfindig machen. Ein leises Murren rollt aus meiner Kehle. Wende den Blick von meinem Spiegelbild ab und verlasse das Badezimmer. In das Handtuch gewickelt, trete ich zu der Treppe und arbeite mich die Stufen herunter. Gelegentlich ächzt das Holz unter meinen Füßen. Ich presse eine Hand auf das Stück Stoff, damit es nicht zu Boden gleitet.

„Ja, keine Ahnung. Bei dir weiß man es nie." Die Blondine stellt das Gericht auf den Tisch, nachdem die Mikrowelle das Signal zum Herausnehmen verdeutlicht hat. „Dieses Mal ist es sogar dein Lieblingsfisch." Zoë betrachtet mit Zufriedenheit den Tisch, bevor sie ihren grasgrünen Blick auf mich richtet. „Jetzt siehst du deutlich besser aus. Na, die Dusche hat dir doch gut getan, was?"

Ich komme auf Zoë zu und sinke schließlich auf einen Stuhl. Meine Finger zupfen an dem Handtuch herum, was das Nötigste verdeckt. Ich habe mich vergewissert, dass keine Stelle sich von der Haut löst und nach unten rutscht. Greife nun nach dem Besteck und beginne, das Abendessen einzunehmen. Wasser hat sich in meinem Mund angesammelt, während ich den ersten Happen des Fisches esse. Der appetitliche Geschmack löst ein letztes Knurren aus.

„Hat sie", stimme ich ihr zu und schlucke den Bissen herunter. Ich realisiere, wie ich die eigenen Reserven auffülle - ich fühle mich nicht mehr allzu schlapp. „Ich bin außerdem viel entspannter. Irgendwie. Zumindest für meine Verhältnisse." Ich spieße ein paar Kartoffelscheiben auf die Gabel. „Seit wann bist du eigentlich hier?"

Ein kleiner Ruck geht durch meine Schwester, und auf ihren schmalen Lippen zeichnen sich Anzeichen von einem Grinsen ab. Ich ziehe ein wenig die Stirn kraus, sage aber nichts dazu, sondern konzentriere mich auf das Abendessen.

„Seit heute Nachmittag um drei", antwortet sie und lehnt sich im Stuhl zurück. Ich lasse meinen Blick über sie schweifen. Kaum ist die Blondine zu Hause, passt sie ihre Klamotten dementsprechend an. Ihr gerstenschlanker Körper steckt in übergroßen Sachen. Ein viel zu locker sitzendes T - Shirt, die Ärmel reichen ihr bis zu den Unterarmen. Die Hosenbeine der Jogginghose verschlingen teilweise ihre kleinen Füße. Zoë geht halb in diesen Sachen unter. „Ich habe bis dahin ein paar Einkäufe gemacht, die Arbeitsaufträge für den morgigen Tag erledigt, und ich habe die Rechnungen bezahlt. Nichts Spannendes also." Sie lächelt kurz. „Aber, wie ich es dir geschrieben habe; das eigentlich Spannende ist während des Aufenthaltes in der Bibliothek passiert."

Ich drifte zu dem Anruf im Wagen ab. Langsam lasse ich die Gabel sinken. Mir ist etwas in den Kopf gefallen - ich bin meiner Schwester eine Erklärung schuldig. Ich habe sie bisher nicht mit der Sache mit Vincent vertraut gemacht. Der Blick segelt in den Teller hinab, und ich schiebe einige Gemüsestücke umher.

„Es handelt sich bestimmt um Natasha, oder?", frage ich und schiebe mir Kartoffelscheiben in den Mund.

Die Blondine wiegt ein wenig ihren Kopf. Ich bin auf eine unschlüssige Antwort gestoßen. Zoë streicht sich über die Nase, ehe sie in ihren Gedanken kramt. Sie ist anscheinend am Nachdenken. Ich nutze den Moment der Stille, um das Gericht bis zu der Hälfte einzunehmen. Nun sind die Reserven aufgefüllt, meine Laune hat sich mehr gestreckt, und ich fühle mich glücklich. Zumindest, wenn man das Thema Hunger betrachtet.

„Damit nicht", bricht sie schließlich das Schweigen, und das Lächeln kehrt zurück. Selbst der Ton klingt weicher als vorher. „Du kennst Nael noch? Der, mit dem ich auf der Kirmes war?"

