
8. Kapitel - Wünsch dir 'was
Remus' Sicht:
Ich erwachte rasch. Meine Augen öffneten sich so schnell, dass ich kurz vergaß, wer ich überhaupt war. Ich blinzelte hektisch, setzte mich im Bett auf, bemerkte, dass der Platz neben mir leer war. Mir war schwindelig und immer noch war ich schlaftrunken, doch laute Geräusche hatten mich aufgeweckt.
»Scheiße, scheiße, scheiße!«, hörte ich aus der Küche.
Noch nie war ich so schnell aus einem Bett gewesen. Auf dem Weg zur Phils Zimmertüre stolperte ich sogar, aber schnell hatte ich die metallene Türklinke in der Hand und zog die Tür auf. Sofort stieg mir ein beißender Geruch in die Nase, dann Rauch. Ich hustete und stellte fest, dass das ganze Wohnzimmer und Küche verraucht war.
»Was ist passiert?«, brachte ich mit einer Stimme heraus, die nicht ganz zu mir passte, da sie direkt nach dem Aufwachen rau war.
Geschockt blickte ich in die verrauchte Küche und erkannte sofort das Problem; Phil hatte etwas im Ofen gebacken, das verbrannt war. Der Rauch roch dementsprechend und ohne einen Hauch des Zögerns näherte ich mich Phil.
Auf dem Weg in die stinkende Küche ging Lestranges Zimmertür auf. Sie war gleichermaßen schockiert, nur dass sie zusätzlich ihren Zauberstab gezückt hatte. Phil hatte sie ebenfalls aus ihrem Bett gescheucht, denn so hatte ich Elizabeth Lestrange noch nie gesehen.
Ihre Haare befanden sich in einem einzelnen geflochtenen Zopf, aus dem einige Haarsträhnen herausschauten. Sie trug nur ein für sie zu großes kariertes Hemd, in den Farben Schwarz, Grün und Blau.
Ein Beweis, wie früh am Morgen es war, wenn nicht einmal Elizabeth und ich auf den Beinen waren.
Warum ist Phil dann bitte wach?
»Merlin, was hast du gemacht, Phil?! Mein Herz, das ist nicht gut für mich...«, keuchte die Schwarzhaarige und erfasste die Situation, da sie mit einem Schwung ihres Zauberstabs den schwarzen Rauch aus dem Fenster beförderte, das Phil geöffnet hatte.
Zurück blieben wir; zwei verschreckte Menschen, die aus ihren Betten gescheucht worden waren, und eine hustende Phil, welche sich ihren rechten Arm hielt.
Im nächsten Moment fiel mir auf, dass am Boden verteilt schwarze Steine lagen. Nein, es waren verkohlte Klumpen, von was auch immer sich im Ofen befunden hatte. Phil trug noch ihre Schlafsachen, bestehend aus einer schwarzen Jogginghose und einem dunkelgelben Shirt, doch das Mädchen wirkte so, als wäre es bereits seit einiger Zeit wach.
»I-ich h-h-hab' mich verbrannt«, stammelte Phil, nachdem sie von Elizabeth und mir eine Zeit angestarrt worden war. Mein Blick fiel zurück auf ihren rechten Unterarm, wo eine Brandwunde sich in ihr Fleisch gefressen hatte. Wahrscheinlich als sie das Backblech zu schnell aus dem Ofen herausgeholt hatte, als ihr bewusst geworden war, dass sie fast die Küche in Brand gesteckt hatte.
»Lass sehen«, forderte ich und schritt um die Kücheninsel mit den drei Barhocker zu Phil. Sie zeigte mir ihren Arm, während Elizabeth mit einem Schwung ihres Zauberstabs die Backform und die verbrannten Stücke von 'was-auch'immer' auf den Herd zauberte. Die schwarzen Klumpen legten sich klackernd in die Backform, dann kam die Schwarzhaarige zu uns. Immer noch waren wir alle verschreckt, mein Herz schlug mir sogar bis zum Hals, doch es hinderte uns nicht daran, korrekt zu handeln.
Mit einem nonverbalen Zauber verschwand Phils Brandwunde und wurde zu einem roten Fleck, den sie mit einer Salbe behandeln müsste, doch die Wunde schien fast komplett zu schmerzen aufzuhören, denn Phils Gesicht entspannte sich.
Aus großen blauen Augen sah sie uns an, dann sprach sie entschuldigend: »Tut mir leid, dass ich euch geweckt habe.«
»Schon gut«, brachte ich hervor.
