21. masquerade
Z A R A
Eingekuschelt in eine smaragdgrünen Decke saß ich in einem der gemütlichen Samtsessel am Fenster und beobachtete das Schneetreiben im Garten unseres Anwesens, klimperte gedankenverloren mit meinen tiefrot lackierten Fingernägeln gegen meine Teetasse.
Heute war Heiligabend und mir graute es schon davor auf mein Zimmer zu gehen und meine Sachen zu packen, denn das Weihnachtsfest würde ich ab morgen im Anwesen der Puceys verbringen müssen.
Seufzend drehte ich eine meiner dunkelbraunen Haarsträhnen um meine Finger und dachte an Mattheo, wie so oft in den letzten Tagen.
Ein warmes Gefühl durchströmte mich, als ich an unseren letzten Kuss zurück dachte. Eine halbe Ewigkeit hatten wir in dieser eisigen Nacht eng umschlungen in einem Schneesturm gestanden und einander so hemmungslos geküsst, wie nie zuvor.
Ein Lächeln umspielte meine Lippen in Erinnerung an seine rauen Hände und wie sie sich langsam unter meinen Pullover geschoben- während seine Lippen meinen Hals mit heißen Küssen verwöhnt hatten.
Doch dann hatte Mattheo mich plötzlich losgelassen und war ohne ein Wort einfach dissappariert.
Seitdem hatte ich ihn nicht wiedergesehen, denn am nächsten Tag war ich wie die meisten meiner Mitschüler mit dem Hogwartsexpress über die Ferien zurück nach London zu unseren Familien gereist.
Der Slytherin war ein absolutes Rätsel und ich wurde einfach nicht schlau aus dem Jungen mit den dunkelbraunen Locken und Aggressionsproblemen.
Doch ich vermisste ihn.
So sehr.
Nachts lag ich wach und stellte mir vor von ihm geküsst zu werden, von ihm berührt zu werden und es machte mich beinahe wahnsinnig vor Sehnsucht.
»Noch Tee, Miss Zara?«
Erschrocken zuckte ich zusammen und blickte irritiert zu der kleinen Elfe, die mich aus meinen Gedanken gerissen hatte. »Ja gern, danke Milly«, entgegnete ich freundlich und ließ mir von ihr meine Tasse mit dampfendem Tee wieder auffüllen.
Obwohl sie mir bestimmt schon zehn mal nachgefüllt hatte, konnte ich ihr nichts abschlagen, wenn sie mich mit ihren großen Kulleraugen anschaute.
Die Elfe schien überglücklich zu sein, sich um mich kümmern zu können, denn seit der Rückkehr des dunklen Lords und die dadurch anfallenden Pflichten als Todesser, war mein Vater kaum noch Zuhause und ich beinahe das ganze Jahr über in Hogwarts.
Ich seufzte leise, nippte an meinem Tee und fluchte, als ich mir an dem kochenden Wasser natürlich sofort die Zunge verbrannte. Schnell tastete ich nach meinem Zauberstab und murmelte einen Heilzauber.
Kopfschüttelnd über meine eigene Dummheit, ließ ich mich tiefer in den Sessel sinken und betrachtete den prachtvollen Weihnachtsbaum, den ich heute morgen zusammen mit Milly geschmückt hatte.
Elegante Kugeln in Silber und Grün zierten die Zweige und ich lächelte angesichts der leuchtenden Sterne, welche die Hauselfe heraufbeschworen hatte.
Ich liebte Weihnachten so sehr, doch es machte mich auch traurig, denn um diese Zeit im Jahr vermisste ich meine Mutter nur noch schmerzlicher.
»Er hätte ihr gefallen«, sagte die tiefe Stimme meines Vaters, der jetzt den Raum betreten hatte. Ich nickte, starrte jedoch weiter abwesend auf die Sterne.
Er setzte sich in den Sessel gegenüber von mir und eine Weile saßen wir schweigend beieinander. Dann ergriff er wieder das Wort. »Was hältst du davon, wenn du mich heute Abend auf den Weihnachtsball ins Nott Manor begleitest, Liebling?«
Überrascht hob ich den Kopf und blickte ihn an.
»Wirklich? Aber ich bin noch nicht Zwanzig.«
Der Ball, den Theodores Eltern traditionell am heiligen Abend veranstalteten, durfte eigentlich ausschließlich von Hexen und Zauberer über Zwanzig besucht werden. Die Regeln waren sehr streng.