„Und ich mich mit seinem bescheuerten Freund abgeben musste, während du über die Kirmes geeiert bist? Ja, den kenne ich noch. So schnell kann man ihn nämlich nicht vergessen." Ich sehe die Vierundzwanzigjährige forschend an. „Warum?"

Ich hege einen kleinen Verdacht. Noch gedenke ich nicht, ihn auszusprechen. Eine liebliche Röte tritt auf ihre Wangen, und ich lache leise los. Zoë grummelt unverständliche Worte und senkt den Kopf. Allerdings ist sie nicht fähig, die Röte zu verbergen.

„Mensch, komm' schon. Das ist echt nicht witzig", brummt sie und kreuzt die Arme vor der Brust. Das Blut bleibt dennoch unübersehbar verkennbar. „Echt nicht." Ich stelle mein Gelächter nach und nach ein, jedoch blitzen meine Augen belustigt auf. „Während der Zeit in der Bibliothek haben wir uns kein einziges Mal getrennt und saßen jede freie Minute zusammen. Hm, es ist irgendwie schade, dass heute Sonntag ist." Sie lacht auf. „Siehst du? Jetzt habe ich einen Grund mehr, zur Uni zu gehen und weniger Vorlesungen zu schwänzen."

„Ach, braut sich da etwas zusammen?", formuliere ich meinen Verdacht und kann es nicht verhindern zu lächeln. Ich habe wohl ins Schwarze getroffen, denn Zoë lächelt mild los, und die Röte verstärkt sich ein zweites Mal. Mit den blonden Haaren und den roten Wangen sieht meine Schwester wie ein Streichholz aus. „Ich liege scheinbar richtig."

„Hey, halte dich nicht an diesen Gedanken fest", rät sie und nimmt eine lose Haarsträhne aus ihrem Gesicht und klemmt sie sich hinter das rechte Ohr. „Es wäre durchaus schön, wenn wir zusammenkämen. Aber ich glaube nicht, dass wir mehr als nur Freunde werden."

Ich räuspere mich trocken.

„Bisher hat das wirklich jede Frau gesagt", behaupte ich herablassend. „Von wegen, ja, das, was zwischen uns existiert, sind nur freundschaftliche Gefühle. Und zack, spätestens nach dem dritten, fünften Date, um es mal so zu sagen, kommen die anderen Gefühle hoch. Dann war's das mit Freundschaft." Ich kaue auf den letzten Stücken herum. Spüle sie mit Wasser herunter, ehe ich hinzufüge und das Glas absetze: „In ganz wenigen Fällen bleibt es bei einer Freundschaft. Und nein, ich rede nicht von dem Fall, wenn der Kerl schwul ist oder das Mädel lesbisch."

Die Blondine seufzt.

„Das kann alles sein", meint Zoë und mustert das halbvolle Glas. „Bei Nael und mir ist es dennoch anders. Ich habe am Freitag seine Telefonnummer bekommen, mit der Begründung, dass ich ihm schreiben soll, falls irgendetwas passieren sollte oder ich wieder Lust hätte, etwas mit ihm zu unternehmen. Das habe ich irgendwie süß gefunden, aber dann habe ich von Valentin erfahren, dass Nael zurzeit an Tabitha dran ist. Ich bin ehrlich. Es hat mich schon etwas verletzt, aber ändern kann ich es auch nicht. Ich bin schon ziemlich froh über die Tatsache, dass wir Freunde sind." Zoë trommelt mit den Fingerspitzen auf der Tischplatte. „Ich wünsche es ihm sogar. Hauptsache, er wird glücklicher, als er es ohnehin schon ist. Außerdem ist Tabitha eine Hübsche, das kann man ganz schlecht leugnen."

„Zoë, ich finde es sehr, sehr gut, dass du deswegen nicht traurig bist oder Trübsal bläst", spreche ich und schiebe den leeren Teller von mir. „Ich habe gedacht, du heulst dir die Augen aus, nachdem du das von Valentin erfahren hast." Ich greife nach dem Glas und setze es an meine Lippen an.

Meine Schwester wirkt für einen Augenblick verdutzt. Sie besinnt sich schnell. „Bitte? Deswegen gleich Trübsal blasen und sich in die hinterste Ecke seines Zimmers verkriechen? Ich doch nicht. Das würde noch fehlen." Sie schiebt den Stuhl zurück und nimmt meinen Teller. Trägt ihn zu dem Geschirrspüler. „Nael muss doch wissen, in wen er sich verliebt. Wenn er sich in Tabitha verliebt hat, akzeptiere ich es vollkommen. Mir ist es nur wichtig, dass er nicht den Kontakt zu mir abbricht. Erst dann würde ich wie ein Schlosshund heulen." Das Geschirr klappert, und Gläser stoßen sanft aneinander.