Elizabeth Lestrange wirkte weniger zufrieden, denn sie sagte: »Mach' das nie wieder. Ich hab' schon geglaubt, irgendwer ist eingebrochen und hat dich angegriffen. Dieser Stress ist nicht gut für mich.«
Nach diesen Worten schritt sie zu ihrer Kaffeemaschine.
Koffein fördert Ruhe nicht, aber gut, dachte ich, denn ich war nicht lebensmüde und würde Elizabeth auf diesen Fakt hinweisen. Vor allem nicht, nachdem sie aus ihrem Bett nach ihrer gestrigen Spätschicht gezwungen worden war.
»Was ist passiert? Was hast du gemacht?«, fragte ich Phil noch einmal.
»M-Muffins gebacken...«
»Gebacken?«
»Ja, gebacken«, bestätigte Phil ihrer Freundin, doch ich verstand Elizabeths Verwunderung - diese Kohlestücke waren weit von Muffins entfernt.
»Damit kann man wem erschlagen«, erklärte die Schwarzhaarige, als ihre Kaffeemaschine lief, sie sich auf den Barhocker ganz links setzte und zum Herd zeigte.
»Warum backst du?«, fragte ich.
»Morgen ist mein Geburtstag und ich wollte üben. Wir haben extra das Kochbuch hier mitgenommen, beim Einkaufen. Ich dachte, ich backe Muffins und ihr könnt sie zum Frühstück probieren...«
Mein Blick fiel auf das Buch auf der Küchentheke, das neben anderen Utensilien fürs Backen lag. Ich wusste nicht, ob ich Phil als dumm bezeichnen sollte, da sie geglaubt hatte, backen zu können, ohne es je einmal in ihrem Leben getan zu haben, oder ob ich es als süß empfinden sollte, dass sie aufgrund ihres Geburtstages backen wollte. Ich entschied mich dafür, dass ich Phil süß fand.
»Wir können nachher zusammen einen weiteren Versuch starten«, sagte ich und griff nach Phils Hand, »Was sagst du?«
Phil drückte meine Hand bestätigend, dann sagte sie: »Das wäre eine gute Idee, aber ich hab' vor diesen Muffins schon andere fertig bekommen. Die könnt ihr probieren und mir sagen, wie ihr sie findet. Sie sind nur etwas schwarz.«
Phil holte die etwas schwarzen Muffins von der Theke hinter sich und stellte den Teller auf die Kücheninsel.
»Ich kann in der Früh nichts essen, später«, wandte Elizabeth sich sofort heraus, weshalb ich ihr einen dunklen Blick schenkte.
Langsam wurde ich wach und als Phil mich auffordernd ansah, nebenbei viel zu süß dabei aussah, nahm ich einen Muffin in die Hand.
Ich werde schon nicht sterben, hoffentlich...
Das ging mir durch den Kopf, als ich einen kleinen Bissen vom Muffin nahm. Es fühlte sich so an, als würde ich auf Stein beißen. Meine Zähne wollten brechen, doch ich schaffte es schlussendlich, einen Bissen zu nehmen. Neben verbranntem Kuchenteig schmeckte ich einen Hauch Schokolade, doch nur einen Hauch.
»Und?«, Phil sah mich neugierig an, ihre Augen wirkten hoffnungsvoll.
»Mhmmm«, ich hustet, »etwas verbrannt, aber der nächste Durchgang wird bestimmt gut werden.«
Selbstverständlich waren meine Worte eine Untertreibung, doch das folgende Lächeln auf Phils Lippen war es wert gewesen. Ich probierte, mein Gesicht nicht zu verziehen, und fragte Phil, ob sie mir ein Glas Wasser geben könnte.
Als sie eines füllte, spuckte ich die größten verbrannten Klumpen Muffin in meine Hand und bekam einen amüsierten Blick von Elizabeth. Sie lachte mich leise aus, doch es verging ihr, als Phil meinte: »Ich weiß, du isst nicht gleich etwas in der Früh, aber du musst dann trotzdem einen kosten, Elizabeth.«, sie stellte der Schwarzhaarigen einen Muffin auf einen kleinen Teller vor die Nase.
Ich nahm mein Glas Wasser entgegen und jetzt war ich derjenige, der Elizabeth schadenfroh ansah.