»Ich denke du bist trotzdem alt genug und dein Verlobter hat mir geschrieben, dass er dich heute Abend dort erwartet.« Ich presste die Lippen aufeinander und senkte den Blick bei seinen Worten.
»Oh«, sagte ich leise und versuchte meine Enttäuschung zu verbergen. Ich spürte die wachsamen Augen meines Vaters auf mir ruhen, doch traute mich nicht ihn anzusehen.
»Ist alles in Ordnung zwischen dir und Adrian?«, fragte er und legte seine Hand auf meine. Ich zögerte, doch dann hob ich den Kopf und nickte schwach.
Er hob eine Braue und blickte mich aus seinen stahlgrauen Augen heraus aufmerksam an. Mein Vater war ein machtvoller Legilimentor, doch er würde niemals in meine Gedanken eindringen.
Er war streng, aber er respektierte mich.
»Gibt es etwas das du mir sagen willst, Liebling?«
Ich zögerte, denn es gab so viele Dinge, die ich ihm sagen wollte. Dinge die ich ihm ins Gesicht schreien wollte, doch ich tat es nicht und schüttelte den Kopf.
Er wusste sofort, dass ich gelogen hatte.
Eine Weile betrachtete er mich mit einem unlesbaren Blick, dann nickte er. »Sei gegen zwanzig Uhr fertig«, sagte er und gab mir einen Kuss auf die Stirn.
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Kurz vor zwanzig Uhr stellte ich mich vor den versilberten Spiegel meines Schlafzimmers und trug meinen Lippenstift auf. Ein letztes Mal kontrollierte ich mein Spiegelbild und stieg in meine High Heels.
Ich trug ein schwarzes, eng anliegendes Kleid mit herzförmigem Ausschnitt, das meiner Mutter gehört hatte. Es glitzerte und funkelte, durch die Silberfäden die dort eingenäht waren und ließ mich fühlen wie eine Prinzessin. Ich hatte mein langes Haar ganz glatt gezaubert und trug es offen über den Rücken.
Ich nahm meinen Zauberstab und schob ihn unter das Strumpfband aus hauchzarter Spitze, welches ich unter meinem Kleid um meinen Oberschenkel trug.
Zufrieden ging ich zurück in den Salon, wo mein Vater bereits auf mich wartete. Tiefe Traurigkeit lag in seinen grauen Augen, als er das Kleid erkannte.
Doch auch Stolz.
Dann lächelte er mich an und ich erwiderte es überglücklich, denn alles was ich jemals erreichen wollte, war meinen Vater stolz zu machen.
Ich wollte ihm eine gute Tochter sein, nach all dem, was er in seinem Leben bereits verloren hatte.
Ich wusste ich erinnerte ihn an meine Mutter, denn ich hatte ihr dunkles, statt seinem blonden Haar geerbt und war ihr wie aus dem Gesicht geschnitten.
»Du siehst bezaubernd aus, mein Liebling«, sagte mein Vater und warf mir einen anerkennenden Blick zu und ich fühlte mein Herz warm werden. Er nahm etwas silbrig schimmerndes von dem kleinen Glastisch neben dem er stand und reichte es mir.
Es war eine Maske.
Tiefschwarz und mit Diamanten besetzt, die in dem Licht der Kronleuchter elegant funkelten.
Der Todesser hob eine Braue und grinste, angesichts meines irritierten Blickes. »Es ist ein Maskenball, hab ich etwa vergessen, das zu erwähnen?«
Glücklich strahlte ich ihn an.
Ich wollte schon immer mal auf einen Maskenball gehen und konnte es kaum erwarten.
Auch wenn Adrian dort sein würde, beschloss ich mir den Abend von meinem eifersüchtigen Verlobten nicht ruinieren zu lassen. Er würde mich nicht misshandeln können, wenn mein Vater dabei war.
»Ladies first«, sagte der Todesser und wies mit einer Handbewegung in Richtung des Kamins, nachdem wir unsere Masken aufgesetzt hatten. Wobei seine die silbrige und auch leicht furchteinflössende war, unter der die Todesser stets ihr Gesicht verbargen.
Plötzlich kam mir ein Gedanke und mein Herzschlag verdoppelte sich.