„Diese Einstellung ist grandios", lobe ich sie lächelnd und behalte das Glas in der Hand. „Es gibt nicht viele, die solche eine Einstellung haben." Ich strecke meine Beine aus und flegele mich mehr in den Stuhl.

„Findest du? Jeder normale Mensch hat die." Die Blondine nimmt wieder Platz. „Na? Bist du endlich satt?"

„Und zufrieden", hänge ich hinten an und bekräftige die Worte mit einem knappen Nicken. „War ziemlich lecker. Vor allem der Fisch war perfekt." Ich verziehe die Lippen zu einem wohlwolligen Grinsen. „Jetzt bin ich glücklich."

Ein leises Gelächter flieht aus Zoës Kehle.

„Das ist doch wunderbar. Das Ziel wäre also erreicht." Ich nehme eine Veränderung ihres Tons wahr. Winzige Falten durchziehen meine Stirn, als Zoë ernster ergänzt: „Ich weiß nicht, warum du mir nichts davon erzählst hast, aber bitte. Stimmt das wirklich, dass Vincent dich ausgetauscht hat? Ohne dich vorzuwarnen?" Ihre grasgrünen Augen glitzern verständnislos.

Ich presse ein wenig die Lippen zusammen und schütte das restliche Wasser in mich hinein. Die kühle Flüssigkeit rennt die Kehle hinab und lässt eine schwache Gänsehaut entstehen. Dennoch verkrampfe ich mich nicht - wenn ich ehrlich bin, habe ich mich relativ schnell mit der Tatsache abgefunden. Es nützt nichts mehr, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Nun ist es geschehen, und ändern könnte ich es so oder so nicht. Nur Vincent allein könnte es, und solange er seine seltsame Laune pflegt, ist an einer Veränderung nicht zu denken.

„Was denkst du denn? Ich habe es mir nicht ausgedacht." Ich stelle das Glas auf den Tisch und zeichne die Umrisse meines Tattoos nach. „Ja, Vince hat mich ausgetauscht, und ich habe das von Jim erfahren. Der ist übrigens mein neuer Kollege." Ich ziehe die Augenbrauen zusammen und schaue drein, als hätte ich in eine saure Zitrone gebissen. „An sich ist er korrekt, aber seine Art und Weise ... Hui, dazu sagt man am besten nichts. Oder, doch. Sagen wir, er ist speziell."

„Genauer", fordert Zoë mich auf und nimmt mit mir Blickkontakt auf. „Ich will alles hören. Immerhin hast mir rein gar nichts erzählt."

Ich betrachte ihr Gesicht. Bei ihren Wimpern hat sie ein wenig nachgeholfen, und auf der hellen Haut schimmert ein unnatürlicher Glanz.

„Ja ..." Ich verstumme kurz. Sammele mich innerlich und hänge an meine Antwort: „Mit speziell meine ich, dass er ... homophob ist. Wirklich. Er ist es durch und durch. Und, ohne Scherz, ich habe für einen Moment daran gedacht, mich zu outen. Da habe ich gleich gedacht; wow, stopp. Halt' bloß deine Schnauze, sonst sorgst du nur für unnötige Probleme." Ich spüre, wie etwas in mir anfängt zu kochen. „Dann habe ich das Was wäre wenn? - Spielchen angefangen ... Und das hat mir voll und ganz gereicht." Ein stumpfer Laut verlässt mich. „Echt, ich habe noch nie eine so intolerante Person erlebt. Nicht 'mal Mama ist so extrem." Ich atme laut aus. „Jim ist das komplette Gegenteil von Vince."

„Da kannst du dich glücklich schätzen, dass du dich rechtzeitig besonnen hast", meint die Blondine und schiebt sich seitlich auf den Stuhl. Sie stemmt einen rechten Fuß auf das Möbelstück und schlingt die dünnen Arme um das Bein. „Ich will mir gar nicht ausmalen, was gewesen wäre, wenn du dich geoutet hättest." Sie legt das Kinn auf dem Knie ab. „Du als Lesbe und ein homophober Mann. Klingt irgendwie amüsant."