Später frühstückten wir zusammen und Elizabeth hatte Phils Muffin essen müssen, mit einer ähnlichen Reaktion wie der meinen. Anschließend hatte Phil den Rest für ihren Geburtstag vorbereiten wollen. Sie hatte die Mädchen und meine Freunde eingeladen, und wir würden zusammen bei Phil feiern. Da Phil Tatzes Vorschlag, anschließend in eine Bar zu gehen, nicht angenommen hatte, hatten Krone und er beschlossen, Phil eine kleine Musikanlage zu schenken, die auch wir bei unseren Partys im Raum der Wünsche immer benutzt hatten. Gleichzeitig brachten sie alles mit, um Getränke selbst zu mixen. Und Tatzes Wunsch, einen Geburtstag in einer Bar zu feiern, der nicht sein eigener war, würde er bei Wurmschwanz versuchen durchzuziehen, da dieser am 31. August Geburtstag hatte.
Ich hatte jedenfalls schon einige Geschenke für Phil, die ich ihr morgen in der Früh geben wollte. Gleichzeitig hatte ich geplant, heute mit ihr schön essen zu gehen, doch ich hatte nicht bedacht, dass Phil sich dazu entschließen würde, sie müsste backen. Ich hoffte also, dass ich es schaffen würde, Phil aus der Küche zu bekommen, und ich hatte gegen den frühen Nachmittag sogar Erfolg, als wir es geschafft hatten, gute Muffins zu backen.
Ja, ein Wunder...
Gegen späten Nachmittag hatte ich Phil aus der Wohnung bekommen. Ich hatte geplant, dass wir uns zusammen ein Musical ansehen, denn Phil las gerade Muggel-Klassiker, die ihr gefielen. Es hatte sich ergeben, dass es heute das Phantom der Oper spielte, weswegen ich zwei Karten gekauft hatte.
Ich war nervös gewesen, dass Phil Angst vorm Konzept Theater hätte, doch ein Musical war zumindest eine sichere Wahl als ein Kino gewesen.
Schlussfolgernd hätte ich mir keine Sorgen machen müssen, denn es hatte Phil gefallen. Ich hatte in meinem Kopf gleich beschlossen, ihr einmal ein Theaterstück der Zauber-Welt zu zeigen; diese waren selbstverständlich magisch.
Nach der Show waren wir essen gewesen, später waren wir zurück zu Phil gegangen und es hatte mich gefreut, dass ihr der heutige Tag gefallen hatte. Den restlichen Abend hatten wir zusammen im Wohnzimmer verbracht, indem wir einige der gelungenen Muffins gegessen und dabei gelesen hatten.
Es war ein mehr als schöner Tag mit Phil gewesen und abermals hatte ich mich dazu entschlossen, bei ihr zu schlafen. Morgen würde ich noch einmal bei ihr schlafen, doch dann müsste ich mich wieder Zuhause blicken lassen. Meine Eltern störte es zwar nicht, dass ich oft bei Phil übernachtete, doch mich störte es, dass sie unfreiwillig aus mir herausbekommen hatten, dass ich eine Freundin hatte. Besser gesagt, ich hatte es nie komplett bestätigt, ebenfalls nie verneint.
Sie sprachen mich darauf zwar nicht an, aber es hatte mich gestört, dass dieses Thema mehr Aufmerksamkeit als meine Lykanthropie bekommen hatte. Jedoch konnte ich daran nichts ändern, wollte es eigentlich auch nicht. Ich war gerade glücklich und dieses Glück verstärkte sich, als ich neben Phil einschlafen konnte, sie in meinen Armen hielt.
Phils Sicht:
Ich befand mich im Land der Träume. Für mich war es heute schwarz, warm und flauschig. Gut, ich beschrieb nur mein Bett, wie es sich für mich anfühlte, wenn ich meine Augen geschlossen hatte.
Der Moment wurde zerstört - unterbrochen -, als ich spürte, wie die Matratze neben mir unter einem Gewicht nachgab. Anschließend spürte ich eine Hand sanft meinen Kopf streicheln. Eine Berührung, die zumindest mein Herz aufweckte.
»Phil, du musst aufstehen«, sprach Remus und kurz schlug ich meine Augen auf.
Ich entdeckte Remus, der neben mir lag. Sein Oberkörper wurde von seinem rechten Unterarm gestützt, seine linke Hand streichelte immer noch meinen Kopf.
»Warum...?«, ich schloss meine Augen wieder, hoffte, dass mich Remus vergessen würde.
»Du hast Geburtstag.«
»Sollte ich mir dann nicht wünschen dürfen, dass ich weiter schlafen will?«
»Schon, aber es ist schon halb zwölf. Auch habe ich noch keinen von deinen Geburtstagen mit dir verbringen können.«
Warum muss Remus so gute Argumente haben?