Ich griff in die Schale mit dem Flohpulver, das auf dem Kaminsims stand und stellte mich hinein. Mein Vater nickte mir zu und dann warf ich das Pulver hinab. Giftgrüne Flammen brachen hervor und schlängelten sich knisternd um meine nackten Beine.
»Nott Manor.«
Einige Sekunden drehte ich mich um mich selbst, dann trat ich aus dem Kamin in eine prachtvolle Eingangshalle, die bereits voller maskierter und elegant gekleideter Hexen und Zauberer war.
Ein gigantischer Weihnachtsbaum stand in der Mitte der mit weißem Marmor durchzogenen Halle und repräsentierte ebenfalls mit seinem silbergrünen Baumschmuck das Hogwarts Haus der Notts.
Slytherin.
Ich spürte eine Hand auf meinem unteren Rücken, dann ließ ich mich von meinem Vater durch das Anwesen begleiten. Hier und da hielten wir inne und führten höfliche Gespräche, dann winkte mir ein Junge zu, der etwas weiter abseits stand. Ich blickte zu meinem Vater und als er ihn erkannte, nickte er.
»Kein Alkohol, Zara. Verstanden?«
Ich nickte und ging dann hinüber zu Enzo, der mich sofort in eine enge Umarmung zog. »Du siehst absolut bezaubernd aus, Liebes«, sagte er lächelnd und hob die Hand an seine vergoldete Maske um sie abzusetzen, doch ein Blick von Mrs. Nott in seine Richtung und er ließ sie schnell wieder sinken.
»Du auch«, entgegnete ich lächelnd und blickte mich schüchtern um. »Wer ist noch hier?«
»Bisher nur du, Nott, Zabini und ich«, sagte er.
»Ah, und Pucey natürlich«, sagte er grimmig und seine Miene verdunkelte sich plötzlich zunehmend.
Ich folge seinem Blick und schluckte, als ich Adrian entdeckte, der jetzt schnurstracks auf uns zu kam, mit einem halb leeren Kristallglas Feuerwhiskey in der Hand und die Augen bereits glasig vom Alkohol.
Ohne ein Wort zu sagen, beugte er sich vor und gab mir einen übertriebenen Kuss. Er war so grob, dass er mir seine Maske beinahe ins Auge rammte. Dann packte er meinen Arm und zerrte mich von Enzo weg.
Ich warf ihm einen entschuldigenden Blick zu und bemerkte, dass er seinen Zauberstab hervorgezogen hatte und fest umklammert in der Hand hielt.
Enzo hasste Adrian.
»Was hab ich dir zu Berkshire gesagt?«, knurrte Adrian in mein Ohr, während er mich mit sich zog.
»Ich kenne hier doch sonst niemanden, Adrian«, knurrte ich zurück und befreite mich aus seiner Umklammerung. »Und hör auf mich so grob anzufassen oder willst du das mein Vater sieht, wie du seiner Tochter wehtust?«, giftete ich ihn an.
Adrian erstarrte und funkelte mich zornig an. Wären wir allein gewesen, hätte er mir mit Sicherheit ins Gesicht geschlagen. Doch angesichts dessen, dass das Anwesen an diesem Abend voller Gäste war, wagte er es nicht die Hand gegen mich zu erheben.
Er beugte sich vor und brachte seine Lippen an mein Ohr. »Ich schwöre dir Zara, verhältst du dich so mir gegenüber wenn wir bald verheiratet sind, wirst du dir wünschen niemals geboren worden zu sein.«
Ich schluckte und starrte ihn an.
Er lächelte kühl, angesichts meiner Angst die seine Drohung in mir ausgelöst hatte und nickte mit dem Kopf in Richtung der Bar, die in dem großen Salon ausgestellt war, der jetzt eher einem Ballsaal glich.
Funkelnde, kristallbehangene Kronleuchter hingen von der verzauberten Decke, die in einen winterlichen Sternenhimmel verzaubert worden war.
Schneeflocken fielen in zarten Eiskristallen auf die Tanzfläche und im ganzen Raum verteilt standen fröhlich plappernde maskierte Hexen und Zauberer in den elegantesten Abendgarderoben und tranken teuren Champagner aus edlen Kristallgläsern.
Musik drang aus unsichtbaren Lautsprechern und kleine Feen flogen durch den Raum und verteilten ihren glitzernden Feenstaub unter den Gästen.