„Im traurigen Sinne", stelle ich es klar und zupfe an dem Handtuch. „Na ja, ändern kann ich es so oder so nicht. Das habe ich keineswegs vor. Ich akzeptiere es, auch wenn es mir schwerfällt." Ich verenge etwas die Augen. „Als Jim mir das zum ersten Mal gesagt hat, bin ich erst überfordert gewesen. Wie sollte ich darauf reagieren? Ich brauchte meine Zeit, um das zu verarbeiten. Und danach bin ich dezent wütend auf ihn gewesen. Aber keine Sorge, ich habe mir nichts anmerken lassen." Ich verdrehe die Augen. „Solange er nicht gegen mich irgendwelche Hetze veranstaltet, falls er herausfinden sollte, dass ich nicht hetero bin, werde ich mich mit ihm abgeben. Er ist schließlich gut drauf. Ein bisschen wie Vincent."

„Das wäre es noch. Er hetzt gegen dich, und trotzdem arbeitest du weiterhin mit ihm zusammen. Wenn du das nämlich tun solltest, hast du eindeutig den Knall nicht mehr gehört. Dann kann ich dir auch nicht mehr helfen." Zoë schaut mich an. „Aber was ist eigentlich mit Vince los? Kennst du den Grund, weswegen er dich ausgetauscht hat?"

Ich schüttele langsam den Kopf.

„Gar nicht. Weder Charly hat mir weitergeholfen, noch habe ich von Vince eine logische Antwort bekommen." Ein tonloser Seufzer verlässt mich. „Ich habe, nachdem ich das erfahren habe, das Gespräch mit ihm aufgesucht." Ich verziehe den Mund, als ich an dem Tag zurückdenke. „Es hat nichts gebracht. Und du wirst es kaum glauben. Er hat zum ersten Mal seine Stimme gegen mich erhoben - hat mich harsch von der Seite angefahren, um es so zu formulieren." Ich merke nicht, wie ich in mich sacke. „Als mir das klar geworden ist, bin ich sprachlos aus sein Büro gegangen. Da hat er mich angemacht. Das ist unglaublich." Ich lasse einen verächtlichen Laut ertönen. „Arbeitsbedingte Gründe, das hat Charly mir heute mitgeteilt. Als ob. Das glaubt er doch selbst nicht."

„Mit ihm stimmt also etwas nicht", fasst die Vierundzwanzigjährige die Situation treffend zusammen.

„Ganz genau. Irgendetwas ist durch ihn gefahren. Nur, was ist der Auslöser gewesen? Das weiß natürlich keiner. Nur er, und Vince will nicht mit der Sprache herausrücken." Ich befestige das Handtuch, als es sich ein wenig gelockert hat. Wassertropfen perlen von meinen feuchten Haaren ab und laufen den Nacken herunter. „Ich kriege den Grund noch heraus. So schnell gebe ich mich nicht geschlagen. Das hätte Vince gerne." Stille. „Ich werde dich auf dem Laufenden halten, also keine Angst."

„Falls du das nicht vergessen solltest", erwidert Zoë und hebt die Augenbrauen. „Du vergisst in letzter Zeit eine ganze Menge."

„Ach, sei doch ruhig." Ich starre sie entgeistert an, als sie lacht. „Blöde Pute."

„Die wird es morgen geben", versichert sie mir belustigt und ruft sich schnell zur Besinnung. Sie greift auf das aktuelle Gesprächsthema zurück. „So viel dazu. Das heißt also im Klartext, dass Vince eine plötzliche Wandlung durchgemacht hat? Also ich meine damit seine Laune." Sie blinzelt langsam. „Mir fällt gerade auf, wie verwirrend das klingt. Ich hoffe, du kannst mir folgen."

„Das kann ich auch. Du meinst bestimmt, dass Vincent eine urplötzliche Veränderung bezüglich seiner Laune durchgemacht hat, richtig?" Zoë nickt. „Dann habe ich deine Worte richtig aufgefasst."

Sie grinst knapp.

„Prima." Dann zückt Zoë ihr Handy hervor und legt es auf den Tisch. Sie wischt über den Touchscreen. Ich beobachte sie dabei. „Ich habe dir vorhin erzählt, dass Natasha versucht hat, ihn anzuschreiben."