Ich mochte ihn nicht, aber zumindest behandelte er meinen Geburtstag ganz normal. Ich wusste, dass er selbst seinen Geburtstag hasste. Mir war meiner egal, wenn ich mich auch darauf freute, heute meine Freunde zu sehen.
Das Konzept eines Geburtstages verstand ich jedoch nicht. Nun, doch ich verstand es, denn man feierte, dass man geboren wurde. Man feierte, dass seine Mutter einen auf die Welt gebracht hatte, und genau dieses Konzept gefiel mir nicht. Ich wusste nämlich, dass ich kein Wunschkind gewesen war; das hatte mir meine Mutter oft im Streit vorgehalten.
»Ich mag Geburtstage nicht...«
»Da schließe ich mich dir an, aber es gibt heute etwas zu feiern.«
»Und was?«, ich klang nicht überzeugt, zusätzlich müde.
»Nun, wenn du nicht geboren wärst, könnte ich nicht bei dir sein«, Remus' Stimme klang sanft und ich spürte seinen Arm um meine Mitte, folglich wurde ich mit meinen Rücken an Remus' Brust gedrückt. So nah an ihn fühlte ich mich immer kleiner als ich war, doch auch mochte ich es. Von Remus ging eine angenehme Wärme aus und in seinen Armen drohte ich, wieder einzuschlafen. Remus bemerkte das.
»Nicht einschlafen, Phil«, sagte er, dann bekam ich einen Kuss auf meine Schulter. Haare kitzelten meinen Nacken, doch erst, als ich Remus' Lippen ebenfalls dort spürte, schlug ich meine Augen auf.
Ich bekam drei sanfte Küsse auf meinen Hals, die meinen Puls beschleunigten und meine Wangen erwärmten. Als Remus erkannte, dass meine Augen geöffnet waren, lachte er leise und ich drehte mich langsam zu ihm um.
Mein Zimmer war hell, wie immer bestehend aus den Farben Braun und Grün. Remus hatte sich bereits umgezogen und trug eine graue Stoffhose, dazu ein dunkelblaues Oberteil. Sein linker Arm lag auf meiner Mitte, doch er hob ihn an, um mir mit seinen Fingern eine Haarsträhne aus dem Gesicht zu streichen.
Remus' Blick war sanft, liebevoll und ich wurde von ihm gefesselt. Immer noch war es unwirklich für mich, dass es eine Person in meinem Leben gab, die mich wie Remus in diesem Moment ansah. Unwirklicher wurde es, als ich daran dachte, dass ich ihn mit einem ähnlichen Blick ansah.
Remus' Hand landete auf meiner Wange, sein Daumen strich sanft über meine Haut, bis er bei meinem Kinn anhielt. Remus' letzten zwei Finger landeten unter meinem Kinn, dann hob er dieses eine Spur an, um unsere Lippen zu einem kurzen Kuss zu verbinden.
»Alles Gute zum Geburtstag«, sprach Remus leise, als wir uns voneinander lösten.
»Ich will immer noch nicht aufstehen...«
»Also willst du keine Geschenke haben?«
Leider mochte ich Geschenke, war generell leicht zu beeindrucken, und mein Gesicht musste sich folglich aufgehellt haben, denn Remus' Lippen bildeten ein Lächeln. Er lachte leise, dann sagte er: »Hab' ich mir schon gedacht.«, und verband unsere Lippen zu einem weiteren, diesmal längeren Kuss. Danach musste ich jedoch wirklich aufstehen.
Nachdem ich es geschafft hatte, endlich aus meinem Bett zu kommen, hatte es Frühstück gegeben. Elizabeth hatte es mit Remus vorbereitet und immer noch fand ich interessant, dass die beiden sich vertrugen. Da Remus jedoch schon immer die Verbindung zwischen den Mädchen und den Rumtreibern für mich gewesen war, wunderte es mich nicht, dass Elizabeth ihn zuerst in ihrem Leben akzeptiert hatte.
Es war einer von Remus' Charakterzügen, den ich bewunderte, denn er kam fast mit jedem zurecht. Seine wirkliche Loyalität lag immer noch bei seinen Freunden, doch andere mochten ihn. Es war ein bisschen so, wie Mare es mir gesagt hatte, bevor ich Gefühle für Remus entwickelt hatte; man mochte Remus, freundete sich mit ihm an und vergaß dabei, dass er ein Rumtreiber war.