Ich konnte nicht anders als absolut hingerissen zu sein. Magie war einfach so wunderschön.
Adrian verschlang seine Finger mit meinen und zog mich durch die Menge an die Bar, wo Theodore uns begrüßte. Ich wusste, dass er Adrian nicht leiden konnte, doch zusammen mit seinen Eltern war er der Gastgeber des Balls und musste also gute Miene zum bösen Spiel machen. Doch ich fühlte seine Anspannung, als Adrian den Arm um mich legte.
Flint und sein ebenso pferdegesichtiger Bruder gesellten sich zu uns und die Slytherin unterhielten sich über Quidditch. Etliche langweilige Stunden vergingen, doch irgendwann nahm Adrian meine Hand und zog mich betrunken auf die Tanzfläche.
Er war ein guter Tänzer und auch ich liebte es zu tanzen, doch die Tatsache das ich ihm dabei ins Gesicht sehen musste, nahm mir den Spaß daran.
Am liebsten hätte ich meinen Zauberstab hervorgezogen und ihn gefoltert und dabei gelacht.
Ich setzte ein gezwungenes Lächeln auf und legte meine Hand auf seinen Arm. Der betrunkene und lüsterne Blick mit dem er mich mich jetzt von oben bis unten betrachtete, ließ Übelkeit in mir aufsteigen.
Er beugte sich vor um mich zu küssen, doch dann hielt er plötzlich inne. Ich erstarrte ebenfalls, denn ich fühlte es ebenso wie er. Eine Präsenz, boshafter und machtvoller als alles was ich bisher gespürt hatte begann den Raum plötzlich mit Schatten zu fluten.
Der Sternenhimmel verdunkelte sich zunehmend unter der schwarzen Magie, die nun bedrohlich im Raum schwebte, wie eine geladene Gewitterwolke.
Leises Getuschel ertönte unter den Gästen und die Köpfe drehten sich nun alle zum Eingang des Salons, den so eben ein hochgewachsener Mann betreten hatte. Er war elegant gekleidet und über seinem dunklen Anzug trug er einen mitternachtsschwarzen Umhang. Sein Haar war dunkel, fast schwarz und mein Herz blieb für einen gefährlich langen Augenblick stehen, als mir klar wurde, wer er war.
Meine Augen hatten ihn zwar nie zuvor erblickt, doch mein Herz hatte die schattenhafte Dunkelheit die ihn umgab, sofort erkannt. Denn diese war mir mehr als vertraut, lag sie doch augenscheinlich in der Familie.
Tom Riddle.
Niemand anderes als der dunkle Lord höchstpersönlich hatte gerade den Ballsaal betreten, gefolgt von seinem Sohn Mattheo, den ich gleich an seinen chaotischen dunklen Locken erkannte.
Er trug einen makellos sitzenden schwarzen Anzug und seine Maske glich der eines Totenschädels, doch sie war versilbert und mit schwarzen Diamanten besetzt. Unwillkürlich presste ich die Schenkel zusammen, bei diesem verflucht attraktiven Anblick.
Ich hielt den Atem an und versuchte nicht daran zu denken, wie sehr ich mir jetzt wünschte er würde meine Hand nehmen, mich von hier weg bringen und dann irgendwo hart gegen eine Wand nehmen.
Es machte mich feucht ihn auch nur anzusehen.
Fucking Hell.
Hinter ihnen folgte mein Vater und einige andere Todesser, die Gesichter verborgen hinter silbrigen Masken. Fasziniert blickte Adrian zu Voldemort und seinen Gefolgsleuten. Ich wusste, dass es sein Traum war einer seiner Todesser zu werden und ich hoffte inständig, dass es niemals dazu kommen würde.
Die Menge war aufgekratzt durch die Anwesenheit des dunklen Lords und viele der Gäste strömten nun auf die Tanzfläche. Adrians Griff auf meine Taille verstärkte sich mit jeder weiteren Minute, doch er versuchte nicht noch einmal mich zu küssen.
Eine Weile tanzten wir langsam miteinander zu einem romantischen Lied, dann hielt Adrian plötzlich inne und starrte zu jemandem, der jetzt wie aus dem Nichts plötzlich neben uns aufgetaucht war.
»Darf ich?«
𓆙
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