„Und dazu, dass es nichts geworden ist." Ich nehme an Handy an mich, nachdem Zoë es mir ausgehändigt hat. „Weil er schlecht gelaunt ist und höchstwahrscheinlich seine Frustration an Natasha ausgelassen hat. Aufgrund der versuchten Anrufe und dergleichen." Ich beginne, mir die einzelnen Nachrichten durchzulesen. Zoës Freundin hat in unregelmäßigen Zeitabständen ihre Versuche in Angriff genommen. Die Nachrichten sind prägnant. Jede von ihnen hat Vincent erreicht, er hat von ihnen Notiz genommen. Aber von seiner Seite aus ist keine einzige Nachricht eingetrudelt. „Oh ha, das sieht überhaupt nicht gut aus." Ich linse zu der Kontaktleiste. „Und schwupps, er hat sie blockiert. Na, ist ja prima." Ich schüttele den Kopf und gebe Zoë ihr Handy wieder. „Wie sieht es mit den Anrufen aus? Inwiefern ist Vincent wütend gewesen?"

Meine Schwester lässt das Gerät auf dem Tisch liegen.

„Anfangs ist es nicht allzu schlimm gewesen", startet die Blondine und blickt den Tisch an. „Natasha hat gemeint, dass sie vornerein gemerkt hat, dass Vincent sich mit irgendetwas herumschlägt. Das hat sie an seinem gezwungenen freundlichen Ton erkannt. Ein paar Minuten später hat er sich nicht mehr die Mühe gemacht und hat seine schlechte Laune zur Geltung kommen gelassen. Natasha ist ziemlich besorgt gewesen, hat ständig nachgefragt, was nun los und warum er schlecht gelaunt sei. Durch das Nachfragen hat sie es aber schlimmer gemacht." Die Mundwinkel zucken. „Er hat angefangen, sinnlose Bemerkungen abzulassen. Dann ist er auf sie eingegangen. Hat gesagt, dass sie einfach nur nervt, seine Zeit verschwendet und lästig sei. Und das sind noch die harmlosen Dinge gewesen."

Sicher, dass sie Vincent meint?

Ich sehe meine Schwester groß an. Ich kann nicht glauben, dass sie von Vincent spricht. Es kann sich keineswegs um Vincent handeln, von dem sie im Moment redet. Das will ich nicht ganz wahr haben. Der Dreißigjährige entspricht nie und nimmer diesem Typ. Ich bin unfähig, etwas zu erwidern.

Zoë schaut mich etwas besorgt an und fährt fort: „Ich ... sage nur so viel. Er hat angefangen, sie wüst zu beschimpfen. Das hat Natasha den Rest gegeben, was auch nachvollziehbar ist. Sie hat aufgehört, ihm zu schreiben oder ihn anzurufen, hat im Anschluss bei mir Trost gesucht." Ihr Blick haftet an mir. „Dass Vincent überhaupt so etwas macht, hätte ich nicht gedacht. Ohne Grund beschimpft er nie Leute, besonders nicht Natasha oder Leute, die er gut kennt." Ich senke den Kopf und rutsche in meine Gedanken ab. „Kannst du ihn nicht irgendwie zur Rede stellen?"

Ich antworte lahm: „Morgen, ja? Gleich morgen früh werde ich es tun." Ich fahre mit meiner Hand durch mein Gesicht. Erhebe mich. Meine Beine zittern ein wenig. „Ich ziehe mich schnell um und komme gleich wieder. Lauf' ja nicht weg." Ich entferne mich von dem Tisch. Allerdings sehe ich über meine Schulter hinweg, direkt zu Zoë. „Wir können nachher ein paar Theorien aufstellen, warum Vince so drauf ist. Vielleicht hilft uns das weiter."

Ich verlasse das Wohnzimmer und trete zu der Treppe. Steige die einzelnen Stufen empor. Der Blick klebt auf dem Boden. Das ist unglaublich. Irgendwie kann ich es kaum begreifen. Sie hat die ganze Zeit von Vincent gesprochen. Von einer Seite, die ich noch nie bei ihm entdeckt habe. Es muss morgen mit einer logischen Antwort herausrücken; nach dieser Aktion ist er mir eine schuldig.

Und wenn er meinen muss, mich ebenfalls zu beleidigen, dann ... dann werde ich es auf mich nehmen. Mich nicht darum kümmern. Ich werde auf meine Forderung bestehen. Ich seufze und gehe in mein Schlafzimmer. Das kann morgen etwas werden. Ich glaube, ich muss mir morgen einen ganzen Kanister Kaffee mitnehmen, damit ich erfolgreich Ruhe bewahren kann.

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