Die Rumtreiber-Seite in Remus zeigte sich mir gegenüber, indem er sarkastische Bemerkungen abgab, immer im Recht sein wollte, er durchgehend etwas zu planen schien und gelegentlich der ruhige Remus Lupin durch Impulsivität unterdrückt wurde. Diese Impulsivität hatte sich zum einen in Hogwarts geäußert, weil Remus immer bei den Streichen seiner Freunde mitgemacht hatte, viele davon sogar geplant hatte. Remus' Zunge war flink und ließ einen schnell glauben, dass man die dümmste Person dieser Welt war.
Ich würde jedoch nie behaupten, dass Remus' Rumtreiber-Seite nicht er selbst war, denn für mich war der ruhige Remus Lupin derselbe Remus Lupin als Rumtreiber.
Selbst ich habe zwei Seiten, musste ich daran denken, dass meine eigene impulsive, verrückte Seite schon oft für Schwierigkeiten gesorgt hatte. Jedoch, man konnte nicht behaupten, dass ich die Jungs noch nie in den Wahnsinn getrieben hatte, denn das tat ich gerne.
Streng genommen, hatte jeder Mensch mehrere Seiten, warum ich mich auf die Gegenwart konzentrierte.
In dieser hatte ich nach dem Frühstück die ersten Geschenke bekommen. Zwar war es mir unangenehm, im Mittelpunkt zu stehen, doch ich konnte nicht verleugnen, dass ich Geschenke mochte. Nun, solange sie nicht zu groß wären.
Mit Remus hatte ich bereits gestern einen schönen Tag gehabt, warum ich überrascht war, heute mehrere Geschenke von ihm zu bekommen. Gut, es waren vier Bücher unter ihnen, aber er hatte mir ebenfalls eine Pflanze geschenkt, die an der Luft überlebte. Dazu hatte er mir eine Kette mit einem blauen Stein als Anhänger geschenkt, der ihn an meine Augen erinnert hatte. Süß.
Elizabeth hatte sich am interessantesten verhalten, denn zuerst hatte sie mich verflucht, dass ich ihr zu ihrem Geburtstag etwas geschenkt hatte und sie mir jetzt ebenfalls etwas schenken müsste, anschließend hatte sie mir ein faustgroßes Geschenk vor die Nase gestellt.
In diesem hatte sich ein gläserner Würfel befunden, dessen Innenleben ein kleines Ökosystem war. Es waren echte geschrumpfte Bäume, die auf einem Hügel einen kleinen Wald bildeten, mit Wiese und Blumen. Elizabeth hatte mir erklärt, dass es ein magisches ewiges Terrarium war, das alle vier Jahreszeiten durchlebte, sogar mit Regen, Schnee und Wind.
Wieder einmal war ich überrascht gewesen, was Magie alles konnte, doch ich hatte mich sehr über die Geschenke der beiden gefreut.
Nachdem der erste Teil meines Geburtstages hinter mir gelegen war, hatte ich einige der vielen Muffins gegessen, die ich gestern mit Remus gebacken hatte. Zum Glück ging es der Küche wieder gut, aber wie hatte ich wissen können, dass Backen so schwer war? Die Schritt-für-Schritt-Anleitung im Kochbuch hatte jedenfalls sehr einfach geklungen.
Der heutige Tag war damit jedoch noch nicht vorbei, denn nachdem ich den großen schwarzen Tisch - Stühle hatte er zum Glück schon bekommen - gedeckt und in der Küche alles vorbereitet hatte, war es bereits später Nachmittag. Mit einem letzten Blick in die Wohnung hatte ich festgestellt, dass sie beinahe vollständig eingeräumt wirkte. Im Bücherregal im Wohnzimmer waren zwar noch einige Reihen leer, doch meine Pflanzen und das große abstrakte Bild neben meiner Zimmertür ließen die Wohnung fertig aussehen.
Es ist schneller gegangen, als ich angenommen habe.
Da die Ruhe jedoch immer dazu verdammt war, zu enden, war es nicht verwunderlich, dass die Wohnung bald mit den Menschen gefüllt war, die ich mochte.
»Uh, das wird Alice sein!«, freute sich Mare, als es an der Tür klopfte. Sie saß vor mir auf einem Barhocker und aß einen Muffin. Die Schwarzhaarige hatte sich schick gemacht, aber so war Mare immer.
Ich machte mich auf den Weg zur Tür und im Flur lagen bereits einige Paare an Schuhen. Neben mir waren Elizabeth, Remus, Sirius, James, Peter, Lily, Dorcas und Mare bereits anwesend. Es spielte leise Musik und die meisten hatten sich am großen Tisch versammelt. Fehlen taten nur mehr Alice, die Frank mitbrachte, Marlene und Tara. Letztere brachte heute ebenfalls ihren neuen Freund mit sich. Es war der Junge gewesen, auf dem sie schon in Hogwarts einen Stand gehabt hatte. Ich glaubte, dass er William O'Kelly hieß, aber ich war mir nicht sicher. Er war jedenfalls mit uns nach Gryffindor gegangen. Ich hatte Marlene angeboten, ebenfalls ihren Freund mitzunehmen, doch dieser war gerade im Urlaub.
»Phil!«, kam es plötzlich im Chor, als ich die Tür öffnete, anschließend wurde ich erdrückt. Nicht nur von Alice, auch von Marlene.
»Luft, Luft...«, bat ich, dann wurde ich losgelassen und blickte den beiden entgegen. Sie lächelten mich an, doch es war noch nicht zu Ende mit den Umarmungen.
Tara Summer war ebenfalls anwesend und umarmte mich darauf, mit den Worten: »Alles Gute, Phil.«
»Danke«, meinte ich verlegen, dann umarmte mich Frank Longbottom zur Begrüßung. Taras Freund gab mir die Hand und ich hatte mich korrekt an seinen Namen erinnert, als er sich mir vorstellte.
Jetzt hast du es hinter dir, sprach ich mir gut zu, als ich jeden meiner heutigen Gäste begrüßt hatte.
Zwar war mir inzwischen die Nähe zu Menschen nicht mehr unangenehm, doch ich mochte sie nicht. Nur bei Remus oder wenn ich traurig war.
»Naaa?«, fragte Dorcas, als sie lachend in den Flur kam und alle begrüßte. Im Gegensatz zur schicken Mare, die ein dunkelblaues Kleid trug, hatte sich Dorcas für eine Jeanshose und ein schwarzes Shirt entschieden, das im Bund ihrer Hose war. Ihre braunen Haare befanden sich in zwei geflochtenen Zöpfen auf ihrer Kopfhaut und gerade erdrückte sie Marlene. Taras neuer Freund wurde ebenfalls erdrückt.
Er war ein normaler Junge, mit kurzen dunkelbraunen Haaren und hellbraunen Augen. Sein Gesicht war von der runden Sorte, aber sein breites Lächeln brachte viel Ausdruck in dieses. Seine Familie kam aus Irland, weswegen er einen Akzent hatte, und er schien ein fröhlicher, aufgeschlossener Mensch zu sein, da er nach wenigen Sekunden bereits mit Dorcas über Quidditch sprach.
»Du hast eine schöne Wohnung«, sagte Alice zu mir, als wir im Wohnzimmer ankamen. Auch die anderen Neuankömmlinge stimmten ihren Worten zu und Marlene fragte: »Und wie fühlt es sich an, in einer eigenen Wohnung zu wohnen?«
»Schön«, meinte ich, »Ich hatte noch nie ein wirkliches Zuhause, und es ist irgendwie seltsam, dass das alles mir gehört.«
Ich lächelte etwas verlegen, doch meine Freundinnen wussten, dass ich keine schöne Kindheit hatte. Marlene und Tara wussten zwar nicht, wie die anderen, dass ich ein Werwolf war, aber sie wussten, dass meine Mutter tot war und ich deswegen über die Sommerferien in Hogwarts gelebt hatte.
Nur Remus kennt die komplette Wahrheit, dachte ich daran, dass Sirius, James, Peter und Lily zwar von meiner Vergangenheit als voller Werwolf im Verbotenen Wald wussten, doch nur Remus hatte ich erzählt, dass meine Mutter meinetwegen gestorben war.
Elizabeth wusste mehr als Mare, Dorcas und Alice, doch selbst ihr hatte ich noch nicht alles erzählt. Ich wollte Elizabeth mehr erzählen, aber ich spürte, dass wir mehr Zeit benötigten, um uns gegenseitig von unserer kompletten Kindheit zu erzählen.
»Wie geht's dir mit deinen zwei Mitbewohnern? Zwei muss man ja schon fast sagen, hihi«, Marlene kicherte, als sie einen Arm um meine Schulter legte. In meinen Briefen hatte ich den Mädchen selbstverständlich erzählt, dass ich meinen Sommer größtenteils mit Elizabeth und Remus verbrachte.
Mein Blick fiel folglich auf die beiden. Sie saßen am Tisch und Elizabeth sah so aus, als würde sie am liebsten alle Personen vor ihr ermorden. Remus neben ihr versuchte, ihre innere Anspannung zu verkleinern, indem er ihr irgendeine Geschichte, oder unnötige Fakten erzählte. Elizabeth sah ihn nämlich folglich so an, als würde sie ihn mit dem Silencio verhexen wollen.
Dennoch, ich müsste Remus nachher danken, dass er probierte, sich mit Elizabeth zu verstehen. Sonst hatte sie nur Kontakt zu Sirius gehabt, der jedoch gerade nicht zu sehen war, nun vorerst.
»Marlene!«, kam es nämlich schon.
Aus meinem offenen Zimmer schritten Sirius und James heraus und wahrscheinlich hatten sie frische Luft auf dem Balkon geschnappt. Graue Augen waren auf Marlene gerichtet, der ich keine Antwort gegeben hatte, doch meine leicht erröteten Wangen, als ich an Remus gedacht hatte, waren für die Blondine Antwort genug gewesen.
»Sirius«, begrüßte Marlene und ließ von meiner Schulter ab.
»Du wirst auch jeden Tag hübscher, McKinnon«, schmeichelte sich Sirius ein, als er Marlene zur Begrüßung umarmte. Eine Umarmung, die lachend erwidert wurde.
Anschließend begrüßten James und Sirius die Neuankömmlinge, wobei Mare und Lily sich uns anschlossen und ihre Freundinnen begrüßten. Sofort entstanden die unterschiedlichsten Gespräche und ich führte alle weiter in die Wohnung hinein. Als jeder Platz gefunden hatte, holte ich frische Getränke, wobei Dorcas mich begleitete.
»Weißt du, ich kann immer noch nicht glauben, dass Hogwarts vorbei ist«, meinte sie, als sie sich gegen die Küchentheke lehnte und mich beobachtete.
»Ich auch nicht«, erwiderte ich, dann fragte ich: »Ziehst du das mit Quidditch durch?«
»Ich werd's probieren«, Dorcas grinste breit, wobei ihre weißen Zähne zum Vorschein kamen, »Ich mein', in die englische Nationalmannschaft zu kommen, das wär' schon 'was Tolles. Stell's dir vor, Phil: Dorcas Meadowes in einem großen Stadion, in den Farben Englands gekleidet, geht in die Geschichte als die beste Jägerin aller Zeiten ein. Das hat schon 'was, hach...«
Während sie gesprochen hatte, hatte sie eine Heldenpose eingenommen. Ich konnte nicht anders, als zu grinsen.
Ja, Dorcas wird für immer Dorcas bleiben.
»Ich glaub', dass du es schaffen wirst«, sagte ich schließlich.
»Wir werden sehen, Phil.«, sie drückte meine Schulter, dann half sie mir, einige Flaschen frisch gekühltes Butterbier zum Sofatisch zu tragen.
In diesem Moment stieß auch Peter wieder zu uns, der gerade im Badezimmer gewesen war, und Sirius winkte ihn zu sich. Er hatte es sich auf einem braunen Sofa gemütlich gemacht, neben ihm James, der Lily auf seinen Schoß gezogen hatte. Sie lachte James gerade an und er bekam einen Kuss von ihr.
Während ich die Butterbierflaschen abstellte, ging ich nach hinten zu Remus und Elizabeth. Diese spielten ein Kartenspiel und ich stellte mich hinter Remus, der links am Tisch saß, in seinem Rücken die Fenster. Jetzt waren sie in meinem Rücken und der Himmel hatte bereits einen Ton von Grau angenommen.
Es spielte leise Musik und während ich meine Hände auf Remus' Schultern legte, blickte ich nach vorne. Ich ließ den Moment auf mich wirken, genoss ihn. James, der mit Lily lachte, dazu Sirius und Peter. Zweiterer trank ein Butterbier, während Sirius Marlene über ihren Freund ausfragte und währenddessen behauptete, dass er selbst die beste Person dieser Welt war. Marlene ließ sich auf die Stichelei ein, gewann sie auch, als sie Sirius auf seine Beziehungsängste hinwies und bestätigendes Lachen der anderen bekam. Mare und Dorcas standen an der Wand gelehnt und lachten ebenfalls. Alice saß mit Frank, Tara und William bei den anderen, die Taras Freund freundlich aufnahmen.
Die Mädchen schienen endlich ihre Rivalität mit den Rumtreibern beendet zu haben, und es war schön, sie zusammen zu sehen. Es herrschte eine ausgelassene Stimmung.
»Woran denkst du?«, fragte Remus, als er sich im Stuhl nach hinten lehnte und meinen rechten Handrücken streichelte.
Ich blickte nach unten in seine grünen Augen, meinte: »Dass der Moment gerade schön ist. Gleichzeitig habe ich das Gefühl, als müsste ich ihn genießen, weil es nicht für immer so bleiben wird.«
Als wäre unsere Zukunft dazu verdammt, dunkel zu werden...
Das sprach ich nicht aus, denn ich wollte das Hier-und-Jetzt wertschätzen. In diesem sagte Remus: »Du solltest den Abend genießen. Immerhin hast du Geburtstag.«
»Stimmt«, erwiderte Elizabeth und stand neben mir auf, »und so sehr ich diese Tage nicht mag, muss es das folgende Ritual geben. Du hast jetzt schon mein Beileid, Phil.«
Ich wollte Elizabeth fragen, was sie mit ihren Worten meinte, doch sie setzte sich in Bewegung. Bei den anderen angekommen, erhob sich Lily plötzlich und ging zusammen mit Elizabeth in ihr Zimmer. Ich erinnerte mich, dass Lily bei ihrer Ankunft mit Elizabeth getuschelt hatte, und ahnte Schlimmes.
»Remus, was wird das?«
»Keine Ahnung.«
Das war definitiv eine Lüge gewesen und ich wollte Remus weiter bedrängen, doch dann stand dieser auf. Er nahm mein Gesicht in seine Hände, gab mir einen kurzen Kuss, dann fragte er, mit funkelnden Augen: »Was ist ein Geburtstag ohne Torte?«
Wie aufs Stichwort kamen Elizabeth und Lily aus dem Zimmer und Lily trug eine große blaue Torte, mit entzündeten Kerzen zu mir. Elizabeth hielt ihr die Tür auf und schloss sie hinter sich.
»Nein...«, wimmerte ich leise, doch mein Hilferuf wurde nicht erhört, denn meine Freunde waren Verräter.
Im nächsten Augenblick begannen sie alle, für mich zu singen. Ich wollte mich hinter Remus verstecken, aber dieser hielt mich an meiner Hüfte fest.
Meine Wangen wurden rot und als sie fertig gesungen hatten, musste ich die Kerzen auspusten. Ich bekam weitere Glückwünsche und während Lily mich umarmte, lachte sie, als ich sie eine Verräterin nannte. Sie hatte die Torte besorgt und sich mit Elizabeth verschworen. Jedoch, lange konnte ich ihr nicht böse sein.
Nach den Glückwünschen gab es Geschenke, darauf wurde mein Geburtstag bis in die Nacht gefeiert. Ich genoss es, denn was ich jetzt noch nicht wusste, war, dass meine Vermutung Realität in Zukunft wäre. Das hier war einer der friedvollen Momente mit all meinen Freunden beisammen gewesen, bevor die Dunkelheit über uns hereingebrochen war.
***
Hallo, ich wollte mich einmal kurz melden :)
Im nächsten Kapitel geht es wieder kurz in die Gegenwart und zu diesem Punkt wollte ich fragen, wie ihr das seht. Wollt ihr es weiterhin so belassen, dass es nach einigen Kapitel in die Gegenwart geht, oder wollt ihr mehr Zeit dazwischen?
Ich gebe ja in der Gegenwart einiges preis, was in der Vergangenheit auf die Charaktere zukommt. Wollt ihr das, oder nehmt euch das Spannung heraus?
Oder, gibt es euch mehr Spannung, weil es kleine Easter-Eggs sind?
Da würde mich eure Meinung noch interessieren!
(Natürlich habe ich meinen eigenen Plan, aber ich kann immer noch etwas verändern)
Update: Die Vergangenheit ist entfernt worden. Nur wenn sich jemand ab 13. Oktober 2024 wundert XD
Zu diesem Anlass wollte ich mich noch kurz bei jedem Bedanken, der dieser Ff Sternchen und Kommis gibt. Generell danke, dass sie überhaupt gelesen wird^^
Großes Danke an: KaninchenHanni, RandomRawenclawGirl, Jeffkeephie und joelle012794
Ich freue mich auf Rückmeldungen!
❤️❤️❤️❤️❤️❤️❤️❤️❤️❤️❤️❤️❤️❤️❤️
Liebe Grüße
RaVen
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